Eine neue Hera.
Die Berliner Denkmalfabrikation bewegt sich, nachdem sie bedauerlicherweise längere Zeit stagniert hatte, jest wieder in aufsteigender Linie. Erst am Donnerstag hat die Berliner Stadtverordnetenversammlung mit dreifachem Hurra für das Kolonial= friegerdenkmal ihren Dank ausgesprochen und schon wieder taucht ein neues Denkmalsprojekt auf. Die neueste Schöpfung wird ein Wahrzeichen der Opferjahre 1813-1913 sein. Man glaubt in maßgebenden Kreisen, daß gerade ein solches Monument geeignet sei, die große Masse der Arbeiter mit der Opferung des Volkes zu versöhnen. In recht geschicter Weise will man damit verbinden die Erfüllung einer immer dringender werdenden liberalen Programmforderung. Also: man plant, ein Denkmal zu errichten, das Herrn Geheimen Justizrat Casselinder Uniform eines Landwehr- Trainoffiziers aus dem Jahre 1813 darstellt. Herrn Cassel wurde die wohlverdiente Ehre, der Nachwelt im Bilde erhalten zu bleiben, zuteil, weil er durch seine wiederholten rhetorischen Musterleistungen über das Opferjahr 1813 unsterbliche Verdienste errungen hat. Die Offiziersuniform wurde gewählt, um endlich einmal den ewigen Wühlereien des Berliner Tageblatts", daß kein jüdischer Bürger in Preußen Offizier werden könne, ein Ende zu machen.
Erhebliche Schwierigkeiten hat die Plakfrage bereitet. Nach eifrigem Suchen hat sich jedoch an der Ede der Neuen Friedrich und Rosenstraße noch eine Straßeninsel ge= funden, die jedes künstlerischen Schmuckes entbehrt.
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Die sinnige dee in Verbindung mit dem glücklich gewählten Blak läßt hoffen, daß das Standbild eine wohlgelungene Verkörperung der freien Bürgertugenden bilden wird. Alles Reden der Sozialdemokraten wird die Annahme einer entsprechenden Vorlage in der Berliner Stadtverordnetenbersammlung nicht verhindern.
Die großen Patrioten vom immobilen
und mobilen Kapital.
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wandert, gilt allenfalls als steuerpflichtiges Ein- Ibon etivas mehr als 3 Millionen Mark versteuert hat: eine tommen. Und der intelligentere Landwirt, der für das Wesen der Summe, die einem Vermögen von nur 53 Millionen Mart Einkommensteuer ein offenes Auge hat, vergißt so gern, den Wert entspricht.
Ein niedliches Beispiel vaterländischer Opferwilligkeit!
Hus Groß- Berlin.
Ein furchtbares Verbrechen
des Unterhalts seines Hauspersonals richtig zu schäzen. Wie könnte es sonst möglich sein, daß ein Gutsbesizer, der sich Kutscher und Diener, und dessen Frau Köchin, Stubenmädchent und Erzieherin hält, fage und schreibe: 31 Mart Eintommensteuer zahlt, entsprechend einem Einkommen von 2000 M. Das Zehnfache wäre richtiger! Es kann wohl mal vorkommen, daß infolge einer schlechten Ernte ein Gut auch mit ist in der Nacht vom Pfingstsonnabend zum Pfingstfonntag verübt Verlust bewirtschaftet wird. Aber das gehört zu den Aus- worden. Der erste Schritt gur Entdeckung der Bluttat geschah danahmen und wird sich in den allerfeltensten Fällen durch durch, daß in der Bedürfnisanstalt an der Ecke der Kaiser- Allee und mehrere Jahre wiederholen. Meierottostraße in Wilmersdorf ein in gelblich- grünem Badpapier Ein frasses Beispiel aus der neuesten Zeit: Ein Großgrund- eingeschlagenes und mit starkem Bindfaden umschnürbefizer zahlt 44 Mart Ginkommensteuer, verkauft sein tes Batet gefunden wurde. Auf der Polizei, wo das Paket geGutes handelt sich lediglich um einen rein landwirtschaftlichen öffnet wurde, entdeckte man Betrieb-, zieht nach der Stadt und wird hier nach seiner Angabe zu 176 Mart Steuer veranlagt, und zwar aus den Zinsen des ihm nach Abzug der Schulden verbliebenen Kapitals. Das spricht doch Bände. Und solche Fälle bilden feine Seltenheit. Nicht die Abzugspraxis" ist an den gerügten Mißständen schuld, sondern die Veranlagungspragis. Und diese wird nicht eher eine bessere werden, als nicht der Vorsiz in den Veranlagungskommissionen Beamten mit richterlicher Unabhängig übertragen wird. Es ist vorgekommen, daß pflichttreue und eifrige Kommissionsmitglieder ihr Amt hingeworfen haben, weil sie sich mit der Sisyphusarbeit der Veranlagung nicht länger befassen mochten."
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laut Steuerbeklaration von
die Füße einer jugendlichen Person.
Die Bevölkerung wurde sofort durch einen Säulenanschlag, in dem 1000 M. Belohnung ausgesetzt wurden, in Kenntnis gefekt. Die Polizei nahm zuerst an, daß es sich um eine weibliche Leiche handelte.
Die Auffindung der fehlenden Leichenteile.
Ein zweiter Fund, der um 10 Uhr abends auf der Freitreppe des Potsdamer Bahnhofs gemacht wurde, brachte eine teilweise Aufklärung der Bluttat.
Der Bahnhofsportier sah gegen 7 Uhr ein herrenloses Paket, das gleichfalls in gelblich- grünem Papier eingeschlagen war, auf dem Podeste der Freitreppe liegen, glaubte jedoch bei dem starken Pfingstverkehr, daß einer der zurückkommenden Ausflügler das Paket dort hingestellt hatte und es später abholen würde. Gegen 9 Uhr sah er das Batet noch liegen und lieferte es auf der Fundftelle ale herrenlos ab.
Ein anderer Leser des Reichsboten" berichtet: „ Ein Großgrundbesitzer im Kreise Liegnig plagt und schindet sich auf der ererbten Scholle und vermag es trog aller Mühe nur bis zu einem Jahreseinkommen 1000 Mart zu bringen. Demgemäß zahlt er StaatseinkommenAn die Bahnhofswachen des Anhalter und Botsdamer Bahnhofs steuer: sechs Mart im Jahre. Plötzlich verkracht aber in Jauer ein altes Bankhaus, und der arme Tausendmartagrarier wurde schon am Nachmittage gleich nach Veröffentlichung des meldet 150 000 Mart Forderungen zur Kontur&- Säulenanschlags Anweisung gegeben, die Aborte auf verdächtige masse an. Des Rätsels Lösung war folgende: Der Not- Patete hin zu untersuchen. Die auf dem Potsdamer Bahnhof dienstleidende" hatte auf sein Gut eine Hypothet aufgenommen und tuenden Beamten benachrichtigten die Polizei daher sofort nach dieses Hypothekengeld sofort in gut verzinslichen Papieren an der Einlieferung des Paketes, das nach Ankunft derselben auf dem gelegt. Bei der Steuerdeklaration hat er nun zwar die Zinsen Bahnhofe sogleich geöffnet wurde. Die schlimmsten Vermutungen für die Hypothet vom Einkommen abgezogen, die viel höhere bestätigten sich: in dem Paket fand man die fehlenden Leichenteile. Binseinnahme aus den Wertpapieren aber schämig ver- Es war der zusammenhängende Kopf und Rumpf schwiegen. Statt, wie er eigentlich müßte, 7000 m. Gin- eines Knaben, der um den Tommen zu bersteuern, gab er seit Jahren nur ganze 1000 M. an; und statt 176 Mart Staatseinkommensteuer zahlte er nur sechs Mart."
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Sals einen Strid trug
und deutliche Merkmale des Erdrosselns aufwies. Die Beinstümpfe waren mit einem scharfen Instrumente ungefähr 40 Zentimeter von den Knien entfernt abgetrennt. Die Feststellung des Ermordeten.
Der„ Reichsbote", das evangelische Pastorenblatt, hat in den lezten Tagen weitere Beiträge zum Kapitel der agrarischen Steuerdefraudation geliefert. Daß die Herren Großgrundbefizer, adelige wie bürgerliche, trotzdem ihnen die jetzige Boll- und Wirtschaftspolitik alljährlich auf Voltskosten Tausende bon Millionen Mark in den Schoß wirft, nicht gern Steuern zahlen, ist bekannt. Die Herren haben stets das schöne Prinzip vertreten, daß ihnen zwar die politische Herrschaft im preußischen Kulturstaat und die Besetzung der höheren Beamten- Doch nicht nur die notleidenden" Rittergutsbefizer und poften mit ihrer Sippschaft gebühren, die Aufbringung der zur Schloßherren, auch die Industriemagnaten verstehen recht wohl, Staatserhaltung nötigen Summen aber eigentlich eine plebejische wie man es anfängt, möglichst wenig Steuern an das teure Angelegenheit fei, die man der mit Hand und Hirn arbeitenden Vaterland zu bezahlen. Die vollständige Kleidung des Ermordeten fand sich bei der anaille" überlassen könne. Auch früher schon find Wie dabei verfahren wird, weist in der Naumannschen Leiche. Diese bestand aus einem grauen Jafettanzuge mit gleicher Beispiele bekannt geworden, daß geplagte Notleidende", die Hilfe" G. Werner- Essen nach. Da gibt es im rheinisch- west- Weste und Hose, sowie einer Schülermüße mit schwarzem Schirm. fich Rutsch- und Reitpferde, Verwalter, Schloßtastellane, Diener fälischen Industrierevier den Großindustriellen August In einer der Taschen fand sich die Karte einer Volksbibliothek, auf Gärtner , Köche usw. hielten, nicht so viel an Einkommensteuer Thyssen: eine Zierde der vaterländischen deutschen In- den Namen Otto Klähn, Steinmehstr. 46, lautend. zahlten, wie so mancher Industriearbeiter, auf den die Herren dustrie, ein großer Patriot und ein frommer Katholik der Sofort wurde das Berliner Polizeipräsidium berständigt, und Rittergutsbesiger in ihrem Standesdünkel mit größter Ver- Renommier- Großindustrielle des Zentrums. Herr Thyssen ist Regierungsrat Lindenau und Kriminalfommissar Klinghammer, achtung herabsehen. Je mehr sich aber in der letzten Zeit Haupteigentümer der Gewertschaft Deutscher Kaiser der Chef der Fahndungsabteilung, begaben sich alsbald nach dem infolge der ihnen durch die heutige Zoll- und Grenzsperrpolitit( neben ihm sind noch sein Bruder und sein ältester Sohn be- Potsdamer Bahnhofe. Es wurde bald festgestellt, daß der Anabe gefüllten Taschen ihr Selbstbewußtsein gesteigert hat, desto teiligt). Der Wert der Gewerkschaft Deutscher Staiser beträgt, Otto Klahn seit Sonnabend als vermißt angemeldet war. Der mehr scheint sich auch die Steuerscheu dieser Edelſten" der mäßig berechnet, zurzeit ungefähr 200 Millionen Mart, und Ermordete war ein aufgewedter, gut erzogener Junge bon ziemlich preußischen Nation entwickelt zu haben; denn es sind gar der Netto- Reingewinn dürfte sich nach reichlichen Abschreibungen arter Störperfonstitution. Er war Schüler der Gemeindeschule in seltsame Fälle, über welche die konservativen Leser des Reichs- und Rücklagen, wie G. Werner durch Vergleich mit anderen der Culmstraße und besuchte die zweite Maffe. Die Mutter des boten" aus ihrem Tätigkeitstreise zu berichten wissen. So er- ähnlichen Werken nachweist, auf mindestens acht bis naben, die die Witwe eines Schuhmachermeisters ist, war vor zählt zum Beispiel ein in der Praxis stehender Steuerbeamte: neun Millionen Mart pro Jahr belaufen. Troß- 1% Jahren von Magdeburg nach Berlin gezogen. Sie wohnte " Ich fummiere meine Erfahrungen in dem Satze: Der dem zahlt Herr August Thyssen von diesem Riesenbefit, wie früher in der Bülowstraße und bezog ihre Wohnung in der SteinGrundbesig, besonders der Großgrundbesit, wird zur Herr Werner darlegt, keine Einkommensteuer; denn Herr mehstraße am 1. Jamuar dieses Jahres. Einkommensteuer viel zu niedrig herangezogen! J Thyssen zieht sein Einkommen nicht aus dem Betriebe heraus. In der freien Zeit war der Knabe vorübergehend in einen selbst stamme vom Lande und kenne die Verhältnisse des Land- Er läßt es darin stecken und verwendet es immer wieder zur Kolonialwarengeschäft in der Lüßowstr. 42 als Laufbursche bewirts aus eigenster Erfahrung. Und da weiß ich, daß der weniger Vergrößerung der Werke, so daß sich der Wert der Gewert schäftigt. Weder die Mutter noch der Pringipal des Klähn haben gebildete Landwirt den Mietwert der eigenen Wohnung sowie den schaft Deutscher Kaiser in den letzten zehn Jahren mehr in letzter Zeit irgendwelche verdächtige Personen in der Umgebung Geldwert der Naturalien, die ihm sein Grundstück für seine als berdreifacht hat. des Knaben gesehen. Am Sonnabend vor dem Fest hätte der Familie liefert, oft überhaupt nicht als steuerpflichtig ansieht. Nur Klähn eigentlich bis abends 9 Uhr in dem Geschäft bleiben sollen, das, was als Ersparnisse auf Spartasse jedoch auf Bitten von seinem Chef die Erlaubnis erhalten, schon
die
Kleines Feuilleton.
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Notizen.
So kommt es, daß Herr Thyssen, der noch eine Reihe anderer Betriebe besitzt, in legten Jahre nur ein Einkommen Malherbe seine wertvollen Manuskripte vermacht hat. Die Ne- wie Mikroben in ihrem Kulturmilieu" leben und sich unbegrenzt volutionslieder wurden, wie Julien Tierfot nachweist, am 3., 4. und fortpflanzen können. 19. April 1849 in Dresden komponiert. Das Manuskript besteht aus Der Fadelzug. Am Abend des 17. Juni bringen die Studenten drei mittelgroßen Notenblättern und umfaßt drei Chorlieder; die Terte bem Kaiser einen Fackelzug. Das ist ihre Sache und geht keinen sind von Ulrich, Fürst und Freiligrath gedichtet. Während also Richard etwas ant. Aber dazu hat sich ein Ausschuß von 24 Mann gebildet, Wagner sich an der Revolution attiv beteiligte, begnügte fich Schumann, ein Winkeldasein führt, wurde am Sonnabend erstmals in Bühnenchronit. Eine Operette, in der die Musik blok und darin find die Richtinforporierten mit 2( zwei) Leuten vertreten. der die neuen Ideen guthieß, aber kein Mann der Tat war, jozu- montis Operettentheater aufgeführt. Sie heißt„ Der Empörung, Versammlung, Neden! Sie meinen, die jungen Leute, fagen mit einer musikalischen Transfription des Revolutions- Ia chende Ehemann", womit ein Stunftbutterfabrikant gemeint die den reaktionären Verbindungen nicht angehören, werden natürlich gedankens; die von ihm komponierten Lieder sind betitelt:" Zu den ist, den die Eheschmerzen, Literaturschreibwünsche und Seitensprungdem Fadelzug fernbleiben? Da fennen Sie unsere Studenten Waffen", Freiheitslied" und Schwarz- Not- Gold". Es find Männer- experimente feiner unverstandenen Frau durchaus nicht, höchstens schlecht. Gerade werden sie teilnehmen! Man wird sich doch seine höre, die nach Tierfot Staatsbürgerlichen Rechte nicht verfümmern lassen! Und wenn die lassen, aber trotzdem interessant bleiben, weil fie uns neue Ein- und fidelen Ueberlegenheit herausstürzen fönnen. Die Tertautoren nicht viel von Schumanns Genie ahnen einmal einen sentimentalen Augenblid lang, aus der guten Laune Welt voll Teufel wär, da soll mal einer kommen, der uns hindert, blicke in Schumanns Seele gestatten, nicht in die Seele des Künstlers dem Kaiser, dem Kaiser zu huldigen! Schumann, die wir schon sehr gut taunten, sondern in die des ihren Situationswik in einer Villa, einem Jagdschloß und einem mur zwei: Julius Brammer und Alfred Grünwald laffen Bürgers, des Menschen, der in einer aufgeregten Zeit lebte Jedenfalls haben unfere Chöre jetzt Gelegenheit, selber Schu- unterscheidet sich ihre Arbeit ein wenig: fie halten mehr auf gu Anwaltsbureau spielen. Von der üblichen Ware des Varietéstüds manns Revolutionsfompositionen zu erproben. sammenhängende Handlung. Ueber das bekannte Schwankniveau kommen fie aber nicht hinaus. Was Edmund Eysler hinzukomponiert hat, gipfelte beim Publikum in einem fentimentalen Wein liede. Julius Spielmanns Frische als lachender Ehemann, Berthol Rosé's Freund Bipelhuber und eine berbfede Ungarin Mizzi Freihardts sicherten dem Stück den Beifall.
In der Opinion" hat ein fluger Franzose eine Untersuchung über unsere studentische Jugend angestellt, die beweist, wie weit wir gediehen sein müssen, wenn die Wahrheit schon den Ausländern auffällt. Jedes Wort verdient an die schwarzen Bretter geschlagen zu werden. Proben:
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Renommiergeographie. Die Sucht der Theaterherrschaften, die Die heutige Jugend auf den Universitäten lebt in Un- Dinge ihrer eigenen Welt maßlos zu überschäzen, ans Bublifum fenntnis der Welt. Auf sie stützt sich der Militärstand; sie ist zu bringen, wird durch einen Nachtrag zum neuen AI ma na ch" einer von den Grundpfeilern, worauf die Rangordnung beruht.... der Bühnengenossenschaft sehr hübsch illustriert. In diesem Nachtrag Die Universitätsfaste ist mit den Offizieren solidarisch... Der wird das Stadttheater in Gablonz an der Reise eingeführt, Student kopiert den Leutnant auch äußerlich. Eben dadurch gibt wobei Gablonz zu einer Welthandelsstadt" avanciert. Man er die Ueberlegenheit des Beutnants au; aber er ist sich bewußt, bekommt zunächst einen heftigen Schred, daß man diese Weltdaß er unmittelbar hinter ihm fommt. In der Seele des handelsstadt" ganz übersehen hatte bis man zu seiner BeruhiDeutschen lebt ein angeborener Hang zum Gehorsam, ein tief- gung erfährt, daß sie mit den Vororten 40,000 Einwohner zählt. eingewurzelter Respekt vor der Macht, der Gewalt. Die Universitäts - Und wieso ist dieses böhmische Nest eine Welthandelsstadt"? faste ist solidarisch mit der Regierung; die bezahlt gut und verschafft Weil von hier aus die sogenannten böhmischen Edelsteine in alle Ehre. Es ist ein Dogma der Studenten, daß sie sich abseits von der Welt gesandt werden Politik zu halten haben.
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Oder wie es in dem theaterwichtigen Deutsch des Nachtrags heißt: Gablonz an der schiffbaren Neiße ist der bedeutendste öfterreichische Industrie- und Stapelplatz für den über alle Weltteile ausgebreiteten Welthandel mit echten Schmudimita-
tionen".
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Die Bühnendirettoren gegen die Schauspieler. Der Deutsche Bühnenverein verhandelt aur Zeit mit dem Verbande österreichischer Theaterdirektoren über einen teilweisen Zusammenschluß, der gegen das Kartell der Bühnengenossenschaft und der österreichischen Schauspielerorganisation ein Gegengewicht schaffen soll. An allen deutschen und österreichischen Bühnen sollen fünftig gleichlautende Verträge geführt werden.
Gin Berliner Possenpreis. Mit tausend Mark wollen die Vereinigten Berliner Boltsbühnen gemeinsam mit dem Verlag Desterfeld u. Co. eine abendfüllende Boffe ans Licht locken. Die Preisbewerber müssen ihr Erzeugnis bis zum 15. Juli eingesandt haben. Hoffentlich ist das Ergebnis des Ausschreibens besser als der Preis.
Jedes Wort ein Brillant. Die„ Tägliche Rundschau" faßt das Gestein in Blei. Aber der Franzose hat ja so recht! Dabei tennt er noch nicht einmal den liberalen Studenten, der hauptsächlich in Berlin blüht und noch widerwärtiger ist als der Korpsier. Der hat wenigstens Wut, Schnauze und Draufgängertum, aber dieser wartet feige, Sind die echten Schmudimitationen" nicht ein entzückendes bis auch für ihn etwas abfällt. Trotzdem hat der Pariser doch an Dokument des eitlen Theaterjargons? Den genialen Erfinder kann Das schwindelhafte Schwindsuchtsserum. die tiefsten Zusammenhänge gerührt, die bei uns bestehen: Offizier man persönlich wahrscheinlich nicht als eine Schmuck-, wohl aber Der Bericht der mit der Untersuchung des Serums des Dr. Friedund Student, die angestellt werden wollen, und der Lakai, der sich als eine ungewöhnlich echte Schmodimitation ansprechen. mann beauftragten Kommission bestätigt nach Mitteilungen aus New York , daß das Serum in keiner Weise das Vertrauen rechtverkaufen will. Das weiter lebende Herz. Das Herz verstorbener Tiere in fertigt, das ihm mit voreiligem Gifer entgegengebracht wurde. Schumanns Revolutionschöre. Julien Tiersot , Archivar der feiner Tätigkeit zu erhalten dahin gehen die Versuche, die Friedmann hat mit der berüchtigten Pauke der amerikanischen Bibliothet des Pariser Conservatoire", beröffentlicht in der Pariser Dr. Aleris Carrel bom Rockefeller- Institut in New York anstellte. Reflame gearbeitet. Musikzeitschrift„ S. J. M."( 9. Jahrg. Heft 4) eine Studie über In der Pariser Akademie der Medizin berichtete Prof. Pozzi Jettchen Geberts Sidjal. Der Auflagenerfolg Robert Schumanns schon vor einiger Zeit viel besprochene Revo- darüber. Carrel erzielte, daß ein Hühnerherz noch 3 Monate, nach seines Romans hat Georg Hermann nicht davor bewahren können, Iutionslieder". Man wußte von diesen Liedern, aber man hatte lange dem er es erstirpiert hatte, in normaler Weise schlug und daß sich das Werk für die Bühne zurechtzuschustern. Am Frankfurter Zeit nicht herausbringen fönnen, was aus dem Manuskript des Werkes vom Anfang des fünften Monats an das Bindehautgewebe ver- Schauspielhause erlebte das fünfattige Schauspiel die Uraufführung. geworden war. Der vor einiger Zeit verstorbene Bibliothekar und Musik mehrte. Noch heute, 14 Monate nach Beginn des Experiments, ent- Ge hat die Schwächen, die bei der Dramatisierung von Erzählungen foricher Charles Malherbe hatte das Glück, die Notenblätter, die man widelt sich mit großer Schnelligkeit die Bellenfolonie". Diefes in der Regel nicht ausbleiben und die in diesem Falle noch um ein schon für verloren hielt, aufzufinden und in seinen Besitz zu bringen. Resultat erreichte der amerikanische Gelehrte dadurch, daß er das auffallendes Haschen nach bloßen Nuzeffekten vermehrt worden sind. Bor zwei Jahren richteten unsere Arbeiterfänger an Malherbe die Herz mit dem normalen Plasma ausgewachsener Hühner unterhielt. Eine Brillenausstellung, die die Entwicklung des Bitte, ihnen die Chöre für eine Aufführung zu überlassen. Malherbe 167 mal hat er es bis jest eriegen müssen. Die Konstatierung der Augenglafes von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart darstellt, toidfahrte( unter ironischen Vorwänden) diesem Wunsche nicht, und Zunahme des Volumens beweist, daß es sich bei diesen Versuchen wird in den nächsten Wochen in den Städtischen Sammlungen zu Schumanns Revolutionslieder blieben unveröffentlicht. Sie gehören nicht einfach um die Phänomene des Weiterlebens, wie sie schon oft eidelberg gezeigt. Unter anderem hat Medizinalrat Prof. jegt zu den Sammlungen der Bibliothek des Conservatoire, dem beobachtet wurden, handelt, sondern um die Erkenntnis, daß Zellen Dr. Greef- Berlin der Ausstellung wichtiges Material überlassen.