kanL unentbehrNcheft TolttaKz Mi» die Unte'Muckußtz LeS freiedGedankens". Tas sei der Grund, warum er als alter Lehrer dasWort ergreife, um seine Meinung über die beste Taktik des nächstenWahlkampfes auszusprechen. Czerny hält es für notwendig, daßNationalliberale und Fortschrittliche Volkspartei bei dem erstenWahlgang Schulter an Schulter kämpfen; nur so würden die libe-raten Kandidaten schon im ersten Wahlgange in vielen Wahlkreisenden Sieg erringen und noch zahlreicher in die Stichwahl gelangen.Heber die Stichwahl führt er dann wörtlich aus:„Bei den Stichivahlen müssen unbedingt die freisinnigen Par.teien mit den Sozialdemokraten zusammengehen, um die Herr-schaft des schwarzblauen Blockes zu brechen. Wir Liberalen inBaden konnten bei der letzten Landtagsmahl bekanntlich alleindurch diese Taktik der ultramontan-konserdatiden Vereinigungdie Majorität entreißen, und so muß es auch bei der nächstenNejchstagSwahl sein.,Wienn durch ein solches Abkommen auch die Zahl der Sozial-demokraten im Reichstage wieder zunimmt, so wird das Unglücknicht allzu groß sein. Denn je größer die Partei wrrd, um somehr wächst ihre Verantwortlichkeit, und schon aus Rücksicht fürihre Wähler muß sie die Staatsmaschine im Gang erhalten.Man sägt nicht so leicht den Ast ab, auf dem man sitzt. Hatman doch in Frankreich gesehen, daß der frühere SozialdemokratBriand bei dem Eisenbahnerstreik weniger Federlesens gemacht hat,als ein konservativer Minister hätte tun können. Er kannte seineLeute, wußte, wie man sie anzufassen hat und was er demStaate schuldig war. Auch bei uns in Baden funktioniert dieStaatsmaschine trotz der liberal-sozialdemokratischcn Allianzganz tadellos. Bei der Feuerbestattung und der elsaß-lothringi-scheu Verfassungsfrage haben die deutschen Sozialdemokratendem gesunden Menschenverstände zum Siege verholfen. Also,bange machen gilt nicht!"Anknüpfend an diese Kundgebung des Professor Czernh sprichtsich der Stadwerordnetenvorsteher von Danzig, Justizrat K e r u t h,über die Wohltaktik aus. viel weniger bestimmt und zuversichtlich.Bei ihm kommt mehr der norddeutsche Nationalliberale zum Durch-druch. Er sagt:„Allerdings ist zuzugeben, daß es vielen, auch ent-schieden Liberalen im Norden und Osten desVaterlandes, die durch mancherlei sozialdemokratische An-feindnngen' und Verleumdungen erbittert und verstimmt sind,nichtleichtseinmag.dervonHerrnPro f. Czernyso warm befürworteten Stichwahlparole zufolgen. Wer aber die Prämisse anerkennt, daß vor allem dieauf dem Gebiete der Kirche, der Schule, der WirtschaftS- undSteuerpolitik und endlich dem der allgemeinen, die Freiheit derIndividualität, der Vereine und der Gemeinden betreffendenStaatsverwaltung zurzeit sich immer mehr breitmachende Ne-aktion bekämpft werden muß,... der darf,— wenn er nichtohnmächtig die Faust in der Tasche ballen will— auch vor derAnwendung des einzigen Mittels, das erstrebenswerte Ziel zuerreichen, nicht zurückschrecken. Wer allein zu schwach ist,eine seinem Hab und Gut drohende Gefahr ab-zuwenden, greift nach jeder hilfsbereitenHand, ohne zu fragen, woher ihm die Hilfekommt; das gilt allgemein als selbstverständlich.... Dabeimuß immer wieder betont werden, das; es sich nicht um eineUnterstützung der Sozialdemokratie oder gar umeine Bevbrüderung mit ihr handelt, sondern ausschließlichum dem uns aufgezwungenen Kampf gegen die Reaktion. In den""Wahlkreisen, wo dieser nicht in Frage kömmt, wird kein liberalerMann daran denken, mit der Sozialdemokratie zn paktieren....ES ist auch nicht wahr, daß hierdurch die sogenannte fozialdemo-kratische Gefahr leichtfertiger- und unverantwortlicherweise vonden Liberalen heraufbeschworen wird.... Ich selbst halte esfür völlig ausgeschlossen, daß die Folge der obigen Taktik fürdie Reichstagswahlen nun auch eine„liberal-sozialdemokratischeAllianz" im zukünftigen Reichstage selbst sein würde.... Gegenreaktionäre Gelüste im Reichstage würden sie(die Liberalen)allerdings mit den Sozialdemokraten eine Abwehrmehrheitbilden,... dagegen würden die Liberalen da, wo es notwendigist, die Sozialdemokratie im Reichstage nach wie vor bekämpfen,und nichts würde sie hindern, in nationalen Fragen und zumSchutze der geltenden Gesellschaftsordnung gegen die Sozialdemo-kratie mit den Konservativen oder dem Zentrumzusammenzugehen. Durch diese Situation würde geradeder Einfluß der Liberalen im Reichstage und damit auf dieGesetzgebung und die Staatsverwaltung wachsen und sich baldfühlbar machen. Ja, die Liberalen könnten, wenn nur erst derschwarzblaue Block niedergerungen, die Mackt der Reaktion gebrochen ist, leicht zu den ausschlaggebenden Parteien im Reichstage werden, wie es jahrzehntelang das Zentrum gewcseil ist."Die liberale Einigung in der Rheinpfalz.Endlich, nach langem Hin und Her, ist eine Einigung der libe-raken Parteien in der Pfalz zustande gekommen. Die Fortschritt-liche Volkspartei hatte von den sechs pfälzischen ReichStagswahl-kreisen die Stellung eines Kandidaten aus ihren Reihen für denWahlkreis KaiserSlautern-Kirchheimbolandcn in Anspruch ge-nommen und demgemäß den freisinnigen Professor Hummelzum Kandidaten erklärt. Mit dieser Kandidatur war die im Fahr-Wasser des Wormser Lcderkänigs schwimmende liberale Partei-leitung der Pfalz nicht einverstanden; eS kam zum Abbruch derEinigungSverhandlnngen und die Fortschrittler drohten mit derAufstellung von eigenen Kandidaten in sämtlichen sechs Wahl-kreisen. Dieser Schreckschuß ans der fortschrittlichen Pistole half.Eine unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattgefundene Der-trauensmännerversammlung der nationalliberalen Partei desWahlkreises Kaiserslautern nahm eine Resolution an, nach derder Vorschlag der Fortschrittlichen Volkspartei akzeptiert wird.Dieser Vorschlag geht, dahin: Die nationalliberale Partei stellt imWahlkreise Kaiserslautern keinen Kandidaten' auf, sondernempfiehlt ihren Wählern, den fortschrittlichen Kandidaten zu unter-stützen. Dagegen verpflichtet sich die Fortschrittliche Volkspartei, inallen übrigen Wahlkreisen der Pfalz ihren Wählern die Unter-stützung der nationalliberalen Kandidaten zu empfehlen.Mit diesem Beschluß sind die Chancen der von dem Zentrumund den Roesickemännern eifrigst protegierten Sammelpolitik fürdie übrigen Wahlkreise auf den Nullpunkt gesunken.*Keine Doppelkanbibatur Posabowskys.Die Meldung,. Graf Posadowsky habe im WahlkreiseBitterfeld-Telitzsch auch eine Kandidatur angenommen, ist unzu-treffend. Die„Eilenburger Neuesten Nachrichten", ein liberalesBlatt, teilen mit, daß auf telephonische Anfrage der gegenwärtigeVertreter des Kreises, ReichSiagsabgeordneter LouiS Baucrmeister,erklärt habe, die Mjeldung entbehre jeder Begründung. Bauer-meister ist von der Reichspartci und den Konservativen überein-stimmend schon vor längerer Zeit wieder aufgestellt worden.—Auch das„Delitzscher Tageblatt", das konservative Leibblatt Bauer-meistens, erklärt die Meldung, Graf Posadowsky fei als Reichs-tögskandidat für Delitzsch-Vittcrfeld aufgestellt, für falsch.*Knuten-vcrtel als ReichStagskandidat in Schlesien.Die für den Reichstagswaqlkreis Brieg-Namslau durchdie Absage des bisherigen Abgeordneten Pernivck freigewordencSsudidstup ist jetzt ifjii Mfrcdakteur kr 11�11 Tag<K»zeifimg',®r. Ctvltl, ubertragen Worden. Er ist der gömeln-same KaMdat des Bundes der Landwirte und der Konservgtipcn.Der Krieg.Die italienische Flotte, die bald hier, bald da gesichtet seinsoll, wird von der Regierung noch immer zurückgehalten, ob-Wohl die Presse der italienischen Kriegstreiber immer ent-schiedener ihr Eingreifen verlangt. Inzwischen hat sich aberauch die Türkei gegen einen Angriff gerüstet und besondersden Hafen von Saloniki mit Artillerie und sonstigen Küsten-Verteidigungsmitteln versehen. Von der Repressivmatzregel,der Ausweisung aller Italiener aus der Türkei hat die tür-kische Regierung vorläufig noch abgesehen. Lange kann diegegenwärtige Spannung und Ungewitzheit nicht mehr an-halten, denn irgend eine Lösung mutz hie italienische Regie-rung doch herbeifiihren.Auch auf dem tripolitanischen Kriegsschauplatze hat sichnichts geändert. Die Türken und Araber beunruhigen nochimmer die Italiener in der Front und auf dem östlichenFlügel, und in ähnlicher Lage befinden sich auch die Italienerin den anderen von ihNen besetzten Küstenstädten.Bemerkenswert ist, datz Oesterreich in Bosnien undHerzegowina grötzere Truppenmassen konzentriert. Offiziöswird das zwar als„Polizeivorkehrungen" an der Grenze be-zeichnet, in Wirklichkeit beweist es nur, datz man auch in Wienmit der Möglichkeit rechnet, die Balkanfrage könne durch eineOffensive Italiens gegen die Türkei in Europa die ganzeBalkanfrage aufrollen.Vom tripolitauische» Kriegsschauplätze.Konstantinopel, 17. November.(Meldung des Wiener k. k. Tel.-Korresp.-BureauS.) Di« in den letzten Tagen verbreiteten angeb-lichen Telegramme des Kriegsministeriums über Kämpfe in Tripolis,Benghasi und an anderen Orten sind völlig erfunden. DaS Kriegs-Ministerium erhielt seit vielen Tagen keinen Bericht über irgendwelcheKämpfe.Tripolis, 16. November.(Meldung der Agenzia Stefani.)Heute herrschte vollständige Ruhe. Es bestätigt sich, daß die letztenAngriffe für den Feind sehr verlustreich gewesen sind. Bei demBombardement von Ainzara sind ungefähr 600 Araber getötetworden.(?) Gegen solche Eingeborene, die sich noch im Besitz vonWaffen befinden, sind sehr strenge Maßnahmen an-geordnet worden.Tripolis, 17. November.(Meldung der»Agenzia Stefani.')DaS schlechte Wetter dauert am Lande wie auch aus dem Meere an,so daß die Kriegs- und Handelsschiffe' die Reedeverlassen und die hohe See aufsuchen mußten. Aufder Ostfront kam es zu einem Zusammenstoß, bei dem einigeSchüsse gewechselt wurden. Die italienische Artillerie brachte eineKamelkarawane, die in der Wüste von Osten nach Westen zog,durch ihr Feuer in Unordnung. Die Patrouillen, die andauemd dieOase durÄstreifen, entdeckten an verschiedenen Stellen etwa zehn-tausend Patronen. Zahlreiche andere Patronen explodierten beider Verbrennung eine« großen Haufens Unrat. Di« Arbeitendauern fort, besonder? zur Unterbringung der Truppen.—Wie Kundschafter melden, haben sich bei Zansur ungefähr zwei-tausend Araber und hundert Türken mit zwei Kanonenangesammelt. Der Gesundheitszustand der feindlichen Streitkräftesoll schlecht sein; die Araber sollen immer mehr des Kriegesmüde sein. Deshalb hat das türkische Oberkommando eine Bekannt-machung erlassen, in der alle, welche die Türken verlassen, um ihreArbeit wieder aufzunehmen, mit Strafe bedroht werden.~ AusHoms liegen keine Neuigkeiten vor.Ueberschwemmung in Tripolis.Tripolis, 17. November.(Meldung der»Agenzia Stefani'.�Der seit drei Tagen anhaltende strömende Regen ließ den UedMedsenin anschwellen, der Fluß, der jetzt einen großen See bildet,schwemmte die von den Italienern aufgeworfenen Schanz-gräben weg. und die Wassermassen bahnten sich einen Wegquer durch die Stadt bis zum Meer. Die Truppen warengenötigt zurückzugehen und die Postenlinie hinterBumeliana aufzustellen.Ein deutscher Verteidiger Italien».Die öffentliche Meinung in Deutschland ist im all-gemeinen nicht gut auf Italien zu sprechen. Um so bemerkenswerterist es daher, daß ein deutscher Schriftsteller auf den Plan tritt, derden imperialistischen TollhauSstreich Italiens nicht allein zu recht-fertigen, sondern sogar zu glorifizieren sucht. ES ist das ein HerrAdolf Sommerfeld, der in einer soeben im Verlage Continent(Berlin) erschienenen Broschüre»Der italienisch-türkischeKrieg und seine Folgen" da? deutsche Volk beschwört,im Jntereffe der eigenen Weltmachtstellung dem lieben italienischenDreibundbruder nicht wehe zu tun. Herr Sommerfeld hältsich zu seiner Rolle dcZ getreuen Eckard für berechtigt,weil er lange Zeit al» Journalist in Italien gelebt und u. a. aucheiniges über die Camorra in Neapel geschrieben hat. Nichtsdesto-weniger erfreut sich der Herr eine» höchst unkritischen Gemütes. Ernimmt alle(offiziösen Angaben der italienische» Regierung über dieUrsachen zum tripolitanischen Raubzuge als unumstößliche, unwider-legliche Wahrheit hin, berichtet von unglaublichen Brutalitäten derTürken gegen die Italiener in Tripolis, die kein Mensch nach-kontrollieren kann, und dergleichen mehr. Daß er da«Märchen von der Notwendigkeit der tripolitanischen Sandwüste zurAblenkimg der italienischen Auswanderung kritiklos nachbetet. v:r-steht sich von selbst. Daß in Italien selbst drei Fünftel deSLandes nach innerer Kolonisationsarbeit schreien, daß die MastenAuswanderung auf die elenden Verhältnisse im Lande selbst zurück-zuführen sind, davon hat Herr Sommerfeld trotz seines langenAufenthalts in Italien nichts gemerkt. Natürlich denkt er auch garnicht daran, daß die Millionen, die jetzt für die afrikanisch« Aben«teuer verschleudert werden, in Italien besser und segensreicher an«gewendet werden könnten.In einem Punkte hat der begeisterte Verteidiger des imperialistischen Italiens allerdings vollständig recht. Die.Kulturvölker"haben nicht die mindeste Ursache, sich über den italienischen Raubzugund die barbarische Kriegssührung sittlich zu entrüsten. Sie habenstch alle der gleichen Sünden schuldig gemacht.Nebenbei singt dann Herr Sommerfeld ein Loblied auf denalten entthronten Türkensnltan Abdul Hamid. ES hieße dem Herrnzuviel Ehre antun, wenn wir auf alle Einzelheiten seiner ober-stächlichen Schrift ausführlicher eingehen wollten. Nur eine Stellemag genügen, um der deutschen Arbeiterschaft zu zeigen, wes Geiste?Kind der Herr Sommerfeld ist. Er preist nämlich die— ach sehrunfreiwillige— Bedürfnislosigkeit de» italienischen Arbeiters undleistet sich dabei eine ganz unverschämte Beschimpfung der deutschenArbeiter. Er schreibt nämlich:»Was uns die Konkurrenz auf dem Weltmarkt erschwert, trotzder«normen technischen Leistungsfähigkeit Deutschland«, sind dieexorbitant hohen Ansprüche der Arveiterschaft. Ein Glück für unS,daß wir als wichtigsten Konkurrenten auf dem Weltsttarkt nur Eng-land haben, das an dastlkn Krankheit leidet.Bei uns wird der Arbeiter bester bezahlt als der kaufmännischeoder wissenschaftliche Angestellte.Durch diese hohen Löhne werden die Jndustrieprodukte ver-teuert. Weshalb aber beansprucht der deutsche Arbeiter einen sohohen Lohn? Sind unsere Lebensbedingungen denn wirklich soteuer? Ganz und gar nicht, im Gegenteil, wir leben, in bezugauf Steuerbelastung im Vergleich zum Auslände und besonderszu Italien, in einem irdischen Paradiese.Nein, was die hohen Löhne unserer Arbeiter anbetrifft, sohängen die Forderungen der deutschen Arbeiterschaft keineswegsmit'den Lebensbedingungen unseres Landes zusammen, wohl abermit den häßlichen Gewohnheiten des sogenannten„Pro— le—-ta— riatS"!Was der deutsche.Proletarier" zur Befriedigung seines LeibesNotdurft bedarf, ist enorm; er jagt Millionen von Mark— sindes nicht Milliarden?— durch Kehle und After. Der dritte Teilvon dem, was der deutsche Arbeiter in seiner Trunksucht und Ge-fräßigkeit vergeudet, würde bei vernünftiger Auswahl der Speisenund Getränke genügen, seinen Körper gesund und kräftig zu er-halten.Mit der Billigkeit der deutschen Produkte im Vergleich zuden italienischen ist es dank der deutschen Arbeiterschaft auch nichts.Ganz anders der italienische Arbeiter.Er ist mit einem angemessenen Lohn zufrieden und er kommtmit jedem Betrage aus, da er seine Ansprüche nach seinem Ver-dienst regelt. Seine körperlichen Bedürfnisse sind aber schon vonNatur au» gering, er hat nicht den ewigen Durst des Alkoholikersund kennt auch den Heißhunger des Gewohnheitsfressers nicht.Der italienische Arbeiter begnügt sich mit zwei Mahlzeiten täglich,der deutsche Arbeiter bedarf deren fünf."So sieht es mit dem sozialen Verständnis dieses Herrn aus,das politische steht auf gleicher Höhe. Gönnen wir den italieni-scheu Kolonialräubern diesen germanischen Bundesbruder und Kampf-genossen!Die Revolution in China.Juanschikai hat sich jetzt ein Ministerium gebildet.an dem der Chef aber nicht viel Freude haben wird. Eineinziger Mandschu gehört dem Kabinett an, die übrigen Mit-glieder sind Anhänger oder zum Teil auch Führer der Reform-Partei. Die radikalen Kreise der Revolutionäre scheinen aberauch uicht so ganz mit der Zusammensetzung des Ministeriumszufrieden zu sein. Allmählich gerät China auch in sinan-zielle Schwierigkeiten, und Jnanschikai wird seiner ganzenTiplomateukunst bedürfen, um die Forderungen der Mächtezu befriedigen.Zahlungsschwierigkeiten.Peking, 16. November. Die Russisch-Asiatische Bank inSchanghai hat den russischen Gesandten in Peking davon tn Kennt-nis gesetzt, daß der Taotai von Schanghai sich gestern für außer.stände erklärt hat. die fälligen Zinsen für dierussisch-französische Anleihe von 1895 im Be-tragevon 300000 Taelszubezahlen. Das chinesischeAuswärtige Amt glaubt, daß Füanschikai imstande sein werde, dienotwendigen Anleihen abzuschließen, utn die neue Regierung gustützen und den Verbindlichkeiten gerecht zu werden,Die Lage in Nanking."London, 17. November. Eine Depesche der„TimeS* auSSchanghai berichtet: Die Stadt Nanking ist vollständig isoliert.Man ist ohne jede Nachricht über das Schicksal der dort ansässigenFremden. General Chang, der Führer der kaiserlichen Truppen,hat Poukeu mit 35 Geschützen befestigt, um dem Vordringen derRevolutionäre wirksamen Widerstand entgegenzusehen. Man be-trachtet die Stadt Nanking als den wichtigsten Punkt, von derenFall das Schicksal des chinesischen Kaiserreiche? abhängen wird.Sollte sich der Sieg an die Fahne der Revolutionäre heften, soist jeder Versuch, ihre Plqne zu durchkreuzen, unmöglich geworden;sollte hingegen General Chang den Rebellen eine Niederlage be-reiten, so darf man sich auf Ereignisse gefaßt machen, die einevollständige Aenderung der Sachlage herbeiführen würden, �politileke Geberfiebt.Berlin, den 17. November 1911.Zur Landtagswahl in Bayern.In Bayern haben die Parteien bereits mit der Veröffentlichungihrer Aufrufe zur LandtagSwahl begonnen, die voraussichtlich nochvor den ReichStagwahlen stattfinden wird. Die ZentrumSfraktionpreist in ihrem Aufruf ihre bisherige»ersprießliche Tätig»k e i t" und wendet sich zum Schluß mit folgenden bombastischenWorten an ihre Wähler:Ihr habt zu entscheiden, ob auch in Zukunft im monarchischenBayern der staatserhaltende Gedanke herrschen soll. In EureHand ist eS gegeben, darüber zu befinden, ob auch ferner diefforderunaen einer die Interessen aller Stände wahrenden Wirt-chaftspolitik zum Segen des gesamten Volkes mit Erfolg ver»treten werden sollen. An Tuch ergeht die Frage, ob auch künftigdie christliche Schule erhalten und die hohen Ideale einer chrift-lichen Kultur im Bayernlande eine treue Pflege finden sollen.Parleisteunde! Seit mehr als 40 Jahren hat das Zentrumunentwegt die Interessen des christlichen Voltes und den mon-archischen StaatSacdantcu hoch gehalten in schwerem Kampfe gegendie zersetzenden Bestrebungen deS Liberalismus und der Sozial-demokratie. Da» allgemeine Stimmrecht ruft jeden von Euch zurEntscheidung auf.Wir vertrauen auf Euch, daß Jyr die Hoffnungen unserervereinigten Gegner zu Schanden macht und daß Ihr in alterBayerntreue, geschloffen und einig, auch diesmal wieder zumSiege verhelft unserem bewährtem ZeutruinSprogramm:»FürWahrheit, Freiheit und Recht!" �Der von der bisherigen sozialdemokratischen Landtagsfraktionveröffentlichte Aufruf schildert zunächst in knappen Worten die llr-fache der LandtagSanflöi'ung und fährt dann fort:Anstatt seine große Mehrheit durch ernste gesetzgeberische Vor-schlage zur verfassungsmäßigen Erweiterung der Parlamentsrechte,zu einem wirklichen Kontrollrecht der Volksvertretung anzuwendc»,bemüht sich daS Zentrum, weiten Kreisen der Bevölkerung undinsbesondere dem werktätigen Volke die verfassungsmäßigen Rechtezu verkürzen und an die Stelle geltender Gesetze die Willkür desbureaukrnlischen Absolutismus zu fetzen. Unter dem Deck-maniel einer christlich-konservativen Abwehr des sogenannten Umsturzes verfolgte die Mehrheitspartei durch Drohungen in derPresse; durch Unterhaltung einer förmlichen DenunztalionZ- undSpitzelorganisation das Ziel, alle nicht der Zentcumspolitik will-fahrigen Elemente im Staatsdienst und im ganzen öffentlichenDien,t zu vernichten. Die Regierung sollte da§ gehorsame Werk--eng der brutalsten Parteiwillkiir sei», sie sollte das durch seineTeuerungs- und«olkSbelastüiigSpolitik bei den Massen verhaßtgeworden« Zentrum mit allen'Mitteln der Bttiuflussung stützenund unterstiltzen.Und die Regkerung zeigte sich willig. Sie gab den Eisenbahner-Erlaß heraus, sie verstieg sich im Landtage bis zum Versuche einerBeeinflussung der Disziplinargerichte...LanbtagSwähler! I» Euere Hände ist min die Entscheidungübet daS weitere politische Schicksal Bayerns gelegt. An Euch ,st«S, zu bestimmen, ob das Gewaliregiment einer herrschsüchtigen,hochmüligen und personaliengierigen Partei das Land weiterverwüsten, oder ob die Abgeordnetenlainmer eine Zusammen«