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Kr. 190. 28. Jahrgang. 3. KtilW des Joreittö" Knlim WllisM Wtvoch. 1k. Angnst 1911. Partei-?Zngelegenkeiten. Hohenschönhausen. Heute Mittwoch abend von 7 Uhr an Flugblattverbreitung von den bekannten Stellen aus. Morgen Donnerstag abends 8 Uhr öffentliche Versammlung bei Reyher  . Um recht rege Beteiligung bei beiden Veranstaltungen ersucht Die Bezirksleitung. Biesdorf  . Heute abend S'/z Uhr: Zahlabend bei Gustav Berlin, Marzahner Str. 24. 1. Vortrag des Genoffen Walter Zimmermann. 2. Ortsangelegenheiten. Tegel  . Den Mtgliedern zur Mitteilung, daß die Bibliothek wieder geöffnet ist. Die Ausgabe der Bücher erfolgt Montags und Donnerstags von 8'/UO Uhr. Dabendorf bei Zossen  . Am Sonnabend, den 19. d. M., abends V Uhr, findet bei Wiese unsere Mitgliederversammlung statt. Auf der Tagesordnung steht u. a. Bericht von der Kreisgeneralversammlung. Wahl eines Lokalkommissionsmitgliedes und Verschiedenes. Der Vorstand. Trebbin  . Am Sonnabend, den 19. August, abends 8'/z Uhr, im Schützcnhaus<W. Fromm): Wahlvereinsversammlung. Tages- orduung: 1. Kasse und Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht von der Kreisgeneralversammlung. 3. Parteiangelegenheiten. Berliner   JVaebriebten. Nachgeklappert! Endlich, nach sechs oft fast unerträglichen Wochen, scheint die Hitze den Rückzug antreten zu wollen. Und endlich, nach- dem die Leute von der Feder sich die Finger wund geschrieben haben an Mißständen, wie sie infolge der Siedetemperatur allenthalben zutage traten, scheint sich auch bei den Behörden der Entschluß durchgerungen zu haben, daß etwas getan werden muß gegen die Hitze, die nicht mehr da ist. Sechs Wochen haben kühl denkende Geheimräte und andere Bureau- traten gebraucht, um über die berühmten Erwägungen hin- wegzukommen. Mit musterhafter Genauigkeit registrierten sie diebrennendsten" Tagesfragen und waren sich am grünen Tisch alle einig darin, daß man so etwas wie guten Willen zeigen müsse, um das Gefühl des Gcbratenwerdcns bei jenem Telle der Menschheit, der nicht in wohltemperierten Kühl- räumen und bei Eiskübeln mit silberumsponnenen Flaschenhälsen die Ferienzeit in vollen Zügen genießen kann, zu lindern. Aber wie? Na, das ist doch sehr einfach. Man erwägt und erwägt so lange, bis die Sonne ein Einsehen zeigt, sich hinter Wolken versteckt und den Regen zu seinem Rechte kommen läßt. Und justement im selben Augenblick, wo die Hitze sich verdrückt, geht man derselben Hitze auf behördlichem Wege energisch zu Leibe. Hurra, wir leben ja in Preußen, im Lande schnellen Denkens und Handelns! So kommen denn unsere hochweisen Staatsräte erst jetzt mit praktischen Absichten, Vorschlägen und Anordnungen zur Milderung der über Nacht wie Butter weggeronnenen Hitze zum Vorschein. Man lacht dazu vergnüglich und erinnert sich der bekannten klugen Stadtoberhäupter, die bei Eröffnung der ersten Rats- sitzung mit Schrecken sahen, daß sie ihr Rathaus ohne Fenster gebaut hatten. Die Eisenbahnverwaltung gibt soeben bekannt, daß für alle Angestellten des Direttions- bezirks Berlin   bis auf weiteres kalter Kaffee und Tee in beliebigen Mengen zur Verfügung gestellt sei. Ausgerechnet jetzt, wo neben der Hochflut des Ferien- und Vergnügungsverkehrs auch die dickste Hitze vorüber ist! Nach demverbotenen" Freibad am Müggelsee, das am vergangenen Sonntag von weit über zwanzigtausend Menschen besucht war, begab sich der Landesratsverweser von Nieder barnim, Geheimrat Dr. Busch, um Studien zu machen. Probieren. Herr Geheimrat, geht über Studieren I Konnte man höheren Orts auf diese erleuchtete Idee nicht schon längst kommen? Konnten nicht schon vor Sommerbeginn zahlreiche nicht offizielle Freibäder in allernächster Umgebung Berlins  amtlich freigegeben und amtlich mit den nötigen Sicherheits Vorkehrungen versehen werden? Dann wäre wohl manches Menschenleben, das in diesen letzten Hitzewochen mit durch die Gleichgültigkeit der Behörden gegen die modernen Sommer bedürfnisie des Publikums zugrunde ging, gerettet worden. Mit Gendarmen und Polizisten, die die Badenden systemattsch abfangen, einen Kleinkrieg zu führen, das ist doch ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Und welche Geistesblitze sprühten die städtischen Behörden in der Frage der Ferienverlängerung I Es hat ja nun zufällig mal so geklappt, wie es der gewöhn lich engherzig und überlangsam arbeitende magistratliche Apparat haben wollte. Man reibt sich ob des vielen Geschreis die Hände und hohnlächelt. Gemach, es konnte doch auch anders kommen, und dann hätte behördliche Uebervorsicht wieder mal glänzend versagt. Die Säuglingssterblichkeit hatte in Berlin   sich in diesem Sommer zunächst auf einer Höhe gehalten, die man im Vergleich zu den Zahlen mancher früheren Jahre noch als mäßig bezeichnen mußte. In den acht Wochen vom 28. Mai bis zum 22. Juli(die Woche immer vom Sonntag bis zum Sonnabend) starben von Kindern des ersten Lebensjahres 121, 143. 97. IIS, 122, 120. 151, 117, darunter waren eheliche 83. 192, 70. 87, 93. 35, 100, 93, uneheliche 35, 44, 27. 28. 29, 35, 51, 24. In der Woche vom 23. Juli bis zum 29. Juli stieg dann die Zahl der sterbenden Kinder deS ersten Lebensjahres plötzlich auf 223, wovon 131 ehelich und 32 unehelich waren. Von dieser jähen Zu- nähme der Sterbefälle, die zweifellos eine Wirkung der um den 22. Juli einsetzenien Hitzewelle war, sind die ehelichen Kinder, wie man sieht, ebenso wie die unehelichen betroffen wor- den. Das Plus an Sterbefällcn rührt hauptsächlich von Kindern der ersten Lcbensmonatc her: von den Kindern, die in den beiden Wochen vom 13. bis zum 22. Juli und vom 23. bis zum 29. Juli starben, standen im ersten Lebensmonat 30 und 33, im zweiten 8 und 22. im dritten 17 und 21. im vierten 13 und 19, im fünften 11 und 18, im sechsten 3 und 24, im siebenten 9 und 18. im achten 4 und 13, im neunten 3 und 10, im zehnten 5 und 5. im elften 5 und 5, im zwölften 3 und 4. Unter den Todesursachen sind be- sonders Darmkatarrh und Brechdurchfall hervor- zuheben, die ja alljährlich in den Sommermonaten zahlreiche Opfer fordern. Durch diese beiden Krankheiten wurden noch in der mit dem 22. Juli endenden Woche nur 34 und 12, zusammen 43 Säug- lingssterbcfälle verursacht, dagegen in der mit dem 29. Juli enden- den Woche plötzlich 73 und 30, zusammen 103 Säuglingssterbefälle. Aus der darauf folgenden OpK6 liegt die vM Berliner   StgtistifKeo, J..u issn. Amt auszuführende Zusammenstellung der Todesmeldungen noch nicht vor, man darf aber leider im voraus vermuten, daß eine weitere Zunahme der Säuglingssterblichkeit eingetreten sein wird. In den letzten Jahren war die Säuglingssterblichkeit in Berlin  sehr merklich heruntergegangen, so beträchtlich, daß man diese Er- scheinung nicht lediglich aus der Minderung der Geburten erklären konnte. Die fünf Jahre 19031910 hatten 9111. 8295, 8250, 7187, 3935 Sterbefälle von Kindern des ersten Lebensjahres gebracht, und für 1911 hat sich in der ersten Jahreshälfte zunächst eine weitere Verminderung ergeben, auf 3111 Fälle gegenüber 3415 Fällen in der ersten Hälfte des vorigen Jahres. Die Waisenver- waltung der Stadt Berlin   meint, daß die Säuglingsfür- sorge st ellen, deren erste im Jahre 1905 eingerichtet wurde, mit dazu beigetragen haben, die Säuglings st erblichkeit zu verringern. Die Säuglingsfürsorgestellen geben Müttern oder Pflegemüttern von schwächlichen oder kränklichen Kindern un- entgeltlich ärztlichen Rat, auch unterstützen sie nötigenfalls die Mütter von Brustkindern durch Stillprämien in barem Geld und gewähren für Flaschenkinder gute Kindermilch zu mäßigem Preis oder ganz umsonst. Zur Erreichung eines vollen Erfolges im Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit bedarf es selbstverständlich noch ganz anderer Waffen, als die Säuglingssürsorgestellen sie bieten, aber gewiß dürfen wir annehmen, daß auch ihre Mitarbeit in diesem Kampf nicht ohne Wirkung geblieben sein wird. Man kann nur wünschen, daß die bestehenden Säuglingsfürsorgestellen möglichst oft von den Müttern in Anspruch genommen werden, und daß die Stadt möglichst bald an eine weitere Vermehrung dieser Fürsorge st ellen herangeht. Gegenwärtig bestehen nur die folgenden sieben Säuglingsfürsorgestellen: Blumenstraße 78 für die Stadtbezirke 110, 145133, 138188, 189a. b. c. 1905, c. e. 195 201; Elsasser Straße 27 für die Stadtbezirke 202245, 251 bis 253, 254d. 255230. 283274; Markthalle Arminiusplatz für die Stadtbezirke 11 14, 279 304; Naunynstraße 83 für die Stadt­bezirke 1519, 2228, 7274, 73144, 187s, b. c; Pankstratze 15 für die Stadtbezirke 254s. c. d, e. 281, 282, 275278, 305323; Großbeeren Straße 10 für die Stadtbezirke 20, 21, 29 71, 75a, b; Wörther Straße 45 für die Stadtbezirke 189d, 190a, d, 191194, 248 250. Sprechstunde ist bei den meisten Säuglingsfürsorge- stellen wochentäglich von �2)43(nur in der Blumenstraße von 2 3 und am Arminiusplatz von 12 Uhr). Blaublut auf dem Standesamt. Der Magistrat von Berlin   gibt durch feinGemeindeblatt" bekannt, daß ein Herr von Koblinski, Kaufmann und Leutnant a. D., zum Standes- bcamtenhilfsstellvertreter ernannt worden ist. Das ist an sich kein welterschütterndes Ereignis, und niemand brauchte sich zu wundern, wenn auch ein Leutnant a. D., der trotz feinem Adel als Kaufmann sein Brot erwirbt, sich zum Standes- beamten eignet und dazu gemacht wird. Aber wer da weiß, wie zahlreich auf den Standesämtern Berlins   die Herren vom blauen Blut bereits vertreten sind, dem wird doch jedes neue von" auffallen, um das die Liste der Standesbeamten be- reichert wird. Schon vor einer längeren Reihe von Jahren war es in Berlin   dahin gekommen, daß unter den Standesbeamten die Adligen sich durch ihre über Gebühr große Anzahl auszeichneten. Dann trat ein Um­schwung ein, der bei den Standesämtern zu einiger Verminde- rung der Herrenvon" führte, in neuerer Zeit aber sind diesevielbegehrtenPo st en wieder in größerer Zahl an Blaublütige vergeben worden. Gegen- wärtig gibt es in Berlin   20 Standesämter, die mit 20 Standesbeamten und 20 Stellverttetern besetzt sind und noch etwa 15 Hilfsstellvertreter zur Verfügung haben. Unter diesen etwa 55 Beamten befinden sich jetzt schon wieder nicht weniger als 10 Adlige. Wer weiß, woher es kommt, daß die adligen terren als so besonders geeignet für den Posten eines tandesbeamten gelten! Die Stadtforst vou Bernau, die von mehreren Riesenbränden verwüstet worden ist wird jetzt von sehr vielen Personen besucht. Rund 1000 Morgen Kiefernbestände sind ein Raub der Flammen geworden. Der Schaden für die Stadt Bernau   ist ganz erheblich und soll eine viertel Million Mark übersteigen. Gegen Personen, die im Walde rauchen, Streichhölzer anzünden, brennende oder glimmende Zigarren usw. wegwerfen, wird streng nach K 44 des Feld- und Forstpolizeigesetzes vorgegangen. Jede Zuwiderhandlung wird von dem AuffichtSpersonal zur Anzeige gebracht. Ohne Orgelbegleitung. Eine Korrespondenz weiß zu berichten: In zahlreichen Kirchen muß jetzt der Gottesdienst ohne Orgel- begleitung abgehalten werden. Durch die anhaltende große Hitze sind die Orgeln unbrauchbar geworden und müssen ausgebessert werden. Die Orgelbauer werden sich freuen, etwas zu wn zu bekommen und die Zahl der Kirchenbesucher wird wohl noch mehr ab- nehmen. Die Schießübungen der Schutzmannschast bringen nicht nur den die Aufsicht fiihrenden Polizeileutnants eine Nebeneinnahme. Auch für den Polizeimajor, der die Oberaufsicht hat, fällt dabei etwas ab. Die PolizeileuMants erhalten, wie wir kürzlich meldeten, 14 M. pro Schießtag. Der Polizeiinajor wird, so teilt man uns jetzt mit, sogar mit 20 M. pro Schicßtag für seine Mühe entschädigt. Diese Beträge werden dem Major wie den Leutnants neben ihrem Gehalt gezahlt._ Mißstände auf der Ringbahn. Uns gehen fortgesetzt Zuschriften zu über die Abfertigung der Ringbahnzüge, die bittere Klage führen über allzuschnelles Ab- fahren. Wir geben zwei solcher Zuschriften wieder. Es heißt in der einen: Großes Unheil konnte am Sonntagabend auf Bahnhof Her- mannstraßc infolge zu frühen Abfahrens eines von Grünau kom- wenden Vorortzuges angerichtet werden. Wie allsonntäglich, herrschte auch diesmal wieder ein so reger Verkehr, daß es den Fahrgästen nicht möglich war, mit der sonst üblichen Schnelligkeit den Zug zu verlassen. Viele Kinder entgingen ihrem Unglück nur dadurch, daß sie von ihren Eltern resp. anderen ebenfalls zurück- gebliebenen Passagieren wieder in die Coupes zurückgezerrt wurden. Eine ältere Dame wäre unweigerlich zu Fall gekommen und zwischen Trittbrett und Bahnkörper gelangt, wenn nicht im ent- scheidenden Moment ihr Sohn sie mit aller Gewalt nach der Mitte des Perrons gestoßen hätte. Im ganzen waren es gegen 20 30 Personen, welche aus gleiche Art gefährdet und gezwungen waren, ihre Fahrt wider Willen bis Tempelhof  , zum Teil mit geöffnete» Wagentüren, fortzusetzen. Doch nicht allein diejenigen, welche weiterfahren mußten, sollten die Leidtragenden sein, sondern 3 Damen, welche durchaus den Bahnhof verlassen wollten, wurden ohne Fahrkarten, welche sich im Besitz ihres im Zuge zurück- gebliebenen Begleiters befandet!, nicht durchgelassen und waren g�- zwungcn, über'A Stunde auf den aus Tcmpelhof zurückkommen- den Zug zu warten. Nicht an den Beamten liegt nach meiner Meinung die Schuld, sondern an der Organisation. Aus welchem Grunde gibt der Bahnhofsvorsteher unter Assistenz der Waggon- schließe; nicht dgs Abfahrissigngl. Diese Hgndhgbuog hgt sich dsch Jahrzehnte bewährt. Warum übergibt man dem Zugführer, welcher nicht einmal imstande ist, den Zug zu übersehen, bei dem Nord- und Südring diesen Dienst? Eine andere Zuschrift enthält eine ähnliche Klage, sie lautet: Ein aufregender Vorgang spielte sich gestern abend auf dem Bahnhof Baumschulenweg  (Stadtbahngeleise) ab. Ich fuhr mit meiner Familie mit dem um 9,13 Uhr eintreffenden Stadtbahnzug von dem Schlesischen Bahnhof   kommend nach Baumschulenweg. Es stiegen einige Fahrgäste in meinem Coupe aus, unter anderem auch meine Frau und ich. Ich hatte noch nicht das letzte Bein aus dem Coupe gesetzt, da setzte sich der Zug schon in Bewegung unter Aufregung meiner zwei Kinder von 5 und 7 Jahren, die sich noch im Zuge befanden und ebenfalls unter Aufregung des Publi- kums, denn die Coupetür blieb einen Augenblick auf und die eine Tochter war im Begriff, während der Fahrt herauszuspringen. Zum Glück konnte sie noch daran verhindert werden, da der Zugbegleitungsbeamte die Tür zuwarf. Der Zug fuhr weiter. Der Zugbegleitungsbeamte kümmerte sich gar nicht darum, was nun weiter wurde, sondern ließ die Kinder in dem Coupe ganz allein weiterfahren bis zur nächsten Station. Durch das Geschrei und die Angst der Kinder wurden einige Fahrgäste aus den Neben- abteilen aufmerksam und nahmen sich der Kinder bis zur nächsten Station an. Es wollte der Zufall, daß das Coupe nur von meinen Kindern besetzt war. Das Coupe befand sich am letzten Ende des Zuges. Der Zugbegleitungsbeamte, welcher das letzte Coupe inne hat, fühlte sich gar nicht gemüßigt, in das Coupe einzusteigen. sondern stieg wie üblich in sein Coupe. Es ist ein wahres Glück, daß kein Unglück passierte. Das Coupe war durchgängig und einige Fahrgäste im Nebenabteil beruhigten die Kinder. Die Erregung unter dem Publikum steigerte sich aber, als dasselbe Vorkommnis sich bei dem nächstfolgenden Zuge um 9,24 Uhr auf demselben Bahnsteig wiederholte. Der Zug hielt wieder, aber nicht solange, daß alle Fahrgäste demselben entsteigen konnten. Es blieb eine ältere Dame in dem Coupe zurück und mutzte bis nach Johannis- thal weiterfahren. Angesichts dieses zweiten Vorganges stieg die Erregung beim Publikum aufs ärgste und machte sich in derben Worten Luft. Man frägt sich, wie kann ein derartiges Vorkommnis zweimal hintereinander vorkommen. Die Sache ist sehr einfach. Der Stationsbeamte versah zwei Bahnsteige, jeder Bahnsteig hat zwei Gleise, gleich vier Gleise(Stadtbahn und Görlitzer Bahn). Der Stationsvorsteher mußte immer von einem Bahnsteig zum anderen über die Gleise. Es blieb ihm nicht die genügende Zeit, die Fahrgäste alle aussteigen zu lassen, denn er mutzte das so ab- passen, daß er den anderen Bahnsteig erreichte, um das Abfahrts- signal zu geben. Es gelang ihm aber nicht, bei dem um 9,33 Uhr mit etwas Verspätung auf dem Stadtbahngleise in Baumschulen- weg ankommenden, nach Johannisthal   fahrenden Zug und den zu der gleichen Zeit ankommenden, von Johannisthal   nach dem Gör- litzer Bahnhof fahrenden Zug 9,38 auf dem anderen Bahnsteige das Abfahrtssignal zu geben. Es ist kaum glaublich, daß auf einem Bahnhofe, der nach Berichten der Eisenbahndirektion eine Vor- größerung des Bahnkörpers erhalten soll, um den Verkehr zu be- wältigen, derartig� Vorkommnisse geschehen." Nur immer langsam'voran. In unserer Sonnabendnummcr teilten wir über eine Sitzung des Jnnungsschiedsgerichts mit, daß ein Maler gegen eine Arbeitgeberin klagte, weil er seinen Arbeits  - verdienst nicht erhalten habe. Es wurde dort gesagt, daß das Geld am 1. August bei der Paketfahrtgesellschaft eingezahlt worden sei, aber nach zehn Tagen noch nicht im Besitz des Adressaten war. Hierzu schreibt uns die Berliner   Paketfahrtgesellschaft: Wenn die am 1. August er. aufgegebene Anweisung den Adressaten nicht erreicht hat, so ist dies auf Umstände zurückzuführen, welche im Familienleben des Adressaten zu suchen sind. Tatsächlich ist die Auszahlung des Betrages bereits am 2. August er. also innerhalb 24 Stunden nach der Einlicferung unter der angegebenen Adresse an die Ehefrau des Adressaten erfolgt. Uebrigens hatte die Absenderin es in der Hand, diese Talsache noch vor dem Tennin festzustellen." Im Freibad Müggelsee ertrank um Montagabend gegen 7 Uhr am Eisschuppen vor den Augen seiner 12 jährigen Tochter der in Berlin  , Schreinerstr. 17. wohnhafte Rudolf Mertens. Trotz- dem sofort Rettungsversuche unternommen wurden, gelang es jedoch nur, den Verunglückten als Leiche aus Land zu bringen. Die au- gestellten Wiederbelebung�iersuche blieben ohne Erfolg. Dieser Unglücksfall zeigt von neuen:, daß die Warnungstafeln von Nicht- schwimmcrn unbedingt beachtet werden müssen. Die Kindcrschntzkoinmissio» hält am Donnerstag, den 17. August, abends S'/p Uhr, im großen Saal des Gewerkschaftshauses, Eugcl- ufer 15, eine Mitgliederversammlung ab. Tagesordnung: Bericht des Obmannes über die Tätigkeit der Kommission. 2. Diskussion. 3. Verschiedeues. LegitimationSkarte legitimiert. Die Unsitte, Petroleum zum Feuermachen zu benutzen, hat dem 11 Jahre alten Sohne Hermann des Arbeiters Friede aus der Wichertstraße 8 das Leben gekostet. Der Knabe wollte die Koch- Maschine anheizen. Als das Feuer nicht recht brennen wollte, goß er Petroleum auf. Eine Stichflamme schlug in die Kanne und setzte den Inhalt in Brand. Jetzt flog der Boden heraus und das brennende Petroleum ergoß sich dem Aermsten über die ganze rechte Körperseite. Der Verunglückte wurde nach dem Lazaruskranken- haus gebracht, erlag aber dort gleich seinen furchtbaren Brand- wunden., Ein Bootsnnglück auf der Obersprce ereignete sich am Sonntag- abend in der Nähe der Abtei, wo ein mit zwei Personen besetztes Ruderboot von dem DampferHildegard" der Reederei Tismer überrannt wurde. Leider ist dabei ein blühendes Menschenleben verloren gegangen. Der 13 jährige Kaufmann Mikikowsky hatte zusammen mit seinem gleichaltrigen Freunde Bruno Barz aus Steglitz   eine Bootsfahrt unternommen, bei welcher sie trotz der Warnungssignale des Dampfers mit ihrem leichten Boot den Kurs des Schiffes kreuzten. Das Ruderboot wurde überrannt und Mikikowsky geriet unter den Dampfer. Trotz der sofort angestellten Rettungsversuche gelang es nicht, den jungen Mann lebend aus dem Wasser zu ziehen, während Barz sich durch Schwimmen retten konnte. Ein unangenehmes Abenteuer erlebte der 25 Jahre alte Licht. pauscr Otto Funke aus der Hermannstraße 37/38 zu Rixdorf im Freibad Grünau  . Der junge Mann hatte seine Kleidungsstücke am Ufer liegen lassen. Als er sich nach dem Bade wieder anziehen wollte, waren alle, vom Hut bis zu den Stiefeln, verschwunden. mit ihnen auch der Inhalt der Taschen, unter anderem eine silberne Remontoiruhr, ein Landsturmschein und eine Radfahrerkarte auf dey Namen des Bestohlenen, seine Brieftasche und sein Porte- monnaie mit 26 M. Funke war in einer peinlichen Verlegenheit. Es dauerte geraume Zeit, bis der Bademeister soviel zusammen- gebracht hatte, daß er wenigstens notdürftig bekleidet nach Hause 20()"m'ünn'C'®0äu erleidet er auch noch einen Schaden vou Beim Baden ertrunken ist gestern im Freibade bei Jörsfelde an der Oberhavel   der 17jährige Sohn des Kaufmanns Behm aus Berlin  . Der junge Mann hatte sich� ziemlich weit in den Fluß hineingewagt, als ihn plötzlich die Kräfte verließen und er vor den Augen seiner am Ufer stehenden Angehörigen in den Fluten versank. Dw Leiche konnte noch nicht geborgen werden. In der Havel  'st ein achtjähriger Schüler ertrunken, der bei Schildhorn badete. Im Wandlitzsee ertrank der 34 jährige Ar- better Kurt Dürr, der das Gewässer aufgesucht hatte, um seine Pferde zu baden. Er saß auf einein derselben, wurde abgc-