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Kr. 147. 80. Iahrgaug. 2. Kcilme dts Jormirts" Kerlimr HolMItft Sonlmdelld, 14. Ilwi 1013. ßewerhrchaftUcbca. Rüchgang der Löhne im Bergbau. Noch ist Hochdruck im Kohlenbergbau, noch wird mit allen Kräften gefördert, noch verlängern Ueberftunden und Ueberfchichten die normale Arbeitszeit, und doch macht sich in einzelnen Bergbau- bezirken ein Rückgang der Löhne bemerkbar. Im Vergleich mit dem 4. Vierteljahr 1912 war im 1. Viertel 1913 der auf eine verfahrene Schicht erzielte Lohn niedriger: im Braunkohlenbergbau in Halle um.. 6 Pf. linksrheinischen Braunkohlenbergbau um 2 Such im Salzbergbau und im Erzbergbau fängt es schon mit den Lohnkürzungen an. Im Salzbergbau, im Bezirk Halle  , ist der Schichtenverdienst um 1 Pf., in Clausthal   jedoch um 4 Pf. gesunken. Erheblicher macht sich der Rückgang schon in den verdienten Lohn- summen für das ganze Vierteljahr bemerkbar. Im Steinkohlen- bergbau des Oberbergamtsbezirks Dortmund   und aus den staatlichen Gruben zeigt sich noch ein kleiner Aufstieg, dagegen verdienten die Arbeiter in der Vergleichszeit weniger: in Oberschlesien  ...... 3 Mark im Bezirk Halle  ...... 9, im linksrheinischen Bezirk... 8, Halle, Salzbergbau..... 4, im Bezirk Mansfeld  .... 4 im Oberharz  ....... 4 rechtsrheinischer Erzbergbau.. 8 linksrheinischer.. 4 Bei den Lohnrückgängen kommen insgesamt 97 009 Arbeiter in Betracht. Das ist eine verhältnismäßig große Zahl. Wenn man weiter berücksichtigt, daß im Bergbau zurzeit noch Hochkonjunktur herrscht, dann kann man der Erscheinung ernsthafte Bedeutung nicht absprechen. Man merkt, die Unternehmer sind rücksichtslos, weil sie in der organisatorischen Zerrissenheit der Bergarbeiter ein Moment der Schwäche erblicken, das sie der Willkür des Kapitals gegenüber außerordentlich benachteiligt. Wollen sich die Bergarbeiter nicht endlich aus diesem Zustand der Schwäche befteien, nicht endlich durch Schaffung einer einheitlichen Organisation ihre Widerstandskraft steigern, ihre Kampffähigkeit erhöhen? Wenn nicht, dann wird die nun einsetzende Krise ihnen noch schwere, tiefe, schmerzende Wunden beibringen. Noch ist es Zeit zum Rüsten aber es ist auch die allerhöchste Zeit._ Berlin   und Umgegend. Achtung! Rohrleger und Helfer! Am gestrigen Tage ist der Tarifvertrag zwischen dem Arbeit- geberverband im Rohrlegergewerbe für Berlin   und Umgegend und dem Deutschen Metallarbeiterverband   abgeschlossen worden. Noch im letzten Augenblick versuchte Herr Wiesenthal  , den Tarifabschluß un- möglich zu machen bezw. zu hinhern. Nachdem der Tarifvertrag nun abgeschlossen ist. haben unsere Mitglieder nunmehr auch das Recht, den Facharbeilsnachweis für das Rohrlegergewerbe zu be- nutzen. Außer dem Deutschen Metallarbeiterverband   ist noch Kontrahent der Allgemeine Deutsche Metallarbeiterverband, Verein Berlin   und Umgegend, der sich von der Wiesenthalschen Organisation ab- gezweigt hat. Deutscher   Metallarbeiterverband, Verwaltungsstelle Berlin  . Die Transportarbeiter und der paritätische Arbeits- Nachweis im Braugewerbe. Als letzte freie Gewerkschaft nahm am Freitag auch der Transportarbeiterverband in sehr stark besuchter Ver- sammlung zum paritätischen Nachweis Stellung. Bevor der Branchenleiter A lisch diese Frage behandelte, ging er des näheren auf die Lohnbewegungen im verflossenen Quartal ein. Augenblicklich hat der Verband noch langwierige Verhandlungen mit der Malz- bierbrauerei Groterjan. Im übrigen könnte man mit den letzten Kämpfen, bis auf den Kampf in den Weißbierbrauereien, zufrieden sein. Sind in den verschiedenen Weißbierbrauereien nicht bessere Erfolge erzielt worden, so ist das Schuld der Kollegen selbst, denen es an dem nötigen Interesse mangelte. Doch hoffe er, daß sich dies in Zukunft hebe. Uebergehend zur Hauptfrage gab A l i s ch in längeren Ausführungen ein detailliertes Bild des kommenden Arbeitsnachweises, der für zirka 2000 Mitglieder des Transport- arbeiterverbandes in Frage kommt. In der lebhasten Diskussion beantwortete Alisch verschiedene aufgeworfene Fragen und ging dann noch auf die äußerst betrüblichen Grenzstreitigkeiten zwischen dem Transportarbeiter- und dem Brauereiarbeiterverband ein. Nach einstimmiger Annahme der Vorlage wurde als Kuratoriumsmitglied Alisch, als 1. Ersatzmann T i e tz, als 2. Ersatzmann B a l k e gewählt. Von den Mitteilungen, die gemacht wurden, interessiert besonders die, daß verschiedene Fahrer von der Steuerbehörde in unerhörte Strafen genommen wurden, weil sie nicht die nötigen Begleitpapiere bei sich hatten._ Mißstände in der Berliner   Parkverwaltuug wurden in der letzten Sektionsversammlung der st ä d t i s ch e n Gärtner im Allgemeinen deutschen Gärtnerverein besprochen. Die Stadt Berlin   genießt, soweit das Arbeitsverhältnis der Gärtner in Betracht kommt, schon heute den Ruhm, weit hinter den anderen größeren Städten von Groß-Berlin zurückzustehen. Besonders kraß kommt dies bei der Arbeitszeit zum Ausdruck. Während in den Parkverwaltungen von Charlottenburg  , Neukölln, Schöneberg  , Lichtenberg  , Wilmersdorf  , Weißensee   die Höchstarbeits- zeit 9 Stunden beträgt, herrscht in der Berliner   Parkverwaltung noch eine Höchstarbeitszeit von 10 Stunden. Trotz der langen regelmäßigen Arbeitszeit findet noch wieder- holt eine weitere Verlängerung der Arbeitszeit statt. So auch wieder in den letzten Tagen. Zum bevorstehenden Jubiläum des Kaisers häufen sich nämlich die Arbeiten. Jetzt wurde verlangt, daß die Arbeitszeit von 69 Uhr abends verlängert werde. Wer aber glaubt, daß für diese Mehrarbeit eine Mehrbezahlung stattfinden würde, ist schwer im Irrtum. Wohl hat die Stadt Berlin   70 000 M. zur Ausschmückung der Straßen bewilligt. Den Gärtnern wird jedoch nicht 1 Pf. Aufschlag für die geleistete» Ueberftunden bezahlt. Als ein Teil der Gärtner sich weigerte, diese Ueberftunden ohne Ueberstundenbezahlung zu leisten, wurde sogar einigen empfohlen, sich nach anderer Stellung umzusehen! Unbillig ist es auch, daß verlangt wird, von 4>/z bis 9 Uhr abends ohne Esscnspause zu arbeiten. Unsinnig ist es, wenn von den Gärtnern verlangt wird, sie sollen morgens angeben, ob sie durch irgendwelche Gründe verhindert sind, abends Mehrarbeit zu leisten. Unsinnig ist dies deshalb, weil erst kurz vor 6 Uhr abends die Weiterarbeit bis 9 Uhr verlangt wird. Ungehörig ist es. wenn nachgeschnüffelt wird, ob die angegebenen persönlichen Behinderungsgründe auch wirklich bestehen. Es wird uns mitgeteilt, daß die Direktion der Parkverwaltung eine möglichste Einschränkung der Ueberftunden wünscht; dann möge die Direktion aber auch dafür sorgen, daß derartige Ueber- griffe der Reviervorsteher, wie die, welche sich im III. Revier zu- getragen haben, vermieden werden. Besonder? notwendig ist es aber, daß, wenn schon mal Ueberftunden gemacht werden, diese auch mit Ueberstundenaufschlag bezahlt werden. Oeurkcbes Reich. Tarifabschlüsse im Dachdeckergewerbe. Nach längeren Verhandlungen gelang es, in Kassel   einen für die Arbeiter günstigen Tarif mit den tätigen Unternehmern abzuschließen. Bisher herrschten dort nocg Klassenlöhne. Der Stundenlohn, der für einen Gesellen S8 Pf. betragen sollte, wurde nur einem Teil der Leute bezahlt, im übrigen zahlten die Unter- nehmer ganz nach Willkür. Nach dem jetzigen Abschluß steigt der Stundenlohn von S8 auf 65 Pf. Die tägliche Arbeitszeit wird von 10 auf 9>i Stunden verkürzt. Der festgelegte Lohn ist jedem Gesellen zu zahlen außer solchen, die das 20. Jahr noch nicht er- reicht haben. In Hannover   wurde ebenfalls ein Tarif abgeschlossen. Dort beträgt die Lohnerhöhung 4 Pf. in drei Jahren, und zwar steigt der Lohn von 71 auf 75 Pf. Die Angestellten des Verbandes wurden bisher bei Verhandlungen schroff zurückgewiesen. Diesen Standpunkt haben nun die Meister aufgeben müssen. In Zukunft haben jene Zutritt zu den Verhandlungen und auch zu den Sitzungen der Schlichtungskommission. Auch für Wolfenbüttel   und Thiede wurden neue Verträge abgeschlossen. Die Löhne steigen um 4 bzw. 3 Pst Die Schiefergriffelarbeiter der Firma Mohr u. L ö h r S in Steinach   in Thüringen   befinden sich feit 7. Juni im Streik. Den staatlichen Griffelmacheru im Herzogtum Meiningen   wurde eine Lohnerhöhung von ö Proz. ab 1. Mm bewilligt und eine weitere Erhöhung von 5 Proz. in Aussicht gestellt. Die Firma Mohr u. LöhrS weigert sich, diese Lohnerhöhungen zu bewilligen./ Die Färbereibcsitzer in Barmen-Elberfeld   erklären in einer Bekanntmachung, daß nach Beendigung des Krefelder   Streiks, spätestens jedoch am 1. August, eine allgemeine Lohnerhöhung ein- treten soll, und zwar eine Erhöhung um 1 M., unter der Bedingung. daß die Arbeiten in allen Betrieben am Dienstag, den 17. d.M., in vollem Umfange wieder aufgenommen werden und keine neuen Arbeits- einstellungen erfolgen. Verhandlungen mit der Organisatio» der Arbeiter lehnen die Färbereibesitzer ab. Erfolgreiche Lohnbewegung der Handschuhmacher» Heimarbeiter." Die kürzlich von uns gemeldete Lohnbewegung der Bort der Handschuhfirma Louis Größer- Zwickau beschäftigten Heim- arbeiter endete mit einem vollen Erfolge der letzteren. Es war dem Lederarbeiterverbmrd trotz der schwie-t rigen Verhältnisse gelungen, die Heimarbeiter zu verständigen und zu veranlassen, auf die Abschaffung der zeitraubenden Neben- arbeit nur einzuwilligen, wenn damit eine Lohnkürzung nicht verbunden ist. Dieser Forderung hatten sich gleichfalls die von der genannten Firma in ihrer Zwickauer Fabrik beschäftigten Handschuhmacher angeschlossen. Da sich die Firma zunächst ab- lehnend verhielt und durch Zirkulare ihre Heimarbeiter irrezu- führen und einzuschüchtern versuchte, wurde ihr seitens der Heim- arbeiter die Arbeitsverweigerung in nahe Aussicht gestellst die Zwickauer   Fabrikarbeiter jedoch reichten die Kündigung ein. Mit der Möglichkeit eines solidarischen Zusammenstehens ihrer über ganz Deutschland   verstreut wohnenden Heimarbeiter hatte die Firma Größer nicht gerechnet. Sie sah sich aber nun dadurch gezwungen, nachzugeben. Wie sie auch der Leitung des Leder- arbeiterverbandes mitteilte vorher wollte man von denLeuten in Berlin  " nichts wissen kommt für ihr gesamtes Personal! (davon 30 Proz. Heimarbeiter) die Nebenarbeit ab 9. Juni itf  Wegfall, wodurch eine zirka zehnprozentige Lohnerhöhung er- reicht ist. Einen gleichwertigen Erfolg gelang es für die von der Lieg- nitzer Handschuhfirma S. Alexander vorwiegend in Breslau   und Haynau   beschäftigten Handschuhheimarbeiter durchzusetzen,, Ein koalitionsfeindlicher Unternehmer. Die Großschlächterei und Wurstfabrik von Friedrich Löckenhast in Duisburg-Ruhrort   duldet keine organisierten Arbeiter in ihrem Betriebe. Sobald die Firma Kenntnis erhält, daß einer ihrer Gesellen organisiert ist, wird er entlassen. Sie will sich aber auch dagegen schützen, daß nicht etwa ein organisierter Arbeiter in ihren Betrieb hineinkommt; deshalb muß jetzt jeder einzustellende Arbeiter erst die Erklärung abgeben, daß er kein Verbandsmitglied ist. Die Organisationsleitung ist im Besitze einer ganzen Anzahl von Zu- schriften, die Löckenhof an Gesellen, die um Arbeit nachfragten, sandte, in denen es heißt, daß die Einstellung erfolgen könne, wenn der Bewerber nicht Mitglied des Zentralverbandes der Fleischer ist. Dabei verabscheut die Firma nicht etwa das Geld der organisierten Arbeiterschaft. Sie liefert an eine große Anzahl Ärbeiter-Konsum- vereine und an Geschäfte, die lediglich organisierte Arbeiterkundschaft haben. Daß die Arbeits- und Lohnverhältnisse sowie die BeHand- lung der Leute vieles zu wünschen übrig lassen, sei noch besonders festgestellt. Unter den Fleischergesellen ist die Firma unter dem NamenRheinische Knochenmühle" allen wohlbekannst Die Bauschlosser in Chemnitz   stehen in einer Tarifbewegung. Der gegenwärtige Tarif läuft am 30. Juni ab und die Meister drohen mit erheblichen Verschlechterungen; im besonderen soll die Auslösung bei auswärtigen Arbeiten und die Ueberstundenbezahlung eine Herabsetzung bis über 50 Proz. erfahren. Zuzug von Bau- schlossern nach Chemnitz   ist fernzuhalten. kleines feuiUeton. Der Märchenbrunne». Seit dem Virchowkrankenhaus und der Stadt der Alten Leute in Buch wußten wir, daß Ludwig Hoff- mann das soziale Element der Baukunst mit besonderer Hingabe pflegen wollte. Die Schulen unseres Stadtbaumeisters verleug- neten daneben niemals den Spielgenossen der Kinder. In dem neuen Märchenbrunnen am Friedrichshain   haben sie sich nun zu- sammengefunden, der Pfleger des Sozialen und der Freund des Kindlichen. Wer es bis heute noch nicht glaubte, daß durch archi- tekwnische Formen Werke der Menschlichkeit geleistet werden können, der wird durch diesen märchenseligen Brunnen eines Besseren belehrt sein. Dieses dreiterrassige Wasserbecken, um dessen Rand Dornröschen und Schneewittchen  , Hänsel und Gretel  gestellt sind, ist mehr als eine architektonische Bildung. Dies Wasserbecken mit seinen Märchengruppen, dazu die Tiere, die gemächlich auf dem Gesims der abschließenden Bogenwand lagern, dazu die geheimnisvollen Wege, in denen überraschend die ge- steigerten Gestalten des Menschenfressers und der Frau Holle, Rübezahls und der Riesentochter auftauchen und schließlich der große, runde Platz mit dem Springbrunnen in der Mitte und den gegen die Büsche zart stehenden Kinderfiguren, das alles ist mehr als eine Organisation aus Architektur und Plastik. Eine' unge- wöhnlich anmutige Art des Märchenerzählens und des Beflügelns der kindlichen Phantasie, ein Locken der Kinder heraus aus der Dumpfheit der Hinterhäuser hinein in das Grün des Parkes, hin- aus aus der Enge der übervölkerten Stuben hinein in ein mildes Träumen und lebhaftes Plaudern mit guten und gar gefährlichen Geistern, solche Hygiene �es Leibes und der Seele, solche freud- volle Erziehung und bereichernde Unterhaltung will dieser Märchen- brunnen leisten. Die Gebrüder Grimm   sind unter die Architekten und Bild- Hauer gegangen; es ist fast rührend zu sehen, wie ein fast sechzig- jähriger Baumeister, dazu etliche Steinklopfer, die auch nicht mehr zu den Jüngsten gehören, sich in das Reich des Kindes verloren. Sie verirrten sich dabei freilich niemals in das Kindische, sie wahrten die Gesetze des Raumes und der Körper, sie blieben Künstler und schufen so, genau wie das erzählende Brüderpaar. Dinge, die zugleich den Kleinen ein liebesames Geheimnis, den Erwachsenen em künstlerisches Genießen sein können. Es war etwas wie ein Abenteuer, diese Fülle der literarischen Motive zu gestalten, ohne dabei in den Strudel der Formlosigkeit zu geraten. Das Abenteuer wurde untadelig bestanden. Nach dem Vorbild barocker Anlagen, wie der zu Nymphenburg  oder Würzburg  , hat Hoffmann eine ebenso abwechselungsreiche, wie sich wirksam steigernde, stets aber fest gefügte Raumgliederung der plastischen Beweglichkeit zum rahmenden Gefäß gegeben. Kommt wan vom Königstor, so erlebt man die Anlage in ihrer ganzen, bewußten Großheit; mit einem einzigen Blick übersieht man den hinzuführenden, sich zusammenziehenden und dann wieder sich breit entladenden Heckenixkeg. sieht die sprudelnde Unrast des von weiß- Sischtiaen Wasserbüfcheln und Speifröschen belebten Spiegels, sieht dze schön geformte Ruhe der bog, gen Ruckwand und durch diese �en hindurch den Springstrahl inmitten des grünenden Rund- Kommt man von den Seitenstraßen und steigt man die irrgartenartigen Pfade, die an den plötzlich auftauchenden Hermen der Riesen vorbeiführen, hinauf oder hinunter, so öffnet sich un- erwartet der ovale Raum des Wasserbeckens mit seinem steinernen Puppengesindel. Diese Puppen gehören zu dem Besten, was die Gegenwart an Plastik hervorbrachte. Sie sind nicht eigentlich modern, was das Problem anbelangt; sie sind von Jgnatzius Taschner mit verwunderlicher Naivität gestaltet worden, sie zeigen alles, was das Kinderherz braucht, und befriedigen zugleich des Erwachsenen Bedürfnis nach dem Ornamental-Plastischen. In ihren Einzelheiten sind diese Taschnerschen Figuren von entzücken- der Anmut; man beachtet die Haarbehandlung am Dornröschen und Schneewittchen   oder die liebreizende Art, Miederknöpfe und Kleiderrüschen als Einschnitte zu gebrauchen. Auch witzig bis zur Burleske sind diese Märchengruppen; man schaue sich den Zungen- blecker beim Schneewittchen oder den gestiefelten Kater recht von der Nähe an. Die Tiere, die Rauch auf das Gesims gelegt hat, sind wirklich eine Bereicherung des Architektonischen, sie entwachsen dem horizontalen Bauteil. Die Hermen W r b a s haben fast monumentales Pathos und find doch in all ihrer Tölpelhaftigkeit rechte Kindergesellen. R. Br. Das Flugzeug der Zukunft. Gelegentlich des glänzenden FlugeS von Paris   nach Warschau   wird die Ansicht, die ein hervorragender englischer Flieger, Graham White, über die Zukunft des Flug- zeuges ausspricht, sicherlich interessieren. Graham White meint nämlich, wie dieBritish Rewiev" mitteilt, daß das gegenwärtige Flugzeug nicht die endgültige Form sei, sondern es wird sich, wie er behauptet, ein wirklichesfliegendes Schiff" entwickeln, dessen Anfänge man in den Wasserflugzeugen vor sich hat. Diesesflie- gende Schiff" wird in der Zukunft auch den Perkehr über die Welt- meere übernehmen, und hat demgemäß natürlich viel größere Ab- Messungen, als die heutigen Flugzeuge, außerdem wird es stärker gebaut und luxuriös eingerichtet sein. Mit einem Motor von 200 Pferdekräften und einer Flügelspannung von 22 Metern kann man nach Graham Whites Ansicht ein zwei Tonnen schweres Flug- zeug betreiben, daß außer dem Flieger wenigstens sechs Fahrgäste aufnehmen kann, und mit stärkeren Maschinen und bei größeren Flügelspannweiten erhält man ein Flugzeug von noch größerer Tragkraft. Die gegenwärtigen Flugzeuge sind nach Graham Whites Aeußerungen nur Versuchsflugzeuge, und die Flugmaschinen, die in den Dienst des Handels treten werden, werdenfliegende Schiffe" sein, wie er sie angedeutet hat,� die nicht Werkzeuge des Sportes, sondern des Verkehrs und Geschäftes sein werden. Die Einrichtung eines Flugpostdienstes zwischen England und Frankreich   ist nach seiner Meinung nur eine Frage der Zeit, und über lang oder kurz wird ein Luftverkehrsdienst eingerichtet, der es dem Finanzkönig der Londoner City möglich macht, wenn er morgens seine Post durch- gesehen hat, nach Paris   zur Börse zu fliegen und abends wieder zuhause zu sein, ohne daß er sich den Beschwerlichkeiten einer See- reise oder dem Rütteln des Eisenbahnwagens auszusetzen hätte. Humor und Satire. Gips. Wenn der Landesvater Jubiläum feiert, streicht der Bürger sein Berlin   mit Bronze an die Fassaden werden liebevoll verschleiert, daß man sie nicht sehen kann. Prächtig gipsern steht die griech'sche Säule, rot und gold erglänzt das simple Holz.   Staunend sehen's alle Drofchkengäule und der Weise ftagt sich: Nun, was sollSZ-« Unten grau und oben schlvach vergoldet gleichen wir der Säule, die da ragt; und der Stadtrat, der dafür besoldet, hats bewilligt und hat Ja gesagt.. Ja die weiß-rot-goldne Stadtverkleistrung paßt für diesen Jubeltag: Hurrarufe, Freudentaumel und Begeistrung' Leinwand I Pappe I Lack I _ Notizen. Theaterchronik. Das Deutsche Opernhaus Hat zt» der Festvorstellung am 16. JuniFidelis" 200 Billetts dem Charlotten­ burger   Magistrat zur Verteilung an arme Bürger, Insassen vo« Spitälern usw., zur Verfügung gestellt. Liebermann in der Kunstdeputation. Professor Max Liebermann  , der infolge der Differenzen zwischen Bürgermeister Reicke und der Sezession aus der städtischen Kunstdeputation aus- schied, ist in der geheimen Sitzung der Berliner   Stadtverordneten« Versammlung einstimmig als Mitglied der Kunstdeputation wieder« gewählt worden. Wandgemälde für das Meereskundemuseum. DaS Museum für Meereskunve soll in seinem historischen Saale   in Wandgemälden die Bilder alter berühmter Häsen zeigen. Die preußische Landeskunstkommission hat drei Berliner   Künstler auf- gefordert. Entwürfe dafür zu schaffen. Sandrock soll Venedig   im 14. Jahrhundert darstellen, Sandkuhl das Amsterdam   des 17. Jahr- Hunderts und Walzer Lübeck   im 16. Jahrhundert. Ludwig Martinelli  , der klassische Anzengruber- darsteller, ist im 80. Lebensjahre in Äleichenberg bei Graz   gestorben. Nachdem er in Graz   und Prag   als scharfer Charakteristiker Volks- tümlicher Figuren sich seinen Namen gemacht hatte, wirkte er noch im kraftvollen Alter zwei Jahrzehnte am Wiener Volkstheater  . Seine Verkörperung des Steinklopferhans, deS Wurzelsepp, die Anzengruber als die beste anerkannte, des Düsterer find unerreicht geblieben. Martinelli hatte in Anzengruber seinen Dichter gefunden, wie dieser in ihm seinen Interpreten. Die 100 Porträts von AntinoS. Unter der Leitung des französischen   Archäologen Albert Gayet   haben auch in diesem Jahre wieder Ausgrabungen in Antinos stattgefunden, bei denen interessante Funde gemacht wurden. Das wichtigste Resultat der mehrjährigen Arbeiten ist nach Gayets Ansicht eine einzigartige Galerie von 100 Porträts. ,100 Porträts," erklärte der Forscher, .sind jetzt für die Ausstellung bereit. Die einen find Wachsbilder. und gerade diese sind wirkliche Meisterwerke. Die anderen find in Ton modelliert und mit farbigem Stuck bedeckt. Diese Porträts verkörpern eine ganze Kultur und enthüllen eine eigenartige Kunst."