zutreffender NaNrichteu enkgegengetveten würde. Weiter istzu konstatieren, daß sich angesichts der herrschenden Beunruhigung vor allein in den Kreisen der Jugend eine Bewegung geltend gemacht hat. deren national-Patriotischer Charattcr nicht verkannt werden soll, die aber im Hinblick auf diegleichzeitig auftretenden falschen Voraussetzungen über dieHeranziehung dieser Kreise zu m i l i t ä r i s ch e n A u fgaben bedenklich ist, ja Gefahren in sich birgt. Aus diesemGrunde sind die Behörden im Einvernehmen mit den militärischen Organen nachdrücklich bemüht, derartigen falschenVoraussetzungen durch eine entsprechende Einwirkung und Beaufsichtigung der Jugend entgegenzutreten. Es wird aucheine dankbare Aufgabe der Vertreter der beiden das Land bewohnenden Nationalitäten sein, in ihren Kreisen möglichstdazu beizutragen, daß einer solchen mit Gefahren verbuwdenen Bewegung Einhalt geboten wird.Russische Friedensbeteuerungen.Wien. 9. Dezember. Die„Politische Korrespondenz" veröffentlicht auS St. Petersburg eine von russischer Seite stammendeMitteilung, die sehr friedliche Töne anschlägt und in deres zum Schluß heißt: Im Hinblick aus die vollständig ruhige undbesonnene Haltung sowie auf die Friedensliebe der Kabinette vonPetersburg und Wien, deren gegenseitiger Verkehr auch jetzt nochein freundschaftliches Gepräge trägt, serner auf das schon bisher«vahrgenommene Sinken des Niveaus der serbischen Ansprüchedarf man, ohne die Bedeutung der noch bestehenden Gefahrquellezu verkennen, bei der Hoffnung beharren, daß sich aus der Fragedes AdriahafenS keine Bedrohung des europäischenFriedens entwickeln werde.Tie künftige» Grenzen der Balkanstaaten.Belgrad, 8. Dezember. Die Friedensdelegierten derBalkanstaaten haben den Auftrag erhalten, nach Beendigungder Friedensverhandlungen mit der Türkei in London zubleiben, um dort die Fragen der territorialen Abgrenzungzwischen den Balkanstaaten zu regeln.Die rumänische Thronrede.Bukarest. 9. Dezember. Die Paria mentssession wurdeheute vom König Cacol mit einer Thronrede eröffnet, in der«s heißt: Die Politik Rumäniens, in ihrer traditionellen Beständig-leit als Politik der Mäßigung und des Friedens inden mit den höchsten Interessen des Landes verträglichen Grenzen(Beifall) hat uns in dzx Lage versetzt, mit allen Staatensreundschaftliche Beziehungen zu unterhalten und unS namentlichdes befonlderen Vertrauens der Großmächte zu erfreuen. Rumänienljat bei seinem Bestreben, zur Lokalisierung des Kriegesbeizutragen, gegenüber den kriegführenden Balkanstaaten Neut r a l i t ä t beobachtet, wobei es jedoch die EntWickelung der Ercignisse, die zahlreiche Interessen unseres Staates berühren, ausmerksam verfolgte. Wir sind zu der Hoffnung berechtigt, daß dieseHaltung günstige Ergebnisse für gute Beziehungen zu denBalkanstaaten in ihrer neuen Gestaltung zeitigen wird und daßunsere Interesse» Berücksichtigung finden werden.(Langauhaltender Beifall.) Rumänien wird als ein wichtiger Faktor«des europäischen Konzerts angesehen, und bei der endgültigenRegelung der durch die Balkankrise aufgeworfenen Fragen wirdsein Wort Gehör finden.(Bravo!) Das Vertrauen, das dieRation in die ausnahmslos anerkannte Tapferkeit ihrer Soldaten«fetzt, ist vollauf berechtigt. Die Armee ist imstande, diesem Ber-trauen zu entsprechen, und ist immerdar bereit, ihre Missionzu erfüllen.(Langanhaltender Beifall.) Die neuenKredite, die von Ihnen für die Armee werden angesprochen»verden. trerden in Ihrem Patriotismus ihre Begründung finden.(Beifall.) Meine Regierung wird Ihnen zur Beratung mehrereGesetzentwürfe unterbreiten, die dazu bestimmt sind, das Werk derKonsolidierung und deü Fortschrittes des rumänischen Staates injeder Beziehung zu förder». Ich zweifle nicht, daß Sie unter dengegenwärtigen Umständen auf der Höhe der Jahnen vom Lande anvertrauten Mission stehen, und, indem Sie der Regierung dienotwendige Unterstützung leihen, die berechtigten Hofsnungen derNation erfüllen werden.(Stürmischer Beifall.)Die Verproviantierung der Festungen.Berlin. 9. Dezember. Da einige Zeitungen Meldungen ausKonstantinopel verbreiten, wonach die belagerten türkischen Festun-gen während des Waffenstillstandes verproviantiert»vürden, er-klärt die hiesige bulgarische Gesandtschaft dieseGerüchte für durchaus unrichtig und bemerkt, daß nach z 2 desWaffenstillstandsprotokolls die belagerten Festungen wederverproviantiert, noch von neuem mit Munition ver-sehen»verden dürfen. Ferner erklärt die bulgarische Gesandt-schaft, daß nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandes keineAngriffe der Bulgaren auf A d r i a n o p e l mehr stattgefundenhaben.Ein italienischer Dampfer von den Griechenbeschlagnahmt.Rom, 8. Dezember. Die„Tribuna" meldet aus Du-razzo: Ter der italienischen Schiffahrtsgesellschaft Pugliagehörende P o st d a in p f e r A d r i a t i c o", der auf derFahrt von Bari nach Valona mit einer Ladung voi» fünfzigTonnen Mehl für Rechnung eines französischen Handels-Hauses in Marseille begriffen war. wurde gestern früh durchgriechische Schiffe, die vor der Insel Saseno kreuzten.beschlagnahmt und als Prise nach Korfu geschleppt.Dasselbe Älatt meldet sodann aus Korfu: Der griechischeHilfskreuzer..Macedonia" hat den beschlagnahmten Post-dainpfer„Adriatico" gestern abend in den Hafen gebracht.Er wurde dem Hafenkommandanten unterstellt. An Bord des„Adriatico" nahm man eine sehr st r e n g e U n t e r-s u ch u n g vor und unterzog die Mannschaft in Gegenwartder Behörden, des italienischen Generalkonsuls und einesVertreters der Schiffsgesellschaft Puglia einem Verhör.Die österreichischen Kriegsgesetze.Der hartnäckige Widerstand unserer österreichischen Genossengegen die Durchpeitschung des KriegsleistungSgesetzcS hat bereitsden Erfolg gehabt, die bürgerlichen Parteien gegen den Terroris-nius der Regierung einigermaßen zu stärken, wodurch der Vorlage»venigstenS die schlimmsten Giftzähne ausgebrochen werden kann-tcn. Die Regierung sah sich gezwungen, sich damit einverstandenzu erklären, daß das Gesetz nur bei wirklicher Kriegsgefahr oderKriegsbedrohung angewendet werden dürfe, so daß also die unbe-streitbare Absicht der Regierung, unter der Vorspiegelung einerKriegsgefahr die Rechte des Volkes aufzuheben und die Arbeiterdurch Mobilisierung der Militärdisziplin zu unterstellen, gescheitertist. Weiter hat die Regierung zugestanden, daß die zu Kriegs-lei'stungen Herangezogenen unter keinen Umständen in die Feuer.linie geführt werden dürfen, daß sie möglichst in der Heimats-gcmeinde verwendet und nicht zu Arbeiten herangezogen werdensollen, die ihrem Beruf allzu fern liegen.EntHaftung von Jungtürken.Konstantinopel. 8. Tezemb-r. Die ehemaligen sungtürki-scheu Minister Hadji Avil und Enrullah Kairi sowie der ehe-malige Abgeordneke Carasso, der Journalist Aghaieff, der General-sekretär der Kammer und drei ehemalige Deputierte sowie sechsandere Jungtürken wurden heute in Freiheit gesetzt,politische deberHcbtBerlin, den 9. Dezember 1912.Leichenreden.Aus dem Reichstage, 9. Dezember. Wenn derStaatssekretär des Reichsschatzamts niusikalisch genug ist. umsich auf alle Ereignisse im Leben einen Vers zu machen, so hater heute still für sich das schöne Lied gebrummt:„Verlassen.verlassen, verlassen bii» i." Keine Menschenseele hatte Mitleid mit ihm. Ein Redner des Hauses nach dem anderenredete gegen das P e t r o l e u»n g e s e tz des Herrn Kühn, dereine fand noch»nehr daran auszusetzen als der andere.Und selbst seine Kollegen aus den anderen Reichsämternließen Herrn Kühn im Stich. Angeblich soll das Gesetz auchsozialpolitische Bedeutung haben. Genosse Frank hat diesesozialpolitische Heuchelei der Regierung mit einigen kräftigenWorten an den Pranger gestellt. Aber es wäre kaum nötiggewesen. Die Regierung lieferte selbst den besten Beweis•.'�jalpolitischen Gründe fürGründeReichsschatzamtdafür, wie gleichgültig ihr die sdas Petroleummonopol sind, ind�n sie dem....allein die Vertretung des Gesetzes überließ und Herrn Kühnnicht einmal den redefertigen Herrn Delbrück vom Reichsamtdes Innern als Sekundanten an die Seite gab.Ueber das Schicksal des Regierungsentwurfs ist sich niemand mehr im Zweifel, und Genosse Frank konnte deshalbdie schönen Reden, die heute im Hause gehalten wurden, mitRecht Leichenreden nennen. Genosse Frank nahm sich ineinen kurzen Ausführungen mit Entschiedenheit der Jnter-essen der geschädigten Kleingewerbetreibenden und der An-estellten und Arbeiter an. so daß spätere Redner, besonderser nationalliberale Handelsangestellte Marquart. nurwiederholen konnten, was vor ihnen der sozialdemokratischeRedner schon viel besser gesagt hatte. Aber man will doch aucheinmal reden! Und so fanden einige gleichgültige Abgeordneten der Debatte irgend einen Haken, an dem sie eine rednerischeRechtfertigung vor ihren Wählern aufhängen konnten.Das Haus überwies die Vorlage einer Kommission. Obman noch einmal wieder etwas von ihr hören und sehen wird.darf inan»nit Geduld abwarten.Es wurden dann noch einige Berichte der Wahl-Prüfungskommission erledigt. Von Interesse istlur der Bericht über die Wahl des bekannten B r u h n. DieKommission beantragte die Gültigkeit der Wahl, von dersozialdemokratischen Fraktion lvurde aber mit guten Gründenein Antrag auf Ungültigkeit gestellt. Genosse Stadthagenwies nach, daß amtliche Wahlbeeinflussung stattgefunden hat,und daß ohne diese Beeinflussung mit Sicherheit Bruhn nichtin die Stichwahl, also auch nicht in den Reichstag gekommenwäre. Leider stimmten aber alle Parteien, mit ganz wenigenAusnahmen auch die Freisinnigen, für die Gültigkeit, so daßHerr Bruhn, der sich während dieser Verhandlungen be-«heidenerweise auf eine Zuhörertribüne geflüchtet hatte.wieder in den Saal kommen durfte. Er darf sich dafür beieinen Spezialfreunden, den Freisinnigen und Nationallibe-ralen, bedanken.—Morgen stehen die Interpellationen über das KoaliHonS»recht der Angestellten in Staatsbetrieben und über denWagenmangel auf der Tagesordnung.Vertvaltungsreformen in Preusten.Wie reaktionär muß«S um die innere Verwaltung in Preußenbestellt sein, wenn selbst ein so rechlSstehender Mau» wie der national-liberale Abg. Schiffer die Zeit für gekommen hält, mit Initiativ-antragen aus dem Gebiete der VerwaltungSrcform hervorzutreten!ftreilich zeichnen sich die Schifferschen Anträge weniger durchQualität als durcki Quantität aus. Die Menge muß es bringen.denkt er, und so beantragt er einmal die Annahme eines Gesetz-entwurfeS über Polizeiverordnungen und Ortsstatuten in der Richtung.daß auf Feststellung der gänzlichen oder teilweise» Rechtsungültig-keit einer Polizeiverordnung Klage beim OberverwaltungSgerichterhoben werden kann und daß die Rechtswirlsamkeit einer Polizei-Verordnung oder eineS OrtsstatutS nach Ablauf von LS Jahrenerlischt. Ein zweiter Antrag verlangt die gesetzliche Rege-lung der Anfechtung amtlicher Verfügungen, und zwar solldie»velterschütternde Resorin darin bestehen. daß allevon Behörden oder Beamten ergehende» Enticheidungen u. dgl.,deren Anfechtung an die Jnnehaltung einer Frist gebunden ist. amSckluß die Eröffnung enthalten müssen, innerhalb welcher Frist, inwelcher Form und bei welcher Stelle die Anfechtung anzubringenl. Endlich soll die Regierung noch ersucht werden, den vorhandenenRechtsstoff zu sammeln und zu sichten, um einen möglichst zeit-geinäßen, sicheren, übersichtliche» und aufrechten RechtSzustand herbei-zuführen.Selbst diese bescheidenen Anfänge einer Reform, wenn manüberhaupt daS Wort„Reform" hierauf anwende» darf, fanden nichtohne weiteres die Zustimmung des Abgeordnetenhauses. Erstoll noch eine Kommission die erforderlichen Vorarbeitentreffen, bevor das Plenum sich darüber schlüssig wird. Wozudiese Berschlevpung? Ist man sich von der Rechten bis zur äußerstenLinken doch darüber einig, daß es so wie bisher nicht weiter gehenkann. Die gegen eine sofortige Erledigung der Anträge erhobenenEinwände sind, wie Genosse Liebknecht treffend nachwies, inkeiner Weise stichhaltig, Abhilfe tut sofort not, ohne daß man etwaerst die geplante große Berwallungsreform abwartet.Im Anschluß hieran beichäftigte sich daS Haus mit einer Materie.mit der es sich in den letzten Jahren wiederholt befaßt hat, zuerstim Jahre 1909 infolge eines sozialdemokratischen Antrags. Es handeltsich um den Erlaß eines Gesetzes betreffend die E i n>v i r k u n gvon Arme«Unterstützungen auf öffentliche Rechte.Wiederholt ist die preußische Regierung aufgefordert worden, dieBestimmungen de» Reichsgesetzes vom 1k. März 1999 auf diepreußischen Gesetze auszudehnen, ober sie hat sich bisher nicht darangekehrt. Warten wir ab. ob sie jetzt endlich, wo ein unter andernvon dem Genossen Le inert besünvorteter Antrag der fortschritt-lichen Volkspartei auf Vorlegung eines entsprechenden Gesetzentwurfeszur Annahme gelangt ist, dem Verlangen des AbgeordnetenhausesFolge leisten wird._Die Eisenbahner nnd der ministerielle Terror.Wieder einmal hatten sich S999 Berliner Eisenbahner in der„Neuen Welt" versamnrelt, um der Regierung und dem preußischenParlament ihre Wünsche zu Gemllte zu führen. Und auch diesmalstand die Kundgebung im Zeichen des behördlichen Terrors. Denngemäß der ministeriellen Forderung, daß in Eisenbahnerversainm-lungen sozialdemokratische Abgeordnete nicht nur nicht als Rednerzugelassen, sondern nicht einmal alz Zuhörer geduldet werdensollten, wurde auch diesmal der Vertreter der sozialdemokratischenLandtagsftaktion aus dem Saale gewiesen.ES ist schier unglaublich, was man den Arbeitern derpreußischen Eisenbahnverwaltuug zu bieten wagt. Erst vor wenigenTagen, bei der Beratung des Wagenmangels auf den preußischenEisenbahnen, war eS von allen Rednern einzig der sozial-demokratische Redner, der auch entschieden für die U n t e r-b e a m t e n und Arbeiter der Staatseisenbahnen eintrat undnachdrücklichst forderte, daß unter den gewaltigen Mehrausgabenfür die Beschaffung von rollendem Material und dem Ausbau derSchienenstränge unter keinen Umständen die unaufschiebbare Bester-stellung der Unterbeamten und Bahnarbeiter leiden dürfe. Dafürwird dem Vertreter der Sozialdemokratie nicht nur verwehrt, ineiner Versammlung der Eisenbahner die Haltung seiner Fraktiondarzulegen, sondern er wird auch wie ein Eindringling ausgewiesen!Daß Herr I ck l e r. der nationalliberale ReichstagSabgeordnete,als Vorsitzender dieser Versammlung unserem Vertreter, GenossenBorchardt, zum Verlaffen des Saales aufforderte, weil er nichteingeladen worden sei, würden wir ihm nicht weiter verübeln. HerrJckler hat da vielleicht weniger als Vorsitzender derOrganisation.denn vielmehr als Werkzeug seiner vorgesetzten Be-Hörde-» er ist ja selbst Borschlosser in der Eisenbahnwerkstatt inGöttingen-- gehandelt. Er unterwarf sich dem Terror des Eisen-bahmninisteriumS. Dann wäre eS aber wenigstens ehrlicher undvornehmer von ihm gewesen, die Bemerkung zu unterdrücken, daßes nicht Brauch sei,.in Versammlungen einzudringen, zudenen man nicht eingeladen" sei. Treffend antwortete ihm beimauch Genoffe Borchardt unter starkem Beifall aus der Versammlung,daß er von M i t g l ie d ern der Organisation die Aufforderungzum Besuch der Versammlung erhalten und eS als seine Pflichtbetrachtet habe, sich wenigstens als Zuhörer von den Forderungender Eisenbahner zu unterrichten. Aber auch daS half nichts— unserGenosse mußte dem behördlichen TerroriSmu« weichen!Daß ein solches Vorgehen der Behörden gesetz- und ver»fassurigSwidrigen Terrorismus darstellt, ist ja dem preußi-chen Eisenbahnminister schon wiederholt und in kräftigster Spracheins Gesicht gesagt worden. ES ist ja aber bekannt, daß solche An-klagen, und seien sie noch so begründet, auf einen preußischenMinister herzlich wenig Eindruck machen. WaS kümmert unsereMinister Gesetz und Verfassung, so lange fie die Mehrheit derDreillassenmänner hinter sich haben! Respekt vor den Rechten derolksmehrheit und insbesondere auch den Staatsprole-tarier» wird den Regierungsvertretern erst dadurch beigebrachtwerden, daß sich die Volksmehrheit bei den Wahlen rücksichtslos aufdie Seite der Sozialdemokratie stellt. Von dem Teil der in derVersammlung anwesenden Abgeordneten fteilich. der sich zuwirtlich liberalen Ansichten bekennt, hätte man allerdings s o-viel Anstandsgefühl erwarten sollen, daß auch sie sofortdemonstrativ die Versammlung verlassen hätten,wo ein parlamentarischer Kollege aus Liebedienerei vor der terro-ristischen Regierung ausgewiesen wurde I Denn ihr Verbleiben mußtegeradezu den kläglichen Eindruck erwecken, daß auch sie schließlichsroh wären, von der unbequemen sozialdemokratischenKritik befreit zu seinlDie Lnftflottenvorlage.Man weiß, daß sich unser Militarismus im Ja!)re 1913nicht mit lumpigen 1861 Millionen Jahresausgabe begnügenwird, sondern daß noch ein Nachtragsetat bevorsteht, der einLuftflottengesetz enthalten wird. Die im Etat bereits ange»etzten Millionen für den LuftmilitarismuS werden von un-eren Hurrapatrioten nicht für ausreichend erachtet. Auch diebis 6 Millionen, die für den Reichsfliegerfonds gesammeltworden sind, erscheinen unseren Luftmilitaristen als unzu-anglich. Man verlangt nichts Geringeres, als daß das Reichdurch einen Nochtrogsetat eine erkleckliche Anzahl von Mil-lionen bewilligt, um die Lustflotte auf eine konkurrenzloseHöhe zu bringen. Namentlich sollen ganze Geschwaderweiterer Zeppeline und anderer..Luftkreuzer" für die nachge-forderten Millionen angeschafft werden, und zwar im for-ciertesten Tempo.Welche Zumutungen unsere Luftindustrieritter dem Reichestellen, beweist eine Zuschrift an die„Berl. Neuesten Nachr.".Wird doch darin gefordert, daß„in Bälde" allein 24 neueZeppelinkreuzer gebaut werden müßten. Da solch ein modernerZeppelin von 22 OCX) Kubikmeter Luftverdrängung seine699 999 M. kostet, würden die 24„Luftkreuzer" ihre 14 499 999Mark kosten, und zwar o h n e die erforderlichen L u f t's ch i f f-hallen, ohne Bemannung. Gasfüllung. Re-paraturen usw.Dabei ist selbst der»n i l i t ä r i s ch e Wert der großenLuftkreuzer obendrein ein höchst zweifelhafter! Denntrotz aller Vervollkommnungen und aller Steigerung derFahrgeschwindigkeit der Luftschiffe„leichter als die Luft".trotz des gewaltigen Aktionsradius dieser Fahrzeuge ist esnoch sehr die Frage, ob nicht die leichte Lustkavallerie derFlugmaschinen bei Tage jede ihrer Operationen un-möglich machen würde. Denn wenn die Zeppelinen ihre 89Kilometer pro Stunde machen, machen zahlreiche Flugmaschinen bereits ihre 129 Kilometer, ganz zu schweigen vonV e d r i n e s Geschwindigkeitsrekord von 179 Kilometern proStunde I Und während kein deutsches Luftschiff bis jetzt höherals 1599 bis 2999 Meter gekommen ist. haben zahlreiche Flug-Maschinen bereits 3999 Meter Höhe, einzelne sogar 4999 bis5599 Meter Höhe erreicht. Auch ist es sicher, daß man dieFlugmaschinen ebensogut mit Maschinengewehren ausrüstenkann wie die Luftschiffe. Ob aber die Luftschiffe bei Nacht-fahrten trotz der Scheinwerfer und Ballonabwehrkanonenbesonders wertvoll sein werden, ist auch noch h ö ch stzweifelhaft.Die Luftflottenvorlage verdient also doppelt kritischeAufnahme!_Pius X. und Kopp.Der Papst hat an den Fürstbischof Kopp, dem schärfsten Gegnerder bachemitischen Zentrumsrichtung und der christlichen Gewerk»schaften, ein Schreiben gerichtet, in welchem er diesem seine An-erkennung für die gute Gesinnung ausspricht, mit der der preußischeEpiskopat die antigewerkschaslliche päpstliche Enzyklika aufgenommenhat. Das in Nr 21 der„Acta Apostolstjae Sechs14 enthalteneSchreiben des Papstes lautet:Geliebter Sohn. Gruß und Apostolischen Segen IAus dem Schreiben, das Du und die übrigen deutschen BischöfeVor dem Abschiede von Fulda uns gesandt, haben wir außer demgemeinsamen Beweis« treuer Ergebenheit zu unserer Freud« klarersehen können, mit welch guter Gesinnung Ihr die letzthin an Euchgerichtete Enzyklika über die Arbeiterverbande aufgenommen habt.Bewahret gewissenhaft diesen guten Willen, der, wie Euer Schrei-ben bezeugt, allezeit zum Gehorsam bereit ist, und seid überzeugt,daß es nichts gibt, was Gott und unS angenehmer und der Kirchenützlicher ist, als das praktische Bestreben aller Bischöfe S»>"meinsamen Denken und Handeln, bas durch die treue Ergebenyettgegen den Apostolischen Stuhl noch mehr gestärkt und gefordert' Wir wünschen sehr, daß die konstantinischen Feierlichkeiten.Leren Ihr Erwähnung tut, das Bestreben all« jkatzolrken jur uis