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Dr. 292. 29. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 14. Desember 1912.

Abgeordnetenbaus.

107. Sigung. Freitag, den 13. Dezember 1912, mittags 12 Uhr.

Am Ministertische: v. Dallwitz.

Damit ist die Besprechung erledigt.

bei der Beratung des Zweckverbandgesezes für Groß- Berlin eine friöses Rathaus. Für die Bildung muß viel geschehen, gemeinsame Regelung des Steuer- und Volksaber eine kleine Gemeinde braucht nicht gleich jede Art höherer ihulwesens beantragt, Anträge, die die Mehrheit des Schulen. Bom phafte Schulbauten belasten die Gemeine Hauses leider abgelehnt hat. Andererseits gibt es eine ganze den mit dauernden Schulden. Die Ueberlastung der Landräte und Reihe Zwerggemeinden, die eigentlich in größere Städte ein Bürgermeister mit der Steuereinschäßung ist folossal. Wäre sie gemeindet werden müßten. Die Hauptsache ist eine gründliche nicht vorhanden, so würden ganz andere Steuerbeträge beim Steuer­Reform des Kommunalabgabengesetzes in der Richtung, daß den einkommen. Herr v. Zedlitz stimmt mir zu Die Besprechung der Interpellation des Abg. Frhrn. Gemeinden neue Steuerquellen erschlossen geseß, wenn wir die Anstellung eigener Steuerkommissare be b. 3 edlig betr. die werden. Nach der Erklärung des Regierungsvertreters in der antragen werden, kann er diese Zustimmung betätigen.( Sehr Steuerliche Entlastung der kleineren und mittleren Städte. Steuerkommission ist leider in absehbarer Zeit nicht daran zu gut! links.) Im Gegensatz zum Vorredner bin ich Gegner der denken, sondern lediglich an eine Reform des Kommunalabgaben- Staatsschule. Für Preußen ist der Fortschritt der Schule durch Abg. Dr. v. Campe( natl.): Die Tatsache, daß ein so findiger gefeßes in einzelnen Punkten. Wann diese Teilreform tommt, ihre Unterstellung unter die Gemeinden gesichert. Für progressiv Kopf wie der Interpellant nicht in der Lage gewesen ist, bestimmte hat die Regierung nicht gesagt, jedenfalls soll sie aber nicht den steigende Steuerzuschläge auf Kapitalbesik sind auch wir. Vorschläge zur Regelung der Materie in Form eines Antrages zu 3weck haben, den Gemeinden neue Steuerquellen zu erschließen. machen, beweist die Schwierigkeit der Frage. Die vorhandene Danach kann man heute schon sagen, daß auch nach der Reform Ueberbürdung der Kommunen rüttelt an den Grundlagen alles beim alten bleiben wird, daß die Gemeinden unferes Schulwesens. Wir stimmen dem Prinzip zu, daß der genau so notleidend sein, werden wie heute. Der weiter ange= Stärkere die Lasten zu tragen hat. Das bedeutet die Auf- regte Gedanke, man solle gewisse Volksschullasten auf den rollung des Problems einer sozialgerechten Be- Staat übernehmen, liegt durchaus in der Richtung un­steuerung. Auf jeden Fall muß hier etwas Großes, Grund- serer Forderungen der Uebernahme der Schullasten auf den Staat. legendes geschaffen werden, wenn wirklich der Zweck erreicht werden wir erstreben die Staatsschule, allerdings nicht eine Schule des foll. Das beste wird eine andere Verteilung der Lasten sein. Wenn heutigen Klassenstaates, sondern eine Schule unter der Verwal Der Staat den Kommunen Aufgaben zuweist, soll er auch die Kosten tung eines wirklich demokratischen Staates. Dem heutigen Staat dafür zahlen. Die Gründung von Lehrerbesoldungskaffen, wie sie wollen wir unser Volksschulwesen nicht anvertrauen, heute ist es Frhr. v. Zedlig wünscht, würde Eingriffe in die Selbstverwaltung bei den Gemeinden viel besser aufgehoben.( Sehr wahr! bei den der Gemeinden unvermeidlich machen; sie wären ein Schritt zur Sozialdemokraten.) Staatsschule und damit zu einer weitgehenden Stagnation unseres Schulwesens.( Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.)

Abg. Hirsch( Soz.):

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tuelle Maßnahmen zur Abhilfe der Abg. Fritsch( natl.) begründet eine Interpellation über even

Kreditnot des städtischen und ländlichen Grundbesites. Arendt( ft.), der Untersuchungen über Abhilfe der städ. Damit verbunden wird die Beratung des Antrages Dr. tischen Realkreditnot verlangt. Der Antrag wird vom Antragsteller begründet.

Nach weiteren Bemerkungen des Abg. Neimer( f.) wird die Vertagung beschlossen. Präsident Dr. Graf v. Schwerin- Löwiß schlägt vor, die nächste Sibung abzuhalten am Mittwoch, den 8. Januar, mit der Tagesordnung: erste Lesung des Etats. Abg. Dr. Liebknecht( Soz.): T

Abg. Dr. Arendt( ft.): Wenn niemand widerspricht, wäre es vielleicht möglich, noch heute ohne Debatte den Antrag Fritsch in bezug auf die Abschaffung der Arreststrafen anzunehmen.

Landwirtschaftsminister Dr. Frhr. v. Schorlemer: Eine Kreditnot für den ländlichen Grundbesitz besteht nicht, im Gegene teil, wir müssen seine Entschuldung fördern.( Beifall rechts.) Die Einführung einer Verschuldungsgrenze reicht dazu nicht aus, es In derselben Richtung bewegte sich auch ein Antrag der Frei- schweben Erwägungen über die sonst nötigen Maßregeln. Für den fonservativen in der Steuerkommission, wonach für den Fall, daß städtischen Kredit ist eine bessere Organisation nötig, wie sie auf die Einnahmen an Einkommensteuern und Ergänzungssteuern dem Lande schon in den Landschaften besteht. Erfreulich ist die Auch wir erkennen die Notlage der Gemeinden in vollem Um einen bestimmten Betrag übersteigen, die Ueberschüsse zum Errichtung städtischer Pfandbriefinstitute. Leider ist der städtische fange an und sind bereit, an der Beseitigung dieser Mißstände mit Ausgleich der Volksschul- und anderer Kommunallasten verwendet Grundbesiß zu einer Handels- und Schleuderware geworden, zuarbeiten. Bei allen Maßnahmen werden wir uns aber in werden. Leider hat die Mehrheit der Kommission den Antrag worunter die anständigen Hausbesitzer, die Bauhandwerker und erster Linie fragen, ob nicht etwa dadurch die Selbst- abgelehnt. Ich nehme an, daß er im Plenum wieder ein- nicht zuletzt die Mieter leiden.( Zustimmung.) Durch die Ge­verwaltung der Gemeinden noch weiter beschränkt wird, gebracht wird. Diese Anregung wäre ein Weg in der Richtung währung zweiter Hypotheken könnten die Städte in Sorgen ge­als das heute schon der Fall ist. Die Erklärung des Ministers hat eines Ausgleichs zwischen Reichen und Armen, den ich für drin- raten, dazu sind auch die städtischen Gelder nicht da. Eine Vor­uns nicht befriedigt. Der Regierung sind die Mißstände schon längst gend notwendig halte. Die Befürchtung des Vorredners, als ob bedingung zur Abhilfe der Kreditnot ist die Errichtung von bekannt, aber sie hat wieder nur erklärt, sie werde prüfen und es dann mit dem Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden vollkom- Echäßungsämtern. Warten Sie die Vorschläge der Regierung erwägen. Was bei solchen Prüfungen und Erwägungen heraus- men zu Ende wäre, halte ich für völlig unbegründet. Es kommt über all diese schwierigen Fragen vertrauensvoll ab. zukommen pflegt, wissen wir ja. Herr Fleuster meinte gestern, die eben ganz darauf an, wie ein solches Gesetz beschaffen ist.( Sehr Auf Antrag des Abg. Klode( 3tr.) wird die Besprechung der Gemeinden suchten sich in luguriösen Anlagen zu überbieten. Aber richtig! bei den Sozialdemokraten.) Interpellation beschlossen. der Begriff des Lurus ist sehr dehnbar. Ich kenne Gemeinden, die Die Erhöhung der Dotationen würde nur auf dem Abg. Klocke( 3tr.): Die Terraingesellschaften mußten überall bereits die Errichtung eines Krantenhauses für einen Gebiet des Armenwesens helfen. Im übrigen sind alles, was entstehen, wo eine städtische Bodenpolitik nicht betrieben wurde. Lurus halten.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ich kenne hier vorgeschlagen wird, nur Palliativmittel, die Hauptsache ist Der Staat hat um so mehr die Pflicht, für eine Verbesserung der Gemeinden, in denen sich die Armenhäuser, die Asyle für eine gründliche Reform des Kommunalabgaben- Realkreditverhältnisse zu sorgen, als durch das Sparlassengeset Obdachlose, in einem ganz kulturwidrigen Zustand befinden gesezes. Bei einer solchen Reform sollte man auch das wieder bedeutende städtische Mittel festgelegt worden sind. Die und wo es trotzdem Leute gibt, die solche Bauten als Lurus be- Steuerprivileg der Beamten, soweit es noch besteht, Notwendigkeit der Entschuldung des städtischen Grundbesißes geben zeichnen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Eher als von beseitigen. Wir haben solche Anträge 1909 gestellt, aber die auch wir zu. Wichtig wäre auch die Schaffung eines Meliorations­zu großem Lurus der Gemeinden könnte man also davon sprechen, Mehrheit des Hauses hat nur halbe Arbeit gemacht. Das Steuer- tredits. daß manche Gemeinden Sparsamkeit an falscher Stelle privileg der Beamten hatte früher vielleicht einmal Sinn, es hat treiben.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) aber sicher feinen Sinn mehr in einer Zeit, wo sämtliche Ar­Die Ursachen der Finanznot der Gemeinden sind bereits hervor- beiter, und wenn das neue Steuergesetz in Kraft tritt, auch gehoben. Man hat darauf hingewiesen, daß der Staat den Ge- die Angestellten auf Grund des§ 23 zur Steuer heran­meinden eine große Reihe von Lasten aufwälzt. Ich freue mich, daß gezogen werden. Ferner sollte man auch eine Besteuerung Herr v. Campe den Standpunkt eingenommen hat, daß der Staat des Kapitals durch die Gemeinden einführen. Der die Kosten für solche Lasten zu tragen hat. Das ist Grundbesitz wird vollständig zur Gemeindesteuer herangezogen. auch unser Standpunkt. So find z. B. vielen Gemeinden Ausgaben Allerdings halte ich die Klagen einiger Vorredner über eine zu Es ist sehr bedauerlich, daß es wieder nicht zu der Beratung für Polizeitosten auferlegt worden, ohne daß sie irgendwelchen Ein- hohe Belastung des Grundbesizes für unberechtigt. Seine Be- des Antrags Fritsch betreffend Abschaffung der Arrest­fluß darauf haben. Ich erinnere auch an die Ausgaben, die den lastung ist nur eine scheinbare, denn die Haus- und Grundbesizer strafen für Unterbeamte gekommen ist sowie der dazu Gemeinden durch das Kinderprivileg erwachsen. Wir be- verstehen es ganz vortrefflich, die Lasten auf die Mieter mit zur Verhandlung gestellten Petitionen, die das Beamtenrechto Tämpfen das Kinderprivileg feineswegs, im Gegenteil, wir wünschen abzuwälzen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir und die Wünsche der Unterbeamten auf Teuerungszulagen und seine weitere Ausdehnung. Jedenfalls aber find die Bestimmungen haben 1909 beantragt, daß auch zur Ergänzungssteuer Regelung des Gratifikationswesens betreffen. Das Haus hat be­geeignet, die Gemeinden zu belasten. Nicht zuletzt erinnere ich daran, 3 u schläge erhoben werden sollen. Ich glaube, wir standen mit reits einmal einstimmig beschlossen, diese Wünsche der Beamten welch ungeheure Lasten den Gemeinden durch die Wirtschaftsdieser Anregung ganz allein da. Auch jetzt wieder hat die Re- der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Die Regierung politik des Reichs aufgebürdet sind, für die ja die Mehrheit gierung bei der Reform der Steuergeseze nicht daran gedacht, den hat aber inzwischen nichts in dieser Richtung getan. Es wäre dieses Hauses eintritt. Sie hat eine erhebliche Erhöhung der Beamten Gemeinden die Möglichkeit zu geben, Zuschläge zur Ergänzungs- sehr wünschenswert, wenn noch vor Weihnachten diese Wünsche gehälter und Arbeiterlöhne für die Gemeinden mit sich gebracht, steuer zu erheben. Dabei ist die Ergänzungssteuer bei uns faum der Beamten endlich erfüllt werden könnten.( Sehr wahr! bei den weiter die große Belastung des Armenetats, erhöhte Aus der Rede wert.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Der Sozialdemokraten.) Ich gebe dem Wunsche Ausdruck, daß dieser gaben für Verpflegung in den Krankenhäusern usw. Befürchtung, daß etwa aus Gemeinden mit hohen Ergänzungs- Gegenstand so bald wie möglich wieder auf die Tagesordnung ge­Wenn Sie also die Ausgaben der Gemeinden vermindern wollen, so steuerzuschlägen die reichen Steuerzahler ausziehen würden, ließe sezt wird. forgen Sie dafür, daß mit der heutigen unheilvollen Wirtschafts- sich leicht dadurch begegnen, daß man gesetzlich festlegt, daß der Präsident Graf Schwerin  - Löwiß: Ich werde diesen Wunsch olitik ein Ende gemacht wird.( Sehr wahr! bei den Sozialdemo- Zuschlag in allen Gemeinden Preußens einheit nach Möglichkeit berücksichtigen. traten.) Selbst in der allernächsten Nähe von Berlin   gibt es eine lich sein soll. Sie sehen also, es fehlt nicht an Möglichkeiten, den Reihe von Gemeinden, die sich in großer Notlage befinden, z. B. kleinen Gemeinden zu helfen. Die Regierung mag aus der De­23eißenfee. Dort betragen die Schuldlasten allein ein viel- batte den Schluß ziehen, daß es ihre Pflicht ist, endlich den faches des Ertrages der Einkommensteuer. Andere Gemeinden sehen Worten die Tat folgen zu lassen und etwas mehr Dampf hinter fich gezwungen, Zuschläge zur Einkommensteuer, bei ganz niedrigem ihre Arbeiten zu sehen, die Erwägungen endlich abzuschließen und Einkommen zu erheben. Unter solchen Umständen wäre es Pflicht möglichst bald mit einer wirklich durchgreifenden Reformvorlage der Regierung, endlich mit Vorschlägen zur Entlastung dieser Ge- zu kommen.( Bravo  ! bei den Sozialdemokraten.) meinden zu kommen. Wir müssen unterscheiden zwischen Gemeinden, Abg. Caffel( Vp.): Die Steigerung der Ausgaben der Ge­die in der Nähe der Großstadt liegen und anderen. Die sogenannten meinden für gewiß notwendige kulturelle und soziale Zwecke ist Vorortgemeinden find in ihren Ausgaben immer abhängig von der enorm; manche Gemeinden gehen dabei doch etwas zu schnell vor betreffenden Großstadt. In Erkenntnis dieses Zustandes haben wir und bauen 3. B., che sie ein Krankenhaus haben, ein Iugu zu erledigen. des letzten Jahres noch weiter fortgeschritten. Blomquist hat von wäre die Intrige durch die gegebenen Umstände einleuchtend vor­einem Taubstummenlehrer fortwährend Unterricht erhalten und gezeichnet, ja böte sie auch nur etwas bessere Chancen glücklichen sowohl im Schreiben als im Lesen erhebliche Fortschritte ge- Erfolges als die offene Mitteilung, so könnte man das gelten lassen. Büchersnobismus. Wie manche Neuausgaben erscheinen heutzu- macht. Dieser Tage hat Blomquist von seinem Elternhaus aus, wo Indes die Hauptsache, eben dieser Zwang des Zweckgemäßen, fehlt tage schreibt Paul Landau   die eigentlich nur für den Bücher- er sich gegenwärtig aufhält, einen Brief an Dr. Fröderström ge- im Drama, und ohne einen solchen Hintergrund erscheint das Doppel­schrank berechnet sind und an denen der Naive, der sie nun auch schrieben; der Brief ist freilich nur wenige Zeilen lang und voll von spiel als leere lleberspanntheit, als eine Wendung, die, anstatt aus lefen möchte, die größte Enttäuschung erlebt! Das sind die Schatten- orthographischen Fehlern; doch zeugt er von einer erheblichen Zu dem Charakter selbst hervorzufließen, nur äußerliches Mittel ist, das feiten des großen Aufschwunges, den die Bücherproduktion erlebt nahme des Schreibvermögens des Patienten. Der Vater Blomquists tragische Ende Posas zu ermöglichen hat, die Schattenfeiten der neuerwachten Bücherluft und des schreibt gleichzeitig an den Arzt, daß das Allgemeinbefinden seines Herrn Mühlhofers Posa war bar jeder Suggestion. Er bibliophilen Sammeleifers. Der Buch- Snob hat sich in einer früher Sohnes recht gut fei; nur leide dieser zuweilen etwas an Geschien den König Philipp durch gemütliches Züreden zur Proflamies kaum geahnten Reinfultur entwidelt. Für diesen Bücherkenner ist dächtnisschwäche und an einer auffallenden Wortarmut; es verursache rung der Gedankenfreiheit gewinnen zu wollen und machte alle Risse das Buch gar nicht mehr Vermittler eines durch Lesen zu erlangen ihm große Mühe, die einzelnen Buchstaben zu Worten zusammenzu- des Charakterbildes doppelt fühlbar. Auch Sommerstorf, den Eindrucks, sondern es ist Selbstzweck; Selbstzweck der Druck, fügen. Blomquist vermag fürzere Zeitungsartikel zu lesen und auf- früher ein vortrefflicher Darsteller des Marquis, brachte es in der dessen Anordnung ein Künstler überwacht haben muß, Selbstztveck das zufassen; fobald aber kompliziertere Fragen, etwa politischer oder Figur des Philipp, einige Momente abgerechnet, zu feiner rechten Papier, das man mit den Fingerspigen liebkost, wenn es altes religiöser Natur, behandelt werden, versagt meistens sein Auf- Wirkung, ebensowenig Rosa Poppe als Eboli und Herrn Geifen­japanisches Bütten oder zum mindesten ban Geldern ist, fassungsvermögen. dörfer, der als Carlos in Ton und Haltung durchaus repräsentabel, Selbstzweck das Vorsakpapier und der Einband. Wie vor einem Theater. blieb es versagt, die Räsonanz mit schwingender Empfindung aus Gözenbilde berauscht sich der Bibliophile im schlechten Sinne, dieser Fanatiker der Luxusausgabe, vor dem Vorzugsdruck; doch diese Die von Reinhard Brud neuinszenierte Aufführung entbehrte aller Kgl. Schauspielhaus: Don Carlos  " von Schiller. zulösen.. herrlichen Sinfonien von Drucerschwärze und Papierweiß auch zu hervorragenden schauspielerischen Kraft, die vom Sturm und Drang Tefen, daran denkt er nicht. Heute erscheint fast von jedem Roman fchon eine Lurusausgabe, und diese wenigstens dreifach so teuren des jungen Schiller befeuert, einen über die mannichfachen Schwäch­Bücher sind häufig zuerst vergriffen. Aber überläßt man auch das ungen und Hemmungen des dramatischen Aufbaues hätte hinweg für fostbare, nur in einer beschränkten Auflage erscheinende Druckwerk tragen können. So dehnten sich die viereinhalb bis fünf Stunden am als den Erben des alten Brachtwertes" seinem Schicksal, mehr an seine künstlichen, teilweis verkünstelten Berechnungen durch ein festlich Ballets bei Kroll ist bis zum 20. d. Mts. verlängert worden. des Spiels aufs Doppelte der Zeit. Dhne einen Marquis Bosa, der - Bühnenchronit. Das Gastspiel des Russischen gesehen, als gelesen zu werden, so bleiben doch noch genug Bücher hohes Bild des Seelenadels und freiheitlichen Enthusiasmus vergessen übrig, die gewiß feinem längst gefühlten Bedürfnis" abhelfen. läßt, ohne einen Philipp, den ein Schauer menschenfeindlicher Despoten- Redaktionsmilieu einer Tageszeitung vorführt, wurde im Kopen Ein neues Drama von Sven Lange, das das Der Mann mit dem halben Gehirn. Aus Stockholm   wird der größe umwittert, bleibt die Stimmung des Werkes auf der Bühne hagener Dagmartheater ohne besonderen Erfolg aufgeführt. Das " Frantf. 8tg." geschrieben: Wie noch erinnerlich sein wird, ereignete tumm, drängt sich die umständlich schiderfällige Intrige lähmend in Stud, das Die Presse  " heißt, dramatisiert den Alberti- Skandal fich hier im Sommer 1911 der seltene Fall, daß ein zur militärischen den Vordergrund. Sehr geistvoll hat Schiller in den Briefen über und feine Vorgeschichte und ist, obwohl es wenig dramatisch ist, llebung eingezogener junger Mann, ein Handlungsgehilfe namens Don Carlos feine Intentionen erläutert, sehr fein sind seine psycho- zweifellos ein interessanter Versuch. modernes politisches Leben auf Blomquist, infolge eines Fehlschusses in die Schläfe eine bedeutende logischen Betrachtungen, daß hochfliegender Idealismus leicht dazu der Bühne darzustellen. Menge der Hirumasse verlor, und zwar in der Größe einer geballten neige, Vorsehung zu spielen und nach geheimen Plänen die Faust. Man hielt die Genesung des Unglücklichen für ausgeschlossen. Einzelnen als Werkzeuge zu nutzen: aber die Bedenken des Zuschauers Schopenhauers philosophische Vorlesungen Merkwürdigerweise vollzog sich aber der Heilungsprozeß doch be- werden damit in teiner Weise widerlegt. Klar tritt es in dem Stück erscheinen in diesen Tagen zum erstenmal im Verlag R. Piper u. Co. sonders günstig. Es gelang die Kugel zu entfernen, und nach- hervor, daß Pojas   Freundschaft zu Carlos weniger dem unmittel- in München  . Schopenhauer hatte für seine Vorlesungen in Berlin  dem der Patient etwa vierzehn Tage in bewußtlosem Zustande baren Antrieb der Natur als der Hoffnung entspringt, diesen Hoch- im Jahre 1820 fein Publikum gefunden und sie wieder abbrechen gelegen hatte, wurde er allmählich wiederhergestellt. Die inter  - gestellten in einem Zeitalter, das noch ganz naiv an eine grenzenlose müssen. Er hatte das Manuskript aber aufs feinste ausgearbeitet. effante Frage war nun die, welchen Einfluß der Verlust eines Macht der Könige glaubt, zum Menschenbeglücker und Bringer der-Plalatausstellung. Die Typographische Vereinigung fo großen Teiles der Hirnmaffe auf die geistigen Fähigkeiten des Freiheit zu bilden. Aber zufällig, ja Bofas eigentlichem Wesen Berlin   veranstaltet im großen Saale des Gewerkschaftshauses eine jungen Mannes haben würde. Eine Lähmung trat überhaupt widerstreitend, scheint es, daß diefer dem Freunde nichts von Philipps Ausstellung von mehr als 300 Plakaten vom 14. bis 18. Dezember. nicht ein. Das Gedächtnis schien ungeschwächt zu sein. Das Sprech  - eifersüchtigem Verdacht sagt, sondern ihn justament vermittelst einer Die Ausstellung ist geöffnet wochentags von 6 bis 9 Uhr abends vermögen und der Gesichtssinn hatten aber erheblich gelitten, und abenteuerlich verwickelten Intrige retten will. Geräuschlos ohne und Sonntags von 9 bis 1 Uhr vormittags. Führungen finden die Fähigkeit des Patienten, Buchstaben zu kombinieren, und damit Gehilfen, in stiller Größe zu wirken- so verteidigt Schiller   das statt: Sonnabend und Sonntag Herr Georg Krebs- Leipzig, Montag auch das Vermögen, zu lesen und zu schreiben, war bedeutend mehr als seltsame Verhalten seines Helden in dem Drama- ist Herr Paul Westheim  , Dienstag Herr Otto Wonigli und Herr Baul geftört. Posas Schwärmerei. Still wie die Vorsicht für einen Schlafenden Wulfhorst. Am Mittwoch spricht Herr Julius Klinger   über die Wie der Arzt des Patienten, Dr. Fröderström, jezt dem forgt, will er des Freundes Schicksal auflösen, er will ihn retten moderne Plakatkunst. Der Besuch der Veranstaltungen ist un Blatte Dagens Nyheter   mitteilt, ist die Befferung während wie einen Gott und eben dadurch richtet er ihn zu Gründe... entgeltlich.

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Kleines feuilleton.

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Abg. Frhr. v. Zedlik( ft.): Wenn das Haus bisher noch nicht zur Verhandlung des Antrages Fritsch gekommen ist, so trägt die Schuld Herr Liebknecht und seine Freunde, weil sie uns durch lange Reden aufgehalten haben.( Unruhe bei den Sozialdemo traten.) Abg. Dr. Grüger( Vp.) beantragt, auch die Petitionen ohne Debatte durch Ueberweisung an die Regierung zur Berücksichtigung

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Notizen.

dt.

-Im Deutschen   Opernhause sind die Vorbereitungen Oberon" foweit gediehen, daß die Erstaufführung bestimmt Dienstag, den 17. d. Mts., stattfindet.