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es Systems als Redner auftraten. Unter dem Beifall der im eigent- lichen Versammlungssaal dichtgedrängten Eisenbahner-7 draußen an den Fenstern lauschten noch viele Hunderte erklärte der Ab geordnete Emniel und orklärten die beiden Gemaßregeltcn. daß noch ein KampfeSmittel gebe, demgegenüber die barbarische Unter druckungSwut deö gegen die Arbeiter und Angestellten der Reichs eisenbahnen eingerichteten Systems versage: das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht, das bei den in Mülhausen   bevor stehenden drei verschiedenen Wahlen(Ersatzwahlen zum Gemeinde� rat, Landtags- und ReichStagSwahlcn) auch von den Eisenbahnern ausgeübt werden würde. Ungeheure Empörung rief es in der Versammlung hervor, alh einer der Gemaßrcgelten erzählte, daß er nach dem eingetretenen Kowflikt mit der Betriebsleitung wegen der bevorstehenden Niederkunft seiner Frau um Urlaub bitten mutzte und daß ihm sein Vorgesetzter daraufhin die Antwort gab:Gelt da bin ich wieder recht, zum Urlaubgeben!" Vom Wochenbett und derLeicheseines Kindes hinweg wurde der Mann geholt, um die Eröffnung entgegenzunehmen, daß er entlassen sei! Der dritte der in Mülhausen   Gematzregelten ist ein Mit glied des Arbeiterausschusses der Eisenbahnwerkstätte, der mifr liebig geworden war. weil er im Interesse der Kollegen bisweilen eine Lippe riskierte. Er erhielt die Entlassung am letzten Sonn abend. Mit ihm wurde in der anderen..Musteranstalt" zw B i s ch h e i m b. Stratzburg derer st e Vorsitzende des Ver- bandes der E i s e n b ah n a rb e i t e r Elsaß-Lothrin. gens und Luxemburgs entlassen, ein Mann, der eine kaiserliche Auszeichnung für LSjährige treue D i e n st z e i t trägt und über 30 Jahre im Staatsdienste be- schäftigt istl Auch das ch r i st l i ch e Gewerkschaftskartell Mülhausen hat in einer überfüllten Versammlung gegen die Matzregelungen pro- testiert und eine Interpellation im Reichstag angedroht, der allerdings eine Bittschrift an die Generaldirektion der Reichseisenbahnen in Stratzburg und an den Eisenbahnminister v. Brcitenbach um Wiedereinstellung der Gematzregelten voraus- gehen soll. Als ob noch jemand darüber im Zweifel sein könnte, daß da? System Breitenbach sich direkt auf den Kopf stellen müßte, wollte es dieser Bittschrift stattgeben! Die fflaroftkoaffäre, Das große Rätselraten. Wilhelm II.   ist am Freitag von seiner Nordlandreise zurückgekehrt. Er weilt jetzt in«Nvinemünde, wohin sich am Sonnabend der Reichskanzler Bsthmann Hollweg und Herr von Kiderlen-Wächter   begeben hcchen. Natürlich werden sich die drei Herren über die Marokkofrage unterhalten. Das ist das Wichtigste»der Neueste, was die«bürgerliche Presse über den Stand der Marokkoaffäre heute mitzuteilen weiß. Neben diesen winzigen positiven Angaben bringen die Blätter noch eine ganze Reihe von Kombinationen, Er- örterungen über die Asquith-Rede, Erläuterungen der Preßstimmen usw., alles sehr wortreiche aber herzlich belanglose Ergüsse, die sich die bürgerlichen Redaktionen im Schweiße ihres Angesichts iabquülen. Sie zerbrechen sich den Kopf, was wohl jetzt aus der Swinemünder   Unterredung herauskommen möge und jeder will schlauer und ein Pfis- figerer Rätsellöser fein, als der andere. Aber keiner regt sich darüber auf, daß in demkonfti- tutionell regierten" Deutschland   drei Männer über eine en»ste politische Situation zu entscheiden haben. Keine bürgerliche Leitung hat dagegen etwas einzuwenden, daß das deutsche  Parlament, der Reichstag   in dieser Lage vollständig kalt gestellt und zum Schweigen verurteilt ist. Eine der wich- tigsten Frpgen der ausivä rügen Politik wird eurzig und allein vom Absolutismus   entschieden I Freilich, die bürgerliche Mehrheit des Reichstages hat sich diese Mißachtung reichlich verdient, ihre Schuld ist es, wenn die deutsche Volksvertretung verächtlich bei Seite ge- schoben wird, niag es sich ainh um Fragen handeln� von denen das Wohl und Wehe des deutschen   Volkes abhängt. Mögen die politischen Vertreter des Bürgertums und dieses selbst diese Nichtachtung als etwasGottgewoll- t e s" dahinnehmen, die deutsche Arbeiterschaft und die So- zialdemokratie werden sich nicht stumm und ergeben den Ent- Scheidungen des Absolutismus und den Machenschaften einer verschlagenen und dabei doch direktionslosen Diplomatie fügen. Laufen die Marokkohändel diesmal noch glimpflich ab. gut, der Arbeiterschaft soll es recht sein. Aber ein tiefes Mißtrauen gegen die Art. wie die deutsche auswärtige Politik geiwcht wird, wird in ihr zurückbleiben und sie wird sich gegen alle künftigen imperialistischen Uoberraschungm wappnen. Wird sich aber die Situation verschärfen, werden ernstere Konflikte erstehen, dann werden die Arbeiter in ganz Deutsch- land eine noch deutlichere und kräftigere Sprache führen als das am Freitagabend in Berlin   der Fall war. Und es wird dafür gesorgt werden, daß, wenn es darauf ankommt, das Wort von der internationalen Solidarität keine leere Re- densart ist, daß es auch in die Tat umgefttzt werden kann. Mag daher die Swinemünder   Unterredung, ausfallen wie sie will, mögen die Depeschenbureaus noch soviel Alarm- Nachrichten über Mobilisierungsaktionen in England und Frankreich   in die Welt setzen, die Sozialdemokratie und die Arbeiter werden auf jeden-Foll auf dem Posten sein. Die Lrenel an der flirnirbahn. Laut Befehl der Hauptgefängnisverwaltung wurden vor einigen Monaten zirka 3000 Katorgagefangene, darunter viele politische, aus den Gefängnissen des europäischen   Rußlands  nach den Wüsteneien des fernen Ostens transportiert, um an der im Bau begriffenen Amurbahn zu arbeiten. Die Re- gierung griff zu dieser Maßregel, weil ein großer Teil der Bauern und Arbeiter, die im vorigen Jahr für die Amurbahn angeworben waren, wegen der entsetzlichen Arbeitsbedingun- gen die Arbeit eingestellt hatten und unter den größten Ent- behrungen in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Als Ersatz für die davongelaufenen Arbeiter wurden nun die in den Kerkern schmachtenden Opfer der Zarenregierung für diese Höllenarbeit bestimmt. Die grausamsten, vertiertesten Sub- jekte wurden als Leiter der Gesangenenabteilung an der Amurbahn ernannt, wo sie nach Ermessen schalten und walten konnten. Zufällig ist jetzt der frühere Duma Präsident G u t s ch k 0 w, der sich in einer wichtigen politischen Mission nach dem fernen Osten begab, Zeuge der entsetzlichen Vor- gänge geworden, die sich dort abspielen. Der ihn begleitende Korrespondent telegraphiert der offiziösenN 0 w 0 j e W rem ja" aus Tschita   folgende Einzelheiten deö fürchter- lichen Regimes an einer der Teilstrecken der Amurbahn in Rasdolnoje� ,,Es herrscht hier unsinnige, unnütze Grausamkeit, un- unterbrochene Verhöhnung der Gefangenen, Prügel, Exekutiv  - neu, die durch keinerlei Umstände und Bedingungen hervor gerufen sind. Zur Aufrechterhaltung seines Prestiges schießt der Chef der Gefangenenabteilung in Rasdolnoje, L e 0 n 0 witsch, während der Arbeit wegen einer groben Antwort einen Gefangenen nieder. Die Gefangenen gehen vollständig krank an die Arbeit." Wenn ein Kranker um Dispensierung von der Arbeft bittet, wird ihm Karzerhaft angedroht.In diesenKarzern aber so fährt der Korrespondent fort befanden sich während unseres Besuches einige total verprügelte Leute. Die Karzer selbst sind stinkende Wanzenlöcher." Neben diesem bestialischen Regime geht eine unglaubliche Ausplünderung der Gefangenen durch die Administrativ!:. Das für die Verpflegung der Gefangenen bestimmte Geld wird von den Beamten gestohlen. Infolgedessen ist das Essen unglaublich schlecht, das Fleisch verfault, die Grütze verdorben." Wochenlang bleiben die Gefangenen ohne warmes Essen.Einer der Beamten, Annenkow, eignete sich die Verpflegungsgelder an, überließ seine Abteilung ihrem Schicksal und fuhr nach seiner Heimat zurück." Der allge meine Eindruck dieser Zustände war derart, daß G u t s ch- kow, der in seiner Eigenschaft als Dumapräsident dazu bei- trug, die Anklagen der Sozialdemokraten gegen die Gefäng- nisgreuel unter den Tisch fallen zu lassen und die Regierung in Schutz zu nehmen, an den Justizmimster S ch t s ch e g 1 0- W i t 0 W ein Telegramm sandte, in welchem er seine persön- lichen Eindrücke mitteilte. Es ist zu begrüßen, daß die Ent- hüllungen über die Gefängnisgreuel, die von der Regierung gewöhnlich nur der Böswilligkeit der russischen   und deutschen  Sozialdemokraten zugeschrieben werden, nun von einer für die Regierung so autoritativen Seite bestätigt worden sind. Indessen wäre es eine Naivität sondergleichen anzunehmen, daß die EnthüllungenJSutschkows dem Justizmimster etwas Neues brachten. Die Schlächtermeister auf den Ministersesseln sind ausgezeichnet darüber unterrichtet, was in den Kerkern vorgeht. Sie haben nichts dagegen, daß die Gefangenen zu Tode gemartert werden und lassen den Vollstreckern ihres Willens kein Haar krümmen. In dem geschilderten Falle tritt diese Tatsache um so greller hervor, als der Justiz- minister und der ihm unterstellte Chef der Hauptgefängnis- Verwaltung C h r u l j 0 w an die Spitze der Gefangenenab- teilungen an der Amurbahn Leute gestellt haben, die sich chon früher durch ihre Bestialität hervortaten. Es sind die früheren Beamten der Administration des Katorgagefängnisses zu Orel, die von den Petersburger Machthabern die unbeschränkte Herrschaft über die Gefangenen an der Amurbahn erhalten haben! Die jetzt aufgedeckten Scheußlichkeiten sind also die logische Konse- quenz des von der Regierung befolgten Svstems ein Teil des Regimes, das gegen sämtliche politische Gefangene an- gewendet wird. Die lügnerischen Dementis und die schön gefärbten Berichts des Herrn Chruljow werden an dieser Tatsache nichts ändern. politische Geberlicbt. Berlin  , den 29. Just 1911. Kreuz-Zeitungs"«Strategie. Während dieKreitzzeituirg" einerseits die Nvticmal- liberalen mahnt, nicht ihre alten Traditionen zu vergessen und nicht dem Linksliberalisnuis auf der abschüssigen Bahn zur völligen Demokratisierung des Staatslebens zu folgen, ergreift sie andererseits jede Gelegenheit, um die national- liberale Partei bei den rheinisch-westfälischen Großindu­striellen zu verdächtigen, da sie recht wohl weiß, daß aus den Kreisen dieser Großindustriellen� die Notionalliberalen die fettesten Subsidien beziehen. So fordert denn auch jetzt wieder dieKreuzzeiümg" von den Nationalliberalen, daß sie nicht nur bei der Reichstagsersatzwahl in Düsseldorf   energisch für den ZentrumSkandidcrben eintreten der bekanntlich dem sonst von derKreuzztg." mit bitterstem Haß betrachteten Hansabwnd angehört sondern sich auch mit dem Zentrum und den Konservativen über die Ausstellung gemeinsamer ..stcyatSerhaltender" Kandidaten in den Wahlkreisen E l b e r. feld, Köln  , Düsseldorf  , Essen. Hamm  , Ha- gen, A ktena-Jserlo hn. Remscheid  !. Duis- bursi, Bochum  . Dortmund  :md Bielefeld   ver- ständ:gen. damit bei den nächsten allgemeinen Reidhstags- Wahlen die Sozialdemokratie in den Jndustrierevieren wo- möglich kein einziges Mcrodat erhält. Wären die National- liberalen jener Kreise nicht zu einein solchen Abkommen be- reit, so wäre das der beste Beweis, daß die nationalliberale Partei nicht, wie sie behaupte, die Interessen der Industrie vertrete, sondern ihre kleinlichen Partei- intressen höher stelle, als jene. So heißt es in der heutigen Abendnuinrner derKreuzztg.": Schon jetzt sind manche Maßnahmen der Nationalliberalen schwer verständlich. So haben sie in Bielefeld   und Elberfeld   trotz des konservativen bezw� reicheparteilichen Wettbewerbs Sonder- kandidaturen ausgeitellt. Sie wissen aber sehr wohl, daß diese, selbst wenn eS ihnen gelingen sollte, in die Stichwahl mit dem Sozialisten einzudringen, nur dann siegen könnten, wenn auch der letzte der in beiden Wahlkreisen ctwa 10 000 betragenden Zentrumswähler für sie einträte. Daß das aber unter den ob» waltenden Umständen selbst dann nicht möglich ist, falls etwa«ine offizielle Ausforderung de- Zentrum? in diesem Sinne erginge. liegt auf der Hand. Tatsächlich richten sich also auch dieseSonderkandidaturen gegen die Industrie, deren geringe Vertretung in den Parlamenten zu beklagen die» tm Hansabunde vereinigten Liberalen sich jetzt nicht genug tun können. So sehen Theorie und Praxis manchmal gar verschieden auS. Läßt aber auch in diesem Falle die Sachlage immer noch die, wenn auch sehr gekünstelte Auslegung zu, durch Wahrung des Partei- interesses wahre man gleichzeitig auch die Interessen der In. dustrte, so ist einesolche Auslegung in Düsseldorf  bei einem Beharren auf dem jetzigen Stand- punkte einfach nicht möglich. Bleibt die national- liberale Partei demnach darauf stchen, so erklärt sie damit klar und deutlich, daß die Furcht vor dem Toben dcS Jungliberalis- muS mehr Einfluß auf ihre Entschließungen hat. als die Rücksichtnahme auf die Lebensbedingungen der Industrie." Die Taktik, die das Blatt der Hammerstein-Epigonen befolgt, ist recht durchsichtig. Es will die Nationalliberalen bei den Eisen- und Stahlbaronen verdächtigen und sie zugleich zwingen, sich der Gnade des Zentrums und seiner Veribün- deten auszuliefern. Dennoch ist in Anbetracht der Furchtsam- keit nationalliberaler Gemüter nicht ausgeschlossen, daß schließlich die konservativen Blätter mit ihrer Taktik Erfolg haben,. Zwei parlamentarische Genie?. Liberale Blätter wußten dieser Tage zu erzählen, daß der BunbeSmeister der Landbündler, Herr Dr. Röficke, sich, da er von der Natur nicht mit allzu viel Denkkraft ausgestaltet worden ist. seine ReichStagsreden von den Beamten des Bundes der Landwirie ausarbeiten läßt, dann diese Reden auswendig lernt und im Reichstage mit heiliger Ucberzeugnng als Produkte eigener Denktäligkeit vorträgt. Diese Schilderung scheint trotz ihrer Naturtreue die Konservativen sehr verschnupft zu haben, denn die parteiamtlicheKonservative Korrespondenz" versichert, daß Herr Dr. Müller-Meiningen   ganz ähnlich verfährt wie Herr Dr. Röficke. Sie schreibt: Dieserglänzende Rhetoriker" bringt seine Reden wie uns au» einem Spezialsall aus der baverischen Kammer bekannt ist zunächst iin Wortlaut bis auf den letzten i-Plinkt zu Papier, lernt sie dann wortgetreu auswendig und schickt sie schließlich an dem Tage, an dem er sie hält, den Vertretern derjenigen Blätter, auf die er Einfluß zu haben glaubt, schon geraume Zeit vorher im Manuskript zu mit dem Ersuchen um möglichst wörtliche Wieder« gäbe. Diesen Manuskripten seiner Reden sind aber, wohl« gemerkt, auch wenn sie noch längst nicht gehalten find, schon sämtliche von Herrn Dr. Müller erhofften Beifalls- und MißkallenSkundgebungen gleichsam pränumerando von ihm selbst einverleibt:Heiterkeit links".Widerspruch im Zentrum",Bravo links",Lärm rechts",sehr gut links",lebhafter Beifall links", Zischen im Zentrum" usw. Man sieht, Herr Dr. Müller-Meiningen hat starke Anlagen zum Dichten I Das mag stimmen. Aber etwas hat Herr Müller immerhin vor seinem Parlamentskollegen Röficke voraus: tt vermag sich wenigstens seine Reden selbst anzufertigen. Ein Tag Festung. Wie aus Straßburg   i. E. gemeldet wird, wurde dort heute wegen Herausforderung zum Zweikampfe von der Strafkammer des Landgerichts Polizeipräsident Baumbach von Kaimberg aus Metz   und wegen Äartelltragens Geheimer Regierungsrat Freiherr von Gemmingen-Hornberg. Kreisdirektor von Stratzburg-Land, zu je einem Tage Festungshast verurteilt. Baumbach von Kaimberg hatte bekanntlich im Juni den Abgeordneten Blumenthal aus Colmar   wegen einer abfälligen Bemerkung im Lande-ausschuß eine Forderung auf Pistolen überbringen lagen« Dänenhetze. Dänische Turner und Turnerinnen, die zurzeit h Dresden  in der Hygieneausstellung auf ergangene Aufforderung der dorti- gen Verwaltung die sogenannte Lingsche Gymnastik vorführen, folgten einer Einladung der königlich'en Militärturn- anstalt in Berlin   und fanden mit ihren Vorführungen in Gegenwart von 300 Offizieren großen Beifall. Diesen selben Turnern ist es jetzt verweigert worden, in Avenrade w gleicher Weise aufzutreten._ Baterländische" Arbeitervereine. Bon echt reichsverbändlerischem Geist beseelt sind die unter dem Patronat de» Reichsverbandes, vertreten durch den General v. GerSdorff, geschaffenenVaterländischen" Arbeitervereine. Weil dies« merkwürdigen Vereine aus sich heraus nicht vorwärts kommen können, ist ein besonderer Förderungsausschuß unter dem Vorfitz de» reichSverbändlerffchen Generals v. Loebell geschaffen worden, dem auch die bedeutenden Parlamentarier: Abg. Riese- b e r g(Antis.), Abg. Pauli-Potsdam(konf.) und Abg. Dr. G 0 e r k e(natl.) angehören. Nach seinem Jahresbericht für 1010 hat dieser Ausschuß 4t 351 M. für seine Zwecke zusannnengebracht und davon ein Bu»äu unterhalten, eine ZeitungStorrespondenz veröffentlicht, Arbeiter- sekreiariate unterstützt, neue vaterländische Verein« gegründet und die Zeitschrift. Deutsche Treue" herausgegeben. Für sie Jahr« Ivkl und!St2 sind dem FörderungSauSichutz je 15 OOO M wieder in Aussicht gestellt, mn weitere nationale Arbeitersekretariate einzu- richten. Im Jahre 1010 sind laut Jahresbericht 00 neue uationale Arbeitervereine begründet worden. Diese Organisationen kosten also den Interessenten ziemlich viel Gelb, schade, daß man nicht erfährt, wer die gütigen Spender sind, die dem Ausschuß auch künftig 15 000 M. pro Jahr zur Verfilgung stelle«. UeberdieS ist die BezeichnungArbeitervereine" irre- führend. Es gehören dem ältesten Berein dieser Art, in Altenburg  , als Mitglieder an: hohe Staatsbeamte, Advokaten, Kausieute, Hand« werkSmeister, Lehrer, ein Schuldireltor usw. Die reichsländischen Lehrer und derNationalbund«. Der sogenannte elsaß  -lothringische Nationalbund, dessen Führung die klcrikal-reaktionüre» Hauptkrakeeler des bisherigen Landes- ausschusses für Elsaß-Lothringen  , innehaben. Hot in dem Wahlaufruf. der ein Pcogranun sein soll, daS elsaß-lothringische Schulwesen als durchaus rückständig hingestellt was nicht ganz unrichtig ist. und die Schuld dafür was weniger zutrifft dem im Lande tätigen Lehrkörper aufgebürdet. Wollte der Notabeln- klüngel de» seligen LandeSauSschuffe« gerecht sein, so müßt« er sich bei der eigenen Nase fassen. Das sagte ihm jetzt auch recht deutlich der Colmarer   Lehrerverein, nachdem Protestkundgebungen der Lehrer aus andern Teilen deS Landes schon mehrfach veröffent- licht worden find. Der Verein votierte am letzten Mittwoch direkt einen Kreditzur Anfertigung einer Zusammenstellung alles dessen. was der LandesauSschnß bisher bei der Pflege der Schule versäumt hat", und nahm auf der Stelle die eine Resolution an, in der e» heißt: Der Tolmarer Lehrerverein ist mit dem Nationalbund einig darin, daß es Aufgabe des niederen Schulwesens ist. die Jugend auf dos praktische Leben vorzubereiten. Die elsoß-lothringtsche Lehrerschaft ist von jeher mit allen Kräfien kür die Erreichung diese» Zieles eingetreten. Wenn die Volksschule trotzdem in einzelnen Punkten den gesteigerten Anforderungen de« heutigen Wirtschaftsleben» nicht hinreichend gerecht werden kann, so ist daran in erster Linie die ausschlaggebende Mehrheit de» endlich beseitigten LandeSauSschusseS schuld, deren führende Mitglieder im Programm de» Rational  - bundes eine Schuld der Schule feststellen wollen. Gerade diesen Parlamentariern" mußte jeder kleine Fortschritt ans dem Gedret des Schulwcsrn« mühsam abgerungen«erden. Sie sind e» ge­wesen. die� den Lehrplan der Volksschulezum Nachteile der wirk- lichc» Bedürfnisse" durch Forderung der Ausnahme solcher Lehr- gegenstände überlasteten, die in das Gebiet der Fach- oder Fort« bildungöschulen gehören. Gleichzeitig haben sie alles ver- s ä u m t, um durch ausreichende staatliche Unterftützuitg die land- wirtschaftlichen und gewerblichen FortbildungS- und Fachschulen zur Ergänzung der Volksschulbildung in« Leben zu rufen oder zu sördern." Die Resolution zeigt, daß im bevorstehenden LandtagSwahl- kämpfe die Lehrer, mit denen der.Nationalbund" ebenso leichtfertig wie ungerecht angebunden hat, ein nicht zu unterschätzender Faktor sein werden. Für den Fall, daß die Redaktion di« Verurteilung nicht schon selber notiert hat;_ Der Hererohäuptling Kanjcmme festgenomme«, Der in Mndhuk erscheinende.Südwestbote' meldet, daß«fi« Schutztruppeichatrouille den Hererokapilän Kanjemme festgenommen und mehrere Hererowerslen aufgehoben habe. Auf Anzeige zweier in« Sandseld gezogener Südwester, daß stch dort zahlreiche Hrrero- werften befänden, hatte daS Gouvernement   die Patrouille in da» Sandfeld gesandt, die den Kapitän Kanjemme nebst 70 Herero« jetzt gefesselt in Windhuk   einbrachten. Der gefangene Hererokapitän, der seiner Aburteilung in Windhuk   entgegen sieht, sog im Jahre 100t drei Polizeisergeanten in Otjstu» ermordet habe»