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Hus der Frauenbewegung. Die �rau in der Reimarbeit. Die moderne kapitalistische EntWickelung der Wirtschaft drängte die Frauen in die Erwerbsarbeit. Nicht nur die un- verheirateten, sondern auch in großem und sich unVerhältnis- inäßig schnell steigerndem Maße die Ehefrauen, die Mütter! Gegen die Erwerbsarbeit der unverheirateten und der der- heirateten kinderlosen Frauen, wenn diese von der Arbeit im eigenen Haushalt befreit würden, wäre grundsätzlich nichts einzuwenden. Allerdings dürfte es keine gesundheitsschäd- liche, den Nachwuchs gefährdende und nicht zu lange Tätigkeit sein, die gebührend bezahlt würde. Daß aber Mütter ge- zwungen sind, außer dem Hause einem Beruf nachzugehen, West der Lohn des Mannes zur Erhaltung der Familie nicht aus- reicht, daß Mütter gezwungen sind, ihre Kinder fremden Händen zu übergeben oder sie ohne jede Aufsicht allein im Hause zu lassen, um ein paar Pfennige zu verdienen, das ist eine empörende Tatsache. Ter Staat will Kinder haben, aber er gibt den Proletarierfrauen nicht die Mittel und nicht die Möglichkeit, ihre Kinder ohne Sorgen aufzuziehen, sie gesund und kräftig zu machen. Der Geburtenrückgang in Deutschland   wäre weniger bedeutungsvoll als er ist, wenn die vielen gesunden und kräftigen Kinder, die geboren werden, nur die nötige Sorgfalt in der Ernährung und Erziehung genießen könnten, an der es aber viele Eltern aus Geldmangel fehlen lassen müssen: wenn nur alle die unbehüteten Kinder, deren Väter und Mütter tagsüber in der Erwerbsarbeit fronen müssen, in ordentlich: Aufsicht genommen würden. Um ihre Lieblinge nicht allein zu lassen, ziehen es viele Mütter vor, statt in der Fabrik, im Bureau oder iin Nähsaal, zu Hause zu arbeiten. Man follte glauben, das wäre eine gute Lösung, um beiden Anforderungen zu genügen, die Kinder zu beaufsichtigen, zu erziehen und gleichzeitig durch die Heimarbeit ein paar Pfennige(es sind hier wirklich nur ein paar Pfennige) zu den Kosten des Lebensunterhalts bei- zutragen. Aber dem ist nicht so. Wie eine Ironie des Schicksals mutet es an, daß das Bild der erwerbstätigen Frau und Mutter nirgends so fchwarz, so trostlos schwarz aussieht wie in der Heimarbeit, gerade dort, wo man die naturgemäße Anpassung an die häusliche Tätigkeitssphäre der Frau er warten sollte. Die Frau hat fast an jeder Heimindustrie Anteil, ent weder als selbständige Heimarbeiterin oder als Helferin bei der Heimarbeit des Mannes. In der Textilindustrie in Aachen   verdient ein Heimarbeiter mit Hilfe seiner Frau gegen 40 M. im Monat. Ein Bild einer Aachener Heinr arbeiterin gibt die folgende anschauliche Schilderung von Dr. W i lb r a n d s: Eine winzige Stube für 36 M. jährlich gemietet, darin zwei Betten, ein Webstuhl, ein zur Bereitung des Mittagessens dienender Ofen, also Schlafzimmer, Wohnzimmer, Werkstatt, Küche zugleich, heiß und dunstig vom Kochen. Am Webstuhl eine elend aussehende Weberin. Sie arbeitet leichten blauen Baum- Wollstoff das ganze Jahr hindurch; im selben Raum schustert der Mann." Bekannt ist die Holz- und Spielwarenindustrie in Sonneberg   in Thüringen  . Ueber alle Maßen schlecht ist hier die Lage der Heimarbeiterinnen. Für unerhört niedrige Löhne müssen sie arbeiten: das Preisdrücken von feiten der Fabrikanten und Kaufleute hat hier beispeillose Formen an- genonnnen. Die arme Heimarbeiterin schützt weder Gesetz noch Recht vor sprupellosester Ausbeutung. Für eine Elle Tresse zur Puppenfrisur erhält die Heimarbeiterin 3 Pf.; selbst die Geschickteste kann nicht mehr als höchstens 1% Ellen in der Stunde herstellen. Das wären 5 Pfennig als Stunden- maximallohn I Wie die Fabrikanten selbst angeben, verdient keine der Heiinarbeiterinnen dort bei 12- bis löstündiger Ar- beitszeit täglich über 60 Pf. Eine Puppenschuhmacherin er- hält bei täglich durchschnittlich 17stündiger Arbeitszeit 6,50 M. in der Woche. Bei angestrengtester Arbeit und un- erhört langer Arbeitszeit verdient eine Puppenkleidermache- rin 80 Pf. im Tag. Die Holzschnitzerinnen verdienen bei 15stündiger Arbeitszeit höchstens 14 M. in der Woche. In der ganzen Holz- und Spielwarenindustrie beträgt die Ar- beitszeit im Durchschnitt 15 Stunden; über die Hälfte des Sonntags wird gearbeitet. Das gehört so zum System. Da ein Saisongewerbe anzunehmen ist, genießt es sogar den Schutz des 8 105 der Gewerbeordnung. Von Ende November bis Ende März herrscht fast völlige Arbeitslosig- keit. Für diefe verdienstlose Zeit muß nochgespart" werden; fparen bei den oben genannten Hungerlöhnen! Dafür darf dann aber in der Saison Tag für Tag 20 Stunden ge- arbeitet werden. Am Freitag ist Tag und Nacht durch- zuarbeiten, um am Liefertag fertig zu sein. In einer kleinen Mansarde wurde eine Greisin gefunden, die sich täglich um 3 Uhr nachts erhebt und bis 1 Uhr nachts, 2 2 Stunden, fortgesetzt init ihren zittrigen Fingern, ihren gichtisch gekrümmten Händen arbeitet, um sich, ihre kranke Tochter und ein Enkelkind zu ernähren. Die Wohnungsverhältnisse bei den Heiniarbeiterinnen sind entsetzlich, Stube und Kammer von Haus- und Handgerät vollgepfropft. In den wenigen Betten schlafen je 2, 3, ja 4 Personen zusammen. Von Nein- lichkeit kann keine Rede sein, da man zum Scheuern, Kehren und Aufräumen der Wohnung einfach keine Zeit hat. Die Schlafkammer wird nie gesäubert. Wie die Wohnung so ist die Nahrung schlecht und ungenügend; Brot, Kaffee und Kar- tofseln in endloser Wiederholung. Natürlich ergeben sich als Folgen diefer Lebensführung Krankheiten und zahlreiche Todesfälle. Besonders Tuberkulose herrscht dort. Aber nirgendwo trifft man größeres Elend an als bei den Heimarbeiterinnen der Wäsche- und Kleiderkonfektion. Hier erreichen die Schundlöhne ihren tiefsten Stand. Ein be- deutendes München   er Konfektionsgeschäft zahlt für die Herstellung von einem Dutzend Babyhemden 40 Pf., die Ar- beitszeit dafür beträgt mindestens% Tage. Knabenhemden werden mit 80 Pf. pro Dutzend bezahlt, Herrenunterhosen mit 1,20 M. pro Dutzend. Der höchste Wochenverdienst einer Münchener Heimarbeiterin in der Wäsche- und Kleiderkonfek- tion beträgt 4,10 M., wovon aber noch die Ausgaben für Furnituren zu bestreiten sind. Die Regel ist eine 1 4- bis 16 stündige Arbeitszeit. Die elenden Löhne bedingen schlechteste Wohnungs- und Ernährungsverhältnisse und selbst- verständlich erschreckend hohe Krankenziffern. Das Elend dieser großstädtischen Heimarbeiterinnen ist grenzenlos. Ja, es ist in der Regel so, daß der Arbeitgeber bei dem geringen Lohn, den er der Heimarbeiterin zahlt, mit dem Zuschuß aus der Prostitution zu rechnen scheint. Es ist ein trauriges Kapitel menschlicher Kultur dieser Zusammenhang zwischen schlecht bezahlter Heimarbeit und Prostitution. Viele Ur- sachen treiben die unglücklichen Mädchen schließlich zu dieser Erwerbsquelle, Hungerlohn, traurige Wohnungsverhältnisse, mangelnde Erziehung, schlechte Beispiele usw. Es sind wohl die Aermsten der Armen, die die soziale Organisation zur Prostitution zwingt, denen sie zu ihrem materiellen großen Elend noch das seelische Unglück bringt. In welche Art der Heimarbeit wir auch blicken, überall das gleiche trübe Bild: niedrigster Lohn, übermäßig lange Arbeitszeit, schlechteste Wohnungsverhältnisse. In der Holz- schnitzcrei in der R h ö n erhält die Heimarbeiterin bei 15- bis 16stündiger Arbeitszeit durchschnittlich 1,20 M., in der Tabak­industrie bei 12- bis 13-, auch bis 15stündiger und regel- mäßiger Sonntagsarbeit 0,80 bis 1,10 M. pro Tag. Gerade in der Tabakindustrie findet man erschreckende Bilder des Elends. So ermittelte ein Gewerbeinsvektor in Baden folgendes: In einer Stube, die als Aufenthaltsraum für die ganze Familie diente und deren einziges Fenster auf einen vor dem Hause liegenden Düngerhaufen ging, rippte eine Frau mit ihrem 13jährigen Sohn Tabak. Beim Tabakrippen sitzen in einem mit zwei Betten belegten Zimmer eine Werkmeisterswitwe, ihre beiden Kinder von vier- zehn und neun Jahren und eine über 76 Jahre alte in Pflege genommene Frau oft bis 12 und 1 Uhr nachts; eines der Betten dient der neunjährigen Tochter und ihrer lungenleidenden Schwester von 12 Jahren, das andere der alten Frau, während die Mutter mit ihrem 14jährigen Sohn in einem dunklen, nur durch einen Vorhang von der Küche getrennten Raum in einem Bett schlafen. Neben einer in einer kleinen Küche mit Tabakrippen be- schäftigten Frau liegt auf dem Küchentisch ein Kind von wenigen Monaten, während ein noch nicht ganz zweijähriges Kind au' den feuchten Rippen sitzt und spielt. Ein Pflegekind schläft in der kleinen Nebenkammer. Die Frau klagt über Krankheits erscheinungen bei ihren Kindern." Die Ausbeutung der Frauen in der Heimindustrie ist grenzenlos und unerträglich. Dringend nötig sind Gesetze zu ihrem Schutze. Die Frauenarbeit in der Heimindustrie bedarf vor allem des Arbeiterschutzgesetzes, besonders des Wöchnc- rinnenschutzcs, dessen Fehlen heute zum unheilbaren Schaden für Mutter und Kind wird. Auf diesem Gebiete haben bisher alle bürgerlichen Par teien versagt. Sie alle fürchten mehr, dem Kapitalismus  wehe zu tun, als das Hinmorden ungezählter Proletarie- rinnen. Die Verwüstung der kommenden Generation zu der- hindern, das geht zu sehr gegen kapitalistische Interessen. Darum wird weiter gemordet. Das Problem der Sommerferien. Anknüpfend an den Artikel der Genossin Sußmann vom 13. Juni, in dem sie sich warmherzig der Ferienfürsorge für die Proletarierjugend annahm und Vorschläge machte, denen jedenfalls ernsthaft näher zu treten ist, soll nachstehendes den Beweis bringen, daß auch unter den jetzigen Verhältnissen bei zielbewußtem ernsten Wollen etwas geschaffen werden kann, was zwar nicht eine ideale Lösung der Ferienfrage bringt, aber doch in die Herzen unserer schul- Pflichtigen Arbeiterjugend einen Begriff von Ferienseligkeit trägt, der sie seelisch und körperlich erstarken läßt. Die organisierten Frauen Friedenaus haben vor nunmehr zwei Jahren zum erstenmal den Versuch gemacht, mit den Arbeiterkindern halbtäglicheFerienausflüge nach dem Grunewald zu veranstalten, um die Kinder der die Be- wegungssreiheit beengenden Straßen zu entziehen. Der Gedanke wurde von den Kindern mit Begeisterung begrüßt und die Beteiligung war eine über Erwarten rege. Die Betefligung im vorigen Jahre zeigte, daß die Ausflüge von unseren Kleinen nicht vergessen waren; ie zeigten sich als eifrige Agitatoren, so daß die Zahl der Teil- nehmenden um ein bedeutendes stieg. Bemerkt sei hierzu, daß wir nicht nur Kinder von Genossen, sondern ungeachtet der politischen Stellung der Eltern alle Kinder an den Ausflügen teilnehmen ließen. Da nun für jegliche? Beginnen Geld in Frage kommt, so gaben die hiesigen Genossinnen Sammellisten heraus, um den so nötigen Fonds zu schaffen. Selten ist es passiert, daß, unser Werben für diesen Zweck vergebens war, selbst Angehörige aus uns fernstehenden Kreisen, oftmals wohl direkt Gegner, sahen sich angesichts dieser fröhlich hinausziehenden und unter Gesang heimkehrenden Kinderschar veranlaßt, den Leiterinnen Beträge zu übermitteln. So konnten wir denn oft über 166 teil- nehmenden Kindern täglich Erfrischungen im Walde bieten. Den Schluß der Ausflüge bildete ein A b s ch i e d S f e st, das für die Kinder natürlich den Höhepunkt der ganzen Ferien darstellt. Einen Teil des Fonds haben wir zur Anschaffung von Spiel- geräten verwendet und als Höhepunlt der diesjährigen Veranstaltung gilt der Gedanke, die Kleinen hinauszufahren, um ihnen den immerhin ermüdenden Marsch in brennender Mittagsglut zu er- sparen. Möge die Teltower   Kreisbahn, an die sich die leitenden Genossinnen gewendet haben, mehr Verständnis zeigen für absolute Notwendigkeit, wie der Friedenauer   Gemeindevorstand, der eS Kindern entgelten läßt, daß die Eltern nicht in die reaktionäre Ordnungs- trompete blasen. Diese Ausführungen sollen den Zweck haben, den Gedanken in weitere Kreise zu tragen. In jedem Vorort Berlins   oder in den einzelnen Kreisen wird es wohl Genossinnen geben, die sich mit Be- geisterung der Aufgabe unterziehen würden, Leiterin einer solchen improvisierten Ferienhalbkolonie zu sein. Der Erfolg unserer Be- strebungen ist ein Beweis, daß auch unter den gegebenen Verhält- nissen etwas Ersprießliches für die Arbeiterjugend geschaffen werden kann, daß es möglich ist, die Ferien zu dem zu machen, was sie ein sollen, eine Zeit der Erholung und Stärkung für Körper und Geist. . Emma T ö l l e- Friedenau. Das gleiche Thema berührt die Zuschrift eines Genossen, der sich in Oesterreich   in der proletarischen Jugendpflege betätigt hat. ES heißt darin: Vor LV, Jahren wurde in Wien   die erste Ortsgruppe des Arbeitervereins Kinderfteunde" gegründet und heute bestehen in Wien   allein zehn Ortsgruppen, weitere sind im Entstehen und auch in der Provinz breitet sich die Bewegung kräftig aus. Das Tätigkeitsgebiet dieser Vereine ist sehr umfangreich. Die Ortsgruppe Wien   XVI. konnte z. B. schon nach dreivierteljähriger Tätigkeit be- richten: Es haben 42 Ausflüge stattgefunden an denen sich 3111 Kin- der(1667 Knaben und 1b04 Mädchen beteiligten.) 28 Spieltage wurden auf dem von privater Seite überlassenen Spielplatz ab- gehalten, an denen 2434 Kinder teilnahmen. Das Arbeiter-Strand- bad konnte, ungünstiger Witterung wegen, nur viermal besucht werden. 261 Kinder nahmen teil. Am Turnunterricht beteiligten sich an 61 Turntagen 3561 Kinder. Der gleiche Bericht enthält auch Mitteilungen über die Jugend- bibliothek(Leser 766, entliehene Bücher 17 376), den Kinderchor, Hand- ertigkeitsunterricht, Vorlesungen und Besichtigungen. Das Tätigkeits- gebiet dieser Vereine reicht aber noch weiter. Ferienreisen bis zu 6 und 8 Tagen haben schon stattgefunden, ebenso Märchen- Vorlesungen mit Lichtbildern und Jugendkonzerte. Spielnachmittage, HandfertigkeitS« und Turnkurse werden auch im Winter aufrecht er- halten. Nach Möglichkeit lverden auch Eislaufplätze eingerichtet. Man geht von dem Gesichtspunkt aus, daß die Arbeiterwohnung auch im Winter in der Regel ein ungesunder Aufenthalt für die Jugend ist. Aus der weiteren Absteckung des Tätigkeitsgebietes ist zu er- sehen, daß nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Ent- Wickelung der Kinder gefördert wird. Die Vereine übernehmen damit einen Teil der Erziehungsaufgaben der Eltern. Die .Kinderfreunde" suchen auch durch Elternabende, durch die Zeitschrift Der Kinderfreund" und durch gelegentlich herausgegebene Schriften hervorragender Fachmänner unter der Arbeiterschaft Kenntnisse über Pflege und Erziehung des Kindes zu verbreiten. In der ganzen Arbeit dieser Vereine wird darauf geachtet, daß die Grundsätze und Erfahrungen der modernen Pädagogik in ihr zu Geltung kommen. Daß sich überall die Arbeiterschaft ihrer Jugend annimmt, zeigt, daß wir vor einem Problem unserer Zeit stehen, dessen Lösung eine dringende Aufgabe ist. Auch die Gegner geben uns Anlaß, uns diese» Fragen zuzuwenden. Der Arbeiter, der heute die Bestrebungen der Gegner auf diesem Gebiete sieht, hat Grund genug, sich um die Erziehung seiner Kinder zu sorgen. Es unterliegt heute keinem Zweifel mehr, daß eine politische Verseuchung der Jugend von feiten der Staatserhaltenden ausgeht, daß also für eine unpolitische und pädagogisch einwandfreie Erziehung der Jugend die Arbeiterschaft selbst sorgen muß. Die Anregung der Genossin Sußmann wird darum sicher kräftigen Widerhall finden. Ernst Fröhlich  . * In Frankfurt   a. M. haben Magistrat und Stadtverordneten« Versammlung beschlossen, zur F e r i e n f ü r s o r g e der Kinder der Volksschulen 12 666 M. zu bewilligen. Kinder, die leine Gelegenheit haben, während der Ferien die Großstadt zu verlassen, und deren Eltern sie auch nicht ins Freie führen können, sollen unter Aufsicht von Lehrern und anderen Erwachsenen auf Spiel- Plätze und in den Wald geführt werden. Es werden Ferien« spaziergänge für halbe und ganze Tage eingerichtet. Die Kosten ein« schließlich der für einfache Verpflegung sollen durch die 12 666 M. gedeckt werden. Die Arbeiten werden von den Vereinigungen, die sich zur Mitarbeit gemeldet haben, ausgeführt. Auch die von der Partei und den Gewerkschaften ins Leben gerufene Kinderschutzkommission ist dabei. Zwei ihrer Mitglieder sind in die Aufsichtskommission für Ferien- ipaziergänge berufen worden. Unsere Kinderschutzkommission hatte schon in den früheren Jahren Fcrienspaziergänge eingerichtet. Ihrer Tätigkeit und den Anträgen unserer Genossen im Stadtverordneten- kollegium ist die Uebernahme der Ferienspaziergänge auf die Stadt zu danken. Neben dieser Form des Kinderschutzes ist auf Antrag unserer Genossen von der Stadtverordnetenversammlung und dem Magistrat außerdem eine Kommission eingesetzt, welche die Kinder in ihrer schulfreien Zeit überwachen und die gewerbliche Beschäftigung der Kinder kontrollieren soll. Rebarnmemvefen. Die Petition um Erlaß eines deutschen HcbammengesctzeS, dessen Dringlichkeit wir in Nr. 138 deSVorwärts" erörterten, beschäftigte kürzlich die Petitionskommission des Reichstages. Eine ähnliche Petition mit derselben Forderung hatte der Kommission bereits im März 1366 vorgelegen. Sie fand im Plenum keine Erledigung. Beantragt wurde damals Ueberweisung der Petition als Material für den Reichskanzler. Sie fand auch diesmal kein besseres Los, obwohl die Vernachlässigung der Geburtshilfe durch die Gesetz- gebung heute nicht minder himmelschreiend ist wie vor dreizehn Jahren. Die in einer zweiten Petition von der Vereinigung deutscher Hebammen gewünschte Schaffung eines Zwangs- Versicherungsgesetzes zur Sicherstellung der Heb- ammen gegen alle Arten von Erwerbsunfähigkeil wurde gleich- zeitig erörtert. Der Verband norddeutscher Frauenvereine hatte diefe Forderungen zu den seinigen gemacht und ebenfalls eine Petition überreicht. Die Kommission hielt den Erlaß eines Zwangs- neue Heb- ammenberuf gehöre zu den freien Berufen, denen bisher nur die freiwilligen Versicherungen offen stehen. Das haben die Heb- ammen längst gewußt, und sie weisen in ihrer Petition darauf hin. daß die geringen Einkünfte auS ihrem Beruf ihnen nicht einmal die Aufbringung der verhältnismäßig kleinen Beiträge für die bestehenden Versicherungen gestatte.... Die oft große Notlage der Hebammen einerseits, ihre Bedeutung als Organe deS öffent« lichen Gesundheitsdienstes andererseits wurden in der Kommission anerkannt. Daher entschloß man sich, nicht Uebergang zur Tages- ordnung. sondern wie bei der ersten Petition Ueberweisung als Material für den Reichskanzler zu einpfehlen. Angesichts der Ab- neigung der Herrschenden, die zu einer Gesundung der geburtshilf« lichen Ordnung unumgänglich nötigen, freilich etwas kostspieligen Reformen vorzunehmen, ist eS so gut wie sicher, daß das Plenum des Reichstags den Anträgen der Kommission entsprechen und den Petitionen der Hebammen ein Begräbnis zweiter Klasse bereiten wird. Versicherungsgesetzes nicht für angezeigt, weil es eine völlig Phase der Versicherungsgesetzgebung bedeuten würde. Der Geftindhettspftege des Kindes. Gegen den Unfug des Ohrringstcchens wendet sich Dr. A. E p o k i n in der.Zeitschrift für Kinderheilkunde". Insbesondere lenkt der Ver- fasser die Aufmerksamkeit auf die vielfachen Schäden dieses Volks- brauchs. Eine Statistik ergibt, daß bei Kindern der wohlhabenden Gesellschaftsklassen nur 66 Proz. der Kinder die Ohren gestochen werden, während unter den 126 Ammen der LandeSfindelanstalt in Prag   37 Proz. die Ohrläppchen gestochen hatten. Darunter be- fanden sich aber nicht wenig, die von diesem Besitz niemals Ge- brauch gemacht hatten. Daher war man in der Lage, manche Folgezustände schlecht geheilter Stichöffnungen zu konstatieren. Zu den wichtigsten Komplikationen des Ohrringstechens gehört die Tuberkulose. Man sollte darum endlich mit dem Unfug des Ohrringstechens aufhören. , Das Bettnässen besprach Dr. Tromner im Aerztlichen Verein m Hamburg au? Grund seiner Erfahrungen in 133 in den letzten zehn Jahren behandelten Fallen. ES waren fast sämtlich Kinder im Alter von 2 bis 15 Jahren. 43 Proz. Knaben und 57 Proz. Mädchen. 38 Proz. waren belastet durch früheres Bettnässen der Eltern, und zwar ging drefe Belastung mehr vom Vater als der Mutler auS. 22 Proz. waren allgemern belastet. Ein Drittel war jedenfalls ftei von erblicher Belastung, em Beweis, daß Bettnässen nicht unter allen Umständen.Degenerationszeichen" ist. Auffallend oft(in 46 Proz.) wurde sehr tiefer Schlaf gemeldet, so tief, daß die Kinder kaum zu wecken und dann noch lange schlaftrunken waren, 12 Proz. aber hatten leisen und 13 Proz. sogar unruhigen Schlaf. Sprechen im Schlaf und Schlafwandeln war häufiger als bei normalen, nämlich 13 resp. 7 Proz. Das beste Mittel gegen dieses Leiden ist nach den Ausführungen Dr. Tromners die hypnotische Suggestion, weil sie hemmend oder erregend auf die Schlafzustände selbst einzuwirken erlaubt. Ihre Anwendung bei Kindern ist für den geübten Arzt leicht und absolut bedenkenftei. Der Vortragende konnte damit ein Drittel seiner Fälle heilen und ein Drittel mehr oder weniger erheblich bessern. DaS andere Drittel wurde zum Teil nicht gebessert, zum Teil entzog eS sich zu ftüh der weiteren Beobachtung. Die Bereinigung für Frauenwohnungen teilt mit, daß in den beiden G-Ichästsstellen: Berlin   LW.. Großbecrenstr. 63b I, Sprech. tunden Montag und Donnerstag von 57 Uhr, und Charlotten- bürg, Pestalozzistr. 1661, Sprechstunden Mittwoch und Sonnabend von Vs® V»10 Uhr abends und Dienstag von 57 Uhr, kosten- lose Auskunft über leere und möblierte Zimmer und Wohnungen erteilt wird. Verantwortlicher Redakteur: Albert Wach«. Berlin  . Für den Inseratenteil verantw.: Tb. Glocke. Berlin  . Druck u.Verlag: Vorwärts Buchdruckerei n. LerlagSanstalt Paul Singeru. Co.. Berlin   LM