kann sich neben Ken Preußischen Junkern und dem BischofHenle sehen lassen. Dazu paßt das andere Wort:„Ich glaubenicht an die Herrschaft der Masse. Ich glaube an Aristokratie,die Herrschaft der wenigen." Man kann sich bei solcher ü5e>sinnung ein Bild davon machen, wie die vielberedete Reform-arbeit der Demokraten, tatsächlich der rückständigsten Parteider Union, in Wirklichkeit aussehen wird.politifche ücberfubt.Berlin, den 6. November 1912.Nach der Wahl.Der Ausfall der Wahl im 1. Berliner Wahlkreise könnte nachaußen den Anschein erwecken, als hätte die Sozialdemokratie ein«Niederlage erlitten. In Wirklichkeit ist die Zahl der für die Sozial.temokrati« abgegebenen Stimmen größer, als unter den obwaltendenUmständen erwartet werden konnte. Die ja enge Beziehungen zum.Magistrat unterhaltenden freisinnigen Blätter konnten am DisnS-tagnachmittag mitteilen,>daß seit der Hauptwahl über 28 0 0Wähler aus dem Kreise verzogen seien. Da aber nach denalten Listen gewählt wurde, war ganz naturgemäß mit einem er-hcblichen Siimmenrückgang zu rechnen. Die gegnerischen Blätterwiesen auch schon vorher daraus hin, daß von>den Verzogenen min-dcstens% sozialdemokratische Wähler seien. Tat-sächlich konnte auch eine sehr groß« Zahl der proletarischen Wählernicht aufgefunden werden. Einer Anzahl der Verzogenenwurde zudem die Ausübung des Wahlrechts unmöglich gemacht,weil man ihnen ganz unvermutet eine besondere Wahllegitimationabforderte.Der Erfolg der Wahl nach den alten Listen war zunächstziffernmäßig der, daß jetzt 1632 Stimmen weniger abgegebenwurden als bei der Wahl im Januar. Mit einem Stimmenrückgangvon zirka 1000 Stimmen hatten wir«denn auch gerechnet. Wir ver-loren aber gegenüber der Hauptwahl nur S67 Stimmen. Das istein über Erwarten günstiges Resultat. Es zeugt von unsererWeribekraft, denn daß für uns die Verhältnisse außerordentlichungünstig lagen, darüber herrscht bei Freund und Feind leinZweifel. Wenn die„Vossische Zeitung", die am Dienstag einenganz natürlichen großen Stimmenrückgang der Sozialdemokratiekonstatierte, nun von„einem empfindlichen Rückgang der Sozial-demokratie" fabuliert, dann spricht daraus nur di« Enttäuschungüber die Festigkeit der sozialdemokratischen Wählerschaft im—Schloßkreise; auch Agitationsbedürfnis spricht da stark mit. ebensodas Bedürfnis nach— Gewiffensberuhigung.Wir schenken uns moralisierende TentimentS über die niedrigeÄampsesweise des Freisinns und über di« von ihm beliebte Hansa»bündlerische Anreißerei. Das nur wollen wir feststellen: mit demBerliner Freisinn kann der berüchtigt« Reichsverband aus dem Ge-biete unanständiger Kampseswcise nicht mehr konkurrieren?Trotz alledem, unsere Stimmenzahl hätte größer sein können,wenn die Demokraten nicht vollständig versagt,wenn sie nicht fast geschloffen zum Freisinn hnmbervoltigiert wären.Selbst das„Tageblatt", das im Januar seinem bis dahin ver-himm«lten Gädk« einen Eselsfutztritt versetzte, konstatiert nun einenUeberlauf der Gädkewähler zum„Tageblatt"kand!daten. Nach derHaltung der Organ« der Herren Gädke und Gerlach war mit demUeberlauf der Demokraten zum Freisinn zu rechnen. Daß er sichfast restlo» vollzog, klärt dt« Situation.Obwohl auch der Freisinn durch den Fortzug einiger Wählerverloren haben wird, wurden am Tienkkäg für seinen Kandidatendoch 230 Stimmen mehr abgegeben al» bei der Haupt-wohl im Januar. Wie erklärt sich da»? Nicht anders al» durch denUeberlauf der sogenannten Demokraten. Mit Ausnähme desSchloßbezirkS hat der konservative Kandidat keine Stimme verloren,insgesamt gewann er sogar 106 Stimmen. Wohl als Resultateiner energischen Instruktion der Schlohbeamten sprangen im6. Bezirk 50 konservative Wähler ab: der Freisinn konnte sie alsZuwachs buchen. Der Freisinn steht„oben" höher im Kurse wie derAntisemit!Eine weitere Bergleichung der Wahlresultate nach den ein.zelnen Bezirken ergibt, daß die demokratischen Wähler, mit verhält.nismähig wenigen Ausnahmen, geschloffen in da» freisinnige Lageradoe'-bwenkt sind. Damit hat die Demokralilch« Vereinigung au».gespielt. Sie hat in ihrer Leitung so wenig politischen Sinn, einensolchen Arad von Direktionslosigkeit, in ihrer bisherigen Anhänger»scherst so wenig Klassenbewußtsein verraten, daß sie sich jetzt dieformal« Liquidation ruhig ersparen kann. Sie war eine vorüber-gegangen« Erscheinung.Wir bogrüßen die Klärung! Sie zeigt von neuem, daß esnur ein Hüben und«in Drüben gibt! Und al» Genosse Düwell inder Versammlung am Dienstagabend daraus hinwies, fand erstürmischen Beifall, ungeteilte Zustimmung. Ueberhaupt: die Ver-sammlung verriet nichts von Enttäuschung, nichts von Mißmut.Eine kleine Geschichtsfälschungversucht das..Berliner Tageblatt". Im Kreise Teltow-Beeskowist bekanntlich durch den Tod des Herrn Felisch eine NackMahlzum Abgeordnetenhause nötig geworden, und sie stellt denFreisinn wieder mal vor eine ihm sehr unangenehn« Prü-fung. Sozialdemokratie und Freisinn zusammen sind indiesem Kreise bedeutend stärker als die Konservativen. Trotz-dem hat der Freisinn im Jahre 1908 beide LandtMsmandatede« Kreises den Konservativen in die Hände gespielt, indemer sich weigerte, eins der Sozialdemokratie zu überlassen. EineUebereinkunft. wonach ein Mandat dem Freisinn, das andereder Sozialdemokratie zukam, konnte damals den Kreis denKonservativen entreißen. Die Sozialdemokraten waren dazubereit, die Freisinnigen lehnten ab.Offenbar liegt dem Freisinn auch diesmal die Angstschwer iin Magen, es könne ihr» schon jetzt eine klare undfest? Stellungnahme zur ollgemeinen Landtagswahl zuge-mutet werden. Nichts aber ist für den Freisinn fürchterlicher,als offen Farbe zu bekennen. Deshalb versucht es das..Berliner Tageblatt" mit einer kleinen StimmungsmacheEs schreibt:..Ob vi« sozialbemokeatischen Wuhlmmvner von Teltow-BeeSkow'Storkow auch diesmal wieder einem Zugehörigen der Haus-knechtparagraphenfraktion zu einem Mandat ver»helfen werden, das erscheint uns doch einigermaßen zweifelhast."Hieran ist zunächst ganz falsch, daß die Sozialdemokratendem Herrn Felisch zum Mandat„vecholfen" � hätten. Viel-mehr hatte er seine Wahl, wie oben gezeigt, lediglich den Frei»sinnigen zu verdanken. Sodann aber— wenn hier versuchtwird, die Konservativen allein als..Hansknechtspara»graphen-Fraktion" hinzustellen und den Anschein zu erwecken.als ob auf die..Fortschrittler" auch nur gegen solche Exzesseder Reaktion irgendwelcher Verlaß sei, so ist das nichts weiterals eine artige kleine Goschichtsfälfchung. Wir wollen dochnicht vergessen, daß auf die Frage, ob Herr v. Ersfa zu seinerGewalttat gegen unseren Genossen Borchardt berechtigt war.die„Fortschrittler* des Abgeordnetenhauses mit Ja zustimmen beschlossen haben, und daß der fortschrittliche HerrCassel noch im letzten Augenblick atemlos hereingestürztkam, um nur ja diese staatserhaltende Abstimmung nicht zuversäumen. Und die fortschrittliche Fraktion hat es sogarfür nötig gehalten, 24 Stunden vorher der Welt zu ver-künden, sie werde für daS Recht des Präsidenten zur An»Wendung des Hausknechtsparagraphen stimmen,„in der Ueberzeugung, daß die Ordnung deS Hause» gewahrtwerden muß. wenn nicht das parlamentarische Wesen selbstschweren Schaden leiden soll."In der Praxis ist also die„Fortschrittliche Volkspartei"für den Hausknechtsparagraphen eingetreten. Daß sie da-neben, um das Gesicht zu wahren, einen Antrag eingebrachthat, ihn wieder zu beseitigen, kann neben dieser ihrer prakti-schen Haltung nicht ins Gewicht fallen und wird niemandirreführen. In Wahrheit sind somit die Freisinnigen genauebenso eine„Hausknechtsparagraphen-Fraktion"" wie dieKonservativen, und wenn es nur hierauf ankäme, könnte esuns ganz egal sein, ob ein Freisinniger oder Konservativerden Platz Felischs einnimmt. Das„Berliner Tageblatt"sollte deshalb seine Versuche, das Wässerlein zu trüben, liebereinstellen und statt dessen seiner Partei eine klare und deut-liche Stellungnahme zur Landtagswahl des kommendenJahres anraten._Klerus und Gewerkschaft.In verschieden� außerdcutschen Staaten ist das Urteil derkatholischen Kirche über die christlichen sogenannten„interkonfeffio-nellen" Gewerkschaften längst gesprochen, z. B. auch in Holland.Die Bischöfe von Utrecht und Hertogenbosch haben bekanntlich denkatholischen Arbeitern verboten, der„U n i t a S" seine christlicheTextilarbeitergewerkschaft) anzugehören. Es half kein Protest, keinBitten und Flehen, die katholischen Textilarbeiter mußten ausihrer Organisation heraus. Von allen Kanzeln wurden die Gläu-bigen aufgefordert, den bischöflichen Befehlen zu gehorchen, undviel, gehorchten, so daß die„UnitaS" sehr geschwächt wurde. Umnicht ganz zugrunde zu gehen, hat die„Unitas" unter Hinzuziehungehemaliger Mitglieder den Versuch unternommen, die holländischenBischöfe umzustimmen. Es wurde eine lange Erklärung aufgestellt.worin den Bischöfen eingehend die Notwendigkeit christlicher inter-konfessioneller Gewerkschaften dargelegt wird. In dieser Erklärungheißt es:„Die Berufsorganisation wirkt nie anders als öffentlich.Jeder kann also kontrollieren, ob stets in Uebereinstimmung mitden christlichen Grundsätzen gehandelt wird; Mißtrauen brauchtgar nicht zu bestehen. Das Ehrgefühl, das wir als christliiyeArbeiter besitzen, mühte schon eine genügende Gewähr dafür sein,daß wir in der christlichen Berufsorganisation keine Aktionenunternehmen und keine Beschlüsse fassen, die Gefahren für dieReligion und für die Sitten heraufbeschwörenr Wenn es anderswäre, dann hätten wir in den sogenannten neu-traten Organisationen bleiben oder uns ihnen wiederanschließen können."An anderer Stelle wird erklärt:•„Außerdem meinen wir auch imstande zu sein, über die Frageurteilen ku können, inwieweit durch das Bestehen und Wirkender„UnitaS" Mischehen befördert oder geschlossen wordensind. Darauf abzielende Vorwürfe werden in der Bekämpfungde» Bundes öfters erhöben. Wir haben über dies« ernste Frageeine ernste Untersuchung eingeleitet. Die Folge der Untersuchungist gewesen, daß unS kein« einzige Mischehe nachgewiesen werdenkonnte, die durch da» Bestehen oder die Wirksamkeit des Bundeszustande gekommen wäre."Die Bischöfe scheinen noch stärkere Garantien zu wünschen.Wenn di«„UnitaS" sagt, daß sie kein« Beschlüsse fassen wevde, dieGefahren für di« Religion und für die Sitten hera-ufbeschwören,so können sich die Bischöfe doch zufrieden geben, und mehr nochdurch die Erklärung, daß die„UnitaS" nichts mit der neutralenOrganisation der Arbeiter in Holland zu tun haben will. Dieseneutralen Organisationen sind nämlich ähnliche Gebilde wie inDeutschland die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine, nur noch umeinig« Grade schwammiger.Das Zentrum und die nächsten preußischen Landtag?-wählen.Nicht ohiee Sorgen sieht das Zentrum den kommenden Land-tagSwahlen entgegen. Der Landtagsabgeordnet« Klocke-Kassel be-spricht die Bedeutung dieser Wahlen für das Zentrum im Oktober.Heft der Windthorst-BundeSzeitschrift„DaS Zentrum". Als dasWichtigst« erscheint ihm die Aufrechterhaltung einer Parteikon.stellation, in der Konfervative, Zentrum und Polen die Majoritätbehalten, um in konfessionellen und schulpolitischen Fragen keinenFortschritt auskommen zu lassen. Erste» Ziel des Zentrums mußes also sein, solchen Verlusten vorzubeugen, denn wenn sie er»folgten, etwa zugunsten der Freikonservaiiven und der National-liberalen, so wäre damit die klerikale Schulpolitik gefähroet.Vornehmlich gilt natürlich der Kampf des Zentrums den Sozial»demokraten und den Freisinnigen, die Klocke schon als„Rotblock"vereinigt siebt. Er schreibt:„Ob greikonservative und Nationalliberale soviel neueMandate erringen werden, daß dadurch ihr Einfluß erheblichverstärlt wird, ist zum mindesten zioeifelhast. Di« National.liberalen hoffen vielleicht im rheinisch-westfälischen Industrie»bezirk gegen das Zentrum, in Hannover und im Osten gegendie Konservativen Maiwate erringen zu können: aber es gibtauch Hoffnungen, die trügen. Eine einflußreichere Stellungwerden sie nur erlangen, wenn der Rotblock größere Erfolgeerzielt. Diese zu vereiteln, gegen den Rotblock zu kämpfen,mutz deshalb unsere Sorge und Aufgabe sein. Damit dienenwir auch dem, was über den Aufregungen der Wahlleidenschaftund den Gegensätzen gegen die Mittelparteien nicht vergessenwerden darf, dem Kampfe gegen die Sozialdemokratieund diejenigen, die sich in ihre Abhängigkeit begeben. Gegensie mutz die Gemeinbürgschaft der bürgerlichenParteien geschlossen, gehalten und durchge-führt werden, trotz aller sonstigen Gegensatz e."Mit den Nationalliberalen de» rheinisch-westfälischen In-dustriegebietS wird das Zentrum, wenn nicht alle Vorzeichentrügen, ohnehin ein Geschäft auf Gegenseitigkeit machen. Es riS»liert dewei auch nichts, denn dies« Auch-Nationalliberalen sind inWirklichkeit schon längst konservativ.\ein politischer Prozeß.Wie die.Natioiialliberol« Korrespondenz" mitteilt, hat derReickstagsabgeordnet« S-biffer gegen die Chemnitzer„Volttstimme"Ilrakanirag gestellt wegen der Behanpiuiig. daß er bei derP.äsidenteiiwahl im ReiwStage für Bebel gestimmt Hab«.— HerrSänffer hat die« noch langem Zögern in der„NationolliberalenKorrespondenz" in Abrede gesuü,. Die Stinnnabgabe bei derPräsidemenwahl ist geheim, ein schlüssiger Beweis also nicht leicktzu fuhren: unm-rhin erscheint es einigermaßen befremdlich, daß HerrSchiffer seinen Strafantrag nicht gegen di-„Deulsche TngeSztg."gcrichiet hat. die die Behauptung zuerst auigestellt hatte. VermeintHerr Schiffer etwa, gegen ein sozialdemokrausche« Blatt und voreinem sächsischen Gericht sicherer eine Verurteilung zu erzielen?Aus frommen Gefilde«.Anfang Oktober wurde in Krefeld der Kaplan Eoenen aus demGrenzorte Schaag zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. 14 JahreZuchthaus hatte der StaatSamvalt beantragt. Der„fromme" Mannhatte nicht allein st» der Sakristei der Kirche Messediener geschlechtlichmißbraucht, sondern sich auch in einem Falle in ebensolcher Weise aneinem seiner ReligionSichiiler vergangen. Auch kleine Mädchen lockteer in die Bücherei, wo er sich an ihnen verging.Jetzt werden ans Krefeld neue Schweinereien eines Frommengemeldet. Dieser, ein 73 jähriger Mann, lockte in vielen FällenMädchen im Alter von 10 bis 15 Jahren an sich, machte ihnenGeschenke und verging sich dann, zumeist in seiner Wohnung, anihnen. Er wurde verhastet._Eine Miniaturrevolution in Liberia.An der Küste der Negerrepublik Liberia find, wie amtlich be-stätigt wird. Unruhen ausgebrochen. Mehrere Faktoreien, darunterauch deutsche, sollen bedroht sein. Die deutsche Regierung hat deS-halb das in Duala stationierte Kanonenboot„Panther" zu Schutzeder deutschen Interessen entsandt.Der Negerstaat steht vor dem finanziellen Zusammenbruch, denEngländern ist er verichnldet, sie haben dafür die Oberhoheit Überdie Zolleinnahmen. Die Amerikaner waren bereit, eine Anleihe zugeben, aber nur, wenn ihnen die Zolleinnahmen abgetreten wordenwären, auf welche natürlich die Engländer nicht Verzicht leistenwollen. Hoffentlich beschränkt sich die Aufgabe des„Panther"darauf, die gefährdeten Deutschen eventuell an Bord zu nehmen.Ein Opfer der sozialen Verhältnifse.Der 27 Jahre alte Arbeiter und Reservist SadowSkl)aus dem Landwehrbezirk I Dresden war im Sommer d. I. längereZeit arbeitslos. Recht und schlecht schlug er sich durch, war aber dabeisehr heruntergekommen. Da erhielt er eines Tages vom zuständigenBezirkskommando einen Gesteüungsbefehl.I wonach er am 30. Augustzu einer 14läg!gen Uebung beim 2. sächsischen Reserve-Jnfanterie-Regiment eintreffen und sich zu diesem Zwecke am Vormittag deSgenannten Tages am Sammelplatz in Dresden stellen sollte. Am18. August endlich erhielt S. Arbeit in einer Ziegelei, das verdienteGeld mußte er aber für Schulden und den notwendigen Lebens-unterhalt aufwenden. Nur einen einzigen Anzug hatte er. den er beider Arbeit tragen mußte, auch die Schuhe waren gänzlich entzwei.In diesem heruntergerissenen Zustande dem Gestellungsbefehl zufolgen, schämte er sich. Er blieb der Uebung fern. Einige Zeit da-nach wurde S. von der Arbeitsstelle weg verhaftet, in UntersuchungS-hast genommen und wegen unerlaubter Entfernung von der Truppeüber sieben Tage angeklagt. Das Dresdener Kriegsgericht verurteiltemit Rücksicht darauf, daß traurige soziale Verhältnisse da» Motiv zudem Verhalten waren, den Angeklagten zu der gesetzlich geringstenStrafe von— tS Tagen Gefängnis!Hus Induftric und HandelDer Auteil der Ardeiter am Nationalwohlstaud.Im„Appeal to Reason" zeigt Maynard S h i p l e y auf Grundder amtlichen Daten, wie sich die Lage der Arbeiter und ihr Anteilan dem erzeugten Produkt seit 60 Jahren gestaltet hat. Man zähltein der Industrie:Jahr(nach dem Zensus Lohn--«kb Rohstoff- Zugesetzterdes folgenden Jahres) arbeiter wert Wert1849(Z-nsuS v. 1350) 957 100 236 753 555 124 463 9831869...... 2 054 000 620 467 1 990 742 1 395 1181889...... 4 251 535 1891210 5 162 014 4 210 8651909...... 6 615 046 3 427 038 12 141 791 8 580 2611909 in Proz. v. 1849 691 1447 2187 134SAuf den Kopf des Arbeiters berechnet, ergaben sich:--'S»«' S'S-- Aä»1850 247 Dollar 484 Dollar 237(97% d. Lohns)1910 518. 1289. 771(149%)1010 in%~von 1850 210 266 825(155)Während also der Durchschnittslohn sich verdoppelt hat— derWert dieser Verdoppelung wäre erst mit Berücksichiigung der verminderten Kaufkraft festzustellen— ist der erzeugte Mehr-wert auf mehr als das 2'/„fache gestiegen. Der dem Unternehmerbezw. dem Kapitalisten verbleibende Wertnnteil stieg l�/.mal so starkwie der Lohn. Während der Lohn vor 60 Jahren die gute HälftedeS zugesetzten Werles ausmachte, war sein Anteil 1910 nur noch40,6 Proz. Die Unternehmer- und Kapitalistenklaffe erntet vomErlrage der Arbeit l'/gmal soviel alö die Arbeiterklasse!Die schweizerische Sozialdemokratie gegen die Teuerung.Für den Parteitag in Neuenburg hat der Referent über dieLebensmittelzölle und Lebensmittelteuerung, Genosse NationalratMüller in Bern, folgende Thesen veröffentlicht:1. Kommunale Maßnahmen. Zur Linderung derLedenSmittelteuerung ist in denjenigen Gemeinden, wo bis jetztkeine oder nur ungenügende Vorkehrungen getroffen worden sind,durch die sozialdemokratischen Vertreter in'den Gemeindebehördendahin zu wirken:1. Daß die sofort möglichen Maßnahmen ungesäumt in dieHand genommen werden, in erster Linie: o) der Ankauf vonLebensmitteln, die für den täglichen Bedarf unentbehrlich undderen Lagerung entweder für längere Zeit oder für die nostvendigeZeit des Absatzes möglich erscheint und Abgabe zum Selbstkosten-preise, an Arme unentgeltlich(Kartoffeln, Kohl, Rüben, Hülsen-srüchte, Teigwaren), b) Abgabe von Brennmaterial zu redu-ziertem Preise, alles in quantitativer Beschränkung zur Verhinde-rung spekulativer Ausnutzung, c) Möglichste Förderung'derSchülerspeisungen. 6) Errichtung oder Subvcntionierung vonSuppenanstalten, e) Teuerungszulagen.2. Daß für die zukünftige TeuerungSabwehvpolitik nament-lich folgende Frage»— eventuell mittels Einsetzung von Notstands- oder Studienkommissionen— näher geprüft werden.a) Erstellung von Gefrier- und Kühlanlagen, wo solche nicht schonin modernen Schlachthausbauten vorhanden sind, und gestützt dar«auf Organisation der Einfuhr und des Vertriebes von über-seeischem Gefrierfleisch, eventuell kommunale Organisation desFleischverkaufs überhaupt, d) Organisation des Milchvertriebes.c) Organisation von Meerfischmärkten, Einführung und Verteilungvon Fleischkochanleitungen und in Verbindung mit gem-innützigenBereinen Organisation von Kochkursen. 6) Anhandnahme stati-stischer Erhebungen über Lohnvcrhältnisse, HaushaltungsbudgetS,Lebensmittel- und Marktpreise, e) Anhandnahme bezw. Weiter-führung einer kräftigen, kommunalen Wohnungspolitik.II. Lebens ms ttelzölle. Direkte Eingabe an denBundesrat mit der Forderung, in Anwendung von Artikel 4 desZollgesctzes vom 10. Oktober 1902 die Vieh- und Fleischzölle zureduzieren, unter gleichzeitiger Ermächtigung an das Partei-komitee im Falle der Ablehnung dieser Forderung mit Wirtschaft-lichen Konsumentenorganisationen behufs Einleitung einerVolksinitiative auf Reduktion der Lebensmittelzölle inVerbindung zu treten.(Siehe auch 1. Beilage.)