Nr. 206.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Auf zur Demonftration!
Eine wichtige politische Pflicht hat heute jeder zu erfüllen, dem es ernst ist um die Erhaltung des Friedens,
um den ungestörten Aufstieg der arbeitenden Massen zu den Höhen der Kultur!
Sonntag, den 3. September 1911.
Die Lebensfrage.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.
dem Aktenstück, das der Herr Reichskanzler uns vorhin vorzulesen die Güte hatte, das eine Wort herauszuhören, daß die praktischen Interessen, die hier in Frage kämen, doch nicht im Ber hältnis stünden zu den unerwünschten Neben Am Montag beginnen die Verhandlungen zwischen dem wirkungen, welche sich für unser Verhältnis zu Frankreich deutschen Staatssekretär des Auswärtigen und dem franzöaus der Marokkofrage ergeben haben oder ergeben konnten." 2. Juli über Europa verhängt ist, tritt damit in das ent- er begrüßte den Abschluß der Aktion, der sehr ſiſchen Botschafter aufs neue. Die schwere Ktrise, die seit dem Für die Nationalliberalen sprach Herr Baffermann. scheidende Stadium. Dies gibt unserer heutigen Demonstration geräuschvoll mit der Reise des Kaisers nach Tanger eingesetzt ihre große politische Bedeutung, denn mögen die Gegner sagen, was sie wollen, die sozialdemokratische Aktion hat doch hätte, und meinte:
des
das eine bewirkt: von einer Kriegsstimmung um Marokkoś willen ist im deutschen Volke auch nicht die geringste Spur. Kapitalistischer Hader bedroht heute den und wenn Fürst Bülow mit seiner Behauptung recht gehabt Frieden, verhängt über die Völker die Gefahr hätte, daß Striege heutzutage nicht mehr von den Regierungen des. Krieges. angezettelt, sondern aus den Leidenschaften der Völker entspringen, dann wäre dank der Stärke der Sozialdemokratie Dem unermüdlichen Ausdehnungsdrang des der Friede wohl für immer gesichert. Aber gerade der Kapitals ist die Welt zu eng geworden für seine Verlauf geworden für seine Verlauf der Marokkoangelegenheit hat klar bewiesen, Ausbeutungsbedürfnisse. Jedes Stück Land, in daß in der auswärtigen Politik der Absolutismus noch Einfluß übermächtig ist, daß gerade hier der dem sie neue Profitquellen zu finden hoffen, Boltes auf den Gang der Ereignisse noch zu gering ist, um machen sich die feindlichen kapitalistischen Schichten die Gefahren zu bannen, die aus den Interessenfämpfen der der einzelnen Staaten streitig. Und da sie den hadernden kapitalistischen Cliquen entspringen. Und diese Cliquen machen noch einmal den Versuch, ein Staat beherrschen, halten sie es für selbstverständ- friedliches Ergebnis der Verhandlungen zu verhindern. Nochlich, daß die gesamte Staatsmacht sich in den mals hetzt die deutsche Maroffopresse die Regierung auf, ein Dienst ihrer Profitinteressen stellt. Die Opfer des Stück Maroffos zu annettieren. Da ist es nicht ohne Interesse zu sehen, wie die Leiter der deutschen auswärtigen Volkes machen ihnen keine Sorgen. Weicht die Politik bisher ein solches Verlangen beurteilt haben. Konkurrenz nicht freiwillig zurück, so soll das Bei dem Beginn der deutschen Marokkoaktion, der KaiserVolk in Waffen sie ihnen aus dem Felde rede in Tanger , wollen wir nicht allzu lange verweilen. Am 20. August 1900 sagte bekanntlich Wilhelm II. : schlagen. Der wirtschaftliche Kampf, den das Großkapital führt, droht so jeden Augenblick umzuschlagen in den blutigen Kampf der Völker, in den grauenvollsten Weltkrieg.
Ich werde für die Gleichberechtigung des Handels mit allen Mächten sorgen, was nur bei der Souveränität des Sultans und der Unabhängigkeit des Landes möglich. Beides ist für Deutschland außer allem 3 weifel. Ich bin daher stets dafür einzutreten bereit."
Gr
" Ich zweifle nicht daran, daß man in Frankreich große Befriedigung über die Anerkennung der Tatsache des überwiegenden politischen Einflusses von Fran!. reich in Maroffo empfinden wird; und ich bin überzeugt, daß die Verbindung von deutschem und französischem Kapital in Maroffo fegensreich wirken wird, nicht nur im Interesse der Förderung der Erwerbstätigkeit, sondern auch nach der Seite, daß es dadurch gelingt, Deutschland und Frankreich einander geschlossen näher zu bringen. Wir finden dazu schon manche Ansätze in der jüngsten Zeit. Ich erhoffe also aus diesem Vertrag die Verbesserungen unserer Beziehungen zu Frankreich ."
"
Sehr zufrieden war auch der freisinnige Herr Schrader: Wir sind zufrieden damit, daß von unserer Seite ans erkannt wird, unfer Intereffe fei nur ein wirtschaftliches und wir wollen in politischen Dingen den Franzosen in Marokko frcie Hand laffen. Möge das auch wirtlich gefchehen!"
Und selbst. der alldeutsche Hanswurst Herr Bieber. mann von Sonnenberg anerkannte, daß die Schlußaktion in Marokko wenigstens einen bemerkenswert geschickten Rückzug darstelle, und begrüßte das bessere Einvernehmen mit Frankreich , das dadurch erzielt worden sei.
Man sieht, damals war es national, was heute als abscheulichstes Verbrechen gegen die Nation von der bezahlten Kriegspresse und von den Demagogen in den bürgerlichen Parteien verschrien wird. Seitdem hat sich nicht viel Und die Kriegsgefahr ist nicht die einzige Wie gefagt, bei diesen Worten wollen wir uns nicht auf das hier so gepriesen wurde, hat Herr von Kiderlen geändert.: An dem deutsch - französischen Abkommen, Geißel, die der Kapitalismus in seiner vollen Ent- halten. Denn nicht unsere, sondern Sache der monarchistischen Wa echter damals mitgewirkt. Und Herr von Bethmann Enthalten. das hier so gepriesen wurde, hat Herr von Riderlen. Organe ist es, sich damit abzufinden, wie die Durchführung faltung über die arbeitenden Massen verhängt. der von ihnen verlangten Politik, die den Bruch eines Hollweg hat es, als er Stanzler wurde, gleichfalls geprieser. Die agrarischen Wucherzölle verteuern uns unsere feierlich berpfändeten Kaiserwortes verlangt, Es war in der Sitzung vom 16. März 1910, als die Gebrüder Lebensmittel, die Kartelle und Trusts ziehen aus in der Welt wirken würde. Sie selbst würde es ja ver Mannesmann zum erstenmal verlangten, daß die Macht der Preiserhöhung aller Bedarfsgegenstände ihre Wahlrechtsvorlage bewiesen, daß es ihnen um die Einlösung tiven war schon damals so patriotisch, die Profitinteressen der mutlich wenig genieren; haben sie doch bei der preußischen des Deutschen Reiches für ihre Minenkonzeffionen eingefetzt werde. Nur ein Teil der Nationalliberalen und KonservaRiesengewinne. Und diese Preissteigerung trifft eines Staiserwortes nicht sehr zu tun ist. zusammen mit einer Mißernte, die die ohnehin Reichspolitik und die Vertreter der großen bürgerlichen sehen. Die bürgerlichen Barteien dachten in ihrer Mehrzahl Aber hören wir doch, wie der verantwortliche Träger der Herren als nationale Forderung des deutschen Volkes anzuschon unerträgliche Teuerung in Barteien über ein politisches Eingreifen Deutsch noch wesentlich antinational". Und Herr von Bethmann bitterste Not lands in Maroffo geurteilt haben. In der großen Hollweg fand die Zustimmung der großen Mehrheit des Marokkodebatte, die das deutsch - französische Abkommen be- Hauses, als er eine" Politik des Vertragsbruches" traf, das Frankreichs überwiegenden politischen Einfluß an sehr energisch ablehnte und kategorisch erklärte: er tannte, berlas Fürst Bülow einen an den Gesandten in Tanger gerichteten Erlaß, aus dem wir folgende Stellen wiedergeben möchten:
zu verwandeln droht.
Und da wagt man es, den darbenden Massen von einem Kriege zu sprechen, der das Elend ins ungeheuerlichste steigern müßte, wagt man, mit dem Gedanken zu spielen, die Arbeiter Deutsch lands gegen ihre englischen und französischen Brüder in mörderische Schlachten zu schicken!
Kein Interesse des deutschen , kein Interesse den englischen oder französischen Volkes steht auf dem Spiele.
Wie die
deutsche Sozialdemokratie, will die englische und französische Arbeiterpartei den Frieden. Nur im Bereicherungsinteresse kapitalistischer Ausbeutercliquen liegt der Krieg. Gegen diesen
Wahnsinn
müssen wir Protest erheben.
Eine mächtige Kundgebung soll den Kriegshetzern den
unerschütterlichen Friedenswillen der deutschen Arbeiter vor Augen führen.
Der ganzen Welt soll gezeigt werden, daß der frevelhafte Versuch der Kriegstreiber, die nationalistischen Leidenschaften aufzustacheln, an dem gefunden Sinn und der politischen Reife des deutschen Volkes vollkommen gescheitert ist. Gegen den Krieg! Für den Völkerfrieden! Für die internationale Verbrüderung der arbeitenden Menschheit!
Kommt alle zu unserer großen Friedenskundgebung!
Die deutsch - französischen Reibungen der letzten Jahre wegen Marokto haben auch auf die sonstigen Beziehungen beider Länder zunander und damit auf deren Verhältnis zu anderen Nationen
und auf die allgemeine politische Lage ungünstig eingewirkt. Da die praktische Bedeutung der von beiden Teilen verfochtenen, sich widersprechenden Auffassungen nicht im Verhältnis stand zu dem durch deren Vertretung angerichteten Schaden, so war beiderseits durch deren Vertretung angerichteten Schaden, so war beiderseits das Bedürfnis nach Beseitigung des Gegensages feit einiger Zeit hervorgetreten."
Und weiter fragte Fürst Bülow :
„ Sollten wir wirklich darauf ausgehen, in einem Lande, wo wir keine politischen Interessen haben, und politische Interessen niemals beansprucht haben, Frankreich das dort sehr natürliche und beträchtliche Intereffen besigt, dauernde Schwierigkeiten zu bereiten?"
Der Reichskanzler gab sich selbst folgende Antwort: „ Ich habe hier schon einmal davon gesprochen, daß es einer großen Nation nicht würdig und auch nicht nüßlich ist, vom Hader anderer leben zu wollen. Das Bewußtsein der Kulturgemeinschaft unter den zivilisierten Völkern hat sich im Laufe des vergangenen Jahrhunders zu sehr gestärkt, als daß eine Politik der Schadenfreude nicht überall Mißtrauen erweden müßte, ohne dem eigenen Lande zu nützen."
..Mögen die wirtschaftlichen Werte der fraglichen Manness mann- Konzessionen noch so hoch sein, mag es noch so sehr zu bedauern sein, wenn sie nicht im vollen Umfange gerettet werden können, eine Lebensfrage Deutschlands sind sie nicht. Nichts wird mich bestimmen können, das Wort zu verlegen, das unsere Politit am 20. Auguft 1908 in Tanger eingeseht hat. Hinter diesem Gesichtspunkt, meine Herren, treten für mich alle übrigen Erwägungen böllig in den intergrund."
Wir wissen nicht, wie viele neue angebliche Sonzessionen die Rechtsansprüche der Brüder Mannesmann sind ja in einem offiziellen Weißbuch der Regierung vernichtend kritisiert worden die Herren seitdem hinzu erworben haben. Aber wir halten an der Erklärung des jetzigen Reichskanzlers fest, mögen die wirtschaftlichen Werte dieser Konzessionen noch so hoch sein, eine Lebensfrage Deutschlands sind sie nicht!
Wenn heute die Arbeiterschaft Berlins die Forderung nach Aufrechterhaltung des Friedens mit allem Nachdruck erhebt, so kann sie sich dabei darauf berufen, daß auch die deutsche Regierung und die deutschen bürgerlichen Parteien diese Auffassung bisher stets geteilt haben, daß erst in der letzten Zeit nicht näher bekannte Umstände eingetreten sind, die die Herrschenden veranlaßt haben, ihre Meinung zu ändern und die kapitalistischen Profitinteressen zu Lebensfragen des deutschen Volkes zu machen.
Diese Meinung, daß Deutschland keine politischen Was nun die wirklichen Lebensfragen des deutschen Volkes Interressen in Marotto habe und daß gar ein Strieg find, darauf wird heute die Berliner Arbeiterschaft die Antwort um dieser Interessen ein Wahnsinn wäre, die damals geben. Gegenüber dem frivolen Kriegsspiel, das mit dem Fürst Bülow vertrat, wird heute von der Sozial- Schicksal der Völker getrieben wird, wird sie im Namen der demokratie mit allem Nachdruck vertreten und sie wird deutschen Sozialdemokratie, der stärksten Partei der Interdafür wieder einmal von der bürgerlichen Presse mit Schmutz nationale, zugleich die wahrhaften nationalen Intereffen ver beworfen. Hören wir also, wie damals die Führer der Parteien treten gegenüber allen denen, die gewiffenlos genug waren, Herr v. Hertling sprach im Namen des kapitalistische Einflüsse über die eigene bessere Erkenntnis Zentrums, das sich heute so national" gebärdet: siegen zu lassen. Und ihre Antwort wird lauten:
urteilten.
Die Lebensfrage der Nation ist heute die Erhaltung des Friedens!
Die Marokkoaffäre.
„ Wenn wir uns in den früheren Jahren über Marotto hier unterhalten haben, so glaube ich, waren wir alle von einem gewissen unbehaglichen Gefühl erfüllt. Wir wollten alle, daß die deutsche Regierung die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in Marokko vertrete. Wir wollten, daß uns der Platz dort nicht genommen werde, auf den wir Anspruch hatten. Gegenüber der Englandhege, die in der deutschen Aber wir hatten dabei doch alle das Gefühl, welches wiederholt nationalistischen Presse noch immer anhält, ist die Aeußezum Ausdruck gekommen ist, daß wir um Marotto feinen Krieg rung der offizösen ,,, Westminster Gazette" sehr beachtenswert, führen dürften.... Wir waren alle, glaube ich, sehr erfreut, aus' daß die Hete an ein angebliches Interview des Wiener Bot