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6cwerfcrcbaftUcbß9* ChnftUcbc Organifationsgründcreu Wie die Hauptmacher der verschiedenen Organisationen Von Zentrums GnadenHand in Hand" arbeiten, davon liefert folgender Brief einen interessanten Beweis: Verband der katholischen   Arbeitervereine der Erzdiözese Köln  Dr. Otto Müller  . DiözesanpräseS. M.-Gladbach, den 3. Januar 1911. Herrn Baldes Geschäftsstelle des christlichsozialen Metallarbeiterverbandes Aachen  . Sehr geehrter Herr Baldes! Bon Herrn Treffert bekomme ich Ihren Brief betreffend d i e Gründung einer Zahlstelle der chri strichen G e- werkschaften und eines Arbeitervereins für Bracheln. Es ist mal, wenn ich mich recht erinnere, einer von Bracheln bei mir gewesen und hat über die dortigen Verhältnisse gesprochen. Da haben wir uns in dem Sinne verständigt, soweit ich mich erinnere, daß Bracheln dem Arbeiterverein Erkelenz unterstellt werden sollte. Damals mng aber kein Vikar dort gewesen sein, weshalb ich diesen Vorschlag wohl gemacht habe. Jetzt ist ja ein Vikar dort. Nun wird sicherlich wohl in Bracheln die Gründung eines Arbeitervereins möglich sein. Sie müssen nun aber vorher sowohl mit dem Herrn Pfarrer wie mit dem Vikar sich darüber verständigen. Wenn beide damit ein- verstanden sind, so steht ja der Gründung prinzipiell nichts im Wege. Es ist mir lieb, wenn Sie Freitagmorgen, bevor Sie nach Bracheln kommen, eben in M.-Gladbach bei mir in meiner Privatwohnung, Staufenstr. 34, vorsprechen wollten. So weit ist ja Erkelenz   von M.-Gladbach nicht entfernt. Wir könnten uns dann noch näher besprechen. Daß von bier ein Redner dorthin geht, wird wohl nicht mehr gut möglich sein. Mit freundlichem Gruß Dr. O. Müller. Das Schreiben bestätigt die alte Tatsache, daß als Gründer und Drahtzieher der christlichen Gewerkschaften die Geistlichkeit fungiert. Wer zur München  - Gladbacher Zen- trums-Zentrale schwört, hält auch zu den christlichen GeWerk- schasten, falls diese sich wieder für das Zentrum und seine Politik ins Zeug legen. Ohne Geistliche hätten die christlichen Gewerkschaften schon längst ausgespielt. Wie erst werden die Geistlichen für die christlichen Gewerkschaften eintreten, wenn diese sich erst den Befehlen des Papstes und der Bischöfe an- gepaßt haben._ Bcrltn und llmgegend. Achtung. Bauklempner! Der sogenannte Allgemeine Metall- vrbeiterverein hat durch Anschlag an den Litfaßsäulen bekannt- gegeben, daß der Unterzeichnete zu einerVereinsversamm- lung" des Allgemeinen Metallarbeitervereins zu Mittwoch, den 8. d. M, eingeladen ist. Auf die daraufhin erfolgten vielfachen Anfragen unserer Kollegen sehe ich mich veranlaßt, öffentlich zu e» klären, daß ich der Einladung des Allgemeinen Vereins nicht folgen werde. Mit dem Verein kann ich mich sachlich nicht ver- ständigen, solange der Verein die Vermittelung von Streikbrechern gewerbsmäßig betreibt. _ Adolf Cohen. Eine Lohnbewegung der Bäcker. Sind die Bäcker und Konditoren Berlins   und der Vororte Le- reit, in diesem Jahre in eine Lohnbewegung einzutreten? Mit dieser Frage beschäftigten sich zwei große öffentliche Bäckerversamm- lungen, die gestern, Dienstag, stattfanden. am Nachmittag bei Freher in der Koppenstraße, am Abend im GewerkschaftShauS, wohin besonders die Konditoren und Tagesbäcker eingeladen waren. Der Gauleiter Hetzschold referierte in beiden Versammlungen, die außerordentlich stark besucht waren. Der Referent schilderte die Kämpfe, die der Verband bereits um eine Verbesserung der Lage der Bäckergesellen geführt hat. Den Bestrebungen deS Ver- bandeS ist eS zugleich gelungen, einen großen erzieherischen Ein- fluß auf die Arbeiter in den Bäckereien auszuüben, sie aufzuklären über die Pläne der Innung und der Gelben, so daß große Massen der Aufgeklärten sich dem Verbände angeschlossen haben. Dadurch ist eS möglich geworden, weitere Forderungen aufzustellen, denn die Lage der Bäckereiarbeiter bedarf dringend einer Verbesserung. Der Lohn der Berliner   Bäcker ist feit dem Jahre 1S0S nicht nur nicht erhöht worden; er ist in den letzten Jahren unter dem Drucke der Arbeitslosigkeit noch merklich gefallen. Die Forderung des wöchentlichen Ruhetages hat der Verband immer energischer erhoben, von der großen Masse der Bäckereiarbeiterschaft unter- stützt. Diese und andere Forderungen sind aber ohne schweren Kampf nicht durchzusetzen, und die Bäckergesellen find zu einem Kampf entschlossen, daS zeigte der reiche Beifall, der dem Refe. renten zuteil wurde, als er erklärte, daß die Gesellen die bis- herigen Verhältnisse nicht länger ertragen wollen, sondern einen Kampf mit froher Zuversicht aufnehmen werden. Der alte Tarif läuft am 1. Mai ab, und die Bäckermeister «Ästen zu einem großen Kampf; sie wollen den Gesellen den heftig- sten Widerstand leisten. Diese aber fühlen sich stark genug, ihre Forderungen durchzusetzen. Mit Stolz wies der Referent darauf hin, daß der Verband, der 1902 erst 125 Mitglieder zählte, und 1904. vor dem damaligen Kampf. 726 Mitglieder, jetzt auf mehr als 4966 blicken kann, die fest zu ihm stehen. Folgende Resolution wurde in beiden Versammlungen an- genommen: .Die heutige Versammlung erklärt: Angesichts der durch eine von den Bäckermeistervertretungen begünstigten reaktionären Gesetzgebung aufs höchste gesteigerten Verteuerung aller Lebensbedürfnisse, entspricht der seit fünf Jahren nicht mehr erhöhte Minimallohn von 23 M. den teuren Zeitverhält- nissen in keiner Weise. Den Familien der Arbeiter in Bäcke- reien kann billigerweise nicht zugemutet werden, daß sie wegen der politischen Sünden der Bäckermeister, die die Wuchergesetze, die Steuer- und Finanzvorlagen mit verschuldet haben, an stän- diger Unterernährung leiden sollen. Noch sind es Tausende, die im Bäckergewerbe unter dem kulturwidrigen Kost- und Logis­zwange beim Arbeitgeber in menschenunwürdigen Verhältnissen dahinvegetieren, denen ein Familienleben entweder ganz versagt oder deren Familienleben durch diese Zustände zerstört wird. Ständige Nachtarbeit, gegen deren Beseitigung sich die Bäcker- innungen mit allen Mitteln sträuben, lastet schwer auf den Arbeitern des Bäckerberufes. Dabei ist eS die große Mehrzahl derselben, denen kein einziger wöchentlicher Ruhe- tag vergönnt ist, trotzdem diese alte Kulturforderung von allen namhaften Männern der Wissenschaft und Volkswirtschaft gerade für die Arbeiter des Bäckerberufes im Interesse ihrer Gesund- heit, als auch namentlich der allgemeinen Volksgesundheit, als dringendes Gebot der Notwendigkeit erklärt worden ist. S i e b e n Rächte pro Woche zu arbeiten, ist das LoS der in Bäckereien Beschäftigten. Vielen Bäckermeistern dünkt daS noch als zu wenig AuSbeutungSfteiheit. Die gesamten Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Arbeiter in ben Bäckereien Berlins   und der Umgegend sind daher völlig un- haltbar geworden; sie schreien förmlich»ach Abänderung. Daher beschließt die heutige Versammlung: ES sind so schnell als möglich alle Vorbereitungen zu treffen. nm eine zeitgemäße Verbesseruna der Lohn- und Arbeitsbedin- gungen in den Bäckereien!n die Wege zu leiten. Das Bureau der Versammlung wird, mit dem Recht der Selbstergänzuna, als Lohnkommission eingesetzt und mit den notwendigen Vorarbeiten betraut. Die Versammelten versprechen, alle Kräfte daran zu setzen, um die Bewegung zu einem erfolgreichen Ende zu führen.' Die streikenden Schilberanmacher und Helfer fanden sich am Dienstag erneut zu einer Versammlung im Gewerkschaftshause zusammen, um festzustellen, ob über weitere Fortschritte berichtet werden konnte. Der Sektionsleiter teilte mit. daß weitere fünf Firmen den Vertrag unterzeichnet haben. Unter diesen fünf be finden sich drei Firmen, die dem VereinBerliner Schilderfabri kanten" angehören. Die Zahl der Streikenden hat sich demnach um weitere 18 Mann verringert, so daß gegenwärtig noch zirka 32 An- macher und Helfer im Streik stehen. Ferner wurde von der Streik- leitung bekanntgegeben, daß einige Firmen telephonisch Mitteilung gemacht und die Erklärung abgegeben hätten, daß sie ebenfalls bereit seien, den Tarif zu unterzeichnen und daß der Vertrag im Laufe des TageS noch eingesandt würde. Sämtliche Anmacher und Helfer, die zu den neuen Bedingungen arbeiten, haben zum Zwecke des Ausweises Berechtigungskarten erhalten, die von roter Farbe sind. Diejenigen, die nicht in der Lage sind, sich durch eine solche Karte legitimieren zu können, gelten als Arbeitswillige und sind bei Firmen tätig, die als Bestreikte gelten. Die Streikenden ersuchen die Berliner   Arbeiterschaft, sowie die Herren Geschäfts- inhaber, doch darauf achten zu wollen, daß bei eventueller Aus- führung von Arbeiten die Betreffenden sich legitimieren, um fest- zustellen, ob sie zu den Tarifsätzen arbeiten. Achtung, Schuhmacher! Die bei der Firma Leiser u. Co., Neue Königstraße 39, beschäftigten Kollegen hatten, da die Lohn- sähe bei der Firma zum großen Teile niedriger sind als in anderen Lederschuhwarenfabriken, einen neuen Lohntarif unterbreitet. Wiederholte Verhandlungen, welche zuletzt unter Mitwirkung von Vertretern beider Verbände geführt wurden, zeitigten auch nicht entfernt ein zufriedenstellendes Resultat, so daß die Kollegen nicht umhin konnten, die Arbeit einmütig niederzulegen. Die Firma ist daher bis auf weiteres gesperrt. Zentralverband der Schuhmacher Deutschlands  . Ortsverwaltung Berlin  . Achtung, Herrenmaßschneider! Wegen Streik und Lohndiffe- renzen bei der Firma Max Ehrlich  , Alexanderplatz  (Aschinger- Haus), verhängen wir hiermit über diese Firma die Sperre. Die Ortsverwaltung. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Aktiengesellschaft für Anrlinfabrikation nahmen in zwei stark besuchten Versammlungen Stellung zu der Antwort der Direktion auf die Wünsche des Ar- beiterausschusses betreffs Lohnerhöhung. Es ist in der Fabrik Usus, daß der Arbeiterausschutz alljährlich wegen Lohnerhöhung vorstellig wird, da die Mehrzahl der Arbeiter immer noch der ge- werkschaftlichen Organisation fernsteht. Hin und wieder bewilligte die Direktion einen, auch zwei Pfennig pro Stunde. Im vorigen Jahre richtete die Betriebsleitung eine Fabrikkonsumanstalt ein, was einer Ivprozentigen Lohnzulage gleichkommen sollte. Dies- mal lehnte nun die Direktion jedwede Zulage rundweg ab mit der Motivierung, die Verteuerung der Lebensmittel hätte nicht zuge- nommen, die Arbeiterfrauen sollten nur nicht soviel Putz treiben. Welch ein Hohn! Die Entrüstung der Arbeiterschaft war gewaltig. In der Versammlung für das Treptower Werk referierte B e n t i n, in Rummelsburg Sewekow vom Fabrikarbeiterverband  . Die Redner legten dar, daß nur durch eine straffe Organisation etwas erreicht werden könne. DaS sei um so nötiger, als die Löhne nur 45 bis 48 Pf. pro Stunde oder 24 bis 26 M. pro Woche betragen, gewiß kein hoher Lohn für die giftige und gesundheitsschädigende Arbeit. Die Aktiengesellschaft wäre wohl in der Lage, höhere Löhne zu zahlen, wie folgendes beweise: Die Gesellschaft schloß am 1. Ja- nuar 1965 auf die Dauer von 56 Jahren einen Jnteressengemein- 'chaftSvertrag mit der Anilinfabrik in Ludwigshafen   und den Elber- Gelder Farbwerken. Die Selbständigkeit der Vertragschließenden wird dabei ick keiner Weise berührt. Der Reingewinn der drei Goldmacherfirmen" wird am Jahresschlüsse zusammengeworfen und so verteilt, daß die beiden Riesen je 43 Proz., der kleinere Zwerg 14 Proz. des Gewinnes erhalten. Der Gesamtreingewinn der drei Gesellschaften betrug im Jahre 1969 28 567 122 M. Davon erhielten die Aktionäre der beiden Großbetriebe zweimal 8 646 666 Mark, die Aktionäre derAnilin" in Treptow   2 526 666 M, in Summa wurden 19 866 666 M. Dividende verteilt. Außerdem er- hielten eine Handvoll AufsichtSräte 2 471 344 M. Tantiemen, wovon auf Treptow   174 814 M. entfallen. Die Zahl der Beamten und Arbeiter der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation ist rund 2656. Erzielt wurden 3275 339 M. Reingewinn im Laufe deS Geschäfts- ahreS, das ist pro Kopf der Beschäftigten 1236 M.. eine Summe, die die Mehrzahl der dort beschäftigten Arbeiter nicht einmal als Jahreslohn bekommt. Das sind gewiß aufreizende Zahlen. Die Versammelten nahmen denn auch eine Resolution an, in der sie sich verpflichten, sich der gewerkschaftlichen Organisation anzuschließen. Achtung Tapezierer! Folgende Werkstätten find für Leder- arbeiter gesperrt. Weigt. Friebrichsl ratze 16; Reckling, Oranienstratze 168. Für Magaginarbeiter: Birnbaum, slieder- tratze 4; Rothe. Gr. Frankfurter   Stratze 88; Werner. Char- lottenburg, Schcrrrenstroße 16., Die Ortsverwaltung. Dcutfcbca Rrlcb. Streik der Konfektionsarbcitcr und«Arbeiterinnen ia Herford  . Bei den Firmen«lfermami n. Ja codi und L. Elsbach haben die Zuschneider. Bügler und Näherinnen am 1. März die Arbeit eingestellt. ES waren Forderungen gestellt, aber die Firmen wollten i» nicht aus Verhandlungen mit dem Verbände der Schneider ein- losten, sondern nur mit ihren Arbeitem und Arbeiterinnen persönlich unterhandeln._ Der Streik der Lackierer in ben Adlerwerkcn(vormals H. Kleyer) in Frankfurt   a. M. ist beendet und damit auch die an- gedrohte Aussperrung beseitigt. Die Lackierer forderten eine Erhöhung der Akkordlöhne, der Anfang?, und allgemeinen Stunden- löhne. Ueber die Regulierung der Akkordlöhne wurde gleich mit der Firma eine Einigung erzielt, wegen den EinstellungS- und Stundenlöhnen kam eS aber zum Streik. Nun wurde eine Eini- gung auf der Basis erzielt, daß die Firma die Stundenlöhne sämtlicher Lackierer um 2 bis 6 Pf. erhöht. Am Montag wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Lohnbewegung im Zwickauer   Kohlenrevier. In drei überfüllten Versammlungen nahmen die Bergleute de? fwickauer KoblenrevierS nach Referaten der Genosien Sachse und Krause Stellung zur KnappichaftSkasienresorm. In einer an- schließenden, stark besuchten Konserenz wurde beschlosicn, Lohnforde- rungen einzureichen. Im Lugau-Oelsnitzer Revier werden die Bergleute in kurzem ebenfalls zusammenkommen. Ter Streik der Jugendlichen in der Tcxtilindustrke in Mül- hausen i. Elf. hat am Montag auch in den letzten zwei der betei- ligten Fabriken durch bedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit sein Ende erreicht. Bei DrehfuS-Lantz u. Cie. wurden acht er- wachsen? Arbeiterinnen, die an dem Kampfe teilgenommen hatten. durch Entlassung gemaßregelt. Lo�iales. Mittagspause. Die Firma Juhl hatte im Anstellungsvertrag mit einem Filialvertreter, der alsGehilfe" im Sinne der Gewerbeordnung gilt, die Abmachung getroffen, daß er zu einer bestimmten Zeit in den Mittagsstunden die Filiale(Zigarrengeschäft) 25 Minuten lang geschlossen zu halten habe, damit er ungestört sein Mittagessen einnehmen könne. Das Landgericht Berlin   erachtete das für eine Gewährung einer angemessenen Mittagspause", wie sie Z 139c der Gewerbeordnung für solche kaufmännische Angestellte vorsieht, die die Mittagszeit über in den Geschäftsräumen verbleiben müssen. Herr Juhl, der wegen Uek�rtretung des§ 13gc angellagt war, wurde deshalb freigesprochen. Das Kammergericht verwarf dieser Tage eine hiergegen ein- gelegte Revision der Staatsanwaltschaft, weil in diesem Fall jener Begriff der Gewährung einer angemessenen Mittagspause richtig gewürdigt worden sei._ Hus der fraucnbcwegung. Staatliche Jugendfürsorge und die weibliche Jugend! Unter dem TitelJugendpflege" beschäftigten bürgerliche Blätter sich mit dem neuen Problem, weil das Kultusministerium 1 Million Mark zum Zwecke derJugendpflege" und gegen diesittliche Verwilderung der Jugend" im diesjährigen Etat eingestellt hat. Was es mit dem dringenden Bedürfnis der preußischen Staatsregierung, die angeb- liche sittliche Verwilderung der Jugend zu steuern, auf sich hat, ist ja zur Genüge durch die gehässige Bekämpfung der freien Jugend- organiiation bewiesen. Man inuß schon mit dem geistigen Stock- schnupfen kleinbürgerlicher Klatsch- und Sensationsblattleser behaftet sein, um den Braten nicht zu riechen. Sagt doch der Erlaß mit unverkennbarer Deutlichkeit u. a.:Zur Erziehung zur Gottesfurcht und zur Stärkung der Heimat- und"Vaterlandsliebe..." Daß die Million unnütz verpulvert werden wird, braucht nicht besonders ge« sagt zu werden. Wenn die Werbetrommel unserer Machthaber noch so laut bummst, nichts wird die arbeitende Jugend an der Erkenntnis ihrer Klassenlage hindern. Weß Geistes Kind dieser Erlaß des preußischen Kultusministeriums ist, geht aus seinem weiteren Wort- laut hervor, der bestimmt: Die Förderung der Pflege gilt nur für die schulentlassene männliche Jugend. Für die schulentlassene weib- liche Jugend dürfen Mittel daraus nicht verwendet werden. Unsere weibliche Jugend wird sich zu Wösten wissen! Weiß sie doch ohnehin, daß sie in unserer Regierung keine Freunde sitzen hat. Daß die Freunde der Jugend nicht in den staatlich geförderten Vereinchen sitzen, die unter der FlaggeJugendpflege" nur Bauern- fang treiben wollen, hat die Regierung mit ihrer Bekämpfung der proletarischen Jugendorganisation gezeigt. Aber eine Bewegung läßt sich weder mit Federstrichen noch Urteilssprüchen aus der Well schassen._ Letzte ffochricbten« Zur Oberbiirgermeistertvahl für Berlin  . Unter dem Vorsitz des Stadtverordnetenvorstehers M i ch e l e t trat am Dienstagabend der Stadtverordneten» ausschuß zur Vorbereitung der Wahl eines Oberbürger- meisters zusammen. Nach kurzer Beratung wurde zunächst das Gehalt für den Oberbürgermeister auf 36 000 M. fest­gesetzt. Dann wurde einstimmig beschlossen, dem Plenum der Versammlung die Wiederwahl des Oberbürgermeisters Kirschner auf 12 Jahre vorzuschlagen. Amnestie für Militärpersonen. München  , 7. März.(W.T.B.) Der Prinzregent hat auS Anlaß seines 96. Geburtsfestes denjenigen Militärpersonen im Bereich der bayerffchen Militärverwaltung, gegen welche bis zum 11. März ein- schließlich Strafen im Disziplinarwege verhängt worden sind, diese Strafen, soweit sie bis zum 11. März noch nicht vollstreckt sein werden, erlassen._ Die Etatsdebatte in der Duma. Petersburg, 7. März.(W. T. B.) Die Reichsduma setzte heute die Generaldebatte über da» Budget fort. E» sprachen hauptsächlich Vertreter der Opposition, die ausführten, der glcm» zende Zustand der StaatSwirtschaft stehe nicht im Einklang mit dem Zustand der Volkswirtschaft und besonders der Landwirtschaft, die viel zu wünschen übrig lasse. Die freie Barschaft der Staats- kasse gebe der Regierung eine kriegerische Stimmung, wie aus den letzten politischen Ereignissen, der Kaiserbegegnung zu Potsdam  und dem China   gestellten Ultimatum zu ersehen fei. Die Regie» rung häufe die Barschaft nicht auf. um kulturelle Bedürfnisse zu befriedigen, sondern um die Wehrkraft Rußlands   wiederherzu- stellen und die Amurbahn zu bauen. Dabei sei die Bevölkerung steuermüde. DaS Anwachsen deS Budgets laste einzig auf den Schultern der Bauern. Vertreter der äußersten Rechten meinten, der Pessimismus der Linken sei ebenso unbegründet wie der Opti» mismus des Finanzministers. Der Finanzmssnister er- klärte, es lasse sich nicht wegleugnen, daß die Einnahmen günsiig eingingen, die Ausgaben nur mäßig anwüchsen und die HilfS- quellen des Reiches sich unzweifelhaft mehrten, wa» immer eine neue Belebung der volkSwirffchaft bedeute. ES sei allgemeine Regel, daß man an einen inneren friedlichen Ausbau nur dann denken könne, wenn man durch eine feste und hohe Umzäunung ge» schützt sei._ Zur Brandkatastrophe im Kino-Theater. Petersburg, 7. März.(B. H.  ) Die Zahl der in Bolog-i- Verbrannten soll 182 betragen. Von vielen Leichnamen findet man nur einzelne Stücke. Viele Menschen, die alle Angehört» gen verloren haben, verfielen in Wahnsinn. Attentat auf Polizeibeamte. Warschau  , 7. März.(B. H.  ) Auf belebter Straße würben heute zwei Wache stehende Polizisten in Anwesenheit vou Hunderten von Leuten erschossen. Die Täter entkamen. Aufgehobenes Todesurteil. Leipzig  , 7. März.(W. T. B.) DaS Reichsgericht hat baS Urteil des Schwurgerichts B e u t h e n aufgehoben, durch das der Gruben- arbeiter Karl Pajor zum Tode verurteilt worden war. Pajor hat am 26. Februar 1916 in Dombrowska einen Wächter ermordet. Die Aufhebung des Urteils erfolgte wegen Ablehnung eine» Be, wriSantrages._ Lärmszeuc» im belgischen Parlament. Brüssel  , 7. März.(W. T. B.) Die Deputiertenkammer war heute der Schauplatz wüster Szenen. Als bei der Beratung einer Interpellation über die Maßregelung einer Lehrerin, die ihrem Orden abtrünnig geworden war. der katholische Deputierte W a u- wermanS sagte, meisten? legten die Ronneu daS Ordenskleid ab, um uuabhängigrr leben zu können, entstand infolge de» Pro» teste» der gesamten Linken ein unbeschreiblicher lärmender Auf. tritt, bei dem der Sozialist Hubin den Redner anspie. Einem Antrag, daß die Kammer dem Deputierton Wauwerman» einen Tadel ausspreche, widersetzte sich der Ministerpräsident, blieb aber mit seinem Protest in der Minderheit. Unter großer Erregung wurde die Sitzung geschlossen. Mmistkrwechsel in den Bereinigten Staate». Washington. 7. März.(W. T. B.) Der Nachfolger des vom Amte zurückgetretenen Staatssekretärs des Janern ist Walter L. Fisher auS Chicago.  _ Weiterer Rückgang der Pest. Peking  , 7. März.(W. T. B.) Die Pest geht in der Mandschu- rei schnell zurück. In Mulden sind gestern IS. in«wang. tschoentsze 2 Personen an der Pest gestorben, alle stbr.geW Orte sind fast pestfrei. n« eine zeitgemäße Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedin- in den Mittagsstunden die Filiale(Zigarrengeschäft) 25 Miauten Orte sind fast pestfrei._____ verantw. Redakteur: Hau» Weber. Berlin  . Inseratenteil verantw.z Th.Glocke.Berlin  . Druck u.Verlag: VorwärtSBuchdr.u.Berlag-anstalt Paul Singer aCo Berlin   L>V. Hierzu Z'Bcilagenn.nnteryattungsvI.