iveiter«Ver Werkskibliotheken verichtet. Die letzteren sind bekanntlichEinrichtungen der Unternehmer, die zur ausschließlichen Benutzunader Werksangehörigen bestimmt sind. Nach dem Muster der Krupp.schen Blicherhalle in Essen eingerichtet, bezwecken diese Bibliothekeneme Beeinflussung der Arbeiter»ach den Interessen der Unter.nehmer. Jedenfalls wird dem Arbeiter alles vorenthalten, was ihnüber seine Lage aufklären könnte. Aus den Berichten der Gewerbe-rate ,st zu ersehen, wie zahlreich solche Werks- oder Fabrik-vlbliothekeii bereits vorhanden sind: ein Beweis dafür, daß diese„Wohlfahrts"einrichtiliigen den Unternehmeransprüchen gerecht werden.Vor allen Dingen ist es die Schwerindustrie, die die Werks-bibliotheken pflegt. Im Bezirk Düsseldorf besitzen eigeneBibliotheken mit rund 138 000 Bänden 36 Werke mit fast 70 006Arbeitern, dre 13,4 Proz. der Gesamtarbeiterschaft ausmachen. Auchvon Trier wird berichtet, daß die größten Werke schon seit Jahrendurch Anlage eigener Bibliotheken für das Lesebedürfnis gesorgthaben und daß die Aufwendungen durch großes Interesse der Arbeiterbelohnt werden.In anderen Bezirken sind die Werksbibliotheken wenigerzahlreich oder von geringerer Bedeutung, zum Beispiel Aachen,Arnsberg, Hannover. Schleswig und Breslau. Verf-biedentlichmacht sich eine gesunde Reaktion gegen sie bemerkbar. Von Dussel-d ors heißt es sehr vorsichtig:.Jedenfalls darf behauptet werden,daß die Leitung einer Werksbücherei sehr pfleglich sein muß. wennsie wirklich den Erfolg haben soll, sich dauernd einen größereninteressierten SrbeiterlcserkreiS zu schaffen. Eine Bibliothek mußtewegen mangelnden Interesses der Arbeiter aufgegeben werden, eineandere zeigte in den letzten acht Jahren einen Rückgang um mehrals die Hälfte, dessen Erklärung schwierig ist. Deutlicher ist schonder Bericht von Breslau:.Einige Ansätze sind vorhanden: imallgemeinen ist die Sache schwach gepflegt worden, öfter auch an derAblehnung der Arbeiter gescheitert, die sich in derWahl der Lektüre nicht bestimmen lassen wollten." In ähnlichemSinne ist wohl auch der Bericht von Hannover zu verstehen, indem gesagt wird, daß drei Werke einen Rückgang der Bücherei-benutzung meldeten,.wobei anscheinend gewisse politische Strömungenmaßgebend sein mögen". Dasselbe wird von einer Lesehalle inSigmaringen berichtet.Eine ganze Reihe von Unternehmern haben Verträge auf Liefe-rung und Auswechselung von Büchern mit einer Gesellschaft ab-Seschlossen. Sehr viele liefern den Arbeitern christliche und gelbeeitschriften gratis. Der besonderen Aufmerksamkeit der Unternehmererfreuen sich die jugendlichen Arbeiter.Ueber die Beteiligung der Arbeiter an öffent-lichen Bibliotheken werden vereinzelte Mitteilungen gemacht,die ein recht buntes Bild ergeben. So beträgt z. B. bei den BerlinerLolksbibliotheken die Zahl der Arbeiterleser b3 Proz.. Handlung?-gehilfen 22 Proz., Schüler, Studenten, Handwerker 25 Proz. Fürdie Charlotteuburger Volksbibliotheken wird die Beteiligung derArbeiter auf 40 Proz., für die Stadt Forst(Laus.) auf 4ö Proz.,für die Städte Breslau und Bromberg und den Bezirk Oppeln auf80 Proz. und für Wilhelmsburg bei Harburg auf mehr als dieHälfte der Gesamtleserschaft geschätzt. Für die Stadt Neu-stettin wird berichtet, es gehöre nur ein auffallend kleinerProzentsatz der Leser dem Arbeiterstande an. Die Görlitzer Volks«bücherei wird zwar von Arbeitern benutzt, jedoch nicht so stark, wieman es bei der zahlreichen Arbeiterbevölkerung erwarten könnte.Die Provinzial-Wanderbücherei Posen verzeichnete nur 11, S Proz.Arbeiterleser. Auch von Düsseldorf wird berichtet, daß die Be-Nutzung keineswegs überall stark ist. Der Anteil der Arbeiter ander Benutzung des Lesesaales in Halle a. S. betrug gar nur6 Proz., was auf die Zentralbibliothek im.Volkshaus" zurück-geführt wird.Ueber die Bibliothekseinrichtungen der organi-fierten Arbeiterschaft äußern sich nur wenige Berichte.Einige Gewerberäte begnügen sich mit der bloßen Feststellung desVorhandenseins, andere registrieren einfach den Bücherbestandunserer Organisationen. Von Stettin und Stralsund wird erwähnt,daß mehrere Gewerkschaften über.gute Büchereien" verfügen,während für D ü s s e l d o r f das.planmäßige und rührige Vor-gehen" der Arbeiterorganisationen anerkannt wird.Ein sehr gutes Zeugnis wird schließlich den Arbeiterlesern imBericht des Kölner Gewerberats ausgestellt. Er schreibt nämlich:„Ueber mangelhafte Behandlung der Bücher wird nur selten ge-klagt, dagegen wird mehrfach das gesittete Benehmen der Bücher-leiher in den Ausgabe- und Leseräumen betont und die Gewissen-haftigkeit, mit der die Leseordnung befolgt wird."Das Bild, das die Gewerberäte von dem Arbeiterleser zeichnen,ist im allgemeinen recht vorteilhaft. Indessen muß auS den Berichten die wichtige Lehre gezogen werden, daß den Anstrengungender Unternehmer auf Errichtung von Werksbibliotheken ein fach-gemäßer Ausbau unserer Arbeiterbibliotheken entgegengesetztwerden muß._Achter Nerbandstag des Deutschen Trunspurturbeiter-Derbandes.Breslau, 12. Juni.Dritter Berhanblungstag.Die Verhandlungen begannen mit der Berichterstattung derBeschwerdekommission über fünf der Kommission überwiesene Be-schwerden, die sich auf interne Verbandsangelegenheitcn bezogen.Danach erhielt Paul Müller das Wort zum Punkt:»Die sozialpolitischen Aufgaben deS Verbandes."Der Referent behandelte die Frage in einem großzügigen Referatsowohl in prinzipieller wie praktischer Hinsicht und betonte, daß derVerbandstag alle Ursache habe, der sozialdemokratischen Partei undihrer parlamentarischen Vertretung das vollste Vertrauen dafürauszusprechen, daß sie stets das Interesse der Transportarbeiter imParlament vertreten habe.— Die vom Referenten vorgelegte Reso-lution führt in ihrem Gedankengang aus, wie Sozialpolitik, Zlr-beiterschutz und Sozialversicherung gemeinsam in ideeller, rechtlicherund materieller Hinsicht lindernd gegenüber den unterdrücken-den und ausbeuterischen Tendenzen des Kapitalismus und seinenAuswüchsen wirken. In diesem Sinne hat die moderne Gewerk.schaftSbewegung durch ihre eigene praktische Tätigkeit eine ständigeund durchgreifende Sozialpolitik getrieben. Aber die Tätigkeit derGewerkschaften zur Bekämpfung bezw. Linderung der sozialenSchäden und Sünden mutz ergänzt werden durch daS Eingreifendes Staates und seiner Gesetzgebung. Es müssen alsogewerkschaftliche und politische Aktionen des Proletariats sicheinander ergänzen. Besonders rückständig ist die sozialpolitischeGesetzgebung in bezug auf die Handels-, Transport- und Verkehrs-Arbeiterschaft zu Wasser und zu Lande. Der Verbandstag fordertdeshalb den Vorstand auf, energisch die Initiative zur Durchsetzungder sozialpolitischen Forderungen dieser Arbeiterschaft zu ergreifen.Abgesehen von der Erweiterung und Anerkennung desKoalitionsrechts und der Organisationsfreiheit, erstrecken sich dieseForderungen auf:„1. eine durchgreifende und fortschrittliche Revision dergeltenden Reichs- und Landesgesetzgebung;2. die Einschränkung der sonderbehörblichen Machtbefugnisund Willkür;3. die Anerkennung einer normalen Gerichtsbarkeit;4. die Regelung und Verkürzung der Arbeitszeit durch Au-erkcnnung eines Normalarbeitstages5. ein Verbot bezw. die Einschränkung der Nacht-, Sonn-und Festtagsarbeit;6. eine Erhöhung der Betriebssicherheit, d. h. erhöhten Schutzfür Leben und Gesundheit durch Vermehrung der Arbeitskraft.Einführung moderner technischer, sanitärer und hygienischer Hilfs-mittel;7. die Einführung und Anerkennung der staatlichen Betriebs-kontrolle durch angestellte Inspektoren und Assistenten aus Ar-beiterkreisen;6. das Verbot des heutigen Kost- und LogiSwesenS, bezw.«ine«oderne Umgestaltung des Kost- und LogiswesenS;9. den weitgehendsten Schutz für die weiblichen und jugend.lichen Arbeiter unter Berücksichtigung ihrer physischen Leistungs-fähigkeit und natürlichen Veranlagung;10. die Anerkennung hinreichender Essenspausen, generelleDurchführung des 3 Uhr-Laden-, Geschäfts- und Arbeitsschlußund Einführung des 6 Uhr-Postschalter- und Bahnschlusses;11. Rücksichtnahme auf die Betriebssicherheit bei Einstellungfremdsprachiger Arbeiter und umfassende Maßnahmen zur Ver-hütung bezw. Einschränkung der Berufskrankheiten aller Art;12. die staatlicherseits anzuerkennende Mitwirkung derOrganisationsvertreter bei beruflich-stalistischen Erhebungen undEnqueten, Ausarbeitung und Begutachtung von Gesetzentwürfen,Erlassen und Verordnungen."In einer Anlage zu der Resolution des Referenten sind danndie besonderen Spezialforderungen niedergelegt, die inAnlehnung an die 12 Punkte der Resolution für die Handels-,Transport-, Verkehrs-, Hafenarbeiter, Binnenschiffer und Flößerund für die Seeleute entsprechend den besonderen Verhältnissendieser Kategorien erhoben werden müssen.An die Proklamierung dieses sozialpolitischen Programms desVerbandes schloß sich eine impulsiv geführte Diskussion, bestrittenvon täglich im Beruf tätigen Kollegen, die zum Teil ein geradezuentsetzliches Bild krasser Mißstände besonders aus der Binnen-schiffahrt und aus dem Fischer- und Scemannsleben zeichneten:überlange Arbeitszeiten; Arbeitszeiten, die ins Groteskegehen, bei denen nicht einmal am Sonntag eine Ruhepause eingelegtwird; schlechte L o g i s v e r hä l t n i s s e, besonders an Bord, undschlechte Ernährungsverhältnisse. Es wird Aufgabe derDelegierten sein, in ihrer Heimat das Material zu sammeln, zubegründen und es dem Vorstand zur Sichtung zu übersenden, da-mit dieser es in zweckmäßiger Weise den gesetzgebenden Instanzenzum Eingreifen unterbreiten kann. Von einigen der vertretenenGruppen wurden Ergänzungen zu der Anlage begründet, die vonSeeleuten, Kraftwagenführern, den Kutschern der verschiedenstenArten ausgingen. Diese Ergänzungsanträge sollen durch die Re-daktionSkommission gruppiert und in die Anlage hineingearbeitetund dann am Donnerstag darüber abgestimmt werden.Schumann gab bekannt, daß den Eisenbahnern Ge-legenheit gegeben wird, auf einer besonderen Tagung ihreSpezialforderungen aufzustellen und diese dann in das allgemeineProgramm aufgenommen werden.Eine Anzahl Anträge wurden dem Vorstand als Material überwiesen und die Verhandlungen auf Donnerstag vertagt.»Eine Richtigstellung zum Bericht über die Generalversammlungde? Transportarbeiterverbandes sendet uns der Vorstand des Ver-bandcs der Bureauangestellten. Er schreibt:In dem Bericht über die Verhandlungen am 10. Juni auf dem8. Verbandstag des Transportarbeiterverbandes wird über Grenz-streitigkeiten gesagt:„Zur Schlichtung von Streitigkeiten(mit dem Gemeinde-arbeiterverband) wurde die Generalkommission angerufen, diezugunsten unserer Organisation(des Transportarbeiterverbandes)entschied, desgleichen in der Unstimmigkeit, die mit dem Ver-band der Bureauangestellten entstand."Wenn auf der Tagung des TransportarbeiterverbandeS in derWeise über die Unstimmigkeiten zwischen ihm und unserem Ver.band berichtet worden ist, so war eine solche Berichterstattung injeder Beziehung unzutreffend. Vor der Generalkommission ist überdie Differenzen überhaupt noch nicht verhandelt worden, eS hat alsoauch keine Entscheidung zugunsten des Transportarbeiterverbandesergehen können.18. Derdundstug der Kranerei- und Mühlenuldeiter.Mannheim, 12. Juni.Zweiter Berhanblungstag.Im Schlußwort zum Geschäftsbericht ging Verbands-Vorsitzender Etzel- Berlin auf alle in der Debatte aufgeworfenenFragen ein. Besonders ausführlich besprach er die Grenzstreitig-leiten, wobei er nochmals seinen von uns schon skizzierten Stand-Punkt präzisierte.Dem Gesamtvorstande wurde Entlastung erteilt. Diestrittigen Punkte zwischen Vorstand und Ausschuß(Anstellung vonLokalbeamten usw.) werden einer Kommission überwiesen.Der Verbandstag nahm dann in geschlossener Sitzung den Be-richt des Geschäftsführers der Gesellschaftsbrauerei zuAugsburg entgegen. An den Bericht schloß sich eine längereDebatte.Dann wurden die Verhandlungen auf Donnerstag vertagt.Eue der Partei.Der Gcneralrat der belgischen Arbeiterparteihat beschlossen, für die Verwundeten und Hinterbliebenen der Opferder Manifestationen der Wahlwoche eine Sammelliste hcranszugebcn.ES sind bis jetzt, einschließlich der Spende des Gencralrats, zirka600 Fr. gezeichnet worden. Unter anderen hat sich auch da» ä r z t-liche Personal zweier Spitäler, in denen die Verwundeten ge-pflegt wurden, an der Sammlung beteiligt.poUzeülcfos, Omebtliehce ulw.Die Zeugnisfolter gegen die Presse.Gegen den Redakteur vom.Bochumer Volksblatt" istdas Zeugniszwangsverfahren eingeleitet worden. DerStaalsanwalt will den Einsender eines Artikels wissen, der schonabgeurteilt ist. Bei dieser Gerichtsverhandlung stellte sich heraus,daß dem Berichterstatter von einer Person in fahrlässiger Weise falschberichtet worden war. Genosse P i e r e n k ä m p e r. der als ver-antwortlichcr Redakteur in Frage kam, lehnte die Namensnennungdes Berichterstatters ab, weshalb der Untersuchungsrichter vorläufigauf eine Geldstrafe von 100 M. erkannte. Gegen die Straf-Verfügung ist Beschwerde eingelegt worden.8o2iales.Geschäftsbericht deS ZentralvcrbandeS deutscher Konsumvereine.In der nächsten Woche hält bekanntlich hier in Berlin derZentralverband deutscher Konsumvereine seinen 9. Gcnossenschaftstagab. Dem vom Vorsitzenden Max Radestock-Dresden und General-sekretär Kaufmann erstatteten Geschäftsbericht ist zu eut-nehmen, daß die Konsumvereinsbewcgung im Jahre 1911 eine Eni-Wickelung genommen hat, die der früheren bei weitem Lbertriffr.Die Zahl der Verbandsvereine ist auk 1183 gestiegen. Die Eni-Wickelung der deutschen Konsumvereinsbewcgung machte sich be-sonders in dem Wachstum der Zahl der Mitglieder und inder steigenden Intensität der wictschastlichen Betätigung geltend.Die Mitgliederzahl der Genossenschaften stieg von 1 181 000 auf1 328 000. Der Geschäftsbericht führt die Ursache dieses außer-ordentlichen, noch in keinem Vorjahre erreichten Wachstums auf diehohen Preise wichtiger Nahrungsmittel zurück. Die breiten Mafiender Bevölkerung seien dadurch gezwungen worden, sich einzuschränken.sorgfältig zu rechnen und auch kleine Vorteile nicht von der Handzu weisen. An einigen Orten gehört der weitaus größte Teil derBevölkerung den Konsumvereinen an.Der Gesamtumsatz der Genossenschaften deS Verbandes stiegvon 433 auf 806 Millionen Mark. In eigener Produktionwurden von den Verbandsvercinen für 81 Millionen Mark Warenhergestellt gegen 66 Millionen Mark im Vorjahre. Die Zahl der inder Gesamtorganisation beschäftigten Personen stieg von 18 923 auf21 939. An Warenbeständen waren 80 Millionen, an Maschinen undInventar 14 Millivnen nnd an Grundbesitz 74 Millionen Markinvestiert. DaS eigene und fremde Kapital, mit dem die Verbands«organisationen arbeiteten, betrug 182 Millionen Mark.Im verflossenen Jahr hat eine große Zahl von Konsumveremenneue Zcntrallagcr und Bäckereien eingerichtet. � Neuerdings wendetsich die Eigenproduktion immer mehr dem Gebiet der Milch- undFleischversorgung zu. Die genossenschaftliche Milchversorgungstellt'sich als ein besonders schwieriges Gebiet dar. DieSchwierigkeiten liegen nicht nur in der Verteilung und indem schwankendem Absatz, sondern noch mehr in der Beschaffungder erforderlichen Milch, weil die Konsumvereine dabei vonden landwirtschaftlichen Milchproduzenten abhängig find. Der Be-richt hofft, daß engere Beziehungen zwischen der deutschen Konsum-vercinsbewegung und der deutschen landwirtschaftlichen Genosten-schaftsbewegung diese Schwierigkeiten überwinden könnten. EinHand-in-Hand-Arbeiten würde für beide Teile so große Vorteilehaben, daß man annehmen sollte, es würde schon das pekuniäreInteresse ein leichteres Zusammenarbeiten, als es gegenwärtig derFall sei, herbeiführen. Große Schwierigkeiten auf dem Gebiet derWarenverteilung machte einer großen Anzahl RevisionSverbandendas preußische Warenhaussteuergesetz.Eine erhebliche Steigerung der Kapitolkraft der Genossenschaftenkommt auch in der Entwickelung der Bankabteilung der Großeinkaufs-Genossenschaft deutscher Konsumvereine zum Ausdruck, die jetzt inder Lage ist, jedem gut geleiteten und gesunden Konsumverein fürdie Erweiterung seines Geschäftsbetriebes mit Hypotheken zu dienen.Irreführende Lohnstatistik.Eine brauchbare Lohnstatistik, als den wichtigsten Maßstab zueiner richtigen Erfassung der sozialen Lage der Arbeiter, fehlt unsebenso wie eine einwandfreie Statistik über die Bewegung derNahrungsmittelpreise. Die Vorbedingung für eine gute, das Einkommen nach Jahresdurchschnitten, Tagesverdiensten und Stunden-löhnen erfassende Lohnstatistik wäre in den Lohnbüchern der Unter-nehmer gegeben. Wo solche nicht geführt werden, bilden sicher nichttechnische oder materielle Schwierigkeiten die Ursache deS Mangels.Viele Unternehmer bezeugen eine starke Antipathie gegen daS Be-kanntwerden der von ihnen gezahlten Löhne. Im Handelsgewerbewird fast allgemein den Angestellten die Geheimhaltung ihrer Be-züge anempfohlen. Auch in der Großindustrie betrachtet man dieEntlohnung als ein zu hütendes Geschäftsgeheimnis. Vielfach magüberkommene Gewohnheit die Ursache der Geheimniskrämerei sein.Obwohl in der Großindustrie die von den einzelnen Arbeiterngeleisteten Schichten und ihre Lohnbezüge mehrmals gebucht werden,eine genaue Verdienstermittelung nach der Stundenleistung alsoleicht zu ermöglichen wäre, stößt die Forderung nach der Einrichtungeiner gründlichen Lohnstatistik auch hier auf hartnäckigsten Wider-stand. Nur aus dem den Landcs-Berggesetzen unterstehenden Berg-bau werden die Löhne nach den Angaben der. Unternehmer amtlichfestgestellt und veröffentlicht. Für die übrigen Arbeiter ist man imallgemeinen auf die berufsgenossenschaftlichen Angaben angewiesen.Sie werden auch durchweg bei der Ermittelung von Durchschnitts«löhnen sowie deren Veränderungen benutzt. Eine große Summevon Fehlerquellen, die sie enthalten, beeinflussen nicht nur die ab-solute Höhe der Löhne, sondern auch ihre Vergleichbarkeit nachJahresreihcn für dieselbe Gruppe Arbeiter. Der Hauptmangel ist,daß nicht allgemein die wirklich gezahlten, sondern sogenannte an-rechnungsfähige Löhne ausgewiesen werden. Bis zum I. Oktober1900 wurden die den Betrag von 4 M. pro Tag übersteigendenVerdienste nur zu einem Drittel ausgewiesen, seit dieser Zeit sinddie Löhne bis zu einem Jahreseinkommen von 1800 M. restlos nach-zuweisen, der darüber hinausgehende Mehrverdienst kommt nur zueinem Drittel in Anrechnung. Außerdem sind vielfach sogenanntepauschalierte Einstellungen zulässig. Die Methode der Berechnungder Jahresdurchschnittslöhne erfolgt weiter bei den verschiedenenBerufsgenossenschaften nach verschiedenen Methoden. Die Verände-rung in der Berechnung des anrechnungSfäHigen Lohnes hat dieVergleichbarkeit unterbrochen; dazu bleibt die nicht restlose Er-fassung des Lohnes eine Fehlerquelle von veränderlicher Größe-Nun werden allerdings teilweise auch„tatsächlich gezahlte Lohn#summen" angegeben, und dazu sogenannte Vollarbeiter. Die ge«wählten Begriffsbestimmungen führen leicht zu einer falschen Auf-fassung. In den tatsächlich gezahlten Löhnen stecken in Wirklichkeitnoch geschätzte Summen. Diese sind wiederum nach Jahren undBerufsgenossenschaftcn sehr verschieden. Für Lehrlinge. Jugendlicheusw. kommen die ortsüblichen Tagelöhne Erwachsener in Ansatz.So ergeben sich für die Lohnberechnung Störungen nach beidenRichtungen; teilweise bleiben die Ansätze hinter den wirklich ge-zahlten Löhnen zurück, und zu einem anderen Teil werden höhereBeträge eingesetzt, als zur Auszahlung gelangen. Da eS sich dabeium schwankende Größen handelt, die Berechnungsmethoden ver-schieden sind und zudem wechseln, ist die Vergleichbarkeit der Nach-Weisungen sehr in Frage gestellt. Und ebensowenig wie die Lohn-bercchnungcn nach gleichen Grundsätzen erfolgen, geschieht das beider Ermittelung der Zahl der durchschnittlich beschäftigten Personenoder der sogenannten Vollarbciter. Die landwirtschaftlichen Be-rufsgenossenschaften liefern überhaupt nur rechnungsmäßig er-mittelte Zahlen, sowohl für die Lohnnachweisung, wie für die Zahlder Beschäftigten. Die Secberufsgenossenschaft arbeitet nur mitrechnerisch erfaßten Durchschnittsbeträgen. Bei der Angabe derVollarbeiter herrscht ebenfalls keine Einheitlichkeit. Die Brauerei-berufsgenossenschaft z. B. hat für die Jahre bis zum Erlaß desSonntagsruhegesetzcs für einen Vollarbeiter 368 Arbeitstage unter-stellt, darauf einige Jahre 300 Tage, dann für eine lange Periode330 Tage und schließlich wieder 300 Arbeitstage, wie daS Reichsversicherungsamt anweist. Unberücksichtigt bleibt ferner überall dieDauer der Arbeitszeit, oder es werden gar bei kürzerer als zehn-stündiger Arbeitszeit 10 Stunden als ein Arbeitstag gerechnet, wo-durch natürlich die Zahl der Vollarbeiter kleiner wird und die Löhnehöher erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind. Ueberstunden kommennicht zur Anrechnung. Wie skeptisch man den Angaben gegenüber-stehen muß, demonstriert die folgende Zusammenstellung auS denNachweisungen der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie.Danach betrug die Zahl derhurchschnittl. beschäst. Pers. Vollarbeitet1903..... 174 669 168 9601904..... 183 832 177 4611905..... 192 381 185 8201906..... 202177 195 3561907..... 214 904 214 9041908..... 216 157 2161871909..... 219 601 219 6011910..... 230 446 230 448Seit 1907 stimmt die Zahl der Vollarbeiter mit der der durch-schnittlich Versicherten überein, vorher war diese erheblich größer'als wie erstere. Verteilt man nun die ausgewiesene Lohnsummi:auf die angegebenen Vollarbeiter, um die vermeintlichen vergleich--baren Lohnangaben zu erhalten, dann ist das Resultat zweifellos'irreführend. Auf ähnliche Unstimmigkeiten stößt man in denmeisten Jahresberichten der Berufsgenossenschaften. Und zu all denFehlerquellen kommt noch die Unzuverlässigkeit der von den Unter-'nehmern angegebenen Löhne. Wie es nach dieser Richtung aussieht,.illustriert folgende Angabe aus dem Jahresbericht der Berufs--genossenschaft der Molkerei-, Brennerei», und Stärkeindustrie fürr1911. Dort liest man:„... Revidiert wurden 1911 von den 6 RechnuNgsbeamtei tim ganzen 795 Betriebe, also etwa 8,17 Proz. der eingetragene» rUnternehmungen. Unregelmäßigkeiten wurden in 192 Betrieben,