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«aiöeit Prophezeiungen der»staatSerhaltenden� Presie. So schreibt A. B. Herrn Georg Oertel   in der»Deutschen Tageszeitung': Wir haben schon vor kurzem hervorgehoben, daß auch im letzten Berichtsjahre trotz des natürlichen Rückschlages nach den Wahlen die sozialdemokratische Frauen- und Jugendbewegung sehr erhebliche und sehr bedenkliche Fortschritte gemacht hat. Nach unserer Ueberzeugung birgt besonders das äußere und innere An wachsen der sozialdemokratischen Jugendbewegung große und bedrohliche Gefahren. Auch im politischen Leben gilt das alte Wort, daß die Zukunft dem gehöre, dem die Jugend gehört. Die Eindrück«, die das werdende Geschlecht in der Jugend in sich auf» genommen hat, sind schwer wieder zu beseitigen. In der sozial demokratisch organisierten Jugend wächst der Partei eine Zukunft heran, die sie in den Stand setzt, gewisse Rückschläge und Rück- schritte auf anderen Gebieten zu überwinden. Es würde kurzsichtig und töricht sein, wenn die verantwortlichen Stellen und wenn die bürgerlichen Kreise diese Zukunftsentwicklung außer acht lassen wollten... Dazu kommt noch ein anderes. Wir haben vor kurzem der- zeichnet, daß die sozialdemokratische Bewegung unter den Land- arbeitern recht erhebliche Fortschritte gemacht hat. Nicht nur die Zahl der sozialdemokratisch organisierten Landarbeiter ist der- hälmismäßig stark gewachsen, sondern eS haben auch die Beiträge für die Parteikasse auS diesen Kreisen eine nicht zu unterschätzende Zunahme erfahren. Gewiß sind erfreulicher- weise die Landarbeiter in den meisten Gegenden noch vor der sozialdemokratischen Verführung und Verseuchung gefeit: aber es gibt doch zu denken, daß schon fast 100 000 länd- liche Arbeiter der Flöte des roten Rattenfängers gefolgt sind, daß sie sich haben in die sozialdemokratische Schlachlreihe einreihen lassen und daß sie bereit waren. Geldopfer dafür zu bringen. Wenn nicht alle Zeichen trügen, und wenn nicht alles geschieht, was zur Abwehr erforderlich ist, dann wird diese Entwickelung weiterschreiten; und wie bedrohlich, wie bedenklich, wie staatS- und volisgefährlich ein derartiges Weiterschreiten sein würde, bedarf keiner näheren Darlegung. Deshalb können wir nicht verstehen, wie bürgerliche Blätter den teilweisen und vermeintlichen Rückgang oder Stillstand der Sozialdemokratie mit überschwenglicher Freude begrüßen und sich beinahe so stellen können, als ob nun die sozialdemokratische Ge- fahr im Abflauen begriffen sei. Auch Herr Georg Oertel   ist sicherlich kein großer Kenner der Sozialdemokratie; aber etwas mehr politische Einsicht wie die gc- wöhnlichen nationalliberalen DurchschnittS-ZeitungSpolitiker besitzt er immerhin. Das geängstigte Kapital. Die Abwanderung deutschen   Kapitals in daS Ausland mit den Streiks der letzten Zeit in Verbindung zu bringen ist eine HundStagSlcistung, die der Korrespondenz des OffiziosuS Schwein- bürg gelungen ist. In den letzten sechs Monaten sind nämlich große deutsche Kapitalien in daS Ausland gegangen, und es ist gewiß, daß die Ursache der Flucht in dem Wehrbeitrag und in der Vermögenszupachssteuer zu erblicken ist. Herr Schw-inburg aber deutet diesS' Erscheinung wohl höheren Auftrag« ander«. Er findet, daß die Drohung mit dem politischen Maffenstreik da« Kapital in Angst versetzt und daher zur Auswanderung getrieben habe. Nun datiert aber die angebliche Drohung mit dem politischen Maffenstreik erst seit einigen Wochen, die Abwanderung des Kapitals aber setzte bereits vor mehreren Monaten ein, nämlich als die Deckung?- Vorschläge für die Militärvorlage veröffentlicht wurden. Der Zweck der schweinburgischen Slilübung wird ober klar, wenn man dann liest daß unbedingt Schutzmaßnahmen gegen daö Hereinbrechen sogenannter wilder Streiks geschaffen werden nüisien. Also: Au§- nahmegesetze gegen die Arbeiter, weil die patriotischen Kapitalisten das teure Baterland um die Steuern bemogeln I Zum Waldenburger Meiueidsprozeh. Der konservative Chefredakteur Lippold, der bekanntlich einen ehemaligen Angestellten der sozialdemokratischen»Echlesischen Berg- wacht' veranlaßt hat, seinen Freund Hoffmann, den Faktor der Zeitung, wegen Meineid anzuzeigen, hat in der Schwurgerichts- Verhandlung sich damit gebrüstet, daß er stolz darauf sei, diese»hohe staatsbürgerliche Pflicht' erfüllt zu haben. Jetzt veröffentlicht unser Waldenburger Parteiorgan einige sehr kitzliche Fragen an diesen Herrn Lippold, die nicht geringes Auffehen erregen dürften, da sie einen Blick hinter die Kuliffen dieses ungeheuerlichen, aus maßloser Rachsucht entstandenen ProzrffeS gestatten. In der Schweidnitzer Schwurgerichtsverhandlung wurde bekannt lich der Krqxzeuge Köhler von der Verteidigung wiederholt gefragt, ob er i r g btzrd einen materiellen Vorteil von dem konservativen Redakteur erhalten habe, als er sich zur Anzeige verpflichtete. Köhler beantwortete diese Fragen stets mit n e i n. Die Verteidigung beschränkte sich schließlich darauf, dem Zeugen Köhler auf den Kopf zuzusagen, daß doch schon seine spätere Anstellung ein solcher materieller Vorteil gewesen sei. Jetzt hat es aber den Anschein, als ob dem Köhler äußernder Anstellung noch andere materielle Vorteile für seine Tat gewährt worden sind, linser Waldenburger Parteiblatt hat von der- trauenSwürdiger Seite wichtige Mitteilungen nach dieser Richtung erhalten. Es fordert auf Grund dieser Mitteilungen den Herrn Lippold auf, sich zu dieser Angelegenheit näher zu äußern und legt ihm folgende Fragen zur Beantwortung vor: 1. Ist es wahr, daß Köhler von Ihnen 75 M. erhalten hat? 2. Ist es wahr, daß Köhler über diese Summe vor der An- zeige am 31. Dezember 1vl2 und vor seiner Anstellung Ende Februar 1013 als Borschuß liquidierte, und ist es ferner wahr, daß dieser Vorschuß bis nach dem»MeineidS  '-Prozeß noch nicht gebucht war? Weiter gestatten Sie. daß wir im Zusammenhang mit diesen Fragen daran erinnern, daß dem Köbler auch die F�age vorgelegt wurde, ob bei den Verhandlungen zwischen Köhler»nd Lippold dritte Personen zugegen waren. Kohler beantworrete diese Frage mit Nein'. Auch bei dieser Gelegenheil unlerließen Sie e«, beim Suchen der ganzen Wahrheit behilflich zu sein. Wir richten deshalb auch in bezug auf diese Angelegenhett folgende Fragen an Sie:»»....__ 1. Ist eS wahr, daß während der Unterredung, die Sie mit Köhler hatten, einer Ihrer Expedittonsbeamten m Ihrem Auf- trage der Unterredung hinter der Tür belwohnte? [ 2. Ist es wahr, daß Sie spater zu demse ben Beamten äußerten: Den Menschen können wir doch nicht einstellen? Die Metzer Riesenkrrmes. Die Katholikentage gestalten sich immer mehr zu lustigen Jahr- marktsfesten, auf denen das Esten Trinken. Musizieren. Komödie- stielen und Abbrennen von Fe.,-rw.rkskörp-rn zur Hauptsache wird. D.e Veranstalter dl.ser religiösen Jahrmärkte betrachten denn auch selbst mehr und mehr die Vergnügungen als Hauptsache. So zeigen d.e Zentrumsblalter an daß b.retts am Samstag, den 13. August. als Vochücl des am nächsten Tage beginnenden FesttrubelS. m der Metz« Festhalle   eme große Generalprobe deS BegrüßungSabendS abgehalten werden soll, m der sts, Nummein dieseö Abends»zur «usfuhrug«-langen' werde« und... d».'»on vorher Ein- trittSlarten zu»billigen Preiien' konzerten gespeist und gezecht werden kann. Zudem wird am DienS- tag, den 19. August, oder am nächstfolgenden Tage auf der Symphorieninsel ein Riesenfeuerwerk abgebrannt, und am Donners- tag, den 21. August, wird ein großes Festesten sGedeck 5 Mark ohne Wein) abgehalten. Zu diesen vielen Festfreuden kommen noch allerlei kleinere Kommerse. Auch wer schaulustig ist und gerne mal hohe Kirchenfürstcn in prächtigen Gewändern sowie die großen Führer deS Zentrums mit Einschluß deS genialen Herrn ErzbergerS sehen möchte, kommt auf seine Rechnung; denn es haben sich bereits angemeldet: die Bischöfe von Sttaßburg, Speyer  , Trier   und Luxemburg  , der Weihbischof von Paderborn  , Bischof Spreiter, Apostolischer Vikar von Dar-es-Salaam  , die Prälaten Scharmer, Generalvikar von Kulm, Beck- schäfer aus Osnabrück  . Brenner aus Rom  , Ernszt auS Budapest  , Muller- Simonis aus Straßburg  , Pieper aus München-Gladbach, SzadowSki aus Königsberg  , Werthmann aus Freiburg  ,, Graf Droste zu Vischering, Fürst Alois zu Löwcnstein, Friedrich Graf von Galen, Freiherr Dalwigk zu Lichten- fels, Baron von Nadecke, Baron Henri de MiScault, Klemens Freiherr v. Oer, zwei Freiherren von Schorlemer, Graf Viller, die Abgeordneten von Savignh, v. Steinaecker, CahenSlh, Herold, GieSbertS, Gießler, Hauptmann, Marx, Schmitt-Mainz, Gröber, Trimborn. Erzberger, Koßmann; aus Elsatz-Lothringen   die Ab- geordneten Hautz, Weber, Delsor, Schott, Horn, Dr. Müller-Thann  , Dr. Müller-Saarburg. Dr. Pfleger. Hestemann, Kubier, Ley. Als Vertreter Belgiens   kommt d r Abgeordnete Brifaut, al« Vertreter Oesterreichs Freiherr v. Fuchs, aus Luxemburg   Prof. MeyerS. und zu der schon vorher ., zu haben sind Außerdem werden ben frommen B-'u-hern des Meyer Katholikentages noch allerlei audere schöne Genus, e verh-.ß-n: ein großartige? Umzug, ferner ar°ß? R.tt°u att°nen' �Lch beleuchtet wird, Ml groDe Nestau. a.ionen errichtet, m betten bei großen Messen- Die Konservativen und die Litauer. Mit den Konservativen geht eS bergab. Deshalb bemühen sie sich besonders um die Schichten, die noch zu ihnen halten. Haupt- sächlich sind eS in Ostelbien die M a s u r e n und Litauer, die von den Julikern umschmeichelt werden. Während sie die Polen  am liebsten ausrotte» möchten, bekunden sie für die Litauer und Masuren   eine besonders große Lieb«. Am Sonntag hat bei Tilsit ein großes litauisches Fest und eine Litauer-Versammlung statt« gefunden, wobei eine ganze Schar konservativer Führer an- wesend waren. Hohe RegirrungLbeamte haben sich unter das litauische Volk begeben, und der eine, RegierungSrat Dr.Steputat, hat bedauert, daß eres in der litauischen Sprache noch nicht so weit gebracht habe, daß er einen längeren Vortrag halten könne. Aber das nächste Jahr werde es damit schon besser gehen. Mit welchen Mitteln die Litauer umworben werden, dafür folgendes Beispiel: Der genannte RegierungSrat bat auf dem Fest geschildert, wie die Litauer Deputation beim Kaiserjubiläum empfangen worden sei. Sie sei unter den Hunderten von Deputationen als Nummer 13 vor dem Kaiser erschienen, und ob- wohl es angesagt gewesen sei, keine Reden zu halten, habe vor ihm der Erzbischos von Köln   eine längere Ansprache gehalten, und da habe er, der RegierungSrat Steputat, sich gesagt, wa» ein Bischof könne, könne ein Litauer ebenfall» und deshalb habe er oie Adresse der Litauer dem Kaiser mit kurzen Worten überreicht. Der Kaiser habe über das ganze Gesicht gelacht, die Deputation zur Galavorstellung eingeladen, und er habe auch eine Einladung zum Diner erhalten. Da ha�e es gut zu esten gegeben und jeder Gast habe ein Gläschen Tokaier von 1853 bekommen, der wie Oel   durch die Kehle gegangen sei. Obwohl jeder Gast nur ein Gläschen er- hielt, habe er den Diener gebeten, ihm noch ein zweites GlaS zu holen, und er habe ihm wirklich noch eins gebracht. Er als Litauer sei der einzige gewesen, der zwei Gläschen bekommen hätte. Aus diese Weise versuchen die konservativen Herren auf die litauische Bevölkerung einzuwirken. Dr. Geigalat hat erklärt, durch »gute Politik' könne man dem Reiche Gotle» ebenso dienen, wie durch religiöse Versammlungen. Litauen   sei einst groß und mächtig gewesen, und in letzter Zeit hätten sich Männer gefunden, di evre litauische Nation zu neuem Leben entfachten. Er habe seit zehn Jahren alle»«ingesetzt, um den Religionsunterricht in der Schule für die litauischen Kinder in litauischer Sprache zu erhalten. Da die Litauer zum Teil konservativ wählen, hat man nicht» dagegen, daß in Gegenwart hoher Regierungsbeamter von einer »Iltauischen Nation' und ihrer einstigen Größe und Zu- kunft geredet wird. Den Polen   werden dagegen solche Aeußerungen schwer angerechnet._ üngam, Magyarische Wahlfitteu  . Die Budopester»Volksstimme' kennzeichnet das Wesen der Magyarenkultur folgendermaßen:Ungarischer Paprika, ungarische Witze, Prostituierten, Auswanderer, Parlamentsskandale mit Militär, Gendarmerie, Korruption, ungarische Wahlen, der Desy-LukacS« Prozeß, TiSza, die Araber Wahl und nun als Krönung dieser echt ungarischen Spezialitäten: die Wahl in Berettyoujfalu. Das Komitat liegt im Osten des eigentlich magyarischen Gebietes. Und die Wahl zeigt, wie TiSza in den asiatischen Wahlmethoden seinen Vorgängern überlegen ist. Der Wahlbezirk ist stark oppo> sitionell. AlS daher der Regierungsabgeordnete Ertsey abdanken mußte, weil seine den landesüblichen PanamiSmuS übersteigenden Geschäfte allzu offenkundig geworden waren, schien der Sitz der Regierungspartei verloren. Hören wir, wie er gerettet wurde.»Oer Bezirk stand schon seit einigen Tagen im Belagerungszustande. Einzelne oppositionelle Ab- geordnete, die für den Kandidaten der Unabhängigkeit» Partei agitieren wollten, wurden kurzerhand ausgewiesen. Dem Grafen Karolyi wurde mit Verhaftung gedroht, wenn er es wagte, für Baiogh zu agitieren. Der Opposition wurde die Benutzung von Automobilen untersagt. Vier ihrer Kortesche(Agitatoren) wurden verhaftet. Der Wahlakt selbst wurde unter Assistenz von zwei Kompagnien Militär, 300 Husaren und 750 Gendarmen voll« zogen.' Die Versammlungen der Opposition wurden verboten. ihre Plakate konfisziert. Trotzdem waren die Aussichten de» ReglcrungSkandidaten schlecht. So mußte daS letzte Mittel wirken: bares Geld! Im ganzen wurden 960 Regierungsstimmen abge- geben. Ausgegeben wurden dafür rund 150 000 Kronen. Ein rumä- nischer Pope   mit 51 Wählern trat für die Regierung ein, nachdem er 2000 Kronen für seine Kirche und für jeden Wähler 50 Kronen erhalten hatte. Als nachmittags der Opposinonelle noch einen Vor- sprung hatte, stieg der Preis eine« Wählers bis auf 300 Kronen. Dies alles und die Hilfe der Toten: die Verwendung von Wahl« legittmationen gestorbener Wähler brachten schließlich denSieg': 930 gegen 939 trotz alledem abgegebener OppositionSstr.amen. Eine durch Vergewaltigung, Korruption und alle denkbaren Wahlmiß- bräuche ergatterte Mehrheit von 21. Ein Beweis, wie sehr die TiSza-Politik beim Volke in Wahrheit abgewirtschaftet hat aber auch, was sich diese« Volk alles noch bieten läßt. China  . Der Zusammenbruch deö AnfstaudeS der Südproviozeu. Hongkong  , 4. August. Die kantonesische» Truppen haben in Jntong gemeutert und ihren Befehlshaber getötet. Die Unobhängigkeitsproklamation wurde darauf aufgehoben und Kapitän So als Nachfolger TichangmingwingS zum Generalgouverneur er- nannt. Die Einwohner gaben ihrer Freude über dieses Ereignis lebhasten Ausdruck. Tschangmingwing verließ in Verkleidung Kanton und begab sich auf einem englischen Dampfer nach Hongkong  . ffochricbtcn. Von der Friedenskonferenz. Bukarest  , 5. August.  (W. T. B.) Die heutige Sitzung der Friedenskonferenz begann um 4 Ilhr. Nachdem das Protokoll der gestrigen Sitzung verlesen und gezeichnet war, nahm Minister- Präsident V e n i z e l o s das Wort, um der Konferenz eine De- pesche König Konstantins bekanntzugeben, in welcher der König mitteilt, daß ein militärischer Parlamentär der Bulgaren   den griechischen Vorposten die mögliche Wiederaufnahme der Feindselig- leiten noch für heute angekündigt habe. Die bulgarischen Tele- gierten Tontschew und Fitschew erklärten, keine Kenntnis von dieser Tatsache zu haben, die nur durch einen Irrtum oder durch falsche Uebermittelung der Stunde, mit welcher der neue Waffenstillstand begann, entstanden sein könne. Ministerpräsident MajoreScu verlas sodann eine Verbalnote der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika  , in welcher der Wunsch ausge- drückt wird, man möge in den Bukarester   Vertrag eine Bestimmung aufnehmen über die volle Freiheit der bürgerlichen und religiösen Rechte der Teile der Bevölkerung, die nun von einem Lande ge- trennt und einem anderen einverleibt würden. Der Präsident bemerkte, daß dieS schon Staatsrecht bt jedem der beteiligten Länder sei. Die Chefs aller Misstonen stimmten dem zu, daß«S überflüssig sei, eine besonder« Klausel darüber im zukünftigen Vertrag in Erwägung zu ziehen. Der Präsident der Konferenz richtete sodann an alle beteiligten Länder den dringenden Appell, ihre gegenseitigen Abmachungen schnell zu beendigen, denn es sei unerläßlich, daß sich die Konferenz von morgen an mit kon- kreten Fragen beschäftige, da der vor der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten noch zur Verfügung stehende Zeitraum eine weitere Vertagung der Lösung nicht gestatte. Nachgiebigkeit der Griechen und Serben. Bukarest  , 5. August.  (Meldung des Wiener k. k. Tel.-Korr.- Bureaus.) Die gestrigen und heutigen Sonderberatungen der ein- zelnen Delegationen untereinander brachten keine solche Annähe- rung der Standpunkte der Verbündeten und der Bulgaren  , daß eine Festsetzung der Grenze auch nur in den Hauptzügen erfolgt wäre. Die Griechen sind allerdings in ihren Forderungen bi» zum Mestafluß«nd die Serben bis zur Wasserscheide der Struma«nd Begalniha zurückgegangen, doch genügt dies den Bulgaren   nicht. Man nimmt an, daß die Bulgaren   ihrerseits ihre Forderungen insofern einschränken, daß sie auf daS Gebiet westlich des Wardars und südlich von Dojran verzichten, dagegen ihre Ansprüche auf den Golf von Orphons und Kawalla mit Hinterland aufrecht erhalten. Londoner   Optimismus. London  , 5. August.  (W. T. B.) Wie daS Reutersche Bureau erfährt, sind Londoner   Balkankreise allgemein der Ansicht, daß Bi:l- garien in den Hauptpunkten den Verbündeten eher nachgeben, als daß«s sich der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten nach dem Auf- hören deS Waffenstillstandes vom nächsten Freitag an aussetzen würde. Was die Haltung der Türkei   anbetrifft, so� versichern ge- wiffe Kreise, daß die Pforte wissen ließ, sie würde nicht darauf bc- stehen, Rdrianopcl trotz deS Widerstandes der Großmächte z« bc- halten. Man müsse vielmehr in der Haltung der Türkei   einen Ver- such sehen, das Prestige der ottomanischen Armee wieder herzu- stellen und sich von Europa   finanzielle Konzessionen gewähren zu lassen. Die Türken würden, wenn sie erst einmal das erreicht hätten, wahrscheinlich dem diplomatischen Druck weichen und sich hinter die Linie EnoS-Midia zurückzuziehen. Englands Seepolitik. London  , 5. August.  (W. T. D.) Im Oberhaus lenkte Carl of Selborne die Aufmerksamkeit auf die S e e p o l i t i k der Regierung. Er beklagte sich darüber, daß die Ueberlegenheit von 60 Proz. nicht beibehalten worden sei, da 1915 Deutschland   26 DreadnoughtS haben würde, während Großbritannien   ausschließlich der Schiffe der Dominiens 39 haben würde. Die Ueberlegenheit um 50 Proz. werde für die heimische Verteidigung allein er- fordert, und im Mittelmeer   müßte man sich daher auf ein oder zwei Schiffe der Dominiens aus dem malayischcn Archipel und von Neuseeland   mit möglicher Ergänzung durch die Dreadnoughts »Lord Nelson  ' und..Agamemnon  ' verlassen; im Mittelmeer   stünden aber jedenfalls 13 italienische und österreichische Schiffe gegen diese 4 Schiffe. ES bestünde aller Grund zu glauben, daß Oestereich- Ungarn   und Italien   ihr Schisfsbauprogramm erweitern würden, so daß 1916 ihre Seekräfte noch bedeutender sein würden. Wenn sich dies unglücklicherweise als wahr erwiese, so würde die Lage Großbritanniens  , so gefährlich sie schon 1915 wäre, 1916 noch ge- fährlicher und kritischer sein. Lordgroßkanzler H a l d a n e erwiderte, was da» relative Ver- HSltniS Großbritanniens   zu Deutschland   anginge, so würde Deutsch  . land erst im zweiten Vierteljahr deS FahreS 1916 26 Dreadnoughts haben und Großbritannien   hätte dann 43. In der Zwischenzeit würde Großbritannien   die Ueberlegenheit um 50 Proz. in den heimischen Gewässern mit einem Ueberschuß aufrechterhalten. Eine wirkliche Schwierigkeit ergebe sich bei Betrachtung der Lage tm Mittelmeer  , weil England mit der Möglichkeit zu rechnen hätte, daß die Flottenbestände von Oestcrreich-Ungarn und Italien   sich veränderten. Die gegenwärtigen Flotten der Welt sind verteilt. Wir haben keine Bündnisse, aber ich gebe zu, daß sie bei ihrer Be- rcchnung die Gruppierungen nicht ausschließen können, welche vor- aussichtlich in Zukunft sich bilden werden. Unsere Beziehungen zu den Ländern, die zu der anderen Gruppe gehören, sind freund- schastltchster Art, und ich hoffe, daß sie freundschaftlich bleiben werden. Ich glaube, daß bei den einzelnen Gruppen die Neigung besteht, sich enger zusammenzuschließen, und wenn sie auf Grund dieser Gruppierungen Berechnungen anstellen wollen, so kann ich nicht unerwähnt lassen, daß Frankreich   im Mittelmeer   eine Flotte hat, die beinahe so groß ist als die vereinigten Flotten von Oester- reich-Ungarn   und Italien  . Wenn Sie in Ihre Berechnung die Tat- fache einbeziehen, daß wtt in den freundschaftlichsten Beziehungen mit Frankreich   stehe,» und daß Frankreich   im Mittelmeer   eine machtvolle Flotte hat, so haben Sie eine Ätnation, die nicht als unbefriedigend bezeichnet werden kann. Ein Tunnel unter dem Kanal. London  , L. August. Ministerpräsident A s q u i t h hat heute nachmittag eine Abordnung von Parlamentariern aus allen im Unterhause vertretenen Parteien empfangen, die sich für den Plan einer Untertunnelung des Ka- n al« aussprachen. Nachdem er auf den Widerstand hinge- wiesen, den bisher die Regierung dem Projekt entgegengesetzt habe, gab Asquith   zu, daß jetzt neue Gesichtspunkte vorlägen; das aussichtsvollste und in mancher Beziehung wichtigste sei die Errichtung einer festen, unverrückbaren rundlageindenBeziehungenGroßbritan- Niens mit Frankreich  . Die Regierung habe dem Gegenstande stets Beachtung geschenkt, sie würde auch jetzt mit UnVoreingenommenheit an den Plan herantreten ittch ihn einer eingehenden Prüfung unterziehen.