Einzelbild herunterladen
 

Nr. 184.

5 Pfennig

Abonnements- Bedingungen:

B

Abonnements Breis   pränumerando: Bierteljährl. 8,36 Mt., monatl. 1,10 m., wöchentlich 28 Bfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt" 10 Pfg. Post­Abonnement: 1,10 Mark pro Monat. Eingetragen in die Post- Beitungs­Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn  2,50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mark pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien  , Dänemark  , Holland  , Italien  , Luxemburg  , Portugal  , Sumänien, Schweden   und die Schweiz  .

Ericheint täglich.

Montagsausgabe 5 Pfennig

Vorwärts

30. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel­geile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins und Versammĭnungs- Anzeigen 30 Pfg. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes motitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buch­ftaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstraße 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1983.

Vorhang zu!

Montag, den 21. Juli 1913.

zu bertuschen ist, sperrt man die Türen nicht sorgfältig zu und verhängt nicht die Schlüssellöcher.

Expedition: S. 68, Lindenftraße 69. Fernsprecher: Amt Moritplass, Mr. 1984.

Bu direkten Unterhandlungen zwischen Bulgarien   und seinen Gegnern in Mazedonien   ist es noch immer nicht ge­Nun hat sich allerdings die Scherlpresse des Kriegs- kommen. Auch hier wird Bulgarien  , wenn es aus seiner Be­ministers angenommen und versichert, von ihm sei kein Verbot drängnis herauskommen will, sich zu Konzessionen entschließen Als am 18. April dieses Jahres der Genosse Lieb öffentlicher Verhandlung ausgegangen und das Militärgericht müssen. Als im Oktober vorigen Jahres, der einzige ſozia­knecht den Schleier von den sauberen Be- habe vollständig freies Ermessen, die Oeffentlichkeit zuzulassen listische Abgeordnete in der Sobranje, Genosse Sakasoff stechungspraktiken der Firma Krupp   wegriß, oder auszuschließen. Stimmt! Aber die Militärrichter sind auf die Konfliktsgefahren hinwies, die der Balkanbund in standen Regierung und bürgerliche Parteien wie nur zu geneigt, Wünschen von oben herab ihr Ohr zu leihen, sich berge, wurde er von den nationalistischen Abgeordneten unter einem Sturzbad da. Der Kriegsminister und solche Wünsche gehen mitunter noch von höher gestellten beschimpft und insultiert. Jezt müssen die Bulgaren   sehr b. Heeringen rappelte sich zuerst auf und stammelte, es Persönlichkeiten aus, als es ein Kriegsminister ist. Als schmerzhaft empfinden, wie recht der Sozialist hatte. handele sich um Uebertreibungen, nur ein paar Feldwebel und seinerzeit unter dem Schmunzeln von ganz Europa   in dem ein unterer Beamter der Firma Krupp   seien belastet und Prozeß gegen den Trainleutnant Bilse die Sittenbilder im übrigen werde die Untersuchung das Weitere ergeben. aus einer kleinen Garnison aufgerollt wurden, erklärte der Ja, diese Untersuchung! Sie war auch in dieser peinlichen Reichskanzler v. I ow im Parlament die rückhaltsoje Auf­Lage der Rettungsanker der bürgerlichen Parteien. Vor ge- deckung solcher Vorgänge für nütlich, nicht nur weil in der schehener Untersuchung wollten sie nichts Entscheidendes Deffentlichkeit ein heilsames Korrektiv liege, sondern auch dreinreden. Die Untersuchung bringt es an den Tag. Und weil es ein gutes Zeichen für eine Institution sei, wenn nichts so lehnten sie, im vollen und unverbrüchlichen Vertrauen auf verschleiert und vertuscht werde, aber kurz danach wurde den die Untersuchungstätigkeit der Militärbehörden, den sozial- Offizieren, die für die Oeffentlichkeit des Verfahrens ver­demokratischen Antrag auf Einsetzung einer parlamentarischen antwortlich waren, der blaue Brief zugesandt und durch den Untersuchungskommission mit weitgehenden Rechten ab, Vorwärts" wurde folgende kaiserliche Kabinettsorder drehten sich nach der Wand und versuchten weiter zu schlafen. bekannt:

Dann hörte man lange nichts. Bis das Regierungs­Jubiläum Wilhelm II.   kam und dem verantwortlichen Leiter der arg kompromittierten Firma, Herrn Dr. Krupp v. Bohlen und Halbach, einen hohen Orden bescherte. Diese Ordensverleihung mußte auf die vor dem ober­ften Kriegsherrn die Hacken zusammenschlagenden Mili­tärjustizpersonen wie ein Hinweis wirken, daß die Leitung der Firma Krupp   ganz aus dem Spiele zu bleiben habe. Herr v. Heeringen hätte im Reichstag   ja schon den Weg angedeutet: ein paar Feldwebel und ein unterer Beamter! und heute stößt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in dasselbe Horn, wo sie von der bevorstehenden Verhandlung gegen einige untergeordnete Persönlichkeiten des Verwaltungsdienstes" spricht.

Die türkische Regierung hat vor den jungtürkischen Generälen kapituliert; sie kehrt sich nicht an die Vorstellungen der internationalen Diplomatie und respektiert die im Bon­doner Vertrage festgelegte Grenzlinie nicht.

Die Balkanfrage ist in allen ihren Einzelheiten noch so verfahren, daß man noch auf manche unliebfame Ueber­raschung gefaßt sein muß.

Das neue bulgarische Kabinett.

Sofia  , 20. Juli. Das Kabinett, das durch Konzentration der drei liberalen Parteien gebildet worden ist, seht sich folgender­maßen zusammen: Radoslawow Präsidium und Inneres, Ghenadiew Aeußeres und interimistisch Aderbau, Tonte chew Finanzen, Peschew Justiz und interimistisch Unter­richt, General Wasom Krieg, Blatow Handel, Dimtschew Oeffentliche Arbeiten, Morphoto Eisenbahnen.

Die gefangene bulgarische Brigade.

Ich habe mit Befremden aus den in der Presse enthaltenen Berichten über die in Met stattgehabte friegsgerichtliche Haupt­verhandlung gegen den Leutnant Bilse im Train- Bataillon 16 ersehen, daß das Kriegsgericht unter Außerachtlassung meiner Order vom 28. Dezember 1899, deren Vor­aussetzungen vollkommen gegeben waren, und entgegen dem Bukarest  , 19. Juli.  ( Amtliche Meldung.) Eine fliegende wiederholten Antrage des Vertreters der Anklage von dem Aus- Kolonne Kavallerie und reitende Artillerie stieß gestern bei schlusse der Oeffentlichkeit in einem Umfange Abstand genommen hat, der nicht verfehlen konnte, die allgemeine Aufmerksamkeit in Ferdinandovo zwischen Lompalanca und Sofia   mit einer noch erhöhtem Maße auf die ohnehin schon so bebauerlichen Vor- Brigade der 9. bulgarischen Division zusammen, die den fommnisse in Forbach   zu lenken und das Ansehen meiner Rückzug der Division des Generals Kutintscheff decken wollte. Armee und im besonderen des Offiziertorps in Nach kurzem Kampfe ergab sich die bulgarische Brigade mit weiten Kreisen des In- und Auslandes zu beein­trächtigen. Ich spreche den Mitgliedern des Kriegsgerichts dem General und 12 Geschüßen. Die rumänischen Truppen mein ernstes Mißfallen aus, daß fie meiner in der Verordnung auf dem östlichen Kriegsschauplay, welche die Linie Turtukai­vom 28. Dezember 1899 zum Ausdruck gebrachten Willensmeinung Baltschik   besetzten, schicken Erkundigungsabteilungen nach direkt zuwider gehandelt und es nicht verstanden haben, die Süden und Südosten vor. Interessen ihres Standes besser zu wahren. Ich beauftrage Sie, den Mitgliedern des Spruchgerichts dies unter entsprechender Erläuterung persönlich zu eröffnen. Den übrigen Offizieren, Sanitätsoffizieren, Kriegsgerichtsräten ist diese Order in vertraulicher Weise zur Kenntnis zu bringen und für die Folge alljährlich einmal ins Gedächtnis zu rufen."

Aber mit Verlaub! So leicht streut man dem deutschen  Volke doch keinen Sand in die Augen. Nicht um ganz be­Langlose untergeordnete Persen handelt es sich, sondern um Zeugoffiziere, und zwar um solche, die an der Quelle saßen und etwas zu verraten hatten, denn jahrelang haben sie den Berliner   Vertreter der Firma Krupp  , von dem die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" geringschäßig und nichts­ahnend als von einem Herrn Brand" spricht, mit wert­bollen Informationen über militärische Geheimnisse und über Angebote und Preise von Konkurrenzfirmen gespeist. Und jahrelang hat man sich in Essen diesen Verrat gut und gerne gefallen lassen und die Verräter in bar entlohnt und das alles ohne die Mitwirkung anderer als untergeordneter Privilegien und Gepflogenheiten. Stellen?

Wer wettet nun noch einen Taler dafür, daß vor die Ver­handlung gegen die sieben Zeugoffiziere nicht der Vorhang gezogen wird?

-

--

Für uns aber wird die Geheimniskrämerei in diesem Falle, der vor dem Forum des ganzen Volkes Klargestellt werden müßte, nur ein Ansporn mehr fein zum Kampf für die Beseitigung der Militärjustiz mit ihren mittelalterlichen

Kraftlofe Einigkeit.

Die Serben auf bulgarischem Gebiet. Belgrad  , 20. Juli. Gestern nachmittag besetzten unsere Truppen Kula in Bulgarien  . Der Feind zieht sich auf Vidin zurück. Mit der Einnahme von Kula haben wir die serbisch  - bulgarische Grenze überschritten. Unsere Trup­pen sezen über vier Punkte, die sämtlich in Bulgarien   liegen, den Vormarsch fort.

Ein griechischer Sieg.

Athen  , 20. Juli. Wie das Kriegsministerium mittelt, wurden die feindlichen Streitkräfte, die sich aus Demirhiffar zurückgezogen hatten und die hauptsächlich aus dem größten Teil der dritten und der elften bulgarischen Division bestanden, von einer grie­chischen Division in tagelangen, erbitterten Kämpfen bis Metro­top zurückgeschlagen. Dort verteidigte der Feind, der immer noch zwölf bis sechzehn Bataillone stark war und über etwa 12 Kanonen verfügte, hartnäckig seinen letzten Zufluchtsort. Die Schlacht dauerte sechs Stunden und fand bei strömendem Regen statt. Vor dem stürmischen Angriff der griechischen Division mußte sich der Feind schließlich zur regellosen Flucht wenden. Trotz strömenden Regens wurde die Verfolgung die ganze Nacht hindurch fortgesetzt und hält auch heute noch an. Der Feind ließ Kanonen, Waffen und Munition zurück.

Das ist es, worüber die Masse der Steuerzahler gebiete­risch Aufklärung heischt. Nicht ob ein paar arme Teufel von Zeugoffizieren, die ja aus dem Unteroffizierskorps her­vorgehen und von den wirklich erstklassigen" nicht für voll" In ihrer Wochenrundschau versichert die Norddeutsche eingeschätzt werden, der Verlockung blinkender Dukaten er- Allgemeine Zeitung  " mit komisch anmutendem Ernst, daß in legen sind, sondern wo die eigentlich moralisch Schuldigen bezug auf die die Balkankonflikte die Haltung der Groß­sizen, die Militärpersonen zu Verbrechen verleiten, die das mächte die gleiche geblieben sei in der Vermeidung von Gebiet des Landesverrats streifen, das ist das Wesentliche. Sonderunternehmungen und in der Bewahrung der Einig­Die Rolle der so stürmisch gefeierten Firma Krupp   auf- feit". Das ist echt diplomatische Vogelstraußpolitik. In Die einigen Verbündeten. zudecken das mußte das Ziel der ganzen Untersuchung Wirklichkeit verfolgen die Großmächte hinter ihren lenden- Bukarest  , 20. Juli." L'Indépendance Roumaine" erfährt, daß sein, und diese Aufdeckung war möglich, mußte möglich sein, lahmen und wirkungslosen Vermittlungsversuchen ihre eige- Rumänien  , Ser bien und Griechenland   sich über die wenn die Gerichtsverhandlung gegen die schuldigen Militär- nen Expansions- und Prestigeinteressen. Rußland, unter- Grundlagen der Friedensbedingungen geeinigt hätten und eine personen im blendenden Tageslicht der Oeffentlichkeit vor stützt von Frankreich   und zum Teil auch von England, sucht Konferens aller Krieg'führenden einberufen werden Als Konferenzort schlagen Serbien   und Griechenland  sich ging. Aber Kuchen! Der Reichstag   ist in Ferien und den Einfluß über seine siegestrunkenen Balkanschüßlinge solle. fann sich nicht äußern, der Herr v. Heeringen, der mit wieder zu gewinnen; gleichzeitig steht es auf der Lauer, um Sinaia   vor. Biedermannsgeste dem Parlament alle möglichen schönen den tollen Anschlag der jungtürkischen Generäle auf Adria­Die Türkei macht Ernst. Dinge verheißen hatte, ist für immer dem Bannkreis der nopel als Vorwand zu einem Einfall in Armenien   zu be­Konstantinopel, 20. Juli.  ( Meldung der Agence Havas.) Volksvertretung entrückt, und da kommt sein Nachfolger, nußen. Desterreich- Ungarn ist mit der alten schwarz- Die Regierung hat der Armee befohlen, Thrazien und Adrianopel  Herr v. Falkenhayn, und zieht ritsche ratsch! gelben Borniertheit ängstlich besorgt, daß Serbien   nicht allzu zu besetzen. In einer Note an die Mächte schiebt die Regierung den Vorhang zu, just, als die Szene am pikantesten werden stark werde. In Frankreich   und England sind die die Verantwortung für etwaige Feindseligkeiten Bulgarien   zu. Augen der imperialistischen Kreise auf Syrien   und einen Teil Die Wiedereroberung Adrianopels. Wenn sich die Meldung bestätigt, daß die Verhandlung der Agäischen Inseln gerichtet, und unsere all deutschen   Konstantinopel  ', 20. Juli.  ( Meldung des Wiener K. K. gegen die sieben Zeugoffiziere auf Weisung des Kriegs- Weltpolitiker machen nach wie vor ihre kleinasiatischen Telegr. Korrefp.- Bureaus.) Sicherem Vernehmen nach verlangt ministeriums unter vollem Ausschluß der Oeffentlichkeit statt- Wünsche geltend. Natürlich hüten sich alle Mächte, von die Armee, die sich in der Linie Midia- Enos, mit dem Hauptquartier findet, dann wäre das ein Justizskandal, der dem eigentlichen diesen Sonderinteressen offiziell etwas merken zu lassen; diese in Tschorlu, befindet, den sofortigen Vormarsch auf Adria­Krupp- Skandal vollkommen das Wasser reicht. Die Ver- Wünsche sind aber vorhanden und bewirken, daß die geäußerte no'p el. Drei Kabinettsmitglieder meinen jedoch, die Pforte sollte weisung der Verhandlung in eine Dunkelfammer wird nach Einigkeit" der Großmächte auf die kriegs- und eroberungs- die Ratschläge der Mächte berücksichtigen. Die übrigen Mi­jeder Richtung hin der Vermutung Spielraum lassen, daß, tollen Balkanregierungen nicht den mindesten Eindruck macht. nifter bestehen darauf, Adrianopel   wieder zu da nun schon einmal Galgen errichtet werden müssen, wieder Das neue bulgarische Ministerium Ra- nehmen, eventuell unter Kriegserklärung gegen Bulgarien  . nur die kleinen Diebe gehängt werden und die großen frei doslawow- Ghenadiew sucht jetzt aus dem vom Eine neue Belagerung Adrianopels in Sicht. herumlaufen dürfen. In den 7 3eugoffizieren sieht das Volk, früheren Ministerpräsidenten Danew verschuldeten Bankrott Sofia  , 20. Juli.  ( Meldung der Agence Havas.) Zwei wenn sie verurteilt werden, nur die Sündenböcke, die man zu retten, was noch zu retten ist. Zunächst sucht man sich Divisionen türkischer Kavallerie und eine Division türkischer in die Wüste stößt, während man höher hinaufzugreifen nicht mit Rumänien   zu verständigen, um dessen Armee wieder aus Infanterie sind in Kulelü Burgas angekommen. General  wagt. Und ob dem nun wirklich so ist oder nicht das dem Lande herauszukommen. Geschow, der bei Ausbruch des Belcheff, der Kommandant der bulgarischen Streiffräfte Palladium der Staatsautorität wird den Schaden davon ersten Balfankrieges Ministerpräsident war, ist nach Bukarest   in Adrianopel  , rüstet sich zur Verteidigung haben, denn, sagt sich das gesunde Volfsempfinden, wo nichts gereist, um dort eine Verständigung herbeizuführen.

wollte.

-

-

-

"

Adrianopels.