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Nr. 180. 27. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dounerstag, 4. Auguſt 1910.

Partei- Angelegenheiten.

I festgestellt gilt also dem Gericht, daß Lotte über Gebühr gee Unter sein eigenes Fuhrwerk gestürzt und schwer verletzt 1züchtigt worden war, als festgestellt auch, daß Felkin sie auf wurde der Kutscher Erwin Lotschinski aus der Reinickendorfer  ben falten Treppenflur wies. Aber den Ausdruck bru- Straße. 2. hatte mit seinem Fuhrwerk die Scharnweberstraße tal" empfindet das Gericht als zu scharf und daher beleidigend. passiert; bei einem Ruck, der durch einen ausgerissenen Pflasterstein Zehlendorf  ( Wannseebahn  ). Sonnabend, den 6. d. M., abends Straffrei blieb Frau N. nur aus den Gründen, die schon oben er- hervorgerufen wurde, stürzte 2. vom Bock herunter und kam 8 Uhr, findet bei Wilh. Mieck eine Voltsversammlung für Männer wähnt wurden. Sie hatte, indem sie ihr Kind schützen zu sollen unglücklicherweise unter die Räder des schweren Fuhrwerks zu und Frauen statt. Landtagsabgeordneter Ströbel spricht über glaubte, ein berechtigtes Interesse gewahrt, und das Gericht nahm liegen. Das rechte Bein wurde dem bedauernswerten Manne die politische Lage. Es wird ersucht, für recht regen Besuch der Ver- an, sie habe nicht beleidigen wollen, sondern sei überzeugt gewesen, fast vollständig zermalmt. Passanten nahmen sich des Schwer­fammlung zu sorgen. Ferner findet am Freitagabend von allen daß das Kind, das frierend heimtam, brutal behandelt worden verletzten an und schafften ihn nach dem Krankenhaus. Bezirken eine wichtige Flugblattverbreitung statt. Der Vorstand. sei. Nebenbei bemerkt: die Ansicht der Frau K. von der Ueber­Brit- Buckow. Die Leser der Bibliothek des Wahlvereins Brig mäßigkeit der Züchtigungen und der Schonungsbedürftigkeit des die Eisenbahnverwaltung auf der Berliner Stadtbahn die bis­Gasglühlicht für die Stadtbahnzüge. Wie gemeldet wird, will werden ersucht, ihre Bücher bis Sonnabend, den 6. August, wegen Kindes stützte sich nicht nur auf eigene Eindrücke, sondern vorherige Beleuchtung durch Gasglühlicht ersehen. Nach langen Ver­Inventur und lebergabe zurüdzugeben. Die Bibliothek bleibt dann allem auch auf Aeußerungen des Arztes. Von ihm und seinen suchen soll es jetzt gelungen sein, eine Gasglühlichtlampe zu kon­auf 14 Tage geschlossen; der regelmäßige Bücherwechsel findet dann dem Gericht vorgelegten Attesten sagt das Urteil kein Wort. wieder am Sonnabend, den 20. August von 8 bis 10 Uhr abends Die Schuldeputation kann aus dem Ausgang dieses Prozesses struieren, deren Glühstrümpfe auch starken Erschütterungen im bekannten Lokal statt. Die Bibliothekkommission. ersehen, daß sie besser daran getan hätte, die Widerstand leisten. Ein Teil der neuen Lampen wird mit Vor­Mutter lieber nicht auf die Anklagebant zu brin- richtungen versehen werden, die das Anzünden und Auslöschen vom Wageninnern aus ermöglichen. gen. Zu beantworten ist noch die Frage, was nach den Fest­ftellungen des Gerichts nun die Schuldeputation gegen den Rektor Bostschaffner Bergmann als Sänger. Der Postschaffner Berg­und gegen die Lehrerinnen tun wird. Ist sie zu der Meinung be- mann, der die 50 000 m. unterschlagen hatte, hatte, wie gemeldet kehrt worden, daß auch auf seiten der Lehrenden doch Uebergriffe wird, die Absicht, sich zum Sänger auszubilden. Er hatte sich beim vorliegen, die sie nicht ungerügt hingehen lassen darf? Infor- föniglichen Opernhaus gemeldet als Chorfänger und ist für den miert ist die Schuldeputation bereits seit Ende Dezember vorigen 4. August zur Probe bestellt worden. Nunmehr wird der Sanges­Jahres, wo Frau K. durch Beschwerde ihr Kenntnis gab. Frau. kundige der Einladung wohl nicht Folge leisten können. erhielt aber den Bescheid, daß die einzelnen Beschwerdepunkte Zu dem Totschlag in der Danziger Straße, dem der alte starte Uebertreibungen enthalten und daher als begründet nicht Händler Kaberowski zum Opfer fiel, wird mitgeteilt, daß es noch erachtet werden können". Auch wurde wegen ihrer schroffen nicht gelungen ist, den Täter zu fassen. Die Nachforschungen nach Stellungnahme zur Schule" das Kind mitten im Vierteljahr( im ihm sind dadurch erschwert, daß der wichtigste Zeuge, der neben Februar) einer anderen Schule zugewiesen. Dazu kam dann noch Kakerowski in der Danziger Straße auf der Ruhebank saß, als die Anzeige wegen Beleidigung des Rettors. Hiermit kann jekt der Täter herankam, dem Händler die Zigarrentiste entriß und ihn doch unmöglich die Sache für die Schuldeputation erledigt sein. niederschlug, noch nicht bekannt ist. Weiter ist auch der Schirm­griff noch nicht gefunden worden, mit dem der alte Mann ges schlagen worden ist. Er wurde von einem Finder achtlos wieder weggeworfen. Es ist ein schwarzer, polierter blanker Griff, der wahrscheinlich aus Rüsterholz gearbeitet ist.

Schenkendorf bei Königs- Wusterhausen  . Am Sonntag, den 7. Gugust, veranstaltet der hiesige Wahlverein sein diesjähriges Bolksfest im Lokale von Bätsch. Nachmittags 3 Uhr Ausmarsch nach dem Festplatz, daselbst Konzert, Kinderspiele und Kinderbeluftigungen. Abends Tanz. Genossen und Freunde ladet freundlichst ein

Das Komitee.

Rüdersdorf  - Kalfberge. Am Sonntag, den 7. August, nach mittags 3 Uhr, findet im Restaurant Innungshaus"( Inhaber E. Mißler), Schulstr. 45, eine öffentliche Versammlung für Männer und Frauen statt. Auf der Tagesordnung steht: 1. Vortrag des Stadtberordneten Dwell- Lichtenberg über:" Treue, Fleiß und Bflichtgefühl, nach einer Rede des königlichen Bergrates". 2. Freie Diskussion. Bahlreichen Besuch erwartet Der Einberufer.

wird.

Berliner   Nachrichten.

überwiesen.

Droschentage und Stadtgrenze. Bom Polizeipräsidenten ist eine Polizeiverordnung für den Landespolizeibezirk Berlin   erlassen worden mit Geltung vom 15. August d. J., wonach die Droschken­futscher verpflichtet sind, auch Fahrten nach dem Restaurant Hunde­fehle im Grunewald, nach der nördlich vom Kaiserdamm belegenen Grunewald- Rennbahn, nach der Trabrennbahn Ruhleben und nach dem neuen Rigdorfer Krankenhaus an der Rudower Chaussee anzunehmen und zu der üblichen Tage auszuführen. Auch wird der Landrat des Kreises Teltow   durch seine Polizeiorgane die Berliner   Droschtentutscher, welche auf den Halteplägen der genannten Rennbahnen Aufstellung nehmen, dazu anhalten, Fahrten nach Berlin   zu derselben Tage anzunehmen.

Kinder in Kinematographentheatern. Für den Stadtkreis Berlin   ist jetzt folgende Polizeiverordnung in Kraft getreten: Kinder unter 14 Jahren dürfen während der öffentlichen Vor­führungen in den Kinematographentheatern nach 9 Uhr abends, auch wenn sie in Begleitung Erwachsener sind, nicht geduldet werden. Uebertretungen dieser Bestimmung werden, sofern nicht nach anderweiten Vorschriften eine höhere Strafe angedroht ist, mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder im Unvermögensfalle mit verhältnis­mäßiger Haft bestraft."

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Ein schwerer Straßenbahnunfall hat sich gestern vormittag in der Prenzlauer Allee zugetragen. An der Ecke der Saarbrüder Straße versuchte gegen 10 Uhr die verwitwete 77jährige Rentiere Johanna Landschap aus der Zionskirchstr. 8 unmittelbar vor einem herannahenden Straßenbahnwagen der Linie 61 das Gleis zu überschreiten. Die alte Dame wurde umgestoßen und geriet unter den Vorderperron. Sie erlitt eine klaffende Kopfwunde, einen Bruch des rechten Armes, sowie schwere innere Verlegungen und wurde in sehr bedenklichem Zustande nach dem Krankenhause im

Zu dem Artikel Die Armendirektion als Rentenempfängerin" in der Dienstagnummer des Vorwärts" wird uns geschrieben: Es ist richtig, daß für Personen, die sich in Siechen- oder Frren­pflege der Stadt Berlin   befinden, Invalidenrentenanträge direkt seitens der Armendirektion gestellt werden. Bei Siechen fällt die Begründung nicht schwer. Der von den zuständigen Jrrenärzten man aber doch sehr steptisch gegenüberstehen. An sich schadet es bescheinigten Invalidität" gewisser Jrrenanstaltspatienten muß gewiß nichts, daß auf diese Weise die Invalidenversicherungsorgane zur Hergabe von Rente gezwungen werden. Hier versagt nämlich selbst die Rentenablehnungskunst der versicherungstechnischen Vers trauensärzte, die über das Gutachten der Jrrenärzte nicht hinweg tönnen. In weitesten beteiligten Kreisen empfindet man es aber als ungerechtigkeit, daß viele Hunderte von Gewohnheitstrinfern, ausgenüchterten Zustande noch arbeiten können, sondern auch die als Stammgäste der Irrenhäuser gelten, aber nicht bloß im wirklich noch recht erhebliches leisten, ohne Schwierigkeiten die Invalidenrente durch Vermittelung der Frrenärzte zugebilligt er. halten, während ungezählte Taufende von geistig gefunden Menschen, die tatsächlich invalide im Sinne des Gesetzes sind, durch bas bekannte System der Versicherungsinstanzen und Vertrauens ärgte abgewiesen werden. Den Vorteil hat auch hier wieder die Stadt, die die Rentenbewilligung mit einer sozialen Wertschäzung, wie sie auch sonst den Geisteskranten gegenüber in Unterstütungs­sachen zu wünschen wäre, stets durchzudrücken versteht, um nur ganz geringe oder gar keine Armenunterstüßung zahlen zu brauchen, wenn der zeitweise unzurechnungsfähige Trinter entlassen ist. Diejenigen Fälle, in welchen entlassene Geisteskranke die Zahlung der vollen Invalidenrente oder doch des größten Teiles derselben neben der üblichen Armenunterstützung durchgesetzt haben, find ziemlich selten. Gewöhnlich zieht die Stadt die Rente ein und zahlt eine etwas höhere Armenunterstützung. Der entlassene Geistestrante gilt dann also draußen nicht als Rentenempfänger, sondern als Almosenempfänger. Selbstverständlich wird die Rente auch während der Verpflegung in der Anstalt von der Stadt er. hoben und einbehalten. Würde dem als start gebessert entlassenen Trinker die aufgesammelte Invalidenrente in entsprechend vor. fichtiger Form zugänglich gemacht, so wäre er dadurch vielleicht imstande, sich eine neue Existenz zu gründen und von der Alkoholsucht ganz loszukommen. Jetzt vegetieren diese Leute bloß, da ja der Makel des Irrenhauses ihnen überall nachläuft und sie als Almosenempfänger selten oder nie wieder auf einen grünen Zweig kommen.

Doppelselbstmord eines dänischen Liebespaares. In einem Zimmer des Hauses Chausseestraße 115 erschoß gestern nacht der 36 Jahre alte Rentier und dänische Leutnant der Reserve Paul Junter seine So fördert" man den Frieden zwischen Schule und Familie! noch nicht zwanzigjährige Geliebte Erna Brusendorff und dann sich Durch nichts werden so leicht die guten Beziehungen zwischen selbst. Das Liebespaar stammt aus Kopenhagen   und kam vor etwa Schule und Familie gestört, wie durch das leidige Prügelrecht. sechs Wochen nach Berlin  . Junker, der früher Gutsbesitzer war, Schon mancher böse Busammenstoß zwischen Eltern und Lehrenden brachte seine Geliebte zu einer Hebamme in der Invalidenstraße, ist dadurch herbeigeführt worden, daß die Schule allzusehr sich ihres wo sie vor vierzehn Tagen einem Knaben das Leben schenkte. Vor­Brügelrechts bewußt gewesen war. Der Zwist wird meist noch gestern verließ das Mädchen das Heim, während ihr Kind dort in berschlimmert, wenn auf Beschwerden der Eltern die Schul- Pflege zurückblieb. Junker hatte inzwischen an mehreren Stellen verwaltung eine kurz ablehnende Antwort gibt, die sich auf eine gewohnt, zulegt hatte er ein möbliertes Zimmer im ersten einseitige Untersuchung stüßt. Nicht selten hält die Schulver- Stod des Hauses Chausseestraße 115 inne. Seiner Wirtin Friedrichshain   übergeführt. waltung es sogar für nötig, das Gericht mobil zu machen hatte er geschäftliche Gründe Gründe für seinen Aufenthalt in gegen einen Vater oder eine Mutter, die in der Erregung ein Wort zuviel fagten. Derartige Pro- Berlin angegeben. Seit Dienstag hielt sich auch das junge Mädchen sesse sind geeignet, der Schule schwersten Schaden zu bringen. Die besuchsweise dort auf. Gestern vormittag erhielt der Vorstand des Schule tann wirklich nichts dabei gewinnen, auch wenn ein Pro- 7. Polizeireviers einen Brief, worin das Liebespaar seinen Doppel­zez damit endet, daß die Beleidigung mit harter Strafe geahndet selbstmord mitteilte. Als die Polizei das verschloffene Zimmer öffnen ließ, fand man die junge Mutter tot im Bette mit einer Manchmal endet aber so ein Beleidigungsprozeß damit, daß Schußwunde in der rechten Schläfe. Junker Tag mit einer Schuß dem Vater oder der Mutter, die von der Schulverwaltung allzu wunde in der Brust leblos auf dem Fußboden. Auf dem Tische geschwind auf die Anklagebant gedrängt wurden, Freisprechung gewährt werden muß. Kürzlich hat die Schuldeputation der Stadt fand man einen Brief an seinen Bruder in Kopenhagen  . In dem Berlin   in ihrem Strafverfolgungseifer einen Mißerfolg gehabt, Brief an die Polizei war kein Grund für die Tat angegeben. Man aus dem sie einiges lernen könnte. Der Gemeindes ch u l- vermutet aber, daß Junker in Dänemark   verheiratet war und das rettor Felin, Leiter der 91. Mädchen Gemeinde- Mädchen überredet hat, mit ihm zu sterben. Nach Mitteilungen des schule( Gneisenaustraße), fühlte sich beleidigt durch eine Mädchens an die Hebamme war sie die Tochter begüterter Eltern Frau K., deren Tochter Lotte seine Schule besuchte. Frau K. aus Aarhus  . Die Leichen des Liebespaares wurden dem Schauhause Hatte ihm vorgeworfen, daß von ihm ihre Tochter brutal" be handelt worden sei. Schon früher hatte Frau K. sich über die Behandlung beklagt, die ihrer Tochter in der Schule des Herrn Felzin widerfahren war. Das Merkblatt für prügelnde Lehrer und Lehrerinnen, das die Schuldeputation selber vor etlichen Jahren der Lehrerschaft gewidmet hat, äußert sich dahin, daß nach dem Urteil namhafter Pädagogen in Mädchenschulen förperliche Strafen am besten vollständig unterbleiben". Diese Mahnung hat nicht gehindert, daß in Mädchen- Gemeindeschulen Berlins   nach wie vor geprügelt wurde und wird. Auch in der 91. Schule wurde weiter geprügelt, und so bekam auch die achtjährige Lotte K. ihre Schläge von einer 2ehrerin Wegener, die mit ihren Schülerinnen nicht ohne Prügel fertig werden zu können meinte. Lotte, die von der Lehrerin mit der Hand gegen den Kopf und mit dem Stock über die Hand geschlagen worden war, wurde von der Mutter einem Arzt zugeführt. Dieser nahm eine Untersuchung bor   und bescheinigte folgendes Ergebnis:" Die rechte Ohrmuschel ist blaurot verfärbt, besonders am Rande und der hinteren Fläche. Vor dem linken Ohre erscheint die Schläfengegend leicht gerötet und gedunsen. Die Prüfung der Hörfähigkeit ergibt auf dem linken Ohre hochgradige Schwerhörigkeit, auch laute Worte werden nicht vernommen. Ueber dem linken Handgelenk Rötung und An­schwellung." Frau St. wandte sich mit einer Beschwerde an den Rektor Felzin, fand aber bei ihm keineswegs das Entgegenkommen, das sie erivartet hatte. Als Fräulein Wegener zu ihr in die Zu der Verhaftung des Rektors Bock wird weiter gemeldet, Wohnung gelaufen kam und bat, feine weiteren Schritte zu tun, ließ Frau N. die Sache ruhen. Später wurde Lotte auch von den daß bei der Vernehmung von Schülerinnen und ehemaligen Lehrerinnen Tertor und Keyfer geschlagen, die gleichfalls die Schülerinnen bis auf den Jahrgang 1900 zurüdgegriffen wurde. Alle bekundeten übereinstimmend, daß der Rektor die körperlich Die Sucht der städtischen Organe, sich schablos zu halten, geht, Brügelstrafe als Erziehungsmittel benutzen, und einmal griff auch entwickelten Mädchen besonders bevorzugt habe. Ueber sein Ver- wie in dem Dienstagartikel ſchon kurz erwähnt, auch so weit, bei Rektor Felin selber gegen das Kind zum Stock, weil es so erklärte er auf eine Beschwerde sich unruhig gezeigt hatte. halten seinen Lieblingen gegenüber waren bei den Schülerinnen Insassen der Pflegeanstalten gefundene Geldbeträge, selbst ganz Dan begreift, daß nach solchen Vorkommnissen die Erregung der sowie den Lehrern allerlei Gerüchte im Umlauf. Wenn er abends geringfügige Summen, einzubehalten. Dieses Recht, das an sich Mutter immer mehr steigen mußte. Es folgte dann eine Schar- nach Beendigung des Turnunterrichts die Mädchen in seinem Amts- nicht bestritten werden kann, wird rigoros übertrieben. Man lacherkrankung, durch die das Kind dem Unterricht längere Zeit immer empfing, feien die Fenstervorhänge zugezogen gewesen. nimmt Trinkern, die immer wieder nach der Anstalt kommen, ferngehalten wurde. Lotte galt nach ihrer Genesung dem Arzt Die Eltern der Schülerinnen, die als Opfer in Betracht kommen, die wenigen Mart fort und entläßt sie ohne jede Hilfe. Dieses als noch schonungsbedürftig, und er empfahl der Mutter( wie er haben in keinem Falle von den Verfehlungen des Rektors etwas System ist sogar soweit ausgedehnt worden, daß Anstaltspatienten ihr aus Anlaß des Beleidigungsprozesses nachträglich durch schrift erfahren. Wie weiter mitgeteilt wird, soll sowohl der Geist das Geld, welches sie im Anstaltsbetriebe sich verdient und au liches Attest bestätigt hat), das Kind im Hinblick auf die iche als auch eine& ehrerin die Schülerinnen wiederholt sammengespart haben, bei günstiger Gelegenheit fortgenommen empfindliche Körperkonstitution besonders in acht gewarnt haben, das Amtszimmer des Rektors auf seine Ein- worden ist. Unter solchen Umständen werden die für Aerzte und zu nehmen, z. B. auch gegen Erkältung zu schüßen. Am ladung zu betreten. Wenn das zutrifft, fo muß angenommen Beamte arbeitenden Kranken nur noch mutloser und geben schließ­14. Dezember 1909 ging Lotte wieder zur Schule, am folgenden werden, daß der Geistliche sowohl wie auch die betreffende Lehrerin lich die Hoffnung auf, durch Ersparnisse sich vom Anstaltsleben Tage aber, einem falten Wintertage, kam sie während der Unter- bon dem Treiben einige Kenntnis hatten, und es wäre eigentlich freizumachen. Daß aber der ohne Wohnung und ohne Geldmittel richtszeit nach Hause gelaufen und meldete, der Rektor habe, um ihre Pflicht gewesen, der Sache näher auf den Grund zu gehen. entlassene Batient nach wenigen Tagen oder Wochen wieder reif fie für unruhiges Verhalten zu strafen, sie auf den Flur ge- Außer dem einen Zimmer, das er neben seinem Amtszimmer zum sein wird für die Anstaltspflege, bedarf keiner Frage. stellt, und dort habe sie gefroren. Daraufhin ging Frau R. ermittelt. Den Mädchen, an denen er sich vergangen hatte, hat that ereignet. Mit einem neuen Farman- Apparat, der erst vor. Empfange der Kinder eingerichtet hatte, wurde noch ein zweites Ein Unfall hat sich gestern früh auf dem Flugplak Johannis. unverzüglich mit dem Kinde zum Rektor, nannte folche Behandlung er außer den bereits genannten Stellen auch Freistellen aur gestern nach einem glänzenden Probefluge Jeannins zur Ab brutal" und forderte sofortige Umschulung. Die Folge dieses Ausbildung als Lehrerinnen oder an erregten Wortwechsels war die erwähnte Beleidigungs- Sandelsschule verschafft. In einem Falle soll er einer auf, der damit seinen ersten Flug unternahm. Er ging sofort bis berlieferung gelangt war, stieg gegen 9 Uhr Oberleutnant Hanslinger lage gegen die Mutter, die vorher so bereitwillig der Lehrerin Beugin, die eine polizeiliche Vorladung zur Vernehmung zu er- zu einer Höhe von 40 Metern empor, nahm dann ziemlich sicher berziehen hatte. In der Verhandlung vor dem Amtsgericht Berlin   warten hatte, zu bestimmen versucht haben, vor ihrer Vernehmung und elegant die Kurve und ging nach einigen Minuten zur Erde Tempelhof trat Reftor Felbin als Zeuge gegen Frau K. auf, und sich bei ihm Rat zu holen und nichts auszusagen von dem, was nieder. Bei der Landung stieß der Apparat jedoch so heftig auf, der Staatsanwalt beantragte 10 M. Geldstrafe; das Gericht er­fannte aber auf Freisprechung, weil Frau K. in Wahr  - zwischen ihr und dem Rektor vorgekommen sei, benn er sei ja nur daß er teilweise zertrümmert wurde. Die Propeller und das ihr väterlicher Beschützer gewesen. nehmung berechtigter Interessen gehandelt und keine Tragegestell wurde erheblich beschädigt. Oberleutnant Hanslinger Beleidigung beabsichtigt habe. Die Staatsanwaltschaft legte zu- Raubanfall in der Jungfernheide. Ein Raubanfall ist in der selbst tam glücklicherweise mit einigen leichten Hautabschürfungen nächst Berufung ein, um womöglich doch noch eine Bestrafung Jungfernheide ausgeführt worden. davon. Der Fabritarbeiter Adolf burchzudrücken, doch befann sie sich hinterher eines Besseren und Der neue Spielplan des Apollo- Theaters bietet wiederum ein zog die Berufung zurüd. Das somit rechtskräftig gewordene Ur- Webers, Blumenstr. 7 wohnhaft, hatte in einem Lokal an der Müller­teil, das uns jetzt in schriftlicher Ausfertigung vorliegt, sagt über straße mehrere Glas Bier getrunken und dabei ein Portemonnaie auserlesenes Programm. Auf dem Gebiete der Dressur tritt neben Berzinas guten Leistungen Mademoseille Juliette mit einer die dem Kind widerfahrene Behandlung:" Hiernach stellte das Ge- aus der Tasche geholt, das 300 M. enthielt. Dies wurde von jungen breffierten Seelöwengruppe auf. Unter ihrer Zeitung zeigen sich richt fest, daß das Kind in der Schule offenbar eine strenge Er- Burschen beobachtet, und als W. später die Gastwirtschaft verließ, die Tiere als Jongleure und Equilibristen mit einer erstaunlichen ziehung genosin bat, die vereinzelt zu einer Büchtigung über Ge- folgten ihm die Unbekannten. Beim Durchqueren der Jungfernheide Geschicklichkeit. Allerdings verlangen sie als Lohn für ihre Lei­bühr führte, doch waren diese vereinzelten Versehen nicht geeignet, erhielt er plöglich einen wuchtigen Schlag über den Kopf, daß er zu stungen in möglichst kurzen Abständen die nötigen Fische, die die Handlungsweise des Schulleiters als eine brutale hinzustellen. Boden taumelte. Im nächsten Augenblick fielen hinterrüds einige ihnen von ihrer Herrin bereitwilligst verabfolgt werden. Neue Mag die Angeklagte in dem Augenblick, als sie diesen Vorwurf junge Leute über W. her, traten mit den Füßen auf ihn ein und träfte sind auch auf dem Gebiete der Akrobatik tätig, die gutes erhob, unter dem Eindruck eines Gesamtbildes gestanden haben, raubten ihm das Portemonnaie. Durch die Schläge war der Ueber- Sängerin tritt in Lulu Russel auf. Reges Intereſſe und Ver­bollbringen. Gine in Brillanten erstrahlende amerikanische Sängerin tritt in Lulu Russel auf. Reges Interesse und Vere Schule machte, mag fie darüber erregt gewesen sein, daß der fallene vollständig besinnungslos geworden, so daß er feine Hilferufe wunderung erregt ein Schnellzeichner, der unter dem Namen Reftor das nach ihrer Meinung überaus schonungsbedürftige Kind auszustoßen vermochte. Erst nach mehr als zwei Stunden wurde W. Demokritos, während das Theater in tiefes Dunkel gehüllt ist, auf den talten Treppenflur gestellt, immerhin durfte sie in der aufgefunden und nach einem Arzt gebracht. Leider vermag er von inmitten des Vorhangs hinter einer hellerleuchteten Scheibe geschehenen Schärfe ihre Beschuldigung nicht aussprechen." Als den Tätern keine genaue Beschreibung zu geben. Bilder entstehen läßt. Lebhaften Beifall fanden die akrobatischen