Nr. 219. 28. Jahrgang.
1. Beilage des„, Vorwärts" Berliner Volksblatt. Dienstag, 19. September 1911.
Die Arbeitslofenfrage auf dem Deutschen Städtetag in Poien. her Stommune infolgedessen um ſo energiſcher auf dem visherigen erklärt, daß leider eine Besprechung nicht habe ſtattfinden können, eg fortschreiten werden.
werden.
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und unseren übrigen Rednern wurde rund heraus erklärt, daß die räumt zu bekommen, begab er sich auf den Rückweg zur Bahnvorliegenden Thefen einen eklatanten Rückschritt in der Arbeits- station. Auf dem Wege begleiteten ihn auf seine Aufforderung losenfrage bedeuten und daß die sozialdemokratischen Vertreter in bin etwa 8-10 der Anwesenden. Hierbei wurde den Arbeitern und es wurde die Hoffnung ausgesprochen, sich in furzem in einer Bei den letzten Beratungen über die von den sozialdemokra- M.- Gladbach und des Oberbürgermeisters von Schöneberg , Do. über den eigentlichen Zwed der Besprechung wurden nebenher Den Ausführungen des Zentrumsabgeordneten Giesberts- zu mietenden Wohnung treffen zu können. Verschiedene Anfragen tischen Gemeindevertretern Groß- Berlins gestellten Anträgen betr. Arbeitslosenfürsorge über den Rahmen der bisher üblichen kommu- minicus, die sich ebenfalls gegen den Inhalt der Thesen wen- dahin beantwortet, daß es sich um die Gewinnung der Forstarbeiter nalen Maßnahmen hinaus wurde von bürgerlicher Seite immer wieder deten, konnte man im großen und ganzen zwar zustimmen, aber der in dem Ort für den Verband der Land- und Forstarbeiter handle. auf den bevorstehenden Deutschen Städtetag hingewiesen, auf dessen Gegensatz zwischen uns und der bürgerlichen Mehrheit in der Ar- Jeder bekam noch einen Beitrittsschein ausgehändigt. Dieser Vorgang führte zu einer Anklage gegen den Genossen Tagesordnung diese Angelegenheit gesetzt werden solle. Auf dem beitslosenfrage konnte nur von unseren Genossen hervorgehoben vorgeschlagenen Wege, Gelder aus öffentlichen Mitteln für diesen Faas wegen Vergehen gegen die§§ 7, 19 des Reicherereinsgesetzes Bwed zur Verfügung zu stellen, könne nicht weitergeschritten werden, nationalen, wiederholt formuliert worden und sie mußten auch auf Versammlung unter freiem Himmel betrachtet, zu der Unsere Forderungen sind ja auf unseren Tagungen, auch inter. von 1908. Die Unterhaltung auf der Chaussee wurde als eine bevor sich die Vertreter der gesamten deutschen Städte damit be- dem Deutschen Städtetag vertreten werden. Vor kurzem erst be- keine behördliche Genehmigung eingeholt war. faßt haben. Das ist nun auf dem 3. Deutschen Städtetag in Posen schäftigte sich der Gewerkschaftskongreß in Dresden mit der Aram 11. September d. J. geschehen. Das Schöffengericht in Wendisch. Buchholz erkannte Von nahezu 400 Vertretern waren 13 sozialdemokratische, und beitslosenfrage. In der angenommenen Resolution heißt es, daß nach zweimaliger Verhandlung auf eine Geldstrafe von 50 M., tropauf der bewährten Grundlage der gewerkschaftlichen Arbeitslosen- dem der Vertreter der Staatsanwaltschaft Freizwar 3 aus Berlin , je 1 aus Lichtenberg , Schöneberg , Charlotten- unterstübung eine Reichs- Arbeitslosenversicherung zu organisieren sprechung beantragt hatte. Die als Zeugen geladenen Arbeiter burg , Stettin , Leipzig , Dresden , Magdeburg , Frankfurt a. M., ist, dergestalt, daß das Reich den Gewerkschaften einen Teil der hatten bekundet, daß etwa 8-10 Leute den Angeklagten auf der Mannheim und Karlsruhe . Nur 7 hatten Stimmrecht, die übrigen für die Arbeitslosenfürsorge gemachten Aufwendungen zurüdver- Landstraße eingeholt und sich nur wenige Minuten mit ihm unterwaren als Gastteilnehmer entsandt, wohl im besonderen wegen des gütet, ohne sie in ihrer freien Selbstverwaltung zu beeinträchtigen. halten hatten. Der als Zeuge geladene Gendarm des Bezirks, der Punktes: Stellungnahme zur Frage der Arbeitslosenversicherung". In staatlichen und gemeindlichen Zuschüssen zur gewerkschaftlichen übrigens erst acht Tage später von dem„ Vergehen" erfahren hatte, Der Deutsche Städtetag sollte also gewissermaßen deklarieren, Arbeitslosenfürsorge erkennt der Kongreß einen geeigneten Weg zur fand als fluchwürdigstes Verbrechen des Angeklagten den Umstand, ob in dieser so hochwichtigen Frage fortgewurstelt oder in anderer, Verallgemeinerung der öffentlichen Arbeitslosenfürsorge im Sinne daß auch Landarbeiter zu der Besprechung eingeladen waren und fozialpolitisch weitsichtigeren Weise die Arbeitslosenfürsorge betrieben schmetterte mit der Wichtigkeit eines föniglich preußischen beamteten werden müsse; ob das Prinzip der Wohltätigkeit, der armenrechtliche einer reichseinheitlichen Regelung. Von dem ist in den Thesen des Deutschen Städtetages nichts Sozialistentöters heraus:„ Die Landarbeiter dürfen doch gar nicht Charakter bei der von der Kommune geleisteten Geldunterſtützung enthalten, der Kern ist der, daß„ Experimente" nach dem Genter zu einer Versammlung eingeladen werden; sie haben ja kein Koaaufrecht zu erhalten oder das Recht auf Unterſtüßung im Geiste System sehr zweifelhafter Natur und zur Nachahmung nicht zu litionsrecht!" einer gesunden Arbeiterschutzgesetzgebung zu fordern sei. Als Berufungsinstanz hatte sich das Landgericht in In den dem Deutschen Städtetag unterbreiteten Thesen( siehe empfehlen seien. Und das, was in der Denkschrift der badischen Regierung- enthalten ist: Frankfurt a. D. dieser Tage mit dem Fall zu beschäftigen. Auch Nr. 214 des„ Vorwärts", 3. Beilage) ist davon so gut wie nichts so enthalten, ja von weitgehenden Verpflichtungen der Kommune it 10 lange nicht von Reichs wegen eine gejeßliche Regelung der Ar- hier waren zwei Verhandlungstermine nötig, um das„ Verbrechen" enthalten, ja von weitgehenden Verpflichtungen der Kommune ist beitslosigkeit stattfindet, kann nur durch große Kommunalverbände des Angeklagten völlig aufzuklären. Die Strafkammer kam eben= überhaupt nicht die Rede. Und doch mußte unseres Erachtens Borsorge getroffen werden", wird in den Thefen des Städtetages falls zu einem verurteilenden Erkenntnis, setzte jedoch fördernd gewirkt werden nach all den trüben Erfahrungen im eine Verlegenheitsauskunft genannt, eine viel größere Verlegen- die Strafe auf 10 M. herab, weil ein Erfolg für den Verband Reiche, im besonderen aber in Preußen, dem ausschlaggebenden heit" ist es aber, wenn man, nachdem in der ganzen Kulturwelt nicht zu verzeichnen" war. In der Begründung war gesagt, daß Bundesstaate, wo an einen ernsthaften Vorstoß auf diesem Gebiete die Arbeitslosenfrage nicht nur spruchreif geworden ist, sondern allerdings die von einem Dritten veranstaltete Besprechung in dem nicht zu denken ist. Hat doch der Ministerpräsident v. Beth= mann Hollweg, der jetzige Reichskanzler, unlängst erst eine Ar- zum positiven Vorgehen gedrängt hat, wovon auch der Georgeſche Dorfkrug, bei welcher der Angeklagte als Redner auftreten sollte, mann Hollweg, der jebige Reichskanzler, unlängst erst eine Ar- Gefeßentwurf in England Zeugnis gibt, in den Bosener Thesen nicht zustande kam. Dagegen sei bie Unterhaltung auf der Landbeitslosenversicherung glatt abgelehnt. Es war das Bestreben des ersten Referenten zu diesem Punkt nichts anderes zu empfehlen weiß, als daß Untersuchungen einzu- straße als Versammlung unter freiem Himmel" und der Angeder Tagesordnung auf dem Deutschen Städtetag, des Oberbürger- leiten seien, um sowohl das Versicherungsbedürfnis als die Mittel flagte als deren Veranstalter zu betrachten. Genehmigung hierzu der Tagesordnung auf dem Deutschen Städtetag, des Oberbürger zu seiner Befriedigung für die einzelnen Gewerbe- und Arbeiter- sei nicht eingeholt und deshalb die Strafe gerechtfertigt. meisters von Köln Walraf, in der objektivsten Weise und von Wenn diese Grundsäße fernerhin bei Auslegung des Reichs. einem höheren sozialpolitischen Gesichtspunkte aus diese Frage zu Wir fehren also zum Ausgangspunkt zurüd. Es werden da- vereinsgesetzes durch die Gerichte maßgebend werden, dann ist jede behandeln, ohne seine Objektivität besonders hervorzuheben. Ganz mit nur den Gemeinden neue Schwierigkeiten bereitet, die in der Unterhaltung zwischen mehreren Personen, die sich miteinander über entgegengesett der zweite Referent, Oberbürgermeister Dr. Adides- Frankfurt a. M. Er betonte, objektiv ſein zu Arbeitslosenfürsorge über das Mittel der Notstandsarbeiten, die die Straße bewegen, als Versammlung unter freiem Himmel zu wollen, seine Objektivität ging aber flöten, als er von sozialistischen sich als völlig unzureichend erwiesen haben, hinausgeschritten sind. betrachten und straffällig. wenn die Behörde nicht vorher um ErStatt Fortschritt also ein neues Hemmnis! laubnis gefragt wurde. Irrlehren sprach: daß die Arbeitslosigkeit keine Eigentümlichkeit des tapitalistischen Zeitalters, wie Mary behauptet Diese Thesen zu amendieren wäre nußlos gewesen, denn der was gar nicht Internationale Tuberkulose- Konferenz. zutrifft, man lese nur sein Kapitel über die industrielle Reserve- cinzige, auch von unseren Genossen unterstüßte Antrag Dominicus betr. einheitliche Organisation der paritätischen Arbeitsnachweise Zur Beratung internationaler Tuberkulosefragen fand am sondern die klimatischen Verhältnisse feien ausschlag für ganz Deutschland wurde nicht mal sehr freundlich aufgenommen. Sonntag im Reichstagsgebäude unter Vorsitz von Geheimrat gebend, und darum sollte den Bauarbeitern, die infolge der Witte. Es wurde erklärt: Derartige aus dem Handgelenk gestellte Anträge B. Fränkel eine Sibung statt. Es wurde beschlossen, die nächste rung im Winter ihrem Berufe nicht nachgehen können, Gelegenheit fönne man sachlich nicht diskutieren. Die Diskussion auf diesen internationale Tuberkulose- Konferenz vom 11. bis 13. April 1912 in zum Verrichten anderer Arbeit gegeben werden. Daß damit und besonders in Arisenzeiten- anderen vielleicht noch weit be- Städtetagen ist traditionell überhaupt eine sehr beschränkte; nur Rom abzuhalten und in erster Linie die Fragen der Menschen- und dürftigeren ungelernten und Gelegenheitsarbeitern Arbeit und durch das Eingreifen unserer Genossen wurden die Teilnehmer des Rindertuberkulose und der spezifischen Behandlung sowie der Bea Verdienst genommen wird, bedachte der Referent nicht. Er trat Städtetages in Bosen veranlaßt, weit über die festgesetzte Tagungs- teiligung der Frau an der Tuberkulose - Bekämpfung zu erörtern. ferner ganz in die Fußstapfen eines unserer Hauptwidersacher in seit hinaus fich mit einer der wichtigsten sozialpolitischen Fragen Auch sollen Maßnahmen getroffen werden, das Abzeichen der Inter. diefer Frage, des Berliner Stadtrats Fischbed, und vertrat den der Neuzeit zu befassen. nationalen Tuberkulose- Bereinigung, das rote Doppelkreuz, gegen Standpunkt, daß den freien Gewerkschaften, solange sie sozialdemo- ferner wurde einstimmig beschlossen, eine Petition im Sinne des 28 Länder an. Präsident ist Leon Bourgeois- Paris, Generalsekre Die Thesen wurden gegen einige Stimmen angenommen, Mißbrauch zu schüßen. Der Vereinigung gehören zurzeit bereits kratische Tendenzen verfolgen, öffentliche Mittel nicht zur Verfügung gestellt werden könnten, die ja doch nur zu Agitations. Antrages Dominicus betr. Regelung der Arbeitslosenversiche- tär Prof. Pannwizz- Berlin . zwecken verwendet würden. Ueberhaupt habe niemand ein Recht rung durch Reichsgeseh an Bundesrat und Reichstag zu entsenden. auf Arbeit in der Kommune, und eine dauernde Unterstützung an Das ist der einzige„ positive" Erfolg des Deutschen Städtetages in Arbeitslose bedeute einen Umsturz der wirtschaftlichen Ordnung! Posen in der Arbeitslosenfrage!
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Wie flein, wie winzig flein wurde damit dieser einstige hoffnungerwedende liberale" Sozialpolitiker, aber er denkt wohl durch derartige reaktionäre Allüren„ oben" sich am besten in empfehlende Erinnerung zu bringen. Aber er ist damit zugleich der beste Inter. pret der übergroßen Mehrheit des Bürgertums in den kommunalen Körperschaften, darum wurde ihm auch stürmischer, langandauern der Beifall am Schlusse seiner Ausführungen zuteil.
Kleines feuilleton.
Theater.
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klassen zu ermitteln und festzustellen.
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Soziales.
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Vom Stellenvermittlerwesen.
In zwei Fällen hatte dieser Tage das Kammergericht als höchste Instanz zu entscheiden, ob das neue Stellenvermittlergesetz vom 2. Juni 1910 Anwendung finde. In dem Prozesse gegen einen Herrn Lehmann aus Magdeburg war die Frage zu entscheiden, ob die Förderung und der Vertrieb eines sogenannten Batanzenanzeigers" als Ausübung des Stellenvermittlergewerbes anzusehen sei. Herr Lehmann hatte in Magdeburg eine Zweigstelle des Was ist eine Versammlung unter freiem Himmel? bon Eberle in Berlin herausgegebenen Allgemeinen VakanzenIm Bericht des Vorwärts" vom 14. d. M.( Nr. 215, 3. Bei Ein Mitglied des Land- und Waldarbeiterverbandes hatte im anzeigers". Er wurde von der Behörde als gewerbsmäßiger Stellen. lage) über den Städtetag fehlt aus bedauerlichen Umständen die Frühjahr dieses Jahres in dem Dorfe Groß- Eichholz im vermittler angesehen, der nach dem genannten Gesetz einer GeTatsache, daß in der Diskussion auch unsere Genossen demgegen- Kreise Beeskow durch Handzettel die Forstarbeiter zu einer Be- nehmigung bedürfe, und sollte sich gegen die Bestimmung dadurch über ihren Standpunkt bezw. den der klassenbewußten Arbeiter- sprechung in eine Gastwirtschaft eingeladen. Dem als Redner be- vergangen haben, daß er das Gewerbe ohne die Genehmigung be schaft mit aller Deutlichkeit vertraten, und zwar die Genossen stellten Genossen Faaß vom Landarbeiterverband wurde nach gonnen habe. Das Landgericht Magdeburg als Berufungsinstanz Dupont - Berlin , Düwell- Lichtenberg, Hüttmann- Frank- feiner Ankunft in dem Lokal von der Wirtin bedeutet, sie dulde verurteilte ihn auch zu einer Geldstrafe. furt a. M. und Bud- Dresden. Genosse Düwell rollte in einer nicht, daß die Besprechung in ihrem Lokal stattfinde, da sie Schwie- Das Kammergericht verwarf die von Lehmann gegen dies großzügigen Rede die Arbeitslosenfrage von unserem bolfswirt- rigkeiten von seiten des Amtsvorstehers befürchte. Da es dem Urteil eingelegte Revision und führte aus: Das Stellenvermittlerfchaftlichen Standpunkte aus auf, damit Herrn Dr. Adides auf Genossen Faaß auch nicht gelang, die Wohnstube eines der an- gefek sei mit Recht angewendet worden. Stellenvermittler im feine Ferlehren- Anrempelungen treffend dienend. Von Düwell wesenden Arbeiter zu der gewerkschaftlichen Besprechung einge- Sinne des Gesetzes sei, wer gewerbsmäßig 1. die Vermittelung eine schmählich niederträchtige Beschimpfung und Verrat der Liebe sein? Londonerin, deren flüchtiger Eindruck einen Maler zu einem Gemälde Würde Achill , wenn er wieder Sieger bliebe, nicht in der gleichen Weise begeistert. Es gewinnt einen ersten Preis und macht Standal; das handeln wie vorher? Und welchen anderen Weg als diesen gab es, Urbild zwingt den Künstler, das Abbild zu vernichten, macht es aber er die Begehrte zurückgewinnen wollte. Ursache und in einem ausgesucht roten Schlußeffekt durch ihre eigene LiebesKgl. Schauspielhaus: Benthefilea", Trauerspiel Wirkung flaffen hier an der entscheidenden Wende des Stückes hingebung wieder lebendig. unvermittelt weit auseinander. Nicht mehr als Leidenschaft, zu der Die Regie ist von Franz Groß und von ihm auch die in gutem von Heinrich von seteist. Der Zufall fügt es, daß diefes fich ein psychologisch motiviertes Empfinden steigert, als Wahnsinn, Sinne wirksame Darstellung der Figur eines fühlen, immer zur Berfeltsamste der Kleiſtſchen Dramen jetzt, hundert Jahre nach des in dem jede natürliche Regung erlischt, stellt sich Benthefilens Rajen mittelung angerufenen Japaners. Von dessen Auftreten an schlug Dichters Tode, in furz gemessenem Abstand eine Doppelaufführung Nur mit dem Speer bewaffnet, in der Absicht, sich in einem Langeweile in Interesse um. erlebt. Der Inszenierung Lindaus im Schauspielhaus folgt binnen Die Mufit wird da ebenfalls lebendiger. Von wieviel Autoren weniger Tage die Reinhardts im Deutschen Theater, wo Gertrud Scheingefecht von der Geliebten überwältigen zu laffen, begibt Sie aber läßt die Hundemeute auf sie stammt, läßt sich schwer zählen. Robert Winterberg heißt Ensoldt, die berühmte Darstellerin Strindbergscher und Wedekindscher chill sich auf den Kampfplatz. Gestalten die Heldin spielen soll. Doch wird auf eine längere Ein- in los, streckt ihn mit einem Pfeilschuß nieder und zerfleischt, wett- ihr verantwortlicher Redakteur. Im Verlaufe des Stückes erhebt sich zwei bürgerung des Stüdes in dem Repertoire wohl faum zu rechnen eifernd mit den Tieren, Bruſt und Haupt des Toten. So wenig feine Tätigkeit auch zu einer Eigenarbeit mit atvei wirkungsvollen wie fie, aus dem besinnungslosen Kampf der Wut erwachend, die Hauptthemen. fein. So triumphierend sich die Kraft der Phantasie in der unDie Titelrolle wird von der allseits achtungswerten Frau Marie gestüm drängenden Bilderpracht der Sprache offenbart, der Gegen- eigene Tat in ihrer Möglichkeit versteht, so wenig hat der Dichter die Möglichkeit verständlich überzeugend darzutun vermocht. Es Ottmann getragen und die von ihr ebenfalls getragenen Toiletten stand, den Kleist gewählt hat, bleibt ungeachtet alles Glühens und öffnen sich da keine seelischen Hintergründe, keine Perspektiven, die und Hüte stammen aus dem Hause so und so. Sprühens der Worte dem Gefühle fremd, erweckt Verwunderung mit der Bein der Schilderung versöhnen könnten. statt Anteilnahme. Dem Graufigen des Schlusses fehlt die Tragik, Die Vorstellung dauerte auch in der abgekürzten Lindauschen der Eindruck einer tief im Wesen, menschlicher Natur verankerten Bearbeitung drei volle Stunden. Die Ausstattung war reich und Notwendigkeit. An der Spizze ihrer Amazonenscharen zieht die Königin Penthe- malerisch, die Bewegung in den Massenszenen sorgsam von der Regie gegliedert. Daß die Berichte von den Amazonenheldentaten durch filea gen Troja, um im Kampfe wider die Griechen Gefangene das Erscheinen der Damen auf der Bühne eine verstärkte Jllusion fchöne Jünglinge für die jungfräulichen Kriegerinnen zu erbeuten. erhielten, läßt sich freilich nicht behaupten. Ihre männlichen Kollegen Aus den Umarmungen der Ueberwundenen beim Rosenfeste soll dem Amazonenreich ein neuer Nachwuchs wehrhafter Mädchen erstehen. hatten es in dieser Hinsicht leichter. Die weitaus eindringlichste Ihr selber, der Herrscherin, hat ein Traum verkündet, daß sie den Leistung des Abends bot Staegemann in dem Achill . Er war Nuhmreichsten der Hellenen, den furchtbaren Achill erobern werde. ein Bild selbstsicherer markiger Straft, vorzüglich in dem ſtill beBoll glühendem Verlangen stürzt sich die Wilde jauchzend herrschten Ausdruck wechselnder Empfindungen bei der großen LiebesSzene des dritten Aftes. Rosa Poppes Penthesilea wuchs in in das Schlachtgetümmel. Bald ziehen die Griechen, bald die Jungfrauen auf die Bühne und erzählen, wie die dem zweiten Teil der Dichtung; am höchsten in der Liebesszene. beiden Großen, nach jeder Trennung in dem Kampfgewoge wieder Doch irgend einen Glauben an das Wunderwesen, das sie berzu einander strebend, sich im Kampfe messen. Endlich wirft ein förpern follte, vermochte sie für mein Gefühl nicht auszulösen. Die Speerstoß Achills Benthefilea zu Boden. Ihr Bewußtsein schwindet, langen Schlachtberichte, das ewige Hin und Her der beiden Heere doch der Sieger, vom Reiz des Antliges im Innersten ergriffen, ermüdeten die Aufmerksamkeit. Der Beifall nach dem Schlußaft schont ihr Leben. Er will sie heimführen als seine Stönigin; und ließ nicht auf starte Wirkung schließen.
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dt.
er gibt sich, um die Erwachende, der die Erinnerung schwand, nicht Im Neuen Volkstheater brachte der Verein Neue freie grausam zu erschrecken, den Schein, als sei er ihr Gefangener. In Boltsbühne Mar Dreyers heute stofflich schon etwas ab Siefer Szene, da Benthesilea in traumhafter Berzückung den Er- gestandene, im übrigen doch noch recht belustigende Komödie In febuten mit Rosen fränzt und ihr Gefühl frei aus der Seele strömen Behandlung zur Aufführung. Die Megie hatte saubere Bilder lägt, bildet den poetischen Gipfelpunkt des Dramas. Plögliches aus den: Aleinstadtnest mit richtigen Spizßern beiderlei Geschlechts geht recht wunderlich in diesem Striege austürmen die Amazonen herausgearbeitet. Die Hauptafteure August Momber und Martha wieder vor. Penthefilea wird befreit, Achill verschwindet. Aber Angerstein als ärztliches Kollegenpaar spielten ihre Rollen herzfie teilt nicht den Triumph und die Freude der Ihrigen. haft lebendig, und Emil Rameau gab einen alten Schiffstapitän Daß sie von dem Griechen besiegt und großmütig getäuscht wurde, von Schrot und Korn. scheint sie noch nicht als tödliche Verlegung ihres Stolzes zu empfinden. Um so unverständlicher ist der jähe Umschwung zu mänadenhafter But, als ihr ein Herold Achills die Herausforderung zum
Musik.
e. k.
.Die Dame in Rot " von der borgestrigen Operetten. neuen Zweikampf bringt. Warum soll diefes Anerbieten nun auf einmal premiere im Theater des Westens ist eine vornehme
Humor und Satire. Rechtsstudium. Wenn in Jena die Behörden Markt und Straßen diesen Roten zu benutzen nicht verboten, foll man da nicht böse werden? Dem Juristen just, beizeiten schon geübt in beiden Rechten ( für die Noblen und die Schlechten), muß die Sache Gram bereiten.
Jns Geficht der fünft'gen Pragis schlägt der Grundsatz von der Gleichheit; folche ungerman'sche Beichheit tommt davon, wenn man zu lag is'.
Und die völkischen Studenten hielten ein Beratungsfaufen, wie sie wohl in vollen Haufen jene Roten stören könnten. Aber wider alles Hoffen tam es nicht zu Heldentaten, denn es ward zu lang beraten und man war zu sehr besoffen. Doch Geduld, als Richter fünftig, wenn wir weniger betrunken, dann, ihr rötlichen Halunken, dann berdonnern wir euch zünftig! Rudolf Franz.
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