gestellt. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die preußische Landwirt-schaft»seit 19t)S die Produktion von Schlachtvieherheblich eingeschränkt hat, indem sie die Erzeugung vonKälbern zurückgehen ließ; sie hat sich mehr auf die Produktion vonMilch gelegt, zumal von den mehr als zwei Jahre alten Kühennur ein verschwindender Teil nicht als Milchkühe benutzt wird.Das ist umso bedauerlicher, als die Fleischkonsumentendurch das Wachstum der Bevölkerung erheblich zu-genommen haben. Weil bei steigender Einwohnerzahl die Rindvieh-erzeugung in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen ist, s okann auch von einem Sinken der Rindviehfleisch-preise in den nächsten Monaten keineRede sein,es müßte denn, da hier die Landwirtschaft versagt, die Zufuhreiner großenMenge von schlachtreifem Bieh ausdem Auslande erfolgen."In einer Versammlung der Augsburger Schlächter und Wurst-fabrikanten wurde angesichts des immer fühlbarer werdendenMangels an Schlachtvieh die Frage erwogen, ob eS nicht ratsamsei, unter den gegenwärtigen Berhältnisien.d i e Läden und Ge-schäfte ganz zu schließen.Aligsburg hat infolge ungenügender Zufuhr von Schlachtviehdie höchsten Fleischpreise in ganz Bayern.Vor zirka 2000 Personen referierte am DonnerstagabendReichstagsabgeordneter Scheidemann im„Kaisersaal" inSolingen über das Thema:„DeS Polles Not und des KaisersReden". Die Versammlung nahm eine Resolution an, in der siegegen die das Volk ausplündernde, Handel und Industrie schädi-gcnde Agrarpolitik protestiert und zur Milderung der gegen-wältigen Lebensmittelverteuerung sofortige Aufhebung der Zölleauf Schlachtvieh, Fleisch und Getreide sowie Oesfnung der Grenzenfür Schlachtvieh verlangt. Die Versammlung protestierte auch gegendie Königsberger Rede Wilhelms II., in der sie eine Gefahr für dieAufrechterhaltung der verfassungsmäßigen Rechte der Volksver-tretung erblickt, und sprach dem Reichskanzler, der die Wilhelmini-schen Rede in der„Nordd, Allg. Ztg." zu decken versucht hat, ihrMißtrauen au».Elsaß-LothringS Protest gegen die Kaiserrebe und die agrarischeWirtschaftspolitik erfolgte durch zwei Versammlungen, von denendie erste Mitte letzter Woche in Straßburg, im städtischenLckale zur Aubette stattfand. Das Lokal, das nicht mehr Per-sonen fassen kann, war mit 900 Menschen vollgepfropft, die nachReferaten der Genoffen B. Böhle und I. Peirotes ein»stimmig die zwei borgelegten Protestresolutionen annahmen. DieResolution bezüglich der Kaiserreden gipfelt in der Forderung derEinführung der demokratischen Republik und sagt hin»fichtlich der Sonderstellung Elsaß-LothringenS:„In den Anschauungen deS Kaisers über das Monarchentumund Wer das Volk sieht die Versammlung außerdem mit Rück-ficht auf die staatsrechtliche Stellung des Kaisers in Elsaß-Lothringen eine schwere Gefahr für die Berfas-fungöreform im Reichsland und für die Rechte des inseiner Mehrheit demokratisch gesinnten Volkes von Elsaß-Lothringen. Sie fordert deshalb mit aller Bestimmtheit, daßbei der Berfassungsrcform der Kaiser seiner landesherrlichenBefugnisse enthoben wird."In Mülhausen sprach am letzten Sonntag ebenfalls ineinem städtischen Lokal, nämlich in der noch leerstehenden riesigenneuen Markthalle vor gut 400 0 Personen der Reichstags-abgeordnete Genosse E m m e l. Auch hier nahm die Versammlungeinstimmig die zwei borgelegten Resolutionen an, von denen diegegen das persönliche Regiment gerichtete auch die„Gpstfreund-Mast" gegen den Blutzaren entschieden ablehnt.lieber die Höhe der Fleischpreisehat daS Wohlfahrtspolizeiamt in Chemnitz eingehende Untersuchungenangestellt. Diese haben ergeben, daß die Rinderpreise seit demMonat Mai dieses Jahres die hohen Preise deS JahreS 1906 über-schritten haben. Die Schweinepreise erreichten im September 1909ihren Höhepunkt, seitdem fallen sie wieder. In seiner letzten Sitzungbeschäftigte sich der Rat mit der Fleischnotfrage. Er erkannte an.daß das außerordentlich starke Steigen der Rind-fleischpreise zu schweren Besorgnissen Veranlassung gebe. Manbeschloß, die StaatSregierung zu ersuchen, Mahnahmen zur Ab-stellung der schädigenden Zustände aus dem Fleischmarkte zu er-greifen._Wechsel im sächsischen Finanzministerium.Der sächsische Finanzminister Dr. v. Rügerist von seinem Posten zurückgetreten. An seine Stelle hat dersächsische König den Geheimrat v. Seydewitz zum Finanz-minister ernannt. Der zurückgetretene Finanzminister war einenragierter konservativer Parteigänger; als solcher gilt auchsein Nachfolger, so daß das System ganz dasselbe bleibenwird._Das Fleisch auf der Freibank.gm Ergänzung unserer Mitteilung über die Zustände in Pforz-heim, wie sie insbesondere über die Zunahme der Tuberkulose beimGroßvieh und über den Kampf um das minderwertige Freibank-fleisch amtlich dargelegt sind, zitieren wir hier au» Mann-beim eine Tatsache, wie sie der„Vollsftimme" aus dem dortigenSchlachthof mitgeteilt wird:Vor einiger Zeit wurde im Schlachthof ein Stier geschlachtet.Die Fleischschau vean st anbete da? Fleisch und sprach dreiViertel des Stiers auf die Freibank. Ein Viertel wmde als un-genießbar erklärt und sollte verlocht werden. Dieses un-genießbare Viertel wurde jedoch nicht vernichtet, sondern au»-gewogen. Den Erlös dafür erhielt freilich nicht der Metzger,dem der beanstandete Stier gehörte, sondern er floß in andereTaschen.Der Gewährsmann ist bereit, vor der Behörde für die Wahrheitder Behauptung einzutreten. Dadurch würde die Aufmerksamkeit derRegierung aus die Notwendigkeit der Beseitigung der Fleischnot inBaden gelenkt in einer Art, wie sie drastischer kaum möglich ist.Ei« gutes Jahr für den Grostgruudbesitz.Das Jahr 1903 hat einen ganz ungewöhnlichen Zu-wachs der Fideikommißfläche gehabt. Die in diesem Jahreneu errichteten 19 F i d e i k o m m i s s e haben. zusammen mitbS Erweiterungen schon bestehender, einen Gesamtzuwachs vonöS 442,5 Hektar gebracht, denen ein durch Auflösung von dreiund Verkleinerung von 62 Fideikommissen bedingter Abgang von7707,1 Hektar gegenübersteht. Es bleibt also eine Bermehrung derFideikommisse um 47 755,4 Hektar oder 2,1 Proz.-� Seit dem Be-stehen einer Fideikommißstatistik, das ist seit dem Jahre 1896, istdie Zunahme nie so groß gewesen wie 1908, weder absolut nochrelativ. Würde der Zuwachs der Fideikommißfläche weiterhin sostark sein wie im Jahre 1908, so würde in noch nicht ernemJahrhundert das gesamte pretlßische Staats-gebiet sideikom missarisch gebundenes EigentumBon den preußischen Provinzen ist nach wie vor Schlesienam meisten durch Fideikommisse gebunden. ES hat 191 Fideikommissemit einer Gesamtbodenfläche von 669 293,1 Hektar oder 16,60 Proz.des ganzen Gebiete». ES folgen dann Hohenzollern mit 6 Fidei-ommissen und 13 632,2 Hektar oder 16, öS Proz. und Brandenburgmit 128 Fideikommissen und 829 903,8 Hektar oder 8,28 Proz. Inder Rheiuprovinz sind nur 2,81 Proz. de» ganzen Gebietes fidei-kommissarisch gebuirden._Das polnische Genosseuschaftskapital.Die polnischen Erwerbsgcnossenschaften haben auch, wie dersoeben erschienene Bericht ausweist, im Vorjahre an Umfang undKapitalsanhäusung zugenommen. Die Zahl der dem Verbände an-gegliederten Genossenschaften ist von 234 auf 243 gestiegen. DieMitgliederzahl hat sich im letzten Jahre von 105 793 auf 116 849,also um 11056 vermehrt. Am gewalligsten aber zeigt sich uns derFortschritt des letzten Jahres in den Anteilen der Mitglieder.Die Anteilsumme stieg um 2 679 433 M., von 19 230000 M. imJahre 1908 auf 21 909 832 M. Die Spareinlagen sind um rund29 Millionen gestiegen und betragen zurzeit 177 333 297 M. DieReservefonds sind um 1 925 633 M. erhöht worden und be-ziffem sich auf 10 892145 M. Die Jahresbilanz hat gegendas Vorjahr um 40 522 062 M. zugenommen und repräsentiertesich in den überaus stattlichen Summen von 234 140 096 M.In den letzten vier Jahren ist die Zahl der Genossen-schaften von 173 auf 248, die Zahl der Mitglieder von 81 107 auf116 849 und die Anteilsumme von 13 935 000 auf 21 910 000 M. ge-stiegen. Außer diesen dem Verbände angeschlossenen Genossenschaftenexistieren noch 23 andere von derselben Struktur und die den gleichenZweck verfolgen. Dieser polnische Gegendruck, der sich in den vor-stehenden Zahlen dokumentiert, dürfte unsere Hakatisten in Wut vor«setzen und die Hoffnungslosigkeit der famosen Polen.politik" in ihrerganzen Größe zeigen._Auf Kommando des Zaren.Kürzlich wurde der russische Schauspieler Eisenberg inFrankfurt a. M. verhaftet und ausgelviesen. Nun sind auchseine vier übrigen Kunstgenossen, die Russen Landowski,die Brüder Stein und Rosenberg ausgewiesen worden.Sie mußten Donnerstag abend Frankstirt verlassen. Bei ihrerVernehmung auf dem Polizeipräsidium war auch ein russischerKriminalbeamter zugegen. Ihr„Verbrechen" besteht darin,daß sie Gedichte über die Judenverfolgung vorgetragen haben.Durch Vermittelung der jüdischen Gemeinde wurde ihnen dieAbreise nach Frankreich bewilligt, sonst wären sie nachRußland ausgeliefert worden.Die Wählerklasse auf Reise«.Die Schönheiten des preußischen DreiflassenwahlshstemS werdentreffend illustriert durch eine amtliche Bekanntmachung, die dieserTage in der„Snarbrücker Zeitung" enthalten war. Dieses Kultur-dokument lautet:Bekanntmachung.Die auf Donnerstag, den 11. August d. I., nachmittags8 Uhr, im Sitzungssaale des Rathauses zu Brebach angesetztenErsatzwahlen für den Gemeinderat von Brebach finden wegen derAbwesenheit deS in der ersten Abteilung allein stimmberechtigtenWähler« an diesem Tage nicht statt. Der neue Wahltermin wirdnoch bekannt gemacht.Brebach, den 6. August 1910. Der Bürgermeister: Becker.Weil der hochmögende Erstklassige, der die erste Wählerklasseganz allein bildet, verreist ist, können auch die anderen Wähler ihrWahlrecht nicht ausüben!_DaS Bizepräsidium. Die von der„National-Zeitung"gebrachte Nachricht von der bevorstehenden Ernennung des Land-wirtschastsministerS v. S ch o r l e in e r zum Vizepräsidenten despreußischen Staatsministeriums bestätigt sich nicht. Offiziös lvird er-klärt, daß es noch völlig ungewiß ist, ob die Ernennungeines Bizepräsidenten überhaupt in absehbarer Zeit erfolgenwird.—_Oeltcmicb.Gegen die Fleischteuenmg.Wien, 12. September. Die sozialdemokratischeParteileitung beschloß, wegen der Fleischteuerung inden nächsten Tagen einen M o n st e r a u f z u g auf der Ring-straße zu veranstalten.franhmcb.Die Altersversicherung.Pari?, 12. September. Finanzminister C o ch e r h wird in derBudgetkommission die Bewilligung von 45 Millionen Frankbeantragen, die zur Durchführung des Arbeiterversorg ungs-g e f e tz e S für die Hälfte des Jahres 1911 notwendig sind. Diebeantragte Summe soll durch progressive Abstufung einer gewissenAnzahl von Stempelabgaben, Erhöhung der ErbschaftS-st e u e r für den Fall, daß nur ein Kind vorhanden ist, und durchErsetzung deS jetzigen OuittungsstempelS durch einen progressivenStempel aufgebracht werden.Spanten.JglesiaS über die politische Lage.Di«„L/I-lumamti" veröffentlicht ein Interview mit demFührer der spanischen Sozialdemokratie, Genossen Pablo Igle-s i a S. Unser Genosse spricht sich darin sehr skeptisch über die Poll-tik deS Ministeriums Canalejas aus. JglesiaS meint, dieMacht des Klerikalismus sei viel geringer, als man bisher annehme.Man könne mit der nötigen Energie den Einfluß der Kirche gmizerheblich schwächen. Aber Canalejas werde nichts oder so gutwie nicht» tun. Und noch weniger auf dem Gebiet der sozialenReformen. Seine ganze Politik sei„Bluff". Er glaube nicht andie Aufrichtigkeit des Ministerpräsidenten. Aber selbst wenn dieseraufrichtig wäre, könne er auch dann sein Programm nicht verwirk-liehen. Auf der einen Seite hemmten ihn die reaktionären Ele-mcnte der Umgebung des Königs, die sich in alles mischen, und diealles machen, auf der andern Seite stemme sich die konservativePartei gegen eine Reformpolitik.Die gegenwärtige Arbeiterbewegung in Spanien sei sehr inter.essant. Seit dem Juli 1909 habe sich vieles geändert, und manbemerke überall ein Erwacheer der Arbeiter. De Kämpfe vor undnach der blutigen Woche sowie die barbarischesi Maßnahmen MaureShaben viel für eine Kongentrierung der Arbeitermassen getan, dieder Anfang der neuen Zeit fei. Das Beispiel der Eisenbahner seiverblüffend. Erst seit einem Jahre seien sie organisiert. Erst hättesich eine Gruppe in Madrid gebildet, dann eine zweite in Barcelona,eine dritte in Bilbao, darauf andere in anderen Städten. Schließ-lich hätten in den sechs letzten Monaten über 6000 Eisenbahner trotzder Drohungen der Gesellschaften sich der Organisation ange-schlössen.Die Bergleute von Bilbao hätten einen Ausstand angefangen,der sich gegen alle früheren dadurch unterscheide, daß die Forde»rungen der Arbeiter viel bescheidener seien. Sie wollten neun stattzehn Stunden arbeiten. Die Bourgeoisie von Bilbao und die Re-gierung hätten aber doch erkennen können, wie gefährlich eS sei,diese Protestbewegung der Bergleute zu unterdrücken. Denn sie be-gegne einer allgemeinen Sympathie. Nicht nur hätten Sympathie-streike stattgefunden, sondern es hätten auch republikanische Zei-tungen und selbst Stadtverwaltungen wie die von Coruna Unter-stützungen beschlossen. Dieses Aufwachen des öffentlichen Gewissenssei sehr bezeichnend.In Marokko plane die Regierung entgegen ihren Versicherungeneine neue Expeditio». Ader«fe fortjHrittlichep Elemente würdensich. w7e er hoffe, g?Kft Re Ausführung der zlikage liegenden W»sichten wenden, wie sie sich gegen die letzte Expedition gewandt haben.Die Lage der Regierung sei überhaupt wenig sicher. DieLeute auf der ausgesprochenen Linken fänden die Haltung vonCanalejas sehr zweideutig. Denn er führe keine seiner Ver-sprechungcn aus. Die Reaktionäre aber greifen Canalejas an, weilseine radikalen Erklärungen sie bei ihren Wählern aus dem Volleschädigen.Wenn Canalejas fiele, so müßte man wohl an W e h I e r alsNachfolger denken. Das wäre der einzige Mann, der dann kommenkönnte. Der wäre aber noch schlimmer als Maura undmüßte von der republikanisch-sozialistischen Koalition noch vielenergischer bekämpft werden. Denn er bedeute einfach den Triumphdes reinsten Militarismus. Im ganzen Lande müßte dann eineenergische Protestaktion veranstaltet werden.Zum Schluß äußerte sich Genosse JglesiaS über die Koali»tion mit den Republikanern. Wenn diese ihr Ziel, dieEinführung der Republik, nicht bald erreiche, so werde die Sozial-demokratie wieder in völliger Unabhängigkeit ihrenKampf gegen die Reaktion aufnehmen.Hub Induftne und Ftandel.Bewegung der Warenpreise.Nach den Resultaten der Durchschnittspreise an 60 preußischenMarktorten und den häufigsten sich ergebenden Preisen berichtet die„Statistische Korrespondenz":Im Gesamidiirchschnitte der Berichtsorte ist der häufigste Preisfür Weizen(mittel) im August d. I. gegen den Bormonat um3,4 M. für die Tonne gesunken, wobei jedoch bemerkt werden muß,daß ein Rückgang der Weizenpreise allgemein nur in den östlichenVerichtSorten der Monarchie zu verzeichnen ist, während im Westenbielfach Preiserhöhungen stattfanden. Beim Roggen mittlerer Gütehat sich der Gesamtdurchschnittspreis gegen den Bormonat nicht ver-ändert, während die Mittelware für Braugerste um 0,5, für Futter«gerste um 2,4 und für Hafer um 1,2 M. gestiegen ist. Bei einerBergleichung der Getreidepreise deS Jahres 1910 mit denen deS Vor-j ahres zeigt sich, daß die Durchschnittspreise deS VerichtSmonatS beimWeizen um 39.5, beim Roggen uw 27,1, bei der Braugerste um13,9, bei der Futtergerste um 21,3 und beim Hafer um 33,0 M.niedriger sind als in der gleichen BerichtSzeit deS JahreS 1909.Im einzelnen hat sich im Angust d. I. gegen den Vormonatder Weizen mittlerer Sorte am meisten verbilligt in KottbuS(um1ö M.), in Bromberg(um 13 M.), in Posen(um 12 M.), iniPeSlau und Gleilvitz(um je 11 M.). in Berlin und Liegnitz(um je 10 M.). Die Preissteigerung beim Weizen war am be-deutendsten in Kiel(um 13 M.), in Altona, Düsseldorf und Neuß(um je 8 M.).Beim Roggen(mittel) war die Preissteigerung am erheblichstenin Emden(um 9 M.j, bei der Braugerste(mittel) in Essen(un:10 M.), bei der Futtergerste(mittel) in Posen, Gleiwitz, Erfurt undHannover(um je 8 M.), beim Haser(mittel) in Gleiwitz(un: 10 M.)Die bedeutendste Preisermäßigung betrug andererseits beimRoggen in Königshütte 8 M., bei der Braugerste in Stettin 2 M.,bei der Futtergerste in Paderbom 10 M., beim Hafer in Potsdam10 M.Unverändert gegen den Bormonat blieb der MittclpreiS fürWeizen in Königsberg i. Pr., Koblenz und Aachen, für Roggenin Allenstein, Halle a. S., Kiel, Kassel und Düsseldorf, für Brau«gerste in KöSIin. Altona, Flensburg, Hanau und Düsseldorf, fürFuttergerste in Graudenz, KöSlin, Breslau, Liegnitz, Königshütte,Altona, Flensburg, Harburg und Wiesbaden, für Hafer in Königs-berg i. Pr., Graudenz, Flensburg, Hildesheim, Stade, Osnabrück,Paderborn, Essen, Aachen und Sigmaringen.Die Auguslpreise für Getreide mittlerer Sorte stellten sich amhöchsten für Weizen in Wiesbaden(218 M.), für Roggen in Altona,Wiesbaden und Trier(je 153 M.), für Braugerste(init 225 M.)und Hafer(mit 179 M.) in Bielefeld, für Futtergerste in Trier(171 M.); am niedrigsten für Weizen(mit 181 M.) und Hafer(mit137 M.) in Emden, für Roggen in Allenstein(130 M.), für Brau»gerste in Stralsund(137 M.). für Futtergerste in Düsseldorf(118 M.).Bon den Hülsenstüchten sind besonders weiße Speisebohnen undLinsen teurer geworden, auch Eßbulter und Eier haben ihren Ge-samtdurchschnittspreis gegen den Vormonat etwas erhöht, währendanderseits Eßkartoffeln und Stroh eine rückläufige Preisbewegungzeigen.Die Preise der übrigen Warengattungen haben sich gegen denBormonat nicht nennenswert verändert.Alte Eßkartoffeln wurden im Berichtsmonat im Großhandel nurnoch w Halle mit 45 und in Wiesbaden mit 73 M., im Kleinhandelnur in Wiesbaden mit 9 Pf. gehandelt.Ein Elektrizitätsmonopol im Kreise Teltow?Die Teltower Kanalverwaltung besitzt ein Elektrizitätswerkzur Beschaffung von Licht und Kraft, daS auch den Grund-stückSanliegern des Kanals Energie liefert. Seit Aprildieses JahreS haben die Berliner Elektrizitätswerke das Werkgepachtet. Borher hatte die Kanalverwaltung eS selbst betrieben.Es war nicht unbekannt, daß die Uebernahme durch daS BerlinerElektrizitätswerk der erste Schritt zu einem systematischen Vorgehendahin war, die dem Werke günstig liegendere Gemeinden ebenfallsmit Strom zu versorgen. Dem Kanal entfernter liegenden Gemeindenhatten nun in der letzten Zeit mit anderen Kraftwerken, die ihnennicht nur günstiger lagen, sondern auch günstigere Bedingungenstellten als die Kraftstation der Berliner Elektrizitätswerke, Verträgeabgeschlossen. Diese Gemeinden wurden unangenehm überrascht, alssie die schon rechtsverbindlich gemachten Verträge der Kreisbehördezur Genehmigung vorlegten. Die Kreisbehörde erklärte den Gemeinben, es sei klüger, wenn sie die Verträge rückgängig machtenund nochmals mit dem Kraftwerk des Teltowkanals resp. mit denBerliner Elektrizitätswerken wegen Abschluß eines Vertrages ver»handelten, dem Pächter seien nämlich sämtlicheKreiS st raßen deS Kreises Teltow zur Ber»legung seiner Leitungen vorbehal�enl— Wir habenhier also dieselben Verträge, die auch zwischen der goihaischenRegierung und der A. E.-G. abgeschlossen worden sind. Dort hatman die Staatsstraßen der ElcktrizitätSgesellschaft zur Monopol»artigen Benutzung überwiesen. Wie steht eS nun in Saarbrücken?Dort hat die preußische Regierung der A. E.-G. die Stromzuführungund Verteilung für ein Gebiet im Radius von vielleicht 100 Kilo»meter bewillig: und gewährleistet. Anfragen, inwieweit man derA. E.-G. monopolartige Vorteile im Vertrage zugebilligt habe, istman bis jetzt ausgewichen. Da innerhalb der letzten Wochen schonzwei Fälle an die Ocffentlichkeit gekommen sind, wo man die Kreis«oder Staatsstraßen einer Gesellschaft zur alleinigen Benutzung über»lassen hat. so ist anzunehmen, daß es sich dabei um ein systematische»Vorgehen der Elektrokonzerne handelt. Damittann aber die Allgemein»heit nicht einverstanden sein. Wo bleibt die Selbstverwaltung, wenndie Gemeinden gezwungen werden, ihre reckitSgültig abgeschlossenenVerträge wieder aufzuheben? Die Elektrokonzerne arbeiten ganzplanmäßig auf ein Monopol hin. das ihnen nicht nur Millionen,sondern bald Milliarden einbringen wird; auf Kosten der Konsu-metttea.