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Kr. 203. 27. Jahrgang. 1. frilnp des Jotiuätts Mmch,A.zvßlgl». Sitzung des linternationalen Bureaus. Kopenhagen  , den 30. August. fietr Hardie- England und Jaurds-Frankreich schlagen eine Re- solution zugunsten des indischen Revolutionärs Saverlar vor. Saverkar ist bekanntlich von Frankreich  , nachdem er französischen Boden betreten hatte, an die englischen Agenten ausgeliefert worden. Die Resolution verlangt, daß die englischen Behörden den Ge- fangenen an Frankreich   zurückgeben. I a u r v s teilt mit, daß die französische   Regierung ihm diesen Sachverhalt bestätigt hat. Es wird einstimmig beschlossen, der Resolutiouskommission diese Re- solution zur Annahme zu empfehlen. Der tschechische Streit nahm wieder einen großen Teil der Sitzung in Anspruch. Soukup-Tscheche: Die tschechische Sektion steht mit ihren Beschlüssen auf dem Boden einer Resolution, die von der tschechischen Sozialdemokratie angenommen worden ist und die bestimmt, daß nur die Gewerkschaftszentrale in Prag   für die Schechen   maßgebend sein soll. Das Bureau kann keine Sektion zwingen, irgendwelche Mandate anzuerkennen. Wir bedauern, daß Adler die Sache der Abgewiesenen so leidenschaftlich vertreten hat. Ncmec nimmt zum zweiten Male das Wort. Wenn die tschechische Sektion die sieben Mandate anerkennen muß, so wäre das ein Eingriff in ihre Selbständigkeit. Die Frage ist. ob die Ber- tretung der tschechischen Sozialdemokratie das Recht hat, Mandate anzuerkennen oder nicht. Die Anerkennung der Mandate durch das Bureau würde unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen. Jede Sektion muß das Recht haben, autonom in ihren Beschlüssen zu sein, solange die Internationale keine bestimmte Regel dafür auß gestellt hat. Adler: Es könnte so aussehen, als ob die sieben Abgewiesenen unbekannte Leute wären. Tatsächlich aber handelt es sich um sehr bekannte Genossen, die vor allem der tschechischen Partei angehören. Unter den 400 000 tschechischen Wählerstimmen befinden sich auch die Mandatgeber der sieben Abgewiesenen. Niemand wird mich im Verdacht haben, daß ich eine Spaltung wünsche. Aber Sie können die Vertretung der zentralistisch organisierten Gewerkschaften, die an die internationale Gewerkschaftszentrale in Wien   angeschlossen sind und deren Alter höher ist als das der separatistischen tschechischen Zentrale in Prag  , nicht ausschließen. Es ist ganz falsch, zu sagen, daß die sieben sich durch eine Hintertür ein schleichen wollten. Ihre legale Delegation ist vielmehr er- wiesen. Wenn wir in der deutschen   Partei Oesterreichs   das Un« glück haben würden, eine solche Spaltung zu haben wie die tschechischen Genossen jetzt, so würden wir sicher trotzdem keinem Delegierten, der zu unserer Nation gehört, das Mandat aberkennen. Die Gefahr, von der gesprochen wurde, ist vorhanden. Aber sie würde noch verschärft werden, wenn da? Bureau der tschechischen Sektion Recht geben würde. Im Interesse der Möglichkeit eines Friedens zwischen Tschechen und Deutschen   möchte ich nicht, daß so viele brave Genossen disqualifiziert werden. Je entgegenkommender die Tschechen sein werden, um so leichter wird die Verständigung sein. Brechen Sie nicht alle Brücken ab!(Zu den Tschechen gewendet.)(N e m e c ruft: Das haben Sie getan!) Ich bitte das Bureau, die Abgewiesenen als Böhmen   anzuerkennen und sie der tschechischen Sektion zuzuweisen. Vandcrvelde: Die Schwierigkeit, die wir vor uns haben, hat sich schon in der belgischen Sektion in Stuttgart   gezeigt, als die Vertreter der Antwerpener Diamantarbeiter mit Mandaten erschienen, obwohl ihre Gewerkschaft vorher mit großem Krach aus der GewerkschastSkommission ausgetreten war. Da sie sich auf den Boden des Klassenkampfes stellten, zögerten wir keinen Augen- blick, sie anzuerkennen als Angehörige der belgischen Delegation. Dadurch entstand ein Kontakt zwischen den einzelnen Delegierten, der für die Lösung des Konflikts die besten Folgen hatte. Ich möchte in der tschechischen Frage dieselbe Prozedur angenommen sehen, die sich bei uns damals als möglich erwiesen hat. Ich will betonen, daß wenn wir als Bureau prinzipiell darüber zu entscheiden hätten, ich dafür stimmen würde, daß die Abgewiesenen der tschechi  - schen Sektion zugewiesen würden. Natürlich verkenne ich nicht, daß es eine sehr delikate Sache ist, von unserer Seite etwas aufzu- zwingen. Als Ausweg, glaube ich, könnten wir erstens grundsätzlich beschließen, daß die sieben Abgewiesenen das Recht haben, dem Kongreß beizuwohnen; zweitens, daß die Genossen, gegen die in der tschechischen Sektion eine unüberwindliche Abneigung zu bestehen scheint, eine tschechische U n t e r s e k t i o n mit zwei Stimmen und je einem Delegierten in der Kommission bilden sollen. Nach- drücklichst will ich betonen, daß ich für den Fall, daß die Tschechen diesen Versöhnungsvcrsuch ablehnen, dafür sein würde, daß da? Bureau die betreffenden Genossen der tschechischen Sektion zuweist. Rubanowitsch-Rußland: Ich bin mit Vandervelde einverstanden, nur möchte ich nicht haben, daß sein Vorschlag als Ermunterung zur Abtrennung auch in anderen Ländern aufgefaßt wird. Ich glaube, daß der Kopcnhagener Kongreß die Pflicht hat, für eine Einigung zu sorgen. Ncmcc-Prag  : Wir können angesichts der Wichtigkeit der Sache nicht früher unsere Zustimmung geben, als bis wir unsere Sektion befragt haben. Das kann heute noch geschehen; bis dahin bitten wir das Bureau, die Entscheidung zu vertagen. Dr. Ndler-Wien: Den Wunsch von Nemec begreife ich, anderer- seits dürfen wir nicht vergessen, daß diese selben Delegierten in der zweiten Kommission, wo man sich mit dem Kern dieser Sache be- schäftigt, eine bestimmte Mission zu erfüllen haben. Bis zur Ent« scheidung sind sie ausgeschlossen und deshalb wünsche ich, daß die Entscheidung niöglichst schnell herbeigeführt wird. Am liebsten wäre eS mir natürlich, wenn die tschechische Sektion sich ent- scheiden könnte, die sieben aufzunehmen. Wenn nicht?, so mag eben die Untersektion, so wie sie schon in der russischen, englischen und holländischen Partei besteht, gebildet werden, aber nur in dem Sinne, daß sie als Einteilung�innerhalb der Sektion, nicht als Neu- gründung in der Internationale betrachtet wird. Troclstra-Holland: Da um 3 Uhr die zweite Kommission zu- sammentritt, schlage ich vor, einen provisorischen Beschluß zu fasten, der den sieben Delegierten das Recht gibt, schon heute einen Ver- trcter in die Kommission zu entsenden. TroelstraS Vorschlag wird einstimmig angenommen, die Entscheidung über die Frage selbst wird aus morgen vertagt. Die amerikanische   Frage. De Leon lsozialistische Arbeiterpartei. Amerika  ) versucht an der Hand von Zahlenmoterial.nachzuweisen, daß die Sozialistische Arbeiter� Partei Amerikas   nicht so schwach sei, wie eS die Sozialistische Partei darstellt. Auf Grund der Stuttgarter Resolmion habe die Sozia- listische Arbeiterpartei eine Einigung herbeiführen wollen, aber die Sozialistische Partei habe das abgelehnt. Man hat uns geantwortet, daß man nur individuell mit jedem Einzelnen von uns verhandeln könne. Die letzten Wahlen haben gezeigt, daß die Sozialistische Partei selbst sich im Stadium des Verfalls befindet. Da der Redner auf alle möglichen Einzelheiten einging, unterbrach ihn der Vorsitzende Van der- Velde mit der Frage, wie viel Mitglieder denn seine Partei habe, worauf De Leon erwiderte, daß er es nicht sicher wisse, daß er aber glaube, es seien 3000. Wenn man seiner Partei die Stimmen im Bureau nehme, werde man die sozialistische Vorhut Amerika  ?, die im Einklang mit den Beschlüssen der Internationale arbeitet, strafen. Eine Partei, die ein Tageblatt aus eigener Kraft unter- halten könne, sei noch nicht am Ende ihres Daseins. Er bitte um Aufrechterhaltung des Status quo. Vandervelde schließt sich zunächst diesem Vorschlage an, um Zeit zu gewinnen. Da jedoch Hillquit als Vertreter der Sozialistischen Partei widerspricht, wird ein Vorschlag angenommen, weiter zu diskutieren mit fünf Minuten Redezeit. Hillquit- Amerika: Für die Frage der Vertretung auf dem Kongreß und die gesamte sozialistische Bewegung in Amerika   ist diese Sache sehr wichtig, und ich bedauere, daß ich mich so be- schränken muß. Es ist nötig, daß endlich eine definitive Regelung getroffen wird. DaS Bureau muß beiden Seiten nach ihrer Stärke gerecht werden. Es genügt nicht, daß man sagt: lassen wir eS noch einmal so, wie es ist. Es muß endlich ein Zustand herbeigeführt kleines feuiUeton* Der Schmied von Aachen  . In der alten Stadt Aachen   wurde dieser Tage ein von dem Bildhauer Karl Burger geschaffenes Denk- mal enthüllt, das einen alten, schon an das Gebiet der Sage streifenden Vorgang verewigen soll. Wie in früherer Zeit die märkischen Städte unter den räuberischen märkischen Junkern zu leiden hatlen, so auch die ehrwürdige deutsche Kaiicrstadt unter den Grafen von Jülich  . Wie berichiet wird, hatte Wilhelm v. Jülich einmal längere Zeit versucht, die befestigte Stadt zu stürmen, da ihm aber dieses im offenen Kampfe nicht gelang, beschloß er, Aachen   des NachtS zu überrumpeln. Durch eine List hatte er den Torwächter genötigt, das Tor zu öffnen. Dieser ließ den Grafen nebst seinen 3 Söhnen hinein, verrammelte aber hierauf das Tor, sodaß die Heercsmacht draußen blieb. Die wenigen Angreifer sprengten mit Halloh in den Straßen der Stadt umher, in dem Glauben, ihre ganze Mannschaft folge ihnen. Plötzlich Ivurde es in allen Häusern lebendig. Die Bürger waren vorbereitet, und die einsamen Reiter versuchten nun möglichst schnell wieder das rettende Tor zu erreichen. Dieses war aber verschlossen. Der Graf und seine drei Söhne sprangen von den Pferden, um das Tor zu öffnen. In der Nähe lag eine Schmiede. Aus dieser stürmte jetzt ein nerviger Schmied mit einem schweren Hammer be- waffnet heraus und schlug mit gewaltiger Faust den Grafen von Jülich   nebst seinen drei Söhnen ztt Boden. Aachen   war von seinem schlimmsten Feinde gerettet. Der Name des Schmiedes ist nicht er- halten. Jetzt ist auf einem hohen Sockel, aus dem plätschernde Wasserstrahlen in ein Marmorbecken fließen, die reckenhafte Figur des Schmiedes, mit dem schweren Hammer in der Faust, von der Stadt Aachen   verewigt worden. Das Denkmal steht an derselben Stelle, an der sich der Vorgang abgespielt haben soll. Bor nicht langem ist einmal ob von höchster oder allerhöchster Stelle, ist uns nicht mehr geläufig das Wort gefallen, daß man in unserer Zeit der Vorbilder bedürfe. Vielleicht haben wir in vierem Schmted ein solches Vorbild. Robinson auf dem Index. Die klerikale Presse hat sich jetzt das Buch zur Abschlachtung genommen, mit dem wir alle aufgewachsen find, das zu dem Dutzend Bücher der Weltliteratur gehört, die wirk- lich ins allgemeine Bewußtsein gedrungen sind: Robinson Crusoe  . In denStimmen aus Maria Laach  " erklärt der Jesuiienpater Acker das Buch zur Jugendlektüre nur unter starkem Vorbehalt für geeignet. Schon wegen derwiderwärtigen Angriffe auf die Religion", die sich in solchen Aeußerungen finden:Hierdurch erfuhr ich lRobinson), daß sich sogar unter den unwissendsten Götzendienern der Welt eine Priesterkasie findet, und daß die kluge Politik, aus der Religion ein Geheimnis zu machen, um der Geistlichkeit die Ver- ehrung des Volkes zu erhalten, sich nicht nur in der katholischen. fondern vielleicht in allen Religionen der Welt und sogar bei den rohesten und wildesten Barbaren findet." Oder:Lieber will ich noch mich den Wilden überliefern und von denen fressen lassen, als in die unbarmherzigen Hände der Priester und der Inquisition fallen." Dennoch kann sich Acker den Wirkungen der Dichtung nicht entziehen und so verlangt er schließlich einen klerikalisierten Robinson als eine für die Jugend geeignete Schrift. Eine solche Bearbeitung aber ist schlimmer als ein Verbot; denn sie ist eine Vergewaltigung des Dichters und eine Umkehrung des Werks in. sein Gegenteil. Eine zerstörte Legende. Man schreibt uns ans St. Petersburg  : Nach Beendigung des für Rußland   so schmachvoll verlaufenen japa- nischen Krieges suchte man mit heißem Bemühen nach glanzvollen Taten, die als Balsam in die brennenden Wunden des tödlich ver- letzten Nationalstolzes geträufelt werden konnten. Man bekam nicht viel zusammen. Die bemerkenswerteste, wirklich heldenhafte Episode blieb die Versenkung des TorpedobootesStereguschtschi" durch zwei unbekannt gebliebene Matrosen. Als die ganze Besatzung des Stereguschtschi" von den Japanern zusammengeschossen worden war, da öffneten die zwei letzten lleberlebenden die Ventile und sie gingen mit ihrem Schiff vor den Augen der staunenden Japaner zu gründe. Die Kunde von dieser Heldentat soll von dem Admiral Togo stammen. Die Helden desStere- guschtschi" waren in aller Leute Mund, man pries sie und tröstete sich an ihnen über das sonstige jammervolle Benehmen der russischen  Flotte. Ein unternehmender Dekorationsmaler in Petersburg   be- geisterte sich in so hohem Maße, daß er ein Hnutrelief schuf, das die namenlosen Helden im Schiffsräume, in den das Wasser einströmt, zeigt. Sie sterben in recht theatralischer Weise. Der Dekoralions- maler hatte sich nicht verrechnet. Der Zar kaufte den Entwurf und beauftragte den Autor mit der Ausführung eines Denkmals, das demnächst in Gegenwart des Zaren enthüllt werden soll. Nun veröffentlicht der Fregattenkapitän Shelegki, Kommandant eines Frachtdampfers, der vier Tage vor Eröffnung der Kriegs- operationen von den Japanern als gute Prise genommen wurde. ein Buch, das u. a. auch eine Darstellung des Unterganges des Stereguschtschi" enthält. Aus dieser Darstellung ergibt es sich, daß der einzige unverwundete Mann die Signalbücher und Schiffsflaggen versenkte, dann die Kingstons öffnete und sich ohne Widerstand ge- fangen gab. DerStereguschtschi" sank im japanischen Schlepptau. Shelegki, der beinahe zwei volle Jahre in japanischer Gefangenschast war, legt seiner Darstellung die Aussagen der vier letzten Ueber- lebenden vomStereguschtschi" zugrunde, die in Sasebo   interniert waren. Wie die Legende entstehen konnte, die zur Errichtung deS Denk- mals für diezwei unbekannten Helden" führte, ist eines der kleinen Geheimnisse des russischen Marinemimsteriums. Es ist abzuwarten, wie es sich aus der recht peinlichen Situation helfen wird. Der Held vomStereguschtschi" lebt. Er wird also bei Lebzeiten ein Denkmal erhalten. Sonst hat er nichts bekommen, obwohl nach dem Kriege ein Wolkenbruch von Tapscrkeitskrcuzen auf Armee und Marine herabprassclte. Die Kleiberrechnung eines französischen   Prinzen vor der Re- volution. Es ist bekannt, daß der Graf von Artois  , der Bruder Ludwigs XVI. und spätere König Karl X.   von Frankreich  , kurz vor Ausbruch der Revolution das Reich der Mods unuItschränkt werden, der den tatsächlichen Verhältnissen entspricht. Ich habe in der amerikanischen   Sektion versucht, diese unerquick« liche Debatte unmöglich zu machen, aber ich bin von meiner Partei einstimmig beaustragt worden, die Rechte der Sozialistischen Partei hier im Bureau energisch zu vertreten. Was die Einigungsversuche anbetrifft, so wurden sie so gemacht, daß die Sozialistische Arbeiterpartei   zu einer Konferenz einlud, bei der unsere viel größere Organisation als eine Art Untersektion er- schienen wäre. Die Sozialistische Arbeiterpartei   bestand früher ein- mal, heute existiert sie nicht mehr, abgesehen von dem Genossen De Leon, der hier anwesend ist. Jefortgeschrittener" die Sozialistische Arbeiterpartei   wurde, desto geringer wurde allmählich ihre Zahl, desto weniger Mitglieder hatte sie. Es hat lange Zeit gekostet, bis wir es fertig brachten, daß die Arbeiter Amerikas   den bitteren Beigeschmack der Sozialistischen Arbeiterpartei vergessen hatten. Heute können wir auf Grund der beitragzahlenden Mitglieder und der bei den Wahlen abgegebenen Stimmen die Zahl der Vertreter festsetzen. Während die Sozialistische Arbeiterpartei   seit neun Jahren keine Berichte mehr veröffentlicht hat, veröffentlicht der Sekretär unserer Partei allmonatlich eine Statistik. Selbst wenn die An- gaben De Leons, daß seine Partei 3000 Mitglieder hätte, richtig wären, so beträgt das nur 6 Prozent unserer Mitgliederzahl. Tat- sächlich aber sind eS nur 2 Prozent. Man spricht davon, den Status quo aufrechtzuerhalten. Den hat die Sozialistische Arbeiterpartei  aber selbst nicht aufrecht erhalten können. Ihren einzigen Kredit, den sie noch hat, borgt sie sich hier auf dem Internationalen Kongreß. Das Bureau hat nicht das moralische Recht, einer Scheinpartei diesen Kreditbrief mitzugeben, auf Grund dessen sie dann ihre die sozialistische Bewegung Amerikas   schädigende Tätigkeit fort« setzen kann. Rosa Luxemburg  -Polen  : Ich maße mir nicht an, über die Interna dieser Affäre zu urteilen. Wenn wir aber den Status quo für die Amerikaner brechen, können wir ihn auch für andere Länder nicht bestehen lassen. Ich sehe einen kleinen Widerspruch darin, daß Hillquit sagt, die Sozialistische Arbeiterpartei   bestehe nicht mehr, und dann, sie bedeute eine Gefahr für den amerikanischen   Sozialismus. Wir können nicht nur nach den bei den Wahlen abgegebenen Stimmen urteilen. So haben zum Beispiel die russischen Sozial- revolutionäre, die in der zweiten Duma 40 Mitglieder hatten, in der dritten Duma gar keinen Vertreter. Deswegen können wir ihnen doch nicht ihre Vertretung im Internationalen Bureau nehmen. Ich spreche mich deshalb für die Aufrechterhaltung des Status quo aus. Vandervelde macht darauf aufmerksam, daß zwei kleine amerika  - nische Gruppen, die vertreten sein könnten, nicht anwesend sind, und daß man den Konflikt vielleicht dadurch lösen könnte, daß man ihre Stimmen für diesen 5tongreß der Sozialistischen Partei zuweise. Hillqutt erklärt, daß die eine Stimme dem Vertreter der 600 000 organisierten Brauereiarbeiter übergeben worden sei und daß eine Anzahl kleinerer Organisationen ebenfalls eine Stimme bekommen hätten, so daß nur noch die zwölf anderen übrig bleiben. Im übrigen habe der Kongreß das Recht, jedesmal eine neue Verteilung der Stimmen vorzunehmen. Vandervelde läßt über den Vorschlag abstimmen, den Status quo aufrechtzuerhalten. Der Vorschlag wird mit 13 gegen 10 Stimmen abgelehnt. Der Vorschlag, der sozialistischen   Arbeiterpartei nur eine Stimme auf dem Kongreß zu geben, wird angenommen. Die englische Vertretung im Bureau. Vandervelde   verliest eine Eingabe der Mitglieder der eng- lischen S. D. P., in der dieselben wegen ihrer Ausschließung aus dem Bureau protestieren. Er macht darauf aufinerksam, daß statutengemäß jede der beiden englischen Parteien das Recht auf eine Vertretung im Bureau habe. Wenn gestern bei der Ab- stimmung in der englischen Sektion Queich  , der Vertreter der S. D. P. mit 36 Stimmen gegen 42 Stintmen, die auf Mac- d o n a l d als Vertreter der L. P. fielen, unterlegen sei, so wäre das wohl darauf zurückzuführen, daß die eine Partei auf dem Kongreß mehr Delegierte habe, als die andere. Dem Bureau aber fei es unmöglich, diesen Beschluß anzuerkennen. ES sei beherrschte. Es ist daher nicht ohne Interesse, aus einem in dee Pariser Nationalbibliothek aufbewahrten Schriftstück des Marquis ide Thianges, dem die Sorge für die Garderobe seines prinzlichen Herrn oblag, einen Ueberblick über die Toilettengegenstände des Grafen von Artois   und die dafür gezahlten Preise zu gewinnen. Das Schriftstück trägt das Datum des 16. Juni 1789 genau einen Monat später, am 14. Juli, wurde die Bastille erstürmt, und die Revolution begann. Der Aufstellung Thianges' zufolge hatte der Pariser Schneider Le Normand dem Prinzen drei Frühjahrs- und drei Sommeranzüge für die bescheidene Summe von 2006 Livres  , also über 40 000 Mark geliefert. Man muß freilich dabei bedenken, daß die Anzüge, deren Grundstoff aus dem feinsten Seidensamt bestand, reich mit echtem Gold und Silber gestickt waren und statt der Knöpfe Edelsteine trugen; mit diesen drei Frühjahrsanzügen begnügte sich der Prinz nicht; er hatte außer- dem noch eine Anzahl weiterer seidener Röcke für den Frühjahrs- gebrauch, die er sich bei Le Normand hatte anfertigen lassen, ab« gesehen von den zahllosen weißen Batistwesten, die ebenfalls reich gestickt waren. In dem gleichen Jahre hatte sich der Prinz neue Wäsche anfertigen lassen, die unzählige Hemden, Strümpfe und Nachtgowändcr umfaßte, dafür aber auch nicht weniger als 7000 Livres gekostet hatte. Er trug ausschließlich weitzseidene, durch. brochene Strümpfe, die eigens für ihn angefertigt wurden, und die er nur einen halben Tag. ähnlich wie seine Unterwäsche, zu tragen pflegte. Nur daraus erklärt sich der ungeheure Wäschcverbrauch und die ungeheueren Kosten. Für einen Muff aus russischem Bärenfell hatte er 1000 Livres bezahlt, und geradezu zahllos waren die Krawatten, Handschuhe und Ordensbänder des Prinzen, der niemals ausging, ohne daß sein Diener von den Kleidungs- stücken, die leicht zu wechseln waren, wie etwa Krawatten und Handschuhe, eine große Anzahl in einer besonderen Tasche bei sich trug._ Notizen. Für ein neue? Berliner   Opernhaus wird von den zuständigen Ministerien ein Preisausschreiben erlassen werden, zu dem nur einige bestimmte Architekten eingeladen werden. DaS neue Opernhaus soll sich an der Stelle des Krollschen Etablissements erhebet:, doch sind auch andere Vorschläge zulässig.(Berlin   aber das ist die Hauptsache darf die Zeche zahlen,'indem eS sich das alte, ramponierte und entstellte Opernhaus aufhalsen lassen soll.) Der Abbruch des LessinghauseS am Königs« graben wird, nachdem alle Bemühungen der Gesellschaft zu seiner Erhaltung gescheitert sind, mit dem 1. Oktober beginnen. Das Musenm, für daS Herr Tictz in seinem Neubau besonoere Zimmer herstellen lassen will, siedelt zunächst in daS mit den Gedenktafeln für Nicolai und Theodor Körner   geschmückte Haus von LessingS Freund(Brüder st r. 13, Nicolaische Buchhandlung) über, wo in größeren und vermehrten Räumen die auf Lessing   und die Geschichte deS Theaters bezüglichen Sammlungen in erweitertem Maßstäbe Aufstellung finden. Nach der Neuordnung soll das Museum täglich geöffnet sei«,