THitt'tttcit halte, welche Vorlagen Sur'ch Me VollsabsttMAungzu entscheiden seien. Tiefer hätte er das Referendunt Wohlnicht begraben können-.Die liberalen Minister im Oberhause leisteten der Vor-läge eine elefantenartigen Widerstand, wie sich einer ihrerpolitischen Freunde ausdrückte, der seine alte Liebe nicht Plötz-lich aus taktischen Erwägungen verleugnen wollte. LordM o r l e y führte folgende Hauptpunkte gegen das Referendumins Feld. Die Vergleiche mit anderen Ländern seien nichtstichhaltig: denn das parlamentarische System wurzele„imMark des englischen Volkes". Das Referendum richte sichgegen das Repräsentativsystem und bedeute eine revolutionäreMaßregel. Nach dem Gedankengang der Verfassung wähledas Volk ehrenhafte Männer, die es frei und unabhängig der-träten. Ein einfacher Wähler könne nicht über den ganzenInhalt einer Vorlage mit Ja oder Nein stimmen. DasReferendum bedeute, daß eine Regierung, deren Vorlage vomVolke verworfen worden sei, demissionieren müsse.— Einnetter Kommentar zu dem oft zitierten Wahlspruch der eng-tischen Liberalen:„Der Liberalismus bedeutet Vertrauen zumWolke."Unter anderen Umständen wäre das Urteil der Liberalenwahrscheinlich anders ausgefallen. Heute können sie nichtanders reden, wenn sie an der Regierung bleiben wollen;denn Herr Redmond, in dessen Händen ihr Schicksal liegt,will aus leicht verständlichen Gründen von einem Referendum-nichts wissen. Es scheint oft, als erwähnten die Konservativendas Wort Referendum nur in mutwilliger Laune, um sich ander Benerkerwut liberaler Minister zu weiden, die noch voreinem Jahre mit dem Referendum tändelten.Die Referendumdebatte war von Anfang an n ich t e r u stS» nehmen. Nur aus kurze Zeit verlor sie ihren gekünsteltenEharakter, als nämlich zwei Naturburschen— der eineein Liberaler, der andere ein Konservativer— das Wortnahmen. Der liberale Lord Sheffield platzte mit der Be-merkung heraus, daß er ein Gegner des Referendums sei,da es„der schlecht erwogenen und unwissenden Stimme desVolkes" zu viel Macht verleihe. Der konservative Lord Newtonbezeichnete es schlankweg als einen schlechtenSpaß, daßsich seine Partei als die Hüterin der Demokratie aufspiele. Eshabe nicht den geringsten Zweck, so erklärte er unter Gelächter,zu versuchen, dem Volke aufzubinden, daß er ein Demokratsei.Die Referendumbill ist tot; es ist aber wahrscheinlich, daßVorschläge, die sich an die Kritik Lord Lansdownes anlehnendürften, bei der Beratung der Parlamentsvorlage im Ober-haus unter dem Namen Referendum wieder auftauchenwerden.,_politifcbc üebcrficbt.Berlin, den 1. April 1911.Die Zollplage.AuS dem Reichstag, 1. April. Beim Etat derZölle und Steuern in zweiter Lesung kam es auch dieses�ahr zu scharfen Auseinandersetzungen über die künstlicheLebensmittelverteuerung durch agrarische Hochschutzzöllnerei.Nachdem der freikonservasive Abgeordnete Brun st ermanneinen Zoll auf Pflastersteine verlangt hatte, nahm sich GenosseScheidemann die Zöllner und ihr Werk gründlich vor.Kommen doch zu der natürlichen Einwirkung der Zölleauf die Verteuerung der Lebensmittel noch die vexatorischenEinflüsse der komplizierten Zollabfertigung, die zur Lagerungverderblicher Artikel und dadurch zu empfindlichen pekuniärenVerlusten führen. Scheidemann wieS dann noch zahlenmäßignach, welche Belastung dem Volke aus diesem indirektenSteuersystem erwächst, und sprach zum Schluß die Erwartungaus, daß die Zeit der Lebensmittelverteuerung bald vorbeisein werde, weil die Wähler den Reichstag bald gründlichausräuchern und ausschwefeln würden. In Erwiderung diesesAngriffs erfreute der antisemitische Abg. Burckhardt danndie Sozialdemokraten durch die Offenbarung, daß der Wider-stand gegen die Schutzzollpolitik die deutschen Arbeiter schädige.Genosse Lehmann- Wiesbaden legte dar, daß durch dieBranntweinsteuergesetzgebung zwar den GroßgrundbesitzernLiebesgaben verschafft werden, daß aber eine Anzahl kleinerBrenner dadurch schwer geschädigt seien. Die Einfuhr-scheine brachte Genosse Stolle zur Sprache. Er konntemitteilen, daß durch diese den Agrariern zu Liebe geschaffeneEinrichtung der Reichskasse in drei Monaten nicht weniger als11 Millionen Mark entgangen seien.Wie sehr über die allgemeine Schädigung durch die Lebens-mittelverteuerung hinaus gewiffe Arbeiterkategorien noch be-sonders geschädigt werden, kam dann bei den sozialdemokratischenAnträgen zur Unterstützung der notleidenden Tabak-arbeiter noch eine Million Mark und der notleidendenZündholzarbeiter 400 000 M. zu bewilligen zur Sprache.Genosse Geyer begründete die erstere, Genosse Brey dieletztere Resolution. Trotz ihrer eindringlichen Darlegungengelang eS dem Schatzsekretär Mermuth, die bürgerlichenParteien von einer Annahme der sozialdemokratischen Re-solutionen abzubringen, indem er einen ernstlichen Notstandbestritt. Alles, wozu sie sich verstehen konnten, war die An-nähme einer Resolution B a s s e r m a n n, die der Regierungdie Einbringung einer unbestimmt gelassenen Nachtragssorderung anheimgibt.Um 8 Uhr abends, nach einer abermals neun Stundenwährenden Dauersitzung, war die zweite Lesung erledigt.Wäre es nach dem Wunsche der Mehrheit der bürgerlichenParteien gegangen, so wäre sie noch schneller durchgepeitschtworden.Am Montag beginnt die dritte Lesung desEtats.Auch an, Montag stehen nur fleineke Vorlagen auf der Tages-ordnung. Die einzige größere Vorlage, die die erste Lesung nochnicht passiert hat, die rheinische Gemeindeordnung, soll aus Wunschdes Zentrums erst nach der Osterpause in Angriff genommen werden.Keine Unklarheit.Die Annahme der freisinnigen Anträge, den Reichs-kanzler zu ersuchen, seine Bereitwilligkeit zu erklären, überVorschläge anderer Mächte auf Begrenzung der Rüstungs-ausgaben zu verhandeln, gibt der liberalen Presse Gelegen-heit, auf den Gegensatz hinzuweisen, der zwischen diesemBeschlutz und der Rede des Kanzlers besteht. Uns scheintdies aber nur ein neuer Beweis für die ungebrochene Herr-schaft des Absolutismus auf dem Gebiet der aus-wärtigen Politik zu sein. Oder zweifelt irgend jemand daran,daß die Annahme der Resolution, deren Befolgung derReichskanzler in seiner Rede gerade auf dasschärfste abgelehnt hat, auch nur den geringstenEinfluß auf die Leitung der auswärtigen Politikhaben wird? Und die parlamentarische Nieder-läge, die die Annahme formell zweifellos bedeutet, wirddem Herrn Reichskanzter mit Recht keinen Moment langSorge bereitet haben. Weiß er doch, daß die bürgerlichenParteien selbst nicht das geringste zu tun gedenken, um ihrerResolution Nachdruck zu verleihen. Ja man darf ohneweiteres annehmen, daß namentlich die Zentrumsmänner undNationalliberalen, diezumTeil für dieRcsolution gestimmt haben,es unterlassen hätten, wenn sie nicht selbst von der Bcdeutungs-losigkeit dieser Abstimmung überzeugt wären. Deshalb ist die„Kreuz-Zeitung"— wenigstens heute noch— ganz im Recht,wenn sie höhnisch schreibt:„Man weitz sehr wohl, daß bei uns nicht eine Reichs«tagSmehrheit, deren Kern die Sozialdemokratiebildet, sondern der Kaiser, beraten vom Reichskanzler, die Be-ziehungen des Deutschen Reiches zu den Luslandsstaaten regelt.Wie aus dem führenden Organ der Freisinnigen Bolkspartei her-vorgeht, wird auf jener Seite die Annahme der erwähnten beidenAnträge gewissermaßen als ein Mißtrauensvotum gegenden leitenden Siaaismann, mindestens aber als eine Korrekturseiner letzten Auslandsrede angesehen. Wir glauben, daß Herrv. Bethmann Hollweg sich dadurch nicht in seiner weiteren underfolgreichen Behandlung der Auslandspolitik stören lassenwird."Das glauben wir auch und nicht nur wir allein. Undso wird die unheflvolle Wirkung der deutschen auswärtigenPolitik fortdauern, bis die Empörung des deutschenVolkes dem Rüstungswahnsinn und dem Anwachsen deLSteuerdrucks ein Ende machen wird.Ferienstimmung.Ferienstinlmung herrscht im preußischen Abgeordnetenhause; dasGros der»Volksvertreter' hat bereits seine heimatlichen Penatenaufgesucht, und nur ein kleines Häuflein hält pflichtbewußt auf seinemPosten aus. Und wie daS Haus, so zeichnen sich auch die Debattendurch eine bemerkenswerte Leere aus.Eine Ausnahme davon machte einzig und allein die Rede, dieGenosse Liebknecht zur dritten Lesung des Gesetzentwurfs überdie Polizeiverwaltung in den Bezirken Düsseldorf, Arnsberg undMünster hielt, und worin er das, was er bei der zweiten Lesunginfolge des gewaltsamen Debatteschlusses nicht ausführen durfte,nachholte. In kernigen Worten hielt er dem Zentrum seinen Berratan der Arbeitcrsache vor und wies schlagend nach, wie diese ParteiVerrat an der Srbeitersache geübt hat. Bergebens suchten sich dieGebrandmarkten herauszureden, sie sind und bleiben daS, alS wasLiebknecht sie gekennzeichnet hat— Jesuiten.Der Gesetzentwurf selbst gelangte zur Annahme, einige kleinereLorlagen wurden nach unerheblicher Debatte Kommissionen über-Viesen.Gegen die Friedensideeeifert wieder einmal Herr Oertel in einem Leitartikel der»Deut-schen Tageszeitung'. Der gläubige Christ müsse zwar davon über-zeugt sein, daß auch auf Erden einmal die Zeit kommt, wo eS nur„einen Hirten und eine Herde" gäbe. Bis zu dieser fernen Zeit der„Erfüllung" aber bleibe der sogenannte etrnge Frieden ein Traumund nichteinmaleinschönerTraum. Habe doch auch derbekannte Theologe Luthardt seinerzeit die Anschauung vertreten,daß auch der Krieg ohne Zweifel„seine Bestimmung imHeilsplanedessen habe, der die Geschicke der Völker in seinerHand halte". Mit dem Kampfe a-lS dem letzten Mittel müsse auchder Christ rechnen. Sei dem aber so, so müsse auch derkriegerische Geist im Volke lebendig erhaltenwerden:„Wir dürfen daS werdende Geschlecht nicht zur Schlappheit.zur schloddernden Kampfesfurcht, zur jämmerlichen Weichlichkeiterziehen. Unsere Jugend soll sich immer begeistern anden ruhmreichen Kriegstaten der Ahnen, an ihrerhingebenden Kampfestreue, an der großartigen, seelenzwingendenOpferfreudigkeit, die in den Zeiten großer Kämpfe zu erwachenpflegt. Es gibt Leute, die unseren Jungen Trommel, Säbel undGewehr am liebsten wegnehmen möchten, die aus den Knaben�schulen die alten, herzensstarken Kampfeslieder und die begeistern-den Geschichten mutiger Waffentaten zu bannen bemüht sind,die an die Stelle der lebendigen, warmblütigen Kunde von hel-bischer Männerart die fade, hölzerne, blutleere, leblose Geschichte der sogenannten EntWickelungsetzen möchten: diesem Beginnen muß mit allerKraft gewehrt werden."Daß den Junkern der Völlerfriede als häßlicher Traumerscheint, ist nur zu begreiflich. Wenn die Völker, statt sich vonihren Ausbeutern gegeneinanderhetzen zu lassen, sich ersteinmal mit Energie gegen ihre nationalen Bedrängerwenden würden, so wäre es mit der Junkerherrschaft gar bald vor-bei! Vor dieser EntWickelung graust es unseren Kriegstreibern.Solchem Beginnen wollen sie in der Tat„mit aller Kraft wehren".Dckher ihr Versuch, die heranwachsende Jugend vollends in denDienst einer Orthodoxie i la Luthardt zu zwingen und mit Hurra-patriotischen Wahnideen zu erfüllen. Nützen wird freilich allesnichts, denn die proletarischen Vollsmassen sind viel zu einsichtig,als daß sie sich auf den Chauvinismus dressieren ließen.Zum Fall Jatho.Wie See„Evangelisch-kirchliche Anzeiger" schreibt, hatder Oberkirchcnrat den Fall Jatho nunmehr dem Spruchk o l l e g i u m für kirchliche Angelegenheiten zur Entscheidungzugehen lassen. Dies aus dreizehn Mitgliedern bestehendeSpnichkollegium hat darüber zu entscheiden, ob eine weitereWirksamkeit Jathos inmerhalb der Landeskirche mit derStellung vereinbar ist, die er in seiner Lehre zum Bekenntnisder Kirche einnimmt.Zur Charakteristik der Lehren Jathos zitiert das ge-nannte Blatt aus dessen Andachtsbüchlein„Fröhlicher Glaube"folgende Stelle:„Gott ist jkraft. Darum ist er auch deines Lebens Kraft: undumgekehrt: deine Lebenskraft ist dein Gott. Nicht das Emp-finden deiner Mängel ist die wichtigste Tatsache deiner Frömmig.keit, sondern das Gefühl deiner Kraft. Deine Stärke erst wirstLicht auf deine Schwachheit. Verehren können wir nur dasStarke, lieben, und begehren nur das trostvoll Wirkende. Dennnicht als arme Sünder werden wir geborem sondern als Gottes-kinder mit göttlicher Schönheit und Lebensfülle. Dies schätzenwir an uns, gewinnen dadurch Achtung vor uns und halten unsselber heilig, daß wir unsere göttliche Mitgift nicht verschleudern.Dies lieben wir auch am Nächsten, so daß er unS um seinerKraft willen ein Liebling wird, und wir es nicht mehr ertragenkönnen, daß er schwach werde und falle."Nach den Sätzen der christlichen Glaubenslehre klingtdas gerade nicht. Von der Erbsünde und der Schwachheit desFleisches ist hier keine Rede. Auf der anderen Seite freilichlaßt sich auch nicht verhehlen, daß sich bei dem tönenden Wort-schwoll des Herrn Jatho nicht gerade sehr viel denken läßt!Wegen Beleidigung eines Reichsverbändlers,des Gutsbesitzers H e s s e in Guthmannshausen, hatte sicham Freitag der Landtagsabgeordnete Genosse B a u d e r t- Weimarvor dem Schöffengericht in Buttstädt zu verantworten. Der HerrGutsbesitzer fühlte sich durch«inen Artikel»Landarbeiterelend" im.„Thüring. Landb.", Volkskalender für 1S11, bclcidigt, obgleich in deml Artikel weder Name noch Ort genannt find. Die Haupwerhandlnngmußte bkrtagt werden, da der Angeklagte den Amtsrichter, die Schöffenund den Gerichtsschreiber als besangen ablehnte. Der klägerischeAnwalt versuche den Prozeß offenbar in politisch-tendenziöserWeise aufzubauschen, da er besonders hervorgehoben habe,daß der Kläger Vertrauensmann des Reichsverbandes_ zurBekämpfung der Sozialdemokratie sei. Da aber die ButtstädterAmtsrichter Mitglieder des Reichsverbandes feien und auch von denübrigen richterlich tätigen Herren anzunehmen sei. daß sie dem.Reichsverbande angehörten, müsse man sie als befangen erkläre«.Weiter komme noch in Frage, daß bei den gerichtlichen Zu«stellungen die politische Parteistellung deS Angeklagten in einerWeise zum Ausdruck gebracht worden sei, die befremdlich wirkenmüsse.— Die früher als„lüstige Ausländerin" auS dem Groß-Herzogtum ausgewiesene Arbeiterin, um die es sich in dem angeblichbeleidigenden Artikel handelt und die für den Prozeß als Haupt-entlastungszeugin Bauderts in Frage kam, i st zwei Tage vordem Termin in Buttstädt verhaftet und ver»mutlich abgeschoben worden.Wiederaufnahme gegen Verstorbene.DaS Essener Landgericht hat auf den Antrag deS VerteidigersDr. Niemeyer den Beschluß gefaßt, die beiden verstorbenen Mit-verurteilten des Essener McineidSprozesseS Gräf und Imberg ohneHauptverhandlung freizusprechen. Hierdurch ist die Eni-schädigungSpflicht des Staates auch der Hinterbliebenen von Gräfund Imberg anerkannt. Ersterer ist in Brasilien verschollen, währendder letztere auf einer Grube in Schottland den Bei�mannStod fand.Oeftcmich.Tic Friedensdemonstration verschoben.Wien, 1. April. Im Einvernehmen mit dem Vorstandder italienischen Sozialdemokraten wurde die für den 19. Aprilin Aussicht genommene große Friedensdemonstration derSozialdemokraten Oesterreich-Ungarns und Italiens bis nachden Wahlen verschoben�_Neuwahlen und Verfassungsbruch.Wien, 31. März. Die Neuwahlen für das Abgeord-tletcn-hauS werden am 13. Juni stattfinden, die engeren Wahlen amÄ1. Juni. Eine kaiserliche Verordnung, die im morgigenReichSgesetzblatte zur Veröffentlichung gelangt, sieht zur Vermci-dung eines gesetzlosen Zustandes in der Führung deS StaatShaus-Haltes ein neunmonatiges Budgetprovisorium vorund erteilt dem Finanzminister die Ermächtigung, zur Bestreitungder im Jahre 1311 vorzunehmenden Tilgungen der allgemeinenStaatsschuld und des auf Oesterreich entfallenden Anteil» deraußerordentlichen Heeres- und Marincerforderniffe nach Maßgabedes Bedarfs eine schwebende Schuld in Höhe von 76 Millio-neu Kronen aufzunehmen, solange die Deckung dieser Auslagennicht durch eine definitiv« Krcditoperation erfolgen kann.Die Ermächtigung zur Aufnahme einer Anleihe und die In-kraftsetzung des Budgetprovisoriums durch eine kaiserliche Ver.ordnung auf Grund des§ 14 statt durch ParlamentZbeschluß istein flagranter Verfassungsbruch und elendeHeuchelei ist es, dann noch von einer«Vermeidung cineS ge-setzlosen ZustandcS' zu sprechen.franfefdcb.Tic Maifeier.Paris, I. April. Die Vereinigung der Arbeiter LeS Sesnd»departementS fordert die Arbeiterschaft in einem Aufrufauf, am 1. Mai eine große Kundgebung zu veranstalten.um gegen die Verfolgung zu protestieren, durch die Durand inden Wahnsinn getrieben worden sei.Spanien.Demission des Ministeriums Canalejas.Madrid, 1. April.(Privattelegramm.) Das Ministeriumhat beschlossen, seine Demission zu geben. Der RücktrittCanalejas, dessen Regierungsantritt auch von denRadikalen mit einigen Hoffnungen begleitet worden war.steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Ferrer-d e b a t t e. Die heftigen Angriffe, die die sozialistisch-republikanische Koalition gegen die Konservativen und diemilitärische Kamarilla richteten, haben bei den Pfaffen undSalongeneralen, die Spanien beherrschen, große Wut erregt.Man sprach wieder einmal von einem militärischenPronunziamento und im Hintergrunde tauchte bereitsdie blutige Gestalt des Henkers von Kuba, des GeneralsWeyler, auf.Diesem Vorstoß der reaktionären Elemente war Canalejasnicht gewachsen. Seine schwankende Haltung hatte ihn all-mählich um allen Kredit gebracht. Vor seiner Ministerschaftwar er ein Vorkämpfer der Revision des Ferrerprozesses.Als Minister aber suchte er zunächst die Verhandlungenhinauszuschieben, und als dies mißlang, wenigstens einenBeschluß für die Revision zu verhindern. Dies raubte ihmalle Sympathie der Republikaner und Liberalen.die ohnehin schon durch seine schwankende Kirchenpolitik unddie Verfolgung der sozialdemokratischen Politiker miß-trauisch geworden waren, während die bedrohten Kon-servativen sich von neuem die Regierungsgewalt zubemächtigen suchen. So blich dem Schwächling nur dieFlucht aus dem Amte,Die Situation ist ernst. Die militärische und re-aktionäre Kamarilla werden wahrscheinlich nochmals den Ver-such machen, an die Herrschaft zu gelangen, um sich durchW e y l e r oder einen anderen Gewaltpolitiker in der Machtzu behaupten. Daß eine solche Politik unter den gegebenenVerhältnissen nur den Ausbruch der Revolutionbeschleunigen würde, ist klar. Und ebenso, daß dannmit der militärischen Kamarilla auch die Monarchie, diediese zur Regierung gelangen läßt, dem Untergange geweihtwäre.Portugal.Tie Wahlen.Lissabon, 31. März. Der Minister des Aeußeren erklärte Ver»tretern der Presse gegenüber, die Wahlen würden im M a i statt»finden. Die Regierung beschäftige sich auch mit der Frage de»Frauen st immrecht S. Finanzielle Reformen würden dem»nächst veröffentlicht, und der Kammer werde ein Gesetzentwurf ich»eine Nenderung des Zolltarifs vorgelegt werden.Snglancl.8900 Mark Diäten.London, 31. März. Wie verlautet, wird das Budget fürdie Mitglieder des Unterhauses eine jährlicheEntschädigung von 400 Pfund Sterling vorsehen.CUrfed.Der Aufruhr in Albanien.Saloniki, 31. März. Wegen des ständigen Vordringen» derArnauten gegen Skutari hat sich der Bevölkerung große Auf»regung bemächtigt. Mehrere Ortschaften sind geplündert und dieEimvohner niedergemacht worden. Die Malissoren(das sinddie katholischen Albaner, die an der montenegrinischen Grenzewodueoi hadeo ftch verschiedener AegierunMeMj und