sah sie noch. SchlveigegeBot. Nicht sieben Worte noch hörten wirans den siebenfach gesiebten Mündern der Auserlesenen. Kommtetwas heraus außer Verminderung des Schreibwerls und ähnlichenstaatshämorrhoidalen Knackereien? Und wann?Wir schwören: In Ewigleit nichls, wenn den Perücken nichtein wenig Sturm um die Ohren geblasen wird. Alles, was unsdiese löbliche Verwaltungsreform bisher beschert hat, waren Knüppelzwischen die Beine für jede noch so bitter notwendige Einzelreformin der Verwaltung. Vertröstung aus den— Kellerwechsel des großenumfassenden Werkes, dessen allgemeinste Umrisse noch nicht einmalangedeutet sind., Begueme Ausflüchte— die die Sozialdemokratieden offenen und verkappten Reaktionären, Nutznießern des heutigenVerwaltungsabsolutismus unermüdlich aus der Hand schlagen muß.Für das preußische Volk gibt es nur eine Verwaltungsreform:das ist die Demokratisierung der Verwaltung in bezug auf Zu-sammensctzung der Verwaltungskörper und in bezug auf die Kontrolleihrer Tätigkeit.Sie brennt dem preußischen Volke auf den Nägeln— gleich derWahlrechtsreform, mit der sie untrennbar zusaminengehört.Auch ihr gilt unser rücksichtsloser Kampf.Die Krifein den Friedensverhandlungen.Die Verhandlungen der Friedenskonferenz sind nun injenes kritische Stadium gelangt, auf das man von Anfang angefaßt sein mußte. Die türkischen Delegierten schlugen, wiebereits gemeldet, in der Freitagsitzung der Friedenskonferenzeine neue Grenze vor, die nahe bei Adrianopel beginnen sollte,aber Adrianopel der Türkei ließ, der auch alle Inseln desAegäischen Meeres verbleiben sollten. Nur auf ihre Rechteauf Kreta wollten die Türken zugunsten der Großmächte,aber nicht zugunsten Griechenlands verzichten. Auf diesesAnerbieten antworteten die Verbündeten mit folgenden! Ulti-niatum:»Die Delegierten der Verbündeten ersehen mit Bedauern, daßdie türkischen Delegierten die. Resultate des Krieges nicht berück-sichtigen. Sie würden deshalb berechtigt fein, die VerHand-lungen abzubrechen. Um jedoch einen neuen Beweis ihresversöhnlichen Geistes zu geben, ersuchen sie die türkischen Delegier-ten, in einer Sitzung am Montag, um 4 Uhr nachmittags, neueVorschläge zu machen, welche folgendes enthalten:1. Verzicht der türkischen Rechte auf Kreta.2. Abtretung der Aegäischen Inseln.3. Je st legung einer Grenze für das WilajetAdrianopel, welche die Stadt Adrianopel denVerbündeten überläßt.Falls dies nicht geschehe, würden die Verhandlungen als a b-gebrochen betrachtet werden."Nun geschah etlvas Merkwürdiges. Die türkischen Dele-gierten, die bisher nicht genug Verzögerungen schaffenkonnten, erklärten plötzlich, schon am Sonnabend antwortenzu wollen. Man mußte erwarten, daß diese Bereitwilligkeitzugleich die Entschlossenheit zur Abweisung des Ultimatumsbedeutete, und in der Tat meldete im Laufe des Sonnabend-nachmittags das Neutersche Bureau, daß die Türken ent-schloffen seien, eine Abtretung Adrianopels oder einerInsel des Aegäischen Meeres unbedingt abzu-lehnen, koste es, was es wolle. Der Abbruch derFriedeusverhandluugen sei demnach sicher.Es ist anders gekommen. R e s ch i d Pascha ist mit demserbischen Bevollmächtigten Nowakowitsch, der heuteden Vorsitz führen sollte, im letzten Augenblick übereinge-kommen, die nächste Sitzung der Konferenz aufMontag nachmittag, 4 Uhr, zu verschieben.Bis dahin wollen die türkischein Delegierten neue In-st r u k t i o n e n einholen.Man darf in dieser Verschiebung sicherlich ein günstigesSymptom erblicken und annehmen, daß die Aenderung in derHaltung der türkischen Delegierten auf einen Druck der Groß-mächte zurückzuführen ist. Am Sonnabendvormittag hat jaauch die Botschafterkonferenz getagt, und man weiß, daß dieGroßmächte auch in Konstantinopel zur Nachgiebigkeit, zumVerzicht auf Adrianopel, geraten haben. Die Hauptschwierig.:it bildet mach wie vor Adrianopel, während die andereni, falls diese entschieden wäre, sich unschwer durch Kom-sse erledigen ließen.un ist nicht zu verkennen, daß die Wiederaufnahme deSstamp'es von niemandem gewünscht wird. Sie bedeutete fürdie Großmächte den Beginn von Verwicklungen, die sie nichtbchecrsäjen können, deren blutige Entscheidung herbeizuführensie jetzt aus verschiedenen Gründen nicht wagen wollen.Die Türkei ist, ganz abgesehen von den schweren Nieder-lagen, finanziell schon jetzt ruiniert, und in den Balkan-staaten macht sich die Depression nach den fürchterlichenKriegsopfern unverkennbar geltend. Aber sowohl inder Türkei wie in den Balkanstaaten scheuen die Regie-rungen schon angesichts der Stimmung in den Armeen voreinem ungünstigen Friedensschluß zurück. Deshalb hoffenwohl beide Teile auf einen sanften Druck von außen, auf dieIntervention der Mächte, vor deren Spruch sie sich beugenkönnten. Aber zu einer solchen Intervention gehört dieEinigkeit der Mächte, und die entscheidende Frage ist, ob sieihre Rivalitäten überwinden und einmütig werden auftretenkönnen.Es kommt hinzu, daß Rumänien den jetzigen kriti-scheu Zeitpunkt benutzt, um seine„Kompensationen bei Bul-garten durchzusetzen, und auf diese bulgarisch-rumänische Aus-einandersetzuug bauen die Türken ebenfalls Hoffnungen, diesich freilich nicht zu erfüllen brauchen.Daß die Situation aber noch immer ernst ist, beweist diet der österreichischen und russischen Mobilisation.Dementis haben zwischen Rußland und Oester-Hungen über die Demobilisierung stattgefunden,t gescheitert sind, daß Oesterreich in eine Rück-der militärischen Maßnahmen erst willigen? serbische Regierung offiziell erklärt hat, dieerungen Oesterreichs anzuerkennen. Dabeisten dieser Politik bereits weit e i n e h a l b eo n e n. eine fürchterliche Rechnung für dasrlichen Steuerdruck seufzende Land.Die Forderungen Rumäniens.� Paris, 4. Januar. Ter rumänische Minister des InnernTake Jonescu erklärte dem Londoner Sonderbericht-erstatter des„Matin" unter anderem: Die Behauptung,daß Rumänien eine Art Trinkgeld von Bulgarienverlange, ist unbegründet. Wir fordern eine für uns ineographischer und strategischer Hinsicht wichtige Grenz-e r i ch t i g u n g: denn der Balkankrieg fügte uns einenoffenkundigen Verlust zu. In Mazedonien leben 40(3 000Rumänien, die bisher ihre Nationalität bewahren konnten,jedoch unter dem neuen Regime im bulgarischen, oriechisckienoder serbischen Volk aufgehen werden. Diese 400 lXXi Rumänengehen also für uns verloren. Aber auch in politischer Be-ziehung ist unsere Forderung gerechtfertigt: denn wir hattenden Krieg verhindern können. Tank unserer Neutralitätkonnten die Balkanstaaten ihr Gebiet durch die Länder dereuropäischen Türkei vergrößern. Auf die Frage des Jnter-Viewers, ob Rumänien, falls seine Forderung abgelehntwerden sollte, den Krieg erklären würde, antwortete TakeJonescu, ein Krieg zwischen Rumänien und Bulgarien würdegewiß einen allgemeinen Konflikt nach sich ziehen.Sprechen wir aber nicht von so schlimmen Eventualitäten.Hoffen wir, daß Bulgarien, das gleich uns möglichst engebulgarisch-rumänische Beziehungen anstrebt, unsere Wünschegünstiger auffassen wird als bisher.Einem Vertreter des Reuterschen Bureaus erklärte derMinister: Bis jetzt sind wir neutral geblieben und habenOpfer gebracht, um den Frieden zu erhalten. Ich kann Ihnenjedoch nicht sagen, welche Haltung Rumänien morgen ein-nehmen wird, weil ich es selbst nicht weiß. Die Gerüchte voneiner Mobilisierung Rumäniens sind unsinnig.Wir werden die Mobilisierung niemals als Bluff oderDrohung benutzen. Unsere Mobilisierung geht sehr schnellvor sich und auf ihre Ankündigung würde fast unverzüglichder Krieg folgen. Es ist wahr, daß unsere Armee letzthinzahlreiche gewöhnliche Vorsichtsmaßnahmen getroffenhat, doch diese nur soweit, als die Klugheit fordert. Diesstellt keineswegs eine Mobilisierung dar. Ich hoffe nicht nur,sondern ich glaube auch, daß ein Krieg vermiedenwerden wird, obwohl sehr schwierige Fragen, wiedie Frage der Grenzen Albaniens, noch zu erledigen sind.Jonescu lehnte es ab, sich über die Ausdehnung des vonBulgarien beanspruchten Gebietes zu äußern.Rumänisch-bulgarische Verhandlungen.London, 4. Januar. Take Jonescu hatte gesterneine Unterredung mit Dr. Danew, die, wie der„Temps"erfährt, nicht ganz ergebnislos war. Bulgarien ist aufRußlands Vorschläge bereit, in eine minimale Grenz-abweichung der Linie Silistria— Schwarzes Meer ein-zuwilligen. Rumänien verlangt aber die ganze bulgarischeDobrutscha. Nach dem genannten Blatte ist diese Forderungnicht ernsthaft gemeint.Die Jnsel-Frage.London, 4. Januar. Wie das Reutersche Bureau er-fährt, wird Griechenland, falls die Großmächtewegen der Besetzung der Aegäischen Inseln in un-mittelbarer Nähe der Dardanellen oder an derasiatischen Küste von feiten Griechenlands gewisse Vor-behalte machen sollten, kein Bedenken tragen, sich zu ver-Pflichten, daß die Inseln nichtalsBasis militari-scher Operationen gegen die Türkei gebraucht werdensollen.Wirkungen der österreichischen Mobilisierung.Innsbruck, 4. Januar.(Privattelegramm des„V o r w ä r t s".) Ihr Korrespondent hatte heute Gelegen-heit, Einsicht in ein amtliches Aktenstück zu nehmen, in demdie Einstellung aller öffentlichen Bauten und Eisenbahn-investionen sowie die Entlassung aller nicht dauernd an-gestellten Ingenieure angeordnet wird. Die Verordnung,die gleichlautend auch an die anderen Regierungsstellen er-lassen wurde, bedeutet einen außerordentlich empfindlichenSchlag für die Industrie, für die die Staatsaufträge vongroßer Bedeutung sind. Sie ist natürlich eine Folge desUmstandes, daß alle irgendwie verfügbaren Gelder durch dieMobilisierungskosten beansprucht werden.politische GeberficKt.Berlin, den 4. Januar 1913.„Berliner" und„Miinchen-Gladbacher".Der alte Streit zwischen den Berliner Fachvereinlernund den christlichen Gewerkvereinen ist durch den verunglücktenBergarbeiterstreik im Saarrevier neu entfacht worden— trotzaller Friedensbesehle der letzten Enzyklika des Papstes. Die'christlichen Gewerkschaftsführer schimpfen über die ver-räterischen Intrigen der„Berliner", und die„Berliner" be-zichtigen die„Christlichen" des Zuwiderhandelns gegen diepäpstliche Enzyklika und der bewußten Schädigung derkatholischen Arbeiterbewegung. Wie weit der Haß zwischenden beiden katholischen Organisationen bereits gediehen ist,zeigt folgende vom Organ der„Berliner" veröffentlichteErklärung von 33 als Vorsitzende katholischer Arbeitervereinefungierenden Geistlichen des Saarreviers:„Die heute(30. Dezember) zur Präsideskonferenz der katho-tischen Arbeitervereine(Sitz Berlin) erschienenen Geistlichen desSaarreviers haben beschlossen:1. Sie protestieren gegen die in jüngster Zeit in zahlreichenVersammlungen von Agitatoren de? Gewerkvereins christlicherBergarbeiter vorgebrachte Unwahrheit, daß der katho-tische KlernS einer Erhöhung deS Lohnes derBergarbeiter entgegen sei.2. Sie erheben Protest gegen die infolge der genanntenunwahren Verdächtigung laut gewordenen Schmähungenund Verunglimpfungen katholischer Geistlicher, welchein wohlmeinender Liebe zu den Arbeitern vom Streik abgeratenhaben, weil sie überzeugt sind, daß �derselbe unter den jetzt ob-waltenden Verhältnissen nicht eine Besserung, sondern eine Ver-schlechterung der Lage der Arbeiter herbeiführen muß.3. Sie protestieren gegen die einseitige Berichterstattunggewisser katholischer Zeitungen, insbesondere der„Köl-nischen Volkszeitung",„Augsburger Postztg."und anderer über die Streikbewegung im Saarrevier. Dadurchist die öffentliche Meinung irregeführt und eine Schädigung derkatholischen Arbeiterorganisation, dienachdenWeisungendes Heiligen Vaters überall unter st ützt und ge-fördert werden muß, versucht worden.4. Die Präsides erklären, daß die Stellungnahme der katho-listen Arbeiterorganisation auj dem Delegiertentag in Malstattvom Ib. Dezember b. F.'(gegen einen Streik. D. R.)' durch denbisherigen Verlauf der Ereignisse vollkommen gerechtfertigtworden ist. Sie sind entschlossen, auch in Zukunft allezeit unge-achtet aller Verdächtigungen für die Rechte und das Wohl deSArbeiterstandes gemäß den katholischen Grund»fätzen fest und entschieden einzutreten."Noch sind keine zwei Monate seit dem mit zeremoniellerVerkündung der„friedenstiftenden" Enzyklika des PapstesPius X. durch die Fuldaer Bischofskonferenz verflossen undschärfer als jemals tobt der Kampf zwischen den„Berlinern"und den„München-Gladbachern".Ter Papst als Konkurrent des Wassers von Lonrdes.Klerikale Blätter haben schon verschiedentlich berichtet, daß derPapst Pius X. mit übernatürlichen Kräfien begabt sein soll. Boreiniger Zeit soll er sogar frei im Zimmer„geschwebt" haben, wiefrüher nach einer frommen islamitischen Legende der schwarze SteinAbrahams in der Kaaba von Mekka. Nun wird berichtet, daß derPapst auch wundertätig ist und durch bloßes Handauflegen Krankezu heilen vermag, und zwar soll diese Heilkraft in letzter Zeit be-trächllich gewachsen sein. So weiß„Das katholische Deutschland"sNummer vom 29. Dezember) gar wundersame„Heilungen" zu melden,die jüngst wieder der Papst vollzogen haben soll. Wir registriereneinige Fälle, um den Ruhm Pius' X. auch in unsere Leserkreisedringen zu lassen.„Ein zehnjähriges Kind, der Sohn einer angesehenen, gutkatholischen amerikanischen Familie, die zurzeit in Rom lebt, er-krankte an einem schweren Nierenleiden. Ein Kapuziner, der dasVertrauen dieser Familie besitzt und beim Papst in großem An-sehen steht, führte den Knaben in den Vatikan und stellte ihn demHl. Vater vor mit den Worten:„Hl. Vater, segnen Sie diesesKind, damit der Himmel es wieder gesunden lasse!" Pius legtedem Kranken die Hand auf und sprach:„Ja. unser Heiland machtDich wieder gesund I" Und wirklich, gelegentlich eines Besuches,den der Pater zwei oder drei Tage später der Familiewieder abstalten wollte, lief der Knabe gesund und munterihm entgegen: zwei Aerzte konnten nur mehr seine völlige Gesund-heit feststellen."„In Rom lebte seit einer Reihe von Jahren ein Prälat, dergelähmt und am Gebrauch des linken Armes und FußeS vollständig gehindert war. Mannigfache Inanspruchnahme der ärzt-lichen Hilfe hatte den Erfolg, daß er diese Glieder wieder inetwas bewegen konnte: doch von einem ungehinderten Gebrauchderselben konnte keine Rede sein. In diesem Zustande ließ er sich in denValikan bringen und durch den Segen des Hl. Vaters erhielt ersofort die gewünschte Gesundheit."Ferner sind zwei Ordensschwestern geheilt worden. Eine litt anLungenschwindsucht, die andere an einem Magen- und Darmleiden,beide aber waren todkrank und mußten auf einer Tragbahre zumPapste getragen werden. Dieser segnete sie und siehe da, dieMagen- und Darmleidende entfernte sich frisch und munter aus demBatikan und entwickelte einen Riesenappetit. Und bei der Lungen-schwindsüchtigen ließ sich nach dem hl. Segen eine„bedeutende Ver«Minderung der Bazillen" feststellen(wörtlich). Als sie nach Florenzzurückkam, waren aber auch diese letzten Bazillen vollständig auL-gerissen.Wie lange wird eS noch dauern und der geistig und körperlichkranke Menschenstrom aus aller Welt ergießt sich nach Rom zuinunfehlbaren, übernatürlichen, wundertätigenPapst Pius X. Nur eine Krankheit wird der Papst wohl nichtheilen können: die komplette Berrücklheit in manchen frommenRedaktionsstuben._„Siehste die Lumpen!"Mit dieser etwas saftigen Bezeichnung ist nach dem Geständnisschlesischer Zentrumsblälter die Z e n t r u m s s r a k t i o n in denKreisen der eigenen Parteigenossen belegt worden. Diepeinliche Enthüllung, welche die„Reißer Ztg." in ihrerNeujahrsnummer macht, geschieht nur notgedrungen imVerlaufe eines neuen Zanks, der zwischen den schlesischenZentrumsblältern aus nationalen Gründen aus-gebrochen ist. Als Kampforgan gegen die nationalpolnischePartei hat sich das Zentrum in Oberschlesien ein neueS Blattin polnischer Sprache zugelegt, den„Tygodnik Katolicki". Die erbeblichen Aufwendungen rentieren sich aber schlecht, denn der neueKampfesbruder schreibt mehr für die Polen und gegendas Zentrum, als umgekehrt. Als diese Treulosigkeit von denBreslauer und Reißer Zentrumsblättern gerügt und als„Verrat" und„Doppelzüngigkeit" gebrandmarkt wurde, stellte sich das führendeZentrumsorgan Oberschlefiens. der„Oberschles. Kurier" auf dieSeite der Polen und verlangte nun ebenfalls„etwas mehr Ehrlich-keit" statt der„gehörigen Portion Gehässigkeit", welche die Bruder-organe in Breslau und Neiße verzapfen. Dem Neißer Blattewurde von seiner klerikalen Freundin der Vorwurf„seniler Nach-beterei" gemacht. Darauf antwortet dieses Organ:„Senil? Nun, die„Neißer Zeitung" befindet sich im 40. Lebens-jähre. Jünger wird sie nicht. Das überläßt sie den Herrschasten,welche die Versammlungen des katholischen Männervereins inKatlowitz mit dem Stichworte verlassen:„Sieh sie dieLumpen!" und es verstehen, sich trotz dieser feinen Be»Zeichnung der Zentrumsfraktion olS Triarier derselben aufspielen."Soweit die treukatbolische„Neißer Zetiung", ein Zentrumsblattohne Furcht und Tadel! Die Zcntrumsfraktion wird wenig erbautvon dieser Charakterisierung durch die eigenen Parteigenossen sein.Die militärische Jahrhundertfeier in Preuße«.Nachdem die nötigen Vorberatungen getroffen, soll demnächst diepreußische Nationalbegeisterung offiziell beginnen. Auf Befehl desKaisers wird am 10. d. Mts. in allen militärischen StandortenPreußens eine große militärische Jahrhundertfeier stattfinden. InBerlin wird der Kaiser persönlich die Feier abhalten, während er inBreslau durch Prinz Eitel Friedrich vertreten sein wird. Die Feierwird aus dem Niederlegen von Kränzen an den Denkmälern, Fest-gottesdrensten und großen Paraden des Militärs und der Krieger»vereine bestehen._Amtliche Zeitungspropaganda.Um der neuen„Bayerischen Staatszeirung" schnell auf die Beinezu helfen, entwickeln die bayerischen Behörden einen geradezu fieber-haften Eifer. So bat ein schwäbisches Bezirksamt(LandratSamt) andie Gemeindeverwaltungen einen Erlaß gerichtet, in welchem fie auf-gefordert werden, sofort darüber Anzeige zu erstatter. ob dieA b o n n e m e n t s b e st e l l u n g auf die„Bayerische Staatszeitung"vollzogen sei. Wörtlich heißt es in diesem Erlaß:„Wenn diese Anzeige bis morgen nachmittags 4 Uhr aufschriftlichem Wege nicht mehr in den dieSamtlichen Einlaufgelangen kann, muß zur Anzeigeerstattung einExtrabote oder das Telephon oder derTelegraph benutzt werden."Wie man hieraus entnehmen kann, ist die bayerische Staats-regierung redlich bemüht, das Zeitungsunternehmen in den Besitzder versprochenen 13 000 Zwangsabonnenten zu setzen. Leider be-reitet das neue Regicrungsorgan, nach der großartigen Reklame, dieHerr Frick mit seinem Programmenlwurf dafür gemacht hat, allenBeziehern eine große Enttäuschung, denn an Dürftig»kje i t des Inhalts unterscheidet es sich von den RegierungS«organe» anderer hoher Bundesstaaten nicht um em Jota.