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Nr. 174. 29. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Aus der Frauenbewegung.

Wera Figner  .

Sonntag, 28. Juli 1912.

mus awang die friedlichen Apostel einer kommunistischen   Gesells überwinden. Die Einzelstellung im Hause der Herrschaft schaftsordnung zum politischen Stampf. Und wie die Verhältnisse in macht jedes Mädchen schwer erreichbar, dazu kommt die stete Auf­Rußland lagen, mußte dieser zeitweilig feine Spike gegen den ficht und der Einfluß der Herrschaft, wodurch ein Mädchen, kaum Baren selbst tehren. Wera Figner   wurde 1879 Mitglied des be- gewonnen, der Organisation wieder abwendig gemacht werden kann. rühmten terroristischen Grekutivkomitees, das durch Attentate gegen Wera digner, die am 8. Juli ihren 60. Geburtstag gefeiert die Person des absoluten Baren das System des Absolutismus für die Herrschaften empfehlen gern andere Vereinigungen, zum Bei= hat, gehört zu jenen russischen Revolutionärinnen, auf die alle stola immer zu vernichten wähnte. Nachdem eine Bombe im März 1881 spiel die christlichen oder die von Hausfrauen gegründeten Berein­fein müssen, dezen Herz für die Freiheit schlägt. In ihrem Leben Alexander II.   getötet hatte, tannte der weiße Schrecken" der Re- chen, nur nicht den Zentralverband der Hausangestellten, und wenn berkörpert sich das opferreiche Martyrium, aber auch das kühne gierung und ihrer Werkzeuge teine Grenzen mehr. Auch Wera ein Mädchen von der Eristenz dieses Verbandes etwas erfahren Heldentum, deren Vereinigung den Wegbereitern der Revolution Figner   fiel ihm zum Opfer. Für 10 000 tubel gab sie ein Verräter hat, so geschah es zufällig oder durch die Agitation des Bervandes. in Rußland   unbeugfame Kräfte im Kampfe und höchsten persön- aus den eigenen Reihen in die Hände der Feinde. Die gefürchtete Diese Agitation reicht aber nicht überall hin; sie kann im Gegen­lichen Zauber verleiht. Von den Tagen an, wo sich den jungen Revolutionärin wurde zum Tode verurteilt, aber zu lebensläng- teil nur sehr wenige der einzeln stehenden Mädchen erfassen. Da Mädchen ihres Kreises die Gärten des Lebens öffnen, bis an die licher Zwangsarbeit begnadigt", an deren Stelle die Einschließung sollen nun die Genossinnen aller Orten helfen, und zwar mehr Schwelle des Greifenalters tennt sie nur ein Ziel: die Befreiung in den berüchtigten Kasematten der Schlüsselburg   trat. Vergebens als bisher. Wo Ortsgruppen des Verbandes bestehen, sollen des arbeitenden Boltes durch den Sozialismus bon jeglicher Knecht verwendeten sich einflußreiche Verwandte und Freunde bei dem diejenigen, die helfen wollen, sich mit der Leiterin der Ortsgruppe schaft und Ausbeutung. Baren selbst, um das entsetzliche Los zu wenden oder wenigstens Wera Figner   wurde am 8. Juli 1852 in einem Dorfe bei Kasan   zu mildern. Jahr auf Jahr verstrich in furchtbarem Einerlei. in Verbindung setzen. Wo eine Organisation noch nicht besteht, in begüterter und gebildeter Familie geboren. Die Seele des be- Mera Figner hörte das Toben von Kämpfern und Kämpferinnen sollen sich die Genoffinnen an die Zentralstelle in Berlin   wenden. gabten Kindes reifte rasch in einer Beit und einer Umgebung, die für das Glüd, für die Freiheit des Volkes, die dem Wahnsinn ver- Die Voraussetzung ist natürlich, daß die Genoffinnen die wichtigs burchtränkt waren mit der Ueberzeugung, daß in Rußland   weit- fielen. Sie erfuhr, daß neben ihre teure Freunde an der Schwind- keit der Organisation gerade der Hausangestellten einsehen. Das gehende soziale und politische Umwandlungen notwendig seien. Der sucht dahinsiechten, daß hoffnungsvolle Gesinningsgenossinnen wie aber fönnten sie wohl, wenn sie bedenken, daß die Hausangestellten Landläufige Unterricht in einem Institut befriedigte schon die Elf Sophie Günzburg sich unter entfeßlichen Qualen getötet hatten. Der unter größerer Rechtlosigkeit und Unfreiheit leiden als andere jährige nicht mehr. Wera Figner   begann die großen sozialen, Kerter mit seinen Schreden war außerstande, die Straft ihrer Seele politischen Kritiker der Zeit zu lesen. Sie öffneten ihr den Blid zu brechen, den Glauben an die Wahrheit und Größe ihres sozia- Arbeiterinnen, daß sie noch den Kampf gegen die Gesindeordnung für die tausenderlei Erscheinungen des Unrechts und des Wider- listischen Jdeals zu erschüttern oder zu zermürben. zu führenhaben; daß fie, die häufig aus Landgegenden nach den finns, die ihr überall in der Gesellschaft entgegentraten. In heißem Erst die siegreiche Revolution Holte 1905 die lebendig Le- Städten kommen, um zu dienen, den Wert und die Bedeutung der Mitgefühl schlug ihr Herz für die unsäglich leidenden Voltsmassen, grabene aus ihrer Hölle hervor. Als blühendes, schönes Weib war Organisation noch zu wenig fennen und zu würdigen wissen. die wehrlosen Opfer der Gutsherren, der Behörden und Wucherer. Wera Figner   1883 in die Schlüsselburg   geworfen worden, als früh Der Verband der Hausangestellten Deutschlands   zählt gegen­Besonders bestimmenden Einfluß gewannen die Ideen Tscherni- zeitig Gealterte sah sie das Licht der Freiheit wieder. Aber nicht wärtig 35 Ortsgruppen mit rund 5000 Mitgliedern, aber eine schematis auf das heranwachsende Mädchen. Sie lehrten nicht nur als Müde, als Gebrochene. Mit der felsenfesten Ueberzeugung ihrer die sozialen und staatlichen Verhältnisse prüfend betrachten, fon- Jugend brachte sie auch deren Tatendrang und Arbeitsfreudigkeit Riesenschar von Mädchen und Frauen im Hausdienst steht noch dern verkündeten die Notwendigkeit und die Möglichkeit der Frei- mit aus dem Sterfer zurüd. Heute wirkt die Sechzigjährige im Aus- außerhalb der Organisation. Sie zu gewinnen, bedarf es einer heit, Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen auf der Grund- land wohin sie ihrer erschütterten Gesundheit wegen gehen zähausdauernden und geduldigen Agitationsarbeit von vielen Tage einer sozialistischen   Organisation der Gesellschaft. Wera mußte mit der glühenden Begeisterung und selbstlosen Hingabe Helferinnen. Möge der Appell an die Genoffinnen nicht ungehört Figners geistiges Leben und Streben wurde so in den gewaltigen ihrer jungen Jahre für die Sache der Revolution. Durch Vor- verhallen.( Das Bureau der Berliner   Ortsgruppe befindet sich Strom der idealen Gesinnung gelenkt, der in den sechziger und träge, Artikel, Flugblätter wirbt fie ihr Kämpfer und Kämpferinnen, Michaelfirchplatz 1.) fiebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts die fähigsten und feuert sie die Gehezten an, die kraftlos und entmutigt zusammenzu­besten Elemente der studierenden Jugend Rußlands   ins Lager der brechen drohen. Sie sucht das Los der Gefangenen und Verschickten Revolution trug. Mit Hunderten ihresgleichen empfand sie die zu lindern, indem sie Gelder für sie sammelt und die Greuel des Vorteile des Pesizes und der Bildung als ein Unrecht. Waren Absolutismus   vor der breitesten Oeffentlichkeit brandmarkt. Sie ihre Grundlagen nicht die graufigste Not und die schwarze Un- feßt ihr ganzes Sein fo raftlos und restlos für ihre sozialistischen wissenheit von Millionen? Dieses Unrecht zu fühnen durch die Ideale ein, daß einer ihrer Freunde zutreffend von ihr sagte: selbstlose Hingabe an die Sache des Volkes, an den revolutionären Wera Figner   ist 60 Jahre alt, aber ich glaube, wir müssen ihre Befreiungstampf: das war der Gedanke, der immer mehr ihr ganzes 22 Gefängnisjahre davon in Abzug bringen, um auf ihr richtiges Sein beherrschte. Alter zu kommen. Und dann haben wir noch nicht recht. In ihr wohnt die große Kraft der ewigen Jugend!" Der Jungbrunnen der Landesanstalt für Gewässertunde, mitgeteilt vom Berliner   Betterbureau dieser Kraft ist die sozialistische Erkenntnis, ist die revolutionäre Leidenschaft, die mit dem Wiedererwachen des russischen Proleta­riats die Zeiten nahen fühlt, wo die Revolution reisiger und sieg­reich wiederkehrt.

Wera Figner   studierte in Kasan  , Bern   und Zürich   Medizin. Das Recht des Weibes auf Bildung und Berufstätigkeit, auf volle Entfaltung und Betätigung aller feiner Gaben, war selbstverständ­lich ein Teil ihres Freiheitsideals. Als Aerztin   hoffte fie, manches Elend bekämpfen zu können, vor allem aber die Massen über die sozialen Ursachen ihrer Leiden aufzuklären, ihre Köpfe zu rebolu­tionieren und für den Sozialismus zu gewinnen. Mit nicht ge­ringerem Eifer als in die Medizin versenkte sich Wera Figner  beshalb in das Studium der sozialistischen, der revolutionären Bite­ratur. So war fie 1875 gerüftet, lehrend unter das Volk" zu geben, den Bauern und Arbeitern in Rußland   das Evangelium des Sozialismus zu predigen und das heilige Feuer der Empörung in der studentischen Jugend au schüren. Sie tat das zunächst unter ihrem wahren Namen, später unter falschem und in allerlei Ver­Kleidungen. Denn es dauerte nicht lange, so heftete der Erfolg ihrer zähen Arbeit und hinreißenben Beredsamteit die Schergen des Baren an ihre Fersen.

Die blutige Schmach und Schredensherrschaft des Absolutis­

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Wera Figner  , der stolzen Dulderin, der kühnen Freiheits­tämpferin den herzlichen, verehrungsvollen Schwesterngruß der deutschen   Proletarierinnen, die wie sie den sehnsuchtsschweren und doch flaren Blid unverwandt auf die emporsteigende Sonne des Sozialismus richten. ( Gleichheit.")

Ein Appell

an die Genofsinnen, mitzuarbeiten an der Organisation der Haus­angestellten, ergeht in der letzten Nummer der Gleichheit" von der Vorsitzenden des Verbandes der Hausangestellten. Wenn es im all­gemeinen schon schwer ist, die Arbeiterinnen zu organisieren, so find doch bei den Dienstmädchen noch besondere Schwierigkeiten zu

Leseabende.

Reinidendorf- Weft. Montag, den 29. 5. M, abends Uhr, in dem Lokal von Halmann, Scharnweberstraße 54: Vortrag der Genossin Frau Kiesel.

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