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Nr. 115. 29. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Sonntag, 19. Mai 1912.

Johann Gottlieb Fichte  .

Fichte als politiker.

( 19. Mai 1762-27. Januar 1814.)

schränkten Fürstenherrschaft, schleudert er die allerunliebsamsten| schiedenen Gattungen der fleischfressenden Tiere zusammenhalte, Vor anderthalb Jahrhunderten, am 19. Mai 1762, wurde einer Wahrheiten hinaus, wie etwa die, daß er die Fürsten   an das sittliche daß das Schwächere vom Stärkeren gefressen werde und das noch der größten Denker und wadersten Männer geboren, die Deutsch  - Verderben erinnert, das sich von ihren Thronen aus rund um sie Schwächere selbst fresse.

Land hervorgebracht. Johann Gottlieb   Fichtes ist bei Gelegenheit her verbreite, und nach dessen verstärktem Anwachs man die Meilen Dagegen ist Fichtes Standpunkt, daß kein Mensch das Recht seines hundertfünfzigsten Geburtstages zu gedenken. Das deutsche berechnen könne, die man noch bis zu ihren Residenzen zu reisen habe, durch fremde Kräfte zu leben, seine Kräfte ungebraucht zu Proletariat darf ihn stolz zu den seinen rechnen nicht nur als einen habe. Alle Staatsverfassungen sind ihm abänderungsbedürftig, die lassen. Er ist der Meinung, daß, wer nicht arbeitet, auch nicht Vorläufer und geistigen Ahn des heutigen Sozialismus, sondern nicht Kultur zur Freiheit als einzigen Endzweck haben, sondern essen soll, auch mit Bezug auf die oberen Behntausend. Dieser auch weil er selbst aus proletarischen Streisen stammte. Diesen Ur- ganz im Gegenteil die Sklaverei aller und die Freiheit eines Grundsatz ergänzt sich durch den anderen, daß jeder Mensch das sprung hat der Lausitzer Webersohn, der auch lange Zeit als Brole- einzigen besprechen. In jedem Staate soll politische Freiheit sein, unveräußerliche Menschenrecht hat zu leben. Jeder, der arbeitet, tarier des Gesetzes hartes Elend hat durchkosten müssen, nie ver- die Fichte definiert als das Recht, kein Gesetz anzuerkennen, als muß die nötige Nahrung, Kleidung und Wohnung haben. Gegen die, geffen. Auf Fichte selbst läßt sich eins seiner Worte anwenden: welches man sich selbst gab." Damit ist allenfalls bloß ein Fürsten  - welche den Mangel bei den Besitlosen natürlich finden, wendet sich Was man für eine Philosophie wähle, hänge davon ab, was man Gesetz belebte Maschine ist. Wenn er auch ein derartiges unge- wissen's nicht besser, sagt mit stidender Stimme der satte Wollüst­tum vereinbar, dessen Inhaber nach Fichtes Ausdrud nur eine vom Fichte mit den schärfsten Worten: Solche Leute sind es gewöhnt, sie für ein Mensch sei. Von Fichtes spekulativem System soll hier wetter nicht die Rede sein; wer sich dafür interessiert, sei auf fährliches Fürstentum für relativ erträglich hält, so ist er doch ling, während er seinen köstlichen Wein schlürft. Aber das ist nicht Lassalles Gedenkrede von 1862 über die Philosophie Fichtes ver- grundsätzlich schon damals ohne jeden Zweifel Republikaner ge- wahr. An den Hunger gewöhnt man sich nie, an widernatürliche viesen, worin sich die metaphysischen Grundlagen des Fichte'schen wesen, wie er es bis an sein Lebensende blieb. Er sieht es als Nahrungsmittel, an das Hinschwinden aller Kräfte und alles Muts, Systems lichtvoll auseinandergesetzt finden. Fichtes Gedankenarbeit durchaus berechtigt an, wenn der unbegünstigtere Bürger" den an Blöße in strenger Jahreszeit gewöhnt man sich nie. Daß nicht galt aber vor allem dem Menschen als Gesellschaftswesen. Schon" begünstigten Voltsklassen" ihre nukbaren Vorrechte nimmt und es effen solle, wer nicht arbeitet, fand Herr R. naiv," sagt Fichte ein verständnisvoller Zeitgenosse und Lebensgefährte des Philo- etwa nicht mehr so ehrenvoll für sich findet, daß eine Handboll weiter, sich gegen einen literarischen Klopffechter Rehberg wendend, ein verständnisvoller Zeitgenosse und Lebensgefährte des Philo- Adliger oder Prinzen auf seine Soften einen glänzenden Hofftaat der ein reaktionäres Opus gegen die Revolution verbrochen: Er ſophen in seiner ferneren Zeit hat gesagt:" Fichte will durch seine bilde." An dieser Stelle ist weiter auch davon die Nede, daß man erlaube uns, nicht weniger naiv zu finden, daß allein der, welcher Philosophie den Geist seines Zeitalters leiten, er kennt dessen schwache Seiten, und darum faßt er ihn von der Seite der Politik.." sich den Druck der Militärlasten erleichtern könne. Die liebevolle arbeitet, nicht effen oder das Uneßbarste essen solle." An solchen Der Politiker Fichte tritt auf der Höhe der großen Revolution, von Pflege des Militarismus bezeichnet der revolutionäre Philosoph Stellen der Beiträge" kommt der Proletarier in Fichte aufs deut­ihr angeregt und ihrer nicht unwürdig hervor. hohnvoll als eines der hauptsächlichsten Verdienste der Fürsten   um lichste zum Vorschein. Er ist auch wenig erbaut von der ungleichen Jm großen Jahre 1793 kamen Fichtes Beiträge zur Berichti- Meisterstüd, worauf ihr euch am meisten zu Gute tut, in der des Kapitals. Aber er erwartet noch die gleichmäßigere Verteilung die Kultur:" Ihr unterwieset endlich Millionen, und das ist euer Verteilung der Reichtümer, der Massenarmut und von dem Treiben gung der Urteile des Publikums über die französische   Revolution" Kunst, sich auf einen Wink rechts und links zu schwenken, anein- davon, daß jeder die Möglichkeit erlange, über seine Kräfte frei zu heraus, die in ihrem allein erschienenen ersten Teil zur Beurteilung andergeschloffen wie Mauern sich plößlich wieder zu trennen, und verfügen. So bleibt Fichte im ganzen in den Beiträgen" noch auf der Rechtmäßigkeit der Revolution helfen sollen. Wer von dem in der fürchterlichen Fertigkeit zu würgen; um sie gegen alles zu bürgerlichem, fleinbürgerlich radikalem Boden. Das Eigentum iſt etwas schwerfälligen Titel den Schluß ziehen wollte, daß die Schrift brauchen, was euren Willen nicht als sein Gesez anerkennen will." ihm etwas Unantastbares, das Eigentumsrecht etwas unumſtöß­selber unverdaulich sein möge, der urteilte voreilig. Tatsächlich ist das Buch mit der ganzen Lebendigkeit geschrieben, die Fichte eigen Weiterhin entwirft Fichte einmal ein erschredendes Bild von liches, nicht auf staatlichen Gesezen Beruhendes und durch fie Ab­war. Freilich ist die Form der Beweisführung die allgemeine des der greulichen Säbelherrschaft in den Militärmonarchien: Der änderliches. Wie er freilich sein Urrecht des Eigentums begründet, Zeitalters der Aufklärung und der Revolution. Auch Fichte geht rohste Halbbarbar glaubt mit der Montur die sichere Ueberlegenheit Gr basiert nämlich das Eigentum darauf, daß der Besizer den fonnten sich bei ihm späterhin leicht andere Gedanken entwideln. von den natürlichen Rechten, Vernunftprinzipien, ewigen Wahr- fiber den scheuen von allen Seiten geschreckten Landmann anzu­heiten, Geſellſchaftsvertrag usw. aus. Aber das bleibt durchaus ziehen, welcher nur zu glücklich ist, wenn er seine Neckereien, Be- Dingen seine Arbeit einverleibt habe. nicht etwa in dürftigen Abstraktionen steden, sondern fesselt überall schimpfungen und Beleidigungen ertragen kann, ohne noch dazu Ehe das Jahrhundert zu Ende ist, finden wir Fichtes Ideen durch die Anknüpfung an die Wirklichkeit, von der er denn freilich von ihm vor seinen würdigen Befehlshaber geschleppt und zer- auf diesem Gebiet wesentlich verändert. Schon im Naturrecht" durchaus kein geschmeicheltes Bild entwirft. Nirgends verleugnet schlagen zu werden. Der Jüngling, der mehr Ahnen, aber nicht von 1796 entwickelt er von dem Grundsatz jeder vernünftigen fich der freiheitliche Geist, der Fichte beherrschte. Das Grundthema mehr Bildung hat, nimmt sein Degenband als einen Berechtigungs- Staatsverfassung" aus, daß jeder von seiner Arbeit soll leben der Schrift, wie die Frage der Rechtmäßigkeit von Revolutionen brief, auf den Kaufmann, den würdigen Gelehrten, den verdienten können, die Folgerung: sobald jemand von seiner Arbeit nicht leben zu beurteilen, beurteilt er klipp und klar dahin, daß er das Recht Staatsmann, der ihn vielleicht selbst in der Ahnenprobe besiegen könne, sei er nicht mehr rechtlich verbunden, irgendeines Menschen eines Volkes, seine Staatsverfassung zu verändern, als unveräußer- würde, höhnend herabzusehen, ihn zu necken und zu stoßen, oder Eigentum anzuerkennen. Jeder befize sein Eigentum nur auf die liches, unverlierbares Menschenrecht ansieht und es auch für unsere Jünglinge, die sich den Wissenschaften widmen, von ihren Bedingung hin, daß alle Staatsbürger von dem ihrigen leben eventuell notwendig hält, gegen die höchste Gewalt in einem Staate etwanigen Unarten durch Fußtritte zu heilen." Die Herrschaft des tönnen. Ueberhaupt besite jemand das Eigentum von Objekten das Recht der Selbstverteidigung auszuüben. Speziell über die Adels im Offizierskorps ist ein Teil der Adelsvorrechte, der ganzen nur insoweit, als er deffen für die Ausübung seines Berufs be­französische Revolution urteilt er einmal in einem Zusammenhang, Junkerherrschaft, die von dem Absolutismus unzertrennlich ist. dürfe. Damals war Fichte schon bei sozialistischen Gedanken an­wo er von dem notwendigen Fortschritt der Menschheit spricht:" Sie Wie nun die privilegierte Kaste im ganzen von Fichte mitgenommen gelangt, die sich im Handelsstaat" von 1800 zusammenhängend hat vor euren Augen an einem Ende einen Durchbruch begonnen; wird, ließe sich gleichfalls durch eine Menge beißender Stellen aus entwidelt finden. Hier verfügt der Staat über die Produktions­fie hat unter einem harten Kampfe mit dem gegen sie verschwornen den" Beiträgen" belegen, zu deren Mitteilung leider der Raum mittel. Eine planmäßige Organisation von Produktion und Ver­Verderben, das an ihr selbst und außer ihr seine ganzen Kräfte fehlt. Das Fazit Fichtes ist, daß das Vorrecht einer Staste auf teilung wird dargestellt, wobei sich der Wohlstand der Nation so gegen sie aufbot, etwas geleistet, das doch wenigstens besser ist, als alle höheren Aemter die übrigen Volksklassen zu deren Sklaven ziemlich über alle in demselben Grade verbreitet, so daß alle un­eure despotischen Verfassungen, die auf die Herabwürdigung der macht. Aber so ist er ein Todfeind von allem Feudalismus, ins- gefähr gleich angenehm leben können. Wie Fichte seine soziali­Menschheit ausgehen." So hat er beständig nicht etwa nur die besondere auch in der Wirtschaftsverfassung; dem Jammer des stische Staats- und Gesellschaftsordnung im einzelnen gestaltet, französischen, sondern die allgemeinen Weltverhältnisse, im einzel- Leibeigenendaseins leiht Fichte ergreifende Worte. Alle sollen ihre muß hier beiseite bleiben. In diesen Details liegt auch nicht das nen besonders auch die deutschen  , im Auge, ohne Bedenken zu Kräfte frei gebrauchen dürfen, alle gleiche Rechte und gleiche dauernd Wertvolle an der Schrift, die Fichte als sein bestes, durch­tragen, sich in der schärfsten Weise über alles zu äußern, was er Pflichten haben. Allgemeine Gleichheit ist eins von Fichtes Grund- dachtestes Werk ansah. In Ermangelung von materiellen Voraus­als Krebsschäden ansieht, insbesondere über Absolutismus  , Feuda prinzipien, wonach alles eingerichtet sein müßte. Sonst herrscht das jetzungen, die das Jahrhundert seit Fichte erst gebracht hat, konnte lismus, Militarismus, Klerikalismus. .Recht" des Stärkeren. Fichte sagt mit dürren Worten, daß man sein Sozialstaat naturgemäß bloß eine Konstruktion sein, deren in allen bisherigen Staaten nur die Einheit treffe, die die ver- Mängel nachzuweisen ein billiges Vergnügen wäre. Der auffälligste bis Naumburg  , er wird zurückgebracht, um seinen Haß gegen die Autorität" zur großen Leidenschaft seines ganzen Lebens zu nähren.

Ein geschworener Gegner des Gottesgnadentums, der unum­

fichtes Erbe.

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und vernichtet war, was in anderen Völkern den Nationalstaat bildete den Nationalstaat der Gewalt, Eroberung und Unter­drückung. Darum war für Fichte das deutsche Volt das frei este 150 Jahre nach seiner Geburt( 1762-19. Mai- aller Völfer: es hatte hinter sich und unter sich all die Fesseln Mit 18 Jahren geht er auf die Universität Jena, ohne einen 1912). staatlicher Tyrannei, und darum war es allein auserwählt und Heller Geld. Er wählt die Theologie als das am schnellsten zum Wenn wir daher nicht im Auge behielten, was berufen, ungehindert durch den Nationalwahn und die National- Biele führende Brotstudium. Aber er verfehlt gründlich seinen Deutschland   zu werden hat, so läge an sich nicht viel willkür, durch die Macht-, Gewalt- und Ausraubungspolitik der Weg. Tummelt sich unstät in allen Wissenschaften, Hungert, daran, ob ein französischer Marschall, wie Berna- anderen Völker der Welt jene Freiheit zu verkünden und zu er- häuft Schulden und vergeudet sich in Hauslehrerstellen. Zu allem dotte, an dem wenigstens früher be- ringen, die Frankreich   nach der Revolution verraten. So wurde schämte der empfindliche Jüngling sich seiner mit allen Erniedri­geisternde Bilder der Freiheit vor- das deutsche   Volk- weil eben der merkwürdige Zug im National- gungen verbundenen Armut, und das früh beginnende Mißtrauen, übergegangen sind, oder ein deutscher aufge- charakter ihre Eristenz ohne Staat und über den Staat hinaus, ob er auch den rechten Glauben habe, läßt ihn feine hochmögenden blasener Edelmann ohne Sitten und mit Roheit und ihre rein geistige Ausbildung"-fähig, den Kampf gegen die Gönner gewinnen. Im Mai 1788 ist sein Lebensgefühl erschöpft; frechem Uebermut, über einen Teil von Deutschland   Fremdherrschaft für die ganze Menschheit zu führen, der er beschließt, seinen Geburtstag nicht mehr zu erleben. Die Gefahr geböte. Fichte 1813. Prophet des Weltgeistes zu werden und die Botschaft der Freiheit des Todes", die er 1808 heldenhaft im Kampfe gegen Napoleon   und Anders sind die Beziehungen, die Fichte mti dem deutschen  ( die in Fichtes Sinn nichts anderes ist wie die sozialistische den Jammer seines verkommenen Zeitalters sah und vielleicht suchte, lauerte schon vor der geschloffenen Pforte seines geschichte Proletariat berbinden, wie die geschichtliche Verwandtschaft, die Demokratie) aller Welt zu bringen. Der deutsche Sozia zwischen uns und den übrigen Geistern der klassischen Zeit besteht. heit wissenschaftlicher Erkenntnis und der geschichtlichen Aufgabe, der lehrerſtelle in Zürich   anzunehmen, und er bleibt fast zwei Jahre in lismus war es dann, und auch er mit der begeisterten Selbstsicher- lichen Wirkens. Im letzten Augenblick kam der Ruf, eine Haus­Wir sind aller Erbe und in unserer Hut ist ihr Ewiges lebendig diese Botschaft zur Tat werden ließ. Die sozialistische Internatio- der Schweiz  . Dort findet er seine fünftige Frau, eine schon tätig geborgen und gegen jede Verdunkelung und Verflüchtigung nale ist aus deutscher Gedanken- und Organisationsarbeit ent- alternde, aber fluge und charaktervolle Frau, die ihm hernach eine gesichert. Fichte aber ist uns bluts verwandt; er ist unser Vorfahr. standen. Die deutsche Sozialdemokratie ist Erbe Fichtes und Voll- verstehende Lebensgefährtin ward. Der ärmste Proletariers pro ß, der bereits in seinem Blute die revolutionäre Kühnheit der Klasse fühlt, die der Klasse streder seines nationalen Vermächtnisses geworden. 1790 fucht Fichte sich wieder in Deutschland   zu behaupten. In eigen wurde, nachdem sie zur materiellen Massenerscheinung und Leipzig   beginnt er nachts Bücher zu studieren. In den Briefen an zum geistigen organischen Massenbewußtsein gediehen war, zeigt Ein schwedischer Wachtmeister Gustav Adolfs   soll einst britischen Philosophie sein neues Leben findet, wie ihm aber sofort seine Braut sehen wir, wie Fichte in jauchzender Erlösung in der in Leben und Lehre die unbeirrbare sittliche Kraft eines welt- verwundet in Rammenau  , einem Dorf der Oberlausis, zurüdge- auch die Richtung auf die praktische Vernunft eigentümlich umwälzenden Prinzips, die das Wesen der deutschen   Sozialdemo- blieben sein. Aus seinem Geschlechte ist Johann Gottlieb Fichte   wird, in die Ueberzeugung vom Vorrang sozial sittlichen Handelns entsprossen. Großvater und Vater waren Bandwirker, die ihre vor aller theoretischen Natur- und Vernunfterkenntnis ihn über Dann aber ist der Name Fichtes unmittelbar mit den Anfängen Ware selbst im Hausierhandel absetzten. Fichtes Elternhaus Kant hinausführt. Kant jetzte jest Fichtes Herz in Uebereinstim der deutschen   Arbeiterbewegung berknüpft. Der 150. Geburtstag wimmelte von Kindern; sie wurden früh beim Haufieren beschäftigt. mung mit seinem Stopfe". Und er erkennt seinen fünftigen Beruf: Fichtes ist zugleich die Halbjahrhundertfeier von Lassalles Agitation. Johann Gottlieb   hütete auch wohl die Gänse. Auf irgend eine" Der Hauptzwed meines Lebens ist der, mir jede Art Charakter­Wie Lassalle   schon 1859 in die europäische   Krisis die mächtigen, Weise scheint sich der Freiherr v. Miltik, ein Freund des Gutsherrn bildung zu geben, die mir das Schicksal nur irgend erlaubt." Ich aufrührerisch gestaltenden politischen Fragmente Fichtes aus dem des Dorfes, des Knaben angenommen zu haben; die Legende be- habe zu einem gelehrten métier( Beruf) so wenig Geschid als mög­Jahre 1813 geworfen hatte, so entwarf er am 100. Geburtstag richtet, daß der Hütejunge das Interesse seines Gönners erwedt lich. Ich will nicht bloß denken, ich will handeln; ich mag am Fichtes in seiner damals unverstandenen Festrede in der Berliner   hätte, weil er eine von Miltig versäumte Predigt des Dorfpfarrers wenigsten über des Kaisers Bart denken." philosophischen Gesellschaft das nationale Programm des deutschen   aus dem Gedächtnis hersagen konnte. Sicher ist, daß das Kind

tratie ward.

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internationalen Sozialismus. Die wissenschaftlich gelehrte Fest- einige Beit auf dem Schloß des Freiherrn   v. Milti- Oberan bei Welt, um eine Stätte feines Birkens zu finden:" Bern   oder Kopen­Fichte durchschweift in diesen Zeiten in seiner Phantasie die rede auf den Philosophen stand im innersten Busammenhang mit Meißen   lebte und dann erst auf die Stadtschule in Meißen  , hagen  , Lissabon   oder Madrid   oder Petersburg   ist mir in Absicht auf den gleichzeitig gehaltenen politischen Reden, in denen die Arbeiter schließlich auf die Fürstenschule Pferta gebracht wird. Wie Fichte mich gleich." Schon ahnt er sein fünftiges Schidsal: Vertebert schaft wachgerufen wurde. Fichtes absolutes Jch" entdeckte Laffalle 12 Jahre ist, stirbt sein Beschüßer und seitdem kümmert sich nie- werde ich immer werden, wäre es auch nur wegen meiner kezerischen in der weltgeschichtlichen Mission des deutschen   Proletariats. mand mehr um den aus seinen Verhältnissen herausgeriffenen Nase; das ist nun einmal gewiß." Reßer und Verbannter! Auf Aber die Blutsverwandtschaft zwischen Fichte und der deut- Knaben. Er stand ganz allein, wie er später einsam durch seine mein Vaterland tue ich gänzlich Berzicht. Gewiß herrscht unter fchen Sozialdemokratie äußert sich in einem noch tieferen und um- Beit und durch die Geschichte pilgerte. fafsenderen Sinn: Der deutsche Sozialismus hat das den gegenwärtigen jüngeren Geistlichen desselben.... ein Grad In der flöfterlichen Zucht der Schulpferta spiegelt sich im der Aufklärung und der vernünftigen Religionskenntnis, wie ihn nationale Vermächtnis Fichtes erfüllt! Der Kleinen die Welt der feudalen Knechtschaft. Es ist eine Mischung in dieser Ausdehnung gegentbärtig fein Land von Europa   besitzt. Nationalgeist Fichtes bestand in dem Gegenteil von allem, was man von Kloster und Gutshörigkeit. Alle 24 Stunden des Tages sind Diese aber werden durch eine mehr als spanische Inquisition ein­heute in diesem Begriff zu mißbrauchen pflegt. In Fichtes Nation durch strenge und feste Regeln bestimmt und eingeschnürt. Die gezwängt, unter die sich, teils weil es ihnen durchgängig an Kraft ist nichts von Fürsten   und Junkern, von Kirche und herrschenden jungen Schüler aber müssen ihren Obergesellen wie leibeigene fehlt, teils weil man ihrer wegen der Menge an Geistlichen ent­Ständen, nichts von militärischer Renommisterei, nicht einmal etwas Bauern Dienste aller Art leisten. Der junge Fichte leidet schwer behren kann, sie aber nicht das Amt, schmiegen und heucheln müssen. bon Staat, Boden, Fahnen, Schlagbäumen. Der nationale Welt- unter seinen Beinigern. Defoes Robinson leistet ihm den ersten Daraus entsteht dann eine unechtische, lichtscheue, heuchlerische beruf der Deutschen   war für Fichte gerade darin verbürgt, daß das Dienst geistiger Befreiung. Er will der Qual des Daseins ent- Denkungsart! Freilich steht bei dieser Lage eine Revolution be­deutsche Bolt im heutigen Sinne teine Nation war; daß es fliehen und auf Robinsons Insel sich mit eigenen Händen ganz vor: aber wann? und wie?" ein staats- und geschichtsloses Bolt war, in dem alles zerschlagen von Beginn sein Schicksal erarbeiten. Er flieht, tommt aber nur Allerlei Pläne scheitern. Und seine Hoffnung auf Revolution