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Die Analphabeten können wirklich froh sein, daß sie das Zeug nicht lesen können, sonst würde ihnen davon ganz dumm im Kopfe. Wenn cS einen gesunden Kampf der Parteien gäbe, würde die Ewige Stadt, die schon so viel gesehen hat, diese Satur- nalien des Papiers nicht zu erleben brauchen. Aber es ist ein per- sönlicher Kampf, der zum Teil mit Methoden geführt wird, die alt sind wie die Namen der Geschlechter, um die es sich dreht, die Vor- ghese und Caetani, die ihr Latifundium wüst liegen lassen und für den Wahlkampf ein demokratisches Gewand anziehen, wie die Stadt ein papicrnes.' «- Die ersten Resultate. Rom  , 26. Oktober. sPrivattclegramm desVor­wärts.) In Rom   ist die Wahlbeteiligung nur schwach. Der Reformist B i s s o l a t i, sowie die Republikaner   B a r z i l a i und Professor B a r e l l i sind wiedergewählt. Weitere Wahlresul- täte fehlen noch, da sich die Wahlhandlung überall unerwartet lang- wierig gestaltet._ liJoabitcr Krupp-fllleiici. Es liebt die Welt das Strahlende zu schwärzen. Mutz es nicht einen Hund sammern, wie schnöde die respektlose Welt und selbst der Herr Oberstaatsanwalt den schlohweißen Patriotisinus der dreimal heiligen Firma verkennt! Was fragt sie viel nach Geld und Gut, wenn nur das deutsche Vaterland glücklich ist! Krupp und Geld verdienen? Pfui! Krupp und Wucherpreise Brr! Nur der Preisherabsetzung galt Brandts züchtiges Sinnen und Trachten; Brandts und seiner Drahtzieher. Krupp   wollte sich nicht unterbieten lassen das heißt: er wollt« sich nicht überbieten lassen an Großmut und Selbstlofigkeit. Das Reich sollte niöglichst billig« Preise zahlen. Wem? Natürlich Krupp! Wenn die Konkurrenz schon billige Preise gesetzt hatte notabene! Wenn das Reich also schon bei der Konkurrenz ebenso billig hätte kaufen können. Wer wenn das Reich auch bei der Konkurrenz ebenso billig kaufen könnte, die Forderung des Tages ist, daß, wenn schon billig verkauft werden muß, nicht die Konkurrenz, sondern Krupp billig verkaust. Zum Wohle des Baterlandes! Ja noch mehr. Wie könnte das Reich bei der Konkurrenz kaufen? Außer bei Krupp   ist kein Heil! Bei Krupp   hätte doch gekauft werden müssen; auch wenn er teurer war als die Konkurrenz! Krupp   setzt« seine Preise herab, beileibe nicht etwa, weil sonst die Konkurrenz die Lieferungen erhalten hätte, sondern aus Kruppschem Patriotismus, der sich in seiner Urkraft halt nicht näher definieren läßt. Freilich, Herr v. Schütz war sollte man es für möglich halten noch patriotischer und selbstloser als das Kruppsche Direktorium, das zeitweilig vom rechten Weg abirrte. Aber Herr v. Schütz kam als Retter in der Scelennot er schubbste die verirrten Schäflein ein wenig zurecht und Brandt war die Flamme, die ihnen fortan der; Pfad zum Guten, Edlen beleuchtete. Wer sieht nicht ein, daß Krupp auch die Konstruktionen und Versuche der Konkurrenz und der Militärverwaltung kennen mutzte, mußte wohl gemerkt wenn nicht das Vaterland in Gefahr stürzen wollte? Krupp   mußte darüber wachen, daß sich nicht fehlerhafte Konstruktionen einschlichen und nn- absehbares Unheil heraufbeschworen. Das war die Wacht an der Ruhr. Lieb Baterland kannst ruhig sein. Auch in der Villa Hügel   weiß man, mit wie wenig Verstand die Welt regiert wird. Ter Regierung die selbstlosen Zwecke und Ziele offenbaren unmöglich! Die Regierung und das deutsche Vplk sollten und durften nicht erfahren, wie emsig man in Essen  für ihr Wohl sorgt und schafft. Heimlich, wie die Wichtelmännchen. > nutzten die getreuen Eckharde ihr Werk vollenden; nächtlich, der- borgen. Jawohl! Brandt war ein modernes Wichtelmännchen, und die Herren EcciuS, Dreger, Mühlon, Röttger, Dewitz waren die Oberwichtelmännchcn. Und Herr v. Krupp   zu Bohleu-Halbach war der König dieser Neichs-Wichtelmännchen. Nur darum geschah alles so geheim, nur darum wurden die Kornwalzer erfunden. Nur darum, und weil die christliche Moral heischt, daß man Wohltaten, so man erweist, nicht an der großen Glocke in die Welt läute, son- dorn im Verborgenen tue. Den: kleinen Veilchen gleich, das im Verborgenen blüht. Herr Eccius im Ausland. Im Ausland hat sich Herr Eccius seine Harmlosigkeit betvahrt. Im Auslände kennt man ja den Begriff der Bestechung nicht, wie männiglich weiß. Wer etwa vom wilden Balkan   Halbasien ins Land der deutschen   Treue heimkehrt, ist in seinem Gemüt so oster- männiglich weiß. Wer etwa vom Balkan   Halbasien ins in puncto Bestechung zu denken, ja auch nur zu ahnen vermag. Wers nicht glaubt, gehe nach Bukarest   und nehme dort«in russisch  - römisches Ehrlichkeits-Stahlbad. Der Klub der Ahnungslosen in Essen  . Kornwalzer geheim geheimer aui geheimsten! Indis­kretionen Herr von Hagenberg gab sie ganz offen als selbstver- ständlich zu. Aber ein Kruppscher Direktor denkt doch niemals an unrechte Dinge. Jeder Normalmensch riecht den Braten. Aber wir wissen doch, wie auch preußische Wahlvorsteher, Landräte und andere Machtfaktoren nie das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit haben, mögen sie noch so plump in die Maschen des Gesetzes tappen. Und was einem Landrat recht ist, muß schließlich einem Kruppschen Direktor billig sein. Das fordert die Gerechtigkeit. Wir schwören, daß die Herren in Essen   allesamt nicht mehr gewußt und geahnt haben als Brandt, der mit jedem Tag ahnungsloser, harmloser wird, dessen Harmlosigkeit nur ganz vorübergehend durch zudringliche Polizeiräte und Untersuchungsrichter getrübt war. Sie dachten von Brandt nach dem klassischen Vorbild des Goetheschcn Schatzgräbers: Es kann der Knabe Mit der schönen, lichten Gabe Wahrlich nicht der Böse sein." Vorsicht! Fusid,»gel«! Herr Eccius erklärt mit warmer Emphase, er behaupte nicht, daß auch die Konkurrenz unterirdisch gewühlt habe. Ritterlich! Nicht wahr? Nur ganz verderbte Gemüter könnten fragen: Sollte am Ende die Konkurrenz noch einiges von Krupps Schleich- wegen wissen, was sie allzu leicht verraten könnte, wenn ihr allzu sehr zugesetzt wird? Sollte am Ende neben der Spionage beim Vater Staat auch private Industriespionage getrieben sein? Sollte Ehrhardt gefährlich werden können? Wir weisen so schmutzige Gedanken weit von uns. Ritterlichkeit nichts als Ritterlichkeit. Ritterliche Erklärungen, denen man zu glauben hat. Noblesse oblige. poUtifcbe Geberlicht Neue Kolonialforderungen? Im Kolonialamt hat man wieder einmal große Rosinen im Kopf. Man plant große Eisenbahnbauten und Bewässe- rungsarbeiten, die eine N e u f o r d e r u n g von nicht weniger als 80 Millionen Mark nötig machten. Nach einer Meldung derVoss, i�tg." soll es deshalb zwischen dem Kolonialamt und dem Reichsschatzamt zu nicht unerheblichen Differenzen gekommen sein. Auch uns ging eine ähnliche Meldung zu, die noch besagte, daß Staatssekretär Dr. Solf zurückzutreten beabsichtige, falls seine Forderungen nicht Erfüllung fänden. Danach scheint im Kolonialamt der Ressortpartikularismus uach- gerade Tradition zu werden. Die verlorene Handschrift. Wie wir mitteilten, wird am 6. November diePassauer Donauzeitung" sich vor Gericht zu verantworten haben, weil sie unserem Münchener   Parteiblatt den Diebstahl der K e h l h e i m e r Prinzregentenrede vorgeworfen hatte. Dazu erzählt nun dieTägliche Rundschau" folgendes Geschichtchen: Legatiousrat v. S t o ck h a m m e r n, die rechte Hand des Freiherr« v. Hertling, war in irgendwelcher politischer oder pri- Vater Mission an amtlicher Stelle wird die politische Mission bestritten nach P a s s a n gefahren, und zwar mit dem Manuskript der Kehl   heimer Prinzregenten- rede in der Aktenmappe. Als Herr v. Stockhammern wieder in München   eintraf, vermißte er die Aktentasche. Auch im Zuge war sie nicht mehr zu finden. Er setzte sich nun tele- phonisch niit der sozialdemokratischen Presse in Verbindung und richtete an diese die Bitte, falls ihr das Manuskript der Rede auf den Tisch flattern sollte, keinen Gebrauch davon zu machen, denn die Rede sei ihm im Zuge abhanden gekommen. TieMünchener Post" hatte nun in der diesem Blatt eigenen sarkastischen Weise Andeutungen über diesen Verlust gemacht, worauf diePassauer Donauzeitung" dieMün- chener Post" des Diebstahls und der Hehlerei bezichtigte. Wir hätten nun gern die Nase besehen, die Herrn v. Sto�>- hammern für seine leichtsinnige Behandlung des kostbaren Manu» skripts bezogen hat. Die Volksfeinde. Daß die Konservativen erbitterte Feinde des gleichen Wahlrechts sind, weiß man ja. Aber in den Wahlkämpfen Pflegen sie diese Gefühle sorgfältig zu verbergen. Manchmal siegt aber der Haß gegen die Volksrechte über die Vorsicht. So schreibt jetzt dieSchlesische Zeitung", das Organ des Herrn v. Heydebrand: Wir stehen allerdings auch aus dem Standpunkt, daß bas Reichstagswahlrecht ein ausgesprochen klassenfreundliches Wahlrecht ist, und zwar einzig und allein zugunsten der besitzlosen Klasse. Darum das Elend unseres Paria mentalis- m u s und vor allem das Wachstum und die Gefährlichkeit der Sozialdemokratie. Wir würden uns auch keineswegs scheuen, die Konsequenzen daraus zu ziehen, wenn zur Durchsetzung dieser Forderung irgendwelche Aussicht vorhanden wäre." Also das aufrichtige Geständnis, daß die Konservativen sofort das Reichstags Wahlrecht beseitigen wer- den, sobald sie die Macht dazu gewinnen. Die Kampfansage der Kassenärzte. Ein außerordentlicher Deutscher Aerztetag trat gestern im Rheingold zusammen, um zum Kampf gegen die Krankenkassen  - vorstände aufzurufen. 4ö8 Delegierte von 384 Aerztevereinen waren anwesend. Es wurde dargelegt, daß nur der Kamps übrig bleibe, wenn die Kassenvorstände die Forderungen der Aerzte nicht erfüllen würden. Einer der Kampflustigen rief unter stürmischem Beifall aus: Es wäre ein Schandfleck für unsere gesamten Kultur- zustände, wenn die Aerzte nicht siegreich aus dem Kampfe hervor- gehen würden. Der Versammluirg lag eine längere Erklärung vor, in der die Aerzte die Verantwortung für die Folgen ihres Kampfes den Krankenkassenvorständen zuschieben. In der Er- klärung heißt es u. a.:Nachdem die fünf verbündeten Kranken- kassenverbände es abgelehnt haben, sich mit der Vertretung der Aerzte über den Friedensvorschlag zu einigen, in dem ihnen die Aerzte bis an die äußerste Grenze des Möglichen entgegengekom- men sind, bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Tage des In- krasttretens- der neuen Krankenversicherung, den den Aerzten aus. gedrungenen Kampf gegen die K a s s e n v o r st ä n d e aus­zunehmen. Der außerordentliche Deutsche Aerztetag macht es jedem einzelnen Arzt und jeder örtlichen Aerztevertretung zur heiligen Pflicht, von jetzt ab mit keiner Krankenkasse einen Ver- trag abzuschließen und die iassenärztliche Versorgung aller früheren und auch der neu hinzutretenden Versicherten unbedingt abzu- lehnen. Nur die ärztliche Vertragstätigkeii muß aufhören, das gesundheitliche Interesse der Versicherten wird in keiner Weise be- einträchtigt. Die Kranken werden die Hilfe ihres Arztes nach wie vor finden, uneingeschränkt, nur ohne die Einmischung einer Kassenvcnvaltung. Ten Krankenkassen kann unter der Voraus- setzung der Unerfüllbarkeit der ärztlichen Forderungen von ihren Aufsichtsbehörden das Recht verliehen werden, den Versicherten an Stelle der freien ärztlichen Behandlung eine bare Entschädigung zu gewähren. Dieses Recht sollen sie solange ausüben, bis den ärztlichen Organisationen die sichere Gewähr gegeben ist, daß die Kassenärzte ihrem Berufe wieder unabhängig, frei von unsachlicher Beeinflussung und unter angemessenen Bedingungen nachgehen können. Wann dieser Zeitpunkt gekommen sein wird, wird der Geschäftsausschuß des Deutschen   AerztevereinsbunöeS festsetzen." Gegner dieser Erklärung kamen durch einen Schlußantrag gar nicht zum Wort, obwohl solche anwesend waren. Die Abstimmung erfolgt« mittels Stimmkarten. Von den 21207 vertreteneu Stimmen stimmten 164 gegen, die übrigen für die Erklärung. Wenn der Landrat arbeitet. Fälschlicherweise wird allgemein angenommen, die Ausübung des Waidwerkes sei ein feudaler Sport, mindestens aber ein Ver» gnügen, das nur der sich leisten könne, der über einen wohlgefüllten Geldbeutel verfüge. Eine irrige Ansicht. Jagen ist eine Arbeit, die in so engem Zusammenhang mit dem landwirtschaftlichen Be- triebe steht, daß Unfälle, die durch Fehlschüsse passieren, nicht dem Schützen zur Last fallen, sondern auf das Konto der landwirtschaft» lichen Berufsgenossenschaft gehören. Mochenfüm. >* i Ticweil des Menschen Fürrccht Lachen ist. Rabelais  . Bin noch bor Schreck ganz krumm und lahm. Furchtbare Sache, der Attentatsversuch auf versammelte Bundesfürsten bei Leipziger Völterschlachtdenkmal. Geplantes Attentat auf Niederwald gar nichts dagegen. Schon aus Spott der Sozenpresse über russischen Jüngling in Dresden  , der verhaftet wurde und in jeder Tasche Dolch uns Revolver hatte, war für scharfsinniges Gemüt zu schließen, daß großer Coup im Gang«. Und diesmal hatten RevolirtionsHelden besonders scheußliche und fast unfehlbare Methode ausgeheckt: Dolche, gleiten an Panzerhemden ab! Revolver, treffen nicht immer I Bomben, explodieren inanchmal nicht und reißen auf jeden Fall Attentäter selbst in Stücke! Dolche, Revolver, Bomben kamen denn nicht in Betracht, sondern: Löwen! Jawohl, halbes Dutzend ausgehungerter Löwen sollten im feierlichen Augen- blick auf Festversammlung losgelassen werden umgekehrt wie im ollen Rom  : da hetzten Fürsten   wilde Bestien auf Umstürzler, hier wollten Umstürzler wilde Bestien auf Fürsten   hetzen. Wäre grauen- Haftes Blutbad geworden und Täter vielleicht nicht einmal juristisch faßbar gewesen. Zum großen Glück Gott sei's getrommelt und gepfiffen! erlitt Beförderung der Löwen Verzögerung, und so kamen Viecher erst zwei Tage später aus, als Wilhelm II.  , Friedrich August von Sachsen   und Ludwig von Bayern   längst schönen Pleissestadt den Rücken gekehrt hatten. Gab aber trotzdem noch schöne Hetzet Völkerschlacht bei Leipzig   enno 1913! Die guten Leipziger hatten ihren Spatz dran, schössen zum Fenster hinaus, spritzten mit Wasser, rannten mit Stöcken hinterdrein mutz ganz famoser Anblick gewesen sein! Am mutigsten aber benahm sich Schutzmannschaft, fast wie Jagows Leute in Moabit  ! Pfefferte egalweg drauflos, kolossaler Munitionsverbrauch und auf je 100 Schuß ein Treffer. Ganz kriegsmäßig! Auf jeden Fall hat Affäre bewiesen, daß Leipziger   Polizei bereit ist, jeder Zeit jeder Art des Umsturzes kühn und entschlossen entgegenzutreten Sozen> sollen's jetzt nur nochmal mit Straßendemonstrationen versuchen? Werden eklig in die Pfanne gehauen! Ueberhaupt im Zusammenhang mit Jahrhundertruinmel Pardon! Jahrhundertfeier ist frischer nationaler Zug in die Kolonne gekommen. In Baden ist roten Stänkern und liberalen Wind­hunden eklig der Hosenboden ausgeklopft worden. Zentrum ist zwar fiir echten Altpreußen wie meine Wenigkeit nicht so ganz angenehm, Leute haben dielfach plebejische Manieren, essen Fisch mit dem Messer und tragen Röllchen, aber Freund Oerie l betont, daß gemeinsame christliche Weltanschauung uns mit Zentrum ver- bindet. Wird also schon stimmen! Wer gemeinsame christliche Weltanschauung nicht hat, ist ein Schweinehund. Christliche Welt- anschauung ist, bitte ich mir aus, etwas sehr Schönes, nur darf man keinen Gebrauch von machen. Kommt bei uns auch nicht vor. Dekorationsgcgenstand! In Baden war übrigens unter Rotblock Schweinerei zu groß. Lehrer, Reserveoffiziere, sogar Staatsanwälte stimmten für Frank und Konsorten. Apropos: Staatsanwalt! In Gotha   muß merkwürdige Beamtenschaft sein. Hat dieser Tage ein Staatsanwalt ganz offiziell vor versammeltem Gerichtsvolk zu erklären gewagt. Bismarckfeier sei als nationale Feier nicht zu betrachten. Frech wie Oskar, der Mann! Würden ihn schön bei die Hammelbeine kriegen, wenn in Preußen wäre. Ist bei uns aber ausgeschlossen Gottlob! Müssen es dahin bringen, durch konsequente Zwiebelei, daß auch andere Bundesstaaten mit preußischem Geist erfüllt werden. Preußischer Geist ist freudiges Gefühl der Untertanen, daß sie Soldat werden, Steuern zahlen und Maul halten dürfen. Echtpreußischcs Gefühl bedingt auch, daß nicht nur Bismarckfeier, sondern auch Heydebrands Ge° burtstag als nationaler Festtag in jedem Winkel gefeiert wird. Mit Gott für König Heydebrand! muß Wahlspruch aller gut- gesinnten Deutschen   werden. Prost! Gutgesinnte Deutsche werden auch mit Freuden von künst- lerischer produktiver Betätigung in dynastischen Familien gehört haben. Meine natürlich nicht Madame Tose.lli mit Schund- werkBizarre Prinzessin", das nur Anspruch auf Beachtung, sogar auf unbedingteste Hochachtung hätte, wenn Verfasserin noch aus Dresdener   Thron. So aber indiskutabel! Meine vielmehr schrift- stellerische Leistungen Familie Wilhelms II. Kronprinz Friedrich Wilhelm   hat Theaterstück geschrieben, das demnächst in Stuttgart  in Szene geht, von Kronprinzessin Cäcilie wird demnächstHand- buch des Tanzens" erscheinen weiß alleroings nicht, ob Tango schon darin behandelt ist. Scheint aber schnuppe zu sein, denn es ist an sich höchst erfreulich und wirkt im monarchischen Sinne, wenn Mitglieder, sogar weibliche Mitglieder der regierenden Familie höhere geistige Interessen zeigen.Hanobuch des Tan- zens" a w bonheur!(Höre übrigens, daß auch Herr Basser- mann mit ähnlichem Werk schwanger geht:Handbuch des Eiertanzes". Aber Diskretion!) Ueberhaupt kittet nichts Königs- treue bei kleinen Leuten fester, als Einblick in Familienverhältnisse der allerhöchsten Herrschaften.Berliner Tageblatt" brachte dieser Tage Artikel dieser Art über Besuch von Kindern aus Erholungs- heim bei Majestäten. Beispiel: Nach dem offiziellen Begrützungsakt erhielt jedes Kind eine Schachtel Konfekt. Einer der Knaben sagte treuherzig: Donnerwetter, die ist aber schwer!" Dann bekam jedes Kind eine Fahne. Die Kleinen hatten nun bald alle Scheu verloren. Sie sangen Kinderlieder und spielten ihren Gast- gebern auch dasKarussellspiel" vor. Mitten in dem fröhlichen Treiben richteten der Kaiser und die Kaiserin an die Kinder viele Fragen. Einen Knaben fragte der Kaiser:Habt ihr auch genug zu essen bekommen?"Ich habe täglich fünf Netze Kohl aufgegessen," lautete die Antwort.(Die Kinder hatten Provianttaschen, die Netze genannt wurden.) Er fragte die Kinder oann noch, um wie viel sie an Gewicht zu- genommen hätten, worauf jedes Kind prompt die Ant- wort erteilte. Auch die Kaiserin beteiligte sich an der Unterhaltung und erkundigte sich nach allen Einzelheiten. Sie zog ebenso wie der Kaiser wiederholt Fräulein Kirschner und die Schwestern ins Gespräch. Kurz nach 4 Uhr verließen die Kinder das Schloß, vergnügt mit ihren Fahnen schwenkend. Eins der Kinder machte mit geröteten Wangen seiner Freude Luft, indem es einer Schwester zurief:Das war aber fein..." Stimmt, klein, aber fein! Theodor Wolfs wird dem Kronenordcn wieder bald nicht mehr entgehen können, verdient ihn redlich von wegen Befestigung monarchischen Gefühls in Berlin   W. Während'deutsche   Armee immer schlagfertiger und kriegS  - bereiter wird, zeigt sich zunehmende Schlappheit in anderen Heeren. In Frankreich   sind vier komniandierende Generale auf einmal davongejagt worden mit Recht, weil sie republikanischer Gesinnung verdächtig waren, und in England gar ist Offi- zieren schrecklich! Tragen des Monokels verboten worden. Scheußlich demokratisches Land! Soll ein Leutnant vom 1. Garde- regiment z. F. vielleicht Stahlbrille tragen wie ein lumpiger Uni- vcrsitätsprofessor? Monokel ist Zierde preußischen Leutnants und wirds bleiben. Unterscheidet ihn auch im Nachthemd von Plebejern. Durch den Kampf mit dem Monokel zum Sieg! Aber alles in allem: Gott sei Dank, daß Jahrhundertrum pardon!-feicr vorbei. War sehr schön und erhebend, aber fand m verschiedenen Zeitungen folgendes Inserat: | Die beste Illumination ist: Schlichtes Steinhäger! Patriot wie ich läßt sich so was nicht zweimal sagen..Habe sofort illuminiert, aber feste! Habe davon noch jetzt dicken Kopf, so daß weiterer Bericht unmöglich. Der?«gust.