lieren, a?er krob dieses StandßunktcZ müssenwir doch sagen, daß die überhebende Art, wie Herr v. Heyde-brand die Minister abkanzelte, direkt abstoßend wirkte. Offen-bar traf der Angriff die Regierung völlig unvorbereitet, denndie Herren Lentze, v. Dallwitz, Trott zu Solz, die den Minister-tisch zierten, sahen sich hilfesuchend und verlegen um, und inihrer Not wußten sie nichts anderes zu tun, als schleunigst denMinisterpräsidenten rufen zu lassen, der allerdings erst nacheinigen Stunden im Hause erschien.Inzwischen hatte die Debatte ihren Lauf genommen. Nochschärfer als Herr v. Heydebrand äußerte sich Abg. FreiherrV. Zedlitz(freikons.), der der Regierung direkt Mißachtungpreußischer Lebensinteressen vorwarf und der BefürchtungAusdruck verlieh, die Stimmen Elsaß-Lothringens im Bundes-rat könnten im süddeutsch-demokratischen Sinne abgegebenwerden. Im Gegensatz dazu erklärten sich die Herren Dr.Friedberg(natlib,) und Fischbeck(Vp.) im wesentlichen mit der Haltung der Regierung zu der Verfassungsfrageeinverstanden, während der Führer des Zentrums Abg. Dr.Borsch es für das richtigste hielt, überhaupt nicht in einematerielle Erörterung der elsaß-lothringischen Frage einzu-treten. Den Nagel auf den Kopf traf Genosse Liebknecht,als er die ganze Aktion als ein wohlvorbereitetes Spektakel-stück der preußischen Fronde gegen die Regierung nannte unddarauf hinwies, daß das Streben der Rechten nicht daraufhinauslaufe, eine Verminderung des preußischen Einflussesabzuwehren, sondern vielmehr darauf, eine Vermehrung diesesEinflusses im Bundesrat zn erreichen.Endlich war Herr v. Bethmann Hollweg eingetroffen, um mit einer Energie, an der er es sonst gewöhnlichfehlen läßt, gegenüber der Rechten die Haltung der Regierungin der elsaß-lothringischen Frage zu verteidigen, den Reichs-gedankcn gegen den preußisch-junkerlichen Partikularismus iüSchutz zu nehmen und den Herren von der Rechten einige.wenn auch verklausulierte Wahrheiten zu sagen. Die selbst-mörderische Verwegenheit, mit der er— am Maße preußischerMinister gemessen— austrat, macht fast den Eindruck einesva. bungue-Spiels. Wie toll müssen es die Junker treiben,daß selbst diesem langstieligen temperamentlosen„Staats-mann" schließlich die Geduld gerissen ist!Im übrigen ist aus der Generaldebatte zum Etat die Un-Zufriedenheit über die späte Einberufung des Landtages her-vorzuheben, die in allen Reden zum Ausdruck kam und sicheinem von den bürgerlichen Parteien eingebrachten, einstimimgangenommenen Antrage verdichtete, der die Einberufung desLandstags vor Weihnachten forderte. Einige Redner suchtenes freilich so darzustellen, als ob nicht die Regierung, sonderndie böse Sozialdemokratie wegen ihrer langen Reden an derGeschäftslage des Hauses die Schuld trage. Daß dem nicht soist, führte ihnen Liebknecht drastisch vor Augen in einereinstündigen Rede, in der er oie gesamte innerpolitische Lageeiner scharfen Kritik unterzog und die Reaktion auf allen Ge-bieten der Verwaltung kurz, aber treffend schilderte.In der Spezialberatung kam es beim Etat der F o r st-Verwaltung zu einer gründlichen Abrechnung mit demZentrum. Genosse S t r ö d e l kam auf die Rede des Abg.Busch vom Zentrum zur zweiten Lesung zu sprechen, worindieser es gebilligt hatte, daß die Regierung freiorganisierteArbeiter nicht beschäftigen wolle. Anstart den Mund zu haltenund seine bezw. seiner Parteifreunds Position nicht zu per-schlechtern. versuchte Herr Busch eö mit einer Enviderung,die so ungeschickt wie möglich war, da sie im wesentlichen dasbestätigte, was wir von jeher behauptet haben, daß das Zen-trum von einer wirklichen Koalitionsfreiheit nichts wissen will.Tie Abfuhr, die S t r ö b e l ihm bereitete, läßt an Gründ-lichkeit nichts zu wünschen übrig. Zeigte unser Genosse dochdie Arbeiterfreundlichkeit und Heuchelei des Zentrums in ibrerniederträchtigsten Gestalt! Um einer zweiten Abfuhr aus demWege zu gehen, nahmen die tapferen Helden vom Zentrum,nachdem schnell noch Herr I in b u s ch das Lied vom sozial-demokratischen TerroriSmus angestimmt hatte, einen Schluß-antraa au.Recht interessant gestaltete sich die Beratung des Etatsder landwirtschaftlichenVerwaltung durch dasEingreifen unseres Genossen L e i n e r t, der zum Aerger derAgrarier die wahre Lage der Landarbeiter schilderte und zumBeweis dafür aktenmäßiges Material beibrachte, das die Herr-schaften auch bei noch so heißem Bemühen nicht werden ab-leugnen können.Am Freitag soll die Etatsberatung beendet werdett.politilcbe(leberllcdt.Berlin, den 23. März 1911.Eingeborenenbedrückung und Eingeborenenschutz.Aus dem Reichstage, 23. März. Bei der heutebeginnenden Beratung deS Kolonialetats stellte es sich wiederheraus, daß bei den bürgerlichen Parteien jede Spur vonOpposition gegen die Kolonialpolitik vollständig verschwundenist. Zentrum und freisinnige Partei sind heute ebenso kolonial-begeistert wie die Nationalliberalen und di« Antisemiten.Zunächst hielt Herr Erzberger seine jetzt ganz regie-rungsfreundliche Kolonialrede, so daß der konservative HerrD r ö s ch e r sagte, er hätte ihm den ganzen Kuchen aufgegessen,dann aber doch ihn nochmals vorkaute, wobei er dem Staats-sekretär in gewohnter Weise beweihräucherte. Genosse L e d e-b o u r widerlegte kurz die Dröscherschm Phantastereien, umdann die Eingeborenenpolitik der Regierung in Südwestafrikaan zwei eklatanten Fällen zu beleuchten. An der Niedermetze-lung streikender Eingeborener bei Wilhelmstal zeigte er dierücksichtslose Ausbeutung der Neger durch die Unternehmer.Dann brachte er die noch immer unausgeführte Reichstags-resolution wegen Landzuweisung an die Eingeborenen zurSprache und verlangte, daß die Regierung das Verbot derHaltung von Großvieh für die Eingeborenen aufliebe.Der freisinnige Abg. G o l l e r, dm Ledebour wegenseines Verhaltens in der Kommission angegriffen hatte, redetesich in wilden Zorn hinein, bewies aber dabei, daß er sich dieAnschauungen der ausbeutungslüsternen Unternehmer überdie Eingeborenen völlig zu eigen gemacht hat. Nur wenigunterschied sich von ihm der Reichsverbandsgeneralv. L i e b e r t in der Auffassung der Kolonialvolitik. GenosseN o s k e ergänzte dann die speziell über Südwestafrika ge-machten Ausführungen LedebourS durch einen Uebervlick üoerdie anderen Kolonien, wobei auch er fein Hauptaugenmerkauf den Schutz der Eingeborenen gegen Ausbeutung und Ver-gewaltigung richtete. Besonders scharf rügte er das barbarischeStrafsystem, das sich durch die ständige Zunahme der Prügel-strafe auszeichnet und das die ganz an mittelalterliche Rechts-auffassung gemahnende Todesstrafe für Diebstahl im RückfallVorsicht. AoZks betonte zum Schluß, daß die Sozialdema-kratie im Gegensatz zu den bürgerlichen Parteien den Schutzder Eingeborenen als eine Ehrenpflicht ansehe.Der Staatssekretär L i n d e q u i st erwiderte zunächst inlängerer Rede die Komplimmte der bürgerlichen Politiker,um dann sich gegen die sozialdemokratische Kritik mit herzlichschwachen Gründen zu verteidigen. Einen sensationellenEindruck erzielte er indes, nicht zwar durch seine Gründe,sondern durch zwei von einem seiner Kommissare herbeige-holte keulcnartige Stöcke, sogenannte Kirris, mit dcnmdie Kaffern in Sudafrika ausgerüstet sind. Er wollte damitbeweisen, daß die streikenden Transkaikaffern in Wilhelms-tal, die außergewöhnliche Stöcke, auch solche Kirris geführthaben sollen, dadurch so gefährlich geworden seien, daß dieSoldaten sie mit Schieß- und Stichwaffen hätten angreifenmüssen. Den bürgerlichen Politikern leuchtete dieses Knüppelargument denn auch hinreichend ein und sie riefen kräftigBravo, als der Staatssekretär seine Rede mit der Versicherungschloß, daß die P r ü g e l st r a f e bei Negern u n e n t b e h r-I i ch sei.So war es wieder 8� Uhr geworden. Die Debatte überdas Kolonialamt ging damit zu Ende. Morgen beginnt dieBeratung der Einzeletats._Der Mord an dem Arbeiter Herrmann.Die Bekanntmachung des Parteivorstandes hat diereaktionäre Presse in einige Erregung versetzt. Am possierlichstentobt der fromme„Reichsbote", der schreibt:„Die Herren etablieren sich hiermit als ein Revolutions-t r i b u n a l, wie e? bei vielen Revolutionen geschah, das sichüber die staatliche Justiz hinwegsetzte, sich vor dem Volk den An-schein gab, als wolle und müsse es dem Volk Recht schaffen, dadie st a a t l i ch e I u st i z versagt.... Die richtige Antwortauf diese Attentate gegen unsere Justiz wäre die Gefangen-nähme der Vorstandsherren, welche diesen Aufruf er-lassen haben; denn auS der Ecks, wo diese Herren in der Redaktiondes„Vorwärts" sitzen, ist seit Jahren all die Hetze und Auf-reizuNg hervorgegangen, von dem der Moabiter Krawalloffenbar nur ein Glied ist. In dieses Nest hätte die Regierungschon längst mit fe st er Hand hineingreifen sollen, stattsich mit den von dort irregeleiteten, verhetzten Arbeitem herum-zuschlagen."Und das alleS, weil wir der Staatsgewalt helfen wollen,die Mörder Hcrrmanns der Bestrafung zuzuführen I Da kannman doch mir Wilhelm II. zitieren: Verrückt, absolut ver-rückt, verrückt wie die Märzhasen.Berfassungskommission für Elsaft-Lothringen.Der ß 23, welcher bestimmt, daß der Kaiser, während der Land-tag nicht versammelt ist, Verordnungen mit Gesetzeskraft erlassenkann, wenn das bringend notwendig erscheint, die aber außer Krafttreten, wenn der Landtag bei seinem Zusammentritt die Zustinmmngversagt, wurde debattelos angenommen. Eine längere Debatteentspann ffch über den Z 24, nach welchem die Eisenbabnen inElsaß- Lothringen dem Reiche verbleiben und Eisenbahnen,die dem öffentlichen Verkehr dienen, nur mit Znstiinminig desReiche? gebaut werden dürfen. Genosse Bühle weist daraufhin, daß diese Fassung eine Verschärfung des jetzige» Zu-stündes bedeute und den Städten bei dem Bau notwendiger An-schlußbahnen für den Frachtverkehr Schwierigkeiten berette. GenosseFrank führt ans, daß nach dein vorliegenden Wortlaut auch dieStraßenbahnen unter diese Bestimmung fallen Ivürden. EinVertreter des Großen Generalstabes führt aus, daß die Zustimmimgdes Reiches aus militärischen Gründen erforderlich sei.— DerElsaß-Lothringische Staatssekretär Zarn v. Bulach tritt für dieFassung der Regierungsvorlage ein. Ein Antrag unserer Genoffen.anstatt„öffentlicher Verkehr"„Fernverkehr" zu sagen unddamit den Bau von Lokalbahnen auszunehmen, wird gegen fünfStimmen abgelehnt und die Regierungsvorlage an«g e u o m in e n.Eine längere Debatte rief der Antrag des ReichSparteilerSv. Dirksen hervor, der einen Paragraphen 24» eingeschaltetwissen will, wonach als Verkehrs- und Unterrichtssprache in sämtlichenSchulen die deutsche Sprache bestimmt wird. Ausnahmen sollen bisauf weiteres nur an solchen Schulen zugelaffen werden, in denenmehr als die Hälfte der eingeschulten Kinder nur französisch sprichtund dem Unterricht in deulscher Sprache nicht folgen können. DerAntrag v. Dirksen wurde gegen die Stimmen der Nationalliberalen,Konservativen und die deS Antragstellers abgelehnt.Die Dnellforderung des kaiserliche» Statthalters.Im Anschluß an die Veröffentlichung deS in Nr. 68 des„Vorwärts" in seinem wesentlichen Teile mitgeteilten Briests desStaatsrats a. D., Vizepräsidenten des Landesausschusses undPräsidenten deS unterelsäjfischen Bezirkstages Dr. G u n z e r t<denVorsitz deS Staatsrats, den ihm ein Uebersetzungsfehler zuschrieb,führt nach der Verfassung der Statthalter selbst) vom 7. Januar 1610an den französischen General Bonnal brachte Ende letzter Wochedie französische Presse szunächst im„Meffager d'Alsace-Lorraine")eine weitere„Enthüllung", die seitdem die Runde durch diereichSländische Presse gemacht hat, ohne daß der amtliche Demernier-apparat im Lande bisher dagegen in Bewegung gesetzt wurde.Offenbar hat eS mit dem üblichen Dementi in diesem Falle seineSchwierigketten. Dafür spricht auch die Tatsache, daß der gewissen-hafte Chronist der Vorgänge hinter de» politischen KulissenElfatz-LothringenS, Abgeordneter E. Wetterls, in seinem„Nouvelliste" vom Dienstag dieser Woche die Geschichte ausdrücklichbestätigt. Sie ist so köstlich, daß eS ein Verbrechen wäre, un-aufmerksam an ihr vorbeizugehen.Nach dieser Erzählung ist vor zwei Jahren nach denLandeSauSschuß wählen, bei welche» unser ParteigenoffeJacqueS PeiroteS im unterelsässtscheii Bezirkstag mit liberalerUnterstützung beinahe in daS Landesparlament für Elsaß-Lothringengewählt worden wäre, der Staatssekrelär Freiherr Zorn v. Bulacheines Tages bei dem Bezirkspräsidenten Dr. G u n z e r t erschienen.um von ihm»ine öffentliche Dementierung der Gerüchte zu ver-langen, welche behaupteten. der kaiserliche StatthalterGraf von Wedel habe zugunsten des— sozialdemokratischenKandidaten Peirotes bei Dr. Gunzert Schritte getan, indem er ihmbemerkte, daß„schließlich ein s!) Sozialdemokrat im Rahmen desLandesausschusses sich nicht Übel machen würde."Dr. Gunzert, der diesmal fein Rückgrat entdeckte, habe sichjedoch entschieden geweigert, die gewünschte öffentliche Erklärungabzugeben:„Ich werde nichts unterzeichnen, denn das wäredaS Gegenteil der Wahrheit!" Darauf habe Herrv. Bulach sich erhoben und mit dem Ernst, den die Siunde erforderte,feierlich erNärt:„In diesem Falle bin ich beaustragt, von IhnenGenugtuung mit der Waffe zu verlangen." Sprachs, undhinterließ die genau formulierte Erklärung, die Herr Dr. Gunzertzur Dementierung jenes Gerüchtes zu unterzeichnen hatte, mit vier»midzwanzigstündiger Bedenkzeit.Dem Typus eines Notabeln, dem Nationalhelden Dr. Gunzert,fiel unter diesen Umständen daS Rückgrat wieder in dieHosen, und er unterzeichnete— auf die Bitten seinerAngehörigen, wie die französische Quelle dieser„Einhüllung nach demTode" höflich sagt und anderen TageS erschien die öffentliche Er-klärung deS Dr. Gunzert, wonach an dem besagten Gerüchte, dessenUrheberschaft ihm sdem Dr. Gunzert) zugeschrieben würde, nichtsWahres sei. Ein wahrheitS widriges DemenK, wie fetzt SM bS»Freunden deS Dr. Gunzert versichert wird.Die Geschichte würde, wenn sie wahr wäre, dafür sprechen, daßselbst kaiserliche Statthalter ihre schwachen Momente haben, wo inihnen das Bedürfnis erwacht, ein freier Mann zu sein undrot zu wählen. Wer— abgesehen allenfalls von der preußischenJunkerklasse--- wollte so undemokratisch sein, eS ihnen zu verdenken?_Das Ende vom Lied.Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin weicht nvchalter Ahnensitte vor den Hcrrschastsansprüchen der„Ritter"mutig zurück. Aus Schwerin meldet das Wolsssche Tele-graphenbureau:Da mit den Ständen die Erzielung einer Einigung über dieAcnderung der bestehenden Landesverfassung nicht zu erreichenwar, verzichtet der Landesherr auf die mit dem Erlaß vom18. November 1916 herausgegebene Vorlage und behält sich inBetreff der weiteren Behandlung der BerfasiungSreform diefrcieste Entschließung vor.Der Großherzog behält sich— die„frcieste Entschließung"vor. Das heißt: er ist des Haders mit feiner geliebtentreuen Ritterschaft satt und es bleibt vorläufig alles beimalten._—Der Kampf gegen die Arbeiterturnvereine.Vor kurzem wurde dem Arbeiterturnverein in Liegnitz unterAndrohung einer Strafe von tbv M. für jeden einzelnen Ueber-iretungsfall die Erteilung von Turnunterricht an Jugendliche ver-boten. Jetzt ist, obwohl das Reichsgericht entschieden hat, daß dieangezogenen Kabinettsorders vom 1834 und 1836 nicht mehr zu Rechtbestehen, der Arbeiterturnverein zu Hahnau i. Hchles. von der gleichenUngesetzlichkeit belroffen worden. Auch ihm wird in einem Schreibenvom 14. März für jeden UebertretungSfall eine Strafe von 150 M.in Aussicht gestellt.— In Landeshut jSchles.) erschien sogar einPolizist in der Turnstunde des ArbeiterturnvereinS; er hatte denAuftrag erhalten, alle unter 21 Jahre alten Turnervom Turnplatz zu weisen!Minister von Breitenbach und die technischen Angestelltenim Staatsdienste.Am 4. März hat Genosse Hirsch im preußischen Landtage gegenden TerroriSmus der staatlichen Bauverwaltungen protestiert, dieauf ministerielle Anweisung schwarze Listen über die bei ihrenVorgesetzten mißliebig gewordenen technischen Angestellten führen-Minister von Breitenbach glaubte mit einigen Redensartenüber diese Tatsachen hinwegzukommen. Wie schlecht ihmdas gelungen ist, geht aus Nr. 12 der„Deutschen Techniker-Zeitung" hervor. Dieses Organ des„zahmen" Deutschen Techniker«Verbandes schreibt nämlich:„Der Abgeordnete Hirsch schilderte den Vorgang nach denMitteilungen der„Deutschen Techniker-Zeitung" und verurteiltemit scharfen Worten die Regierung, die nunmehr auch ihren An-gestellten mit dem gekennzeichneten Terrorismus die notwendigeArbeitsfrendigkeit lähmt. Der Miiiister antwortete hierauf, ohne aufdie detaillierten Anträge einzugehen, mit der Behauptung,daß schwarze Listen bei der Bauverwaltung nicht beständen. UnsereLeser sind also besser uuterrichtet, als derHerr Mi»ist er, denn das, was wir in Nr. 51 der Oeffentlich-keit nnterbreilelen, sind die vom Herrn Minister bestrittenenschwarzen Listen in Abschrift. Es i st auch vorbeigeredet,wenn der Herr Minister unter dem Beifall der Rechten imnierwieder betont, daß für die Regierung das Recht bestehen muß,nach großen Disziplinar- oder Strafrechtsvergehen der Angestellten,dieie nicht weiter zu beschästigen. Dem stimmen wir durchaus zu,aber das, was wir aus den Versügungen herauslesen, warendurchaus keine„Vergehen", sondern Eintragungen,die schon aus Differenzen mit dem nach st en Vor«gesetzten der Techniker entstehen können. Hierzusagt der Herr Minister, daß er angeordnet habe, die Entlassungdürfe nur erfolgen, nachdem der betreffende Angestellte ver-nonimen ist. Wenn das durchgeführt würde und für die Ver-nebmung noch eine unbeteiligte Instanz bestimmt würde, so wäredamit allerdings das Bild anders, aber die Wirklichkeitsteht mit dem, won, it sich der Herr Ministerverteidigte, in krassem Widerspruch. Viel einfacherund klarer würden sich die Verhällnisse gestalten und Herrvon Breitenbach würde sich von einer schweren Schuld befreien,wenn er unseren berechtigten Wünschen nach Auflegung derPersonalakten und Einrichtung von Beamtenausschüffen entsprechenwürde. Geschieht das nicht, so bleibt olles beim alten und dieErbitterung und Arbeitsnnsreudigkeit der Angestellten und Beamtender Allgenieiiien Bauverwaltung wird sich steigern."Der Versuch des Herrn von Breitenvach, die Sache zu bemänteln,ist also schmählich mißglückt!_Protest gegen das Denßer Lnndfriedenöbruchprr.est-Urteil.Gegen das Urteil im D e u tz e r Landfriedensbruchprozeß pro«testierten Mittwochabend drei vom Bauarbeiterverband in Köln ein-berufene Versammlungen. ES war ursprünglich beabsichtigt, nur eineVersammlung zu veranstalten. Der Andrang war jedoch so stark,daß noch zwei weitere Säle in Anspruch genommen werden mußten,die sämilich überfüllt waren. Die Polizei war stark vertreten, bliebaber sehr zurückhaltend.— Für Donnerstagabend hat das Gewerk-schaftskariell in Mülheim a. Rh. eins Protestversammlung gegen dasKölner Urteil einberufen._Hern» Oertel ins Stammbuch.Den Tag deS vierzigjährigen Bestehens deS Deutschen Reichs-tageS bat die„Deutsche Tagesztg.", wie wir kürzlich mitteilten, zueinem Angriff auf das geltende Reichstags Wahl«recht benutzt und bittere Klage über die Verrohung der Sittenim politischen Kampfe geführt. So ganz unrecht hat darin HerrOertel nicht. Der AmerikaniSmuS, die Sprengkolonnen. Bedrohungenund Gewalttätigkeiten gegen Siedner in politischen Versammlungensind in der Tat nichlS Seltenes: nur muß Herr Oertel den„Mob", der so„die Persaminlungsfreiheit illusorisch macht", in ersterLinie in den eigenen Reihen suchen. Zur Auffrischung seinesGedächtnisses wollen wir dem Leiter des Agrarierblattes folgendesGeschichtchen widmen: Im Jahre 1903 standen sich bei der Landtags-wähl im 4. Meininger Wahlkreise zwei Agrarier vom reinstenWasser als Kandidaten gegenüber, und zwar der Schultheiß Pfefferund der Obernrchivar und landwirtschaftliche Wanderlehrer Krug.Ersterer trug den Sieg mit 652 gegen 865 Stimmen davon, undin seinem Groll über den ungünstigen Ausgang der Wahl veröffent-lichte, der unterlegene Kandidat m den Hildburghauser Blätternfolgendes:„Dank und Bitte! Allen denen, die mich trotz Lüge undVerleumdung am 5. und 20. Oktober gewählt haben, sageich herzlichen Dank. Alle diejenigen, die noch etwas auf ihre Ehrehalten, bitte ich dringend, niemals eine Kandidatur anzunehmen.Wer nicht von Lügnern und Ehrabschneidern durchden Kot geschleppt sein will, der bleibe in sicherer Verborgenheit.Obermaßfeld, den 27. Oktober 1903.R. Krug."Genügt'S, Herr Oertel!_Landtagsersatzwahl in Sachsen.Bei der am Mittwoch vorgenommenen LandtagSersatz-w.cchl im 23. ländlichm Landtagswahlkreise Vlirdm abgegeben