Hr. 113. 29. ZahtMg.4. Kilazt to Iomiilts" Üttlinrt Polteblntt.Dokverstllg, 16. Mm 1912.parte!- Angelegenheiten.Fünfter Kreis, Ib und n Abt. Am Sonntag, den IS. Mai, gemeinsame Besichtigung des Bot. Bartens in Dahlem. Straßenbahn«linie 59. Treffpunkt am Bot. Garten in Dahlem 2 Uhr nachmittag.Kinder unter Ii) Jahren haben keinen Zutritt.I. Abteilung. Sonntag, den 19. Mai er.. Besuch der»Arbeiter-WohlfahrtS-Ausslellung". Treffpunkt lO'/a Uhr bei Rausch,Winsstraße 12.Hoheu-Neuendorf a. d. Nordbahn. Die für Sonntag, den19. Mai, festgesetzte gemeinschaftliche Mitgliederversammlung inBirkenwerder findet nicht statt. Der Gruppenführer.Trebbin. Am Sonnabend, den 18. Mai, abends 8>/, Uhr, imGesellschaftshaus sEniil Schulze) Wahlvereinsversammlung. Tages-Ordnung: 1. Kasse und Ausnahme neuer Mitglieder. 2. Abrechnungvom 3. Quartal 1911/12. 3. Vortrag des Gen. G r o g e r« Neukölln.4. Parleiaugelegenheiten.Dabendorf bei Zossen. Am Sonnabend, den 18. d. M., abendsv Uhr bei Wiese: Mitgliederversammlung. Es ist eine wichtigeTagesordnung zu erledigen. Der Vorstand.Schenkendorf bei Königs-Wu st erHausen. Am Sonn«abend, den 18. Mai, abends 8 Uhr, bei Otto Paetsch: Mitglieder«Versammlung. Tagesordnung: 1. Kassieren der Beiträge und Auf-nähme neuer Mitglieder. 2. Abrechnung von der Maifeier. 3. Vereins«angelegenheiten und Verschiedenes.Nowawes. Morgen, Freitag, abends 8'/3 Uhr, findet im Lokaldes Herrn Ernst Schmidt(Deutsche Festsäle), Wilhelmstr. 41—43,eine Volksversammlung statt. Landlagsabgeordneter Genosse Hirschspricht über das Thema:.Das preußische Abgeordnetenhaus alsPolizeiwachtstube. Die Genossen werden ersucht, für guten Besuchdieser Versammlung Sorge zu tragen. Der Vorstand.Berliner Nachrichten.Graf und Kintopp.Abend war's. Ein feiner Sprühregen netzt den blank-polierten Asphalt. In verschwenderischer Fülle-spendenprunkende Bogenlampen ihr rötliches Licht und aus denCaf6s und Restaurants am Potsdamer Platz flutet der Scheintausender elektrischer Glühbirnen hinaus in das wildbewegteWeltstadtleben.Vor einem neuerrichteten pompösen Bau bleibe ich stehen.Große Plakate leuchten mir entgegen und kündigen ein sen-sationelles Lustspiel an: Der Stallmeister, in dem Graf Wölfs-Metternich die Rolle eines Barons bezw. eines Stallmeistersspielt, während seine Frau als Gutsherrin auftritt. Dasgerichtliche Verbot ist aufgehoben, wie auf dem Plakat be-sonders hervorgehoben wird.Ununterbrochen strömen Menschen zu den Lichtspielen.Ehe ich mich versehe, hat mich der Trubel mitgerissen,an dem betreßten, komplimentierenden Türsteher vorbei, indie geräumige, lichtdurchflutete Vorhalle, wo eine Mauervon Damen und Herren die Garderobe umgibt. Eigentlichweiß ich nicht, was ich hier soll: nun ich aber mal da bin,lasse ich der Sache gleichmütig ihren Lauf. Ich mache miraus Kintoppvorstellungen nicht viel, seit Graf Pückler rühm-lichen Angedenkens keine zwerchfellerschütternden Vorstellun-gen mehr gibt, läßt mich die Aussicht, einen leibhaftigenGrafen, und sei er auch selbst gerichtsnotorisch zu sehen, kühlbis ans Herz. Da ich aber den Raum schon betreten hatte,mochte der Spaß auch zu Ende geführt werden. So ließ ichmir denn ein Billett zu 1,50 M. geben(unter 1 M. is hiernischt zu machen) und befand mich nach Ueberwindung einigerStufen an der Quelle der Filmswunder.Ein angenehmer, intimer Raum mit Plüschsitzen, derwährend des Spieles von grünen und roten Lämpchen nurmatt erleuchtet ist. Das Publikum„buntfarbig zusammen-gestückt— zum Teil Berlin �V., auch WW., in Seide undSamt, Lebemänner, mit müden blasierten Gesichtern undriesigen blinkenden Glatzen, exotisch ekleidete Globetrotter,Geschäftsdamen mit ihrem Verhältnis und so mancherleiandere, heften ihre Blicke unverwandt auf die nervöszitternde Bildfläche. Die mannigfaltigsten Parfüms ver-mengen sich mit dem Rauch mehr oder minder teurerGlimmstengel und in das feine Klingen der Biergläsermischen sich kicherndes Lachen und halbunterdrückte Ausrufe:doch alles übertönt die prickelnde, feurige Musik, die mitmunterem Rhythmus die Lichtspiele begleitet.Gerade jetzt ziehen anmutige, reizende Szenerien ausdem Schwarzwald vorüber, die in meiner Brust sehnsüchtigeGefühle auslösen. Dann folgt eine banale Scheidungs- undEhegeschichte von erläuternden Inschriften unterbrochen, dereine Wochenchronik folgt, die bildlich die aktuellsten Ereignisseaus aller Welt vorführt. Darunter ist mancherlei Schönesund Interessantes, wie zum Beispiel Hafenbauten am Bal«tischen Meer die Einweihung des Campamle in Venedig, dieBaumblüte'in Werder. Studien aus Lappland und Bildervon der„Titanic".Katastrophe.„Damen aus den„höchsten"Kreisen teilen Kleider an die Geretteten aus," erläutert derFilm, was meinem Nebenmann, scheinbar ein blederer Land-mann, eine bissige Bemerkung durch die Zahne Preßt.Endlich naht der Clou des Abends und ein erlösendes Ah:Ah entringt sich den schmachtenden Lippen sensatlonshungri-ger Zuschauer, denn alles andere war nur leichte Vorspeise,der fette, saftige Happen kommt erst jetzt. Ach, wohl alle.die gierig auf diesen Akt harren, hätten für ihr Leben gerndem Stinkprozeß in Moabit beigewohnt, wenn andere, Gluck-lichere ihnen nicht die Plätze vorweg genommen hätten. Nunbegnügen sie sich eben zur Not mit dem Bilde des Grafennebst seiner Gattm und der Film muß für die entgangenenGenüsse, so gut es eben möglich ist, entschädigen.Da zittert auch schon die erste Szene vorüber und einjunger, schmächtiger, tadellos gekleideter Herr, mit einemschmalen, nichtssagenden Gesicht und einer kleinen, wohlge«bildeten Tonsur, macht sich in einem stilvoll eingerichtetenHerrenzimmer zu schaffen. Weiter rollt der Film, Szenewechselt mit Szene, deren Mittelpunkt immer dieser jungeHerr bildet. Das also ist das Gräflein, das wochenlangeinen Gerichtshof beschästtgen, die Spalten der Klatschpressefüllen und ein sensationslüsternes Publikum in Atem haltenkonnte! Der Herr Graf, der schonen Frauen das blauschwarzeHaar kämmen durfte, im Boudoir, des Nachts um halberLweie.~~O göttliche Ironie! Den edlen Sproß eines edlen Ge-fchlechtS auf der Filmrolle, für eine Mark Eintrittsgeld jedemPlebejer zur Schau �stellt!»fver schließlich ist jede Beschäftigung, wenn sie redlich ist, der Achtung wert, und wennes, wie erzählt wird, in New Aork ein exklusives Hotel gibt,das nur ehemalige Gardeoffiziere als Kellner einstellt, also,warum soll in Deutschland ein Graf nicht auch sein Brot ver-dienen wie er will, besonders dann, wenn er keinen anderenBeruf als den eines Gentlemans gelernt hat. Wechsel-,Pump- und Lombardierungsgeschäfte haben ihre verfluchtenSchattenseiten, und beim Goldfischfang beißt oft im letztenMoment das Opfer auf den Köder nicht an, und von Pfann-kuchen allein kann der Mensch nun auch nicht leben, zumalman sie nicht immer ohne Geld erhält. Und schließlich mußman dem jungen aristokratischen Herrn in einem Punktedankbar sein, nämlich: er hat endlich einmal den Begriff„Kavalier" klar und prägnant definiert und präzisiert, fodaß heute jedes Kind weiß, was es unter dieser Bezeichnungzu verstehen hat: einen vornehmen Herrn, der den— Kellneranpumpt! Und das ist in sprachlicher und gesellschaftlicherHinsicht auch was wert. Deshalb mag der Graf seine Rolleals Stallmeister auf dem Film mit Erfolg spielen, desgleichenmögen seine Standesgenossen ihren gewohnten Passionenauch fernerhin huldigen— bis die Zeit kommt, wo man ausWappen Müllfchippen macht und den ganzen Plunder aufden Kehrichthaufen fegt, auf daß der einzig echte und wahreAdel zur Geltung komme: der Herzensadel.Die Berliner Ofenkammer.In einer Stunde bringt uns der Bummelzug vom Stet-tiner Bahnhof oder vom Gesundbrunnen über Tegel nach demdurch seine Kachel-, Ton- und Terrakottwarenindustrie zu ge-wisser Berühmtheit gelangten Dörfchen Velten. Die Fahrthinter Tegel geht durch schönen Wald, der stellenweise beinaheromantisch ist. Wer sich die Tour noch abwechslungsreichergestalten will, wählt den interessanten Wasserweg im Dampferüber den Tegeler See in die Havel hinein, an Jörsfelde,Heiligensee, Nieder-Neuendorf, Hennigsdorf und Neubrückvorbei. Hinter den neuen Pankower Wasserwerken biegt derDampftchwan in den Veltener Stichkanal zu Seiten der Stol-per Heide und der Falkenhagener Forst, der für die Ent-Wickelung Veltens so überaus wichtig ist und später bis nachPinnow weitergeführt werden soll. Der„Ofenstadt", die trotzihrer vielen ragenden Schlote einen guten Eindruck macht,sieht man es nicht an, daß sie ihren Ursprung auf eine wen-dische Niederlassung zurückführen kann und rund tausendJahre alt ist. Ganz moderne EntWickelung, wie wir siesonst selbst in entlegeneren Berliner Vororten gewöhnt sind, hatsich noch nicht herangewagt, weil eben alles in der Industriemit ihren reichlich zweitausend Arbeitern aufgeht, aber einschwacher Ansatz ist doch schon gemacht durch eine wichtigePromenadenbank, die der unvermeidliche Verschönerungs-verein unweit des Bahnhofs hat oufftellen lassen. UnserHauptinteresse nehmen natürlich die etwa vierzig Ofenfabrikenin Anspruch, die in ihrer Anlage an die großen Zement-fabriken in Kalkberge-Rüdersdorf und an die zahlreichenZiegeleidörfer dicht bei Berlin erinnern. Zu einer der großenFabriken wird uns der Zutritt gestattet. Wir sind einiger-maßen verwundert über die Ruhe in diesen Betrieben undsehen zunächst, wie der rohe Ton geschlemmt und gesiebt wird,um hierauf in Trockenbassins, meist unter freiem Himmel.mindestens vier Wochen abzulagern. Nach dem Kneten undZerschneiden kommt der Ton in die Kachelpresse, dann in dieSchleiferei und zuletzt in die Glasur, in die sogenanntenMuffelöfen. Die Veltener Industrie liefert aber nicht nur dieweiße Berliner Ofenkachel, die durch Zentralheizung undandere moderne Errungenschaften noch lange nicht verdrängtwerden kann, fondern auch Kunstprodukte, mit Schablonen-und Handmalerei, die sich im ganzen Deutschen Reiche Ein-gang verschafft haben. Eine lehrreiche Darstellung desWerdeganges' der Kachel erhält man auch in dem im Schul-hause untergebrachten Ortsmuseum, das ferner alte Urnenund Tongeräte ausgestellt hat. auch ein wertvolles Archiv überdie Kachel- und Tonwarenindustrie birgt. Bietet auch Veltenlandschaftlich nicht besonders Reizvolles, so ist doch ein Ab-stecher an einem Ausslugstage empfehlenswert. Am zweck-mäßigsten ist es, wenn man einen Wochentag wählen kann,um sich bei guter Gelegenheit durch Augenschein zu überzeugen,wie unser alter lieber häuslicher Wärmespender geboren wird.Wie Fürsorgekinder aufgehoben«erden.Bor den Toren Berlins herrschen zuweilen Zustände, wie mansie kaum für möglich halten sollte. In Plötzensee befinden sich dreiFürsorgeanstalten in unmittelbarer Nähe: Die Anstalt Sichar. eineSchwesternanstalt des MagdalenenstiftS in Teltow, dann die AnstaltBethabara. die von einem alten, über S0 Jahre alten Herrn PastorBerend geleitet wird, und endlich eine jüdische Fürsorzeanstalt. Bonder letzteren wurde kürzlich in der Sitzung der Berliner Waisen-deputation ein recht häßliches Bild entworfen. Das Gebäude, dasin der Nähe des früheren JohanniSstistS liegt, macht einen voll-ständig baufälligen Eindruck und wer eS nicht weiß, glaubt garnicht, daß in diesem Gebäude Menschen Hausen, junge Menschen, dieerzogen werden sollen. Schon die Umgebung ist öde und trist. DerWeg zu dieser Erziehungsanstalt ist nur schwer befahrbar. DerChauffeur eines Automobils, der die Revisionsbeamten nach derAnstalt fahren sollte, hielt eine ganze Strecke vor der Anstalt undbat die Insassen, den ferneren Weg zu Fuß fortzusetzen, da er nichtweiter fahren könne.Bollkommen verwettert ist das alte Gemäuer.»In den ödenFensterhöhlen wohnt das Grauen." Nichts Freundliches, Anheimelndeswohnt in diesen Mauern. Der Eßraum für 24 Zöglinge liegt imKeller, ist Halbdunkel und gestattet nicht der Hälfte der Zöglinge, ge«meinsam zu essen. Und nun erst die Wohnräume der Kinderl Wiedie städtischen Revisionsbeamten erklärten, sind das Käfige, aberkeine Wohnräume. In die meisten dieser engen, unfreundlichenRäume kommt das ganze Jahr kein Strahl Sonne. Eine Anzahlsolcher Käfige zur Beherbergung von Fürsorgezöglingen liegenhintereinander und haben nur einen einzigen Ausgang. Sollte indiesen Räumen Feuer ausbrechen, so käme nach der Anficht derrevidierenden Herren kein einziges Kind lebend heraus. Wie ineiner Mausefalle find die Kinder eingeschloffen. Borrichtungen zuFeuerlöschzwecken find nicht vorhanden. Bei einem Feuer kann selbst dieFeuerwehr bei den schleckten Wegen kaum an die Anstalt herankommen.Wenn die Kinder ihre Notdurft verrichten wollen, müssen sie überden ungepflasterten Hos nach einem auf Grund des Tonnensystemseingerichteten Räume. Nicht einmal ein bißchen Rasen ist vorhanden,der dem Auge Abwechselung böte. Ein Krankenzimmer fehlt voll-ständig. Die Zustände in dieser Anstalt seien geradezu grauenhaftund«S fei unverantwortlich, Kinder noch länger in einersolchen Anstalt zu lassen. Der Regierung sollen diese Zuständedurchaus nicht unbekannt sein. Schon vor einigen Jahren sei daraufaufmerksam gemacht worden, wenn auch nicht in der LuSführlickleitwie jetzt. Die Anstalt ressortiert vom deutsch-israelitischen Gemeinde-bund. Im allgemeinen sind die jüdischen Privatanstalt«« rechtluxuriös eingerichtet, weil sie von besonders bemittelten Leuten gestütztwerden. Die oben geschilderte Anstalt aber spottet jede» Beschreibung.Warum die Regierung im vorliegenden Falle nicht schon längst eingegriffen hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Neuerdings ist dieUnternehmerin der Anstalt aufgefordert worden zu sofortiger Aeuße-rung. In der Waisendeputation gingen die Meinungen dahin, daßman eS nicht verantworten könne, die Kinder noch ferner in derAnstalt zu lassen und eS wurde verlangt, die Kinder sofort wegzu«nehmen und anderweitig unterzubringen. Bauliche Aenderungeakönnen in dieser Anstalt überhaupt nicht vorgenommen werden; dasGebäude ist reif für den Abbruch. Die Waisendeputation beschloßnoch einen Bericht der Feuerpolizei einzuholen und bis zum Ein-gang des Berichts zu erwägen, wo die in der Anstalt befindlichenjüdischen Zöglinge anderweitig untergebracht werden können. NeueZöglinge sollen aber nicht in die Anstalt gegeben werden.Ministerialdirektor Dr. Micke, der Vorsitzende der Direktton d«Großen Berliner Straßenbahn ist gestern mittag gestorben._Micke trat im Jahre 1898 aus dem Eisenbahnministerrum rnden Vorstand der Großen Berliner über. Hier kamen ihm seine Be«ziehungen zu dem Eisenbahnministerium sehr zu statten. Er wares. dem es in der Folgezeit gelang, die Konzession der Straßen-bahn über den Kops der Stadt hinweg auf 30 Jahre zu erlangenund seinem Einfluß war es zuzuschreiben, wenn die Stadtgememdeauf dem Gebiete des öffentlichen Verkehrs mit außerordentucheuSchwierigkeiten zu kämpfen hatte.Den Angestellten und Arbeitem gegenüber führte Micke emstraffes Regiment und zeigte wenig Entgegenkommen gegen die be»rechtigten Wünsche der Angestellten.Sein ganzes Wirken lag lediglich im Interesse der Amonare.Unterschlagungen bei der Stadthauptkasse. Bei den diesjährigenAbschlußarbeiten der Stadthauptkasse stellte sich bei einer von demMagistratSsekretär Hülsen früher verwalteten Buchhalterei ein Fehl-betrag von zirka 64 000 M. heraus. Bei seiner Bernehmung gestand H. zu, schon seit mehreren Jahren bei den Einnahmen fürSchulgeld Beträge für sich zurückbehalten und in eigenemNutzen verwendet zu haben. Die Unterschlagungen find nur da-durch möglich gewesen, daß er das Vertrauen seines ihnkontrollierenden inzwischen verstorbenen Kassierers auf das gröb«lichste gemißbraucht hat. Die Entdeckung der Veruntreuungen istdadurch ermöglicht worden, daß in der Stadthauptkaffe seit einigerZeit ein regelmäßiger Wechsel in der Besetzung der Buchhalterereneingeführt rst, und H. seine bisherige Buchhalterei im Dezember 1911hat abgeben müssen. Seiner Verhaftung hat H. sich bis jetzt zu ent«ziehen gewußt.Die Höhe der veruntreuten Gelder beträgt, wie die jetzt ab»geschlossene Nachprüfung ergeben hat, 66 000 M. Als die Unter-schlagungen entdeckt worden waren und der ungetreue Beamtedas Geständnis abgelegt hatte, die Fälschungen und die Unter-schleife begangen zu haben, schickte man nach dem Polizeibezirksamtam Molkenmarkt, um seine Verhaftung zu veranlassen. Soforterschienen auch zwei Beamte, denen jedoch bedeutet wurde, nocheinige Augenblicke im Vorzimmer zu bleiben. Als diese dort eineWeile gewartet hatten, erhielten sie den Bescheid, daß der Un-getreue durch eine Hintertür verschwunden sei. In seiner Wohnungin Schmargendorf war der Flüchtige nicht mehr erschienen. SeineFrau und seine Kinder waren von ihrer Mitteilung ganz über«rascht. Obschon die Veruntreuungen mehr als zwanzig Jahre langverübt wurden, hatte er sich nie zu Hause offenbart.Unwillen erregte gestern vormittag die Art, wie ein krank ge»wordener Soldat behandelt wurde. Gegen 11 Uhr bewegte sich eineKompagnie Soldaten mit Musik durch die Neue Roßstraße und AlteJakobstraße, als ein Mann zusammenbrach. Er wurde von einemSergeanten und einem Gefreiten der Sanitätsmannschaft in einenHausflur getragen, ohne dem Erkrankten das Gepäck abzunehmen.Auf Protest der angesammelten Zivilisten wurde der erkrankte Soldatnach dem Hof getragen und später in den Laden eines Schneider«arttkelgeschäftS, immer mit Helm und Gepäck. Nach einiger Zeitwurde der Mann mittels Droschke fortgeschafft und erst bei dieserGelegenheit nahm man ihm das Gepäck ab. Das hätte doch sofortgeschehen sollen._Die Hoffnung auf den Zweckverband Grotz-Berli«.Vom Zweckverband Groß-Berlin erwartet die BevölkerungBerlins und der Bororte, daß er vor allem zur Bekämpfungder Mängel des Groß-Berliner Wohnungs-Wesens eine kraftvolle Reformpolitik einleiten werde. DieseAufgabe wurde als seine wichtigste ihm nochmals zur Pflicht ge-macht in zwei Versammlungen, die der Propagandaausschutz,der Mahner des Zweckverbandes, am Dienstag abhielt. Beide Ver-sammlungen waren leider nicht so besucht, wie man eS wünschenmußte.In der Bockbrauerei am Tempelhofer Berg beleuchtete derLandtagsabgeordnete Genosse Hirsch in einem Referat über„D i eAufgaben des Zweckverbandes" die mannigfachenWiderstände, die der dringend nötigen Reformpolitik sich entgegen-stellen. Den noch unbebauten Terrains in Groß-Berlin eine aufKleinwohnungen berechnete und dabei weiträumige Bebauung zusichern, der unbemittelten Bevölkerung diese Wohnungen durch einNetz von Schnellbahnen mit billigen Tarifen leicht erreichbar zumachen. Wiese und Wald ihr für Erholung und Spiel zu erhalten �das alles ist unerläßlich zur Wahrung und Förderung der Ge-sundheit unserer Großstadtbewohner. Aber die Terrainspekulationwehrt sich dagegen, daß in ihr vermeintliches Recht auf größt«möglichen Profit aus Grund und Boden nachdrücklich eingegriffenwird. Die Verkehrsgesellschaften lehnen es ab. zur Erschließungnoch unbebauter Gegenden den Bau nicht sofort rentierender Bahn-linien zu wagen. Und der Fiskus sowie manche Kommunen scheuensich nicht, durch Ausschlachtung der dem Erholungsbedürfnis not-wendigen Wälder zu Baustellen sich bar Geld zu verschaffen.Hirsch kennzeichnete dieses Treiben mit scharfen Worten und wiesunumwunden auch auf die politischen Faktoren hin. diediesem Widerstand die Kraft und Stärke mehren. Von der Gesetz-gebung und der Verwaltung fordert man seit langem vergeblichcjne großzügige Wohnungspolitik. Für eine reichsgesetzlicheRegelung des Wohnungswesens ist zurzeit wenig Aussicht, eineRegelung durch Landesgesetzgebung verspricht besonders in Preußenbei der gegenwärtigen Zusammensetzung des Landtages nichtsGutes, und von den Kommunawerwaltungen kann man bei derHerrschaft des Hausagrariertums kaum Hilfe erwarten. Die Be-volkerung müsse, schloß der Referent, aufgerüttelt werden.damit sie den Zweckverband, auf den jetzt für Groß-Berlin dienächste Hoffnung sich richte, vorwärts treibe. Zu wünschensei aber auch, daß bei allen Wahlen die Wählerschaft nur solcheManner in Gemeinde- und Volksvertretungen entsende, die dasWohl der Gesamtheit im Auge haben.Nachdem dann Professor Ewald»Berlin als Arzt über dieNotwendigkeit der Erhaltung unserer Wälder undGymnasialdirektor W e t e k a m p- Schöneberg über den Mangelan Spielplätzen referiert hatten, stimmte die Versammlungohne. Debatte der Resolution zu, die den Zweckverband aufseine Aufgaben hinweist.Zu gleicher Zeit wurde für den Westen in den.Prachtsälen"der Spichernstraße eine Versammlung abgehalten, deren Besucher