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Nr. 55. 28. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Zwei Eriatzwablen

zur Stadtverordnetenverfammlung

In der Diskussion meldete sich kein Gegner zum Wort. Es sprach dann noch Stadtverordneter Genosse Gottfried Schulz, der ein paar drastische Proben freisinniger Arbeiterfürsorge vor­trug. Der Vorsitzende, Genosse Gierke, erörterte in einem Schlußwort die Ergebnisse früherer Wahlen in den beiden Bezirken und mahnte an die Pflicht eifrigster Agitation.

Sonntag, 5. März 1911.

Wenn auch unsere ganzen Vorstellungen von weiblicher Art, Tugend und Schönheit für die Vermeidung des politischen Ge­triebes sprechen, so ist doch schwer zu sagen, welche Grundsätze unferer Moral die Ausübung eines solch' allgemeinen Bürgerrechts verbieten sollte."

Der

Mögen den Flutwellen einer sozialistischen   Ueberschwemmung der Frauenkreise widerstandsfeste Dämme entgegengesetzt werden und möchten doch alle Schichten der Bevölkerung unseres Vater­Tandes einsehen lernen, daß angesichts der dräuenden roten Ge­fahr es geradezu ein Frevel an der Nation ist, untätig die Hände im Schoß haltend, abseits des Weges der politischen Ent wickelung zu stehen und zuzusehen, wie immer neue Tausende von deutschen   Frauen und Müttern dem Sirenenruf der religions und vaterlandsfeindlichen Sozialdemokratie folgen."

Ihre Lösung muß dem Freifinn noch durch die Sozialdemokratie Mausbach  , der ultramontane Professor in Münster  , urteilte in abgerungen werden. Die Erfüllung all solcher Forderungen kostet seinem im selben Jahre im Verlage des Boltsvereins für das Geld, dafür wird sie aber der Bevölkerung bis in den sogenannten fatholische Deutschland   erschienenen Buche über die Stellung der Mittelstand hinein reichen Segen bringen. Referent schloß mit Frau schon ein klein wenig anders über die politische Betätigung einem Appell an die Wähler, in deren Hand es liege, Stärke der Frau. Zwar muß ihr die Sphäre der Gesetzgebung, der Recht­und Einfluß der sozialdemokratischen Stadt- sprechung, der abstrakten Erledigung von Verwaltungsfachen ver­find durch den Tod unserer Genossen Paul Singer und Emil Voigt berordnetenfraktion zu wahren und zu mehren. schlossen bleiben, weil auf diesem Gebiete das Genie, die spezifische nötig geworden. Voigt war Vertreter für den 11. Wahlbezirt Nach dem Referat ergriffen zunächst unsere Kandidaten das Begabung der Frau nicht liege. Anders schon urteilt Mausbach   über dritter Abteilung, der aus Teilen des dritten und vierten Reichs- Wort. Genosse Mann gedachte der Verdienste Singers, der durch die Gewährung des Stimmrechts für die Frau. Er sagt: tagswahlkreises besteht und die Stadtbezirke 80 bis 86 feine bahnbrechende Führung wesentlich dazu beigetragen habe, daß umfaßt( vom Luisenstädtischen Kanal oftwärts bis Heinrichs- und die sozialdemokratische Stadtverordnetenfraktion jetzt geachtet und Mariannenplak). Ginger vertrat in der Stadtverordnetenber­gefürchtet dasteht. Er schilderte die Mängel des Gemeindewahl= sammlung den 13. Wahlbezirk dritter Abteilung, der im rechts, die standalöse Entrechtung der Wähler aus der minder= vierten Reichstagswahlkreise liegt und die Stadtbezirke 95 bemittelten Bevölkerung, die in die dritte Abteilung hineingepfercht bis 104 einschließt( vom Mariannenplak oftwärts bis zur Eisen- wird. In der Erörterung einzelner Zweige der Gemeindeverwal- Seitdem ist die rote Flut immer höher und höher gestiegen; in bahnstraße und einem Teil der Zeughofstraße). Die Ersazwahlen tung hob er die Bedeutung des Schul- und Bildungswesens be- faft rein fatholischen Gegenden, wie dieser Tage in Immenstadt  , find für beide Wahlbezirke auf den 15. März anberaumt. fonders hervor. Genosse Boehm wies in seiner Ansprache darauf wankt der Zentrumsturm. So muß denn das Zentrum seine Kandidaten der Sozialdemokratie find: Genosse hin, daß er lange genug in dem Stadtteil wohnt und in der Partei Stellung zur Frauenfrage fortgesezt revidieren und so ist es dann Boehm für den 11. Wahlbezirk und Genosse Mann für tätig ist, um den Wählern hinreichend bekannt zu sein. Auch er schließlich nicht verwunderlich, wenn nun auch der Ruf nach poli­den 13. Wahlbezirk.  geißelte das dreiklassige Gemeindewahlrecht, mit dessen Beseitigung tischen Frauenorganisationen für das Zentrum ertönt. Mit einer für beide Wahlbezirke einberufenen gemeinsamen sofort die ganze Macht des Freisinns in der Berliner   Stadtver Münsterische Anzeiger" vom 23. Februar bespricht die Orga Wählerversammlung, die am Freitag bei Graumann waltung gebrochen werden würde. In dem guten Besuch der Ver- nisation und Agitation der sozialdemokratischen Frauen Deutschlands  ( Naunynstraße) stattfand und sehr gut besucht war, ist die Wahl- sammlung sah Boehm einen Fingerzeig, daß das Interesse für diese und meint zum Schluß: agitation eröffnet worden. Ein Referat des Stadtverordneten Ersatzwahlen ein ungewöhnlich reges sei. Beide Kandidaten fanden Genossen Dr. Wel gab einen Ueberblick über die Tätigkeit der lebhaften Beifall. Sozialdemokratie in der Stadtverordnetenversammlung. Durch mancherlei Vorkommnisse im kommunalen Leben, die in der letzten Zeit die Bevölkerung lebhaft beschäftigt haben, sei das Interesse für unser Stadtparlament und gewiß auch für die Stadtverord­netenwahlen gesteigert worden. Zu nennen seien da die Frage der Steuererhöhung, der Handel um das Tempelhofer Feld, der Plan einer Zusammenfassung Groß- Berlins in einem Zivangszweckver­Gewählt wird am 15. März noch rach den Listen vom band. Weyl erinnerte daran, daß gerade der Genosse Singer schon uli 1910. Es darf alto jeder, der damals in den Listen für vor zwei Jahrzehnten mit aller Entschiedenheit die Forderung ber- ben 11. und den 13. Wahlbezirk stand, an den Wahlen teilnehmen. treten habe, der Zersplitterung Groß- Berlins und den daraus Das möge auch von denen beachtet werden, die inzwischen aus sich ergebenden, die Bevölkerung schädigenden Zuständen ein Ende diesen Bezirken verzogen sind und durch die Flugblatt- oder zu machen. Aber der Stadtfreifinn habe die Gelegenheit zu einer Bersammlungsagitation nicht mehr erreicht werden können. Auch großen Eingemeindung, die sich damals bot, in gewohnter Sturz- fie dürfen noch initiwählen und müssen es als ihre Pflicht ansehen, fichtigkeit verpaßt. Referent zeigte dann in einer die Baupolitik bei der Wahl nicht zu fehlen. unserer Gemeindeverwaltung erörternden Betrachtung, daß nur die Sozialdemokratie bereit und fähig ist, eine ber­Trotz aller nünftige Rommunalpolitik zu treiben. Schwierigkeiten, die das Dreiklassenwahlsystem und das Haus­befizervorrecht ihr bereiten, hat sie im Laufe der Zeit sich immer mehr Einfluß auf die Gemeindeverwaltung verschafft. Die Ge­wißheit, daß hinter den Vertretern der Sozialdemokratie im Rat­haus die große Masse der Bevölkerung steht, hat schließlich auch den Freifinn gezwungen, in so manche unserer Forderungen zu willigen. Im Schulwesen und in der Gesundheitspflege find Besses rungen erreicht worden, die den Einwohnern der Stadt zugute fommen. Viel bleibt freilich auch da noch zu tun, aber nur von der unermüdlich vorwärts drängenden Tätigkeit der Sozialdemokratie find weitere Fortschritte zu erwarten. Die Fürsorge der Gemeinde für ihre eigenen Arbeiter läßt leider noch sehr viel zu wünschen iibrig; noch sind die eigenen Betriebe der Stadt weit davon ent­fernt, Musterbetriebe zu fein. Und gegenüber dem Problem der Arbeitslosenfürsorge durch Unterstützung oder Versicherung ver­harrt der Stadtfreifinn in Verständnis- und Tatenlosigkeit. Auch auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge ist noch gar nichts erreicht, weil der Berliner   Freisinn unter dem Kommando der Hausagrarier fteht. Unserer Gemeindeverwaltung ist hier eine Aufgabe gestellt, bie bon größter Bedeutung für weite Kreise der Bevölkerung ist.

Hus der Frauenbewegung.

Zentrumsnöte.

Je länger, je mehr wird dem Zentrum die sozialdemokratische Frauenbewegung unheimlich. Notgedrungen muß es seinen ursprüng lichen Standpunkt, der da lautete: die Frau gehört ins Haus, auf­geben und für immer umfassendere Tätigkeit der Frau im öffentlichen Leben eintreten.

Noch auf dem Effener Katholikentage 1906 fagte Herr Seminar­präses Lausburg: Nach christlicher Auffassung hat Gott der Herr die Frau als ein ergänzendes Element in die menschliche Gesellschaft eingeführt, als die Genoffin und Gehilfin des Mannes. Damit ist ihr natür­licher Beruf, der Schwerpunkt ihres Lebens und Wirkens, zunächst, wenn auch nicht ausschließlich, in das Haus, in die Familie ge­legt. Den Standpunkt der absoluten Gleichberechtigung mit dem Manne vertritt die christliche Frauenbewegung. Sie beansprucht nicht darum auch nicht den uneingeschränkten Zutritt zu allen Aemtern des öffentlichen Lebens; sie bleibt vom politischen Gebiete fern und geizt nicht nach dem politischen Frauenstimmrecht. Die Arena der politischen Kämpfe sei den Männern überlassen."

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Das Zentrum wird sich also wohl ein schwarzes Amazonenforps zulegen, ohne damit den Vormarsch des sozialistischen   Gedankens aufhalten zu können.

Leseabend.

Erster Kreis, Hanjaviertel. Montag, den 6. März, bei Rothe, Flensburger Straße 24. Vortrag:" Die Schule".

Briefkaften der Redaktion.

Die juristische Sprechstunde findet 2indenstraße 69, born vier Treppen Fahrstuhl, wochentäglich von 4% bis 7 1hr abends, Sonnabends bon 4% bis 6 Uhr abends statt. Jeder für den Briefkasten bestimmten Anfrage

ist ein Buchstabe und eine Zahl als Mertzeichen beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht erteilt. Gilige Fragen trage man in der Sprechstunde vor.

-W

F. B. 1911. Ihre Anfrage ist unter dem 19. Februar beantwortet. A. S. 25. Ihre Anfragen find unter der damals angegebenen Chiffre . S. 85 unter bem 10. Februar beantwortet. Wir ersuchen die Fragesteller, den Briefkasten nach Stellung einer 7( neu). Durch Antrag auf Frage aufmerksam zu lesen. fändung und leberweisung bei dem Amtsgericht, in deffen Bezirk der Schuldner seinen Wohnsis hat. Die Gesellschaft erfahren Sie, wenn Sie den Schuldner zum Offenbarungseid zwingen. G. S. 22. Ja. B. B. 75. 1. Bei Uebungen find an Unterstützungen zu zahlen: für die Ehefrau 30 Proz.. für jedes Kind 10 Broz, aber zusammen nicht über 60 Proz. des ortsüblichen Tagelohnes. Dieser beträgt für Nirdori 2,90, M. 23. P. 22. 1. Die Angaben reichen nicht aus. Kommen Sie in die 23. B. 100. 1. Das ist möglich, aber, wenn Sprechstunde. 2. Ja. Ihre Schwester den Kindern Unterhalt gewährt, nicht wahrscheinlich. Die Haushaltungsgegenstände müssen nur dann dem überlebenden Ghe gatten ganz verbleiben, wenn feine Kinder vorhanden find. 2. Ja, mit Zustimmung des Vormundschaftsgerichts.

3. Nein.

Wenn unsere Annonce, die am nächsten Sonntag an dieser Stelle erscheint, auf einen Hundertmarkschein gedruckt würde, dann wäre sie nicht wertvoller als die Mitteilung, die sie enthalten wird!

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