GewerkfcbaftUcbcs.Gm Hrbciter von einem Fabrikanten erfcboITen IIn der Zentrumsdomäne Aachen herrschen in allenBranchen miserable Lohn- und Arbeitsverhältnisse. Um diearmseligen Löhne auf eine Höhe zu bringen, die den heutigenLebensverhältnissen auch nur einigermaßen entspricht, sindPorige Woche die Gießereiarbeiter und Former in eine Lohn-lbewcgung eingetreten. Als die bescheidenen Forderungen derArbeiter: 45—65 Pf. Stundenlohn für Former, 50— 60 Pf.für Kernmacher, 45 Pf. für Putzer und 40 Pf. für Hilfsarbeiter, nicht bewilligt wurden, traten die Arbeiter— zirka300— in den Streik ein. Daß es sich um einen Notstreikhandelt, beweist der Uinstand, daß alle Organisationen andem Ausstand beteiligt sind.Die Unternehmer von Aachen beharren auf ihrem ab-lehnenden Standpunkt. Kaum hatten die Arbeiter den Kampfbegonnen, so war der Ruf nach Streikbrechern in alle Weltgedrungen. Es gelang denn auch, einige dieser nützlichenElemente nach dem Kampffelde zu bringen, wo sich bald dasübliche Schauspiel entfaltete. Mit allen Vorsichtsmaßregelnwurden die nützlichen Elemente unter Polizeibedeckung vonder Bahn geholt, in der Fabrik verpflegt und in den Genußaller möglichen Vorteile gesetzt.Nichtsdestoweniger blieb die Zahl der Streikbrecher soklein, daß keinerlei Aussicht vorhanden ist, mit ihnen den«streik zu gewinnen. Nun wurden Versuche gemacht, Streikarbeiten außerhalb herstellen zu lassen. Dank der Wachsam-keit und dem wohlorganisierten Aufsichtsdienste der beteiligtendrei Gewerkschaften schlugen auch diese Versuche fehl. DieFolge war eine zunehmende Nervosität der Unternehmer. Eswurde auf die Polizei eingewirkt, schneidiger vorzugehen. DieFolge war eine Beschwerde der Streikleitung, der die Versiche-rung folgte, daß die Leitung der Polizei ihre Untergebenenzur möglichsten Zurückhaltung und zur Einhaltung möglichsterUnparteilichkeit anhalten werde. Die Lage der Unternehmerwurde kritischer: die aufsteigende Konjunktur stellte reichlichenGewinn in Aussicht und die Arbeiter streikten! Man erfanddie üblichen Streikmärchcn, ohne daß es gelang, gegen dieStreikenden Stimmung zu machen. Nun gingen einigeUnternehmer dazu über, die Streikbrecher, um sie vor an-geblichem Terrorismus der Streikenden zu schützen, mit Re-volvern ausrüsten. Mehrere Tage ging die Sache gut, jetztaber kommt die Nachricht, daß der Gießereibcsitzer von derHecken vor seiner Wohnung einen friedlichenPassanten erschossen hat. Der Mann ging abends7 Uhr über die Jülicherstraße, in der der Scharfschütze wohnt,dieser stürzte aus der Wohnung und gab aus einer Ent-fcrnung von ungefähr 30 Schritt einen Schuß auf den Un-glücklichen ab. Der Schuß traf den Passanten so unglücklich,daß er bald darauf starb. Der Erschossene ist ein Arbeiter,an dem Streik aber absolut unbeteiligt. Man darf wohlannehmen, daß ihn der Unternehmer von derHecken, ein bekannter Scharfmacher, füreinen Streikposten gehalten hat. Der Mörderwurde verhaftet. Er befindet sich augenblicklich noch in Haft.Interessant ist nun, welche Anstrengungen die bürgerlichePresse von Aachen macht, um den schießlustigen Scharfmacherherauszuhauen und ihn womöglich den Händen des Staatsan-walts zuentreißen. Es wird behauptet, daß vor der Wohnung desScharfmachers wiederholt Zusammenrottungen stattgefundenhätten, daß man ihm vor der Tat Fensterscheiben eingeworfenhabe und ähnliches. An allen diesen Behauptungen, um derenAusstreuung sich mit ganz besonderem Eifer die Zentrums-presse bemüht, ist kein wahres Wort. Vor der Tat ist nie-niand vor der Wohnung des Mörders gesehen worden, nochviel weniger haben Zusammenrottungen oder gar Angriffeauf das Haus des Scharfmachers stattgefunden. Richtig istnur, daß nach der blutigen Tat sich vor dem Hause desHecken eine Menschenmenge angesammelt und ihm auch einigeFenster eingeworfen hat._Berlin und Umgegend.Die Bewegung der Stukkateure.Gestern fand eine Versammlung aller Streikenden im Ge-Werkschaftshause statt. Wen gel s berichtete über die Vorkomm-nisse der letzten Woche. Trotz der größten Anstrengungen derUnternehmer ist es bis heute nicht gelungen, die Streikenden insWanken zu bringen. Die Versammlung erklärte einstimmig, daßsie an ihrer aus wirtschaftlichen Gründen gestellten Forderung derachtstündigen Arbeitszeit festhält. Folgende Resolution fand ein-stimmige Annahme:„Die heute versammelten streikenden Stukkateure erklärennach Kenntnisnahme des Rundschreibens Nr. 30 der Unter-nchmcrkommission, welches sie als ein Monstrum von Verleum.dnng, Heuchelei und Intrige bezeichnen, daß sie der Streik-leitung nach wie vor ihr volles Vertrauen bis zur Beendigungdes Kampfes, welcher lediglich durch den Ehrgeiz einzelner Per-sonen und falscher Informationen der Unternehmer an ihreMitinteressenten heraufbeschworen wurde, entgegenbringt. DieSituation zu ändern, liegt lediglich auf feiten der Unternehmer."Von den Streikenden wird die Behauptung über den Zigarren.Händler Schmude, Treptow, Krüllsstratze, trotz seiner Berichtigungim„Vorwärts" aufrechterhalten.VentfcKe» Reich.Unternehmerknechte.Die bürgerliche Presse weiß der staunenden Mitwelt zu be-richten:„Der Hauptausschuß nationaler Arbeiterverbände hat anden Verein deutscher Arbeitgeberverbände die Bitte gerichtet,bei Aussperrungen die Arbeiter, die einem seiner Verbände an-gehören, nicht mit auszusperren und sie, falls es doch zu einerBetriebseinstcllung kommt, durch Einstellung in andere Betriebevor Not zu schützen."Der Verein deutscher Arbeitgeberverbände ist augenscheinlichauf die Erfüllung dieser Bitte bedacht, denn er hat nicht nur seinenMitgliedern von der Anregung des Hauptausschusses nationalerArbciterverbände Kenntnis gegeben, sondern auch ersucht, sich ge-gebenenfalls seiner Vermittelung zu bedienen.Es bedurfte nicht erst dieser sehr durchsichtigen Reklame fürdie nationalen Arbeitervereine, um sie als allezeit getreue Frido-line der Unternehmer nochmals in besondere Erinnerung zubringen. Niemand erwartet von ihnen etwas anderes, als daßsie, ihrer Menschenwürde bar, unentwegt dem Grundsatz huldigen:„Wer Knecht ist, soll Knecht bleiben". Der liebe Gott sorgt schondafür, daß ihre Bäume nicht in den Himmel wachsen, weshalbsie in ihrer Bedeutungslosigkeit den Unternehmern bei Aus-spcrrungcn nicht viel nützen können. Die noch einmal öffentlichbekundete Knechtsgesinnung ist eine für mancherman etwas an-rüchige Geschäftsreklame.Erfolgreich beendeter Schiffbanerstreik.Die Schi s fsbauarbeiter der Firma Lemm in Boizenburgau der Elbe hatten bekanntlich wegen Aufbesserung ihrer LöhneVerantwortlicher Redakteur� Albert Wachs, Berlin. Für dendie Arbeit eingestellt. Nach S�-wöchentlichem Streik ist ein Tarifmit dem Metallarbeiterverband abgeschlossen worden, der Mindest-und Einstellungslöhne vorsieht; innerhalb der dreijährigen Tarif»dauer tritt eine Steigerung der Stundenlöhne um 3 Pf. ein.Ferner ist die Ueberstundenbezahlung geregelt und die Bezahlungbei Havariearbeit auf der Elbe. Die Lohnsätze für angelernteArbeiter steigen von 3S auf 38 Pf., für Schirrmeister von 38 au4l, für gelernte Schlosser, Schmiede usw. von 44 aus 47 Pf. DerLohn der Heizer von 3,40 M. auf 3,7V M. pro Tag.Drohende Christenstreiche im Baugewerbe.Im nächsten Jahre läuft der Tarif im Baugewerbe ab. DieUnternehmer haben hier umfassende Vorkehrungen getroffen, umauftretenden berechtigten Wünschen der Bauarbeiter entgegen-zuwirken. Daß die Bauarbeiter ihrerseits alles daran setzenmüssen, um die Pläne der Bauherren zuschanden zu machen, istselbstverständlich. Wie es aber scheint, will die christliche Bau-organisation beim ÄÄrifkampf eine ähnliche Rolle spielen, wie derGewerkverein christlicher Bergarbeiter beim letzten Ruhrstreik oderwie die christlichen Keramarbciter bei der letzten Porzellanarbeiter-aussperrung. Viele Zeichen deuten darauf hin. Nun aber sinddie christlichen Bauarbeiter nur in wenigen Bezirken in der Lage,etwaige Verräterkunststückchen zum Schaven der Arbeiter ausübenzu können, in den meisten Revieren Deutschlands haben sie so gutwie gar nichts zu sagen. Das ist gut so!Wie krampfhaft nun die christliche Bauarbeiterorganisationversucht, sich den Bauunternehmern überall in empfehlende Er-innerung zu bringen, zeigt ein Schriftstück, das die„SchlesischeZeitung" veröffentlicht. Demnach hat der Zentralverbandchristlicher Bauarbeiter Deutschlands an dieArbeitgeber des Baugewerbes folgendes Rund»schreiben gerichtet:„In der letzten Zeit find seitens unserer Mitglieder mehrereMale Beschwerden vorgebracht worden, daß ihnen das Zusammen.arbeiten mit den sozialdemokratischen Verbänden, des DeutschenBauarbeiterverbandes sowie des Zimmerervcrbandes immer mehrerschwert wird. Nicht nur, daß die Mitglieder unserer Organi-sation des öfteren wegen ihrer christlichen Ueberzeugung von denin sozialdemokratischen Verbänden Organisierten verspottet undverhöhnt werden, nein, es ist mehrere Male vorgekommen, daßman nach unseren Mitgliedern, wo sie auf Baustellen um Arbeitnachgefragt haben, mit Steinen geworfen hat; kürzlich erst wurdeeinem Mitglied beim Verlassen der Arbeitsstelle ein Eimer vollWasser über den Rücken gegossen. Auch in einem großen Teilevon Baubuden haben sie keine Ruhe, weil sie sich nicht bewegenlassen, den sozialdemokratischen Verbänden beizutreten. Wirhaben von einem gerichtlichen Einschreiten seither Abstand ge-nommen, möchten aber an die Herren Arbeitgeber die Bitterichten, doch wenigstens ihren Polieren Anweisung zu geben,daß derartiges auf den Arbeitsstellen unterbleibt und unsereLeute wenigstens in den Baubuden Ruhe haben. Wo mehrereMitglieder zusammenarbeiten, kommen diese Fälle wohl wenigervor. Um aber diese geschilderten Fälle beim Arbeitsuchen aufden Baustellen zu vermeiden, haben wir uns entschlossen, denMitgliedern die Arbeit von unserem Bureau aus durch denArbeitsnachweis der Arbeitgeber zu übermitteln und richtendaher an die Herren Arbeitgeber die höfliche Bitte, beim Gebrauchvon Arbeitskräften, wie Maurer, Zimmerer, Putzer, Bauhilss-arbeiter oder sonstige im Bausach tätige Personen, sich an unsereAdresse zu wenden; wir sind dann bereit, bei rechtzeitiger Be-stellung Ihnen durch Ihren Arbeitsnachweis Arbeitskräfte zuüberweisen. Ganz besonders bitten wir aber nochmals, dochAnweisung zu geben, daß wenigstens, wie im Vertrage vorge-schrieben, unsere Mitglieder auch mit AnderSorganisterten inRuhe und Frieden arbeiten können."Das Schriftstück zeigt, daß die frciorganisierten Bauarbeiteralle Ursache haben, ihre christlichen„Bundcsbrüder" in der Tarif-bewegung genau in ihrem Tun und Treiben zu beobachten. Sehenwir doch aus dem Rundschreiben, daß es dem christlichen Bau-arbeiterverbande darum zu tun ist, auf möglichst vielen Baustellenchristliche Bauarbeiter unterzubringen. Die Begründung hierfür,daß einzelne christlich organisierte Bauarbeiter terrorisiert werden,ist nur ein Vorwand, um nach außen hin zu täuschen. Laßt unsaus die Bauten, stellt mehrere christliche Bauarbeiter aus die ein-zelnen Bauten, wir werden mit Gegenleistungen dienen� Dasklingt aus dem Schriftstück deutlich heraus. Ja, man schämt sichnicht, von der Organisationsleitung aus den Arbeitsnachweis derArbeitgeber zur Unterbringung christlicher Elemente zu empfehlen.Der christliche Verband will die Arbeitskräfte dem Nachweis derUnternehmer überweisen,— sicher aus den schwärzesten GegendenDeutschlands wird der christliche Verband sein Menschenmaterialschöpfen, das zu gegebener Zeit sich den jetzt helfenden Unter-nehmern dankbar zu erweisen hat, durch Denunziationen Unter-stützung von Scharfmachcrpläncn, durch Streik- und Tarifbruch undähnliche Verräterkunststückchen.Daß die Bauarbeiter sich im nächsten Jahr auf alles gefaßtmachen müssen, das hat der sattsam bekannte christliche SekretärHüskes am 20. April 1912 in einer Volksversammlung in Lippstadtmit besonderer Deutlichkeit offenbart. Nach einem Berichte des„Patriot" sagte Hüskes u. a. folgendes:„Für die christlichen Bergarbeiter sei die Sachlage sehr ein-fach gewesen. Sie hatten keinen Streik und konnten daher keinenStreikbruch ausüben. Sie tanzten nicht, nur weil die„Ge-nassen" pfiffen. Das Aufgebot von Militär seinötig gewesen. Deutsche Bergleute bezahlen ihre Steuernnicht, um sich von einem sanatisierten Gesindel die Knochen ent-zwei schlagen zu lassen. Ganz Deutschland kann aus dem Ber-laufe des Streikes die Lehre ziehen, daß die christlichen Gewerk-schaften heute einen bedeutenden Faktor im öffentlichen Lebendarstellen.— Den Machtdünkel der„Genossen" zu brechen, warnotwendig. Einmal mußte ihnen zu Gemüte geführt werden:Bis hierher und nicht weiter.— Das E x e m p e l der christ-lichen Bergarbeiter wird auch bei der Tarif-revision 1913 der Bauarbeiter seine Wirkungnicht versagen. Bei Gelegenheit des Streiks im Ruhr-revier hat sich die Disziplin der christlichen Bergknappen glänzendbewiesen. Notwendig ist, daß die konfessionellen Arbeitervereinenoch mehr wie bisher die Reihen der christlichen Gewerkschaftenstärken. Was 1912 den Bergleuten reifte, wirdden anderen Berufen noch blühen. Die christlichenGewerkschaften bleiben das, was sie waren.— Wir müssen unsrüsten, um den Endkampf bestehen zu können."Also, Bauarbeiter, haltet die Augen auf!Der Streik auf der Bulkanwerft in Hamburgist noch nicht beendet. Bekanntlich entstand der Streik wegen Maß-regelung eines Vertrauensmannes der Arbeiter. Die etwa 4500 Mannstarke Belegschaft verlangte durch Arbeitsniederlegung die Einstellungdes Gemaßregelten. Die Direktion des„Vulkan" will die EntlassungdeS Ausschußmitgliedes aufrecht erhalten, bis der Entlassene im Wegeder Zivilklage festgestellt hat, daß die Entlassung zu Unrecht erfolgtsei. Der Verband der Metallindustriellen hat aber die Konzessiongemacht, den Gemaßregelten ohne jede wirtschaftliche Schädigung ineinem anderen Betriebe einzustellen.In einer Versammlung der Streikenden empfahlen die Angestelltendes Metallarbeiterverbandes unter diesen Umständen die Wiederauf-nähme der Arbeit. Sie gaben zu erwägen, ob namentlich mit Rück-ficht auf die gemachten Zugeständnisse die Angelegenheit die großenOpfer wert sei, welche eine Fortführung des Streiks erfordernwürde. Trotzdem beschlossen die Streikenden mit 2298 gegen532 Stimmen im Streik zu verharren. Dagegen wurde eine Reso-lution einstimmig angenommen, die die Bereitwilligkeit der Streiken-den ausdrückt, die Angelegenheit einer unparteiischen Schiedskommissionzur Entscheidung zu überweisen._Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin. Drucku. Verlag: VorwärtsAusland.Allgemeine Anssperrung der Ziegeleinrbeiter, Lahmlegung der Bautätigkeit in Dänemark.Am Dienstag hat die Dänische Arbeitgebervereinigung eineallgemeine Aussperrung der Ziegeleiarbeiter des ganzen Landesveranstaltet, und mit dem Ende dieser Woche soll dieselbe Maß-rcgel auf die Mörtel-, Kalk- und Betonmaterialindustrie aus-gedehnt werden. Die Ursache ist, daß die Ziegeleiarbeiter ihrean den verschiedenen Orten zwischen 24 und 35 Oere schwankendenStundenlöhne um 5 Oere aufgebessert haben möchten, was denUnternehmern als zu viel verlangt erscheint. Die Aussperrungmutz in kurzer Zeit dazu führen, daß die Bautätigkeit größtenteilslahmgelegt wird. Das kümmert aber die Ziegeleibesitzer nicht.Wie rücksichtslos man gerade in dieser Industrie auf die Aus-beutung der Arbeitskraft bedacht ist, zeigte sich kürzlich besonderskraß aus dem nördlich von Kopenhagen gelegenen Alleröd-Ziegel-werk. Hier hatte der Unternehmer, der den deutschen NamenFriedrichsen trägt, aus Deutschland eine Anzahl polnischer Mäd-chen kommen lassen. Man hatte diesen jungen Mädchen denGlauben beigebracht, sie sollten landwirtschaftliche Arbeit der-richten, und deswegen weigerten sie sich, die ihnen ungewohnteund außerordentlich schwere Männerarbeit in der Ziegüei aus-zuführen. Der Unternehmer wollte sie mit Hilfe der Polizei zurArbeit zwingen, aber nachdem man einen polnisch sprechendenPastor als Dolmetsch herbeigeschafft hatte und die Sache vors Ge-richt kam, mutzte er sie ihrer Wege gehen lassen und die Kostendes Gerichtsverfahrens tragen. Es geschieht aber nicht immer, daßdie polnischen Arbeiter und Arbeiterinnen, die in Massen nachDänemark angeworben werden und meist nur ihre Mutterspracheverstehen, einem raffgierigen Unternehmer gegenüber Recht be-halten. Fetzt bei der Aussperrung in den Ziegelwerken Däne-markS ist es doppelt notwendig, daß man den Anwerbern, dieüberall herumreisen, um mit Arbeitssklaven billigster Art Ge-schäfte zu machen, auf die Finger sieht.Versammlungen.Berbondstag der Handlungsgehilfe». In dem Bericht inNr. 106 des„Vorwärts" vom 8. Mai heißt es, daß ich aus demVorstande des HandlungsgehilfenverbandeS geschieden sei, weil icheine Stellung im Genossenschaftswesen angetreten habe. DieseDarstellung ist unrichtig. Richtig ist, daß mein Ausscheiden ausmeiner früheren Tätigkeit aus Gründen erfolgt ist, die mit derUebernahme meiner gegenwärtigen Stellung nichts zu tun hatten.Max Josephsohn.Erklärung. Der im„Vorwärts" vom 8. Mai(zweite Beilage)abgedruckte Bericht über den Verbandstag der Handlungsgehilfenenthält Bemerkungen über meine Person, die den Tatsachen durch-aus widersprechen. Es ist dort in einer Diskussionsrede sowiein einer Resolution gegen mich die Beschuldigung erhoben, daß ichals Mitglied der Partei für den Bund der kaufmännischen Ange-stellten agitiere und so die Interessen der Arbeiterschaft schädige.Demgegenüber stelle ich fest:Ich bin seit meinem Eintritt in die sozialdemokratische Parteifür den Bund der kaufmännischen Angestellten nicht mehr agitatorisch tätig gewesen. Ich habe zu dieser Organisation überhauptniemals in einem offiziellen Verhältnis als Mitglied oder Ver-bandsangestellter gestanden, vielmehr bin ich seit jeher angestellterRedakteur des Bundes der technisch-industriellen Beamten ge-Wesen, und habe nur infolge der freund-nachbarlichen Beziehungenbeider Organisationen vor meinem Eintritt in die Partei mitunterauch die Interessen des Bundes der kaufmännischen Angestelltenin der Oeffentlichkeit vertreten. Im Anschluß an meinen Eintrittin die Partei habe ich. jedoch der Leitung des Bundes erklärt, daßich es ablehne, den Bund der kaufmännischen Angestellten fernerhinin der Oeffentlichkeit zu vertreten. Gleichzeitig habe ich meineStellung beim Bunde der technisch-industriellen Beamten zumnächsten zulässigen Termin gekündigt. Da mein Vertrag erst am1. Juli er. abläuft, so habe ich bis dahin meine vertraglichenPflichten gegen den Bund der technisch-industriellen Beamten zuerfüllen, wobei ich jedoch jede Agitation für den Bund der kauf-männischen Angestellten unterlasse.Ich mutz es hiernach außerordentlich bedauern, daß der Ver-bandstag der Handlungsgehilfen seine Resolution auf Grundfalscher und ganz einseitiger Informationen angenommen hat.�_ Erich Kuttner.Letzte JVacbiichten.Stichwahl in Varel-Fever.Oldenburg, 9. Mai.(2B. T. B.) In der heutigen Reichstags-ersatzstichwahl im zweiten oldenburgischen Wahlkreise Barel-Jeversiegte W i e m e r(fortschr. Vp.) mit 15 884 Stimmen über H u g(Soz.), der 13 474 Stimmen erhielt.Bei der Ersatzwahl am 27. April erhielten: Hug(Soz.) 12 667,Dr. Wiemer(Vp.) 10 901, Dr. Albrecht(natl.) 1898 und Freiherrv. Hammerstein(B. d. L.) 998 Stimmen. Der bürgerliche Misch-masch hat sich also wieder trotz aller häuslichen Streitigkeiten zu-sammengefunden.Ein österreichisches Polizeistnckchen.Polo, 9. Mai.(SB. T. B.) Nachdem die Verhandlungen überdie wegen der Maifeier entlassenen 34 Personen des Fahr-Personals der elektrischen Straßenbahn mit der Direktion re-s u l t a t l o s geblieben sind, proklamierte die Arbeiterschaft gesternabend den Generalstreik. Die Polizei verbot den Ar-beitern die Abhaltung einer Versammlung unter freiem Himmelund räumte, als das Verbot nicht befolgt wurde, den Platz, wobeigegen die Schutzleute Steine geschleudert und mehrere verwundetwurden. Es wurden 14 Verhaftungen vorgenommen.Die Pest.Petersburg, 9 Mai.(W. T. B.) Das Uralgebiet ist offiziellfür pestbedroht erklärt worden.Die Mississippiüberschwemmung.New York, 9. Mai.(P. C.) Der Gouverneur von Louisianaerklärt, daß 375 000 Personen infolge der Ueberschwemmung desMississippi obdachlos seien. Der direkte- Flutschaden beträgt sechsMillionen, der indirekte 100 Millionen Dollars.Vulkanausbruch und Erdbeben in Mexiko.New Dirk, 9. Mai.(P.-C.) Aus Mexiko wird gemeldet, daßder Vulkan Pico de Colima durch eine Eruption, die aufinem Abhang gelegene Stadt Zavatlan fast völlig zer-ö r t hat. Gleichzeitig mit dem Vulkanaushruch fand ein Erb-beben statt. 34 Personen sind getötet worden. Luch in der nahegelegenen Stadt B uz man machte sich das Erdbeben bemerkbar.Eine Reihe von Häusern wurden in Trümmer gelegt. Durch fallendeSteine wurden 16 Personen getötet und 13 schwer verwundet.Der Pico de Colima befindet sich noch immer in voller Tätigkeit.Meilenweit ist das Land von Aschenregen bedeckt. Die Einwohnerder bedrohten Städte Buzman und Zavatlan befinden sich inwilder Flucht nach der Küste. Ein großer Teil der Kakao- undTabakpflanzungen ist zerstört.Naphtawerke in Flammen.Aschabad(Russisch-Asien), 9. Mai.(W. T. B.) In den Naphta-werken der kaspischen Gesellschaft ist Feuer ausgebrochen. Esollen Menschen dabei ums Leben gekommene i n.Buchdruckerei u. VerlagSanftalt Paul Singer u. Co� Berlin SW.—'