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Nr. 46. 29. Jahrs. Beilage des Vorwärts"- Anzeigen für Süden und Weffen.

Vorort- Nachrichten.

Wilmersdorf- Halensee.

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24. februar 1912.

Mandatsniederlegung. Herr Geh. Justizrat Professor Dr. nur kurze Zeit bis zur Wahl agitatorisch nach Kräften nutzen, über­v. Liszt   hat sein Stadtverordnetenmandat wegen Ueberbürdung all die Bauen aufrütteln; sie darf kein Opfer scheuen, um das niedergelegt. Ziel zur erreichen: eine Vertretung der Arbeiterklasse im Gemeinde.

In der letzten Mitgliederversammlung des Wahlvereins sprach parlament zu erhalten. Es ist ein charakteristisches Zeichen, daß die Genoffe Dr. Breitscheid über das Thema: Deutsches und englisches sozialdemokratische Partei, die bei der verflossenen Reichstagswahl Parlament". Beide Parlamente, so betonte u. a. der Referent, sind am Ort an der Spise stand, infolge des erbärmlichen Drei­überreich an Schönheitsfehlern. Hüben wie drüben kann man eigent- lassenwahlrechts ins Gemeindeparlament noch nicht einzubringen lich nicht von einem gleichen Wahlrecht sprechen. Aber eins muß vermochte. Deshalb müssen diesmal alle Kräfte angespannt werden, diesen unhaltbaren Zustand zu beseitigen. doch hervorgehoben werden: Man hat in England mehr Respekt vor den Menschenrechten niemand wagt das geheime Wahlrecht an- Mariendorf. zutasten. Ein weiterer Vorzug des englischen Parlaments ist seine Aus der Gemeindevertretung. Zunächst teilte der Gemeindes unbeschränkte Herrschaft. Auch in Deutschland   müssen wir danach vorsteher mit, daß vom 1. April d. J. ab die Gemeinde Mariendorf  streben, dem Parlamente die Vorherrschaft zu erringen gegenüber den Namen Berlin- Mariendorf führen wird. Genosse Günter legt dem altpreußischen Absolutismus  . Die trefflichen Ausführungen wegen Verzug zum 1. April d. J. sein Mandat als Gemeindever­des Referenten fanden lebhaften Beifall. treter nieder. Der Wunsch unserer Genossen, die sich hieraus er­Die Mitgliederversammlung beschäftigte sich sodann in ihrem gebende Ersatzwahl gleichzeitig mit der am 3. März stattfindenden geschäftlichen Teil mit der bevorstehenden Kreis bezw. Verbands- Neuwahl vorzunehmen, läßt sich nach den Vorschriften der Land­generalversammlung und wählte die Delegierten hierzu. gemeindeordnung nicht möglich machen, es wurde indessen ver

betraut.

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Pflegestellen für Säuglinge, jedoch nur in Charlottenburg  , sucht die Charlottenburger   Waisenverwaltung. Gewährt wird ein monatliches Pflegegeld von 25 M. und Bekleidung, ärztliche Be­handlung und Arznei. Meldungen baldigst an die Geschäftsstelle der Waisenverwaltung, Charlottenburg  , Kirchhofstr. 9, Hinterhaus, Erdgeschoß Zimmer 21. Sprechstunde werktäglich von 12-2 Uhr erbeten.

Der

Der Verein Arbeiter- Jugendheim hat sich, wie aus dem der sprochen, dieselbe nach Lage der Geschäfte unmittelbar nach der Generalversammlung vorgelegten Geschäftsbericht zu entnehmen ist, Neuwahl stattfinden zu lassen. Des weiteren wurde beschlossen, den trotz der ungünstigen örtlichen Verhältnisse zufriedenstellend entwickelt. Ausbau der Straßen 5 und 6, die unmittelbar an das zu errichtende Nachdem die Versammlung den Vorschlag des Vorstandes, einen Feuerwehrdienstgebäude stoßen, unverzüglich vorzunehmen. Jugendheimleiter gegen eine fleine Entschädigung anzustellen, gut- tostenanschlag hierfür ist auf 35 000 W. festgelegt.- Von den geheißen, wurde bis auf den Kassierer Fischer, für den Langnickel Vertretern des Ortsteils Südende wurde lebhafte Klage geführt, gewählt wurde, und Beisitzer Zampelburg, an dessen Stelle Fischer daß das vom Gemeindevorsteher festgelegte Wahllokal für die am tritt, der frühere Vorstand wieder mit der Führung der Geschäfte 4. März stattfindende Wahl der 1. und 2. Wählerklasse sehr un­günstig gelegen ist, so daß bei der Entfernung von beinahe dreis viertel Stunde und der ungünstigen Wahlzeit von Südende über­haupt niemand wählen gehe, obgleich in diesem Ortsteil die meisten Wähler wohnhaft seien. Auch unsere Genossen unterstützten diese Beschwerde und wiesen auf die Vorschriften der Landgemeindes ordnung hin, die eine günstige Lage der Wahllokale im Interesse der Wähler fordert. Der Gemeindevorsteher entschuldigte den be= gangenen Irrtum und versprach den Versuch der Abänderung. Genosse Reichardt verlangte vom Gemeindevorsteher Auskunft, aus welchen Gründen diesmal für die zweite Wählerklasse die Wahl eines Angesessenen ausgeschrieben sei, obgleich ein Nichtangesessener Dem Gemeindevorsteher schien diese zur Wahl stehen müßte. Frage unbequem, da er zur Beantwortung derselben erst die Akten hierüber nachschlagen mußte; zugleich erklärte er, daß, sofern noch­mals Fragen an ihn gerichtet würden, dieselben vor der Sizung schriftlich niederzulegen seien, da er die Fragen nicht im Handum­drehen richtig beantworten könne, anderenfalls müßte er sie ab­lehnen oder auf die nächste Tagesordnung setzen. Hierauf stellte Genosse Reichardt die so oft begründete Forderung, für die Zu­kunft den Vorschriften der Landgemeindeordnung bei der Fests sehung der Tagesordnung so weit genügen, daß den Gemeinde­berordneten die zu verhandelnden Punkte rechtzeitig mitgeteilt wer den, sonst müßten es die Vertreter ebenfalls ablehnen, solche Punkte zu erledigen. So glücklich gewählt die Entscheidung über den von allen Seiten so hart empfundenen Zustand war, krochen die bürger. lichen Vertreter wieder ins Mauseloch und der alte Zustand bleibt bestehen. Inzwischen waren die Akten zur Stelle, der Vorsteher teilte seine Einteilung der Angesessenen und Nichtangesessenen mit und schloß kurzerhand die Sißung.

Groß- Lichterfelde  .

Aus der Stadtverordnetenversammlung. In einer sieben stündigen Verhandlung erledigte die Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch die erste Lesung des Etats. Die allgemeine Stim mung entsprach dem Bilde, das wir am Dienstag vom Stande der Kommunalverhältnisse gegeben haben. Wohl ist unser Vorort berühmt dadurch, daß er die steuerkräftigsten Einwohner in ganz Preußen aufweist; aber die Freude darüber wird immerhin durch etliche Wermutstropfen vergällt. Als Oberbürgermeister Haber­mann nach üblichem Brauch den Etatsentwurf begründete, be­tonte er mit Nachdruck, daß dem Ausgleichsfonds die runde Summe von einer Million Mark entnommen werden müßte, wenn die Stadtgemeinde wie im vorigen Jahre mit einem Steuerzuschlag bon 100 Broz. auskommen wolle. Und selbst bei den vom Magistrat eingesezten 110 Proz. blieben immer noch rund 600 000 M. un gedeckt. Wolle man rein durch Steuern den Etat im Gleich­gewicht halten, so müßte ein Zuschlag von nicht weniger als 129 Proz. der Einwohnerschaft auferlegt werden. Als besonders schwerwiegend komme noch in Betracht, daß im Gegensatz zum Ge­schäftsjahr 1910, das mit einer Zufuhr von einer Million Mark an den Ausgleichsfonds abschloß, das verflossene Jahr einer Iei Ueberschüsse ergeben habe, wenigstens keine für den Aus­gleichsfonds, da die diesmal erübrigten 300 000 M. gleich in den Etat für das nächste Jahr eingestellt worden seien. Die Voran­schläge für das zu Ende gehende Geschäftsjahr hätten in ver­schiedener Hinsicht Enttäuschungen gebracht; an Gemeinde= grundsteuer würden 15 000 m., an imsahsteuer gar 250 000 m. weniger eingenommen als erwartet worden sei. Aller­dings würde dieje Mindereinnahme ausgeglichen dadurch, daß die Wertzuwachs steuer 200 000 m. und die Einkommen= steuerauschläge 131 000 20. über den Voranschlag bringen würden; aber wiederum sei auch auf die ständig wachsenden Aus­gaben hinzuweisen. In dieser Hinsicht führte der Oberbürger­meister besonders an, daß die an die Provinz abzuführenden Steuern beständig wachsen und daß für Polizeitosten statt Die Gemeindewahlen sind auf Mittwoch, den 13. März, an­190 000 M. diesmal 240 000. gefordert werden. Zu den An- beraumt. Wir haben bereits vor mehreren Wochen auf die skanda­Teiheshulden der Stadt, die sich heute schon auf 49 Mil- löse Teilung des Wahlbezirks hingewiesen, die in der beschlossenen lionen Mark stellen und zu der sich bald der Betrag der 28- Mil- Form natürlich den Zwed haben soll, die bürgerlichen Parteien vor lionen- Anleihe gesellen wird, tragen die für den Rathausbau, der Niederlage zu bewahren. Dazu kommt jetzt noch die eigentüm­den Seepart und den Krankenhausbau aufzuwendenden liche, aber doch jedenfalls nicht dem Zufall zur Last zu legende Wahl Kosten wesentlich bei. Auch darf für die nächsten Jahre der des Wahllokals im zweiten Bezirk: Restaurant Hertel in der 8wedverband nach dieser Richtung hin nicht außer acht ge- Zehlendorfer Straße. Dieses Lotal liegt an der Peripherie lassen werden. des Wahlbezirks, weitab von der Chausseestraße, in der bekanntlich Der Magistrat hat zur Behebung der Kalamität auch die Er- der weitaus größte Teil der Gemeindewähler wohnt. Aber einen höhung der Grundwertsteuer erwogen, doch verlangt die Vorteil hat dieses Lokal für die bürgerlichen Gegner: es liegt Regierung, daß in diesem Falle die bebauten Grundstüde parallel- gegenüber der Haupt- Kadetten- Anstalt, aus der laufend mit den unbebauten im Verhältnis von 1: 2 bedacht dann im letzten Augenblick die etwa noch säumigen Angestellten werden; und von einer Erhöhung der Steuer für bebaute Grund- dieses Instituts zwangsweise herangelotst werden können, für die stücke will der Magistrat, wie der Bürgermeister unter dem Beifall es dann unter dem erbärmlichen Dreitlassenwahlrecht mit seiner ber Mehrheit erklärte, in Rücksicht auf die Hausbesizer nichts öffentlichen Stimmabgabe nur eine Möglichkeit gibt: den reaktio­wissen. Nachdem das Ortsoberhaupt noch das hohe Lied von der nären bürgerlichen Kandidaten zu wählen! Der sozialdemokratische Sparsamkeit im Verwaltungswesen gesungen hatte, wies er darauf Verein hatte auch beim Gemeindevorstand den Antrag gestellt, die hin, daß zum Herbst, wo Neuwahlen stattfinden, die Zahl der Wahlen für die dritte Abteilung an einem Sonntag stattfinden Stadtverordnetenjihe von 48 auf 60 vermehrt zu lassen. Er wurde ausführlich damit begründet, daß der weitaus größte Teil der Wähler dieſer Abteilung fernab von Groß- Lichter daß auf allen Gemeindegebieten sich ein gesunder Fortschritt zeige. felde seinem Beruf nachgehen müsse und schon mit Rücksicht darauf Durch den Kämmerer Rohde wurden die Darlegungen des die Sonntagswahl nicht nur zweckmäßig, sondern sogar notwendig Oberbürgermeisters unterstrichen, und hierauf übten die Stadt- sei. In Elsaß- Lothringen  , Berlin   und einer großen Zahl benach­verordneten etwa 5 Stunden lang Kritik am Stande der Wilmers barter Gemeinden, denen sich immer weitere anschlössen, finden dorfer Finanzen. Wenn irgend angängig, möchte man mit diese Wahlen jetzt schon Sonntags statt. Dieser Antrag unserer 100 Proz. Steuerzuschlag weiter wursteln; und einer der Redner, Genossen ist von dem liberalen" Gemeindevorstand abgelehnt wor Herr Droeje, verstieg sich sogar zu der Aufforderung, mit Geden mit der ein- fachen Begründung, daß durch die Teilung des meindeschulbauten sparsamer zu sein und dafür die Klassen einen Bezirks die Vornahme der Wahl an einem Sonntag um so stärker zu belegen. Es war Sache unseres Parteigenossen überflüssig geworden sei! Wirklich ein plausibler Grund! Selbst­Riedel, gegen eine derartige Sparsamkeit zu protestieren und verständlich wird diesen kleinlichen Maßnahmen gegenüber die Ar­darzulegen, wieviel gerade in Wilmersdorf   noch zu tun bleibt, beiterklasse die erhöhte Pflicht fühlen, ausnahmslos an den wenn man in sozialpolitischer Hinsicht auch nur mit Wahlurnen zu erscheinen und für die sozialdemokratischen Kandi­den Nachbargemeinden in eine Reihe tommen will. Nach üblicher daten zu stimmen. Inzwischen beginnen sich auch die bürgerlichen Wirklich reelle Ware. Größte Aus­Gepflogenheit wurde der Etatsvoranschlag schließlich drei Aus- Parteien zu regen. Im Lichterfelder Lokalanzeiger" erschien dieser schüssen, die sich aus der gesamten Stadtverordnetenversamm Tage ein Leitartikel, in dem der Berfaſſer nach dem schönen toge Otto F. Kafka, Neukölln, Erkstr. 8. lung zusammenseßen, zur Beratung überwiesen. Charlottenburg.

werden muß; und dann schloß er mit dem etwas mageren Trojt,

Bei­

spiel seines großen Herrn in der Wilhelmstraße zu Berlin   die große Sammelposaune bläst und die bürgerlichen Wähler anfleht, ge= meinsam dem sozialdemokratischen Ansturm sich entgegenzuwerfen. Eine Fürsorgestelle für Alkoholkranke hat die Stadt Charlotten- mit unverkennbarem Mißbehagen konstatiert er die Tatsache, daß burg im Cecilenhause, Berliner Straße 137, eingerichtet, wo Diens- der Abstand zwischen den gesamten bürgerlichen Stimmen und denen tage von 6-8 Uhr abends Sprechstunden stattfinden. In der Für- der Sozialdemokratie bei allen bisherigen Gemeindewahlen immer forgestelle wird durch einen psychiatrisch vorgebildeten Arzt an jeder- geringer geworden und der Sieg der sozialdemokratischen Kandi­mann unentgeltlich Auskunft über die Alkoholfrage erteilt, den daten diesmal nicht zu verhindern sei, wenn das gesamte Bürger­Alkoholkranten selbst kostenlos ärztliche Beratung geboten und tum nicht einmütig zusammenstehe. Es unterliegt feinem Zweifel, allen, die die Folgen des Alkoholmißbrauches an sich selbst oder bei daß das Bürgertum, auch das sogenannte liberale, diesem offen­einem Angehörigen wahrgenommen haben, Rat und Beistand jeder bar aus Reichsverbandskreisen stammenden Mahnruf Folge leisten Art gewährt. wird. Demgegenüber muß die Klaffenbewußte Arbeiterschaft die

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