st.?«. 29.1#«, i. KeiilM des„NllWlills" Kerliner UlllksdlM.Eue der Partei.Aus den Organisationen.Die Generalversammlung des Wahlkreises Nordhauses«ahm nach einer längeren Diskussion folgende Resolution an:Die heule staltfindende Generalversammlung erkennt an, daßder Parteitag in Themnitz seine Arbeiten mit Fleiß erledigt hat.Besondere Anerkennung findet die Art der Erledigung des FallesHildebrand. Nicht einverstanden aber ist die Generalversamlungmit der Art der Behandlung deS Stichwahlabkommens durch denBorstandSeeferenten, wie auch der Abbruch der Diskussion überdiesen Punkt der Tagesordnung nicht der Wichtigkeit der Sacheentsprochen hat.***Ter Jahresbericht der sozialdemokratischen Parle! deö A gi-t a t i o n s b e z i r k s H a l l e für die Zeit vom 1. Oktober 1911 bis30. September 1912, den der Bezirksvorstand dem am kommendenSonntag stattfindenden Bezirkstag vorlegt, kann von einem sehr er-freulichen Fortschritt auf allen Gebieten berichten. Die Mitglieder-zahl konnte gesteigert werden von 29 364 im Vorjahr aus 24 369,was eine Zunahme von ruird 4999 neuen Mitgliedern oder 29 Proz.bedeutet. Die Mitgliederzahl hat sich in den letzten vier Jahrenverdoppelt. Das Verhältnis zu den sozialdemokratischen Reichs-tag-rrählern hat sich ganz wesentlich gebessert. Eine recht unbe-friedigendc EntWickelung zeigt die Zunahme der weiblichen Mit-gliedcr. denn zu den 3899 im Vorjahre organisierten Frauen könnennur 226 neue Genossinnen hinzugezählt werden. Mit AusnahmeManSselds, wo der durch den großen Bergarbeiterstreik bekannt ge-wordene reichstrcue Terrorismus wieder in der brutalsten Weisewütet, haben sMrtliche sieben Wahlkreise des Bezirks an dem Mit-yliederzuwachs Anteil. Die Kassenverhältnisse der übecwiegertdländlichen Wahlkreise haben sich wesentlich gebessert; während dieEinnahmen im Voriahrc 128 719,82 M. betrugen, erreichten sie imBerichtsjahre die Höhe von 183652,69 M. Nach den Beschlüssender diesjährigen Kreistage bekommen auch die letzten drei Kreise,die noch einen Monatsbeitrag hatten, den Zehnpfennig-Wiochen-bcitrag. Im Vorjahr wurden an die Hauptkasse 19 689.11 M., dies-mal 19 947,59 M. abgeführt. Für die ReichstagSwahl verausgabtendie acht Kreise einschließlich eines Zuschusses von 27 966,39 M. vomPartcivorstand 77 582,24 M. ES wurden insgesamt 849 öffentlicheund 1391 Mitglioderversammlungen abgehalten, sowie 2 539 599Flugblätter und Broschüren und 142 999 Volkskalender zur Ver-breitung gebracht. Zur Betreibung der schriftlichen Agitation wirdseit einem halben Jahre in allen Wahlkreisen(mit Ausnahme desZeitzer, der eine monatliche Agitationsschrift herausgibt) allviertel-jährlich in einer Auflage von 199 999 Exemplaren der.Stadt- undLandbote" verbreitet, wodurch die Flugblätter teilweise ersetztwerden sollen. Die Reichstagswahlen brachten gleichfalls schöne Er-folHe, denn es konnte im Bezirk die Zahl der sozialdemokratischenStimmen gesteigert werden von 83 678 im Jahre 1997 auf 199395im Jahre 1912, was einer Vermehrung um 39 Proz. gleichkommt.Tie Kommunalwahlen brachten gleichfalks wieder einen gutenFortschritt. Unter 492 sozialdemokratischen Gemeindevertretern(gegen 314) im Borjahr) befinden sich 75 Stadtverordnete. AnStrafen und GerichtÄosten hatten die einzelnen Kreise insgesamt2687 M. zu zahlen. In ManSfcld konnte überhaupt noch keineVersammlung unter freiem Himmel abgehalten werden. Fast inallen Orten mit einigermaßen festen Partei- und GcwerkschastS-organisationen bestehen BildungSausschüsse, die bemüht sind, dasBildungSwcsen planmäßig zu fördern. Die Ausilagczifser der beidenim Bezirk erscheinenden Parteiblätter hat sich sehr erfreulich ge-hoben: das„H a l l e s ch e V o l k S b l a t t" hat rund 86 900 undder..Zeitzer V o l k s b o t e". der seit vorigem Jahr in eigenerDruckerei hergestellt wird, 12 999 Abonnenten. Auch der Jugend-bcwcgung wird regeS Interesse gewidmet. Die Zahl der Jugend-auSschüsse stieg im Berichtsjahr von 29 auf 54, die der Abonnentenauf die„Arbeiter-Jugend" von 2955 auf 3365. Zum BezirkSmoi-fondS, der einen Kassenbestand von 13 596,41 M. aufweist, haben fastalle Parteigenossen, die sich in einer Stellung befinden, in der sieohne Lohnverlust den I. Mai feiern können, ihren Tagesverdienstabgeführt. Die Bezirkskasse hatte eine Einnahme von 38 577,59 M.und eine Ausgabe von 37 647,45 M.Der Parteitag des niederrhcinischrn Agitationsbezirk»fand am Sonntag und Montag in Hagen i. W. statt. Sämtliche14 Wahlkreise des Agitationsbezirls waren vertreten. Als Vertreterdes Parteivorstonde» nahm Genosse Scheide mann an den Ver-Handlungen teil. Aus dem Geschästsbericht, den der ParteisekretärGenosse Haherland«stattete, sind folgende,'das erfreulich«kleines f einlleton.Die Opfer des Flugwesens. Seit dem Jahre 1998, in dem dieersten erfolgreichen Flüge ausgeführt wurden, bis zum 1. Oktoberdieses Jahres find etwas über 299 Menschen diesem Sport zumOpfer gefallen. Da? erste war der amerikanische Leutnant Selfrivge,der als Passagier von Orville Wright am 17. September 1998 denTodessturz tat. Nach einer im.(EoSmoS' zusammengestellten Listehat Fronlreich entsprechend seiner lebhaften Betätigung im Flugwesendie meisten Verluste zu beklagen gehabt, nämlich 57 Tote, von denen26 dem Mililärstand angehörten. Auf diese Zahl entfielen fünfPassagiere oder, wie es jetzt heißen soll. Fluggäste oderMilflieger, außer-dem zwei weibliche Führer. Daß Deutschland in dieser Aufzählungan zweiter Stelle steht, beweist, welche Verbreitung das Flugwesenbei unS gewönne» hat. Die Zahl der tödlichen Unglücksfälle betrugin Deutschland 42. davon 14 Offiziere. In Amerika sind nur39 Todesfälle zu beklagen gewesen, in England 22. Dann folgenItalien mir 15, Oeiierreich, Schweiz und Rumänien mit dreiderartigen Unfällen. Selbst so ferne Länder wie Peru undBrasilien. auch Australien haben schon einen tödlichenFliegerunsall zu verzeichnen. Von der Gesamtzahl kommen25 auf Fluggäste. ES liegt nahe, diese Zahlen als einenneuen Beweis für die besondere Gefährlichkeit des Kunst«fiugs zu betrachten, aber es muß in Rücksicht ge-zogen werden, daß auch die Summe der Fliigleistungen außer-ordentlich gestiegen ist. So kamen in Frankreich auf 29 Militär«flieger bei einer Leistung von 399 999 Kilometer in dem letztenHalbjahr 19Il neun Todesfälle, also je einer auf 33 999 Kilometerund je einer auf 18 Flugsührer. Ich ersten Halbjahr 1912 dagegenwar die Zahl auf 259 und ihre Leistung auf 659 999 Kilometer ge-wachsen, während die Zahl der Todesfälle die gleiche blieb, so daßnur je ei» Opfer auf 72990 Kilometer und auf 28 Führer entfiel.Es ist also bereits eine erhebliche Verbesserung zu verzeichnen.Musik.WeingartnerinderMark.— Die granziös-vornehm-heroische Geste kann in der Kunst ganz wohl etwa« bedeuten, zi.malwenn sie so auS der Natur kommt wie bei dem Dingenten FelixWeingartner. Weniger gut steht sie, wenn sie ihren Trager rmpraktischen Leben zu Konflikten führt, an denen etwa noch entz,Un-beschick in formellen Dingen Mitschuld ist. Am schlechtesten aber stehtsie, wenn dem HeroS ein HeroSlcin gewachsen sein und teme ngene Gestegegen ihn wenden will. Der Held ist dereinstmal seinem Geld ander Kasse nicht nachgelaufen; schicken hätte man's ihm l�en; unddann dirigierte er die Sinfoniekonzerte nicht: und da stand dasHeldchen von der Generalintendanz der königlichen Theater auf;und kurz und gut oder lang und schlecht: Weingartnerdarf bis 1916 nicht mehr im Berliner Kreise mit so und soviel Kilo«Wachstum'der Partei am Niederrhein kennzeichnende Angaben vonbesonderem Interesse:Vom 1. Juli 1911 bis 39. Juni 1912 haben im Agitationsbezirk3993 politische Versammlungen(1931 öffentliche und 1972 Mit-gltederversammlungen) stattgefunden. An Flugschriften wurdenverteilt 12 Millionen Exemplare. Diese ungeheure Masse Agita-tionsmaterial diente natürlich hauptsächlich der Führung des Reichs-tagswahlkampfes. Hierin sind auch 159999 Broschüren, die nnent-geltlich verteilt wurden, eingeschlossen. Der Mitgliederbestand inden 14 Wahlkreisen beträgt 49 932, darunter 6387 weibliche. Ausdie einzelnen Wahlkreise verteilen sie sich folgendermaßen: Lennep-Remscheid-Mettmann 4217, Elberfetd-Barmen 6591, Solingen 4458,Düsseldorf 7116, Essen 4892, Duisburg-Mülheim-Oberhausen 4464,Mörs-ReeS 862, Cleve-Geldern 100, Kempen 831, München-Gladbach 652, Krefeld 1652, NeuS-Grevenbroich 677, Hägen-Schwelm3946, Altena-Iserlohn 1064. Gegen das Vorjahr ist die Zahl dermännlichen Mitglieder gestiegen um 4994 oder 13,5 Proz.. die derweiblichen um 749 oder 13,2 Proz. Wonnenten der„Arbeiter-Jugend" sind im Agitationsbezirk 7638 vorhanden, gegen 5199 imVorjahre. Jugendausschüsse bestehen 21. Die Bildungsarbeit wirdaußer von dem Bezirlsbildungsauoschuß mit dem Sitz in Elberfeldund den ihm unterstellten 3 VorortÄildungSauSschüssen in Elberfeld» Essen und Düsseldorf noch von 21 örtlichen BildungSauSschüssenbesorgt. Die Parteipresse hat im letzten Jahre 14 999 neue Abon-nenten gewonnen. Die Zahl der sozialdemokratischen Gemeinde-Vertreter beträgt gegenwärtig 298 gegen 166 im Vorjahre. DieReichstagSwahlen brachten uns eine Sttmmenzunahme von 46 469oder 31,8 Proz. und 6 Reichstagsmandate. An Mitgliederbeiirägenwurden 165 810,20 M. eingenommen, was gegen das Vorjahr einMehr von 23 787,71 M. bedeutet. An den Parteivorstand wurden31 169,13 M. abgeführt. Neben den acht täglich erscheinenden Partei-blättern wird im Agitationsbezirk die monatlich« Agitcttionszeitung„Morgenrot" teils für 5 Pf. pro Exemplar verkaust, teils grattsverbreitet. Die gegenwärtige Auslage beträgt 31 999 Exemplare.Zur Bewältigung der stark gewachsenen Parteiarbeiten im Bezirkist neben dem Genossen Haberland noch der Genosse Lewerenz-Krefeld für das linksrheinische Gebiet und die Genossin ElfriedeGewehr für die Frauenagitation angestellt worden.Heber die verflossenen Re i ch Sta g Swa h I e n referierte Ge-nasse Haberland. In>der Diskussion nahm n. a. GenosseScheide mann Gelegenheit, gegenüber falscher Auslegung desChemnitzer Beschlusses bezüglich der„Dämpfung" Stellung zunehmen.Die übrigen Verhandlungen füllte ein Referat des GenossenLeinert über die preußischen LandtagSwahlen 1913und ein Vortrag deS Genossen Gewehr über das neue Organi-sattonSstatut der Partei au». Zum preußischen LandtagSwahIIampfbeschloß der Parteitag eine Resolution, in der zur tatkräftigen Or-ganisation und Agitation aufgefordert und«S den nichtpreußischenGenossen zur Pflicht gemacht wird, die preußische StaatSangehörig-keit zu erwerben.Das OrganisafionSstatut wurde im Einklang mit dem Chemnitzer Beschluß geändert.— Sitz deS Agitationskomitees bleibtElberfeld. Dte Festsetzung deS nächsten Tagungsortes wundedem Agitationskomitee überlassen. Damit hatten die zweitägigenVerhandlungen ihr Ende erreicht.Die chinesischen Sozialisten und die Regierung.Vor einem Jahr noch war für die Sozialisten deS Reiches derMitte die Verbreitung von Druckschriften und Abhaltung von Ver-sammlungen ein halsbrecherisches Unterfangen. Trotz der überalllauernden Gefahr, Freiheit und Leben zu verlieren, wurde die Agi»tation im stillen weitergeführt, aber der Erfolg stand im umgelehrtenVerhältnis zu den Mühen und dem Risiko. Der in langen Jahr«Hunderten versteinerle VolkSgeist war für sozialistische Ideen un«empfänglich. Mächtiger und schneller, als es erwartet werdenkonnte, hat indessen die Revolution den schlafenden RiesenauS dem Schlummer gerissen, fein politisches Denken entsachtund ihm neue Bahnen zugewiesen. Kräftiges politisches Lebenhat sich in den kurzen Monaten in den Städten entwickelt,und erfaßt in schnellem Tempo die Landbevölkerung. Die stetigwachsende politische Strömung trägt auch den Sozialismus vor diebreite Oeffentlichkeit. Was vor zwölf Monaten noch gänzlich un-möglich war und als sträfliche Verwegenheit galt, wird jetzt allent-halben in steigendem Maße getan: Die Sozialisten treiben aufoffener Straße in Wort und Schrift Propaganda und finden Anklangund neue Rekruten.Die durch die Revolution geschaffene größere Freiheit brachtedie Möglichkeit, an die Zusammenfassung der Kräfte in eine festeOrßanisation zu denken. Vor einigen Wochen wurde denn auch diesozialistische Partei gegründet und, den gesetzlichen Bestimmungenmeter Radius öffentlich dirigieren. Jetzt kommt der Kluge von einemneuen Konzertbureau, spart die Heldengeste und geht in die Provinz— ausgerechnet nach Fürsten walde(so und so viel Einwohner,einst histonsch groß, dann historisch klein und allmählich wieder einbißchen modern). Dort mietet er dnS„GesellschaftShaus" und läßtWeingartner mit unserem Blüthner-Orchester vier Konzertedirigieren. Drei Sonderzüge zu jedem und zurückl„Ganz Berlin" stürmthin, macht sich im Coups dick und mundwerkt vom Reisen und Essen. AmDienstag abend ging's das erste mal hinaus..Ganz Fürstenwalde'formiert unter Polizeischutz auf dem Babnhofsplatz eine Lästeralleeund lacht über unS. Zwischen niedrigen Häusern auf hochgotischemPflaster geht'S zu Kunststätte, einem richtigen Provinzbau mit„un-möglichen" Eintritts- und Garderobenverhältnissen. Ringsumin dem familiär anmutenden Saal für gut 1999 Personendie bekannten Premierengesichter. Eben hat ein an denSaaltüren angekritzeltes Telegramm gemeldet, daß Weingartnerseinen Prozeß auch vor der obersten Instanz verloren hat.Mit„nicht endenwollendem" Beifall wird der Verbannte be-grüßt. Die familiäre Stimmung hält an. lächelt gemütlich, wenndie Bläser verzweifelte Anstrengungen niachen. ihren Heldennicht zu blamieren. Er hat sein Orchester aber auchordentlich zusammengepackt. Für seine Art des Dirigieren«ist es allerdings schon der Zahl nach zu klein; die heroische Wucht istzwar da, aber das„Pathos der Distanz' will in dem gemütlichenSaale nicht kommen. Indessen freut man sich, die drei ersten Sin-fonien Beethovens in der gewaltig ansteigenden Reihe zuhören; und wer die Aufgabe des Dirigierens nicht doch anderswosucht— dort nämlich, wo H. v. Bülow sie gefunden hat— der kannan der schlichten Klarheit und Einfachheit, mit der sich der Dirigent„großzügig" auf die Grundlinien der Werke beschränkt,ohne Tempowechsel und Akzentreichtum. doch noch seine Freudehaben.Die Komödie ist mit dem abermals„nicht endenwollenden' auS.Mein Begleiter, der manchmal gar so ausgefallene Ideen hat. ver-ficht ganz hartnäckig, ja mit neuer heroischer Geste die Hypothese,im Saal seien sogar ein oder zwei Fürstenwalder gewesen.Und trotzdem ist es schwer, nicht ernst zu werden und in demGrandulk mit der einstigen BisckiofSstadt nicht etwa» mehr zu sehen.Unsere Großstädte haben daS Land unnalürlich in eine überfüttertestädtische und eine auSgebungerte ländliche Welt zerrissen. Ganzallmählich kommt der Rückschlag. Mit der Industrie, die Raum undWasser und Billigkeit braucht, beginnt er; die„zentrale Anshöhlung'der Großstadt setzt ihn fort; die Villcnkolonien tun mit; Wander-vortrüge. TurniiSauSstellungeii und Stüdtcbundtheater schieben nach;und die Musik...? ez.Humor und Satire.D i e R e g i e r u n g g i b t n a ch I Wir sind in der Lage, eineamtliche Anlündigung zu veröffentlichen.des neuen Regimes entsprechend, bei der Behörde angemeldet.Damit erhielt die Regierung DunaschikaiS Gelegenheit, zu beweisen,wie es um ihre, im Verfassungsentwurf versprochene und Ibei fest-lichen Anlässen genügsam verkündete politische Gleichberechtigungaller Bürger in Wirklichkeit bestellt ist. Sie bewies hier, daß sie vondem nämlichen kleinlichen Geist besessen ist, wie andere Bourgeois-regierungen auch: Der sozialistischen Organisation wurde die legaleAnerkennung versagt und der Minister des Innern begründete dieseRegierungsentscheidung mit der Behauptung, daß die zahlreichensozialistischen Klubs daS Privateigentum nicht anerkennen. Mitdieser Entdeckung wird der Minister, soweit das Privateigentuman Grund und Boden und Produktionsmitteln in Frage kommt,schon recht haben, aber die Abweisung wird deshalb nicht gerechtund einwandfrei. Jedenfalls sind die Sozialisten nicht geneigt, sichmit der ministeriellen Begründung zufrieden zu geben. Sie be-trachten die Verweigerung der Anerkennung als eine Vergewaltigungdes Geistes und des Buchstabens der neuen(provisorischen) Ver-fassung. Dieser Tage haben sie an das Parlament um Schutzappelliert. Daß Bürger bei der Volksvertretung Beschwerde überdie Regierung führen, einen solchen Fall hat China in seiner Jahr-tausende alten Geschichte noch nicht erlebt. Aus die Entscheidungdiese? überaus interessanten und hochbedeutenden Präzedenzfalleskann man berechtigterweise sehr gespannt sein.polizeiliches» Genebtliebes ulw.Preßprozeß.Während des Bergarbeiterstreiks erzählte der christliche Berg-.arbeiter Meurer in Rellinghausen dem KnappschaftSältesten Schroll,er(Meurer) sei von Polizeibeamten verprügelt worden und habeAnzeige gegen die Polizisten erstattet. Schroll teilt« den Borfall ineiner Versammlung der Streikenden mit und knüpfte daran dieMahnung zur Ruhe. Die„Arbeiterzeitung" berichtete darüber in derForm, daß ein Mitglied des StreilbruchgclverlvereinS in„Polizei-licher Behandlung" gewesen sei. Dadurch fühlte sich die Polizei be-leidigt und stellte Strafanttag. Die Strafkammer des Essener Land-gerichts sprach dem Angeklagten Schroll den Schutz des§ 193 desStrafgesetzbuche» zu, während der verantwortliche Redakteur unseresEssener Parteiblattc»,- der Genosse Neumann, zu vierzehnTagen Gefängnis verurteilt wurde. Der Schutz des K 193wurde ihm von demselben Gericht versagt, das wenige Tage vorhereinem bürgerlichen Redakteur, der den Statthalter Grafen Wedel derPflichlvergessenheit geziehen hatte, Wahrung berechtigter Interessenzuerkannte._Hua Industrie und ftandel.Der Lohn der toten Grubensklave«.Die Gewerkschaft Lothringen, auf der im August d. I.110 Bergarbeiter der Profitsucht des Privatkapitals zum Opferfielen, erhöht ihre vierteljährliche Ausbeute pro Kux von35V M. auf bvv M. Die schwere Grubenkatastrophe hat alsodem Unternehmen nichts geschadet. Von dem Mehrwert,den die 11V Toten schufen, geht der Gewerkschaft Lothringennichts verloren. Um so bitterer werden die Hinterbliebenenund Mitkämpfer der im Dienste des Kapitals Verunglücktenvon der Profitsteigerung Kenntnis nehmen.Branutweinproduktio»«nd Branntweinpreise.Infolge des Aussalls der Kartoffelernte ist die Erzeugungvon Branntwein im Betriebsjahre 1911/12(1. Oktober bi» 8C Sep-tember) wiederum gesunken. Sie war die kleinste seit dem Fahre1897/98. Auch der T r i n k v e r b r a u ch hat wiederum abgenommen,während gewerblicher verbrauch und Export stiegen. Mit derMindererzeugung hatte die Spirituszentrale die außerordentlicheVerteuerung ihres Produktes während der letzten Jahre zu begründenversucht. Nun ist in diesem Jahre die Kartoffelernte gut aus-gefallen. Infolgedessen stieg die Produktion des Branntweins bereitsim September von 57 999 Hektoliter des Vorjahres auf 199 999 Hekto-liter, also fast um das Dreifache. Dennoch hat es die Spiritus-zentrale in einer gestern stattgefundencn Sitzung abgelehnt.die Preise zu ermäßigen. Die Zentrale will sich wenigstenseine Weile noch ihrer Exirawucherprofite erfreuen. Die Arbeiter«schaft wird durch strenge Meidung von Schnaps jedenfalls nicht zueiner Vergrößerung dieses Profits beitragen.Seit Beschluß des Leipziger SchnapsbohkottS stellte sichdie Entwicklung des Schnapsverbrauchs:Die Staatsregierung hat beschlossen, gegen die herrschendeFleisch t e u e r u n g, die zugegeben werden soll, ohne daß dabei voneiner Fleisch not oder ähnlichem Rummel gesprochen werden darf,die folgenden Erleichterungen zur demnächitigen Erwägung in vor-übergehende Aussicht zu nehmen.Für größere Städte im Osten,— deren Auswahl sich die Re-gierung vorbehält,— bei denen ein Bedürfnis besteht,— das durcheine besondere Kommisston geprüft werden wird,— soll die Einfuhrvon frischem Schweinefleisch aus Rußland,— sofern keine speziellenBedenken entgegenstehen,— bis auf Widerruf.— der jederzeit ein-treten kann,— und unter der Boraussetzung, daß die Fraktion Oertelzustimmt,— was bezweifelt wird,— gestattet werden.Rind- und Schweinefleisch aus Serbien, Rumänien undBulgarien kann— wenn politische Erwägungen dem nicht entgegen-stehen.— im Wege besonderer Genehmigung.— die von denTruppenverschiebungen in diesen Ländern abhängt,— und unter behördlicher Mitwirkung in betreff der Preisfestsetzung,— insofern sichhierbei ein auffälliger Preisdruck vermeiden läßt,— in plombiertenWagen,— falls kein Wagenmangel und Plombenmangel eintritt,—zugelassen werden.Im übrigen ist sich die Regierung darüber klar, daß eine dauerndsichere Fleischversorgung nur dann eintreten wird, wenn der heutigeFleischverzehrer— anstatt gegen eine halbe und viertel Maßregel zumurren,— von den LandeSmelioratioiien,— die wir in Aussichtstellen,— und von der inneren Kolonisation,— die wir im Wegeder Gesetzgebung für die nächsten Jahrzehnte in Angriff nehmenwollen,— satt wird.Schließlich wird bestimmt, daß jedermann,— ohne Ausnahme,— der an dem Glanben festhält,— dem der§ 12 des Fleischbcschau-gesetzeS entgegen steht,— die Regierung würde die generelle Ein-fuhr von Gefrierfleisch zulassen,— was vom Standpunkt des Kau-sumenteu daS einfachste und praltischste wäre und aus diesem Grundevon den vorgeordnetcn Stellen abgelehnt werden muß,— sich per-söulich als einen uuzerlegten Ochsen betrachten darf.(.Lustige Blätter'.)Notizen.— Musikchronik. Freitag veranstaltet Musikdirektor MartinG r a b e r t in der Dorotheenstädtischen Kirche ein Orgelkonzertbei freiem Eintritt, unter Mitwirkung von Frau Charlotte Künpcl(Sopran), Pros. Slruß(Bioline) und Kurt Lietzmann(Violine).DaS Programm enthält Werke von Bach, Schubert, Grabert.Im Neuen Volls-Theater findet am Sonnabenddie erste Vorstellung des Vereins„Versuchsbühne" statt. Zur Auf»fuhrung gelangt.Walter Boll' von Adolf F e d o r o w.