Kr. 203. 27. Jahrgang.1. frilnp des JotiuättsMmch,A.zvßlgl».Sitzung des linternationalen Bureaus.Kopenhagen, den 30. August.fietr Hardie- England und Jaurds-Frankreich schlagen eine Re-solution zugunsten des indischen Revolutionärs Saverlar vor.Saverkar ist bekanntlich von Frankreich, nachdem er französischenBoden betreten hatte, an die englischen Agenten ausgeliefert worden.Die Resolution verlangt, daß die englischen Behörden den Ge-fangenen an Frankreich zurückgeben. I a u r v s teilt mit, daß diefranzösische Regierung ihm diesen Sachverhalt bestätigt hat. Eswird einstimmig beschlossen, der Resolutiouskommission diese Re-solution zur Annahme zu empfehlen.Der tschechische Streit nahm wieder einen großen Teil derSitzung in Anspruch. Soukup-Tscheche: Die tschechische Sektion stehtmit ihren Beschlüssen auf dem Boden einer Resolution, die von dertschechischen Sozialdemokratie angenommen worden ist und diebestimmt, daß nur die Gewerkschaftszentrale in Prag für dieSchechen maßgebend sein soll. Das Bureau kann keine Sektionzwingen, irgendwelche Mandate anzuerkennen. Wir bedauern, daßAdler die Sache der Abgewiesenen so leidenschaftlich vertreten hat.Ncmec nimmt zum zweiten Male das Wort. Wenn dietschechische Sektion die sieben Mandate anerkennen muß, so wäredas ein Eingriff in ihre Selbständigkeit. Die Frage ist. ob die Ber-tretung der tschechischen Sozialdemokratie das Recht hat, Mandateanzuerkennen oder nicht. Die Anerkennung der Mandate durch dasBureau würde unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen. JedeSektion muß das Recht haben, autonom in ihren Beschlüssen zusein, solange die Internationale keine bestimmte Regel dafür außgestellt hat.Adler: Es könnte so aussehen, als ob die sieben Abgewiesenenunbekannte Leute wären. Tatsächlich aber handelt es sich um sehrbekannte Genossen, die vor allem der tschechischen Parteiangehören. Unter den 400 000 tschechischen Wählerstimmen befindensich auch die Mandatgeber der sieben Abgewiesenen. Niemand wirdmich im Verdacht haben, daß ich eine Spaltung wünsche. Aber Siekönnen die Vertretung der zentralistisch organisierten Gewerkschaften,die an die internationale Gewerkschaftszentrale in Wien angeschlossensind und deren Alter höher ist als das der separatistischentschechischen Zentrale in Prag, nicht ausschließen. Es ist ganzfalsch, zu sagen, daß die sieben sich durch eine Hintertür einschleichen wollten. Ihre legale Delegation ist vielmehr er-wiesen. Wenn wir in der deutschen Partei Oesterreichs das Un«glück haben würden, eine solche Spaltung zu haben wie dietschechischen Genossen jetzt, so würden wir sicher trotzdem keinemDelegierten, der zu unserer Nation gehört, das Mandat aberkennen.Die Gefahr, von der gesprochen wurde, ist vorhanden. Aber siewürde noch verschärft werden, wenn da? Bureau der tschechischenSektion Recht geben würde. Im Interesse der Möglichkeit einesFriedens zwischen Tschechen und Deutschen möchte ich nicht, daß soviele brave Genossen disqualifiziert werden. Je entgegenkommenderdie Tschechen sein werden, um so leichter wird die Verständigungsein. Brechen Sie nicht alle Brücken ab!(Zu den Tschechengewendet.)(N e m e c ruft: Das haben Sie getan!) Ich bitte dasBureau, die Abgewiesenen als Böhmen anzuerkennen und sie dertschechischen Sektion zuzuweisen.Vandcrvelde: Die Schwierigkeit, die wir vor uns haben, hatsich schon in der belgischen Sektion in Stuttgart gezeigt, als dieVertreter der Antwerpener Diamantarbeiter mitMandaten erschienen, obwohl ihre Gewerkschaft vorher mit großemKrach aus der GewerkschastSkommission ausgetreten war. Da sie sichauf den Boden des Klassenkampfes stellten, zögerten wir keinen Augen-blick, sie anzuerkennen als Angehörige der belgischen Delegation.Dadurch entstand ein Kontakt zwischen den einzelnen Delegierten, derfür die Lösung des Konflikts die besten Folgen hatte. Ichmöchte in der tschechischen Frage dieselbe Prozedur angenommensehen, die sich bei uns damals als möglich erwiesen hat. Ich willbetonen, daß wenn wir als Bureau prinzipiell darüber zu entscheidenhätten, ich dafür stimmen würde, daß die Abgewiesenen der tschechi-schen Sektion zugewiesen würden. Natürlich verkenne ich nicht, daßes eine sehr delikate Sache ist, von unserer Seite etwas aufzu-zwingen. Als Ausweg, glaube ich, könnten wir erstens grundsätzlichbeschließen, daß die sieben Abgewiesenen das Recht haben, demKongreß beizuwohnen; zweitens, daß die Genossen, gegen die in dertschechischen Sektion eine unüberwindliche Abneigung zu bestehenscheint, eine tschechische U n t e r s e k t i o n mit zwei Stimmenund je einem Delegierten in der Kommission bilden sollen. Nach-drücklichst will ich betonen, daß ich für den Fall, daß die Tschechendiesen Versöhnungsvcrsuch ablehnen, dafür sein würde, daß da?Bureau die betreffenden Genossen der tschechischen Sektion zuweist.Rubanowitsch-Rußland: Ich bin mit Vandervelde einverstanden,nur möchte ich nicht haben, daß sein Vorschlag als Ermunterungzur Abtrennung auch in anderen Ländern aufgefaßt wird. Ichglaube, daß der Kopcnhagener Kongreß die Pflicht hat, für eineEinigung zu sorgen.Ncmcc-Prag: Wir können angesichts der Wichtigkeit der Sachenicht früher unsere Zustimmung geben, als bis wir unsere Sektionbefragt haben. Das kann heute noch geschehen; bis dahin bittenwir das Bureau, die Entscheidung zu vertagen.Dr. Ndler-Wien: Den Wunsch von Nemec begreife ich, anderer-seits dürfen wir nicht vergessen, daß diese selben Delegierten in derzweiten Kommission, wo man sich mit dem Kern dieser Sache be-schäftigt, eine bestimmte Mission zu erfüllen haben. Bis zur Ent«scheidung sind sie ausgeschlossen und deshalb wünsche ich, daß dieEntscheidung niöglichst schnell herbeigeführt wird. Am liebstenwäre eS mir natürlich, wenn die tschechische Sektion sich ent-scheiden könnte, die sieben aufzunehmen. Wenn nicht?, so mageben die Untersektion, so wie sie schon in der russischen, englischenund holländischen Partei besteht, gebildet werden, aber nur in demSinne, daß sie als Einteilung�innerhalb der Sektion, nicht als Neu-gründung in der Internationale betrachtet wird.Troclstra-Holland: Da um 3 Uhr die zweite Kommission zu-sammentritt, schlage ich vor, einen provisorischen Beschluß zu fasten,der den sieben Delegierten das Recht gibt, schon heute einen Ver-trcter in die Kommission zu entsenden.TroelstraS Vorschlag wird einstimmig angenommen,die Entscheidung über die Frage selbst wird aus morgen vertagt.Die amerikanische Frage.De Leon lsozialistische Arbeiterpartei. Amerika) versucht an derHand von Zahlenmoterial.nachzuweisen, daß die Sozialistische Arbeiter�Partei Amerikas nicht so schwach sei, wie eS die Sozialistische Parteidarstellt. Auf Grund der Stuttgarter Resolmion habe die Sozia-listische Arbeiterpartei eine Einigung herbeiführen wollen, aber dieSozialistische Partei habe das abgelehnt. Man hat uns geantwortet,daß man nur individuell mit jedem Einzelnen von uns verhandelnkönne. Die letzten Wahlen haben gezeigt, daß die Sozialistische Parteiselbst sich im Stadium des Verfalls befindet. Da der Redner auf allemöglichen Einzelheiten einging, unterbrach ihn der Vorsitzende Van der-Velde mit der Frage, wie viel Mitglieder denn seine Partei habe,worauf De Leon erwiderte, daß er es nicht sicher wisse, daß er aberglaube, es seien 3000. Wenn man seiner Partei die Stimmenim Bureau nehme, werde man die sozialistische Vorhut Amerika?,die im Einklang mit den Beschlüssen der Internationale arbeitet,strafen. Eine Partei, die ein Tageblatt aus eigener Kraft unter-halten könne, sei noch nicht am Ende ihres Daseins. Er bitte umAufrechterhaltung des Status quo.Vandervelde schließt sich zunächst diesem Vorschlage an, um Zeitzu gewinnen. Da jedoch Hillquit als Vertreter der SozialistischenPartei widerspricht, wird ein Vorschlag angenommen, weiter zudiskutieren mit fünf Minuten Redezeit.Hillquit- Amerika: Für die Frage der Vertretung auf demKongreß und die gesamte sozialistische Bewegung in Amerika istdiese Sache sehr wichtig, und ich bedauere, daß ich mich so be-schränken muß. Es ist nötig, daß endlich eine definitive Regelunggetroffen wird. DaS Bureau muß beiden Seiten nach ihrer Stärkegerecht werden. Es genügt nicht, daß man sagt: lassen wir eS nocheinmal so, wie es ist. Es muß endlich ein Zustand herbeigeführtkleines feuiUeton*Der Schmied von Aachen. In der alten Stadt Aachen wurdedieser Tage ein von dem Bildhauer Karl Burger geschaffenes Denk-mal enthüllt, das einen alten, schon an das Gebiet der Sage streifendenVorgang verewigen soll. Wie in früherer Zeit diemärkischen Städte unter den räuberischen märkischen Junkernzu leiden hatlen, so auch die ehrwürdige deutsche Kaiicrstadtunter den Grafen von Jülich. Wie berichiet wird, hatte Wilhelmv. Jülich einmal längere Zeit versucht, die befestigte Stadt zustürmen, da ihm aber dieses im offenen Kampfe nicht gelang, beschloßer, Aachen des NachtS zu überrumpeln. Durch eine List hatte er denTorwächter genötigt, das Tor zu öffnen. Dieser ließ den Grafen nebstseinen 3 Söhnen hinein, verrammelte aber hierauf das Tor, sodaß dieHeercsmacht draußen blieb. Die wenigen Angreifer sprengten mit Hallohin den Straßen der Stadt umher, in dem Glauben, ihre ganzeMannschaft folge ihnen. Plötzlich Ivurde es in allen Häusernlebendig. Die Bürger waren vorbereitet, und die einsamenReiter versuchten nun möglichst schnell wieder das rettendeTor zu erreichen. Dieses war aber verschlossen. Der Grafund seine drei Söhne sprangen von den Pferden, um dasTor zu öffnen. In der Nähe lag eine Schmiede. Aus dieserstürmte jetzt ein nerviger Schmied mit einem schweren Hammer be-waffnet heraus und schlug mit gewaltiger Faust den Grafen vonJülich nebst seinen drei Söhnen ztt Boden. Aachen war von seinemschlimmsten Feinde gerettet. Der Name des Schmiedes ist nicht er-halten. Jetzt ist auf einem hohen Sockel, aus dem plätscherndeWasserstrahlen in ein Marmorbecken fließen, die reckenhafte Figur desSchmiedes, mit dem schweren Hammer in der Faust, von der StadtAachen verewigt worden. Das Denkmal steht an derselben Stelle,an der sich der Vorgang abgespielt haben soll.Bor nicht langem ist einmal— ob von höchster oder allerhöchsterStelle, ist uns nicht mehr geläufig— das Wort gefallen, daß manin unserer Zeit der Vorbilder bedürfe. Vielleicht haben wir invierem Schmted ein solches Vorbild.Robinson auf dem Index. Die klerikale Presse hat sich jetzt dasBuch zur Abschlachtung genommen, mit dem wir alle aufgewachsenfind, das zu dem Dutzend Bücher der Weltliteratur gehört, die wirk-lich ins allgemeine Bewußtsein gedrungen sind: Robinson Crusoe.In den„Stimmen aus Maria Laach" erklärt der Jesuiienpater Ackerdas Buch zur Jugendlektüre nur unter starkem Vorbehalt für geeignet.Schon wegen der„widerwärtigen Angriffe auf die Religion",die sich in solchen Aeußerungen finden:„Hierdurch erfuhr ichlRobinson), daß sich sogar unter den unwissendsten Götzendienernder Welt eine Priesterkasie findet, und daß die kluge Politik, ausder Religion ein Geheimnis zu machen, um der Geistlichkeit die Ver-ehrung des Volkes zu erhalten, sich nicht nur in der katholischen.fondern vielleicht in allen Religionen der Welt und sogar bei denrohesten und wildesten Barbaren findet." Oder:„Lieber will ichnoch mich den Wilden überliefern und von denen fressen lassen, alsin die unbarmherzigen Hände der Priester und der Inquisitionfallen." Dennoch kann sich Acker den Wirkungen der Dichtung nichtentziehen und so verlangt er schließlich einen klerikalisierten Robinsonals eine für die Jugend geeignete Schrift. Eine solche Bearbeitungaber ist schlimmer als ein Verbot; denn sie ist eine Vergewaltigungdes Dichters und eine Umkehrung des Werks in. sein Gegenteil.Eine zerstörte Legende. Man schreibt uns ans St. Petersburg:Nach Beendigung des für Rußland so schmachvoll verlaufenen japa-nischen Krieges suchte man mit heißem Bemühen nach glanzvollenTaten, die als Balsam in die brennenden Wunden des tödlich ver-letzten Nationalstolzes geträufelt werden konnten. Man bekam nichtviel zusammen. Die bemerkenswerteste, wirklich heldenhafte Episodeblieb die Versenkung des Torpedobootes„Stereguschtschi" durch zweiunbekannt gebliebene Matrosen. Als die ganze Besatzung des„Stereguschtschi" von den Japanern zusammengeschossen wordenwar, da öffneten die zwei letzten lleberlebenden die Ventileund sie gingen mit ihrem Schiff vor den Augen derstaunenden Japaner zu gründe. Die Kunde von dieser Heldentatsoll von dem Admiral Togo stammen. Die Helden des„Stere-guschtschi" waren in aller Leute Mund, man pries sie und tröstetesich an ihnen über das sonstige jammervolle Benehmen der russischenFlotte. Ein unternehmender Dekorationsmaler in Petersburg be-geisterte sich in so hohem Maße, daß er ein Hnutrelief schuf, das dienamenlosen Helden im Schiffsräume, in den das Wasser einströmt,zeigt. Sie sterben in recht theatralischer Weise. Der Dekoralions-maler hatte sich nicht verrechnet. Der Zar kaufte den Entwurf undbeauftragte den Autor mit der Ausführung eines Denkmals, dasdemnächst in Gegenwart des Zaren enthüllt werden soll.Nun veröffentlicht der Fregattenkapitän Shelegki, Kommandanteines Frachtdampfers, der vier Tage vor Eröffnung der Kriegs-operationen von den Japanern als gute Prise genommen wurde.ein Buch, das u. a. auch eine Darstellung des Unterganges des„Stereguschtschi" enthält. Aus dieser Darstellung ergibt es sich, daßder einzige unverwundete Mann die Signalbücher und Schiffsflaggenversenkte, dann die Kingstons öffnete und sich ohne Widerstand ge-fangen gab. Der„Stereguschtschi" sank im japanischen Schlepptau.Shelegki, der beinahe zwei volle Jahre in japanischer Gefangenschastwar, legt seiner Darstellung die Aussagen der vier letzten Ueber-lebenden vom„Stereguschtschi" zugrunde, die in Sasebo interniertwaren.Wie die Legende entstehen konnte, die zur Errichtung deS Denk-mals für die„zwei unbekannten Helden" führte, ist eines der kleinenGeheimnisse des russischen Marinemimsteriums. Es ist abzuwarten,wie es sich aus der recht peinlichen Situation helfen wird. DerHeld vom„Stereguschtschi" lebt. Er wird also bei Lebzeiten einDenkmal erhalten. Sonst hat er nichts bekommen, obwohl nachdem Kriege ein Wolkenbruch von Tapscrkeitskrcuzen auf Armee undMarine herabprassclte.Die Kleiberrechnung eines französischen Prinzen vor der Re-volution. Es ist bekannt, daß der Graf von Artois, der BruderLudwigs XVI. und spätere König Karl X. von Frankreich, kurzvor Ausbruch der Revolution das Reich der Mods unuItschränktwerden, der den tatsächlichen Verhältnissen entspricht. Ich habein der amerikanischen Sektion versucht, diese unerquick«liche Debatte unmöglich zu machen, aber ich bin vonmeiner Partei einstimmig beaustragt worden, die Rechte derSozialistischen Partei hier im Bureau energisch zu vertreten.Was die Einigungsversuche anbetrifft, so wurden sie so gemacht,daß die Sozialistische Arbeiterpartei zu einer Konferenz einlud, beider unsere viel größere Organisation als eine Art Untersektion er-schienen wäre. Die Sozialistische Arbeiterpartei bestand früher ein-mal, heute existiert sie nicht mehr, abgesehen von dem GenossenDe Leon, der hier anwesend ist. Je„fortgeschrittener" die SozialistischeArbeiterpartei wurde, desto geringer wurde allmählich ihre Zahl,desto weniger Mitglieder hatte sie. Es hat lange Zeit gekostet,bis wir es fertig brachten, daß die Arbeiter Amerikas denbitteren Beigeschmack der Sozialistischen Arbeiterpartei vergessen hatten.Heute können wir auf Grund der beitragzahlenden Mitglieder undder bei den Wahlen abgegebenen Stimmen die Zahl der Vertreterfestsetzen. Während die Sozialistische Arbeiterpartei seit neun Jahrenkeine Berichte mehr veröffentlicht hat, veröffentlicht der Sekretärunserer Partei allmonatlich eine Statistik. Selbst wenn die An-gaben De Leons, daß seine Partei 3000 Mitglieder hätte, richtigwären, so beträgt das nur 6 Prozent unserer Mitgliederzahl. Tat-sächlich aber sind eS nur 2 Prozent. Man spricht davon, den Statusquo aufrechtzuerhalten. Den hat die Sozialistische Arbeiterparteiaber selbst nicht aufrecht erhalten können. Ihren einzigen Kredit, densie noch hat, borgt sie sich hier auf dem Internationalen Kongreß.Das Bureau hat nicht das moralische Recht, einer Scheinparteidiesen Kreditbrief mitzugeben, auf Grund dessen sie dann ihredie sozialistische Bewegung Amerikas schädigende Tätigkeit fort«setzen kann.Rosa Luxemburg-Polen: Ich maße mir nicht an, über die Internadieser Affäre zu urteilen. Wenn wir aber den Status quo für dieAmerikaner brechen, können wir ihn auch für andere Länder nichtbestehen lassen. Ich sehe einen kleinen Widerspruch darin, daßHillquit sagt, die Sozialistische Arbeiterpartei bestehe nicht mehr, unddann, sie bedeute eine Gefahr für den amerikanischen Sozialismus.Wir können nicht nur nach den bei den Wahlen abgegebenenStimmen urteilen. So haben zum Beispiel die russischen Sozial-revolutionäre, die in der zweiten Duma 40 Mitglieder hatten, in derdritten Duma gar keinen Vertreter. Deswegen können wir ihnendoch nicht ihre Vertretung im Internationalen Bureau nehmen. Ichspreche mich deshalb für die Aufrechterhaltung des Status quo aus.Vandervelde macht darauf aufmerksam, daß zwei kleine amerika-nische Gruppen, die vertreten sein könnten, nicht anwesend sind, unddaß man den Konflikt vielleicht dadurch lösen könnte, daß manihre Stimmen für diesen 5tongreß der Sozialistischen Partei zuweise.Hillqutt erklärt, daß die eine Stimme dem Vertreter der 600 000organisierten Brauereiarbeiter übergeben worden sei und daß eineAnzahl kleinerer Organisationen ebenfalls eine Stimme bekommenhätten, so daß nur noch die zwölf anderen übrig bleiben. Imübrigen habe der Kongreß das Recht, jedesmal eine neue Verteilungder Stimmen vorzunehmen.Vandervelde läßt über den Vorschlag abstimmen, den Status quoaufrechtzuerhalten.Der Vorschlag wird mit 13 gegen 10 Stimmen abgelehnt. DerVorschlag, der sozialistischen Arbeiterpartei nur eine Stimme auf demKongreß zu geben, wird angenommen.Die englische Vertretung im Bureau.Vandervelde verliest eine Eingabe der Mitglieder der eng-lischen S. D. P., in der dieselben wegen ihrer Ausschließung ausdem Bureau protestieren. Er macht darauf aufinerksam, daßstatutengemäß jede der beiden englischen Parteien das Recht aufeine Vertretung im Bureau habe. Wenn gestern bei der Ab-stimmung in der englischen Sektion Queich, der Vertreter derS. D. P. mit 36 Stimmen gegen 42 Stintmen, die auf Mac-d o n a l d als Vertreter der L. P. fielen, unterlegen sei, so wäredas wohl darauf zurückzuführen, daß die eine Partei auf demKongreß mehr Delegierte habe, als die andere. Dem Bureauaber fei es unmöglich, diesen Beschluß anzuerkennen. ES seibeherrschte. Es ist daher nicht ohne Interesse, aus einem in deePariser Nationalbibliothek aufbewahrten Schriftstück des Marquiside Thianges, dem die Sorge für die Garderobe seines prinzlichenHerrn oblag, einen Ueberblick über die Toilettengegenstände desGrafen von Artois und die dafür gezahlten Preise zu gewinnen.Das Schriftstück trägt das Datum des 16. Juni 1789— genaueinen Monat später, am 14. Juli, wurde die Bastille erstürmt, unddie Revolution begann. Der Aufstellung Thianges' zufolge hatteder Pariser Schneider Le Normand dem Prinzen drei Frühjahrs-und drei Sommeranzüge für die bescheidene Summe von 2006Livres, also über 40 000 Mark geliefert. Man muß freilich dabeibedenken, daß die Anzüge, deren Grundstoff aus dem feinstenSeidensamt bestand, reich mit echtem Gold und Silber gesticktwaren und statt der Knöpfe Edelsteine trugen; mit diesen dreiFrühjahrsanzügen begnügte sich der Prinz nicht; er hatte außer-dem noch eine Anzahl weiterer seidener Röcke für den Frühjahrs-gebrauch, die er sich bei Le Normand hatte anfertigen lassen, ab«gesehen von den zahllosen weißen Batistwesten, die ebenfalls reichgestickt waren. In dem gleichen Jahre hatte sich der Prinz neueWäsche anfertigen lassen, die unzählige Hemden, Strümpfe undNachtgowändcr umfaßte, dafür aber auch nicht weniger als 7000Livres gekostet hatte. Er trug ausschließlich weitzseidene, durch.brochene Strümpfe, die eigens für ihn angefertigt wurden, und dieer nur einen halben Tag. ähnlich wie seine Unterwäsche, zu tragenpflegte. Nur daraus erklärt sich der ungeheure Wäschcverbrauchund die ungeheueren Kosten. Für einen Muff aus russischemBärenfell hatte � er 1000 Livres bezahlt, und geradezu zahlloswaren die Krawatten, Handschuhe und Ordensbänder des Prinzen,der niemals ausging, ohne daß sein Diener von den Kleidungs-stücken, die leicht zu wechseln waren, wie etwa Krawatten undHandschuhe, eine große Anzahl in einer besonderen Tasche beisich trug._Notizen.Für ein neue? Berliner Opernhaus wird vonden zuständigen Ministerien ein Preisausschreiben erlassen werden,zu dem nur einige bestimmte Architekten eingeladen werden. DaSneue Opernhaus soll sich an der Stelle des Krollschen Etablissementserhebet:, doch sind auch andere Vorschläge zulässig.(Berlin aber—das ist die Hauptsache— darf die Zeche zahlen,'indem eS sich dasalte, ramponierte und entstellte Opernhaus aufhalsen lassen soll.)— Der Abbruch des LessinghauseS am Königs«graben wird, nachdem alle Bemühungen der Gesellschaft zu seinerErhaltung gescheitert sind, mit dem 1. Oktober beginnen. DasMusenm, für daS Herr Tictz in seinem Neubau besonoere Zimmerherstellen lassen will, siedelt zunächst in daS mit den Gedenktafelnfür Nicolai und Theodor Körner geschmückte Haus von LessingSFreund(Brüder st r. 13, Nicolaische Buchhandlung)über, wo in größeren und vermehrten Räumen die auf Lessing unddie Geschichte deS Theaters bezüglichen Sammlungen in erweitertemMaßstäbe Aufstellung finden. Nach der Neuordnung soll dasMuseum täglich geöffnet sei«,