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Nr. 122. 30. Jahrgang 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt

Dienstag, 20. Mai 1913.

Der Bankdieb Bruning vor Gericht. Saufhaus des Beſtens habe er sich eine Sportjoppe und eine Muse war, habe aber mit höbniſchem Lachen darauf geantwortet und

Vor der 11. Etraffammer des Landgerichts I   unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Karsten begann gestern die Verhand­Lung gegen Bruning und dessen Helfershelfer. Aus der Untersuchungshaft werden vorgeführt: Der frühere Sassenbote Gustav Bruning( verteidigt vom Rechtsanwalt Dr. Halpert), der Maurergeselle Wilhelm Hatte aus Engter  ( berteidigt von den Rechtsanwälten Dr. Karl Liebknecht   und Theodor Lieb­ knecht  ), die Ehefraushatte, die Plätterin Olga Kranich und der Pferdeknecht Hermann Kranich( lettere verteidigt durch die Rechts­anwälte Dr. Alfred Ballien und Dr. Mag Kantorowicz). Die An­lage, die gegen Bruning auf Diebstahl an einer Summe von 260 000 M. zum Schaden der Dresdener Bank, gegen die übrigen Angeklagten auf Begünstigung bzw. Hehlerei lautet, wird vom Staatsanwaltschaftsrat Dr. Weismann vertreten. Bruning hat seine Tat, die so großes Aufsehen erregt hat, am 26. Juni vorigen Jahres begangen. Er ist am 6. April 1873 in Engler( Kreis Bersenbrück  ) geboren und sißt seit dem 28. Januar dieses Jahres in Untersuchungshaft. Bruning ist, ebenso wie die übrigen Angeklagten, unbestraft.

Nach Verlesung des Eröffnungsbeschlusses richtet der Vor­sisende an Bruning folgende Ermahnung:" Ich hoffe, daß Sie hier ein reumütiges Geständnis ablegen werden, und zwar ein wirklich umfassendes Geständnis. Zu diesem gehört aber auch die Angabe, wo das noch fehlende Geld geblieben

ist. Sie werden wohl wissen, daß ein Angeklagter, der ein rea­mütiges Geständnis ablegt, immer beffer wegkommt, als derjenige, dem erst alles bewiesen werden muß. Es kommt hier darauf an, to ist das Geld geblieben; Sie kommen jedenfalls besser weg, wenn Sie uns auch hierüber die Wahrheit sagen." Angeklagter Bruning: Ich werde die Wahrheit sagen!

In seiner

wie er behandelt worden sei, habe ihn vorwärts getrieben. Im zukehren und sich zu stellen. Bruning, der immer rechthaberisch getauft und sei dann mit der Straßenbahn nach dem Grunewald   gesagt, indem er einen Revolver auf den Tisch legte: er fürchte gefahren. Hier habe er auf der Chaussee einen nach Potsdam   nichts mehr, müsse ihm aber bedeuten, daß er sein Schwager und fahrenden Wagen der Firma Israel   getroffen. Er habe die Kutscher die Frau seine Schwester sei und ihn nicht aus dem Hause weisen gebeten, ihn mitfahren zu lassen, wofür er ein paar Glas Bier und auch nicht verraten dürften. Die 2000 M., die der Schwager ausgeben wolle. Mit dem Wagen sei er nach Potsdam   gefahren, ihm nach seinem ersten Besuch überlassen habe, seien nach dessen wo er sich aber auch nicht mehr recht sicher vorkam, da die Sache Angabe sein eigenes Geld gewesen, auf das, wie er sagte, niemand schon mittags in der Zeitung gestanden habe. Einen Teil des einen Anspruch habe. Auf das Geld habe kleines Geld besorgt wer­Geldes habe er vorübergehend im Grunewald vergraben, dann den sollen. Hatke hat einen Tausendmarkschein dazu benut, unt aber, als er nach Berlin   zurücfuhr, wieder ausgegraben und mit einem gewissen Winkler ein von diesem erbetenes Darlehn von genommen. Auf eine Frage des Vorsitzenden, wo er denn nach 600 M. zu geben. Die überschießenden 400 M. habe er Bruning feiner Flucht aus Berlin   überall gewesen sei, erklärt Bruning, bei seinem zweiten Besuch ausgehändigt. Zunächst sei eine Geld­daß er sich heute nicht mehr erinnern könne. Er habe sich in Pots- summe unter dem Kirschbaum vergraben und später auf Brunings dam ein Fahrrad gekauft und sei dann mit diesem nach irgendeiner Anordnung im Keller eingemauert worden. Der Angeklagte be­Richtung hin in die Welt hineingefahren. Wenn er auf einem streitet entschieden, noch Geld hinter sich zu haben. Der entstandenc Bahnhof antam, sei er in irgendeinen Zug gestiegen und losgefahren. Verdacht, daß er mit seiner Frau Geld auf einem ihm gehörigen Der Vorsitzende bemerkt, daß Bruning nacheinander in folgenden Aderland eingegraben habe, jei absolut unzutreffend. Der Acer  Städten war: Potsdam  , Rathenow  , Brandenburg  , Magdeburg  , jei ja auch umgegraben werden, ohne daß man etwas gefunden Hameln  , Hannover  , Uelzen  , Halle, Leipzig  , Luxemburg  , Geeste  - habe. münde, Brüssel usw. Er habe dann die Absicht gehabt, ein Mädchen Die Angeklagte Frau Hatte schließt sich in ihrer durch wieder­namens Käte zu gewinnen, damit sie ihm bei seiner weiteren Flucht boltes Weinen unterbrochenen Befundung der Darstellung ihres behilflich sei. Als dies mißlungen ivar, habe er sich an Olga Kranich Ghemannes im allgemeinen an. Sie bestätigt auf Befragen des gewendet und ihr in einem Briefe zunächst 6000 M. in sechs Vorsitzenden, daß Bruning einige Zeit vor der Tat einmal bei Scheinen zugeschickt. Dann sei er in verschiedene Städte gereist, einem Besuche seine auf der Kommode stehenden Photographien habe aber Olga Kranich gar nicht weiter gesprochen oder geschrieben, mitgenommen habe. Auch habe er davon gesprochen, daß er in weil er es doch für ratsamer hielt, nicht mit weiblichem Anhang in Goldminen spekuliere und demnächst einen großen Schlag zu die Welt zu gehen, sondern sich zunächst fremde Legitimations- machen gedenke. Als er nächtlicher Weile das erstemal zu ihnen jemand zu finden, der zur See gefahren. Er habe sich erinnert, er zu ihr gesagt: er sei ein guter Bruder, wenn sie ihn aber ver­papiere zu verschaffen. Sein Augenmerk war darauf gerichtet, fam und seine Pläne und Anordnungen auseinandersezte, habc bag er einmal mit einem Seemann namens Kranich   bekannt ge- raten sollten, dann würde es ihnen schlecht gehen; sie müßten alles wesen sei, und da habe er an den Bruder der Kranich   gedacht. Als befolgen, was er von ihnen verlange. Zuerst sei eine große Summe er in Magdeburg   war, habe er kleineres Geld nicht mehr besessen Geldes unter dem Kirschbaum im Garten vergraben worden. Auf und mußte befürchten, daß es auffallen würde, wenn er in einem Grund einiger in Zahlenschrift geschriebener Briefe des Angeklag­Geschäft mit einem Tausendmarkschein bezahlte. Er habe deshalb ten seien ihm von diesem Gelde 20 000 M. unter der Adresse Valen­den Ausweg gewählt, auf die Post zu gehen, dort auf Postanweisung tin Berent nach Luxemburg   geschickt worden. Als dann der an Hermann Kranich 300 M. nach Hamburg   zu schicken und sich Bruder noch einmal erschien und zwei Tage bei ihnen blieb, habe über seine Familienverhältnisse und sein Vorleben gibt Bruning den Rest von der Post auszahlen zu lassen. Nach einigen Tagen sei er wieder ein Paket Tausendmarkscheine mitgebracht. Nun wurde folgendes an: Er stamme aus Engter  , wo sein Vater als Zimmer er selbst nach Hamburg   gefahren und habe Kranich   aufgesucht, um das noch unter dem Kirschbaum liegende Geld ausgegraben, Bru­geselle in Arbeit stand. Nachdem er bis zu seinem 14. Jahre die Schule besucht habe, jei er als Arbeitsbursche auf das Land geschickt 3 fondieren, ob dieser ihm Dienste leisten könnte. Er habe ihm ning steckte von dem ganzen Geld einen Teil zu sich, das ganze mitgeteilt, daß er nach Australien   wolle, da er von der Polizei ge- übrige Geld sei zunächst auf dem Boden gemeinschaftlich durchge­worden. Während seiner Dienstzeit beim Militär sei er Bursche fucht werde. Er habe sich nicht weiter geniert, da Seeleute vielfach zählt und dann von ihrem Manne im Keller eingegraben worden. bei einem Hauptmann gewesen, der ihm dann nach seiner Ent- gescheiterte Eristenzen seien, die über manche Dinge anders denken Im übrigen haben sich die weiteren Vorgänge in der schon bekann­Taffung eine Stellung als Diener bei einer Gräfin besorgt habe. als Leute auf dem Festlande. Kranich   sei ein alter Seemann und ten Weise abgespielt. Nachdem er einige Zeit lang bei einem Kommerzienrat in Leipzig   habe mit ihm Gelegenheiten zur Ausreise nach Australien   besprochen. als Diener in Stellung gewesen war, habe er eine Anstellung bei Er will ihm aber nicht gesagt haben, daß er 260 000 M. gestohlen der Prinzessin von Hessen  - Philippstal in Rothenburg   a. Fulda   als habe und behauptet, daß Kranich   ihm auch nicht freiwillig seine Lakai erhalten. Sein Trachten sei damals darauf hinausgegangen, Papiere gegeben, sondern er ihm diese heimlich aus der Kommode ſich eine Lebensstellung zu verschaffen, da er die Absicht hatte, sich genommen habe. Als er von Hamburg   weggefahren sei, habe er zu verheiraten. Als er erfuhr, daß die Stellung bei der Prinzessin diesem einen Chiffreschlüssel zur späteren Korrespondenz gegeben. keine dauernde war, habe er sich auf dem Lloyddampfer Kaiser Als er sich in Luxemburg   aufgehalten, habe er am 7. September Wilhelm der Große" als Steward anheuern lassen und habe bei Gelegenheit eines Volksfestes über den Durst getrunken, habe mehrere Fahrten nach Amerika   mitgemacht. Nach seiner Rückkehr eine Schildwache im trunkenen Zustande beleidigt und sei verhaftet habe er durch eine Annonce eine Stellung bei der Herzogin von worden. Er habe 3085 M. bei sich gehabt und dieses Geld wurde Anhalt gefunden. Schließlich, so erzählt Bruning weiter, tam ich ihm abgenommen. Er selbst wurde entlassen, nachdem er sich als in Berlin   in den Dienst des Direktors der Dresdener Bank, Geh. Kranich   legitimiert hatte. Er habe noch ein- oder giveimal sich an Rat Guttmann, wo ich ungefähr Jahre verblieb. Dieser ver- die Behörde gewandt, um das Geld wieder zu bekommen. Mit einer schaffte mir in dankenswerter Weise eine Stellung bei der Dres- Kellnerin, die er in Luxemburg   kennen gelernt, sei er dann den dener Bank. Mein einziges Streben war, mir eine Lebensstellung Rhein   hinaufgefahren und habe in Düsseldorf  , wo er in seiner zu erringen. Vors.: Sie scheinen ja auch immer ein ernstes Handtasche auf dem Bahnhofe noch einen Geldbetrag verwahrte, Streben gehabt zu haben. Bei den Atten befindet sich ein von Ihnen dieses Geld an sich genommen. Er will dann mit der Kellnerin geschriebener Brief, in dem Sie Ihrem jüngsten Bruder sehr ver- auch in Berlin   gewesen sein; jedenfalls ist von Berlin   aus später tag 9 Uhr vertagt. nünftige Rafschläge für seinen Lebensgang geben. Es heißt darin an die Polizei in Buremburg ein Schreiben von ihm eingegangen, unter anderem: Du hast die Zeit noch vor Dir und kannst Dir in welchem er ersuchte, das ihm abgenommene Geld aufzubewahren, Dein Glück noch schmieden; es hängt alles von Dir felbft ab. bis er es abholen würde. Als die Polizei in Luremburg in seiner Werde unter feinen Umständen leichtsinnig, insbesondere nicht. Wohnung Haussuchung vornahm, wurden Fläschchen mit Haarfärbe wenn Du in einer großen Stadt bist; da ist die Verführung zu mitteln und Bürsten vorgefunden, womit sich Bruning Haar und groß!" Angeklagter: Ich hatte meinem Vater auf dem Sterbe- Bart gefärbt hatte. Lager die Hand darauf gegeben, daß ich an meinen jüngeren Ge­schwistern gewissermaßen Vaterstelle versehen würde. Vorsitzender: Das ist ja ein sehr gutes Zeichen für Ihre Lebensanschauungen. Sie behaupten, daß Sie

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Vernehmung

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bei der Dresdener Bank schlecht behandelt worden seien. Schildern Sie uns doch einmal Jhre Erfahrungen in dieser Beziehung. Angefl.: Ich habe mit den besten Vorfäßen, großer Liebe und großen Hoffnungen meinen Dienst angetreten; aber die Behandlung, die ich bisher in meinen Stellungen genoffen, war eine ganz andere wie in der Dresdener Bank; ich wurde bisher immer menschlich und gerecht behandelt, ich habe mich, wenn irgend etwas vorgekommen war, mit meinen Dienstherrschaften, auch wenn es die höchsten Fürstlichkeiten waren, immer aussprechen können. Bei der Dresdener Bank war dies ganz anders, und das hat mich sehr empört.

Der Staatsanwaltschaftsrat Weismann sucht die Ausführungen über die Verhältnisse an der Dresdener Bank abzuschneiden. Die Rechtsanwälte Dr. Halpert und Dr. Karl Liebknecht   traten diesem Versuch entschieden entgegen. Die Darlegungen seien zur Klar­legung der psychologischen Gründe, die zur Tat führten, erforder­lich. Nicht um die Verteidiguna der Dresdener Bant, sondern um die der Angeklagten handle es sich hier.

Auf Anregung des R.-A. Dr. Liebknecht wird festgestellt, daß die Hatkeschen Eheleute feit 1907 verheiratet sind und ein kleines Anwesen bejizen. Von den beiden Kindern der Angeklagten ist das eine jest schulpflichtig, das jüngste war bei der Verhaftung der Eltern 10 Monate alt. R.-A. Dr. Liebknecht weist noch auf folgen­des hin: Wegen der künftig zu erwartenden Gerichtskosten sei gegen Hattes ein Arrestbefehl auf die Summe von 5400 M. erlassen; das Anwesen liege vollständig verödet da und nun sei auch noch von der Dresdner Bank Klage wegen Herausgabe der angeblich noch fehlenden 110 000 M. gegen die Hattes erhoben worden, so daß die Leute mit Kind und Kegel vollständig ruiniert seien.

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Auf eine Frage des R.-A. Dr. Halpert erklärt Bruning, daß er seinerzeit die Photographien von der Kommode seiner Schwester aus dem Grunde weggenommen habe, weil er damals eine Heirats­annonce eingerückt hatte und die Bilder zu diesem Zweck haben Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen und auf Diens

wollte.

8.09

Soziales.

Die Volksfürsorge" eröffnet ihren Geschäftsbetrieb. Die schriftliche Ausfertigung des die Genehmigung der Der Angeklagte erzählt dann auf Befragen weiter, wie er sich Volfsfürsorge enthaltenden Spruches der Aufsichtsbehörde ist nach der Tat nach Engter   zu seinem Schwager begeben habe und eingegangen, darauf ist am 17. Mai die Ein­Das Geld in Höhe von ca. 200 000 m. dort eingemauert worden ist. tragung ins Handelsr gister erfolgt. Somit Diese Einzelheiten dürften noch allgemein bekannt sein. Das erste ist die letzte Formalität erfüllt. Die eigentliche mal ist er eines Nachts Ende Juli dort erschienen, hatte sich un- Arbeit fann nun beginnen. Möge sie von Anbeginn tenntlich gemacht und den Schivager und die Schwester durch Klop­fen ans enfter wach gemacht. Er hat mit ihnen das Geld ver- an von Erfolg gekrönt sein zum Segen der Versicherungs­graben und mit seinem Schwager besprochen, daß er nach Amerifa bedürftigen! Die Schwierigkeiten sind nicht zu unterschägen. gehen wolle. Er hat mit dem Schwager dann ganz genaue Ver- Stapitalschwere, wohlgerüstete Nebenbuhler machen der Volks. abredungen bezüglich der Korrespondenz mittels dreier Chiffre- fürsorge" das Feld streitig. In der Zeitschrift für Ver­schlüssel getroffen und ihm dringend die größte Vorsicht ans Herz ficherungswesen" wird über die Erfolge der privaten Gesell­gelegt und ihm aufgegeben, niemand zu vertrauen, der ihm nicht schaften auf dem Gebiete der Volksversicherung geschrieben: genau bekannt sei, da sich wahrscheinlich Kriminalisten an ihn Der Grund liegt offenbar darin, daß nur dann die Volks. herandrängen würden. Aus der weiteren Erzählung des Angeklagten ist zu erwähnen, berſicherung wirklich erfolgreich betrieben werden kann, wenn daß er dann ein zweites Mal zu Kranich   gekommen ist und diesen sie als Massengeschäft organisiert wird, das heißt wenn bewogen hat, mit ihm zusammen zur See nach Kanada   zu gehen. Tausende von Beamten tätig sind, die Versicherungslustigen Er will ihm erst auf dem Schiff gesagt haben, daß er Bruning sei. aufzusuchen, um möglichst Straße für Straße und Haus für In Antwerpen   schiffte er sich mit Kranich   unter dem Namen Haus die ganze Bevölkerung bestimmten großen Versiche­Valentin Berent ein. Das auf diesen Namen lautende Legitima  - rungsgesellschaften zuzuführen. Viel schwieriger ist es, sie zu tionspapier hatte er in Hamburg   für 70 m. gekauft. erhalten. Hier hat die Viktoria" Mustergültiges, Vorbild­Er habe schon in Hamburg   dem Kranich gesagt, daß er jemand liches geschaffen. In allen Städten und dichtbesiedelten Be­Angell. Bruning, erzählt fobann Einzelheiten aus seiner Be- brauche, auf den er sich verlassen könne, dann habe er ihn brieflich airfen hat sie Infassobureaus errichtet. Jedem Einnehmer ſchäftigung bei der Dresdener Bank, über die Behandlung, die er nach Antwerpen   bestellt und habe sich ihm gegenüber ſehr ſpendabe find bestimmte Straßen zugeteilt, die er an ganz bestimmten von dem Botenmeister und dem Personaldirektor erfahren habe gezeigt und ihm gesagt, er wolle ihm eine Farm kaufen. Er habe und die ihn in eine immer größere Empörung hineingebracht habe. mit Stranich verabredet, auf Schiff andere Namen anzunehmen. Tagen der Woche abgeht, so daß bei jeder Familie in jeder Diese Empörung sei noch intensiver geworden, als ein Kaffenbote Er habe verschiedene Papiere zur Verfügung gehabt und es wurde Woche immer an demselben Tag und womöglich zu derselben Linke, der beschuldigt wurde, 30 Pf. veruntreut zu haben und ver- berabredet, daß Kranich   als Berent und er als Mechtesheimer reisen Stunde der Einnehmer erscheint, um die Beiträge in Empfang geblich seine Unschuld beteuerte, Selbstmord verübt habe. Seine selle. Dies geschah auch, in Kanada   aber tauschten beide die Rollen, zu nehmen. Verzieht ein Versicherter in ein anderes Stadt­Lust und Liebe für seine Stellung habe sich schließlich in Verzweif- weil die auf Berent lautenden Papiere beſſer auf Stranich paßten. fung und Bitterfeit verwandelt. Er habe mehrmals frei und offen Sie waren zunächst mit der Montrose" der Canada Pacific Railway ausgesprochen, daß die Sache kein autes Ende nehmen werde und Co. nach Montreal   gefahren, dann weiter mit der Eisenbahn erster daß er, wenn es ihm so gehen sollte wie seinem Kollegen Linke, Klasse nach Winnipeg  . In Winnipeg   trennte er sich auf einige sein Leben nicht so billig verkaufen würde. Er sei dann von dem Zeit von Kranich  . Er hatte einen Kanadier kennen gelernt, mit Kaffendirektor Wohlmann, der ihn ständig malträtiert habe, als dem er viel in Kanada   herumreiste. Der Kanadier zeigte ihm, wie Revolutionär bezeichnet worden, der keine Autorität anerkenne. folossal fich das Land dort entwidelte und redete ihm au, Landbesit Das sei nicht richtig; er habe sich am Tage vor der Tat noch furcht- u kaufen. Borf.: Haben Sie nicht auch für ein Mädchen Land bar geärgert, da er in der Bank wie ein willen- und rechtloser Tour kennen gelernt hatte. Das Mädchen sprach deutsch   und getauft? Angetl.: Das war ein Mädchen, welches ich auf der Der Vorsitzende kommt nun auf die Geschehnisse am 26. Juni stammte aus Rußland  . Das Mädchen erzählte, daß durch die vorigen Jahres dem Tage der Tat politischen Verhältnisse in Rußland   sie viel verloren habe, ihr An diesem zu sprechen. Tage hatten mehrere Kassenboten der Dresdener Bank unter Füh- Vater und ihr Bruder nach Sibirien   geschickt worden seien usw. rung des Kassierers Schak den Auftrag erhalten, von der Reichs- Borf.: Sollte dieser Landkauf für das Mädchen nicht für Olga bank Bavier, somie Gold- und Silbergeld in Höhe von über 2 Mil. Kranich bestimmt gewesen sein? Angekl.: Nein. lionen Mark zu holen. Echak selbst trug eine Million in Tausend- Bruning hat, wie der Vorsitzende feststellt, in Kanada   an ver­marscheinen und 400 000 m. in Sundertmarkscheinen bei sich, schiedenen Pläzen Parzellen für etwa 15 000 M. angekauft. An­während die übrigen Kassenboten den Rest in Tausendmarkscheinen fang Dezember war er nach Winnipeg   zurückgekommen, inzwischen trugen. Die einzelnen Bündel Tausendmarkscheine, die jetzt 20 Stück war ein Steckbrief erlassen, auf Grund dessen es der Polizei in enthielten, wurden nicht sofort auf der Reichsbank nachgezählt, Winnipeg   gelang, Bruning und Kranich   am 6. Dezember in dem sondern erst auf der Dresdener Bank. Einen Teil des Geldes follte Augenblick zu verhaften, als sie eine Geldsendung von Hatke in der Kassierer Lesser erhalten. Dieser Teil des Geldes wurde dann Höhe von 50 000 M. von der Post abholen wollten. in dem Zimmer der Kaffenboten nachgezählt. Wie Bruning vor Frage ein, wo die noch fehlenden 110 000 Mark geblieben sind. Die Ginen breiten Raum in der weiteren Grörterung nimmt die Gericht erzählte, habe er ein Paket Tausendmarkscheine, zusammen Staatsanwaltschaft behauptet, daß die Erklärungen, die Bruning in Fürstenberg a. D. war von der Polizeiverwaltung und der 260 000 M., nachzählen wollen, als er merkte, daß seine Finger über den Verbleib dieses Betrages gibt, nicht richtig seien und das zu troden waren. Er steckte das Geld in die Tasche und ging das Geld anscheinend irgendwo versteckt sei. Der Angeklagte bleibt hinaus, um sich einen Schwamm zu holen und anzufeuchten. Als

Sklave behandelt worden sei.

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dabei, daß er das Geld nicht mehr habe.

Vernehmung des Angeklagten Hatke.

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viertel, so wird er dem dort zuständigen Einnehmer zuge­wiesen, nachdem man unter Umständen mit Hilfe des Ein­wohnerkontrollamts die neue Adresse ausfindig gemacht hat. Dasselbe geschieht bei dem Verziehen in eine andere Stadt." Die Volfsfürsorge" wird dem eine gleich schlagfertige und wo­möglich noch billigere Organisation entgegenzustellen haben und vor allem den idealen Zweck, nicht den Aktionären, Aufgaben lösen zu helfen. sondern den Versicherten Vorteile zuzuwenden und soziale

Jetzt heißt es: Hinein in die Volksfürsorge".

Gerichts- Zeitung.

Die Arbeiterradfahrervereine und das Vereinsgefeh. Eine wichtige vereinsrechtliche Entscheidung hat das Kammergericht am Sonnabend gefällt. Es handelte sich um die Entscheidung in zwei gleichartigen Strafprozessen, in denen das Landgericht Guben als zweite Instanz ent­fchieden hatte.

Der Vorstand des Arbeiterradfahrervereins Frischauf" Vorstand des Arbeiterradfahrervereins Edelweiß" in Schön­fließ vom zuständigen Amtsvorsteher aufgefordert worden, die er merkte, daß seine Abwesenheit überhaupt nicht auffiel, sei ihm Statuten und das Verzeichnis der Vorstandsmitglieder ein­ganz blößlich der Gedanke gekommen, mit dem Gelde davonzugehen. Es sei dics der Moment gewesen, in welchem ihm klar wurde, Wilhelm Satke, der Schwager Brunings, betont, daß er als zureichen. Die Behörden erachteten die Vereine als poli­tische Vereine. Die Vorstände kamen dem Verlangen daß er die ganzen unangenehmen Verhältnisse mit einem Schlage 29jähriger Mann unter dem Druce seines um so viel älteren und Ioswerden könne. Er sei dann einfach durch den sogenannten energischen Schwagers gestanden habe. Als dieser das erstemal nicht nach, worauf Strafverfügungen auf Grund des Vereins­Direktionsausgang hinausgegangen. Auf der Straße sei ihm die nächtlicher Weile in Engter   erschienen sei, sie aus dem Schlafe gefeges erlassen wurden. Dann beschäftigten sich die Straf­ganze Sache doch wieder leid geworden; der Gedante, daß er seine herausgeflopft und ihre Hilfe gefordert habe, habe er ihn wieder- gerichte mit der Sache. Das Landgericht Guben   ver­Stellung ja nun doch verlieren werde und die Erinnerung daran, holt dringend gebeten, doch vernünftig zu sein, nach Berlin   zurüd- lurteilte darauf in zweiter Instanz Graf als Vorfizenden