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Nr. 128. 30. Jahrgang.

Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Montag, 26. Mai 1913.

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Um sich vollkommen sicher fühlen zu können, erhielt der Zar an der Galatafel einen russischen Geheimen als Tischdame.

Der Zar am Telephon.

In den für den Zaren bestimmten Zimmern im Berlirer Schloß ist auf seinen besonderen Wunsch ein Telephon apparat angebracht worden.

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schuldig gemacht, indem, cs rings um die

Erziehung der deutschen Arbeiterschaft, bei der Sachlichkeit und| lichen Geschichtsfeiten ein Heer gebeugter Rücken wogen ließ,

regieren.

Die Stimme schweigt. Der Bar legt den Hörer auf.

Menschliteit allerdings besser aufgehoben ist als bei den reijen, leutseligen Sie mit Ihnen oder besser durch Sie das arme russische Volkso daß die hohen Herrschaften mit Befriedigung konstatieren konnten, das umfangreiche Hinterteil sei immer noch vorhanden, dem traditionell Fußtritte zu versehen sind, während von einem Kopf bei all den in Ehrfurcht gekrümmt Ersterbenden nichts zu be­irgendeiner Handlung Wilhelms II. nicht einverstanden, so wird. der Reichskanzler am besten daran tun, ein schallendes Hohn­

Der Bar( nach einer Weile): Das, glaube ich, war die merken war. Wenn heute ein Politiker sagt, das Volk sei mit

Der Bar ist aufgestanden und hat eine Weile regiert. Das Stimme­Telephon flingelt.

Der Bar: Hier der Zar.

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Stimme: Bitte ehrerbietigst um Verzeihung, Majestät! Hier von Oldenburg- Januschau. Würden Euer Majestät nicht biel­leicht die Gnade haben- jehen Sie aus der Leitung, Sie Hornochse, ich spreche mit dem Zaren! nicht vielleicht die Gnade haben, S. M.äh- Seiner Majestät dem Kaiser bei dieser festlichen Gelegenheit den von Euer Majestät so gnaden und segensreich über Rußland   fragen Sie doch nicht so duflig, Fräulein, ja woll, id spreche noch! ausgeübten Absolutismus   näher zu bringen, damit wir Königstreuen endlich mal die Parlamente piese Verzeihung, Majestät sozialdemokratischen Quasjelmühlen bitte unter­tänigst um Vergebung loswerden? Guer Majestät erinnern sich bielleicht an meinem Vorschlag mit Leutnant und zehn

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Der 3ar( legt den Hörer auf, nachdenklich): Sollte das die Stimme des Volfes sein? Taifen Wie bi

Der Zar regiert weiter. Das Telephon flingelt.

Der Zar: Hier der 3ar.in. Stimme: Hier Euer Majestät untertänigster Kommerzien­rat...( der Mann bleibt wegen sich häufender Nebengeräusche un verständlich). Ich wage Euer Majestät submissest folgende An regung zu unterbreiten. Euer Majestät werden unzweifelhaft im Gespräch mit Seiner Majestät dem deutschen Kaiser auch auf Heer und Flotte zu sprechen fomen Würde sich Eure Majestät viel leicht herablaffen, bei diefer Gelegenheit auf die unserm Konzern so gnadenvoll überwiejene nelie Rieferung für das Marines und Festungsressort Eurer zarischen Majestät hinzuweisen? Sollte sich dadurch Seiner Majestät dem deutschen Kaiser die nationale Not wendigkeit aufdrängen, daß auch für die deutsche Armee neue Anstrengungen nötig find fo würden wir, falls uns der deutsche  Auftrag zuteil würde für die russische Lieferung ehrerbietigst einen Abstrich von 10 Proz. unanzubieten gestatten

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Der Zar( legt den Görer auf): Ist mir von meinen eigenen russischen Lieferanten nicht vor der Abreise ein ähnlicher Vorschlag gemacht worden. Mir ist doch so? Also ganz wie bei uns. Aber das dürfte wohl kaum die Stimme des Volkes...

Der Apparat flingelt.

Er klingelt. Ein Lakai tritt ein. Der Zar: Lassen Sie den Telephonapparat abstellen. Ich gelächter zu erheben und als Gegenprobe einen Fürsteneinzug zu habe genug für heute.

Der Zar regiert weiter. Ohne Telephon.

Hochzeit.

MicheL

arrangieren: dann werden die guten Bürger von Berlin   am Pots­damer Plaz, am Brandenburger Tor   und Unter den Linden   mit Hurrarufen abstimmen, und der Herr Reichskanzler wird seine Majorität haben.

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Diese guten Bürger! Am frühen Morgen zogen sie mit be­legten Stullen aus. An der Feststraße" suchten sie sich einen Welch ein Segen, daß Wilhelm II.   nur eine Tochter hat und Lagerplak, inmitten Gleichgesinnter, ließen sich drei Stunden lang nicht noch irgendein anderes Fürstenhaus außer den Cumberländern von Schußleuten und Spikeln hin und her brüden, bis die erste versöhnt werden muß. Sonst würde unser wirtschaftliches und Fürstlichkeit kam. Hurra! Hurra! Hurra! Bause. Das Frühstück politisches Leben ernsthaft in den Fugen krachen, und wir wird verzehrt. Ein Polizeigaul fährt den Patrioten mit dem müßten uns dem Bankrott innen und außen gegenüber damit Schwanz übers Gesicht, kann aber das Leuchten nicht wegwischen, trösten, daß die Hofansage mit unübertreffbarer Meisterschaft das noch von einem Blick des Fürsten   darüber gebreitet liegt. Er­durchgeführt wurde. Unsere Mitbürger und unsere Minister waren neutes heftiges Zurückgedrängtwerden. Die Hühneraugen erreichen fast eine Woche gänzlich davon in Anspruch genommen, zu gaffen und ( womöglich in Uniform) begafft zu werden, so daß kein Mensch mehr Zeit hatte, zu arbeiten oder zu regieren. Die Zügel der Staatsleitung schleiften am Boden, da diese à la Daumont fahren mußte, und zeitweise waren so viele Fürsten   in Berlin   zusammen, daß man kaum mehr das königstreue Volt jah.

Wie verlautet, haben die Herren Minister den Faceltanz in außerordentlich trefflicher Weise egekutiert. Man merkte den Herren ein gründliches Studium an, und der Kaiser soll nach Be­endigung des Tanzes in launiger Weise geäußert haben, es gehe also schon, wenn er auch nicht pfeife. Besonders der Reichskanzler zeichnete sich aus und soll nun gutem Vernehmen nach à la suite des Ballettkorps gestellt werden, allerdings erst, wenn er die schwerste Brobe bestanden hat: den Eiertang der elsaß  - lothringischen Ausnahmegejeze. Auch die übrigen Minister erhielten gute Noten, und besonders die bürgerlichen fielen angenehm auf, wie aus der Aeußerung eines hohen Hofbeamten zu entnehmen ist, der mehr­mals seinem Erstaunen durch die Worte Ausdruck gab: Nich mal ausspucken tun die Kerls! Nich mal ausspucken!

unter den Polizeitritten die Fasson von Fünfmarkstüden. Die zweite Fürstlichkeit! Das Hurra klingt schon etwas heiser, aber un­entwegt begeistert. Man tauft sich ein Glas Bier, versucht den Schuhmann durch die Uebertreibung Herr Wachtmeister" freund­lich zu stimmen und erzählt sich mit begeisterten Nachbarn von der Dienstzeit. Ein Sonnenstich macht sich bemerkbar, kann aber fönigstreue Gehirne, die den Strahl der monarchischen Gnade, Stärke für Kriegervereine, gewöhnt sind, nicht lähmen. Im Gegen teil, der Parorismus der Fürstenliebe tritt ein. Die dritte Fürst lichkeit! Wohlgenährte Familienväter durchbrechen jubelnd die Ab­sperrung, finderreiche Mütter stürzen auf die Automobile junger Prinzen, Jungfrauen hängen am Sprißblech E.. H. des Kron­prinzen, Kinder werden unter Geschrei hochgehalten, damit sie den bekannten Eindruck fürs Leben bekommen, Säuglinge liegen achtlos in einem Winkel, alles schreit, tobt, stößt den andern zurüd, lallt Hochrufe, stammelt Jahrhundertphrasen, ist bereit, sich überfahren oder von einem Polizeisäbel durchbohren zu lassen, nur um diese Menschen ganz, ganz in der Nähe zu sehen, die sich Hoheiten nennen, von einem Wall von tausend Schranzen und Drohnen um­geben sind und auf die schweißigen, in Begeisterung verdummten Gesichter rings um ihr Auto mit huldvoll lächelnder Verachtung bliden!

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Die Neuvermählten haben sich aus den Händen der Kinemato­graphen und anderen Photographen nach Schloß Hubertusstod zurüdgezogen, die Fürsten  - Schleuderwoche ist herum, der Reit­bestand ist nicht verkäuflich, halten wir uns also an das, was uns Spürt Ihr das nicht, gute Bürger? Wo sie erscheinen, werdet bleibt: an das Volk! Und da wird sich ja reichlich viel sagen lassen. Ihr ausgesperrt, Eure Vertreter, dürfen sich einmal, als Reichs­Der Bar: Hier der Zar. Wenn der Hochadel Kellner spielt und seine jungen Söhne tagspräsidium, bei ihnen melden, werden empfangen wie Bittsteller, Stimme: Ich habe Eurer Majestät das folgende Manifest zu Speisenträgern hergibt, so mag er dabei auf seine und dann kümmert sich niemand mehr um sie. Was Ihr braucht zu verlesen. Die freitheitlich gesinnte und um eine neue Staats- Kosten tommen. wie nunt einmal heute die Dinge in oder wollt, ist ihnen einerlei. Wenn sie nur der fleinen Clique form ringende Arbeiterschaft Deutschlands   zusammen mit ihren Deutschland   liegen. Wer sich Dienerdevotion mit einem Orden sicher sind, die sich Triarier nennt und von den Wucherzinsen ihrer Mittämpfern aus allen Berufen erblickt in Ihnen den Angel- und bezahlen läßt, empfängt sein Trinkgeld lediglich in anderer Prä- Treue lebt. Ihr seid nur für solche Feste, zu denen keiner von Euch Stüßpunkt der gesamten europäischen   Reaktion. Die gewaltige gung als der Cafébaustellner, der sich nicht zu den Edelsten der geladen ist, gut genug, um die Staffage zu bilden, das lebende Bild antizarische Majorität des deutschen Volkes wäre durchaus bereit, Nation rechnet. Wer den Kammerdienerrock für ein Ehrenkleid" Das königstreue Volk" zu stellen. Ihr seid die Statisten, die das Ihre gleichgültige menschliche von Ihrer politischen Ber  - hält, braucht sich in diese seine Garderobenangelegenheiten nicht Maul zu halten haben, wenn die großen Herren auf der Bühne fönlichkeit zu trennen. Da jedoch eine zutreffende Verteilung von uns dreinreden zu lassen. wenn er auch erlauben muß, daß wir stolzieren und ihre Tiraden verbrechen, und auf ein Zeichen dürft der Schuld zwischen Ihnen und den Sie beherrschenden Klassen lachen. Der Hof ist uns Hetuba und die Hofansage ist nicht an uns Ihr dann jubeln: Heilig, heilig, heilig ist der Herr! Und wenn und Cliquen dem Urteil der Welt entzogen ist, so sehen wir in gerichtet. Ihnen den Repräsentanten eines jede Kultur und jede selbstver­das Spiel fertig ist und die Herrschaften unter sich sein wollen, Aber das Vorf geht uns etwas an, die wir seinesgleichen sind, könnt Ihr Euch mit einem Trinkgeld trollen! Und da sollten sie ftändliche Gerechtigkeit zerstampfenden Systems und übermitteln und feine Blamage ist in einem gewissen, Sinn unsere Blamage. Euch, gute Bürger, nicht verachten dürfen? Ihnen den Ausdrud unseres Abscheus. Wenn dieser Abscheu von Und das Bolt, die guten Berliner  , hat die Hochzeitstage reichlich Millionen und aber Millionen Deutscher   Ihnen persönlich nicht ausgenüßt, um sich nach allen Richtungen gründlich zu blamieren. Tag und weil Ihr zehn Stunden vor dem Schloß auf Gottesgnaden­Ihr protestiert jebt, nicht wahr? 3hr habt, dank dem heißen Funbgeworden ist, so danten Sie das der Disziplin und der guten Dieses Bolt hat noch mehr getan: es hat sich einer ganz gewöhn- tum gewartet habt, jetzt genug getrunken, um Mannesstolz vor