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Nr. 152. 30. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 19. Juni 1913.

164. Sigung. Mittwoch, den 18. Juni 1913, nachmittags 3 Uhr.

Am Bundesratstisch: v. Heeringen.

2. Beratung der Wehrvorlage.

6. Tag.

die

Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) In diesen Tagen mag es Wegen dieser Zustände, die man im Reichstag nicht so kritisieren sehr fest- und freudestörend sein, an die Debatten über das per- darf, wie in jeder Voltsversammlung( Stürmische Zu­sönliche Regiment zu erinnern, wie sie der Reichstag   öfter, ins- stimmung bei den Sozialdemokraten, Lachen rechts), muß das Garde besondere 1908 gehabt hat. Inzwischen ist die Gegnerschaft gegen prinzip alio erhalten bleiben? Der Kriegsminister hat weiter er­den Absolutismus bei den bürgerlichen Parteien ja wieder völlig flärt, es müsse unbedingt erhalten bleiben, weil die Garde eine abgeflaut, aber die damals besprochenen Zustände wurzeln in erster tiefe monarchische Bedeutung habe.( Heiterkeit bei den Linie in der Einrichtung der höchsten Kommandogewalt, die Sozialdemokraten.) Die Garde steht in erster Linie in Berlin   und wieder ihre Wurzeln schlägt in den für Deutschland   und Potsdam  . Berlin   und Potsdam   senden Sozialdemokraten deutsche   Verhältnisse so bezeichnenden Fridolincharakter. Ge- in den Reichstag   und noch dazu was für welche!( Stürmische lang wiß, ein treuer Knecht war Fridolin und in der Furcht anhaltende Heiterkeit.) Gerade wenn ich als den Vertreter Potsdams  Es wird zuerst über die zurüdgestellten Anträge und Reso- des Herrn, und die deutsche   Bedientenhaftig hier meinen Parteifreund Dr. Liebknecht vor mir sehe und Tutionen über Verkürzung der Dienstzeit, Gins   feit ist auch heute noch eine auch im Auslande sehr be- sagen wir mal als Vertreter Berlins   meinen Freund Ledebour  jährigenprivileg, Burschenwesen usw. abgestimmt. fannte Erscheinung. Die bürgerlichen Parteien verschulden allerdings wenn das die Früchte der monarchiſchen Gardeerziehung sind, Der sozialdemokratische Antrag Albrecht und Genossen auf Ein- felbst durch ihre Feindschaft gegen das Aufsteigen der Arbeiterklasse dann tut mir die ganze Garde leid!( Schallende Heiterfeit.) führung der allgemeinen einjährigen Dienstzeit wird gegen die das Fortbestehen des Absolutismus  . Statt der Arbeiterklasse größere Man hat mit besonderem Nachdruck betont, gerade Stimmen der Antragsteller abgelehnt, ebenso der Eventual- politische Rechte zu gönnen und ihr zu gestatten, aus der poli- Schlachten, die diese Gardetruppen geschlagen haben, wären der antrag auf Beseitigung des Einjährigenprivilegs. Dagegen wirdtischen Stlaberei herauszukommen, lassen sich die bürgerlichen beste Beweis dafür, wie direkt unentbehrlich derartige Elitetruppen die fortschrittliche Resolution Ablaß und Genossen, Parteien selber in die größte politische Stlaberei hinseien. An dem Feldzug im Jahre 1813 hat die Garde mit Aus­die den Reichskanzler ersucht, eine Verkürzung der Dienstzeit ein zwingen.( Lebhaftes Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) nahme der einen Schlacht von Großgörschen   überhaupt keinen nach Möglichkeit eintreten zu lassen, angenommen. Da Aus diesen Gründen ist es für uns die schärfste und dringendste Anteil genommen. 1814 wurde freilich die preußische Garde für für stimmen die Fortschrittler, Sozialdemokraten, Polen   und Notwendigkeit, mit diesem mystischen Begriff, dem Feigenblatt des gut befunden, den Einzug nach Paris   mit vorzunehmen. Sie die Zentrumsabgeordneten Gröber und Müller- Fulda sowie einige deutschen   Absolutismus ein Ende zu machen, und unser Antrag auf hatte die besten Quartiere bekommen und fah am propersten von weitere Zentrumsabgeordnete. Ebenso wird eine weitere fortschritts Beseitigung des Gardeprinzips soll das wenigstens auf einem Ge- der ganzen Armee aus. Die Garde war damals in der Hauptsache liche Resolution auf Ausdehnung der Einjährigendienstzeit auf biet tun. Fraglos tritt gerade bei dem Gardeprinzip der deutsche zum Renommieren da und diejenigen preußischen Bataillone, die Kunsthandwerker und ähnliche Berufe( sogenannter Künstler- Absolutismus am schroffsten in die Erscheinung. Ihrer ganzen ge- bie entscheidenden blutigen Schlachten von Dennewis, Großbeeren  , paragraph) angenommen. Dagegen stimmen nur die Sozial- schichtlichen Entstehung nach ist die Garde nichts weiter und soll an der Kazbach, bei Leipzig   und die von 1814 geschlagen hatten, demokraten und die Konservativen. Sodann wird eine Resolution nichts weiter fein als wurden einmal von dem König Friedrich Wilhelm   III. von Preußen der Budgetfommission auf Reform des Einjährigens besucht, sie sahen gerade nicht sehr proper aus, aber sie hatten doch das persönliche Werkzeug eines Autokraten. Freiwilligendienstes im Sinne einer Erweiterung und Er­diefe Krone dem König wieder emporgehoben von dem Leichterung der Zulassung auf Grund der Fachausbildung gegen die( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir wissen doch auch, daß Kompost haufen, auf den Napoleon   sie hingetreten hatte! Als Stimmen der Konservativen angenommen. diese Auffassung keineswegs historisch überwunden ist, wir erhalten der König von Preußen an jenen wirklich leistungsfähigen Der sozialdemokratische Antrag Albrecht und Genossen, das fait täglich Beweise dafür, daß die Auffassung des Heeres als eines Bataillonen, die allerdings den Nachteil hatten, daß sie nicht bei der Burschenwesen zu beseitigen, wird gegen die Stimmen der persönlichen Werkzeugs eines Selbstherrschers, noch existiert. Die Garde standen, vorbeiritt, da sagte er: Sozialdemokraten, Polen  , des Fortschrittlers Neumann- Hofer und des Garde stammt aus der schönen Zeit des Serenissimus, des ,, Schmutzige Leute, sehen schlecht aus!" Zentrumsabgeordneten Müller- Fulda abgelehnt. Ein Antrag Bopf, der Wachtparade und der Soldatenspielerei, aus jener Zeit, Ablaß   und Genossen, das Burschenwesen einzuschränken, namentlich aus der wir ja noch heute außerordentlich große Ueberreste haben.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Leute mußten selbst­feinem Offizier mehr als einen Burschen zu erlauben, wird mit Wenn wir uns heute noch diese Gardetruppen ansehen, in ihren teil- redend draußen bleiben, das war der Dank, die Gardetruppen, die den Stimmen der gesamten Linten und des Zentrums anweise unfagbar geschmadlosen, schreienden Uniformen, mit all dem lackierten( Heiterkeit links) durften nach Paris   hineinmarschieren! Brimborium und lächerlichem Tand, der drum- und Ich bin der letzte, der die vom Kriegsminister hervorgehobenen dranbängt( Lebhaftes Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten), so Leistungen des Gardekorps bei Saint Privat 1870 irgendwie greift man mit Händen, daß dieses Institut aus der politisch schmach- herunterſegen wollte. Aber wenn man die Dinge etwa so bollsten Zeit des deutschen   Volkes hervorgegangen ist, eben aus darstellen will, als ob der Gardecharakter dieser Truppen die Seele dem deutschen   Absolutismus, der seine Wurzeln im 18. Jahrhundert des Kampfes gewesen sei, dann verweise ich darauf, daß der sach­hat. Ist etwa bei der Garde die Soldatenspielerei völlig über verständige Friedrich Engels   geschrieben hat, daß die preußischen wunden? Von der Gardefavallerie hat selbst der Kriegs- Truppen die ihnen vorgeschriebene Kompagnietolonne nach minister unlängst gefagt, daß in ihr ein sehr starter Lurus den fürchterlichen Verlusten im feindlichen Feuer sehr rasch auf­und dichten Schizen­daß sie in herrschte. Ihre Uniformen das Leibgardehusarenregiment in gegeben haben, Potsdam   zum Beispiel, dessen rote Jaden der Volksmund mit der schwärmen, die man von oben herab als ordnungswidrig nicht sehr respektablen Bezeichnung Affenjaden" belegt hat, ist fenn- belämpft hatte, und im feindlichen Feuer im Laufschritt vorgegangen zeichnend dafür, in welcher Art und Weise diese Truppen, die ja find; die Soldaten seien wieder einmal gescheiter gewesen als die Unsere Partei legt Wert darauf, daß hier ein Antrag und nicht wohl auch ins Feuer gehen sollen, ausgestattet werden mit einer Offiziere das heißt also, die Offiziere waren wieder einmal nur eine Resolution angenommen wird. Auch die bürgerlichen Uniform, die für den Ernstfall total unbrauchbar ist.( Leb- dümmer gewesen als der Mann.( Heiterkeit links.) Das ist die Parteien sollten sich das überlegen, nachdem der Reichskanzler sich hafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Man könnte dem Garde, das ist das Kennzeichen dafür! So erreichen Sie mit Ihren erst vor wenigen Tagen in so schroffer Weise gegen jede Feind im Feuergefecht gar teine besseren Schießfcheiben geben, wie Legenden das Gegenteil von dem, was Sie wollen. Demokratisierung und Reformierung des Heeres ausgesprochen hat. Diese schreiend eingefleideten Soldaten. Daraus geht auch hervor, Im Gegensatz zu den Klagen der Liberalen über die feudale Ein Antrag ist notwendig, weil Resolutionen billig sind wie Brom  - daß man mit der Garde heute alles mögliche beabsichtigt, aber gewß Exklusivität der Gardeoffizierstorps beschäftigt sich unser Antrag mit beeren. Wenn der Korb voll ist, läßt die Regierung sie wegfahren. nicht in erster Linie ihre Verwendung im Kriegsfall. der Garde als Ganzes. Die Liberalen haben sich einmal sehr ( Heiterfeit.) Bielleicht überlegt es sich der Schazsekretär Kühn ein- Und fehlt es denn an Erinnerungen an die Zopfzeit und an die gefreut, als der frühere Kriegsminister v. Einem die feudale mal, ob er diese Malulatur nicht günstig verkaufen kann.( Er- Wachtparade? Sehen Sie sich einmal die Exklusivität der Gardeoffiziere zugab, womit er ungefähr aus­neute Heiterkeit links.) Für die Existenz eines Gardekorps fehlt gesprochen hatte, daß am Tag die Sonne scheine. Aber schon am jede gejegliche Grundlage. In der Kommission hat sich der nächsten Morgen erwies sich dieser freisinnige Erfolg in seiner Abg. Gröber die größte Mühe gegeben, nachzuweisen, daß fein Gesez ganzen Größe, als man bei der Ausmusterung der Kadetten sah, besteht, das die Eristenz einer Garde verbietet.( peiterkeit links.) daß die Adligen wieder zur Garde tamen und die anderen Auf diese Weise fann man alles beweisen. Es bleibt dabei, daß das anders wohin. Immerhin gestand Herr v. Einem wenigstens Bestehen von Eliteregimentern die Dinge zu, Herr v. He e ringen aber leugnet sie. Es ist ganz unglaublich, was wir in der Kommission an Ableugnungen von Dingen erlebt haben, die man nicht wegleugnen tann, es sei denn, daß man Kriegsminister ist.( Glocke des Präsidenten.)

genommen.

Nunmehr tritt das Haus in die Beratung der Anträge über das Gardekorps ein. Hierzu liegt ein Antrag Albrecht und Genossen vor: Bestimmungen, durch die das Gardekorps und die fonftigen Eliteformationen sich von den übrigen Truppenteilen unter fcheiden, sind unzulässig. Bestehende Bestimmungen dieser Art werden aufgehoben." Ferner eine Resolution Ablaß und Genossen: Den Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß keinerlei Privilegierung einzelner bestimmter Truppenförper nach Garnisonsort, Avancement usw. stattfindet."

Abg. Dr. Lensch( Soz.):

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Potsdamer Wachtparade

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Ordnung!( Unruhe bei den Sozialdemokraten, Bravo  ! rechts.) Präsident Kaempf: Für diese Aeußerung rufe ich Sie zur Abg. Lensch( fortfahrend):

blindes Mädchen auf der Wiese darstellt.

Militarismus in Reinkultur

ant! Der Schellenbaumträger des I. Garderegiments ist ein Schwarzer, nicht etwa ein 8entrumsmann( Stürmische Heiterkeit), sondern ein richtiggehender Neger aus Kamerun  . Zwar ist das an sich zweifellos nur eine Kleinigkeit, es ist aber doch im mit der Reichsverfassung in Widerspruch höchsten Maße tennzeichnend für den Serenissimus charakter dieses Regiments. In Gemäldegalerien sehen wir mitunter steht. Aber gerade wo Begriffe fehlen, da ſtellt ein Wort zu rechter Borträts der Serenissimi aus dem 18. Jahrhundert, wo im Hinter­Zeit sich ein. Was sage ich ein Wort nicht, eine Unmasse von grund ein derartiger schokoladenfarbiger Neger steht. Das tommt Worten, ein wahrer Plagregen von Worten, sogar der Abgeordnete uns heute sehr abgeschmackt vor und man sagt: das war halt Erzberger.( Stürmische Heiterkeit links.) Auch er hat zu be- ein Serenissimus!( Heiterkeit.) Aber heute läuft der Neger in weisen versucht, daß die Garde ein Recht auf Existenz hat. Man Potsdam   mit dem I. Garderegiment herum. Der Präsentier hätte erwarten sollen, daß die Militärverwaltung uns für unseren griff aus der Zeit des alten Friz, der jetzt bei der Garde eingeführt Antrag dankbar hätte sein müssen, denn der Kriegsminister hat in ist, beweist ebenfalls, wie start noch die Gardetruppen im Geist der absichtliche Wegleugnung von Tatsachen vorzuwerfen. Mich er­Ich denke in keiner Weise daran, dem Herrn Kriegsminister eine der Kommission erklärt, daß die Garde ungefähr erst sieben Sereniffimusfultur stehen. Jeder, der selbst einmal den Kuhfuß ge- innert der Kriegsminister immer an ein bekanntes Bild, das ein Tage später mobil gemacht werden kann als die tragen hat( Heiterkeit), weiß auch, daß gerade bei den Griffübungen übrigen Truppen.( hört! hört! links.) Das ist ja auch klar, denn die allermeiste Soldatenquälerei und Schinderei vor­die Garde sett sich aus ganz Preußen, einschließlich Elsaß- tommt.( Zustimmung links.) Wer sich aber den Fridericianischen haben, ist eine Tatsache, die felbst Herr Bassermann wiederholt be­Daß die feudalen Regimenter in den letzten 25 Jahren zugenommen Lothringen  , zusammen und die Berliner   Bevölkerung, Präsentiergriff mal angesehen hat, erkennt sofort, daß er außer flagte. Verwunderlich ist diese Entwickelung nicht. Es ist historisch die doch am Drt wohnt, ist überhaupt nicht in ihr ordentlich viel Mühe und Umstände machen muß. Dieser Griff steht begründet, daß sich aus und über der Crente der Bourgeoisie bertreten. Die Berliner   Bevölkerung wird in die Grenz nicht im Ererzierreglement. Er ist lediglich da für die Garde, eine crême double, eine Neufeudalität bildet. Zahlenmäßig bezirke abgeschoben. Wenn die Dinge so liegen, wenn die für die preußische Garde, pour le roi de Prusse( für den ist nachgewiesen worden, daß, wenn Regimenter in entlegene Gar­Schlagfertigkeit des Heeres unter der Eristenz der Garde leidet, so König von Preußen). Dazu ist aber der preußische Soldat wirklich nisonen verlegt werden, sich die adligen Angehörigen der Offizierskorps muß doppelt und dreifach unterstrichen werden, daß der Kriegs- zu gut, um lediglich derartig abgeschmactes Paradezeug leisten zu verlieren wie Spreu im Wind. Es ist vergebene Liebesmih, minister in der Kommission unseren Antrag nicht nur schroff abge- müssen. Yehnt, sondern erflärt hat: wenn dieser sozialdemokratische Antrag ableugnen zu wollen, daß die Avancementsverhältnisse in der Garde Wenn nun die Eindrillung der Garde für den Paradedienst in günstiger sind als in anderen Truppenteilen. Die Zahl der Offiziere, angenommen wird, dann fällt das ganze Geje g.( Stürm. erster Linie steht, so möchte ich doch den Kriegsminister fragen, wie Sie bis zum Major oder darüber hinaus gegangen, beträgt anderswo Hört! hört: bei den Sozialdemokraten- bg. Ledebour: Das selbst auch nur damit die Tatsache vereinbar ist, daß gerade in 36 bis 87, bei der Garde aber 80 Proz.( Hört! hört! links.) In beweist, daß das ganze Gesetz überflüssig ist! Sehr wahr! bei Potsdam   häufig genug Mannschaften des 1. Garderegiments ver- jeder Weise stellt die Garde den den Sozialdemokraten). Monatelang hat sich die Regierung strawendet werden für rein höfische Bedürfnisse, z. B. als Licht­paziert, uns zu beweisen, daß die gewaltige Verstärkung des ständer auf der Mopte am Neuen Palais und bei Fackelzügen; Heeres im Interesse der Sicherheit des Reiches notwendig diese sind nicht etwa mit den Fadeltänzen zu verwechseln. Die dar. Der Ausschluß der Deffentlichkeit beim Militärgerichtsverfahren, ist, daß vom Balkan   her trübe Wolken herüberziehen, daß Fadeltänze sind eine freiwillige Sache, die lediglich die preußi- der vom Gesetzgeber als Ausnahme gedacht worden war, ist bekannt­die Serben und Griechen, die Montenegriner und Bul  garen drauf und dran sind, über das Deutsche Reich   her- schen Herren Minister zu erledigen haben, und es wird niemand lich, wenigstens soweit es sich um Prozesse gegen Offiziere handelt, anfallen, daß von Rußland   auf der einen und von Frant- Es ist also jedermanns eigene Sache, ob er einen Faceltanz mit- das Urteil unter Ausschluß der Deffentlichkeit ber­reich auf der andern Seite Gefahr droht, daß dort schon machen will oder nicht. Wohl aber wird man gezwungen, Soldat tündet. Freilich kommt es überhaupt nur in den seltensten Fällen die Messer geschliffen werden, die uns an die Stehle gesetzt werden und bei der Garde Soldat zu werden. Wir erheben deshalb gegen gegen Gardeoffiziere zu Anklagen wegen Soldatenmißhandlung. sollen, daß der Banslawismus eine Gefahr ist, und nun erklärt in einen derartigen Vor einiger Zeit wurde ein Gardehanptmann h. Grollmann demselben Augenblick der Kriegsminister: wenn Ihr mir die Garde in einem solchen Prozeß verurteilt und bald darauf nach Breslau  streicht, dann ist das alles Matulatur, was ich Euch bersetzt. Einige Zeit darauf wurde er und zwar unter Ueberspringung erzählt habe.( Stürmisches hört! hört! bei den Sozialdemo- für Zwecke, die absolut nichts mit der Kriegsbereitschaft zu tun zahlreicher Vordermänner zum Major befördert.( Lebhaftes Hört! traten.) Also haben, an dieser Stelle schärfsten Protest.( Lebhafte Zustimmung bei hört! bei den Sozialdemokraten.) st dem Kriegsminister dieser Fall erst die Garde, dann das Vaterland! den Sozialdemokraten.) und wenu das etwa als ein Ausfluß der bekannt? Ich selbst erinnere mich dabei an einen Fall, den ich per­Wenn wir Sozialdemokraten Ehrenzeichen für Förderung unserer allerhöchsten Kommandogewalt hingestellt werden sollte, so würde fönlich, allerdings vor einigen Jahrzehnten( Hört! hört! und Heiter­Bestrebungen zu vergeben hätten, ich würde sofort den Antrag das nur beweisen, daß es die allerhöchste Zeit ist, diese Wuche- teit rechts), in Potsdam   mit eigenen Augen gesehen habe. stellen, daß der Genosse Heeringen eine goldene Ehrenkette be- rungen der Kommandogewalt höchst energisch zu be- Fall( nach rechts) liegt allerdings ziemlich zurück, aber er hat, wie tommen soll.( Große Heiterkeit.) Die Acußerungen des Kriegs- schneiden. Sie gleich sehen werden, eine ziemlich aktuelle Bedeutung. Dort in ministers beweisen jedenfalls, daß es mit der Aufrechterhaltung der Was haben wir in den letzten Wochen hier in Berlin   erlebt! Potsdam   im Lustgarten, also auf der klassischen Stelle der Garde eine besondere Bewandtnis haben muß. Da man Es ging da, glaube ich, ein Familienfest vor sich am Hofe, da wurden preußischen Soldatenmißhandlungen( Unruhe rechts) die wahren Gründe aber nicht offen aussprechen fann, muß man überall auf den Straßen für mehrere Stunden Gardesoldaten auf- pagte ein Hauptmann mit der flachen Klinge auf die Soldaten irgend etwas vorspiegeln und sich hinter spanische Wände verstecken. gestellt, die zu präsentieren hatten.( Buruf rechts: Ja, warum denn einzubauen. Einen Soldaten hat er den Degen in den Leib gerannt. So hat man in der Budgetkommission erklärt, die Beseitigung des nicht?) Ihnen ist die jetzige Dienstzeit ja noch viel zu furz eine( Lebh. Hört! hört! und Pfuirufe b. d. Soz.) Nachher aber hieß es, der Gardeprinzips sei absolut unmöglich, denn das wäre ein Eingriff derartige Verwendung der Soldaten aber beweist, daß die zwei- Soldat sei in den Degen hineingeraten.( Lebhafte zurufe in die Kommandogewalt! Seit Wochen schon hat man uns jährige Dienstzeit zur Sicherung der Wehrhaftigkeit des deutschen   links.) Die Geschichte respektive diese Erklärung ist ja nicht neu, immer wieder, wenn wir irgendwelche Anträge auf Reformen im Voltes noch viel zu lang ist.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den man fann sie schon bei einem gewissen Münchhausen nachlesen. Seer gestellt haben, gesagt, das dürft Ihr nicht, das wäre ein Ein- Sozialdemokraten.) Wenn wir uns daran erinnern, vor welchen( Heiterkeit und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Der betreffende griff in die Kommandogewalt. Als wir seinerzeit beantragten, von Leuten denn diese preußischen Soldaten die Gewehre präsentieren Hauptmann ist heute längst General( Bewegung), steht mit den zwölf Adjutanten des Kaisers sechs als überflüssig zu streichen, mußten: vor dem 3aren und seiner Kumpanei!( Bfui- an den obersten Stellen in der Armee. Ich habe den Namen schon da erklärte das Zentrum, und der Kriegsminister pflichtete ihm Rufe und erregtes Schreien rechts, Gegenrufe bei den Sozialdemo- gelegentlich in der Kommission genannt; im übrigen kommt es auf glücfitrahlend bei, das dürfe man nicht, das wäre ein Eingriff fraten: Ruhe dort drüben! Präsident Dr. Kaempf: Es geht den Namen hier nicht an. in die Kommandogewalt. Ebenso war es immer noch, wenn nicht an, von der Tribüne des Reichstages fremde Souveräne in Sorgfältig wird das Rekrutenmaterial für die Garde wir die Militär justiz reformieren wollten usw. dieser Weise zu beleidigen, ich rufe Sie zur Ordnung. zusammengesucht. Man sucht sich aus Leute mit möglichst sozia­In dieſem myſtiſchen Begriff der Kommandogewalt, wie er sich Beifall rechts. Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Eine Be- listenreinen Gehirnen, um eine für alle inneren Zwede hier in Deutschland   ausgewachsen hat, haben wir die schwerste leidigung des garen an dieser Stelle habe ich nach meiner persön- schlagfertige Truppe zu haben.( Sehr richtig! rechts.) Ihr( nach Burzel unserer gesamten politischen Nüd ständig lichen Empfindung nicht ausgesprochen.( Sehr richtig bei den Sozial- rechts) Striegsminister sprach ja wieder einmal von der Feuersprize, feit.( Sehr wahr! bei den Sozialdem.) In Deutschland   werden die demokraten. Präsident Kaempf: Ich habe erklärt, daß in Ihren wie reimt sich damit zusammen, daß bei jeder stattfindenden De­Soldaten nicht auf die Verfassung bereidigt, sondern lediglich Worten eine Beleidigung des Baren lag und muß Sie bitten, fich zu monstration größeren Umfanges die Garnisonen auf den Landesherrn, dem sie die Treue schwören müssen, fügen! Beifall rechts, Widerspruch bei den Sozialdemokraten.   miert werden? Wir freilich sind nicht so töricht, dorthin zu gehen, und dadurch werden die Soldaten zu willenlosen Instru- Abg. Ledebour  : Bird man die russischen Spizbuben wohin man uns haben möchte, wohin uns Bismarck   und seine kleinen menten ihres speziellen Landesherrn. Die Kommandogewalt be- nicht Stumpanei nennen dürfen?- Präsident& a empf: Ich bitte, Nachäffer etwa von der Deutschen Tagesztg." hinloden möchten. deutet nichts weiter als die Aufrechterhaltung des deut teine Unterbrechungen! Große Heiterfeit bei den Sozial- Als vor 18 Jahren der Kaiser die bekannte Rede hielt, in der von fen Absolutismus   in seiner schärfsten Form.( Lebhaftes demokraten.) der hoch verräterischen Schar, von der Rotte von

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hösischen Mißbrauch der Dienstzeit des Soldaten

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Der