It. 156. 28. Zahtgims.1. KeilU des Amiick" Knlim WllisM■* iluifoj, 7. Irt 19tLl�iterarifche Rundfcbau.6<fchiditc der Revolutionen»IM niederländische» Aufstand bis zum Lirabend der französischenRevolution. Von A. Conradh")'.Die von der BerlaHSbuchhandlung.Vorwärts" unter demTitel„Kulturbilder" herausgegebene Sammlung populärer Ge-schichtswerte hat anfangs auch in parteigenössischen Kreisen vieleAnfechtungen erfahren— und, wie zugegeben werden muß, mitRecht. Die Illustrationen überwucherten den Text, der oft nur zudem Zweck geschrieben zu sein schien, die lediglich nach kunsttech-nischen, nicht nach kulturhistorischen Gesichtspunkten ausgewähltenBilder dem Beschauer zu erläutern; wenigstens ließ dieser Textan historischer Gewissenhaftigkeit und Urkundenkritik recht viel zuwünschen übrig. Alte abgetane religiöse Geschichtslegenden,parteiische Entstellungen und der Fälschung verdächtige Meldungenwaren verschiedentlich kritiklos als Material für die trotz aller Be-rufung auf die materialistische Geschichtsausfassung stellenweisefast rein ideologische Darstellung benutzt worden.Die Buchhandlung„Vorwärts" hat sich durch diese anfänglichungünstige Kritik jedoch nicht abhalten lassen, ihren Plan weiterzu verfolgen. Die gerügten Mängel haben sie nur dazu veranlaßt,in der Wahl der Autoren und in ihren Ansprüchen an die vondiesen gelieferten Texte strenger zu werden. Und der Erfolg istnicht ausgeblieben: die.Kulturbild er" sind, wie allgemeinanerkannt wird, immer besser geworden, und besondersdie jetzt erscheinende.Geschichte der Revolutionen" A. ConradySerweist sich als ein prächtiges populäre? Geschichtswerk, das demVerfasser und dem Verlag gleichmäßig Ehre macht. Selbst wennman die Stoffeinteilung nicht für glücklich hält und statt einer all-gemeinen.Geschichte der Revolutionen" lieber eineEinzelbearbeitung der niederländischen, englischen, französischenRevolution usw. in abgeschlossenen Bänden gesehen hätte, zwingtder erste vorliegende Band des Conradhschen Werkes, der mit derwirtschaftlichen Umwälzung im sechzehnten Fahrhundert beginntund nach einer kurzen Darstellung des niederländischen AufftandeSden Verlauf der englischen Revolution bis zur Errichtung der Re-publik verfolgt, zu der Anerkennung, daß in ihrer jetzigen Gestaltdie.Kulturbilder" allen Ansprüchen genügen, die man anderartige, auf den Massenvertrieb berechnete populäre Publika-tionen zu stellen berechtigt ist.Mit Geschick hat Conradh verstanden, den breiten, überreichenStoff zu gliedern und auf verhältnismäßig knappem Raum einanschauliche? Bild der Vorgänge zu bieten. Da die Grundursachealler der großen politischen Umwälzungen des sechzehnten und sieb-zehnten Jahrhunderts letzten Endes dieselbe ist: die Zersetzung derfeudalen Wirtschaftsformen und ihre Zurückdrängung im natio-nalen Wirtschaftsleben durch die steigende Bedeutung deS Handelsund der Manufaktur, so liegt die Gefahr ziemlich nahe, daß derHistoriker, der diese Partien behandelt, bei der Schilderung der dieeinzelnen politischen Parteien treibenden Motive in den Fehler derSchablonisierung verfällt, den Kampf lediglich als einen Streitzwischen dem Feudaladel und dem aussteigenden, die InteressendeS Kapitalprofits vertretenden wohlhabenden Bürgertum auffaßtund über dieser Hauptklassenteilung die mancherlei wichtigenJnteressenunterschiede innerhalb des revoltierenden Bürgertumsvergißt: die Unterschiede zwischen den Verfechtern der Jnter-essen des Handels-, SchiffahrtS-, Industrie- und des nochmehr oder weniger in zünftlerischen Formen gebundenen Hand-Werkskapitals— ganz abgesehen von dem scharfen Gegensatz, indem alle diese Schichten wieder zu dem Bauerntum und dem neu.entstandenen städtischen Lohnproletariat stehen. Conrady hat dieseSchablonisierung, die leider auch in einzelnen Revolutionsschilderungen der parteigenössischen Literatur hervortritt, glücklich vermieden. Er beachtet neben dem Gleichen und Aehnlichen auch dasBesondere, da» Bodenständige und Traditionelle, das je nach demspeziellen EntwickelungSgang sich in den verschiedenen Klassen-schichten auf verschiedenem Wirtschaftsboden niedergeschlagen hatund sich in die Reihe der Beweggründe einschlingt. Und fernerfinden auch die proletarischen Tendenzen, die bereit» in den Revolutionen deS sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts deutlichhervortreten, meist sorgfältige Berücksichtigung, vornehmlich in demdie englischen Zustände um die Mitte deS siebzehnten Jahrhundertsbehandelnden letzten Teile des vorliegenden Bandes.Zustatten kam dem Verfasser hierbei seine Kenntnis der älterenwirtschaftspolitischen Literatur Englands. Er hat für seine Schilderung der englischen RevolutionSzustände nicht nur die politischhistorischen Quellenschriften der Revolutionszeit benutzt; seine AuS�führungen beweisen, daß er auch die Lehren der damaligen Wirtschaftstheoretiker eingehend studiert hat. vornehmlich Thomas More,W. Stastord, Thomas Mun. W. Harrison, John Locke, HenryRobinson. Und diese umfassende Kenntnis der merkantilistischenBestrebungen und Anschauungen jener Tage verleiht ihm über diemeisten der bürgerlichen Geschichtsschreiber, die vor ihm daS englische Revolutionszeitalter behandelt haben, ein entschiedenesUebergewicht; denn die englischen Oekonomen deS sechzehnten undsiebzehnten Jahrhunderts gefielen sich nicht im bloßen Ausspinnengrauer Theorien, sondern sie schrieben als Praktiker für die Praxis.Wie sie meist als Kaufleute, Bankiers, Finanz-, Kolonial- undSteuerbeamte aus der Praxis hervorgegangen waren, in der") DaS Werk erscheint, reich illustriert, in Heften zu 20 Pf.Bisher ist nur der erste Band, 25 Hefte umfassend, erschienen.Später wird die Geschichte der großen französischen Revolutionfolgen. Verlag: Buchhandlung.Vorwärts", Berlin, Lindenstr. öS.Praxis standen und auS dieser ihre Anregungen und ihre Theorienschöpften, so verfolgten sie auch mit ihren Arbeiten keine reinwissenschaftliche Absicht, sondern den Zweck, der sich mächtig ent-wickelnden Handelsbourgeoisie Englands, das nach ihrer Ansichtdurch seine Lage und Natur wie kein anderes Land zum Handels-und Manufakturstaat berufen war, den besten Weg zur Handels.Herrschaft und zum Nationalreichtum zu zeigen.Die Nachweise, inwiefern die geschichtlichen Vorgänge mit denwirtschaftlichen Zuständen und Auffassungen zusammenhängen,nehmen denn auch in ConradyS Werk einen breiten Raum ein.Er spricht nicht nur von der materialistischen Geschichtsauffassung,sondern wendet die sich aus ihr ergebende Forschungsmethode mitUmsicht auf die geschichtlichen Probleme der niederländischen undenglischen Revolution an und gelangt mehrfach zu interessantenResultaten.Dabei verfährt Conradh streng historisch deftriptiv. Nichtslächerlicher, als wenn bürgerliche Blätter bei dem Erscheinen derersten Hefte der.Geschichte der Revolutionen" aus dem roten Um-schlag folgerten, dieses Werk sei bestimmt, die blutigen Revolu-tionstaten der Vergangenheit zu verherrlichen und den Arbeiterzur Revolutionsmacherei zu erziehen. Weit eher als RevolutionS-romantik und RevolutionSherostratiSmuS könnte man Conrady einegewisse Nüchternheit vorwerfen. Sein Ziel ist in erster Linie, dieNotwendigkeit des geschichtlichen Geschehens nachzuweisen und dar-zuwn, wie in der geschichtlichen Entwickelungalles in unlöslichem Zusammenhang steht mitder Gestaltung der wirtschaftlichen Verhält»nisse und der sich aus ihnen ergebenden sozialenLebensbedingungen. Er sieht in der Evolution und derRevolution nicht, wie dies heute so oft geschieht, Gegensätze, son-Lern nur verschiedene EntwickelungStempi. Auch die Revolutionist Evolution, aber forcierte, beschleunigte EntWickelung: eine Ent-Wickelung in Eilmärschen, die dann vornehmlich eintritt, wenn vor-her die schrittweise soziale Fortbildung der sozialen Lebensformendurch staatliche Maßnahmen künstlich gehemmt worden ist. DeS-halb schließt sich denn auch Conradh dem bekannten Ausspruch deSalten Friedrich Christoph Dahlmann an:.Die EntWicke-lung eines baufälligen Hauses i st sein Umsturz."Skoch einen Vorzug hat ConradyS.Geschichte der Revolu-tionen". Er beschränkt sich darauf, schlicht zu erzählen und ver»meidet alle gelehrten Kontroversen, alle Polemiken mit anderenHistorikern. In einem Werke, daS fachwissenschaftliche Zwecke ver-folgt oder auf Grund neuer Forschungsergebnisse bestimmteherrschende Auffassungen zu widerlegen trachtet, wäre ein solchesVerfahren unmöglich; denn um seine neuen Auffassungen zu be-gründen, muß der Verfasser notwendig die Unzulänglichkeit oderIrrigkeit entgegenstehender historischer Meinungen nachweisen.Für ein Werk, wie daS vorliegende, das sich nicht an ein bereitsvorgebildetes, mit dem Gegenstand im wesentlichen vertrautesLesepublikum wendet, ist die einfache Schilderung der geschicht-lichen Vorgänge aber das allein Richtige; denn die historischenStreitftagen werden in ihrer Bedeutung von dem einfachen Leserdoch nur selten erfaßt. Indes scheint mir Conradh darin etwaszu weit gegangen zu sein, daß er selbst dort, wo er länger« StellenauS älteren Geschichtswerken zitiert, nicht den Namen des betreffenden Autors und den Titel seines Werks erwähnt, sondernsich kurz auf die Bemerkung beschränkt:„Ein Gewährsmann jenerZeit schreibt" oder:.Ein damaliger Geschichtsschreiber berichtet".In solchem Falle sollte meines Erachtens nie die genaue Angabedes Werkes fehlen, dem das Zitat entnommen ist.«•»Conradh beginnt seine Darstellung mit einer kurzen Schilde-rung der wirtschaftlichen Verhältnisse SpaniensundDeutschlandszuAnfangdes 16. Jahrhunderts,der großen Entdeckungen in Asien und Amerika und ihrer Rück>Wirkung auf die ökonomische Entwickelung Westeuropas, der revolutionären Bewegungen in Spanien, der Finanznöte Philipps II.und seines Kampfe» gegen die Niederlande.Die Darstellung ist sehr knapp, meines ErachtenS mehrfach zunapp, besonders hätte ich gewünscht, daß die Darlegung der spanisehen Städterevolutionen, unter denen die Valencianischen Zunft-kämpfe am interessantesten sind, etwas ausführlicher— die ganzeAufstand Sgeschichte ist auf zwei Seiten erledigt— behandelt wordenwäre. Mögen auch diese Kämpfe im ganzen nur eine lokalgeschichtliche Bedeutung haben und, obgleich sie den Aufstieg de? autokratischen Monarchismus in der entstehenden spanischen Weltmacht vor-bereiteten, ohne nachhaltige Wirkung auf das Weltgetriebe gebliebensein, so sind sie doch vom sozialistischen Standpunkt aus insofern vonhohem Interesse, als in ihnen— besonders gilt das von Valencia— eine recht komplizierte Klassenschichtung zum Vorschein kommt,in der das kleinbürgerlich-proletarische Element bereits eine wichtige Rolle spielt. Weit kräftiger als in irgend einem anderenLande Europas hatte sich im nördlichen und östlichen Spanien daSgroße und kleine LehnSrittertum erhalten, da der beständige Kampfgegen die Mauren nicht nur die ritterliche Organisation aufrecht-erhielt, sondern auch dem Rittertum reichen Gewinn an Geld undLand brachte. Und neben diesem Ritterstand und dem reichenstädtischen Ackerbürgertum hatte sich in den am Mittelmeer gelcgenen handeltreibenden Städten der spanischen Ostküste eineSchicht wohlhabender Kaufleute, Rechtsanwälte und Geldleiher, eineständisch gegliederte, verschiedene Abstufungen aufweisende Zunft-bürgerschaft, eine zunftlose, ärmliche Kleinbürgerschaft und schließ-lich sogar ein ziemlich zahlreiches, armseliges Lohnproletariatherausgebildet, daS in Valencia vornehmlich aus den freien Arbeitern der Seiden- und Wollmanufakturen sowie den Hafen-, Schifftund TransporkarLeikerkl bestand. Dazu katnen bke Gegensätze zftn«schen dem reichen und armen Klerus, zwischen den reichen kirchlichenPftündenbesitzern und den armen Mönchsorden, vornehmlich denAugustinern, die damals im westlichen Spanien sich meistens ausder besitzlosen Nachkommenschaft der Kleinbauern und des kleinenStädtebürgertums rekrutierten.Alle diese Gegensätze und Jnteressenverschiedenheiten Platzkennun in der Valencianer revolutionären Bewegung der Jahre 1513bis 1522 aufeinander und führten zu höchst interessanten Klassen-kämpfen, in deren Verlauf sogar auf kurze Zeit die kleinbürgerlich-proletarische Schicht die Gewalt an sich ritz und allerlei religiösekommunistische Anschauungen entwickelte.Daß davon die Leser der„Geschichte der Rebolutioen e n" fast nichts erfahren, halte ich, trotzdem ich zugebe, daß derknappe zur Verfügung stehende Raum zu größter Einschränkungzwang, für einen Fehler; denn weit mehr als in dem nieder-ländischen Aufstand, der im ganzen ein rein bürgerlicher Kampszwischen bürgerlichen Jnteressenschichten war, tritt in denValencianischen Kämpfen das proletarische Element als revolutio«närer Faktor in den Vordergrund.Ausführlicher hat Conrady die niederländische Revolution be«handelt. Er läßt sich durch die religiöse Verbrämung der Jnter«essenkämpfe, die so manchen bürgerlichen Historiker dazu bewogenhat, aus dem Kampf der niederländischen Handelsbourgeoisie gegenAbsolutismus und Feudalismus einen Religionskrieg zu machen,.nicht im geringsten irre führen. Nach seiner Ansicht stellt daS siegreich vordringende kalvinistische Glaubensbekenntnis nur.d i eTheorie des Kampfes gegen den feudalen Absolu-t i s m u s dar". Den eigentlichen Inhalt, der sich von 15ö7 bis1651 hinziehenden, bald hell aufflackernden, bald abflauenden revo-lutionären Bewegung bilden die materiellen Gegensätze des Er-werbes und Besitzes zwischen dem halbfeudalen Adel und dem Handel-und schiffahrtireibenden Großbürgertum, zwischen den damals vor-wiegend landbautreibenden rückständigen wallonischen Provinzen, demindustriellen Flandern und Brabant und den reichen Handels-zentren des Nordens. Diese Klassengegensätze klarzustellen undnachzuweisen, wie sie im Verlauf der niederländischen Revolutiondie politische Handlung der verschiedenen Parteien und ihrer Führerbestimmen, bis schließlich die jahrzehntelangen Kämpfe im Sinneder großbürgerlichen Interessen ihren Abschluß finden, darin suchtConrady seine Hauptaufgabe. Und diese selbstgestellte Aufgabe hater trefflich gJöst. Wir gewinnen aus seiner Darstellung einenklaren Einblick in das niederländische Wirtschaftsleben um dieWende des 16. Jahrhunderts und sehen, wie sich auS den wirtschaftlichen Verhältnissen der verschiedenen Bevölkerungsschichten not-wendig und folgerichtig ihre Stellungnahme zu den politischenParteikämpfen ergibt.Fast zwei Drittel deS borliegenden Bandes nimmt die Dar-stellung des Verlaufs der englischen Revolution bis zur HinrichtungKarl I.(1649) und der Errichtung der Republik ein. Da dieKlassenkämpfe der englischen Revolution viel verwickelter sind alsdie des niederländischen AufftandeS und zu ihrem Verständnis eineallgemeine Kenntnis der englischen Wirtschaftsentwickelung im 16.Jahrhundert durchaus notwendig ist, so geht Conradh in seinerDarlegung der sozialen Zustände bis auf die Regierungszeit der„jungfräulichen" Königin Elisabeth zurück und schildert zunächst dieMonopolienwirffchaft und Elisabeth und Jakob 1., die Geldnot derKrone, die Verschleuderung der Domänen und Kirchengüter, dieHandels- und Arbeiterverhältnisse, Zunftprivilegien und Gewerbe-freiheit. Erst dann beginnt die Darstellung der parlamentarischenKämpfe und des autokratischen Regiments Karl I., deS Ringens derParlamentstruppen mit den königlichen Heeren, des Sieges der.Rundköpfe", der inneren Streitigkeiten zwischen PreSbyterianern,gemäßigten und radikalen Jndcpendenten sowie der HinrichtungKarl I. und der Abschaffung des Königtum». Auch in diesen Ka»piteln spielt jedoch die Schilderung der Wirtschaftsverhältnisse dleerste Rolle. Conrady begnügt sich nicht damit, einfach die Auf-einanderfolge der Vorgänge zu erzählen. Er sucht überall nachzu-weisen, aus welchen Beweggründen heraus die einzelnen Parteienund Parteiführer gehandelt haben und greift als Anhänger dermaterialistischen Geschichtsauffassung immer wieder auf die Wirt-schaftliche Lage Englands in jenen Tagen und auf die sich aus ihrergebenden Jnteressendiffirenzen zurück. Anerkennung verdientbesonders das Schluhkapitel über die.Klassenkämpfe imersten Jahre der Republik", in dem Conrady in knapperFassung einen gut orientierenden Ueberblick über die Zerwürfnissezwischen Jndcpendenten und Levellern(Gleichmachern) und die inden Reihen der letzteren immer stärker hervortretenden kommuni-stischen Bestrebungen bietet.Die„Geschichte der Revolutionen" kann daher mitbestem Gewissen der wissensdurstigen Arbeiterschaft als ein trcff-licheS populäres Geschichtswerk empfohlen werden; denn daß derfolgende zweite Band nicht auf derselben Höhe stehen sollte, istsicherlich nicht zu erwarten.Zum Schluß noch einige Worte über die Jllustrierung desWerkes. Neben manchen guten Bildern aus alten Geschichtswerkenenthält der erste Band nicht wenige Illustrationen, die zu dem Textnur in sehr losem oder auch gar keinem Zusammenhang stehenund deren kulturgeschichtlicher Wert zudem höchst fraglich ist, so daßman sich deS Eindrucks nicht erwehren kann, der Illustrator habeauf seiner Suche nach alten historischen Bildern schließlich, da ernicht immer das Gewünschte fand, genommen, was sich ihm darbot.DaS ist entschieden ein Fehler. Besser wäre es gewesen, man hätteruhig eine Anzahl nichtssagender Illustrationen fehlen lassen, zumalohnehin schon der erste Band überreichlich mit Illustrationen be-,lastet ist. H e i n r i ch C u n o w.Syndihatsl)crricl)aft gegen Arbeiter-geinnäheit.Die bei der Herstellung des Thomasstahles entstehende so-genannte Th-masschlacke hat sich als ein ausgezeichnetes Dünge-mittel für Körner- und Wurzclfrüchte erwiesen. Ein Syndikathat sich bei fast allen Stahlwerken das Recht der alleinigen Ab-nähme aller von ihnen produzierten Thomasschlacke in langfristigenVerträgen gesichert, um sie dann auf ihre einigen zwanzig Mühlenzu vermählen.Diese Schlacke ist. wie sie au» den Thomaskonvertern gewonnenwird, steinhart und hat stets einen bedeutenden Gchalt an Aetzkalk,der, auf die Felder gebracht, sich dann in für die Pflanzen unschäd-liches resp. nützliche» Carbonat umwandelt. In dem Staube deSdurch Mahlen gewonnenen ThomaSfchlackenmehles ist da» Calciumnoch als ätzendes Calciumoxyd enthalten. Da in den Schlacken-mühlen noch weniger als in den Getreidemühlen das Entstehenvon Staub zu vermeiden ist, so haben die in den Schlackenmvhlenbeschäftigten Arbeiter auch bald unter der giftig-ätzenden Wirkungdies«? SchlackenstaubeS zu leiden. Fälle von schwerer, auch vontödlich vxrlauslender LungenentHündung»rnd Lungenschwindsuchtsind seit Entstehen dieser Industrie unter den Schlackenarbeiternleider sehr häufig. Die vom Bundesrat zur Verhütung dieser Er-krankungen erlassenen Schutzmaßregeln und Bekanntmachungenvom 25. April 1899 und 3. Juli 1909 haben wohl in einzelnenFällen ein zeitweises Herabgehen, aber keine dauernde Aboahmedieser Erkrankung?- und Sterbcfälle zur Folge gehabt. Das istdeutlich ersichtlich aus den Berichten einiger Gewerbeaufsichtz-beamtea. In diesen sind für die Schlackenmühlen in Ruhrort undBruckhausen für die letzten zehn Jahre jährlich die Zahl der imganzen und der im Durchschnitt beschäftigten Arbeiter sowie dieZahlen der ich ganzen vo.rgekyrMWen Erkrgokungen, die durch sieverursachten Krankentage und außerdem die Zahl der Krankheitender Atmungsorgane und der für sie verursachten Krankentage an-gegeben. Danach waren in der Ruhrorter Schlackenmühle in denfünf Jahren von 1901 bis 1905 im Durchschnitt im Jahre 104 Ar-beiter regelmäßig beschäftigt, im ganzen aber 1265 Arbeiter, imganzen also fast 2*4 mal so viel wie im Durchschnitt. In denfolgenden fünf Jahren von 1906 bis 1910 waren in dieser Mühleim Durchschnitt 155 Arbeiter regelmäßig jedes Jahr beschäftigt, imganzen aber 1846, also im ganzen ebenfalls fast 2� mal so vielwie im Durchschnitt, weil die meisten Arbeiter nur einige Monatabeschäftigt und dann durch andere ersetzt wurden. Krankheitsfällekamen auf dieser Mühle von 1901 bis 1905 im ganzen 612 mit6051 Krankentagen und von 1906 bis 1910 749 Krankheitsfälle mit9866 Krankentagen vor. Das macht bei de» Erkrankungsfällea eineSteigerung van 22,4 Prozent und bei den Krankentage» eine solchevon 63 Prozent. Speziell von den Krankheiten der Atmungs-organe kanten von 1901 bis 1905 LI? mit 2L91 Kranke,, sagen ujjü