Kr. 147. 80. Iahrgaug.2. Kcilme dts Jormirts" Kerlimr HolMItftSonlmdelld, 14. Ilwi 1013.ßewerhrchaftUcbca.Rüchgang der Löhne im Bergbau.Noch ist Hochdruck im Kohlenbergbau, noch wird mit allenKräften gefördert, noch verlängern Ueberftunden und Ueberfchichtendie normale Arbeitszeit, und doch macht sich in einzelnen Bergbau-bezirken ein Rückgang der Löhne bemerkbar. Im Vergleich mit dem4. Vierteljahr 1912 war im 1. Viertel 1913 der auf eine verfahreneSchicht erzielte Lohn niedriger:im Braunkohlenbergbau in Halle um.. 6 Pf.„ linksrheinischen Braunkohlenbergbau um 2„Such im Salzbergbau und im Erzbergbau fängt es schon mitden Lohnkürzungen an. Im Salzbergbau, im Bezirk Halle, ist derSchichtenverdienst um 1 Pf., in Clausthal jedoch um 4 Pf. gesunken.Erheblicher macht sich der Rückgang schon in den verdienten Lohn-summen für das ganze Vierteljahr bemerkbar. Im Steinkohlen-bergbau des Oberbergamtsbezirks Dortmund und aus den staatlichenGruben zeigt sich noch ein kleiner Aufstieg, dagegen verdienten dieArbeiter in der Vergleichszeit weniger:in Oberschlesien...... 3 Markim Bezirk Halle...... 9,im linksrheinischen Bezirk... 8,Halle, Salzbergbau..... 4,im Bezirk Mansfeld.... 4„im Oberharz....... 4„rechtsrheinischer Erzbergbau.. 8„linksrheinischer„.. 4„Bei den Lohnrückgängen kommen insgesamt 97 009 Arbeiterin Betracht. Das ist eine verhältnismäßig große Zahl. Wennman weiter berücksichtigt, daß im Bergbau zurzeit noch Hochkonjunkturherrscht, dann kann man der Erscheinung ernsthafte Bedeutung nichtabsprechen. Man merkt, die Unternehmer sind rücksichtslos, weil siein der organisatorischen Zerrissenheit der Bergarbeiter ein Momentder Schwäche erblicken, das sie der Willkür des Kapitals gegenüberaußerordentlich benachteiligt. Wollen sich die Bergarbeiter nichtendlich aus diesem Zustand der Schwäche befteien, nicht endlich durchSchaffung einer einheitlichen Organisation ihre Widerstandskraftsteigern, ihre Kampffähigkeit erhöhen? Wenn nicht, dann wird dienun einsetzende Krise ihnen noch schwere, tiefe, schmerzende Wundenbeibringen. Noch ist es Zeit zum Rüsten— aber es ist auch dieallerhöchste Zeit._Berlin und Umgegend.Achtung! Rohrleger und Helfer!Am gestrigen Tage ist der Tarifvertrag zwischen dem Arbeit-geberverband im Rohrlegergewerbe für Berlin und Umgegend unddem Deutschen Metallarbeiterverband abgeschlossen worden. Noch imletzten Augenblick versuchte Herr Wiesenthal, den Tarifabschluß un-möglich zu machen bezw. zu hinhern. Nachdem der Tarifvertragnun abgeschlossen ist. haben unsere Mitglieder nunmehr auch dasRecht, den Facharbeilsnachweis für das Rohrlegergewerbe zu be-nutzen.Außer dem Deutschen Metallarbeiterverband ist noch Kontrahentder Allgemeine Deutsche Metallarbeiterverband, Verein Berlin undUmgegend, der sich von der Wiesenthalschen Organisation ab-gezweigt hat.Deutscher Metallarbeiterverband, Verwaltungsstelle Berlin.Die Transportarbeiter und der paritätische Arbeits-Nachweis im Braugewerbe.Als letzte freie Gewerkschaft nahm am Freitag auch derTransportarbeiterverband in sehr stark besuchter Ver-sammlung zum paritätischen Nachweis Stellung. Bevor derBranchenleiter A lisch diese Frage behandelte, ging er des näherenauf die Lohnbewegungen im verflossenen Quartal ein. Augenblicklichhat der Verband noch langwierige Verhandlungen mit der Malz-bierbrauerei Groterjan. Im übrigen könnte man mit den letztenKämpfen, bis auf den Kampf in den Weißbierbrauereien, zufriedensein. Sind in den verschiedenen Weißbierbrauereien nicht bessereErfolge erzielt worden, so ist das Schuld der Kollegen selbst, denenes an dem nötigen Interesse mangelte. Doch hoffe er, daß sichdies in Zukunft hebe. Uebergehend zur Hauptfrage gab A l i s chin längeren Ausführungen ein detailliertes Bild des kommendenArbeitsnachweises, der für zirka 2000 Mitglieder des Transport-arbeiterverbandes in Frage kommt. In der lebhasten Diskussionbeantwortete Alisch verschiedene aufgeworfene Fragen und ging dannnoch auf die äußerst betrüblichen Grenzstreitigkeiten zwischen demTransportarbeiter- und dem Brauereiarbeiterverband ein. Nacheinstimmiger Annahme der Vorlage wurde als KuratoriumsmitgliedAlisch, als 1. Ersatzmann T i e tz, als 2. Ersatzmann B a l k egewählt. Von den Mitteilungen, die gemacht wurden, interessiertbesonders die, daß verschiedene Fahrer von der Steuerbehörde inunerhörte Strafen genommen wurden, weil sie nicht die nötigenBegleitpapiere bei sich hatten._Mißstände in der Berliner Parkverwaltuugwurden in der letzten Sektionsversammlung der st ä d t i s ch e nGärtner im Allgemeinen deutschen Gärtnervereinbesprochen. Die Stadt Berlin genießt, soweit das Arbeitsverhältnisder Gärtner in Betracht kommt, schon heute den Ruhm, weit hinterden anderen größeren Städten von Groß-Berlin zurückzustehen.Besonders kraß kommt dies bei der Arbeitszeit zum Ausdruck.Während in den Parkverwaltungen von Charlottenburg, Neukölln,Schöneberg, Lichtenberg, Wilmersdorf, Weißensee die Höchstarbeits-zeit 9 Stunden beträgt, herrscht in der Berliner Parkverwaltungnoch eine Höchstarbeitszeit von 10 Stunden.Trotz der langen regelmäßigen Arbeitszeit findet noch wieder-holt eine weitere Verlängerung der Arbeitszeit statt. So auchwieder in den letzten Tagen. Zum bevorstehenden Jubiläum desKaisers häufen sich nämlich die Arbeiten. Jetzt wurde verlangt, daßdie Arbeitszeit von 6—9 Uhr abends verlängert werde. Wer aberglaubt, daß für diese Mehrarbeit eine Mehrbezahlung stattfindenwürde, ist schwer im Irrtum. Wohl hat die Stadt Berlin 70 000 M.zur Ausschmückung der Straßen bewilligt. Den Gärtnern wirdjedoch nicht 1 Pf. Aufschlag für die geleistete» Ueberftunden bezahlt.Als ein Teil der Gärtner sich weigerte, dieseUeberftunden ohne Ueberstundenbezahlung zuleisten, wurde sogar einigen empfohlen, sichnach anderer Stellung umzusehen! Unbillig ist esauch, daß verlangt wird, von 4>/z bis 9 Uhr abends ohne Esscnspausezu arbeiten. Unsinnig ist es, wenn von den Gärtnern verlangtwird, sie sollen morgens angeben, ob sie durch irgendwelche Gründeverhindert sind, abends Mehrarbeit zu leisten. Unsinnig ist diesdeshalb, weil erst kurz vor 6 Uhr abends die Weiterarbeit bis 9 Uhrverlangt wird. Ungehörig ist es. wenn nachgeschnüffelt wird, ob dieangegebenen persönlichen Behinderungsgründe auch wirklich bestehen.Es wird uns mitgeteilt, daß die Direktion der Parkverwaltung einemöglichste Einschränkung der Ueberftunden wünscht; dannmöge die Direktion aber auch dafür sorgen, daß derartige Ueber-griffe der Reviervorsteher, wie die, welche sich im III. Revier zu-getragen haben, vermieden werden. Besonder? notwendig ist esaber, daß, wenn schon mal Ueberftunden gemacht werden, diese auchmit Ueberstundenaufschlag bezahlt werden.Oeurkcbes Reich.Tarifabschlüsse im Dachdeckergewerbe.Nach längeren Verhandlungen gelang es, in Kassel einenfür die Arbeiter günstigen Tarif mit den tätigen Unternehmernabzuschließen. Bisher herrschten dort nocg Klassenlöhne. DerStundenlohn, der für einen Gesellen S8 Pf. betragen sollte, wurdenur einem Teil der Leute bezahlt, im übrigen zahlten die Unter-nehmer ganz nach Willkür. Nach dem jetzigen Abschluß steigt derStundenlohn von S8 auf 65 Pf. Die tägliche Arbeitszeit wird von10 auf 9>i Stunden verkürzt. Der festgelegte Lohn ist jedemGesellen zu zahlen außer solchen, die das 20. Jahr noch nicht er-reicht haben.In Hannover wurde ebenfalls ein Tarif abgeschlossen. Dortbeträgt die Lohnerhöhung 4 Pf. in drei Jahren, und zwar steigtder Lohn von 71 auf 75 Pf. Die Angestellten des Verbandeswurden bisher bei Verhandlungen schroff zurückgewiesen. DiesenStandpunkt haben nun die Meister aufgeben müssen. In Zukunfthaben jene Zutritt zu den Verhandlungen und auch zu denSitzungen der Schlichtungskommission.Auch für Wolfenbüttel und Thiede wurden neueVerträge abgeschlossen. Die Löhne steigen um 4 bzw. 3 PstDie Schiefergriffelarbeiter der Firma Mohr u. L ö h r S inSteinach in Thüringen befinden sich feit 7. Juni im Streik.Den staatlichen Griffelmacheru im Herzogtum Meiningen wurde eineLohnerhöhung von ö Proz. ab 1. Mm bewilligt und eine weitereErhöhung von 5 Proz. in Aussicht gestellt. Die Firma Mohr u. LöhrSweigert sich, diese Lohnerhöhungen zu bewilligen./Die Färbereibcsitzer in Barmen-Elberfeld erklären ineiner Bekanntmachung, daß nach Beendigung des Krefelder Streiks,spätestens jedoch am 1. August, eine allgemeine Lohnerhöhung ein-treten soll, und zwar eine Erhöhung um 1 M., unter der Bedingung.daß die Arbeiten in allen Betrieben am Dienstag, den 17. d.M., invollem Umfange wieder aufgenommen werden und keine neuen Arbeits-einstellungen erfolgen. Verhandlungen mit der Organisatio» derArbeiter lehnen die Färbereibesitzer ab.Erfolgreiche Lohnbewegung der Handschuhmacher»Heimarbeiter."Die kürzlich von uns gemeldete Lohnbewegung der Bort derHandschuhfirma Louis Größer- Zwickau beschäftigten Heim-arbeiter endete mit einem vollen Erfolge derletzteren. Es war dem Lederarbeiterverbmrd trotz der schwie-trigen Verhältnisse gelungen, die Heimarbeiter zu verständigenund zu veranlassen, auf die Abschaffung der zeitraubenden Neben-arbeit nur einzuwilligen, wenn damit eine Lohnkürzung nichtverbunden ist. Dieser Forderung hatten sich gleichfalls die vonder genannten Firma in ihrer Zwickauer Fabrik beschäftigtenHandschuhmacher angeschlossen. Da sich die Firma zunächst ab-lehnend verhielt und durch Zirkulare ihre Heimarbeiter irrezu-führen und einzuschüchtern versuchte, wurde ihr seitens der Heim-arbeiter die Arbeitsverweigerung in nahe Aussicht gestellst dieZwickauer Fabrikarbeiter jedoch reichten die Kündigung ein. Mitder Möglichkeit eines solidarischen Zusammenstehens ihrer überganz Deutschland verstreut wohnenden Heimarbeiter hatte dieFirma Größer nicht gerechnet. Sie sah sich aber nun dadurchgezwungen, nachzugeben. Wie sie auch der Leitung des Leder-arbeiterverbandes mitteilte— vorher wollte man von den„Leutenin Berlin" nichts wissen— kommt für ihr gesamtes Personal!(davon 30 Proz. Heimarbeiter) die Nebenarbeit ab 9. Juni itfWegfall, wodurch eine zirka zehnprozentige Lohnerhöhung er-reicht ist.Einen gleichwertigen Erfolg gelang es für die von der Lieg-nitzer Handschuhfirma S. Alexander vorwiegend in Breslau undHaynau beschäftigten Handschuhheimarbeiter durchzusetzen,, �Ein koalitionsfeindlicher Unternehmer.Die Großschlächterei und Wurstfabrik von Friedrich Löckenhastin Duisburg-Ruhrort duldet keine organisierten Arbeiter inihrem Betriebe. Sobald die Firma Kenntnis erhält, daß einer ihrerGesellen organisiert ist, wird er entlassen. Sie will sich aber auchdagegen schützen, daß nicht etwa ein organisierter Arbeiter in ihrenBetrieb hineinkommt; deshalb muß jetzt jeder einzustellende Arbeitererst die Erklärung abgeben, daß er kein Verbandsmitglied ist. DieOrganisationsleitung ist im Besitze einer ganzen Anzahl von Zu-schriften, die Löckenhof an Gesellen, die um Arbeit nachfragten,sandte, in denen es heißt, daß die Einstellung erfolgen könne, wennder Bewerber nicht Mitglied des Zentralverbandes der Fleischer ist.Dabei verabscheut die Firma nicht etwa das Geld der organisiertenArbeiterschaft. Sie liefert an eine große Anzahl Ärbeiter-Konsum-vereine und an Geschäfte, die lediglich organisierte Arbeiterkundschafthaben. Daß die Arbeits- und Lohnverhältnisse sowie die BeHand-lung der Leute vieles zu wünschen übrig lassen, sei noch besondersfestgestellt. Unter den Fleischergesellen ist die Firma unter demNamen„Rheinische Knochenmühle" allen wohlbekannstDie Bauschlosser in Chemnitz stehen in einer Tarifbewegung.Der gegenwärtige Tarif läuft am 30. Juni ab und die Meisterdrohen mit erheblichen Verschlechterungen; im besonderen soll dieAuslösung bei auswärtigen Arbeiten und die Ueberstundenbezahlungeine Herabsetzung bis über 50 Proz. erfahren.— Zuzug von Bau-schlossern nach Chemnitz ist fernzuhalten.kleines feuiUeton.Der Märchenbrunne». Seit dem Virchowkrankenhaus undder Stadt der Alten Leute in Buch wußten wir, daß Ludwig Hoff-mann das soziale Element der Baukunst mit besonderer Hingabepflegen wollte. Die Schulen unseres Stadtbaumeisters verleug-neten daneben niemals den Spielgenossen der Kinder. In demneuen Märchenbrunnen am Friedrichshain haben sie sich nun zu-sammengefunden, der Pfleger des Sozialen und der Freund desKindlichen. Wer es bis heute noch nicht glaubte, daß durch archi-tekwnische Formen Werke der Menschlichkeit geleistet werdenkönnen, der wird durch diesen märchenseligen Brunnen einesBesseren belehrt sein. Dieses dreiterrassige Wasserbecken, umdessen Rand Dornröschen und Schneewittchen, Hänsel und Gretelgestellt sind, ist mehr als eine architektonische Bildung. DiesWasserbecken mit seinen Märchengruppen, dazu die Tiere, diegemächlich auf dem Gesims der abschließenden Bogenwand lagern,dazu die geheimnisvollen Wege, in denen überraschend die ge-steigerten Gestalten des Menschenfressers und der Frau Holle,Rübezahls und der Riesentochter auftauchen und schließlich dergroße, runde Platz mit dem Springbrunnen in der Mitte und dengegen die Büsche zart stehenden Kinderfiguren, das alles ist mehrals eine Organisation aus Architektur und Plastik. Eine' unge-wöhnlich anmutige Art des Märchenerzählens und des Beflügelnsder kindlichen Phantasie, ein Locken der Kinder heraus aus derDumpfheit der Hinterhäuser hinein in das Grün des Parkes, hin-aus aus der Enge der übervölkerten Stuben hinein in ein mildesTräumen und lebhaftes Plaudern mit guten und gar gefährlichenGeistern, solche Hygiene �es Leibes und der Seele, solche freud-volle Erziehung und bereichernde Unterhaltung will dieser Märchen-brunnen leisten.Die Gebrüder Grimm sind unter die Architekten und Bild-Hauer gegangen; es ist fast rührend zu sehen, wie ein fast sechzig-jähriger Baumeister, dazu etliche Steinklopfer, die auch nicht mehrzu den Jüngsten gehören, sich in das Reich des Kindes verloren.Sie verirrten sich dabei freilich niemals in das Kindische, siewahrten die Gesetze des Raumes und der Körper, sie bliebenKünstler und schufen so, genau wie das erzählende Brüderpaar.Dinge, die zugleich den Kleinen ein liebesames Geheimnis, denErwachsenen em künstlerisches Genießen sein können. Es waretwas wie ein Abenteuer, diese Fülle der literarischen Motive zugestalten, ohne dabei in den Strudel der Formlosigkeit zu geraten.Das Abenteuer wurde untadelig bestanden.Nach dem Vorbild barocker Anlagen, wie der zu Nymphenburgoder Würzburg, hat Hoffmann eine ebenso abwechselungsreiche, wiesich wirksam steigernde, stets aber fest gefügte Raumgliederung derplastischen Beweglichkeit zum rahmenden Gefäß gegeben. Kommtwan vom Königstor, so erlebt man die Anlage in ihrer ganzen,bewußten Großheit; mit einem einzigen Blick übersieht man denhinzuführenden, sich zusammenziehenden und dann wieder sich breitentladenden Heckenixkeg. sieht die sprudelnde Unrast des von weiß-Sischtiaen Wasserbüfcheln und Speifröschen belebten Spiegels, siehtdze schön geformte Ruhe der bog, gen Ruckwand und durch diese�en hindurch den Springstrahl inmitten des grünenden Rund-Kommt man von den Seitenstraßen und steigt man dieirrgartenartigen Pfade, die an den plötzlich auftauchenden Hermender Riesen vorbeiführen, hinauf oder hinunter, so öffnet sich un-erwartet der ovale Raum des Wasserbeckens mit seinem steinernenPuppengesindel. Diese Puppen gehören zu dem Besten, was dieGegenwart an Plastik hervorbrachte. Sie sind nicht eigentlichmodern, was das Problem anbelangt; sie sind von JgnatziusTaschner mit verwunderlicher Naivität gestaltet worden, siezeigen alles, was das Kinderherz braucht, und befriedigen zugleichdes Erwachsenen Bedürfnis nach dem Ornamental-Plastischen. Inihren Einzelheiten sind diese Taschnerschen Figuren von entzücken-der Anmut; man beachtet die Haarbehandlung am Dornröschenund Schneewittchen oder die liebreizende Art, Miederknöpfe undKleiderrüschen als Einschnitte zu gebrauchen. Auch witzig bis zurBurleske sind diese Märchengruppen; man schaue sich den Zungen-blecker beim Schneewittchen oder den gestiefelten Kater recht vonder Nähe an. Die Tiere, die Rauch auf das Gesims gelegt hat,sind wirklich eine Bereicherung des Architektonischen, sie entwachsendem horizontalen Bauteil. Die Hermen W r b a s haben fastmonumentales Pathos und find doch in all ihrer Tölpelhaftigkeitrechte Kindergesellen. R. Br.Das Flugzeug der Zukunft. Gelegentlich des glänzenden FlugeSvon Paris nach Warschau wird die Ansicht, die ein hervorragenderenglischer Flieger, Graham White, über die Zukunft des Flug-zeuges ausspricht, sicherlich interessieren. Graham White meintnämlich, wie die„British Rewiev" mitteilt, daß das gegenwärtigeFlugzeug nicht die endgültige Form sei, sondern es wird sich, wieer behauptet, ein wirkliches„fliegendes Schiff" entwickeln, dessenAnfänge man in den Wasserflugzeugen vor sich hat. Dieses„flie-gende Schiff" wird in der Zukunft auch den Perkehr über die Welt-meere übernehmen, und hat demgemäß natürlich viel größere Ab-Messungen, als die heutigen Flugzeuge, außerdem wird es stärkergebaut und luxuriös eingerichtet sein. Mit einem Motor von200 Pferdekräften und einer Flügelspannung von 22 Metern kannman nach Graham Whites Ansicht ein zwei Tonnen schweres Flug-zeug betreiben, daß außer dem Flieger wenigstens sechs Fahrgästeaufnehmen kann, und mit stärkeren Maschinen und bei größerenFlügelspannweiten erhält man ein Flugzeug von noch größererTragkraft. Die gegenwärtigen Flugzeuge sind nach Graham WhitesAeußerungen nur Versuchsflugzeuge, und die Flugmaschinen, diein den Dienst des Handels treten werden, werden„fliegende Schiffe"sein, wie er sie angedeutet hat,� die nicht Werkzeuge des Sportes,sondern des Verkehrs und Geschäftes sein werden. Die Einrichtungeines Flugpostdienstes zwischen England und Frankreich ist nachseiner Meinung nur eine Frage der Zeit, und über lang oder kurzwird ein Luftverkehrsdienst eingerichtet, der es dem Finanzkönigder Londoner City möglich macht, wenn er morgens seine Post durch-gesehen hat, nach Paris zur Börse zu fliegen und abends wiederzuhause zu sein, ohne daß er sich den Beschwerlichkeiten einer See-reise oder dem Rütteln des Eisenbahnwagens auszusetzen hätte.Humor und Satire.Gips.Wenn der Landesvater Jubiläum feiert,streicht der Bürger sein Berlin mit Bronze an—die Fassaden werden liebevoll verschleiert,daß man sie nicht sehen kann.Prächtig gipsern steht die griech'sche Säule,rot und gold erglänzt das simple Holz.—Staunend sehen's alle Drofchkengäuleund der Weise ftagt sich: Nun, was sollSZ-«Unten grau und oben schlvach vergoldetgleichen wir der Säule, die da ragt;und der Stadtrat, der dafür besoldet,hats bewilligt und hat Ja gesagt.. �Ja die weiß-rot-goldne Stadtverkleistrungpaßt für diesen Jubeltag: �Hurrarufe, Freudentaumel und Begeistrung——'Leinwand I Pappe I Lack I_Notizen.— Theaterchronik. Das Deutsche Opernhaus Hat zt» derFestvorstellung am 16. Juni„Fidelis" 200 Billetts dem Charlottenburger Magistrat zur Verteilung an arme Bürger, Insassen vo«Spitälern usw., zur Verfügung gestellt.— Liebermann in der Kunstdeputation. ProfessorMax Liebermann, der infolge der Differenzen zwischen BürgermeisterReicke und der Sezession aus der städtischen Kunstdeputation aus-schied, ist in der geheimen Sitzung der Berliner Stadtverordneten«Versammlung einstimmig als Mitglied der Kunstdeputation wieder«gewählt worden.— Wandgemälde für das Meereskundemuseum.DaS Museum für Meereskunve soll in seinem historischen Saale inWandgemälden die Bilder alter berühmter Häsen zeigen. Diepreußische Landeskunstkommission hat drei Berliner Künstler auf-gefordert. Entwürfe dafür zu schaffen. Sandrock soll Venedig im14. Jahrhundert darstellen, Sandkuhl das Amsterdam des 17. Jahr-Hunderts und Walzer Lübeck im 16. Jahrhundert.— Ludwig Martinelli, der klassische Anzengruber-darsteller, ist im 80. Lebensjahre in Äleichenberg bei Graz gestorben.Nachdem er in Graz und Prag als scharfer Charakteristiker Volks-tümlicher Figuren sich seinen Namen gemacht hatte, wirkte er nochim kraftvollen Alter zwei Jahrzehnte am Wiener Volkstheater.Seine Verkörperung des Steinklopferhans, deS Wurzelsepp, dieAnzengruber als die beste anerkannte, des Düsterer find unerreichtgeblieben. Martinelli hatte in Anzengruber seinen Dichter gefunden,wie dieser in ihm seinen Interpreten.— Die 100 Porträts von AntinoS. Unter derLeitung des französischen Archäologen Albert Gayet haben auch indiesem Jahre wieder Ausgrabungen in Antinos stattgefunden, beidenen interessante Funde gemacht wurden. Das wichtigste Resultatder mehrjährigen Arbeiten ist nach Gayets Ansicht eine einzigartigeGalerie von 100 Porträts. ,100 Porträts," erklärte der Forscher,.sind jetzt für die Ausstellung bereit. Die einen find Wachsbilder.und gerade diese sind wirkliche Meisterwerke. Die anderen find inTon modelliert und mit farbigem Stuck bedeckt. Diese Porträtsverkörpern eine ganze Kultur und enthüllen eine eigenartige Kunst."