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Kartelle und Gewerkschaften.

Von Dr. Adolf Braun  .

Wir

Die große Organisation des Unternehmertums, die in dem| tum alles aufbieten zu können, was mittelbar und unmittelbar Zentralverband Deutscher Industrieller einen bedeutsamen Ausdruck auf die Unternehmer einzuwirken vermag. Wie hat man noch findet, beschränkt sich schon seit altersher nicht auf die Durchsetzung vor kurzem gespottet über den Massenstreit der Arbeiter, über den bon wirtschaftlichen Zielen. Der Zentralverband muß Politik treiben Generalstreit; aber jeder Gewerkschafter rechnet heute mit der Zwei Erscheinungen, aufs innigste verknüpft und sich gegen- und hat immer Politik getrieben. Die Mitteilungen und sonstigen Drohung der Massenaussperrung, der Generalaus­feitig bedingend, kennzeichnen den Stand unserer wirtschaftlichen Schriften des Zentralverbandes deutscher Industrieller zeigen uns sperrung. Vielleicht werden wir im Deutschen   Reiche früher Entwickelung und damit auch unsere politischen Zwiftigkeiten und die ununterbrochene Stellungnahme zu Fragen des öffentlichen zu den großen gewerkschaftlichen Massenstreits gezwungen werden, fulturellen Errungenschaften: die Organisierung und die Lebens. Während die großen Unternehmer und die ihnen will- als politische Massenstreits verwirklicht werden. In dem Kampfe Konzentrierung. fährigen Organe der öffentlichen Gewalten nach Auflösungsgründen mit einem aufs höchste konzentrierten Unternehmerwillen, der mit Alles organisiert sich, überall sehen wir das Individuum zurüd- für die Gewerkschaften suchten, wenn sie sich mit öffentlichen An- der Massenaussperrung droht, in dem Kampfe gegen ungeheure treten. Will es nicht zugrunde gehen, nicht aussichtslos den Kampf gelegenheiten befaßten, haben die großen Organisationen des Koalitionen, wie sie nun den Arbeitern nach dem Muster der aufnehmen, so muß es sich eingliedern in Gemeinschaften, in Unternehmertums, die Kartelle, ebenso wie die Arbeitgeber- amerikanischen Unternehmerverbindungen, im Stahlwerksverband, Kollektivitäten. Alle organisieren sich, der Richter und der Lehrer, bereinigungen, immer Einfluß auf die öffentlichen Angelegen- im Rheinisch- westfälischen Kohlensyndikat, in den Unternehmerber­der Detailhändler und der Großhändler, der Arbeiter und der heiten genommen, so bei jedem Versuche, Arbeiterschutz- einigungen der Glas- und keramischen Industrie, in der Spiritus Unternehmer. Selbst der größte Unternehmer sieht sich genötigt, gejebe einzuführen, so in allen Entwickelungsstadien der zentrale und in ähnlichen existierenden und wieder werdenden sich einzugliedern in die nach der privaten Monopolisierung seines Arbeiterversicherung, so bei der Verhinderung der Durch- Vereinigungen entgegentreten, müssen wir mit Kämpfen dieser Industriezweiges strebende Gemeinschaft. So entstehen, abgesehen führung der kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar 1890, jo Art rechnen. Wir müssen auch damit rechnen, daß, wenn nach von den anderen Ursachen rein wirtschaftlicher Art, die Kombina- bei der Niederringung des Freiherren von Berlepsch, des Ver- dem Wunsche des Königs von Sachsen   und des Zentralverbandes tionen und Fufionen, die Monopolisierungen ganzer Industrien und treters dieser Sozialpolitik, so natürlich bei allen ollpoli- Deutscher Industrieller Beschränkungen des Koalitionsrechtes vom Industriegruppen, wie wir sie trotz allen Widerstandes von Gesell- tischen Maßnahmen, so auch in dem Streben, das Reichstage gefordert werden, daß dann der gemeinsame Abwehr­schaft und Staat in den amerikanischen   Trusts zur Riesen- preußische Wahlrecht zu erhalten und eine demokratische wille der Arbeiter zu bisher nur diskutierten, aber nicht an­macht erwachsen sehen. Wir sahen das Hinübergreifen dieser Wahlreform überall zu verhindern. Immer weiter geht dieses gewandten Kampfesformen führen kann. amerikanischen Trusts nach Europa  , nicht nur in den Zigaretten- Streben des großen Unternehmertums. Wir sehen heute, daß Aber zu unserem Troste erwächst der konzentrierten Unter­fabriken, wir sahen amerikanische Kohle im Mannheimer Hafen   es auch auf die kommunalpolitischen Angelegen nehmermacht immer fräftigere Gegnerschaft aus dem mit der deutschen   Kohle in Wettbewerb treten, wir wissen, daß das heiten maßgebenden Einfluß zu gewinnen sucht. So hat der tonzentrierten Willen des Proletariats. Deutsche Reich den Kampf aufzunehmen versucht gegen den Stan- Syndikus Dr. Zahnbrecher in der Deutschen Arbeitgeberzeitung eine sehen heute die großen Gemeinschaften der organisierten Unter­dard Oil Trust, gegen die private Monopolisierung der Petroleum lange Reihe von Artikeln veröffentlicht über die Schaffung von nehmer, und die organisierte Arbeiterschaft gegeneinander stehen. industrie, die in Rockefeller   in Amerika  , in den europäischen   Roth  - Unternehmerfartellen zur Durchsetzung der Unternehmerinteressen, Da mag sich mancher ein Bild vorgaukeln, daß so wie im Tarif­schilds ihre sichtbaren Häupter haben. Aber weit wichtiger für zur Machtlosmachung der proletarischen Vertretungen in den ge- vertrage, den die baugewerblichen Arbeiter abschließen, sich auch unsere wirtschaftliche Entwickelung, als die Fernwirkung der meindlichen Körperschaften. Vereinbarungen zwischen diesen höchsten Geschlossenheiten der amerikanischen   Trusts ist die ähnliche, aber durchaus selbständige Die ganze Haltung der Unternehmerorganisationen belehrt uns Unternehmerkraft wie der Arbeitermacht ergeben können. Aber Entwidelung in Europa   und nicht zuletzt im Deutschen   Reiche. über den unzerreißbaren Zusammenhang mirt- wir glauben, das sind JIIusionen, die auch Illusionen bleiben schaftlicher und politischer Aktionen. Die Unter- werden, wenn diese beiden Mächte noch größer werden. Die Unter­Diese höchste Konzentrierung fapitalistischer Macht hat ihre nehmer verzichten heute auf die Vorteile der Arbeitsteilung im net.лer vermögen nicht, selbst, wenn ihnen die Arbeiter dauernden Vorläufer in mannigfachen Vereinigungen des Unternehmertums, öffentlichen Leben. Wir sehen hier die wirtschaftlichen Frieden, Berzicht auf ihre letter. sozialistischen Ziele versprechen die zum Teil engeren wirtschaftlichen Zwecken wie der des Einkaufs, Organisationen direkt politischen 3weden worten, die Gegenleistung zu gewähren, daß alle Arbeiter der der Abmachung über Preise und Lieferungsbedingungen, über dienen, weil der politische Ausdruck des Unternehmertums den Gegenwart und der Zukunft stets beschäftigt und befriedigend ente Zahlungsübungen und dergleichen dienen; zum Teil erklärt sich Widerstand der Arbeiter niederringen soll, weil aus dieser Nieder- lohnt werden würden. Das ist unmöglich, und deshalb wird diese die Konzentrierung der Unternehmermacht durch die gemeinsame ringung die ausschließliche Bestimmung von Arbeitslohn und Hoffnung der Generalisierung des Tarifvertrages, einer gegen­Stellung der Eigner der Produktionsmittel gegen die Arbeiter- Arbeitszeit, wie sonstiger Arbeitsbedingungen durch die Unter- feitigen Garantierung gewährter Unternehmer-, wie gesicherter organisationen. Selbstverständlich beabsichtigen die Unternehmer, nehmer erwachsen soll. Die Unternehmer treiben Politik aus wirt- Arbeiterinteressen unmöglich sein. Immer werden die Arbeiter den Preis der Ware Arbeitskraft so tief wie möglich zu halten schaftlichen Gründen und ihre Politit soll ihnen die wirtschaftlichen fühlen, daß der Unternehmer reicher wird durch ihre Ausbeutung. und den Arbeitern vor allem die Möglichkeit der Vereinigung zu Vorteile schaffen. Werden die Unternehmer unsere Stadtverord- Immer werden die Unternehmer das Gefühl haben, daß sie noch nehmen, die schon dem Einzelunternehmer gegenüber, aber natür- netenversammlungen und andere gemeindliche Körperschaften be rascher ihre Reichtümer steigern könnten, wenn sie die Arbeiter­lich in höchst gesteigertem Maße dem foalierten Unternehmer gegen- herrschen, dann werden sie den paritätischen Arbeitsnachweis ver- organisationen vernichten würden. Deshalb wird es niemals über die einzige Voraussetzung zur Erhaltung oder Erhöhung der nichten zugunsten der ausschließlichen Unternehmernachweise, und dauerndes Ziel der Arbeiterbewegung sein können, einen Ausgleich Löhne bildet. Das gleiche Unternehmertum, das die höchsten Er- jeden Einfluß der Gemeinden auf die allgemeine Lohnhöhe unter- von Unternehmer- und Arbeiterinteressen herbeizuführen. Deshalb folge durch die reine Organisation erlangt hat, dieses gleiche Unter- brücken, in dem sie eine bessere Bezahlung der städtischen Arbeiter wird der Widerstreit der Interessen von Arbeit nehmertum, das naturgemäß weit größere Kraft hat wie die verhindern werden. Ueberall wird ihre politische Tendenz bestimmt und Kapital die ganze Geschichtsperiode der Arbeiterschaft, das sich alle Vorteile durch die Monopolisierung in sein durch das Streben, die Arbeiterorganisationen machtlos zu tapitalistischen Produktionsweise beherrschen. Produktion und Absatz zuschanzt, dieses Unternehmertum will die gestalten und ihren Einfluß auf die Lohn- und Arbeitsbedingungen Arbeiter verhindern, sich zu organisieren. Je weiter dieses Unter- zu vernichten. nehmertum in der Konzentration vorgeschritten ist, je mehr es sich

dem privaten Monopol in der Produktion und im Vertriebe Amerika  , wo der Stahltrust die Organisation der Metallarbeiter Schweinepriefter der öffentlichen

genähert hat, desto schroffer wirkt es gegen die organisierte Arbeiter schaft, desto mehr seht es seine ganze Straft, nicht bloß seine wirte schaftliche, ein, um die Organisation dem Arbeiter unmöglich au machen, die Organisation, die sie selbst zur höchsten Vervollkommnung entwickelt haben.

Meinung.

Wir sehen diese Entwickelung in den Vereinigten Staaten   von zu völliger Ohnmacht hinuntergedrückt hat. Wir wissen, wie einer feiner hervorragendsten Vorbereiter, der heute von allen Zeitungen so gerühmte Carnegie, mit seinen Arbeitern die blutigsten Schlachten führte, eine ganze Armee von privaten Geheimpolizisten Am Donnerstag ist ein Jntendant nach Amerita abgereift, am Monate hindurch bezahlte, um die Arbeiterorganisationen mit Freitag hat sich eine Prinzessin erschossen. Daß man dies groß und In Deutschland   ist es der Zentralverband deutscher Indu- Stumpf und Stiel auszurotten, um der alleinige und ausschließ- breit in den Zeitungen las, ist nicht verwunderlich. Dazu ist die strieller, der das mächtige Werkzeug dieser Bestrebungen ist. Sie liche Bestimmer der Arbeitsbedingungen zu sein. Rubrik Vermischtes" da, daß unter ihr all die Dinge stehen, die heißen: Willenlosigkeit der Arbeiter in den Betrieben, Schutz der Wir sehen, daß die ganze Entwickelung der Trusts zu der eigentlich niemand etwas angehen, aber von den Vielzuvielen, die Arbeitswilligen", Kampf gegen die Gewerkschaften, Vernichtung höchsten, aber zu unserem Troste sei es auch gesagt, zu der legten nun einmal Zeit und Lust zum Klasch haben, verschlungen werden. der selbständigen Arbeiterorganisationen. Der König von Steigerung der Unternehmermacht führt. Der Trust erlaubt die Da ist nichts gegen zu machen. Aber die Schweinerei sezt da ein, Sachsen   hat erst in diesen Tagen diesen Zielen seine Sympathie größte Arbeitsersparnis, die höchste Durchführung einer Fabrik wo eben die Presse, die wie ein Held gegen Sensationen wettert, ausgesprochen. Sehen wir auf der einen Seite das größte Unter- organisation, die ausschließlich dem Vorteile des Unternehmers fich nicht damit begnügt, zu berichten, der Intendant habe sich aus nehmertum in engster Fühlung mit den Agrariern verharren, so dienen; der Trust, der jedem Konkurrenten und jeden um die privaten Gründen entfernt und die Prinzessin aus unbekannten sehen wir auf der anderen Seite eine Interessensolidarität dieses Arbeiter Konkurrierenden ausschaltet, kann zum einseitigen Be- Gründen sich erschossen, sondern mit der Wollust halbwüchsiger, Unternehmertums mit den Vertretern des höchsten Ausdruces poli- stimmer aller Arbeitsbedingungen werden. Er bestimmt Lohn und lüsterner Buben wühlt und wühlt, bis sie endlich da anlangt, wo tischer Macht in Deutschland  . Die obersten Stüßen des Staats- Arbeitszeit, er bestimmt die Zahl der Beschäftigten, er fann auch sie ihre Leser haben wollen: beim Seguellen. Der Intendant! wesens, die Vertreter der größten Industrie, der große Grundbesitz warten, wenn die Arbeiter die Arbeitskraft verweigern, denn kein Jeder Schmock ahnt seligen Gemüts, da müsse ein süßes Kulissen­schließen sich immer mehr zu einer großen Ginheit des anderer Unternehmer kann an seine Stelle treten, der statt seiner geheimnis dahinter stecken und siehe da: er findet natürlich die Willens und der Kraftäußerung zusammen, trok die Konsumenten bedient. So ergibt sich aus dieser gewaltigen Schauspielerin, deren Reize den Mann auf dem Gewissen haben. mannigfacher Verschiedenheit der Interessen, ausschließlich getrieben Machtbildung des Unternehmertums vor allem eine konzen- Daß der Intendant eine Frau hat, für die eine solche Veröffent­durch die gemeinsame Gegensäglichkeit gegen die trierte Kraftäußerung gegen die Arbeiterschaft. lichung eine um so grausamere Gemeinheit ist, als solche Alkoven­Arbeiterbewegung in jeder Art, habe sie die harmlose Form Wo der Trust zum Ziele gekommen sein wird, da muß die Kampfes- dinge niemand Außenstehenden angehen, kümmert diese Priester der Genossenschaftsbewegung, trete sie auf in den Bestrebungen stellung der Arbeiter eine durchaus andere werden, da müssen der öffentlichen Meinung" nicht. Sie kennen ihr Publikum und der Gewerkschaftsbewegung, zeige sie ihre Macht in der Wirkung Massentämpfe der Arbeiter geführt werden, da muß wissen, wie das auf fremde Betten fliegt, wenn fie nur ja noch nicht der politischen Arbeiterbewegung. eine Machtfülle angestrebt werden, um gegen dieses Unternehmer- gemacht sind. Je mehr Schweißgeruch, desto besser. Die Unrein

Von Lucifers Gefchlecht.

Im Azur, auf den hochgetürmten Stühlen, dort sitzen sie, die sich die Herren nennen im weiten All, die kein Erbarmen kennen und mitleidlos mit den Geschicken spielen. Und auf der Erde nichts als Bücken, Kriechen, der Unzucht Sud', des Elends schmutzige Plage, und in der Dede die verlor'ne Klage

der müden Menschheit, und als Trost den Siechen, daß nur das Schauspiel allzubald nicht ende, davon die Götter wie von Weihrauch leben: vom goldnen Alter jene grelle Lüge, vom Reich des Friedens an der Zeiten Wende; Trugbilder, wie sie Dichter hoffend weben, den Blick in Fernen, leidverzerrt die Züge.

Doch wir, wir müssen in der Tiefe leben, wo stumm des Abgrunds dunkle Schatten wallen und Nebel sich zu Sputgestalten ballen, die drohend ihre feuchten Schwingen heben. Verfemter Chor von rastlosen Verfluchern, entsenden wir zornschwere Tränenbäche zu einem Teich, um dessen schwarze Fläche in welfer Luft nur Distelstauden wuchern. Kein Nachen teilt den dumpfmetallnen Spiegel; kein Hauch; nur über uns die breiten Flügel der Schicksalsvögel, die so lautlos schweben.. denn wir, wir müssen in der Tiefe wohnen, Rebellen, aus des Lichtes Regionen gestürzt, wo unf're Size sich erheben.

Wo schon der Blick dem Chaos angehört, gelagert an des Weltalls fernsten Grenzen, in einer Nacht, da keine Sterne glänzen, Urvögel flattern, frächzend, aufgestört, Wir lauschen auf der Erde dumpfes Stöhnen, wie fie, ein Stlave, sich in Ketten windet. Auf spätem Lager keinen Schlummer findet. Und durch die Nacht die Eisenhämmer dröhnen. Und Flammen Lohn empor wie Opferbrände, und eine Sehnsucht, daß dies Schauspiel ende, ein heißer Wunsch zur Himmelswölbung steigt: Die Sterne aus dem Aether loszuketten, ins Nichts die müde Welt zurückzubetten, bis einst der Urgrund eine schön're Blüte zeugt. Peter Hamecher  .

Maikäfer fliege..

Von Robert Größsch.

Er war ein brauner gutgenährter Bursche, lag halbwach in einer Ede des Gefängnishofes und sah blühend aus wie das Leben selber.

Als ich ihn im Vorübergehen erblidte, troch mir ein bohrender Neid durch die Seele. Denn der Braune war ein freier Maikäfer, konnte sich voll Luft pumpen und in das sonnige Blau des Maien­tages hinaus schwirren. Ich aber war ein gewöhnlicher Mensch, noch dazu einer, der mit schweren Tritten im Gefängnishofe rundum stampfte, immer rundum.

Er lag hart an meiner Fußbahn, jung, frisch und feck, wie ein Bote aus der lauten, lachenden, lärmenden Welt jenseits der spikenbewehrten Mauern.

Zweimal zog ich lauernd und spähend an ihm vorüber. Beim drittenmal riß ich mein Schnupftuch aus der Tasche, manövrierte

umständlich im Gesicht, ließ das Tuch fallen, raffte es mit dem Braunen wieder auf und jah von unten her nach dem Aufseher. Aber der hatte nichts gemerkt. Er dehnte sich in Grenadier­länge die Mauer empor, gähnte, recte seinen roten Uniformfragen in's Sonnenlicht und suchte mich im Vorübergehen zu trösten:" Ja, das gloob ick gern, als Redaktöhr stehn Sie immer mit een Been im Gefängnis;' s geht aber alles vorüber."

Schweigend lehnte ich das übliche Freistundengespräch ab. Denn in meiner Faust frabbelte eine Sensation, ein Erlebnis, ein Stück Freiheit! In meiner Faust krabbelte der Bote aus der lär­menden, lachenden Welt jenseits der Gitter und Mauern...

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Alles um mich her versant im Meer träumerischer Grinne­rungen: die Mauern, die Gitterfenster, das Hofpflaster, der Auf­seher. Maitäfer fliege.... fummte mir ein Lied im Kopfe. Ich hörte kaum, wie der Aufseher müd gähnte, und wie er immer sagte: Die halbe Stunde ist rum Ich hörte nicht den harten Schlag des Tores. Ich merkte taum, wie ich die Treppen der steinernen Feste emporstieg, wie ich hoch oben an den eisen­beschlagenen Zellentüren vorüber schritt, wie ich in meine Zelle gelangte.

Ich gudte erst auf, als der Stiel eines Schrubberbesens vor meiner Nase auftauchte. Der Stiel stat in einer großen roten Hand und die große rote Hand gehörte dem Polen Ponsior, dem fleinen starffnochigen Sträfling, der im ganzen Hause der Ein­brecherkönig hieß, weil ihm von vier Diebstahlsversuchen genau vier daneben gegangen waren.

Stumpf, gewohnheitsmäßig schrubbte er meine Zelle auf und nieder; es war die Arbeit, die ihm jeden Tag während meiner Freistunde zufiel.

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Wenn Sie die Belle fertig haben, fommen Sie raus!" rief der Aufseher durch die Tür, dann hörten wir sein Seitengewehr an den Wänden des Ganges   entlang flappern.

Ponsior dehnte den Rücken, stützte sich auf den langen Besen­stiel und ruhte aus.

Da sah ich dem kleinen Polen   unverwandt in die wasserblauen Augen, schob die Faust wagerecht vor und öffnete sie langjam... Der Maitäfer frabbelte ziellos und lebenslustig über meinen Arm.

Ahhh!" Ponsior starrte einen Augenblid, nahm dann den braunen Gesellen behutsam zwischen zwei Finger und setzte ihn leis auf den Zellentisch." Ahhh! Kleinerer Käferrr. Schönerrr Kleinerrr Käferrr!"