Nr. 283.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morigplatz, Nr. 1983.
Um Krieg und Frieden!
Mittwoch, den 4. Dezember 1912.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 1984.
der die Verständigung der westeuropäischen Kulturvölfer an- Ausführungen über die deutschen Interessen auf strebe, statt direkt oder indirekt auf ihre Berfleischung hin- dem Balkan und die Darlegung der Ursachen, die zum zuarbeiten, die Masse des deutschen Volkes, auch die Zusammenbruch der türkischen Herrschaft geführt haben. Sozialdemokratie, hinter sich haben würde. Um so Demgegenüber wünschte David die Entstehung eines großen Wenn der zweite Tag der Debatte über die aus- energischer wandte sich David gegen die Kriegsheber aller einheitlichen Staatenbundes auf dem Balkan nach Schweizer wärtige Politik im Reichstage nicht einen solchen Arten, aller Grade und aller Nationen. Er geißelte die Muster. Die Rede klang in einem begeisterten Bekenntnis niederdrückenden Eindruck hinterlassen wird, wie der erste klerikale Kriegsheßerei in Desterreich und wies dabei auf die zum Weltfrieden und zum Kulturfortschritt aus. Tag, so sind die bürgerlichen Parteien daran fürwahr un- engen Beziehungen zwischen den österreichischen Klerikalen Den Schluß der Dienstagfizung und zugleich den Schluß schuldig. Sie haben am gestrigen Tage alles getan, was in und den deutschen Zentrumsklerifalen hin. Er wandte sich der Debatte über die auswärtige Politik bildete eine Rede ihren Kräften stand, um eine große Sache des deutschen Volks gegen die friedensfeindliche Rolle Rußlands und gegen die des Genossen Haase, dem dadurch die Gelegenheit geboten zu einem kleinlichen Parteigezänk zu machen. Aber es ist Schürer des angeblichen Gegensatzes zwischen Deutschland wurde, mit den Angriffen abzurechnen, die bürgerliche Redner ihnen nicht gelungen. Die Sozialdemokratie war auf dem und England. Um so nachdrücklicher betonte er demgegen- im Anschluß an Davids Rede gegen die Sozialdemokratie Bosten, in zwei glänzenden Reden hat sie den gewaltigen über die Bedeutung einer Verständigung zwischen Deutsch erhoben hatten. Besonders die gehässige Ausnutzung des geGegensatz zwischen der bürgerlichen Kriegshege, möge sie sich land und England für den Weltfrieden, für die Beziehungen fälschten Berichts über Scheidemanns Rede in verschämt oder unverschämt gebärden, und der proletarischen Deutschlands zu Frankreich und endlich auch für die wirt- Paris, die David schon zurückgewiesen hatte, die aber trotzTatbereitschaft zum Frieden aufgezeigt, hat sie den inter - schaftlichen Interessen Deutschlands . Mit scharfen Worten dem noch nachher in der Debatte eine Rolle spielte, wies nationalen Chauvinismus und der legalisierten Massen- traf David die Kriegshekerei des national- internationalen Haafe energisch und schlagfertig zurück. Ebenso gab er dem schlächterei das Kulturideal des Friedens und der Menschlich- Ausbeutertums, das seine Profite aus dem Krieg und der neugierigen Fürsten Löwenstein eine klare und unzweideutige teit entgegengehalten. Vorbereitung zum Kriege zieht, und das sich in stillschweigen- Antwort auf seine Frage über die Stellung der Sozialdemo Gewiß hat der Fortschrittler, Herr von Payer, eine der internationaler Verständigung gegenseitig den Wind in kratie im Falle eines Krieges. Herrn Dertels unwürdigen Rede gehalten, die manche wirkungsvollen Stellen aufwies. Die Segel treibt. Spöttisch tat er die Kriegsnarren und Späßen sezte Haase den ganzen Ernst gegenüber, den eine Er wagte sogar einige wohl angebrachte Liebenswürdigkeiten Kriegsprofefforen im eigenen Lande ab, die jederzeit bereit solche Angelegenheit erfordert, vor allem betonte er diesem über politifierende Offiziere und über die zunehmende sind, mit der Feder in der Hand Schlachten zu schlagen. Jugenderzieher gegenüber, der schon die Kinder im Sinne der Vermilitarisierung der Jugend. Aber was soll man dazu Gründlich und überzeugend ging der Redner auch auf die Kriegsbegeisterung erzogen wünscht, das Kulturideal der fagent, wenn selbst dieser angebliche Demokrat sich eifrig be- Beziehungen Deutschlands zu Desterreich und auf Deutsch - Menschlichkeit. Die Sozialdemokratie will aus Europa nicht mühte, die machtvolle Friedensdemonstration des Proletariats lands Bundespflichten ein. Er führte diese ein ungeheures Menschenschlachthaus machen, sondern in Basel herabzusetzen und die ernsten Versammlungen, in Pflichten an der Hand des Bündnisvertrages auf das richtige eine Stätte des Friedens und des Fortschritts; sie will die denen die Arbeiter aller Länder seit Wochen und Monaten die Maß zurück und trat dadurch wirksam den friegsfeindlichen Kulturerrungenschaften nicht zerstören, sondern vermehren. Friedensfrage erörtern, mit billigen Scherzen zu verun- Ausführungen entgegen, mit denen der katholische Christ Mit diesem wirkungsvollen Schlußwort ging die Sigung glimpfen! Spahn am Tage zuvor Deutschland zum willenlosen Schild- aus. Ende gut, alles gut! Wenn die beiden Tage dazu beihalter Desterreichs hatte machen wollen. David verlangte das tragen sollten, die Friedenssicherheit in Europa zu erhöhen, unbedingte Recht für Deutschland , die österreichische Politik, so darf die Sozialdemokratie den größten Teil des Verdie uns unter Umständen in ernste Berwicklungen stürzen dienstes an dieser erfreulichen Tatsache für sich in Anspruch könnte, zu überprüfen. Eindrucksvoll waren auch Davids nehmen.
Die Vertreter einiger kleiner Parteien dürfen wir in diesem Zusammenhange übergehen. Um so bezeichnender für die Stellung einflußreicher Kreise auf der bürgerlichen Seite waren dagegen die Neden des Zentrumsredners, des Fürsten zu Löwenstein- Wertheim , und des Konservativen, Dr. Oertel. Wenn es nur auf diese beiden Redner, besonders auf den letteren, angekommen wäre, so hätte der Deutsche Reichstag der Welt ein erschreckendes Beispiel von dem Tiefstand des deutschen Parlamentarismus gegeben.
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Der Friede noch nicht gesichert.
Der junge Zentrumsfürst schien den eigentlichen Gegen- Die Rede des Reichskanzlers v. Bethmann Hollveg findet es Pflicht der Mächte, wie Deutschland , Frankreich , Großstand der Debatte vergessen zu haben, statt dessen gefiel er nur in der schwarzgelden Hekpresse und in den offiziösen britannien, die nicht direkt verwickelt sind, den anderen klar sich in einer ebenso plumpen, wie unzeitgemäßen Polemik Blättern Italiens freudigen Widerhall. Sonst ist man über zu machen, daß ein Krieg nicht stattfinden darf." gegen die Sozialdemokratie. Mit Behagen ging er ausführlich die Erklärungen des Reichskanzlers enttäuscht. Vielfach wird Der Jubel der österreichischen Hekpresse. auf den Baseler Kongreß ein, zitierte alle möglichen Redner auf den Widerspruch hingewiesen, der zwischen den Re- Wien, 3. Dezember. Die„ Neue Freie Presse" führt zu des Kongresses und stellte schließlich mit feierlicher Geste eine persönliche Frage an Ledebour und die übrigen Sozialdemo- gierungserklärungen im Reichstage und den offiziösen Noten der Nede des Reichskanzlers im Reichstage aus: fraten: was die Sozialdemokraten im Falle eines Krieges der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" klafft. Tatsächlich Ein hoher Festtag war es für das Bündnis zwischen Deutschland zu tun gedächten? Ob sie den Massenstreik und die Revolution hat die Unterstreichung der deutschen Bundestreue zu Defter- und Desterreich- Ungarn , und nachhaltig wird der Eindruck in der proklamieren würden? Durch den persönlichen Charakter der reich wieder die Segel der dortigen Kriegstreiber geschwellt. ganzen Welt sein. Die Rede des Reichskanzlers wird nie vergessen werden, wie auch die in schweren Krisen bewiesene NibelungenFrage wollte der Herr Fürst den Sozialdemokraten mit christ- Die österreichische Presse ist drauf und dran, den mysteriösen treue fortlebt, die das Bündnis so anschaulich, so faßlich, jedem Verlicher Barmherzigkeit die Beantwortung der Frage auch dann Fall Prochaska zu einer Staatsaktion aufzubauschen, um nur ständnis zugänglich und so volkstümlich gemacht hat. ermöglichen, wenn sie etwa durch den Schluß der Debatte ja teine Friedensstimmung aufkommen zu lassen. Schuld an Das Neue Wiener Tagblatt" erklärt: Die Nede des um eine sachliche Beantwortung fommen sollten. Der listige diesem Treiben trägt aber die deutsche Regierung, die anstatt Reichskanzlers ist ein Dokument der Weltgeschichte und eine poliPlan, eine solche ernste Angelegenheit inmitten der Stachel- Desterreich zur Vernunft zu mahnen, der klerikal- militaristi- tische Tat, für die ihm der aufrichtigste Dank aller Freunde des drähte einer persönlichen Bemerkung austragen zu lassen, schen Thronfolgerpartei den Rücken gesteift hat. Auch die Friedens gebührt, der herzlichste Dank von seiten jenes Staates, miẞlang. Der Zentrumsredner hatte zwar die Debatte auf ein innerpolitischen Maßnahmen Desterreichs, wie die drakonischen dem er die prächtigste Bekundung seiner Bündnistreue brachte, Nebengleise zu schieben versucht, aber er war dabei doch Mobilmachungsgesetze, sind nicht dazu angetan, Beruhigung Desterreich- Ungarn. Die Ausführungen des deutschen Reichswenigstens ernsthaft geblieben. Herr Oertel dagegen, der zu schaffen. Der Frieden Europas ist also nach wie vor ge- fanglers bekundeten das Bestreben, den Frieden zu erhalten, den willen hierzu und die Hoffnung hierauf, die er mit Tatsachen korpulente Vertreter magerer Gedanken, schob die Debatte fährdet, und Herr v. Bethmann Hollweg muß sich schon ge- begründete. Der Dreibund ist einig und start. Er befindet sich aber nicht nur mit Erfolg weiter auf diesem Nebengleise des fallen lassen, daß ihm ein Teil der Verantwortung für die noch nicht im Gegensatz zu den anderen Mächten. Ein lebhafter Geschwarzen Blockbundes; er führte diese Arbeit auch von Anfang immer drohende Kriegsgefahr aufgebürdet wird. dankenaustausch unter den Mächten nimmt den Verlauf freundbis Ende mit soviel freiwilliger und unfreiwilliger Komik, Die Unterzeichnung des Waffenstillstandes ist noch immer lichen Entgegenkommens, und dies ist die willkommenste Ergänzung mit so vielen grotesken Späßen, mit so vielen beabsichtigten nicht erfolgt. Damit werden aber naturgemäß auch die zu der starken Grundlage des Friedens, welche in der inneren körperlichen und geistigen Verrenkungen aus, daß man zum Friedensverhandlungen verzögert. Von Tag zu Tag stellt sich Harmonie der Interessen Deutschlands und Desterreich- Ungarns Greifen deutlich erkennen konnte, in welchem Maße die häufigen Tagungen der Bündler in einem Zirkusgebäude immer deutlicher heraus, daß die Einheit der Staaten des und in der unverbrüchlichen Treue, welche böse Stunde auch schlagen anregend auf Geist und Gemüt des Herrn Dertel gewirkt Balkanbundes sich zu lockern beginnt. Eifersüchteleien und mag, gegeben ist. haben. Es war geradezu bejammernswert, in welcher Weise Landhunger der einzelnen Staaten werden noch manche dieser Redner eine bitterernste Sache des deutschen Volkes, Schwierigkeiten schaffen, ehe der Frieden auf dem Balkan bei der es um Tod und Leben, um die wichtigsten Interessen wieder einzieht. Damit ist aber eine ständige Beunruhigung geht, zum willkommenen Sprungbrett für seine Geschicklich- Europas gegeben. Das internationale Proletariat darf also feit in billigen Späßen, in Wigchen und Mäßchen benutzt. seine Wachsamkeit nicht erlahmen lassen.
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Die Reichspo ft" hebt hervor: Die Nede des Reichskanzlers ist eine der stärksten Taten für den Frieden, die in der harten, welcher Herr von Bethmann Hollweg die Auffassungen und Vorgefahrvollen Zeit geleistet worden ist. Die deutsche Offenheit, mit fäße Deutschlands darlegte, ist eine gute Wegmarkierung für die freundschaftliche Auseinandersetzung der Mächte. Wenn irgendwo Die Sozialdemokratie rettete die Ehre des Tages. Vieldie Illusion bestanden haben sollte, daß man den Dreibund durch leicht wird diese Behauptung öfter aufgestellt als notwendig Die englische Presse über die Kanzlerrede. eine Einschüchterung Desterreich- Ungarns niederwerfen könne ist, wenn sie nicht durch zu häufigen Gebrauch entwertet wer- London , 3. Dezember. ( Privattelegramm des und diese Illusion scheint, wenn auch nicht in Streifen der verant den soll. Aber auf die Dienstagsigung des Reichstages trifft Vorwärts".) Des Reichskanzlers Rede hat die eng- wortlichen Staatsmänner der Großmächte, tatsächlich bestanden zu fie in vollem Maße zu. Es war eine bedeutende Rede, die lischen Erwartungen nach all dem schönen Gerede der letzten haben so ist sie jetzt zerstört. Der Dreibund ist solidarisch, und Genoffe David gehalten hat. Weit genug holte er aus, um Lage stark enttäuscht. Die Erklärung, daß Deutschland seinen in seiner Einigkeit liegt wohl, wenn Vernunft und Gewissen in alles, was zur Sache gehörte, in den Rahmen seiner Erörte- Verbündeten beistehen werde, sollten diese von dritter Seite diesen Zeiten noch eine Kraft haben, eine große Friedensbürgschaft. rung zu zwingen, und doch gehörte wiederum alles so un- angegriffen und dadurch in ihrer Eristenz bedroht werden, bedingt zum Thema feiner flaren und schneidigen Beweis- wird hier als unnüz bezeichnet. Standard" schreibt dazu: führung, daß auch nicht ein Wort seiner Rede als überflüssig„ Es ist ein Gemeinplay, aber es besteht die Gefahr, daß Paris , 3. Dezember. ( Privattelegramm des empfunden werden konnte. David hatte deshalb auch vom Gemeinplätzen, die an hervorragender Stelle ausgesprochen Vorwärts".) Der„ Temps" schreibt: Alle Staatsersten bis zum letzten Worte zahlreiche Zuhörer, die sich dem werden, ein ganz unwirklicher Grad Bedeutung beigemessen männer, sogar Berchtold, haben in ihren Reden die Friedenszwingenden Ernst der Darlegungen des sozialdemokratischen werden kann." Die„ Times" bemerkt:„ Es braucht kaum ge- idee in die erste Reihe gestellt, Bethmann den Krieg. BethRedners nicht entzogen. Nur der Herr Reichskanzler entwischte sagt zu werden, daß diese Erklärung nichts Provozierendes mann geht aber hinaus über den österreichischen Bündnisder günstigen Gelegenheit, aus dem Munde eines Sozial- an sich hat, so derb sie auch sein mag." Mehr als ein Blatt vertrag, dessen Artikel 2 bestimmt, daß die Unterstützung demokraten zu erfahren, wie das deutsche Volk über Krieg und stimmt dem Genossen Ledebour in seiner Kritik der Rede dann eintritt, wenn Desterreich von einer anderen Macht als Frieden denkt, auch an diesem zweiten Lage durch ebenso rasche bei. Den besten Kommentar liefern die„ Daily News", die Rußland angegriffen wird und Rußland diese Macht unterFlucht wie am ersten Tage. heute schreiben:„ Es ist bemerkenswert, daß der Reichskanzler stützt. Bethmann aber sagt, wenn Desterreich seine Interessen David erklärte in einem Punkte die Uebereinstimmung feine klarere Sprache führte. Herr Ledebour , der nach ihm geltend macht und dabei von Dritten angegriffen wird. der Sozialdemokratie mit der Regierung: in dem redete, protestierte, daß er nichts gesagt habe, um Dester- Deutschland marschiert also selbst dann, wenn Desterreich anWunsch, den Frieden zu erhalten. Er erklärte reichs Haltung zu modifizieren. Das ist sehr richtig, und greifender Teil ist. Seit 2 Monaten hat niemand in der auch an einer späteren Stelle seiner Rede nochmals unter der Desterreich braucht ebensosehr einen Wink von Deutschland , Hauptstadt in so unfreundlicher Form gesprochen. Vielleicht allseitigen Zustimmung der Fraktion, daß ein Staatsmann, wie Rußland . Wenn der Frieden erhalten werden soll, ist wollte Bethmann Desterreich für die kalte Note in der„ Nord
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