Nr. 76. 29. Jahrgang.
Ueber die Verhandlung geht uns folgender Bericht zu: Nach Eröffnung der Sihung durch den Vorsitzenden Len gerichtsrat Briestorn beginnt die
an.
Bernehmung der Angeklagten.
Diesem Zweck in die Küche gegangen und habe, wie er erst später zu nehmen.
umfangreichen Beweisantrag.
bei der Kälte ihm einen Schnaps zurecht zu machen. Er sei zu zu diesem Punkte durch Ladung weiterer Sachverständiger Stellung Die Afyliftenvergiftungen vor Gericht. entdeckt, die Weingeistflasche mit der Flasche Methylalkohol ver= Justizrat Dr. Ivers: Ich stelle den Antrag, den PolizetGestern wurde im großen Schwurgerichtssaal die am Redomske den Schnaps getrunken hatten, der ihm sehr gut be- er Kenntnis von der Giftigkeit des Methyls gehabt hat. Erst nachs wechselt und daraus den Schnaps bereitet. Erst nachdem er und präsidenten v. Jagow als Zeugen darüber zu vernehmen, wann Dienstag aus formellen Gründen vertagte Verhandlung gegen kommen sei und Redomste sich entfernt hatte, habe er gesehen, daß dem die Angeklagten vier Wochen in Haft gesessen hatten, hat der den Drogisten Scharmach, den Reisenden und Essenz- er die Flaschen verwechselt hatte. Er habe dann telephonisch bei Polizeipräsident, dieser tüchtige Beamte, der doch auf alles aufpaẞt, fabrikanten Karl 3 a strow, den Reisenden Bruno Meyer Redomste angefragt, ob er gut nach Hause gekommen sei und als eine Verfügung über die Giftigkeit des Methylalkohols erlassen. und die Gastwirte Otto Redomske und Gustav Dahle dies bejaht wurde, habe er das Buch von Hager zur Hand ge- Das Gericht behält sich die Beschlußfassung vor. fortgesetzt. Der Verhandlungstag wurde fast ausschließlich nommen und daraus ersehen, daß man Methylalkohol unter Um- Aus der weiteren Vernehmung des Angell. Scharmach ergibt mit der Vernehmung der Angeklagten ausgefüllt. Interessant ständen als Ersatz für Sprit benußen könne. Er habe am nächsten sich, daß diefer eigentlich stolz auf seine Erfindung des Spiritus ist, wie Scharmach auf die Möglichkeit der Verwendung von Tage von Methylalkohol einen Cherry Brandh gemacht, und zivar erfaßes durch Methylalkohol war und, wie er behauptet, mit ver Methylalkohol gekommen sein will. wieder ½ Methylalkohol,% Wasser und Zusak von Effenz. Das schiedenen Personen Methylschnäpse getrunken habe, ohne irgends ganze Quantum von etwa 200 Gramm habe er allein an einem welchen förperlichen Schaden zu erleiden. Er bezog Methylalkohol Tage ausgetrunken und es sei ihm gut bekommen. Nach einigen von der Firma J. D. Riedel und später auch von der Firma Kahl Tagen sei Zastrow bei ihm gewesen, dem habe er seine Erfindung baum. Der Preis für das Kilogramm Methylalkohol stellte sich bes Spiritusersatzes erzählt; er habe einen Kognak und einen Rum auf 1,10 M. bis 1,28 M., reiner Sprit fostet 1,80. und mehr. von Methylalkohol in der Zusammensetzung von ½ Methylalkohol, Als Verkäufer des" Spritersates" kommen die Angeklagten Zastrow Angekl. Scharmach gibt zu seinen Personalien an: Er habe% Wasser mit Essenz gemacht und beide hätten das Quantum ohne und Meyer in Betracht. Scharmach behauptet, daß er mit dem bis zum 14. Lebensjahre die Genteindeschule besucht, dann war Schaden zu leiden ausgetrunken. Auch mit seinem Bruder Franz ihm bekannten Zastrow seine Idee, Methylalkohol zu verkaufen, bes er ein halbes Jahr als Schreiber im Landratsamt Preuß.- Stargard aus Preuß.- Stargard habe er solchen Schnaps getrunken und wenn sprochen habe. Zastrow habe sich angeboten, Methylalkohol für ihn tätig, wurde später Lehrling beim Katasteramt. Er wurde dann dieser ihm nachher auf einer Postkarte mitgeteilt, daß er einen zu vertreiben. Zastrow behauptet, daß Scharmach nicht von Methylals Kassenlehrling bei der Kommunalsparkasse in Preuß.- Stargard Brummschädel" habe, so sei dies nicht auf den Schnaps, sondern alkohol, sondern nur von" Spiritusersah" gesprochen habe, was angestellt, bis er in einem Drogengeschäft als Lehrling eintrat. auf die anderen vielen Getränke zurückzuführen, die sie an jenem Scharmach aber bestreitet. Rechtsanw. Dr. Puppe: Auch sein Klient Redomske behaupte, daß in seiner Gegenwart nie bon Nach dreijähriger Lehrzeit ging er nach Hirschberg i. R., wo er Tage genossen. bei der Firma C. H. Golsky als Verkäufer eintrat. Hier wurde Rechtsanw. Dr. Jaffé stellt im Anschluß hieran einen Methylalkohol gesprochen worden sei. Scharmach bestätigt dies. Es er sowohl mit allen technischen Drogen, wie auch mit den Medizinalsei richtig, daß er dem Redomske gegenüber nur von Spirituserjah" drogen und Giften bekannt, soweit diese für den Handel frei- Der Staatsanwalt habe jede Leiche auf das peinlichste unter- gesprochen, oder gesagt habe:" Ich habe einen neuen Sprit." gegeben waren. Eine Prüfung hat Scharmach nicht abgelegt, da suchen lassen, aber er hat es doch an der Prüfung der Frage fehlen Rechtsanw. Dr. Puppe: Redomske habe selbst keinen Methylalkohol eine solche nicht erforderlich ist. Er ist auch erst einige Jahre lassen, wie man über Methylalkohol nicht nur in Laienkreisen, gekauft oder verwendet, sondern sei nur angeklagt, den Verkauf später der Drogisteninnung beigetreten. In Berlin nahm er seine sondern auch in Fachkreisen, in den Kreisen der Mediziner dachte bon zehn Litern Methylalkohol an einen Schankwirk Bold vermittelt erste Stellung bei der Firma Paul Caspari in der Maaßenstraße bis zu der Zeit, wo sich das Unglück ereignete. Er beantrage des- zu haben. Die weitere Vernehmung des Angeklagten Scharmach bezicht Er war dann in mehreren Geschäften hintereinander turze halb noch folgende Zeugen und Sachverständige zu laden: Grzellenz sich eingehend auf die Geschäftsverbindung, in der er mit Zastrow Zeit tätig. Am 1. Juli 1910 machte er sich selbständig. Professor Ehrlich Frankfurt a. M., Sanitätsrat Dr. Wilhelm Auf eine Frage des Vorsitzenden, in welcher Form er das Wechselmann, dirigierender Arzt der dermatologischen Abteilung des und Meyer gestanden hat. Er behauptet, daß er gar keinen Anlaß erstemal mit Methylalkohol in Berührung gekommen sei, erklärte Rudolf- Virchow- Krankenhauses Dr. med. Aronson, Dr. Alfred gehabt habe, irgend etwas zu verheimlichen, denn er habe gar er, daß er nach dem Drogistenhandbuch von Buchheister mit Methyl- Wolff- Eisner, Professor Dr. Adolf Magnus- Levy und Erzellenz feinen Zweifel gehabt, daß seine Erfindung einwandfrei sei. Es alfool Franzbranntwein bereitet habe. Auch das Drogistenhand- Fischer, Professor der Chemie an der Universität zu Berlin . Die kommt bei diesen Erörterungen auch zur Sprache, daß Scharmach buch von Hager, welches er schon vor mehreren Jahren antiquarisch zwei erstgenannten Sachverständigen sollen bekunden, daß Methyl- eines Tages einen Selbstmordversuch gemacht habe. Er hat, wie gekauft habe, schreibe bei der Herstellung verschiedener Präparate alkohol auch von Aerzten mehrfach zu therapeutischen Zweden, ur- behauptet wird, versucht, schnell einen Schnaps mit Methylalkohol die Verwendung von Methylalkohol vor. Sprünglich aber zur Auflösung des bekannten Mittels gegen Ques, zu vermischen. Der Angeklagte bestreitet den Gelbstmordversuch; Schon als Zehrling habe er fein anderes Buch als Hager zur des Ehrlich- Hata„ Salvarsan's" verwendet worden ist. Die übrigen er habe im Gegenteil ad oculos demonstrieren wollen, daß der Bereicherung seiner praktischen Kenntnisse benutzt. Auf Vorhalten Sachverständigen werden bekunden, daß Methylalkohol bis in die Genuß des Methylalkohols nicht schade. Auf Befragen der Verdes Vorsitzenden gibt der Angeklagte zu, daß in dem Zimmer, das neueste Zeit hinein nicht als giftig angesehen worden ist, bezw., teidigung gibt Scharmach, der sich nicht klar mehr erinnert, was er neben seinem Geschäftslotale liegt, bei einer Haussuchung ver- daß die Kenntnis von der eventl. Giftigkeit des Methylalkohols bis dem Zastrow und dem Meher in bezug auf diesen Spritersatz geschiedene Medizin- Flüssigkeiten und Gifte vorgefunden sind. zu den hier in Frage kommenden Fällen nicht Gemeingut der sagt habe, zu, daß er zu jener Beit viel getrunken habe, auch MethylDiese habe er seinerzeit bei Auflösung eines Drogengeschäfte mit medizinischen Wissenschaft war und seine absolute Giftigkeit selbst alkohol. anderen Sachen gekauft, aber niemals verkauft. Das Zimmer auch jetzt noch zweifelhaft erscheint. Der zu 6) benannte chemische Der Angeklagte Zastrow, der früher Landwirt und dann in gehöre nicht zu seinem Geschäftslokal; was da vorgefunden worden, Sachverständige werde bestätigen, daß die Giftigkeit des Methyl- verschiedenen Stellungen tätig war, bestreitet, daß er von Methylhabe nur bei Gelegenheit einmal an eine Apotheke verkauft alkohols eine variable Größe sei und nur besonders erhebliche altohol je etwas gehört habe, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Zeitungswerden sollen. Der Staatsanwalt bemerkt hierzu, daß die Medi- Quantitäten eine giftige Wirkung haben können. nachrichten über die Vergiftungen erschienen. Er sei eines Tages tamente und Gifte in einem Schranke gestanden hätten und von einem Schußmann beschlagnamt worden seien. Der Schrank sei breiteilig. Der Angeti. Scharmach erzählt dann, er sei sehr nervös geworden, da er die ganzen Tage vom frühen Morgen bis zum späten Abend im Geschäft gestanden habe. Er habe deshalb mit einer von ihrem Manne getrennt lebenden Frau Haupt, die aber nur seine Freundin sei, eine Reise nach Italien gemacht. Vorf.: Auf dieser Reise gaben Sie sich überall als Scharmach und Frau" aus. Die Frau Haupt ist doch gar nicht Ihre Frau. Scharmach: Das ist richtig, sie ist nicht meine Frau, sie ist doch aber eine Frau. ( Heiterkeit.) Der Angeklagte gibt dann weiter an, daß er mit seinem Bruder Anton zusammen das Geschäft eingerichtet habe. Außerdem habe der Bruder in Leipzig ihnen 8000 M. geliehen. Die Einnahmen aus dem Geschäft wären geteilt worden. Staatsanw. Gutjahr macht darauf aufmerksam, daß das Geschäft furz bebor der Angeklagte den Offenbarungseid leisten sollte, an den Bruder in Leipzig verkauft worden sei. Der Angeklagte erklärt dies damit, daß sein Bruder keinerlei Sicherheiten für das von ihm gegebene Darlehen gehabt habe. Als er, Scharmach, sich dann in schlechten Vermögensverhältnissen befand, habe sein Bruder in dieser Form eine Sicherheit bekommen. Vom Vorsitzenden befragt, erklärt der Angeklagte, daß er früher nur 5- Stiloweise Methylalkohol bezogen habe. Dieser sei ihm von den Firmen J. D. Niedel und Kahlbaum geliefert worden. Es werden dem Angeklagten mehrere Rechnungen vorgelegt, aus denen hervorgeht, daß er sehr große Quantitäten Methylalkohol von diesen Firmen bezogen hat, und zwar nur zu technischen und kosmetischen Zweden. Im Mai 1911 habe er einen ganzen Ballon Methylalkohol bezogen, später habe er auf Anraten des Reisenden diesen umgetauscht gegen Methylalkohol acetonfrei". Dieser Ballon reichte von Mai bis Mitte November. Jm November sei Redomste mit einem andern Mann in seinen Laden gekommen und habe ihn gebeten,
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Staatsanw. Dr. Gutjahr widerspricht diesem Antrage; denn an dem Laden des ihm bekannten Scharmach vorbeigekommen und er habe über die hier angeregte Frage den Geh. Rat Prof. Dr. fei mit ihm ins Gespräch gekommen über Spiritus. Da habe Arthur Heffter , Direktor des pharmakologischen Instituts, als Sach- Scharmach zu ihm gesagt, er fönnte ihm Sprit zu 1,50 m. liefern. verständigen laden lassen, der ausreichende Auskunft zu geben im- Auf seine erstaunte Frage, wie denn dies möglich sei, habe Scharstande sei. Der Antrag treffe auch nicht ganz das Schwarze. Es mach geantwortet: Ja, das kann auch nur Scharmach machen!" komme nicht so sehr darauf an, festzustellen, ob Methylalkohol Der Angeklagte versichert, daß er den Vertrieb alsdann in gutem früher als giftig oder nicht giftig angesehen wurde, sondern es Glauben übernommen habe. Er habe geglaubt, Scharmach habe frage sich, ob der Angeklagte nicht wissen mußte, daß man Methht- den Sprit vielleicht auf Auktionen billig gekauft. alkohol nicht zu Genußmitteln verwenden darf. Er werde Beweis Der Angeklagte Meyer war Reisender der Firma Moldenhauer, Dafür antreten, daß zahlreiche Vergiftungsfälle an Methyl in von welcher Scharmach fortgesetzt Waren bezog. Der Angeklagte erDeutschland, in England, Schweden , Amerika , Rußland borge- flärt, daß er den Scharmach von der besten Seite und als prompten fommen sind, daß diese Tatsachen in der medizinischen Literatur Zahler gekannt habe. Jm Gespräch habe ihm dieser gesagt, daß er bekanntgegeben worden sind und daß ein Arzt weiß, daß Methyl - billigen Sprit liefern könne und Meher nebenher eine ganz gute alkohol giftig ist. Provision verdienen könnte, wenn er auf seiner Tour zu seinen Rechtsanw. Dr. Jaffé: Der Staatsanwalt treffe mit seinen Gin- Kunden sich mit dem Verkaufe befassen würde. Das habe er dann wendungen auch nicht das Schwarze. Es komme nicht darauf an, auch getan, ohne eine Ahnung davon zu haben, daß es sich um einen ob in Rußland , in Ungarn oder sonstwo Todesfälle vorgekommen giftigen Stoff handeln könnte. Von Methylalkohol habe er keine sind, sondern darauf, wie man in Fachkreisen darüber gedacht hat. Ahnung gehabt. Die Erörterungen in der Medizinischen Gesellschaft, die in der Auch der Angeklagte Rebomske bestreitet jedwede Schuld. Er Klinischen Wochenschrift veröffentlicht sind, haben zum Ausdruc habe das Wort Methylalkohol überhaupt nicht gehört gehabt und gebracht, daß man über den Methylalkohol doch nicht ausreichend habe sogar später noch das Wort immer falsch als Mittehyl" ausinformiert war und die Aufmerksamkeit erst durch die Ereignisse, gesprochen. Scharmach habe ihm eines Tages gesagt, er habe einen die eingetreten sind, erregt worden ist. Der Staatsanwalt habe neuen Sprit, den er doch einmal fbsten solle. Er habe dann ein hier einen großen Kongreß von Sachverständigen aufgeboten, es Fläschchen vollgefüllt, sie hätten beide getrunken, und er konnte sich fomme doch aber auf das subjettive Moment an und es sei wichtig überzeugen, daß es nicht anders schmedte als anderer Sprit. Auf festzustellen, wie man bis zu der kritischen Zeit über das Methyl seine Frage, ob er denn auch diesen neuen Sprit in unbedenklicher dachte. Weise herstelle, habe Scharmach ein Puch geöffnet und ihm gezeigt, Rechtsanw. Dr. Puppe unterstützt den Antrag Jaffé. Der daß dort extra stand: tann ebentuell auch zu Likören verwendet Staatsanwalt habe Ausführungen gemacht, aus denen sich die pro- werden. Dann sei später einmal der Schandwirt Boldt in Gegenzessuale Notwendigkeit der Beweiserhebung ergebe. Da von der mart des Scharmach an ihn mit der Frage herangetreten, ob er ihm Anklagebehörde bereits ein Sachverständiger vorgeladen sei, der das vielleicht 10 Liter Sprit zum Verschneiden von Rum überlassen Gegenteil bekunden soll, müsse der Verteidigung das Recht bleiben, tönne. Da er felbst kein Interesse daran hatte und Scharmach ihm sunder Menschen für eine Prämie von 10 000 bis 1000 m., dieses Begünstigen der Interessen von Sportpalast - Aktionären und Fahr
Kleines feuilleton.
Die Ausgrabungen von Tendraguru. Jm Museum für Natura Donnerstag abend, beim Schluß dieses unwürdigen, ein richtiges Bild der gesellschaftlichen Degeneration gebenden Vergnügens funde sind die ersten Proben der gewaltigen Dinosaurier aus war der Saal des Sportpalastes brechend voll. Unten inmitten der gestellt, die seit einigen Jahren im Tendragurugebiet in Deutsch In unzähligen Kisten liegt das Rennbahn, rund ums Büfett bei einem Glase Wein und einer Ostafrika ausgegraben werden. guten Zigarre saßen die Besucher, die 25 M. bezahlt hatten. Die reichhaltige Material berpackt, das die Expedition in mehrjähriger fonnten das Absteigen und Massieren der Fahrer in der Nähe ge- Arbeit dem heißen Boden abgerungen hat, und harrt der Zusammen nießen. Oben befanden sich die„ billigeren" Bläße, wo man beim fegung, der wissenschaftlichen Verarbeitung und der Auferstehung in Glase Bier das monotone Ringen der Renner beobachten konnte. besseren und größeren Räumen, als sie unsere längst veralteten Tausende von Köpfen drängten sich im Schatten der Balkone, Museumseinrichtungen gewähren. Ein Teilnehmer der mit staatlichen Mitteln ausgerüsteten Tausende von Menschen mit Herz und Verstand, die aufgeregt auf den Stühlen standen, wenn der eine oder der andere der Fahrer Expedition, Herr Dr. Ed. Hennig, führte uns am Donnerstag in einen Vorstoß unternahm, die schrien, pfiffen, in die Hände der Urania in anschaulichster Weise die Arbeiten vor Augen, die zu flatschten oder empört Schieber" riefen. Auf die Waden der so überaus reichen Resultaten führten, nachdem einmal zufällig die Favoriten", genau wie im Grunewald oder in Strausberg , aber riesigen Knochen frei zutage liegend, gefunden worden ohne offiziellen Totalisator, wurde gewettet. Und bei dem Lärm, Land und Leute wurden mit Hilfe zahlreicher farbiger Aufnahmen dem unaufhörlichen Summen der Stimmen, wenn die Militär- vor uns lebendig; wir sahen die Neger an der Arbeit, wir gewannen fapelle nicht spielte, beim Qualm der Bigarren, radelten die Fahrer Einblicke in die geologischen Verhältnisse; die Funde selbst, wie sie todmüde, wahnsinnig- abgespannt, nur durch ihre Nerven hochgehalten. aus dem Boden herausgeholt, wie sie verpackt und von Trägern zur Wenn sie abgelöst wurden, fiel es ihnen schwer, vom Rade zu steigen, Küste gebracht und aufs Schiff verfrachtet wurden, wurden uns im wie sehr die Sportblätter auch von erstaunlicher Frische" reden Bilde vorgeführt. mögen. Wenn sie von ihrer Maschine befreit waren, lagen fie oft wie Kadaver auf den Matraßen, um sich für neues blödsinniges Trampeln durch Massieren ausrüsten zu lassen.
4269 Kilometer und Herr v. Jagow. räberfabriken- heißt Sport, Sport Das fünfte Berliner Sechetagerennen brachte es Donnerstag nacht im Sportpalast, der sich als Eispalast auf zu glattem Eis bewegte und deshalb nach edlerem" Sport ausschauen mußte, auf 4269 Kilonteter, verschiedentlich besinnungslos vom Platz getragene " Favoriten", einige schwere Stürze, einen ausgerenften Arm, ein gebrochenes Schlüsselbein, ein Tempo, das durch die Abspannung der Fahrer leided" oft auf einen Durchschnitt von 25 Kilometer pro Stunde fant, einen vermutlich verbesserten Weltrekord( aber das wage ich nicht zu beschwören) und den erfreulichen Besuch des Kronprinzen in der 45. Stunde. Ich weiß nicht, ob bei dem ersten, zweiten, dritten, oder vierten Sechstagerennen mehr Fahrer als Diesmal vom Plab getragen wurden, ob damals mehr Arme ausgerentt, mehr Schlüsselbeine zerschlagen, mehr fürstliches Interesse vorgeherrscht ich weiß nur, daß diesmal eine Strede bon 4269,666 Kilometer bom 22. März, abends 12 Uhr, bis zum 28. März, abends 12 Uhr zurückgelegt wurden und daß Herr v. Jagom, der sich persönlich in den Theatern überzeugt, ob eine Poffe nicht unittlich ist, der sich durch seinen heroischen Kampf gegen verdorbenen Kaviar, Hutnadeln und unästhetischen Autofarben, unverwelfliche Lorbeeren um die Schläfen gewunden hat, der Ansichtsfarten mit Radikultur mit Beschlag belegen läßt, und plötzlich das Echwert gegen den Voltstrebeschaden Bar" gezogen, feinerlei prinzipielle Einwände gegen diese abstoßenden, minderwertigen und demoralisierenden Vorführungen zu machen hat. Wenn ich das an dieser Stelle veröffentlichte, beabsichtige ich natürlich keineswegs einen Appell" an den guten Geschmack und die außergewöhnliche Intelligenz des Herrn b. Jagow zu richten. Im Gegenteil. Hier Hier wurde die grausam- förperliche Anstrengung als etwas offenbart sich nur ein Fall jener sonderbaren doppelten Moral, die Seltsames" betrachtet. schon jeder von uns und zum Langweilen oft demaskiert hat. Un- Jahraus, jahrein gibt es dasselbe in anderer Form auf fittlich, gegen die gesellschaftliche Ordnung" verstoßend, Feind von den Straßen, in den Fabriken und Gruben. Jahraus, jahrein jahraus, jahrein Kirche und Staat, ist alles, was sich gegen die bürgerliche Anarchie zerstört das Proletariat seine physische Straft auflehnt. Sittlich heißt alles, womit tapitalistische Interessen vertritt ein großer Teil unter kapitalistischer Suggestion die Trets Inüpft sind. Sittlich ist die Verleihung von Schutz an christliche mühlen. Streitbrecher im Ruhrgebiet , sittlich das Schachern an der Börse. Die eine Hälfte faulenzt, die andere arbeitet. Die eine hat Sittlich ein Kohlensyndikat. Sittlich das Auftreten von Unter- ihre Freude an dem, was der Untergang des anderen nehmern, die für ein teures Entree, schwankend von 30 bis 4 M., Um zwölf Uhr ertönte ein Pistolenschuß, war das Vergnügen während hundertbierundvierzig Stunden junge Männer zu Ende. auf Rädern fahren lassen, um das Publikum durch abgeraderte Man schleppte Kränze von frischen Blumen herbei, Kränze und Menschentörper zu ergößen, wogegen ein Stiergefecht als ziemlich Blumen, die heutzutage bei Jubiläen, Kunstdarbietungen, Geburten harmloses Spiel erscheint. Dieses Auspowern von Mannschaften" und Todesfällen geschenkt werden. mit starken Waden, Lungen und Herzen, dieses Ausnuten von Und die Militärkapelle spielte Volkshymnen zur VerMenschenmaterial mit Nummern auf den Rücken, dieses Speku- herrlichung der ausgemergelten Sieger und der 4269 Kilometer, die lieren auf die tranthafte Beranlagung eines Publikums, das felten von Jagow vielleicht als ein Beweis steigender Boltskultur betrachtet megen seiner unmoralischen Auffassungen verprügelt wird, dieses werden. Aufreizen der allerbrutalsten Leidenschaften, dieses Vernichten ge. I Hurra!
Von meinem Platz aus gesehen, glich der Kampf um den Sieg", das mitleiderregende Drehen und Wenden der Acht über die Bahn mit ihrer Einrahmung aus Mitmenschen" dem traurigen Treiben und einem Symbol. in einer Tretmühle
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Heina Sperber.
waren.
Das Tendragurugebiet liegt im südlichen Teil unserer oftafrikanischen Kolonie, einige Tagereifen von dem kleinen Hafen Lindi entfernt. Es ist ein mit Buschwald bestandenes welliges Plateau, das einst Meeresboden war. Die Kolosse der Vorzeit, die durch die Verwitterung jetzt wieder zutage getreten sind, müssen in der ältesten Kreidezeit( vor 5-10 Millionen Jahren) hier einzeln und in Nudeln eines natürlichen oder gewaltsamen Todes gestorben sein, wenn sie ihrer Beute oder ihrer Nabrung am Meeresufer nachgingen. Die Funde stammen aus verschiedenen Entwickelungsepochen, fie liegen in Schichten von 150-300 Metern übereinander und verteilen sich auf ein bisher untersuchtes Gebiet von einem Breitengrade. In der mehrjährigen Arbeitszeit, die in den regenlosen Monaten von Mai bis Dezember, zuweilen mit einer Arbeiterzahl bis zu 800 Mann, vor sich ging, fonnten in zahllosen Stücken viele Gremplare von 12 größeren und einigen kleineren Arten geborgen werden. Die Knochen sind recht gut erhalten, aber immer zerstückelt, aber auch so immer noch so schwer, daß bis zu 16 Leuten zum Transport eines einzigen vonnöten waren.
Der Diplodocus, der im Museum für Naturkunde ( im Abguß feine unerhörten Nießenmaße darbietet, wird von den deutschen Auss grabungen noch übertroffen: es sind doppelt so hohe, 30 bis 35 Meter lange Dinosaurier gefunden worden! Eine Vergleichung der in Belgien und Amerika gemachten Funde aus der gleichen Kreidezeit eröffnet interessante Berspettiven in die Geschichte der vorzeitlicher Ziergeographie und Entwickelung. Leider sind die Schädel nur selten mit gefunden worden, aber um den Gesamtcharakter der Tiere fest