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Nr. 80.

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Berliner   Volksblaff.

30. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Stolonel. geile oder deren Raum 60 Bfg., für politische und gewerkschaftliche Bereins­und

Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. ,, Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pig.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pig. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1983.

Heraus zum Protest!

In 61 Massenversammlungen wird heute das Proletariat Berlins   und der Vororte gegen die Wehrvorlage protestieren, dies ungeheuerliche Attentat des Kasernengeistes gegen die targen Reste deutscher   Kultur.

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Sonntag, den 6. April 1913.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 1984.

Wenn man noch vor nicht allzu langer Zeit, wenn man lichen Volkspartei einen entschlossenen Willen zum Kampf gegen die preußische Reaktion wähnen durfte, so ist In einem Monat werden die Urwahlen zum dieser Glaube durch die Herren Linksliberalen seither nicht preußischen Abgeordnetenhaus vollzogen, wer- gestärkt worden. Ist schon der etwas komisch anmutende den die Wahlmänner mündlich und öffentlich gewählt"! Hurrapatriotismus, mit dem die Herren Cassel, Mugdan und Und zwei Wochen später werden die Wahlmänner wieder mit Konsorten die Umwertung" der Erinnerung an die toten lauter vernehmlicher Stimme den Abgeordneten zu ernennen Freiheitskämpfer von 1813 für die lebenden Nuznießer der haben. Nichterfüllung der feierlichen Reformversprechungen aus der Hat man es in den politischen Kämpfen der Jektzeit Zeit von Deutschlands   tiefster nationaler Not dienernd und Das Abenteuer des jüngsten Zeppelin hat grell hinein- irgendwo erlebt, daß einen knappen Monat vor allgemeinen firchengängerisch mitmachen, ein trauriges Zeichen liberalen Neuwahlen noch kaum eine Spur von einem Wahlkampf, von Verfalls, so fällt das Wahlbündnis der Fort­geleuchtet in die gewitterschwangere Atmosphäre, die auf einer Wahlagitation zu entdecken ist? Räme es nur auf schrittler mit den Nationalliberalen noch Europa   lastet. Seit vielen Jahrzehnten rüstet Euopa, rüstet die preußischen Landtagswahlen an- still und unbewegt viel schwerer ins Gewicht. Mehr noch als in der Reichspolitik Deutschland, angeblich, um den Frieden zu sichern". läge das Meer des politischen Lebens in diesem Lande wirt- haben sich die Nationalliberalen im Preußenparlament längst Zahllose Milliarden sind vergeudet, unerträgliche Lasten den schaftlichen Hochstandes und politischen Elends da und nur zur Staffage der schwarzblauen Machenschaften herunterent­darbenden Volksmassen auferlegt worden. Und der Erfolg? ein leichtes Gefräusel zeigte sich auf seiner Oberfläche, an- wickelt. Gedeckt durch den Wall des Dreiklassenwahlrechts, das Mißtrauen und Eifersucht sind größer denn je, und der kleinste Nichts von jenem Elan, mit dem sich die Flutwelle allge- find die preußischen Nationalliberalen längst zur wahren geregt von dem Zephyrhauch der Kandidatenaufstellungen. dem größeren Geldsack die größere politische Macht sichert, Funken kann die furchtbar geladene Mine zur Explosion meiner Wahlen sonst über Stadt und Land hinwälzt, bis in Mittelpartei" geworden, die den Ausgleich zwischen der bringen! die kleinsten hinterweltlerischen Dörfer dringend und bis nach Rechten und der Linken durch treue Unterordnung unter die Nur Vertrauen kann das Mißtrauen zerstreuen, nur Ab- Mohrungen- Preußisch- Holland und nach Aachen  - Düren   poli- Politik jener famosen Fraktion ohne Partei, der freifon­fervativen Zedlißscher und Kardorfficher Faktur zu er rüftung den Rüftungswahnsinn bannen! Jeder Staat muß sein tische Erregung, politisches Denken tragend. Gäbe es keine anderen Wahlen als die unterm Drei- reichen streben. Scharfmacherisch gegen die Arbeiter, hafa­Entgegenkommen zeigen. Was aber tut die deutsche Regie- Klassenwahlrecht und trügen die Herrschenden nicht immer tistisch gegen Polen   und Dänen, Meister in der Demut vor sonst genug neue Erregung ins Volk, das sie ausbeuten, der Junkerregierung, in der Verhimmelung der Hohenzollern  sonst genug neue Erregung ins Volk, das sie ausbeuten, fnebeln, schmähen, verfolgen wahrlich, Preußen gliche noch und der junkerlichen Staatskunst, die das Bürgertum mit mehr einer großen Kaserne, in der die Amtsvorsteher und höfischen Gnadenbrocken über den Mangel an Rechten hin­Wachtmeister mit der Klopfpeitsche jener alten Leute" und liberalen längst würdig geworden, sich mit den Freikonser­wegzutäuschen versteht so sind die preußischen National­Stubenältesten ihr Erziehungswerk zum Kadavergehorsam vativen zu verschmelzen, denen längst das Herz und die Sub­Im Jahre 1911 schuf Deutschland   das neue Duiquennats- bollbringen; gäbe es daneben nicht noch das Reichstagswahl- fidien der heimlichen Führer der Nationalliberalen, der recht wir wären nicht mehr weit entfernt von dem Heine­gesez, aber bereits 1912 forderte es abermals 650 Millionen schen Nationalzuchthaus und der gemeinsamen Peitsche als rheinischen Industriekönige gehören. Wohl wollen auch sie

An die Arbeit, es wird Zeit! bei ben letzten Reichstagswahlen in der Fortschritt­

rung? Sie bringt

innerhalb dreier Jahre die dritte

Rüstungsvorlage!

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für Heer und Marine und 1913 wird uns gar die Be- der deutschen   Einheit nach echtem Junterherzen. willigung

neuer 1300 Millionen

zugemutet! Kein Wunder, daß da Erregung die Völker durch­gittert und der Hader zwischen den Nationen immer leiden­schaftlicher entbrennt.

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eine Aenderung des Schandwahlrechtsaber nur, indem sie durch die Beseitigung der Drittelung in den Urwahlbezirken auch die letzte Möglichkeit einer Vertretung der industriellen Arbeiterschaft im Dreiklaffenhaus beseitigen und die Klassen­gliederung durch ein Mehrstimmenwahlrecht der größeren Geldsäcke reformieren" wollen.

Gern prunkt die preußische Staatsverwaltung mit ihren Hunderttausenden Beamten und Arbeitern, denen es so herr­lich geht und für die man gar nicht genug Wohlleben in Worten äußern kann. Aber die Wahlen werden diese Hun­derttausende wieder lehren, daß sie nicht nur ihre Arbeits- Diese liberalverlarvten Zedlizianer zu stärken ist nun kraft und ihre Berufstreue dem Staat, sondern auch ihren das Sehnsuchtsziel der Fortschrittler geworden, stimmen sie Berachtet sind alle Lehren der Nächstenliebe, die einst der jenen Vorgesetzten, über die in letter Instanz die den die großen Einkommen schärfer erfassende Steuerreform mit Geist und ihr Herz ihren Vorgesezten knirschend gpfern müssen doch auch in der Gegnerschaft gegen jede das Kapital und Nazarener predigte, dessen moderne Jünger längst ge- Juntern genehmen obersten Sachwalter der Interessen des ihnen überein! Nun denn mögen diese Fortschrittler sich schmeidige Diener des Klassenstaates geworden sind. Vom Junkerstaates, die Minister gesetzt sind, für die ein Zornes ihre Mandate in den ländlichen Kreisen holen, wo bürgerlicher Kommißstiefel niedergetrampelt ist längst die wort des Herrn von Pappenheim   im Dreiklaffenhaus das Oppositionsgeist in der Wahl nationalliberaler Kandidaten Geistessaat der Dichter und Denker der großen Vergangenheit, In vier Wochen heißt es für die Staatsangestellten an den industriellen Gebieten, wo die erwerbstätigen Massen unter Ende ihres Glanzes und ihrer Macht zu bedeuten pflegt. schon eine rühmliche Tat erblickt, in den Städten und groß­die sich als Weltbürger, als Glieder einer Kulturgemeinschaf Wahltisch zu treten, nicht als freie Bürger, als Angehörige dem vereinten Druck wirtschaftlicher Ausbeutung und politi­der Menschheit betrachteten. Im stupid- brutalen Ringen um eines freien Volkes, sondern als kommandierte Organe des scher Unterdrückung seufzen, wo der Freisinn überdies in die gefüllte Futterkrippe der Kapitalisten, um die hohle herrschenden Systems, das sie nicht nur benutzt, um seine fommunalpolitischer Reaktion sich der Nationalliberalen soldatische Gloire sollen alle sittlichen Ideale, alle Eisenbahnen in Gang, seine Sicherheit aufrecht, seine Ver- würdig erweist, hat er seine Beit verspielt, und soll er ge­geistigen Kulturgüter der Menschheit nie d'er- waltung in ungestörter Funktion zu erhalten, sondern das zwungen werden, die Mandate der Partei des arbeitenden von ihnen auch die Lieferung eines den Junkern und Groß- Volfes, des rücksichtslosen Kampfes gegen Junker- und fapitalisten willfährigen, zum Vollzug ihres Willens bereiten Pfaffenherrschaft zu räumen. Landtags fordert.

gestampft werden!

Aber wenn das Bürgertum versagt, das Proletariat ist auf der Wacht. Es hält das bürgerliche Stulturerbe heiliger, als die entartete Nachkommenschaft des Bürgertums. Die Arbeiterklasse führt den nachdrücklichsten Kampf gegen die neuesten Exzesse des Rüstungs­wahnsinns!

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Darum auf, es ist Zeit zum Kampf gegen die grimmig­sten Hasser allen Fortschritts und gegen seine lauen Freunde!

Forderungen des Militarismus..

Eine, verbrecherische Torheit".

Und auf Hunderttausenden anderer, denen der Staat nicht einmal als Arbeitgeber", sondern stets nur als der Fordernde gegenübertritt, lastet der lähmende Druck der Landratsherrschaft, des Agrarier- und Fabrikantenregiments, der ihnen verwehrt, ihr bescheidenes Teil zur Wahl von Abgeordneten, die ihr Vertrauen haben, beizutragen. Anir­schend aber gehorsam müssen unzählige Landarbeiter ihren Die Frankfurter Zeitung  " kommit in der Num­Gutsinspektor, ihren Vogt zum Wahlmann wählen, damit mer vom Sonnabend auf ihre Anregung der Einberufing Die Arbeiterklasse fühlt sich auch dadurch nicht bedrückt, er dann wieder dem Agrarier in den Landtag verhilft, auf einer internationalen Rüstungskonferenz daß sie immer mehr die einzige Partei ist, die den daß dem guten, treuen, braven Landarbeiter das Halseisen zurück. Sie untersucht die Rüstungsaufwendungen der europä­Kampf gegen Militarismus und Imperialismus durchficht. der Gesindeordnung noch enger geschnürt und mit der Feffel ischen Großmächte, wobei sie zu dem Resultat kommt, daß Kampf gegen Militarismus und Imperialismus durchficht. des Kontraktbruchgesetzes der Widerstand gegen die patri- Deutschland jährlich fast vier Milliarden Im Gegenteil, gerade dadurch, daß die Bourgeoisie ihre ehe- archalisch- absolutistische Arbeitsordnung ostelbischer Güter ge- Mark, also so viel wie die ganze französische   Kriegsentschädi­maligen Prinzipien und Ideale immer strupelloser aus nackter brochen wird. Der Lehrer muß den Schulfeind, der Frei- gung ausmacht, aufbringt. Hier ist die Last eingerechnet, die Gewinnsucht preisgibt, wird die Sozialdemokratie zur Zu- denkende den Pfaffen, der unter hartem Kommiß und unter dadurch entsteht, daß Jahr für Jahr jegt 668 000 Mann, und fluchtsstätte aller ideal Gerichteten und ehrlich Vorwärts. der Schande des Disziplinarunrechts seufzende Unterbeamte zwar gerade Menschen im fräftigsten und leistungsfähigsten das wird Preußens innerlich so Alter, ihrer Erwerbstätigkeit und dadurch der nationalen Pro­strebenden. Die Beutepolitiker aus allen Lagern ballen sich seinen Quälgeist wählen wahre Jahrhundertfeier sein! duktion entzogen werden. Nachdem das Blatt die Ausgaben zusammen zu der einen reaktionären Masse; aber auch die Sozialdemokratie wächst gewaltig an zur Als würdigste und kürzeste Ausdrucksform preußischer für Heer und Marine in Deutschland   dargelegt hat, führt es Kulturhöhe werden wieder die Erzellenzen der Wilhelmstraße die gesamte Arbeiterversicherung auf seine Kaffen übernehmen aus: Wären die Rüstungsausgaben nicht, so könnte das Reich und des Leipziger Plazes mit ihren Portiers an den Wahl- und zugleich die Versicherungsleistungen verdoppeln. Das tisch treten, während der dicke Schlächtermeister und vielleicht wäre nur ein Beispiel für viele. Es möge auch denen zu auch manch potenter Grundstückschieber als Wähler erster Mensch- Klasse das dreifache Gewicht in die Wagschale werfen wird denken geben, die sich über die furchtbaren Lasten der Rüstun - suum cuique ist ja Preußens Wahl- und Wappenspruch. Militärdienstes und auf seinen förperlichen und moralischen gen mit dem Hinweis auf den volkserzieherischen Wert des Wird so der Wille des Volkes in den meisten Wahlkreisen Einfluß für alle durch das Heer Gegangenen trösten. Wie von vornherein zur Karikatur verdreht, so erwächst dafür ganz anderes könnten wir erreichen, wenn wir durch eine freilich umgekehrt den Arbeiterbezirken der Städte und der internationale Rüstungsbeschränkung in die Lage kämen, auch Großindustrie um so mehr die Pflicht, das äußerste an einen Teil der Militärausgaben wirklich für Volkserziehung Energie aufzubieten, um die politische Urkunden- und Volkswohlfahrt aufwenden zu können. Die Theorie, daß fälschung durch das Dreiklassenwahlrecht die Milliarden nicht wirtschaftlich nuplos ausgegeben würden, nach Möglichkeit wettzumachen und der dringendsten Not- sondern ein stark befruchtender Strom seien, die aus den wendigkeit deutschen innerstaatlichen Lebens, der Erfämp- Ouellen des Rüstungsetat über die Industrie und Landwirt­fung des freien Wahlrechts die beste Vorarbeit zu schaft, über die Arbeiter und die ganze Volkswirtschaft sich er­leisten durch Entsendung möglichst vieler entschlossener gießen, lehnt das Blatt ab. Nur einzelne haben den Nutzen. Feinde der Dreiklassenschande in seine Zwingburg. Das ist Was wäre Krupp ohne diese Rundschaft? Aber was sie ge­mein Wille!" wird das arbeitende Preußen in vier Wochen winnen, verlieren alle anderen. Die Rüstungen sollen angeb­so laut wie möglich den Privilegienrittern zuzuschreien lich die Unfallversicherungsprämie der Nation sein, und alle müssen sich dieser Versicherungsprämie Jahr für Jahr unter­

universalen Kulturpartei, zum täglich stärkeren Hort alles Freiheits- und lichkeitssehnens!

Zwei Lager heute zerklüften die Welt Und ein Hüben, ein Drüben nur gilt!

Trogigen Mutes und voller Zuversicht sagt das Proletariat dem militärtollen Bürgertum den Stampf an, auch wenn es weiß, daß es im Augenblick den chauvinistischen Stoller nur zu dämpfen, nicht zu erstick en vermag.

Darum auf zum Rampf gegen die Unkultur! Auf gegen die Vorbereitung zum Völkermord! Auf zum Massenbesuch der Protestversammlungen! haben.