Der Papst Pius X. hat darauf ein sogenanntes„huldvollesAntwortschreiben" erlassen, worin er nicht nur das Streben nachder Aufhebung des Jesuitengesetzes gutheißt, sondern indirekt auchden Katholikentag anweist, gegen die„Gefangenschaft" des Papstesim Vatikan, das heißt für die Wiederherstellung des Kirchenstaateszu demonstrieren. So heißt es in seinem Schreiben:„Der nun auf dem Erdkreise Jubelfeste abgehalten werdenzur Feier des Friedens und der Freiheit, die der Kirche durchgöttliche Fügung von Konstantin geschenkt worden sind, so nimmtes in Anbetracht euerer Liebe zur Kirche, unserer Mutter, nichtwunder, wenn in eueren Versammlungen dieser unvergeßlichenTat in begeisterter Weise gedacht wird. Mit Recht wollt ihr, daßdiese Erinnerung nicht auf eine leere DankeSfcier hinauslaufe,sondern daß sie eure Gedanken aus der Vergangenheit auf dieGegenwart lenke und euren Eifer, zum Wohle der Kirche zu ar-Veiten, anfeuere. Da ihr demnach, wie jederKatholik,lebhaft bedauert, daß euer oberster Seeleu Hirtauch heute noch in einer gewiß nicht lvürdigenLage sich befindet, so seid ihr entschlossen, vonneuem mit Nachdruck zu verlangen, daß derrömische Oberhirt endlich wieder in den Besitzder vollen Freiheit eingesetzt werde, die seineso hohe Würde und da? Amt des gemeinsamen Vatersder katholischen Völker erheischt. Es entspricht fernereurem mannhaften Sinne, eure Aufmerksamkeit darauf zulenken, daß die Kirche von den Fesseln, die sie hemmen,befreit werde. Bei diesem Bestreben gefällt uns besonders dasVersprechen, mannhaft dafür eintreten zu wollen,daß den religiösen Orden und Kongregationenzum Nutzen des christlichen Volkes die Freiheit,Niederlassungen zu gründen und ihre Tätigkeitzu entfalten, durch das Gesetz gewährt werdeund daß die natürlichen und unveräußerlichen Rechte der Kirche inden öffentlichen Schulen nicht verletzt werden."Damit die Beteiligung an der Kirmes in Metz nicht allzu sehrhinter der früherer Katholikentage zurücksteht, hat man veranlaßt, daßaus fast allen Teilen Deutschlands, bis nach Schlesien hin,> Deputationen nach Metz abgesandt werden, ebenso aus dem Aus-lande, namentlich zahlreich aus Luxemburg und Belgien. Nichtweniger als 82 Sonderzüge sind eingelegt, um den zu erwartendenMassenverkehr aus der näheren und weiteren Umgebung bewältigenzu können, und die Zahl der für den Festzug am Sonntag vonauswärts bereits angekündigten Einzelpersonen und Mitgliederkatholischer Vereine hat die 25 000 bereits erheblich überschritten.Hotels und Privathäuser sind außerstande, alle Angemeldeten auf-zunehmen, so daß für Massenquartiere vorgesorgt werden mußte-Die Halle, in der die Hauptveranstaltungen stattfinden, ist denn auchmit einem Kostenaufwand von rund sechzigtausend Mark hergerichtetworden und bietet Raum für sechs- bis siebentausendPersonen, abgerechnet die zahlreichen Nebenräume.Nochnials der Handwerks- und Gewerbekammcrtagin Halle.In Ergänzung unseres gestrigen Berichts über die Verhand«lungen des 15. Deutschen Handwerks- und Gewerbckammertages inHalle wird uns von dort geschrieben:Die nicht gerade reichhaltige Tagesordnung bot im ganzenwenig Interessantes; nur das Referat des hannöverschen Handels-kammersyndikus Dr. Wienbeck über das Thema:„Schutz der Arbeits-willigen" verdient eine nähere Betrachtung. Der Referent skizziertezunächst die bisher zur völligen Knebelung der aufstrebenden Ar-dciterschast unternommenen Versuche und führte zum„Be-weise" der angeblich planmäßigen Vergewaltigung der lieben Ar-dcitswilligen die alten schonchundertmal richtiggestellten Terrorismus-geschichtcn an, womit er bei den Kongreßteilnehmern, die von einerTags zuvor nach den weltberühmten Sektkellereien von Kloß u.Förster in Freyburg(Ursprungsort der Sektmarke„Rotkäppchen") der-anstalteten Spritzfahrt noch in Sektstimmung waren, großen Beifallfand. Den frivolen Tarifbruch, den die Unternehmer kürzlich inMühlhausen begangen haben, suchte er den Arbeitern in die Schuhezu schieben, wie er auch den Streikbrecher, der in Frauendorf beiStettin einen Streikenden meuchlings niederstach, in Schutz nahm.Bei dem Bergarbeiterstreik im Ruhrrevier, der über 2000 Prozesseim Gefolge hatte, seien, so erzählte er, die Streikenden so brutalvorgegangen; daß sogar der Minister des Innern mit Püffen bedachtworden sei. Dieser Streik sei die eigentliche Ursachezu der Eingabe an die Reichsregierung gewesen.Mehr wie die Industrie habe das Handwerk Veranlassung, Abstellungder nach raffinierten Methoden geschaffenen Zustände zu fordern.Der Handwerksmeister, der nicht über Großkapital verfügen könne,sei hilflos den Machenschaften der Organisationen ausgeliefert.Der Arbeiter sei geschützt durch seine Kassen, aber die Arbeitgebervertröste man auf die Reform des Strafgesetzbuches, die vielleichterst 1920 zu erwarten sei. Besonders müsse gegen die Arbeiterpressevon Gesetzeswegen mit aller Schärfe vorgegangenwerden. Zu der wüsten Preßagitation komme noch die Agitationdurch Flugblätter usw. Ein Schutz gegen solche Rechtsvergewaltigungbestehe nicht. Deshalb muffe gefordert werden, daß der§ 153aus dem Gewcrbegesetz herausgeschafft und durchein Sondergesetz das Arbeiterrecht auf eine ganzklare Grundlage gestellt werde.Redner erörterte dann die einzelnen Punkte der von der Hand-werkskummer Hannover vorgelegten Resolution. Eine der wirk«sam st en Waffen sei die Arbeiterpresse. Wenn der inder Resolution unter Punkt 3 angeführten Forderung stattgegebenwürde, dürfte der Boykott ausgeschaltet sein.Die schöne Rösolution lautet:„Der 15. Deutsche Handwerks- und Gcwcrbekammertag zuHalle a. S. richtet an die deutschen Bundesregierungen undParlamente die dringende Bitte, einen wirksamen gesetzlichenSchutz gegen den zunehmenden Mißbrauch desKoalitionsrechtes zu schaffen. Dieser Mißbrauch wird be-sonders dem Handwerk gegenüber durch willkürliche ArbeilScin-stellnngeu, verbunden mit Tarifbruch durch Koalitionszwang, Be«drohung Arbeitswilliger, öffentliche Verleumdung von Arbeitgebern,Ueberwachung der Betriebe, immer häufiger ausgeübt und führtzu schweren wirtschaftlichen Schädigungen vieler Handwerksmeister.Dazu kommt die Taktik mancher Berufsverbände, einzelne Hand-Werksbetriebe durch die Presse und mit Unterstützung bestimmterBevölkerungsschichtcn zu b o y k o t ti e r e n und sie durch Androhungdes wirtschaftlichen Ruin-5 den willkürlichsten Forderungen geneigtzu machen....Der 15. Deutsche Handwerks- und Gewcrbckaminertag hältes daher für dringend geboten, d a S mit dem gewerblichenArbeitsverhältnis verbundene Koalitionsrechtunter ein Sondergesetz zu stellen, ähnlich wie eSzum Schutz der Bausorderungen oder des unlauteren Wettbewerbesauf anderen Wirtschaftsgebieten geschehen ist. Das Gesetz sollnicht nur Rechte und Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmerund ihrer Verbände den tiefgreifenden sozialen und wirtschaftlichenVeränderungen der letzten Jahrzehnte anpassen, sondern es soll auchHandhaben bieten, den einzelnen Arbeitgeber undArbeitnehmer schnell und erfolgreich gegen dieUe b e r sp a n nun g d e s 5lo a l i t i o n s r e ch t c ö zu schütze n.Als solche Handhaben toimnen im Interesse des Handwerksin Betracht:1. Berufs vereine fürungerechtfertigte Wirt-schaftliche Schädigungen materiell haftbarzu machen;2. das Streikpostcustchen zu verbieten;3. alle öffentlichen Maßnahmen zu verbieten,die, anknüpfend an das gewerbliche Arbeitsverhältnis, dazudienen, Ansehen oder wirtschaftliches Fortkommen von Arbeit«gebern und Arbeitnehmern willkürlich zu beeinträchtigen. Zudiesen Maßnahmen gehören besonders Bekannt-machungen durch Flugblätter. Anschläge,öffentliche Versammlungen oder durch dieTagespress e;4. den Handwerker-Jnnungen zu gestatten, Arbeitsverein«barungen nur durch Vermittelung der Gesellenausschüsse ab-zuschließen;5. den gewerblichen Korporationen Klage« und Anzeige-recht bei Uebertretungen des Gesetzes zu geben.Außerdem stellt der Deutsche Handwerks- und Gewerbe-kammertag den gesetzgebenden Korporationen dringend anheim,das Gesetz im Jnleresse des gesamten Mittelstandes auch aufdie Boykott fälle auszudehnen, die mit politischenoder kommunalen Wahlen zusammenhängen."In dieselbe Kerbe hieb auch der. frühere Gewerkschaftler, jetzigekonservative Reichstagsabgeordnete Malkewitz« Stettin, der vonder Regierung sagte, sie säße mitsamt dem Reichstag hier auf derAnklageblank, weil sie die Zügel habe schleifen lassen. Wenn sie dieBestrebungen der Mittelständler nicht kräftig unterstütze, mache siesich mitschuldig an den schädlichen Folgen, die sich aus dem Terrorismus der Sozialdemokratie ergeben würden.Der Vorsitzende der Handelskammer zu Harburg, ObermeisterLampe, forderte, daß die B o y k o tt v ersu ch e gesetzlich be-kämpft werden.Zum Schluß wurd» die vorgelegte Resolution einstimmigangenommen.__Verstaatlichung des Mesothoriums.Wir hatten kürzlich auf den Wucher hingewiesen, der mit demneuen Heilmittel gegen die Krebskrankheit, mit dem sogenanntenMesothorium, getrieben wird, und in Anknüpfung daran die Forde-rung gestellt, daß der Staat eingreifen und dieses Mittel im Juter-esse der schwerleidenden Krebskranken und der Volksgesundheit demwucherischen Privatbetrieb entziehen möge. Jetzt weist auch dieklerikale„Köln. VolkSztg." auf die wüste Preissteigerung diesesMittels durch die Privatspekulation hin und fordert, obgleich siesonst gut kapitalistisch denkt, die Verstaatlichung der Herstellung unddes Vertriebes des Mesothoriums.Sie schreibt:„Es ist bekannt geworden, daß die Firmen, welche Mesothoriumgegen KrebS erzeugen, die Preise dieses Heilmittels möglichst hochhalten. Ja, es soll sich schon ein Trust gebildet haben, der zwarunter harmloser Flagge segelt, in Wirklichkeit aber wohl nichtsBesseres sein wird als alle die anderen Konventionen und Trusts, dieauf eine Beherrschung des Marktes und damit auf eine den Konsumschädliche Preisstellung abzielen. Man denke sich nun: Da wird einMittel erfunden, mit dem man einem der ärgsten Feinde desMenschengeschlechts auf den Leib rücken kann, der Erwerb diesesMittels ist aber von dem Belieben einiger Privatfirmen abhängig.Das heißt denn doch alle Begriffe von Kultur und Menschlichkeiteinfach auf den Kopf stellen. Wahrscheinlich wird sich demnächstauch die Aktienspekulation dieser neuen Gewinnchancen bemächtigen,und wir loerden wieder, wie nach der Entdeckung des Mittels gegendie Syphilis, das erhebende Schauspiel erleben, daß der Spekulanten«geldbcutel fich mit Profiten füllt, die man dem Menschenelend ab-geknöpft hat. Gegen solche Ungeheuerlichkeiten gibt es nur eine Maß-nähme: Der Staat muß sich unter allen Umständen die Alleinver-Wertung und den Alleinvertrieb von Präparaten sichern, die nach demUrteil eines zu bildenden Fachausschusses der kranken Menschheit Segenbringen können. Wenn je eine Verstaatlichungsforderung berechtigtwar, so gewiß diese. Es darf nicht geduldet werden, daß die Privat-industrie und die Effeftenspekulation der Gesundheit des Volkskörpersentgegenarbeiten, Staat und Volk haben daran gleichzeitig ein ganzaußerordentliches Interesse. Es macht absolut nickts aus, wenn derStaat Jahr für Jahr einige Millionen für den Erwerb derartigerMittel ausgibt, selbst wenn sich nachher herausstellt, daß die Hoff-uungen, die man an die Wirkung der Mittel gesetzt hat, sich nichtganz oder gar nicht erfüllen."_Ein würdiger Kompagnievater.. Thorm 14- August. fPrivattelegramm des„ V o r w.Der Hauptmann und Kompagniechef Arthur Köhler vom 173. In-fanterieregiment, der bereits im April dieses Jahres vom Kriegs-gericht wegen Mißhandlung und vorschriftswidriger BehandlungUntergebener in über hundert Fällen sowie wegen andererVergehen zu sechs Monaten F e st u n g S h a f t verurteiltworden ist. wurde heute in einem neuen, durch den ersten Prozeßveranlaßten Verfahren, ferner wegen vorsätzlicher MißhandlungUntergebener in Ausübung des Dienstes unter Mißbrauch derWaffe in fünf Fällen zu vier Wochen Stubenarre stverurteilt.Oeftemicb.Endlich Reservistenentlassunge«.Wien, 14. August.(Eig. Ber.) Jetzt endlich sollen doch30000 Mann der beiden südöstlichen Korps entlassen werden.Der Kompagniestand in Bosnien bleibt aber auf 150 Mannerhöht und deshalb werden aktive und Reserve Mannschaftender im Innern des Reichs stehenden Truppen hingeschickt.Offenbar sott das dem ReichSrat die rteue Heeresvermehrungherauspressen.England.„Arbeitervertreter."London, 13, August.(Eig. Ber.) Eine eigentümliche Situationist in dem Wahlkreis Chesterfield entstanden, der im Parlament in den letzten Jahren von dem kürzlich verstorbenen Berg-arbeiterbeamten H a s l a m vertreten wurde. Ursprünglich hieß es,daß bei der kommenden Nachwahl sich Kandidaten der konservativen,liberalen und der Arbeiterpartei gegenüberstehen würden. Aberbald zeigte es sich, daß die Liberalen mit dem vorgeschlagenen Ar-beiterkandidaten ganz zufrieden waren. Dieser, der Bergarbeiter-beamte K e n Y o n, ließ sich zuerst von der lokalen Organisation derArbeiterpartei als Kandidat aufstellen. Dann ging der gute Mannhin und ließ sich auch von den Liberalen aufstellen. Das war denfortschrittlichen Elementen in der Arbeiterpartei jedoch zuviel. Sieprotestierten gegen diesen Arbeiterkandidaten und bewogen denParteivorstand, die Kandidatur Kenyons nicht zu genehmigen. Aberdiese Nichtgenehmigung stört den Kandidaten nicht im geringsten.Er fährt in seinem Wahlkampf fort, da er sich der Unterstützungseiner gewerkschaftlichen Organisation und der liberalen Partei er-freut. Voraussichtlich wird er auch gewählt werden, wenn ihm nichtin letzter Stunde noch ein sozialistischer Kandidat entgegentritt. Als-dann wären seine Aussichten nicht so sicher. Der«Labour Leader"schreibt zu der Angelegenheit:„Selbst, wenn der Kandidat eine un-zweideutige Unabhängigkeitserklärung abgäbe, würde er dennochdem Geiste und den Anschauungen nach ein Liberaler bleiben. Wirerklären gerade heraus, daß wir solche Leute nicht haben wollen;sie hindern uns mehr, als sie uns nützen. Chesterfield ist in Wirk-lichkeit nie ein Kreis der Arbeiterpartei gewesen. Herr Haslambediente sich der Wahlorganisation der liberalen Partei, und dielokalen Beamten der Bergarbeiter sind fast ohne Ausnahme Libe-rale. Die beste Politik, die wir verfolgen können, ist die, in demWahlkreis tzurch Propaganda und Organisation eine starke»nah-hängige Parteiorganisation aufzubauen, und wenn dann der KreiSunser ist, werden wir ihn durch unsere eigene Stärke und Anbstrengung gewonnen haben und denen nicht verpflichtet sein, dienicht mit uns sind."Dieser Zug nach rechts zur liberalen Partei zurück macht sichauch in anderen Wahlkreisen stark bemerkbar. So hat der Kandidatder Arbeiterpartei in Crewe(ein Eisenbahner), der das letzte Maleinen dreiseitigen Kampf auszukämpfen hatte und unterlag, inder letzten Zeit Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um dieLiberalen zu bewegen, ihm das Feld freizulassen. Daraufhin hatihm die Union der Frauenstimmrechtsgesellschaften, deren Wahl-Politik darin besteht, die Arbeiterparteiler gegen die Liberalen zuunterstützen, die Unterstützung entzogen. Alle früheren Versuche,in Großbritannien eine unabhängige Arbeiterpartei zu gründen,haben bekanntlich stets in dem großen Magen der liberalen Parteiihr Ende gefunden. Dieselbe Gefahr droht der bestehenden Ar<beiterpartei wieder in sehr akuter Form.Parlamentsschluß.London, 15. August. Das Parlament wurde heute miteiner Thronrede geschlossen, in der es u. a. heißt: Der kürzlicherfolgte Besuch des Präsidenten der französischenRepublik m meiner Hauptstadt war eine Quelle- großer Be«friedigung für mich, und die Sympathiekundgebungen, zu denen erden Anlaß gab, lieferten eine neue Gewähr für die Fortdauer herz»lichcr Freundschaft, welche die beiden Länder verbindet.Die Konferenz der Delegierten der Balkan-staaten begann ihre Sitzungen im Frühjahr und wurdesich über die Bedingungen des Friedensvertrags einig. Ichbedauere es sehr, daß die Feindseligkeiten der der«fchiedenen Nationaliäten einen neuen Kriegszustand schufen, der vonvielen bedauernswerten Zwischenfällen hegleitet war. ES ist be«friedigend, daß die Konferenz der Kriegführenden in Bukarest zueiner Beendigung der Feindseligkeiten führte, die hoffentlich einedauernde sein wird. Es gereicht mir zu großer Genugtuung, daßdie Großmächte fortgesetzt miteinander in Fühlung blieben und daßmeine Regierung alles getan hat, um den Austausch der Anschauungenund die Gemeinsamkeit im Vorgehen durch die Botschafter in Londonzu erleichtern. Der König wirft dann einen Rückblick aufdie Gesetzgebung in der vergangenen Sitzungsperiode und verwiesauf die Sudananleihe, die durch die kaiserliche Schatz«kammer garantiert wird. Er hoffe, daß die Anleihe nichtnur zu dem Gedeihen jenes Gebiets beitragen, sondern auch einezunehmende Versorgung für die britische Baumwollindustrie mitRohmaterial bewirken werde.26-/38. I. 706./91. 11.Bekanntmachung.In der Strafsache gegen den Rcidakteur Albert Wachs in Berlinwegen übler Nachrede hat die 11. Strafkammer des KöniglichenLandgerichts I in Berlin in der Sitzung vom 29. März 1912 fürRecht erkannt:.„Der Angeklagte wird wegen übler Nachrede zu einem— 1— Monat Gefängnis und in die Kosten des Verfahrens verurteilt. D-er«jemge Teil aller Exemplare der Nummer 100 des„Vorwärts",28. Jahrgang, vom Sonnabend, den 29. April 1911, welcher unter„Soziales" den Artikel:„Ins Elend mit schuldlosen Kindern!"enthält, sowie die zur Herstellung dieses Teils bestimmten Plattenund Formen sind unbrauchbar zu machen."Dasselbe Gericht hat in der Sitzung vom 3. Juni 1913 weitechhin für Recht erkannt:„Dem Königlichen Konsistorium der Provinz Brandenburg ft«Berlin und der Königlichen Negierung in Franlsurt a. O. als denamtlichen Vorgesetzten des beleidigten Pfarrers und Ortsschul-inspeltors Lehmann in Königswalde, und zwar jeder Behörde für;sich, wirb die Befugnis zugesprochen: �1. den verfügenden Teil des Urteils der Strafkammer 11 deSLandgerichts I in Berlin vom 29. März 1912 bis zu den Worten:„Platten und Formen sind unbrauchbar zu machen",ergangen auf Grund der tatsächlichen Feststellung,daß der Angeklagte am 29. April 1911 als verantwortlicher Re-dakteur der in Berlin periodisch erscheinenden Druckschrift:„Vor-wärts, Berliner Volksblatt, Zentralorgan der sozialdemokratischenPartei Deutschlands" durch den in der Nummer 100, 28. Jahrgangder genannten Druckschrift unter„Soziales" abgedruckten Artikel:„Ins Elend mit schuldlosen Kindern!" in Beziehung auf denPfarrer und Ortsschulinspektor Lehmann in Königswalde nichterweislich wahre Tatsachen behauptet und verbreitet hat, die ihnin der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet sind, undzwar öffentlich und durch Verbreitung von Schriften,2. den verfügenden Teil des gegenwärtigen Urteils binneneiner Frist von 1— einem— Monat nach Zustellung beider rechts-kräftigen Urteile an sie im Haupkblatte des„Vorwärts" und des„Neumärkisck�en Volksblattes" einmal aulf Kosten des Angeklagtenöffentlich bekannt zu machen.Die Kosten des Verfahrens werden, soweit über sie noch nichtdurch das Urteil vom 29. März 1912 entschieden fft, dem Auge«klagten auferlegt."Berlin, den 12. August 1913.Der Erste Staatsanwalt bei dem Landgericht l.Bus der Partei.Personalien. Von der Bezirksleitung Niederrhei», Sitz Elb er«fel d, wurde der Genosse Ernst D röner- Elberfeld als zweiterParteisekretär gewählt. Er tritt seinen Posten am 1. Oktober d. I.an. An diesem Tage tritt die Genossin Elfriede Gewehr, jetzt?frmi Merkel, wegen ihrer Verheiratung von ihrem Posten als Partei«ekretärin des Bezirks zurück.In die Redallion der„Volkszeitung" in Zittau tritt demnächstGenosse Georg Fuchs aus Bautzen als dritter Redakteur ein. Fuchswar bisher als Berichterstatter für die„VolkSzeitung" tätig.Hetzte Nachrichten,Der Aufstand in China.Schanghai, 15. August.(Meldung deS Reuterfchen Bureaus.)Die Truppen des Generals Changsun sind, wie gemeldet wird, beiNanking mit den Aufrührern handgemein geworden und haben dettPurpurberg erobert, welcher die Stadt beherrscht. In Nankingsollen einige Plünderungen vorgekommen sein, jedoch ist fremdesEigentum nicht berührt worden. Die Truppen FengkuachangS, diedrei Meilen nördlich von Pukou zusammengezogen sind, haben denFluß noch nicht überschritten, eS wird nicht erwartet, daß Nankingernstlich Widerstand leistet.Unterstützt Japan den chinesischen Aufstand?Peking, 15. August.(Meldung des Reuterfchen BureauS.) Hiernimmt die Ueberzeugung zu, daß die Japaner den Aufrührern bei-gestanden haben und noch beistehen, indem sie sie mit Geld undWaffen unterstützen. Man hat die Empfindung, daß die japanischeRegierung, wenn sie es gewollt hätte, verhindern konnte, daß ja-panische Untertanen sich in Chinas Angelegenheiten mischten.Schwerer FliegerniifaK.Leipzig, 15. August.(W. T. B.) Heute abend stürzten auf demLindentaler Flugplatz der Flieger Nömpler und sein BegleiterDiplomingenieur Rlltgers aus Aachen infolge einer heftigen Bö«mit ihrem Flugzeug aus einer Höhe von 10 Metern ab. DieMaschine ging m Trümmern. Nömpler erlitt Hautabschürfungenynp Verstauchungen, während Rütgers seinen Tod fand,