Autreten. umgekehrten Falle wären ja. auch die 117 sozial-oemokranlchen Wahlmänner restlos für iden fortschrittlichenKandidaten zum WaMtisch gegangen. Wer von den 113tapferen ForWrittsmännern traten ganze 3 für den Sozial-demokraten an. Es war also die F o r t s ch r i t t spartet,die„den Konservativen erfolgreich Hilfe leistete". An diesemblamablen Faktum vermag auch die sonderbarste fortschritt-liche Deutung nicht das geringste zu ändern!Junkerliches Wutgeheul!Die„Deutsche Tageszeitung" widmet der Fort-schrittspartei folgende Liebenswürdigkeiten:„Daß der freisinnige Verrat am Bürgertum in Preußen fürdie Mandatsverteilung nur eine so geringfügige Bedeutung habenkonnte, liegt nicht an dem guten Willen, sondern nur an den un-zureichenden Kräften des Freisinns und kann.das ganzeBild dieser Partei nur noch kümmerlicher erscheinen lassen. Daßder Freisinn aus schmählichem Mandatshunger die drei Sitze vonOber- and Nieder-Barnim an die Sozialdemokratie verschacherthat, stempelt ihn dauernd zum Verbündeten, zugleich aber auchzum Heloten der Umsturzpartei. Bezahlt ist dieser Dienstfreilich von der anderen Seite verhältnismäßig reichlich: er hatdem Freisinn sechs Mandate, also da s Doppelte eingetragenwie seinem Komparenten(?), nämlich se zwei Mandate in Breslauund Westhavelland und je eins in Liegnitz und Guben-Sorau.Der Freisinn ist und bleibt nunmehr jedenfalls der„rechte Flügelder Sozialdemokratie", die ihn dauernd in Dienst und Lohng en o mm en h at."Der Ingrimm der geprellten Junker offenbart sich hierso unverblümt, daß auch der Freisinn die junkerlichen Wut-ergüsse mit größter Heiterkeit quittieren wird.Das Wahlergebnis in Brandcnburg-Zauch-Belzig.Ter Freisinn hat zwei weitere Gewinne zu buchen. Beider Stichwahl in Brandenburg-Zauch-Belzig wurden nebendem konservativen Grafen v. Bredow-Görne zwei Volkspartei-licbe Kandidaten gewählt. Ter Pfarrer Graue-Berlin undder Buchdruckereibesitzer Wenkebach in Rathenow. Die beidenfortschrittlichen Siege sind ausschließlich der Unter-stützung der Sozialdemokratie zu danken. Dennwährend die konservativen Kandidaten im ersten Wahlgang852 bis 357 Stimmen erhalten hatten, waren auf die Kan-didaten der Fortschrittlichen Volkspartei nur 202 bis 209Stimmen entfallen. Auch die anderthalb Dutzend Stimmender Nationalliberalen hätten den Freisinn nicht retten können.Ter�Tieg für die Fortschrittliche Volkspartei wurde dadurchentschieden, daß die 178 sozialdemokratischen Wahlmänner ge°schlössen� für den fortschrittlichen Kandidaten eintraten.Daß der Fortschritt nicht auch das dritte Mandat erobert hat, kann er den Nationalliberalen danken!Denn daß die Stimmenzahl für den Konservativen v. Bredow,der im ersten Wahlgang�nur 357 Stimmen erhalten hatte, beider Stichwahl auf 388 Stimmen anschwoll, ist dem lückenlosenEintreten der N a t i o n a l I i b e r a l e n für den Kon-servativen zuzuschreiben. Der Freisinn hat also hier dieangenehmsten Erfahrungen mit den Nationalliberalengemacht!_Die Berfaffungskomodie in Mecklenburg.Dienstag nachmittag hielt der mecklenburgische Landtag inWismar wieder eine Plenarsitzung ab. Der Verfassungsausschuß et-staltete seinen Bericht, an welchen sich eine Erklärung der Regie-rungen schloß. Staalsminister Graf Bassewitz erklärte, der Groß-Herzog sei entschlossen, die Verfassuugsreform nötigenfalls auch ohneZustimmung der Stände durchzuführen. Diese Drohung, die' sichvor allem an die Adresse der Bürgermeister richtete, machte aberkeinen Eindruck. Nach längerer Debatte wurde die Rechtsfrag« aneinen besonderen Ausschuß überwiesen. Der Antrag auf Errichtungeines VerwaltungSgerichtShofes noch vor Inkrafttreten der Verfassungwurde angenommen.— Die Verfasfungsfrage wird also weiter aufdie lange Bank geschoben sein._Die elsah-lothringischen Ausnahmegesetze.Die„Tägliche Rundschau" versichert gegenüber anderenMeldungen, daß die Vorlage mit den bekannten Anträgender elfaß- lothringischen Regierung bestimmt dem Reichstagezugehen werde._JSfacb dem Balhanlmegc.Maßnahmen zur Vermeidung der griechisch-bulgarifchenReibungen.Athen, 4. Juni. Die„Agence d'Athenes" meldet offiziell.daß infolge der Verhandlungen zwischen General Iwanowund Oberst Duranis eine Demarkationslinie zwischenGriechenland und Bulgarien vereinbart und protokollarischfestgelegt sei. die Zusammenstößen zwischen beiden Armeenvorbeugen, jedoch der endgültig festzustellenden Grenzlinienicht präjudizieren solle.Ein Schiedsgericht wegen Saloniki.Wien, 4. Juni. Die„Wiener Allgemeine Zeitung" schreibt:Die wir hören, ist in der Frage von Saloniki ein prinzipiellesUebereinkommen zwischen Bulgarien und Griechenland in derRichtung erfolgt, daß Griechenland den bulgarischen Antrag, denHerr Saratow in Athen offiziell für Bulgarien unterbreitete, an-genommen hat, nämlich, daß die Frage von Saloniki einem Schieds-gericht überwiesen werde. Eine Differenz besteht noch darin, daßGriechenland wünscht, eS sollen bloß die Mächte der Tripel-Ententeals Schiedsrichter fungieren, während Bulgarien auf dem Stand-punkte steht, daß sämtliche Mächte das Schiedsrichteramt über-nehmen sollen.Die Regelung der rumänischen Ansprüche.Bukarest, 4. Juni. Die rumänische Regierung ernannte dieim Petersburger Protokoll vorgesehenen drei Kommissionen, undzwar: die'erste, welche die� neue Grenze feststellen soll, die zweite.>,e die auf bulgarischem Gebiet liegende neutrale Zone, die nichtbesesiigt werden darf, bestimmen soll. Diese beiden Kommisstonensollen ihre Arbeiten bis zum 9. Juli beenden. Ferner die dritteKommission, welche damit betraut ist, die Entschädigungen für dieSilistria verlassenden Bewohner festzusetzen. Diese Kommissionsoll ihre Arbeiten bis zum 8. November fertigstellen.Ein serbisch-bulgarischer Zusommenstost.Belgrad, 4. Juni. Nach der Darstellung einer maßgeben-den serbischen Stelle hat am 1. Juni eine bulaarische Äbtei-luna bei Jst�p die Demarkatlonslinie überschritten undmehrere militärisch wichtige Stellungen besetzt. Ter erstenAusforderung des serbischen Kommandanten, Stellungenzu räumen, wurde nicht entsprochen. Erst als von serbischerSeite unter Androhung von Waffengewalt eine Frist von24 Stunden gestellt wurde, zogen sich die Bulgaren iii ihrefrüheren Stellungen zurück.Das Blatt„Samouprava bedauert den durch die Bul-garen bei Jstip hervorgerufenen Zwischenfall. Ein solchesVorgehen zwischen Verbündeten fei unstatthaft. Es könneauch nicht als Aufdruck bundestreuer Empfindungen bezeichnetwerden, sondern, müsse auf der anderen Seite, einen ungün-stigen Verdacht hervorrufen. Solche Zwischenfälle könntenangesichts der ernsten Lage weitgehende Folgen haben, fürwelche die Urheber die Verantwortung übernehmen müßten.Deshalb werde erwartet, daß die bulgarische Regierung ent-sprechende Verfügungen zur Vermeidung derartiger Zwischen-fälle erlasse._franfemcb.Das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit vor der Kammer.Paris, 3. Juni. Die heutige Debatte über die dreijährigeDienstzeit verlief ziemlich ruhig. Nur die Rede des stellvertretendenAusschüßvorsitzenden' Josef Reinach. welcher entschieden für dendreijährigen Militärdienst eiutrak, rief einige lebhafte Auftrittebervor. Reinach erinnerte an die Haltung des Parlaments vor1879, welches die Militärvorlage des Marschalls Niel abgelehnthabe und dadurch an der Niederlage des französischen Heeres mit-schuldig geworden sei.(Stürmischer Widerspruch links.) Terrepublikanisch-sozialistische Deputierte Augag neu r rief: Gam-betta hat mit einem improvisierten Heere die Ehre Frankreichsgerettet. Der radikale General Ped oya sagte: Frankreich wurde.1579 geschlagen� weil die Armee durch den mexikanischen Feldzugerschöpft, weil kein Mobilisierungsplan vorhanden und der Inten-danturdienst mangelhast war. Reinach entgegnete: Allerdingshat Gambetta mit einer improvisierten Armee die Ehre Frank?reichs gerettet; aber mit einer geschulten Armee hätte er Frank-reich vor der Niederlage bewahrt. Der sozialistisch-raditale Pro-f.essor Thalamas sprach gegen den Gesetzentwurf. Er erklärte,Frankreich stehe nicht allein. Es könne angesichts der Bevölke-rungsziffern mit Teutschland nicht gleichen Schritt halten. Esmüßte stark genug sein, um den ersten Angriff auszuhalten. Esbesitze aber die Entente cordiale und das Bündnis mit Rußland.Er hoffe, der französische Generalstab habe sich bemüht, die russischeRegierung von der Notwendigkeit einer beschleunigten Mobili-sierung zu überzeugen. Hierauf wurde die Debatte abgebrochen.Painleve(Sozialist) begründete feine Interpellation überdas Polizeiderbot gegen die Kundgebung der republikanischenStudenten vor dem Jeanne d'Arc-Tenkmal, sowie seinen Beschluß-antrag, daß der Bekundung republikanischer und freidenkerischerGesinnung keine Hindernisse bereitet werden möchten. Der Mi-nister des Innern Klotz erklärte, daß der Leiter der Geheim-Polizei eigenmächtig vorgegangen und deshalb pensioniert wordensei. Er nehme den Beschlußantrag Painleves anstandslos an,welcher den Tendenzen der Regierung entspreche. Der Antragwurde mit 483 gegen 17 Stimmen angenommen.Kolonialfreuden.Paris, 1 Juni. Aus Brazzaville, Franz. Kdngo, wird ge-meldet, daß ein Senegalfchütze den Hauptmann Roher ermordethat, weil dieser eine leichte Strafe über ihn verhängt hatte.Wie aus Haiphong(Tonkin) gemeldet wird, hat der als Ur-Heber des Dhnamitattentats von Langson verhaftete Annamit ge-standen, daß er die Absicht gehabt habe, den Generalgouverneur zuermorden, und zu diesem Zwecke von einem Chinesen Bomben ge-kauft habe.— In Dinhvanly wurde ein Mandarin von einem Ber-schwörer durch einen Flintenschuß getötet. Der Mörder entfloh.Einer Meldung der Agence Havas zufolge werden die Annamiten,welche sich nach der Provinz Laos begeben, streng überwacht, weilsie'im'Verdacht stehen, Sprengstoffe siamesischer Herkunft" ein-schmuggeln zu wollen.Italien.Annahme der Heeresvorlage.Rom, 2. Juni.(Eig. Ber.) In größter Eile hat die Kammerden Gesetzeutwurf Springardi über die Aushebung angenommen,aber nicht, ohne der Opposition einige beachtenswerte Zugeständnissezu machen. Diese Opposition wurde von den Sozialisten geführt,aber auch die Reformisten und Radikalen haben das ihre dazu bei-getragen, um dem Gesetz wenistens einige Schärfen zu nehmen.Von sozialistischer Seite wurde durch Einbringung von vier TageS-ordnungen ein Versuch der Obstruktion gemacht, dem man aber mitRücksicht auf seine Nutzlosigkeit und auch auf die Zugeständnisse derRegierang nicht durchführte.Der Entwurf erhöht die Dienstzeit der ein- oder zweimal wegenUntauglichkeit zurückgestellten Rekruten von ein auf zwei Jahre, waSeine Erhöhung des Truppenkontingents um 23 999 Mann erlaubt.Weiter fetzt er das Militärmaß von 1,SS auf 1,54 Meter herab, durchwelche Maßnahme jährlich 2909 Mann mehr ausgehoben werdenkönnen, sich also der Truppenbestand um 4099 Mann erhöht. Die dritteMaßnahme, die die Dienstzeit der zweiten Kategorie von sechsMonaten auf ein Jahr erhöht, wurde von der Regierung zurück-gezogen; von ihr erwartete man eine Erhöhung deS Kontingentsum 19 999 Mann.Bei der Unaufrichtigkeit, mit der in Italien in Sachen vonMilitärforderungen vorgegangen wird, darf es nicht verwundern, daßder Kostenpunkt im Gefetz gar nicht erwähnt wird. Vorläufig sichertman sich das Recht, 27 999 Mann mehr auszuheben. In der Folgesagt man dann, daß man für die Erhaltung der vom Parlament be-willigten Soldaten nun Geld brauche, und dann kommt das dicke Endein Gestalt einer Mllionenforderung nach. Nach Erklärungen derRegierung handelt es sich um eine Mehrausgabe von 15 Millionenjährlich. G i o l i t t i hat versichert, daß die etwa(sio!) nötigenNeuausgaben durch eine Steuer aufgebracht werden würden, die vorallem die besitzenden Klassen trifft und hat eine von den Radikalenvorgelegte Tagesordnung in diesem Sinne angenommen. Weiterhat er versprochen, demnächst ein Gesetz vorzulegen, daS da« Privi-legium der einjährigen Dienstzeit für dieBesitzenden beseitigt. Ueber dir Frage der in Libyen be-nötigten Truppen werde ein besonderer Entwurf vorgelegt werden, docherklärt die Regierung schon jetzt, daß man die Bildung besondererKolonialtruppen beabsichtige, unter möglichst starker Heranziehung derEingeborenen. Das Ganze läuft norürlich auf Bewilligung neuer Fondshinaüs, wie ja auch daS heutige Gesetz erst wirksam wird» wenn dieKammer die nötigen Mittel dazu bewilligt hat.Belgien.Kriminalität und Generalstreik.Man schreibt unS aus Brüssel: Einen„friedlichen" General-streik hatte die belgische Arbeiterpartei gewollt und beschlossen undin einer Disziplin ohnegleichen auch durchgeführt. Diese Disziplinder arbeitenden Massen— der 499—459999 Streikenden— erfährtnun eine besondere Illustration durch eine offizielle Statistik über dieKriminalität während des Generalstreiks.Diese Statistik ist auf Verlangen des sozialistischen DeputiertenD e st r ö e vom Justizdepartement zusammengestellt worden understreckt sich auf die Verbrechen. Vergeben und Uebertretungen wäh-rend der Streikzeit— also auf die Periode vom 15. bis 27. April1913 im Vergleich zur selben Periode de» Vorjahre?.Die Gesamtzahl der Delikte von 1912 beträgt nach diesenErhebungen 7243. die von 1913 7121. Die Streikzeit zeigt alsoeinen Rückgang von 122 Delikten gegenüber der Normalzeit!—Im einzelnen zeigen sich folgende interessante und belehrende Ziffern.In der Streikperiode gab es 284 Vergehen gegen den berüchtigtenParagraphen, der die„Freiheit der Arbeit", d. h. die Streikbrecherund Verräter der Arbeitersache zu schützen hat. In derselben Periodeim Vorjahre 18 solcher Bergehen. Was bedeutet diese Vermehrungvon zirka 279 Delikten gegen die Normalzeit des Vorjahres gemessenan der Zahl der Streikenden in der Generalstreikswoche, wo baldeine halbe Million Arbeiter im Ausstand waren! An Polizei-l i ch e n Vergehen und Uebertretungen zeigt die Aprilperiode desVorjahres 315, die Streikzeit 334 solcher Uebertretungen an. Wiederhalte man sich die Ziffer der Streikenden, die Fülle der Provokationen,und Konfliktsmöglichkeiten vor Augen und man wird auch hier diesittlichen Wirkungen des Generalstreiks auf das proletarische Gewissenbewundern.Besonders beredt sind auch die Ziffern über die Ueber-tretung des Waffenpatents. Bekanntlich schrieben dieklerikalen Blätter vor dem Generalstreik über ungeheuerlicheMassenankäufe von Revolvern. Die Käufer warennatürlich die künftigen Streikenden. Die offizielle Statistik teilt nunmit, daß es in der Aprilwoche 1913, in der eine Armee vonStreikenden, die von Militär, Bürgergarde und Gendarmen um-zingelt war, nur 23 solcher Uebertretungen mehr gab als in derentsprechenden Periode von 1912!(Und überdies sagt unS dieStatistik noch nicht, ob die 23 Uebertretungen auf das Konto derStreikenden gehen.)WaS gar die Vergehen gegen die„öffentliche Ruhe und Ordnung"anlangt, so stellt die offizielle Statistik der Disziplin der Arbeiterein ganz hervorragendes Zeugnis aus. In der Streikperiode gabeS um 11 Delikte weniger als in der gleichen Epoche desVorjahres!— Als letztes die Vergehen gegen daS TrunkenheitS-gesetz. In der Streikzeit gab es nur 25 Uebertretungenmehr als im April 1912. 25 Uebertretungen mehr, während 499-bis 459 999 im Streik stehen! Braucht man einen gültigeren, er-Hebenderen Beweis dafür, daß die Arbeiterschaft aus ihren Kämpfenum ihren materiellen und kulturellen Aufstieg sich auch gleichzeitigdie Elemente und Bedingungen für ihren sittlichen schafft?England.Homerule für Schottland.Der Gedanke der„Devolution", der Selvstverwaltung und-Gesetzgebung der einzelnen Reichsteile, der in der irischenHomerule seinen entscheidenden Sieg erfochten und mit der W-schaffung der Staatskirche in Wales auch hier Anerkennung ge-funden hat, setzt sich nun auch für den Norden des Reichs, das alteKönigreich Schottland, das seit 1693 mit England vereinigt ist,durch. Natürlich handelt es sich auch hier nicht um Beseitigung derReichScinheit. Die Gemeinsamkeit der Dynastie, der auswärtigenPolitik, von Heer und Flotte und des Postwesens, wie auch dieoberste gesetzgebende Gewalt des gemeinsamen Parlament? bleibenunverkümmert. Es ist im wesentlichen nur eine Erweiterung pro-vinzieller Selbstverwaltung, die noch nicht bis zu dem Maße vonSclbstäirdigleit geht, die den einzelnen deutschen Bundesstaaten zu-steht. Neben dem Wunsche, das heute mit tausendfachem Kleinkramüberlastete Reichsparlament pon den Einzelheiten der Landes-angelegenheiten zu erlösen, gilt es einer besseren Berücksichtigungder besonderen Interessen und Eigentümlichkeiten der verschiedenenLänder.„Schottland ist es müde, mit dem Telegraphendraht regiertzu werden." Der Antragsteller, der schottische Liberale E o w a n,betonte besonders die Notwendigkeit, das Land von der Feudal-Wirtschaft des Großgrundbesitzes zu befreien, die zu einer selbst dieirische übertreffenden Auswanderung geführt habe. Ein weiteresUnrecht sei es. daß die Verwaltung' des Unterrichtswesens' einesLande?, das lange vor England eine umfassende Volksbildungdurchgeführt habe, in London liege: eine Quelle ständiger, srucht,loser Versuche, das englische Staatsftrchenwesen in dem freikirch.lichen Schottland heimisch zu machen. Die neue Ordnung soll aufeinem schottischen Parlamente von 149 Mitgliedern, ohneOberhaus, beruhen und einen jährlichen Vertvaltungszuschußvon 599 999 Pfund Sterling aus der Reichskasse erhalten. EineVerminderung der jetzt im Parlamente sitzenden 72 schottischenAbgeordneten, wie die irische Homerule-Vill sie vorsieht, ist nichtbeantragt. Daran und an den Geldzuschutz knüpfte der konservativeSprecher B a l f o u r an, um die Vorlage zu bekämpfen. Er hobauch die Schwierigkeiten hervor, die sich aus dem Ueberwiegen deSin Konsequenz des DevolutionSprinzips zu schaffenden englischenLandesparlaments über die übrigen klcinstaatlichen und gar imFalle eines Konflikts mit dem Reichsparlament ergeben würden,ließ aber die abgehaspelten Phrasen von der angeblichen Zerstörungdes RxichS klüglich beiseite. Ein Vertreter der Arbeiter fraktionkam nicht zu Worte. Die Fraktion tritt natürlich für den Entwurfein und wird ihn durch einen Antrag auf Verleihung deSFrauenwahlrcchtS für das neue schottische Gemeinwesen zuverbessern suchen.— Die zweite Lesung wurde mit 294 gegen 159Stimmen beschlossen. ES hat also, da natürlich auch die Jrländerfür die Ausdehnung deS von ihnen für ihr Land durchgesetztenVerwaltungsprinzips stimmten, ein Teil der Liberalen versagt.Letzt* Nachrichten«Einigung über das Friedcnsprotokoll..London, 4. Juni.(W. T. B.) Wie das Reutersche Bureackerfährt, versammelten sich die Delegierten_ heute abend.imSaint Jamespalast. Die griechischen Delegierten waren tnchtanwesend, weil sie von den türkischen Delegierten die ge-forderten Versicherungen nicht erhalten hatten. Die Versamm-lung dauerte zwei Stunden: sie war sehr herzlich und endetein einer Einigung über die Punkte des Protokolls, die zur Be-ratung standen. Die Abwesenheit der griechischen Delegiertenverhinderte eine Förderung derjenigen Fragen, die mitGriechenland schweben, doch drückten später die auf der Ver-sammlung anwesendeit Delegierten die Meinung aus, daßman allen Grund zu der Hoffnung habe, daß eine Einigungauch über diese Fragen vor der nächsten Vollversammlung ein-getreten sein werde. Tie nächste Vollversammlung ist. aufFreitag festgesetzt. In deren Verlauf hofft man alles nochUebriggebliebene zu erledigen.Erdrutsche im Bezirk Koblenz.Koblenz, 4. Juni.(W. T. B.) Bei Mülheim(Bez. Kovlenzlzeigen sich seit vorgestern gewaltige Erdbewegungen, ähnlich wi»im Jahre 1996, die sehr große Zerstörungen angerichtet haben. Mannimmt an. daß eine Ueberlastung der Halde die Ursache deS Berg»rutsches ist. Das in Bewegung gesetzte Erdreich ist 49 bis 59 Meterbreit und 1 Kilometer lang. Häuser sind nicht bedroht, weil nachdem Bergrutsch 1996 auf diesem Gebiete Häuser nicht mehr er»richtet wurden, dagegen ist der an Feldern und Kernobstbäumenangerichtete Schaden sehr groß.Tie Schreckensszene beim englischen Derby.London, 4. Juni.(W. T. B.) Tie Frau, welche beim Derby-rennen da« dem König« gehörende Pferd„Anmer" beim Zug-l er.griff, ist als die Anhängerin des FraueustimmrechtS, EmiltzDavison» festgestellt worden,