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In einem Hrttfe! bom 27. d. M. spricht genannte Leitung don einer.an die Landräte ergangenen ministerieklen Anweisung": Nach den Darlegungen emeS Teiles der Presse soll dieser Erlah nicht? weniger bedeuten, als eine.Anweisung zur Wahl- beeinflusiung, eine Mobilmachung der Behörden, insbesondere der Landräte, zugunsten der agrarischen, reaktionären Parteien, des schwarzblauen Blocks, deS ostelbischen Junkertums". Das .Berliner Tageblatt" und mit ihm eine Reihe anderer Leiwngen fügt noch hinzu, dab in dem Erlasse auch.die Angabe der Kosten der betreffenden Erwiderungen verlangt und den Landräien der Rat gegeben würde, sich die Flugblätter der Parteien aus vertraulichem Wege zu beschaffen. Damit sei einer bedenklichen Korruption Tür und Tor geöffnet." Demgegenüber stellen wir fest, daß der Minister deS Innern lediglich die Regierungspräsidenten, und zwar bereits am 12. September d. I. ersucht hat, ihm überdie m der Provinz gegen die Politik der Staats- regierung gerichteten, auf wirkliches, aber angeb- licheSTatsachen-oderZahlenmaterialgestützten Angriffe schwerwiegender Natur, welche die kommenden Reichstags- wählen zu beeinfluffen vermögen", Bericht zu erstatten, um so eventuell Gelegenheit zu haben,.in sachlicher Form" gehaltene Erwiderungen zu veranlaffen." DaS offiziöse Organ bestätigt damit nur vollinhaltlich die Meldung derFrankfurter Zeitung  " und die Berechtigung der Kritik, die von der liberalen Presse und auch vomVor- wärtS" an der amtlichen blauschwarzen Wahlmache geübt worden ist. DiePolitik der StaatSregierung" ist eS eben, wie Herr von Bethmann Hollwog ja erst letzter Tage im Reichstage ausdrücklich deklariert hat. die Politik des blau» schwarzen Blocks. Will die Regierung, wie der Elsaß  ankündigt. daS zur Beleuchtung dieser Politik während der Wahlkampagne beigebrachte Material zurückweisen, so tut sie eben just das, um was sie dieDeutsche Tageszeitung" in ihren Wahlnöten bestürmt hat. Die Regierung will dann durch ihren amtlichen Apparat dem blauschwarzen Block daS Agitationsmaterial liefern. daS zu produzieren die Junker und Junkergenossen selbst zu unfähig oder zu bequem sind. Die Regierung macht sich durch solch beispiellose amtliche Wahlmache zum Wahl bureau des SchnapSblockS l Der Abschluß der Marokkoverhandlunge«. Wie aus Paris   telegraphiert wird, gab daS Ministerium deS Aeußern am Montag folgende Note auS:Die Herren C a m b o n und v. Kiderlen-Waechter   haben in ihrer letzten Zusammenkunft am Sonnabend und Sonntag früh alle Punkte des französisch- deutschen Einvernehmens definitiv fe st gestellt. Es bleibt jetzt nur noch übrig. den Text dieses Einvernehmens endgültig zu re- d i g i e r e n, das, wie man glaubt, wahrscheinlich morgen abend oder spätestens übermorgen unterzeichnet wird." Znr ReichStagSnachwahl in Ratibor  . AuS Oberschlrsien wird uns geschrieben: Ratibor   galt bisher als ficherer Besitzstand deS Zentrums, denn »Hehr als 90 Proz. der Bevölkerung find katholisch. Die Polen  , die bei der letzten Wahl einen Ansturm unternahmen, konnten ebenso -�wie bei den jetzigen Wahlen die Position deS Zentrums ernstlich nicht gefährden, da der größte Teil deS Kreises mährisch ist. Die Mähren   aber find dem Zemrum ergeben und jeder Bertuch   der Polen  , die Mähren   für sich zu gewinnen, mißlang bisher. Ucberall herrschte deshalb die Ansicht, da» Zentrum werde im ersten Wahl- gang siegen. Trotzdem waren die Polen   in der letzten Woche sehr rührig. Die Reichspartei tHakaristen) glaubte ti dagegen nicht nötig zu haben, eine groß« Agitation zu entfalten. Sie reflektierte auf die Beamtenschaft und auf die Wähler der zahlreichen Güter, die wie Hammelherden für den Herrn Regierungsrat Lüdke zur Wahl getrieben wurden. Da auch die gelesenste Zeitung im Kreise, der.Generalanzeiger für Schlesien   und Posen", für den hakatistischen Mischmasch eintrat, so rechneten diese Herren mit einem Erfolg. Rur   die Sozialdemokraten waren völlig unsicher über den Wahlausfall, denn kein Bersammlungslokal. kein Garten, keine Wiese oder Acker war zu einer Versammlung zu haben. Wir waren also einzig und ollein auf da« Berteilen von Flugschristen angewiesen. Zudem find mindestens lOOO bis 1200 Bauarbeiter Maurer und Zimmerer außerhalb de« Kreise» tätig. Da überdies der Wahl- tag so log, daß diesen Arbeitern, wenn sie zur Wahl kommen wollten, mindestens 23 Arbeitstage verloren gingen, so war hier mit einem Ausfall von S 700 Stimmen zu rechnen. Um so erfreulicher ist da» Resultat. Die Stimmen de» Zentrum» sanken von 11411 im Jahre 1907 auf 3S7S, da» ist ein Verlust von 273S Stimmen. Die Nationalpolen erhielten 4341 gegen 4&91 Stimmen im Jahre 1907, verloren also 2B0 Stimmen. Die Reichspartei(konservativ-hakatistischer Misch- masch) gingen vonS10Sauf344S zurück, verloren also 1SS0 Stimmen. Nur die Sozialdemokratie vermehrte ihre Stimmenzahl von 1294 auf 1794, gin reiner Gewinn von rund VOO Stimmen. Die Wahl bedeutet eine Niederlage de« Zenttm», der Polen  und de» konservativen Mischmasches, also des schwarzblauen Block«. Wenn die Wahtdeleiiigung relativ schwach war, so liegt das einzig und allein daran, daß die Kleinbauern usw. für den Sozialdcmo- Koten nicht stiinmen wollten, weil fie immer noch in dem Wahn leben, die Sozialdemokratie wolle die Religion vernichten. Für die Polen  , das Zentrum und den Mischmasch waren die Kleiudauern aber auck nicht zu baden. So blieben sie der Wahlurne fern. Des- halb beträgt die Wahlbeteiligung nur 54 Proz. der eingeschriebenen Wähler. Die Stichwahl, die am 3. November stattfindet, dürfte denSieg" de» ZenirumSkandidaten Sopletto bringen. Für ihn wird gewiß auch die konservative Mischmaschpanet eintreten. Letzten Endes ist e» gleich, wer von den beiden schwarzen Brüdern gewählt wird. Sie gehören beide dem Schnapsblock an. Wir ziehen nach diesen guten Vorboten auch in Oberschlesien   mutig in den Wahlkampf und der 12. Januar 1912 wird da» vollenden, wa» der 27. Oktober 1911 verheißt. Ter Herzog tritt ab. Der Herzog don Aeenberg. durch ZentrumShMe Vertreter de» Wahlkreise» Lüdinghausen   im Reichswge. hat eS ab- S'l'hnt. nochmal« zu kandidieren. Da« muß überraschen, da er noch kürzlich allen seinen Wählern«tn große« Fest veranstaltete; auch hielt da« Zentrum die Kandidatur de» Herzogs für besonders glücklich, weil er am Kaiserhofe ein- und ausgehe. Selbst die katholischen Arbertervertreter waren von dem Herzog ent- zückt, da er einmal mit einem der Ihren zusammen Kaffee gerrunkeu hatte. Rur im« i g««« n Kreise war man ganz «ad gar nicht mit dem Herzog zufrieden. Die .Westfälische Rundschau  ", ein katholische» Blatt de««reise», nannte ihn wiederholt eine politische Null. Der Herzog hat sich schon seit langer Zeit im Reichstag nicht blicken lassen, was wohl darauf zurückzuführen sein dürfte, daß er internationaler Gesetzgeber ist und sich auch in Belgien   heimisch fühlt. Hat er nun freiwillig abgedankt? Oder fürchtete das Zentrum eine Gegenkandidatur? Steigerung der Güterpreife. Mehrfach haben wir schon auf die enorme Steigerung der Güierpreise im Osten Preußens hingewiesen, die infolge der erhöhten und vermehrten Agrarzölle eingeireten ist. Die landwirtschaftliche Wochenschrift für Schlesien   und Posen weiß von einigen neuen derartigen Fällen zu berichten. Sie schreibt: Das Rittergut Neugabel. daS im Jahre 1900 der Leut­nant JörS für den Preis von 3 SO 000 M. kaufte und 1909 an den Landwirt Krause für 651 800 M. verkaufte, im August 1910 von Krause an den Landwirt Ahlbrand auS Wismar   für 750 000 M. verkauft und im August 1911 von Stanislaus von Rozili, einem Landwirt aus Westpreußen   für 790 000 M. käuflich erworben wurde, ist jetzt durch Kauf in den Besitz deS Rittergutsbesitzers Erasmus v. Stablewski für 850 000 Mark übergegangen. Ge nannteS Gut hat einen Flächeninhalt von 666 Hektar, wovon 270 Hektar Ackerland. 100 Hektar Wiesen, 70 Hektar Moorkulmr und 101 Hektar Waldbestand sind." In elf Jahren ist also der Kaufpreis von 350 000 auf 850000 M., also um rund eine halbe Million gestiegen. Bezeichnend für den Familiensinn ist auch die Schnelligkeit, mit der die Agrarier ihre Güter wechseln. In Grünowitz. Kreis Liegnitz  . verkaufte dieser Tage der Rittergutsbesitzer Springer sein 630 Morgen großes Gut, da« über 400 Jahre im Besitz der Familie Springer war. Springer war einer der ärgsten Schreier unter den Großgrundbesitzern im Liegnitzer Kreise, die durch die Em sührung der Erbschaftssteuer den agrarischen Familiensinn für gefährdet hielten._ Oberkirchenrat gegen Konfistoriu«. Der evangelische Oberkirchenrat hat in der Disziplinarsache gegen den Pfarrer Traub in Dortmund   sich dahin entschieden, daß die Angelegenheit dem westfälischen Konsistorium entzogen und vor dem schlesischen Konsistorium in Breslau   verhandelt werden solle. Traub hat das westfälische Konsistorium für befangen erklärt. Offiziöse Judenhetze. Pfeift die Reaktion aus dem letzten Loch, dann fängt fie an, auf die Juden zu schimpfen. Da» ist ein alter Erfahrungssatz. In Oesterreich   spielt man den Antisemitismus gegen den Sozialismus aus, in Rußland   veranstaltet man Pogroms gegen die Revolution und in Deutschland   zetert die konservative Preffe seit Monaten gegen diefremdblütigen Elemente", die an allem Elend dieser christlich« germanischen Welt, Unglauben, Sozialdemokratie und anderen Lastern, die Schuld tragen sollen. Es verdient daher als ein Zeichen der Zeit bemerkt zu werden, daß nun auch die offiziöse Presse au» der bisher beobachteten Reserve heraustritt und ebenfalls in jene gebildete und angenehme Tonart verfällt, die man von der Kreuz-Zcitung". derDeutschen Tageszeitung" und ähnlichen Organen schon längst gewohnt ist. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt in ihrer zweiten SonntagsauSgabe einen Bericht über die letzte Versammlung deS Kepler-BundeS. in der e» zu lebhasten Auseinandersetzungen ge- kommen war. Daß die Monisten bei dieser unparteiischen Bericht« erstattung so schlecht wie möglich abschneiden, ist weiter nicht ver- wunderlich. Neu ist dagegen und al« Fortschritt muß eS bezeichnet werden, daß der offiziöse Bericht von den einzelnen Rednern treulich feststellt, ob fie Juden oder Christen find. ES werden u. a. Lärm- fzenen geschildert, wobeiein jüdischer Moni st", nachdem er von den Christlich-Germanischen niedergeschrien worden,mit er- hobener Faust" weiterspricht, und im allgemeinen wird dazu bemerkt: ES sei hier festgestellt. daß die w i l d e st e n Zwischen- rufe von einer Monistengrupp« ausgingen, die ganz überwiegend neben ein paar blutjungen Leuten au» jüdischen Ele- menten bestand.... Unparteiische werden gefragt haben, ob denn vom MoniSmuS   Fanatismus und Rachsucht unlösbar sind. Fraglich bleibt nur, wie der unparteiische offiziöse Berichterstatter zu seinen interesianten Feststellungen gekommen ist. Hat er die ein- zelnen Versammlungsteilnehmer nach ihrem Taufschein gefragt, oder hat er sich auf seine phyfiognomischen Kenntnisie verlaffen? Oder hat schließlich nach seiner Meinung jeder Leugner der geoffenbarten Religion den Verdacht der jüdischen Abstammung von vornherein gegen sich, weil solche schlechte Menschen überhaupt gemeiniglich Juden sind 1 Vielleicht verbreitet sich da» RegiemngSorgan über diese Fragen einmal prinzipiell! Konfervativ-liberaleS Stichwahlbündnis. Nach einer Mitteilung der.Magdeburgischen Ztg." Häven die vereinigten Liberalen mit den Konservativen ein Stichwahlkompromiß gegen die Sozialdemokraten abgeschlossen. Im Wahlkreis Erfurt  kandidiert der nationalliberale ReichSverbSndler Hagemann. Sein konservativer Gegenlandidat ist der Berliner   antisemitische Recht»- anwalt Ulrich. Da«Berliner   Tagedl." ist über dieses Vorgehen außerordentlich empört und bemerkt:Für die Fortschritiler be- deutet«S schon eine Ricsenüberwindung, im Interesse des libe- ralen Abkommen» für die Provinz Sachsen  , diesen ReichSverbändler zu unterstützen, und wir vermögen nicht zu glauben, daß die Führer der Fortschritt ler obendrein noch einem Stichwahlbüiidni» mit den Konservaliven zugestimmt haben." »erlchtigung. Wir erhalten don Herrn Müller-Meiningen folgende Zuschrift: München  . 28. X. IL verehrte Redaktion! Aus Grund de»§ 11 de» PreßgesetzeS ersuche ich Sie um Auf« nähme solgeuder Berichtigung: 1. E« ist mir völlig unbekannt, daß in meinem Wahlkreise in vielen Orten den Sozialdemokraten die Sole verweigert werden. Die Behauptung, daß dies mit meinem Wissen geschieht, ist daher unwahr. 2. ES ist ebenso unwahr, baß ich daS von der Sozialdemokratie behauptete Vorgehenmeiner Parteifreunde" billige. Ich habe bei Gelegenheit einer mir im Jahre 1898 bekannt gewordenen Saal- abtretbung öffentlich gegen solche PraxtS Stellung genommen und mißbillige heute wie damals die Saalabtreidung oder Saal- Verweigerung auf» schärfste. Hochachtungsvoll Müller-Meiningen. .» Wir nehmen mit Genugtuung davon Kenntnis, daß Herr Müller da» Eaalabtreiben mißbillig», denn wir hoffen, daß diese Miß- billigung Herrn Müller veranlaffen wird, unter seinen Partei- freunden in Meiningen   dafür einzutreten, die Saalabtreibungen ein» zustellen. Bchwefs. Die Wahle» zum Ratioualrat. Ler«,- 29. Oktober. Die Wahlen zum Nationalrat haben heute in der Schweiz   ohne Zwischenfall stattgefunden. Der neue Rat dürfte dem alten gegenüber keine wesentlichen Veränderungen aufweisen. Gewählt wurden im ersten Wahlgange 85 Katholisch-Konservative, 19 Sozialisten. 19 Mitglieder des liberal-protestantischen Zentrums, 7 Angehörige der sozialpolitischen Gruppe und 197 Mitglieder der radikalen Regierungspartei, im ganzen also 169 von 139 Abgeordneten. Die zwanzig Stich» wählen haben namentlich in den Kantonen Basel  , Bern  , Neuenburg und Genf   stattzufinden. Portugal  . Die Republikaner  . Lissabon  , 80. Oktober. Die Tagung deS Kongresse» de» republikanischen Partei ist heute geschloffen worden, ohne daß die Einigkeit in der Partei gestärlt worden wäre. Die Freunde Almeido a m a ch o S verließen den Kongreß. Dieser lehnte den Bericht des Vorstandes über seine Tätigkeit seit dem 5. Oktober 1910 ab, nahm dagegen den Bericht Alfonso Costa» über seine parlamentarische Tätigkeit an. Der seitherige B o r st a n d ist zurückgetreten. Spanien  . Die Folterungen abgeleugnet. Madrid  , 80. Oktober. Ein amtliche» Telegramm meldet t Nach den Vorgängen in CullareS wurde von revolutionärer Seite das Ge- rücht verdrettet, daß die Gefangenen Handlungen der Tortur ausgesetzt worden seien. Obwohl die Regierung von der Unwahr- heit dieieS Gerüchts überzeugt war, wurde der Generalkapitän von Valencia   sofort beaustragt, eine auS dem der medizinischen Fakultät angehörigen Rektor der Universität sowie je drei angesehenen Zivil- und Militärärzten bestehende Kommission zu ernennen. Diese bat nach eingehender Untersuchung ein« Erklärung dahin abgegeben, daß sie nicht einmal Spuren von gewalt« tätigen Handlungen vorgefunden habe. Snglanck. Zwistigkeiten in der Arbeiterpartei. London  , 27. Oktober.  (Eiq. Der.) DieTimes" kommt heute auf die Spaltung in der Arbeiterpartei zu sprechen und läßt mangels konkreter Tatsachen ihre Phantasie in die Ferne schweifen. Sie behauptet nichts weniger, als daß die neue britische   sozialistischePartei hinter der Spaltung zu suchen sei. Diese Behauptung ist pure Erfindung. Von den B e t e i l i g t e n selbst wird die Gründung einer neuen unabhängigen Gruppe demen» tiert. Sie machen jedoch kein Hchl daraus, daß zwischen ihnen und der Mehrheit der Arbeiterpartei nicht allein in der Versicherungsfrage, sondern auch in anderen Punkten ein scharfer Gegensatz besteht. Die Versicherungsvorlage hat diese Gegensätze, die übrigens schon seit der Gründung der Arbeiterpartei vorhanden sind, in besonders scharfer Form zum Ausdruck gebracht. Ter Streit um die Versicherungsvor- läge ist sowohl prinzipieller wie taktischer Nätur. Die vier sozialistischen Parlamentsmitglieder sind wie die Organi- sationen. denen sie angehören. Gegner des Systems der Bei» tragsleistungen. Ter unmittelbare Anlaß zu dem augenblick» lichen Streit ist jedoch in Meinungsdifferenzen über die zu be- folgende Taktik zu suchen. Die Mehrheit der parlamen« tarischen Fraktion hat beschlossen, die R e g i e r u n g in ihrem Vorhaben, die Vorlage noch in dieser Session unter allen Um- ständen durchzudrücken, zu u n t e r st ü tz e n. AuS Furcht. die Vorlage zu verlieren, verzichtetsieaufbeinahe alle ihre Abänderungsanträge. die von der Konferenz der Arbeiterpartei und dem Gewerkschaftskongreß beschlossen worden sind. Die vier erwähnten Parlamentsmit- glicder wollen nun ihre kritische Stellung, die sie in dsn Wahlkreisen eingenommen haben, auch im Parlament nicht aufgeben. Daß sie es ernst meinen, beweist ihre Hand- lungsweise gleich am ersten Tage der Session, als sie g e g e n den Regierungsantrag, die Zeit des Parlaments gänzlich für Regierungsgeschäste in Anspruch zu nehmen, stimmten und die Genossen Tchorne und Lansburh sogar als Stimmzähler der Minderheit fungierten. Diese oppositionelle Haltung wird ihnen von der Mehrheit der Arbeiterpartei sehr verübelt, die sich ferner auch darüber beklagt, daß die sozialistischen   Mbge- ordneten in den Wohlkreisen der Befürworter der Vorlage Reden gegen die Versicherungsbill hielten. Was aus der ganzen Geschichte werden wird, ist keines- wegs klar. Man spricht von dem Ausschluß der Re- bellen. Das ist jedoch unwahrscheinlich: denn daS würde bei der herrschenden Stimmung der Massen� den Zu- sammenbruch der Arbeiterpartei bedeuten. Die Frage des Disziplinbruchs ist dem Komitee der Arbeiter- Partei zur Entscheidung überwiesen worden, dessen Kompetenz sich jedoch nicht aus derartige Angelegenheiten zu erstrecken scheint. Die Politik der Arbeiterpartei wird von dem Partei» tag festgelegt, dessen Beschlüsse die parlamentarische Fraktion jedoch isehr häufig in den wichtigsten Fragen direkt mißachtet- Auch in dieser Versicherungsfrage scheint die Haltung der Mehrheit der parlamentarischen Fraktion keineswegs mit den Beschlüssen der Londoner   Sonderkonferenz, auf der die Hal- tung der Arbeiterpartei festgelegt wrtrde, im Einklang zu stehen. Die vier Rebellen können zu ihrer Rechtfertigung an- führen, daß ihre kritische Stellung viel mehr der von den Mit- gliedern der Arbeiterpartei gewünschten Politik entspricht. Wer soll hier entscheiden? lind wie könnte man den Genossen T h o r n e ausschließen, der als Vorsitzender deS parlamen­tarischen Komitees des Gewerkschaftskongresses in direkterer Weise als irgend jemand die Masten der Gewerkschafter ver- tritt? Man sieht, die Fra�e  , die augenblicklich alle Zungen und Federn in Großbritannien   in Bewegung halt, ist äußerst kompliziert. pertlen. Forbringrn der Rnssen. Teheran  , 29. Oktober. lMeldung de» Reuterscheit Bureau».) 200 Mann russische   Truppen sind gestern in Enzeli ge- landet. Wie berichtet trnrd, sollen 1700 weitere folgen und 1900 Mann von Dschulfa nach T ä b r i S gesandt werden. In Teheran   sind Telegramme eingetroffen, wonach die Turko» manen de» ehemaligen Schahs, die von russischen Truppen und dem Feuer russischer Kanonen- boote unterstützt worden seien, in der Nähe von BandargaS die persischen RegierungStruppen vollständig ge» schlagen und ihr« Kanonen und ihr Lager erbeutet hätten. Der ehemaligeSchah selbst befindet sich bei KomeschtepP