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9t. 51. 28. Iahrgimg. t Irilnjf Ks ,, ZollNllbeitd, L März 191L Reichstag» 14 0. Sitzung. Freitag, den 3. März 1011, nachmittags 1 Uhr.---- Am BundeSmtstisch: v. Heeringen. Znieite Beratung des Militäretats. Siebenter Tag. Die Beratung der KapitelArtillerie und Waffenwesen" und ..«.echnische Institute" nebst den dazu gestellten Resolutionen wird fortgesetzt. Abg. Behrens(Wirtsch. Vg.): Die uneingeschränkte Koalitions- freiheit der staatlichen Arbeiter verlangen wir nicht; das Beispiel Frankreichs   zeigt, wie gefährlich das für den Staat und das gesamte Wirtschaftsleben sein kann. Auf keinen Fall dürfen Or- ganrsationen Eingang finden in den staatlichen Betrieben, die in letzter Linie sich gegen die Grundlagen des Staates richten. Den beiden vom Zentrum beantragten Resolutionen werden meine Freunde zustimmen. Dagegen lehnen wir die sozial- demokratische Resolution ab; so sympathisch uns die darin ent- haltenen Forderungen sind, so ist die Resolution doch überflüssig; die Zentrumsresolutionen genügen. Die sozialdemokratische Resolu- tion hat Herr H u e beim Marineetat begründet, aber dabei hat er ganz falsche Ausführungen über die Wohnungsvcrhältnisse bei Krupp   und in der Madt-Essen gemacht, die ich hier richtigstellen will.(Vizepräsident Spahn verhindert den Redner an diesen Ausführungen, als nicht zur Sache gehörig. Abg. H u e(Soz.): Lassen Sie ihn doch reden!) Abg. Freiherr v. Gamp(Rp.): Herr Potthoff hat gestern über das unnütze Reden geklagt. Tatsächlich gibt es in der ganzen Welt kein Parlament, das sich mit solchen Lumpereien beschäftigt und soviel Zeit vertrödelt, wie der Deutsche Reichstag. Den Ar- beitern dürfen in den staatlichen Betrieben nicht andere Bedin- gungen gewährt werden, als in privaten Betrieben gleicher Art. Die Resolutionen würden am besten zurückgezogen werden; viel steckt nicht drin, und es ist ziemlich gleichgültig, ob sie mit 00 gegen 40 Stimmen angenommen werden. Abg. Dr. Becker-Köln(Z.): Herr Potthoff hat gestern unsere Resolution zu einem späteren Titel betr. der Versorgung invalider Arbeiter und der Witwen und Waisen getadelt; dabei haben seine Freunde im preußischen Abgeordnetenhause für die Staatsarbeiter. ebenfalls Resolutionen eingebracht.(Hört! hörtl im Zentrum.) Der Redner befürwortet dann in weiteren Ausführungen die Zen- trumsresolution über den Ausbau der Arbeiterausschüsse in den Militärbetrieben. Abg. Zubeil(Soz.)': T' Es war ein Schauspiel für Götter, hier einen Arbeiter zu sehen, der gegen die unbeschränkte Organisationsfreiheit der Arbeiter«intrat. Es ist die heiligste Pflicht der Arbeiter, ihre Organisation auszubauen. Me ihre Organi- sationen, auch die freien Gewerkschaften, Herr Behrens, stehen auf gesetzlichem Boden und sind nicht als staatsfeindlich zu be- zeichnen. Herr v. Gamp meinte, der Deutsche Reichstag be- schäftige sich mit Lumpereien; wir halten die Beschäftigung mit Arbeiterfragen für mindestens ebenso wichtig, wie neue Militär- vorlagen und Vorlagen wegen des Baues neuer Schiffe. Die Arbeiter der Geschotzfabrik Siegburg   bitten, in der Unterschlagungssache bei der Krankenkasse noch einmal eine un- parteiische Untersuchung zu veranstalten und einen un- beteiligten Offizier damit zu betrauen, statt des Oberleutnants Alem, der die Aufficht über die Krankenkasse zu führen hatte und daher daran interessiert war, daß die Untersuchung über die Un- regelmästigkeiten. die er doch hätte entdecken und verhindern müssen, picht zu viel ans Licht brachte. Die Arbeiter be�m Feuerwerkslaboratorium in Spandau   beschweren sich darüber, daß einerseits Arbeiter mit 0,40 M. Tagelohn eingestellt werden, während andererseits Ar- beiter, die schon 2030 Jahre dort beschäftigt sind, nur auf einen Höchstlohn von 4,80 M. kommen; sie bitten, sie doch wenigstens auf 5 M. kommen zu lassen. Man sollte überhaupt statt der vielen Lohnklassen nur deren zwei oder höchstens drei einführen. Dann habe ich noch eine Angelegenheit zur Sprache zu bringen. die im vorigen Jahre großes Aufsehen erregt hat. Am 7. April war in den Betrieben der Heeresverwaltung in Spandau   folgende Bekanntmachung angeschlagen: Ein Vertreter der A. E. G. wird nachmittags eintreffen, Rlemes Feuilleton. Sprechend« Tiere. Dersprechende Hund' aus der Letzlinger Heide   wurde dieser Tage im Hamburger Zoologischen Garten von dessen Direktor Prof. Vosseler einem engeren Kreise vorgeführt. Herr Vosseier brachte das angebliche neue Weltwunder von von;- herein in den rechten Zusammenhang, indem er von anderen sprechenden" Tieren ausging. Bekanntlich haben unter den Vögeln die Papageien eine außerordentliche Fähigkeit zur Nach- ahmung menschlicher Töne und Worte. Neben den Papageien zeichnen sich die Rabenvögel(Elstern, Krähen. Dohlen und vor allen; die Stare) durch gelehriges Nachplappern häufig vorgesprochener Worte aus. Zum Nachpfeisen vorgesungener Melodien lassen sich außerdem noch Wellensittiche, Gimpel und Kanarienvögel abrichten. Unter den Säugetieren scheint die Fähigkeit, menschliche Laute hervorzubringen, weit weniger ausgebildet. Zwar hat schon im Altertum Plinius   von einem sprechenden Hund berichtet, doch ist seine Ueberlieferung weniger glaubhaft als die Beobachtungen, die von dem Philosophen Leibniz   und dem Philologen Perty gemacht wurden. In neuerer Zeil ist mehrfach von sprechenden Seehunden. Wal- rossen und Hirschen berichtet worden, ohne daß diese Nachrichten als verbürgt gelten könnten. Auffällig ist, daß man bisher bei den Affen, den menschenähnlichsten Tieren, noch keine Sprechvcrsuche beobachtet hat. Immerhin ist anzunehmen, daß die Affen eine eigene Verständigungssprache haben. Der Hund hat offenbar den besseren Willen, vielleicht auch bessere Organe zu Sprechübungen. Zwar fehlen ihm die Lippen und seine Zunge ist wenig gelenkig, aber dafür besitzt er ein ausgezeichnetes Gehör, das ihn befähigt, Laut und Tonhöhe nachzuahmen. Dagegen ist die Länge seines HalseS wieder ein Hindernis, was zur Folge hat, daß seinSprechen" so undeutlich wird, wie beim Menschen, wenn dieser durch eine Röhre spricht. Ueber den Hund Don erfuhr man, daß er 7'/z Jahre alt ist und seit längerem von selbst menschliche Laute nachgeahmt habe. Später suchte man dann nicht durch Zwang, sondern durch Be- lohnungen seine Talente zu entwickeln. SeinSprechen" ist also im Grunde nichts weiter als eine durch Nachahmungstrieb erreichte Ver- vollkommnung der Laute, mit denen sich die Tiere von jeher dem Menschen verständlich zu machen suchen. Und wenn nicht ein Zeitungsmann, der sich mit der Tochter des Hundebesitzers verlobte, dazu gekommen wäre, würde Don wohl der Letzlinger Heide   vorbehalten geblieben sein. DerDonsche Sprach- schätz" wird also geschildert:Don" beantwortet die Frage nach seinem Namen mit einem Laute, �der wieong" klingt. DasD" hervorzubringen, ist ihm nicht möglich. In buntem Wechsel kamen dann, als das Fräulein ihm den Futterteller vorhielt, die ziemlich deutlich vernehmbaren Worte:haben",Kuchen",Hunger" heraus. auchRu-he" sagt er mit deutlicher Silbentrennung, was ihm nicht geringe Anstrengung verursacht. Professor Vosseler wies auf diese Anstrengung besonders hin als Beweis dafür, daß das.Sprechen" um sich bei den Arbeitern zwecks Einstellung in die A. E. G. über ihre Fertigkeiten zu unterrichten. Samtliche gekündigte Arbeiter haben sich um 2 Uhr bereit zu halten; die Vorstellung erfolgt im Sitzungszimmer." In der A. E. G. waren damals 600 Arbeiter ausständig, die sich einen Abzug der Akkordsätze nicht gefallen lassen wollten. Die Berliner   Verwaltung des Deutschen Metallarbeiterverbandes richtete am 11. April an den Kriegsminister eine Beschwerde dar- über, daß den Arbeitern, die sich auf den Anschlag hin vorstellten, verschwiegen wurde, daß in der A. E. G. gestreikt wurde und daß sie als Streikbrecher dienen sollten.(Hört! hörtl bei den Sozialdemokraten.) Es kommt der Militärverwaltung in keiner Weise zu, sich in die Lohn­kämpfe privater Betriebe einzumischen. Unterm 29. April traf die Antwort des Kriegsministeriums ein, die dahin lautete, daß zur Zeit der Bekanntmachung im Feuerwerkslaboratorium von dem Streik nichts bekannt war; die Arbeiter sollten nicht als Streikbrecher dienen, sondern die A. E. G. hatte mit- geteilt, daß 200 Arbeitern bei ihr gekündigt war, und daß sie dafür Ersatz such«. Es ist doch sehr, sehr sonderbar, daß die Leitung der Königlichen Betriebe in Spandau   gar nichts von dem Streik wußte, der damals in Berlin   so großes Aufsehen hervorrief; das ist um so merkwürdiger, als sie verlangte, die Arbeiter sollten sich für den Vertreter der A. E. G. bereithalten, der sich über ihre Fertigkeiten unterrichten wollte. Als die Spandauer   Arbeiter in Berlin   erfuhren, wozu sie mißbraucht werden sollten, da hatten sie soviel gesunden Sinn, es abzulehnen, als Streikbrecher ein- zutreten, und nunmehr verständigte sich die A. E. G. mit ihren eigenen Arbeitern sehr schnell und bewilligte deren Forde- rungen. In Zukunft möge die Militärverwaltung ihre Finger da- von lassen, wenn ein Kampf zwischen Unternehmern und Arbeitern besteht, in irgendeiner Weise helfend für die Unternehmer einzu- springen.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Generalmajor Wandel: Der Abgeordnete Döhle behauptete gestern, daß die Arbeiter in den Militärwerkstätten vielfach sozialdemokratisch seien. Ich bin überzeugt, daß die Ar- beiter mit diesem Urteil nicht einverstanden sind.(Zustimmung rechts.) Herr Bühle bemängelte auch die Löhne der Militärarbeiter in Straßbury. Sie betragen dort 3,40 M., während im übrigen Straßburg   der durchschnittliche Lohn 3,33 M. ist. Ueber den vom Abgeordneten Zubeil angeführten Siegburger   Fall weiß ich nichts. Bei den Leuten in Spandau  , die zu einem höheren Lohn eingestellt werden, handelt es sich um Leute mit besonderen Ge- schicklichkeiten. Bei den von ihm zuletzt angeführten Fall habe ich dem Bescheide, der seinerzeit vom Kriegsministerium erteilt ist, nichts hinzuzufügen. Es war tatsächlich im Feuerwerkslaborato- rium von dem Streik nichts bekannt. Abg. Sommer(Vp.) bringt Wünsche der Feuerwerks- und Zeugoffiziere vor; sie wünschen namentlich bessere Avancementsverhältnisse. Generalmajor Wandel: Wir sind bestrebt, die Avancements- Verhältnisse dieser Offiziere aufzubessern. Abg. Schwarze-Lippstadt(Z., sehr schwer verständlich) pole- misiert gegen die Abgeordneten Zubeil, Bühle   und Potthoff. Abg. Hue(Soz.): Ein paar Worte zur Begründung unserer Resolution. Mr verlangen in ihr von der Militärverwaltung, daß sie Arbeiten nur an Firmen vergibt, die die gesetzlichen Borschriften in bezug auf die Arbeitsbedingungen befolgen und die zum Abschluß von Tarif- Verträgen bereit sind, und wir verlangen ferner, daß die Fesffetzung und Neuordnung von Arbeitsbedingungen in den Militärbetrieben unter Mitwirkung der Arbeiterausschüsse erfolgt. Mir haben eine entsprechende Resolution bekanntlich schon beim Marineetat gestellt, und ich beziehe mich im wesentlichen auf das, was ich damals aus- geführt habe. Gegenüber den Beanstandungen, die meine damaligen Ausführungen von verschiedenen Seiten gefunden haben, will ich nochmals betonen, daß bei den wichtigsten Firmen, die für die Staatslieferungen in erster Linie in Betracht kommen, Herabsetzung nicht nur der Akkordlöhne, sondern auch der Zeitlöhne stattgefunden hat.(Hörtl hört! bei den Sozialdemokraten.). Wie nötig die Zu- ziehung und der wirksame Ausbau der Arbeiterausschüsse ist, die jetzt bielfach nur auf dem Papier stehen, ist häufig auch von feiten des Zentrums anerkannt worden. Darin, daß Arbeiter- ousschüsse Schattenbilder sind, wenn nicht auf Grund der vollen Koalitionsfreiheit kraftvolle Arbeiterorganisationen dahinter stehen, eine gewisse Willensanstrengung des Hunde? erfordert, die dieser aber völlig freiwillig leistet. Ueber den Sinn der hervorgebrachten Laute ist er sich nicht immer klar. Von einem Sprechen im mensch- lichen Sinne kann also gar keine Rede sein. Der Kampf um einen Rcmbrandt. In England spielt sich zur- zeit ein Vorgang ab. der charakteristisch ist für die Abhängigkeit des Kunstbcsitzes eines ganzen Landes, von den Geldbedürnisien der zu- fälligen Besitzer und dem zufälligen Luxusbedürfnis irgend eines Amerikaners. Ein Meisterwerk Rembrandts  , eine der herrlichsten Landschaften, die er geschaffen, die berühmteMühle", die dem Lord Lansdowne gehört, entfesselt einen aufgeregten Kampf, in dem die Freigiebigkeit des englischen Volkes dem Angebot eines amerika  - nischen Millionärs gegenüberstehen soll. Aus dem Lande der Dollars ist nämlich Lord Lansdowne für das Gemälde die Summe von zwei Millionen Mark geboten worden, und wenn er auf diesen Antrag eingeht, ist die köstliche Perle von Rembrandts   lichtdurchfluteter Raum- kunst für England, für ganz Europa   verloren. Der Lord hat der Verwaltung der National Gallery   von dem Gebot Mitteilung ge- macht und ihr da? Vorkaufsrecht für das Bild zugesichert, wobei er zugleich erklärte, daß er bei einer öffentlichen Subskription mit der Zeichnung von 100 000 M. den Anfang machen werde. In einem Interview erklärte der Direftor der National Gallery  , daß er die Mühle" für ein« der schönsten Bilder in ganz England halte. Die große Frage sei nur, wie man das Geld für ihre Erwerbung aufbringen könne. Als es gegolten habe, HolbeinSHerzogin von Mailand  " England zu erhalten, da habe ein öffentlicher Aufruf kaum ein Viertel der geforderten Summe von 1 200 000 M. eingebracht, und nur durch die Spende eines anonymen großherzigen Kunstfreundes fei es möglich gewesen, die anderen drei Viertel auf« zubringen. Holroyd hofft, daß sich auch jetzt wieder einige patriotische Männer finden werden, die diesen Schatz dem Vaterlande erhalten; denn für doS Museum würde dieMühle" die wundervollste und unersetzliche Bereicherung bedeuten. Das Dorf der Hosenröcke. Während der von den Pariser Schneidern mit soviel Elan lancierte Hosenrock in allen Kultur- staaten der Gegenstand eifriger Diskussion ist, erinnert ein italieni- sches Blatt daran, daß diese Neuheit in einem freundlichen Schweizer   Dorfe im Kanton Wallis   seit Jahrhunderten und ohne die Hilfe der Reklame bei den Frauen Sitte und Brauch ist. 1952 Meter über dem Meeresspiegel liegt zwischen grünenden Wiesen und lauschigen Wäldern das anmutige Dörfchen Ehamperh. Einige hundert Meter höher entspringt in den Bergen eine alkalische Schwefelquelle- Die 090 Menschen, die die Gcmeindy- Champery bilden, ernähren sich fast ausschließlich durch Viehzucht, das Amt der Hirten ist ihr Lebensinhalt. In>den Sommermonaten verlassen die Leute das Dorf und ziehen hinauf auf die benachbarten Berge. den Winter wiederum vereinigen sich alle im Tale. Die Frauen von Champery   aber tragen seit unvordenklichen Zeiten den Hosen- rock, ja sie sind konsequenter als die Pariser Schneider, suchen ihre Tracht nicht unter Stoff und Chiffondrapierungen diskret zu ver- hüllen, sondern tragen einfqch Männerhosen, ohne ldaraus be, werden, glaube ich, die Vertreter aller gewerkschaftlichen Organi- sationen hier im Hause mit mir übereinstimmen. Herr Behrens bestreitet neuerdings sehr nachdrücklich den in Staatsbetrieben be- schäftigten Arbeitern das Recht auf volle Koalitionsfreiheit. Es gab eine Zeit, da diese Anschauung in der christlich-nationalen Ar- bcitcrschaft nicht die herrschende war. 1903 auf dem Kongreß der christlich-nationalen Arbeiter erklärte unser jetziger Kollege Schiffer, dos; es gegen die elementarsten Grundsätze des Rechtsstaates verstoße, wenn den in Staatsbetrieben beschäftigten Arbeitern die volle Koalitionsfreiheit vorenthalten werde.(Leb- Haftes Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ich weiß, daß Herr Behrens und sein Freund Schock(Heiterkeit) auch da- mals eine andere Stellung eingenommen haben. Wem: aber Herr Behrens sich jetzt auf seinen Patriotismus, auf seine Königstreue beruft und uns als antinationale Staats- und Volksfeinde de- nunziert, so will ich ihn daran erinnern, daß vor noch nicht langer Zeit die Dillenburger   Handelskammer in einem amtlichen Bericht von derVerhetzung" sprach, die durchchristlich-soziale" Agitatoren getrieben werde unir durch die dßs gute Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbennehmcr gestört, die_ Königs- und Staatstreue vernichtet werde usw.(Hört! hört! bei den Sozial- demokraten.) Also Herrn Behrens werden da dieselben Vorwürfe gemacht, die er uns macht.. Man hat mir auf Grund meiner Ausführungen zum Marine« etat den Vorwurf gemacht, daß ich in gehässiger Weise gegen eine einzelne Firma, die Firma Krupp  , vorgegangen sei. Ist mir gar nicht eingefallen! Was wir bekämpfen, das ist das kapita- listische System, nicht die einzelne Firma, die selbstredend sich nicht von den Bedingungen der kapitalistischen   Produktionsweise eman- zipiercn kann. Was ich angeführt habe von den schauderhaften Essener Wohnungsverhältnissen, das stützte sich auf amtliches Material.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Es ist mir gar nicht eingefallen, für diese Wohnungsverhältnisse die Firma Krupp   verantwortlich zu machen. Wohl aber mache ich für diese Zustände das ganze System verant- wortlich, dies System des Militarismus» das Milliarden über Milliarden für den Militarismus und Marinismus verschlingt und nichts übrig läßt für Kuliuraufgabcn.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Der Vertreter der Firma Krupp   hier im Hause, Herr Behrens(Heiterkeit und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten) hat auch die Richtigkeit meiner Angaben angezweifelt. Demgegen- über habe ich zu erklären, daß sich das, was ich ausgeführt habe, im Einklang befindet mit einem auf genauen, eingehenden und objektiven Studien beruhenden Buche, das zum Verfasser den Dr. Lorenz Pieper   hat, den Bruder unseres Kollegen Pieper vom Zentrum(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten). Geradezu schauerliche Einzelheiten werden in diesem Buche enthüllt. Da-werden Fälle angeführt, in denen 0 Personen gemeinsam ein Bett bcuützen.(Lebhaftes Hört! hört! bei den Sozialdemokraten. Glocke des Präsidenten.) Präsident Graf Schwcrin-Löwitz: Herr Abgeordneter, ich muß Sie doch bitten, sich mehr an den Militärctat zu halten(lebhafte Zustimmung im Zentrum und rechts) und sich nicht so ausführlich über die Essener Wohnungsverhältnisse zu verbreiten. Abg. Hue: Ich wäre nicht so ausführlich auf diese Dinge ein« gegangen, wenn ich nicht von Herrn Behrens dazu provoziert worden wäre.(Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Gegenüber den Angriffen der parlamentarischen und außerparla­mentarischen Vertreter der Firma Krupp   hatte ich das Recht, die Richtigkeit meiner Angaben nachzuweisen und u. a. mich auch auf das Piepersche Buch zu berufen.(Sehr richtig! bei den So- zialdemokraten. Glocke des Präsidenten.) Präsident Graf Schwcrin-Löwitz: Es ist etwas anderes, auf einen Angriff kurz zu antworten und mit solcher Ausführlichkeit auf Dinge einzugehen, die wirklich mit dem Militäretat nur in sehr losem Zusammenhange stehen.(Lebhaste Zustimmung rechts. Slbg. Dr. Arendt ruft überlaut: Sehr rickstig!) Abg. Hue: Ich glaube schon, Herr Arendt, daß Ihnen Aus- führungen über Folgeerscheinungen des Kapitalismus nicht ge« fallen.(Heiterkeit und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Im übrigen stehen diese Dinge allerdings im engsten Zusammen» hange mit unserer Resolution, die wir zum Militäretat gestellt haben.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wenn die amt» lichen Berichte der Wohnnngsinspektion beweisen, daß die Verhält- nisse seit 1905 nicht besser, sondern schlechter geworden sind. so ist das ein Beweis für die Notwendigkeit der Erfüllung unserer Forderungen.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Ich habe sonders stolz zu sein. Sie benutzen sogar die gleichen Stoffe wie ihre Gatten, in der Regel blauen Cheviot, und die einzige fröhlichere Farbennote in dieser durch das Alter geheiligten Frauentracht ist das rote Tuch, das um den Kopf geschlungen wird und dessen Ende malerisch über die Schulter herabhängt. So lange die Frauen von Champery   denken können, haben ihre Mütter und Großmütter diese blauen Cheviothosen getragen, wie auch ihre Enkel und Ur- cnkel sie wohl tragen werden. So besitzen die Bewohner jenes weltabgeschiedenen Schwcizerdärschens schon lange das, was die Launen der Pariser Schneider dem eleganten Europa   bescheren wollen, nur daß die Schönen von Champery   keine Gründe ästhe- tischen Reizes in die Rechtfertigung dieser Tracht einschmuggeln» ja sie grübeln über den Hosenrock nicht einmal nach, sie tragen ihn. weil er für ihr Hirtenleben in Berg und Tal praktisch ist.(Es gibt natürlich außerdem in manchen anderen Gegenden und Be- rufen arbeitende Frauen geug, die Hosen tragen. ES sei nur an die Senmrinnen und die Bergarbeiterinnen erinnert.) Humor und Satire. Eigenhändig. Wächter du im Sittenreich, Jagow, das war'mal verständig, gabst dir einen Backenstreich eigenhändig. Das Plakat, so oft zittert. kennt ihn in- und außerwendig i Jagow hat eS stilisiert eigenhändig. Neulich griff er Flaubett an. weil er(wer?) zu unanständig, und verbot den ganzenPan" eigenhändig. Jagow ist trotzdem ein Mann und er liebt die Kunst lebendig, pflegt sie gerne, wo er kann, eigenhändig. Einer Dame neigt er zu und er schreibt und fleht inständig: Gerne sah' ich näher zu eigenhändig." Doch die Dame war nicht so, Antwort schrieb ihr Mann postlvendig aber nichts von wann und wo eigenhändig. Ueber dich, den sie nun kennt, lacht die ganze Welt unbändig, Beifall klatschend. Präsident! tausendhändig. gronz.