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Quittung.

Jm Monat Dezember gingen bei dem Unterzeichneten folgende Parteibeiträge ein: 1. Hennig- Argentinien   5,-; Bez. Frankfurt   a. M. 2. Du.( Höchst­1lsingen 893,98, St. Goarshausen   44,52, Diez  - Limburg   47,94, Dillfreis 26,04, Frankfurt   a. M. 2383,32, Hanau  - Gelnhausen   1688,48, Fulda- Hers feld 18,18, Wetzlar  - Altenkirchen   92,-, Marburg  - Kirchhain   10,44, 2. 14. jächs. Wahlkr. Siegen- Wittgenstein   50,-) Sa. 5254,90; Restbetr. 1. Halbi. 774,20; Meste- Schlachtensee 20,-; Bez. Hannover  1. u. 2. Du.( Osnabrüd 518,38, Melle  - Diepholz   73,25, Nienburg   195,84, Hannover   5888,-, Hameln  - Springe   958,-, Hildesheim   666,51; Ein­bed- Osterode   269,04, Göttingen   362,45, Goslar  - Zellerfeld 251,32, Celle  550,06, Lüchow  - Uelzen   247,20, Lüneburg   537,51) Ga. 10 517,56; 3. Bez. Oberlangenbielau 2. Du.( Waldenburg   404,61, Frankenstein Münsterberg 5,52, Landeshut  - Jauer   163,40, Striegau  - Schweidnig 422,58, Hirschberg- Schönau 158,16, Glaz  - Habelschwerdt   13,86, Reichen bach- Neurode 312,65) Sa. 1480,78; 4. Köln   Reg. W. 20,- Bez. Oberrhein 2. Du.( öln   Stadt u. Land 1699,99, Mülheim- Wipper­ fürth   300,-, Trier   42,-, Fürstentum Birkenfeld   90, Bonn­Rheinbach 92,68, Aachen  - Land 87,60, Koblenz- St.- Goar 60,76, Streuz nach Simmern 31,82, Neuwied   27,10, Düren  - Jülich   23,80, Berg­ heim  - Euskirchen   19,50, Siegfreis- Waldbroel 10,36, Verein obere Rheinproving 4,92) Sa. 2490,53; 5. E. H. Lyd 30,-; 6.Bez. Ober­rhein f. Binnenschiffer 188,80. 11. A. 2. Faltenberg D.-S. 3, 12. Bez. Nordbayern 2. Du.( Schweinfurt   288,06, Ansbach  - Schwabach  315,66, Eichstätt   28,06, Aschaffenburg   199,41, Bayreuth   453,20, 28ürz burg 391,28, of 442,86, Stigingen 44,90, Neumarkt   8,82, Kronach  156,44, Neustadt a. W.-N. 61,20, Forchheim  - Kulmbach   133,14, Neu­ſtadt a. G. 19,44, Erlangen  - Fürth   958,98, Dinkelsbühl   43,26, Lohr  24,72, Bamberg   117,94, Nürnberg   3842,06, Amberg   40,90, Rothen­ burg   22,86, Neunburg   1,56), Summa 7594,75; Bez. Mecklenburg, 2. Qu.( Hagenow Grevesmühlen 134,31, Schwerin  - Wismar  330,66, Parchim   Ludwigslust 160,71, Malchin  - Waren 98,67, Rostod Doberan 550,80, Güstrow  - Ribnik 180,03, Medlenburg 13. Bez. Pommern, 2. Duartal Streliz 97,77) Sa. 1552,95. ( Anflant- Demmin 19,11, Randow- Greifenhagen 485,46, Usedom­Wollin 119,22, Stettin   602,58, Byriz- Saaßig 14,49, Naugard Regenwalde 19,83, Greifenberg  - Kamin 12,45, Stolp- Lauenburg 38,79, Bütow- Schlate 8,40, Belgard  - Dramburg   7,11, Neustettin 14,49, Rügen  - Stralsund   203,61, Grimmen  - Greifswald   91,20) Sa. 1636,74. Lübed 2. Du. 1183,20, Lübec f. Binnenichiffer 7,20, P. 2. Bern 100,-. 15. Gr.- Berlin   a fonto f. Kreije 10 000-. Darunter: Möller 3,50, Ruzz d. Fuß 10,-, E. B. d. Fuß 10,-, öppner 2,-, A. B. Mister Nov., Dez. 2,-, Sparverein" Rote Nelke" 5, Sechser fasse 256 10,-, Sparv." Einigkeit" 6,-, Gutenberg 23,90, 3. 10, Dost 2. Streis 20,-, Strematoriumsbesichtigung d. Lange 4,50. 16. Bez. Württemberg 2. Du.( Freudenstadt   116,98, Malen- Ellwangen 42,42, Blaubeuren   27,84, Biberach   22,07, Ravensburg   38,86) Summa 30. Bez. Eliaß- Loth­248,17. 24. Berlin  , Dr. 2. A. 100,-. ringen 2. Du.( Straßburg  - Land 98,76, Babern 6,72, Erstein  - Molsheim  17,79, Schlettstadt 47,73, Stolmar 62,19, Mülhansen i.. 237,30, Altkirch  - Thann 11,70, Gebweiler 18,27, Saargemünd  - Forbach   49,80, Diedenhofen  - Bolchen 1. Du. 6,03, 2. Qu. 4,95, Meg 63,-) Summa 31. Bez. Thüringen 2. Du. ( Reuß ä. 2. 295,32. Rudolstadt   426,77, Weimar I 209,10, Gotha  369,54) Sa. 1300,73; Bez. Pfalz 2. Qu.( Speyer   993,44, Landau  258,24, Germersheimi 62,86, Zweibrüden 201,50, Homburg   77,40, Kaiserslautern   157,56) Ga. 1751,-; Baris, Deutsch  . soz. Leseklub f. 4. Du. 1913 50,-; Berlin   H. H.   50,-. Berlin  , den 8. Januar 1913.

624,24; Berlin  , Machetes 10,-;

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raubt zu haben. Der Oberkellner Hinze cincs hiesigen Hotels ist der Behilfe angeklagt.

Die Angelegenheit geht auf einen Charlottenburger   Knaben­selbstmord zurüd, der seinerzeit großes Aufsehen in der Reichs­hauptstadt erregt hat. Am 21. Oktober 1912 wurde der Gymnasiast Ernst Tiemann in der elterlichen Wohnung von dem Dienstmäd­Er hatte sich erhängt. chen Elisabeth Heinrich tot aufgefunden. Die Angehörigen des Die Ermittelungen ergaben Selbstmord. Verstorbenen nahmen aber ein Verbrechen an und hatten einen Verdacht gegen Fräulein Heinrich. Sie beauftragten den Privat=

der Zeuge später das Geld zurüd und erhielt es. Vorsitzender: Ist Ihnen bekannt, daß die auf der Bank deponierten 1000 M. vor zeitig abgehoben worden sind? Zeuge: 1907 oder 1908 find 500 M. abgehoben worden, weitere 500 M. Hat der Zeuge von den Als er von 1500 M. Damals unmittelbar an Kirsch gegeben. Kirsch die ganze Summe zurücverlangt habe, soll Kirsch gesagt haben, er möge nicht so viel Lärm machen, denn der eine, se a ub, sei schon fort nach Hannover  . Der Zeuge weicht der Ant­wort aus und will Kirsch niemals nach der etwaigen Verwendung des Geldes gefragt haben. Unter allgemeiner Spannung wird darauf der Restaurateur detektiv Schwarz, Recherchen anzustellen. Er erhielt reichliche Kirsch aufgerufen. Er hat mit auß beim Militär gedient Mittel und begab sich nach Rummelsburg   in Pommern  , wo Fräu­und einen freundschaftlichen Verkehr mit ihm unterhalten. Auf lein Heinrich bei ihrem Vater, einem Musikdirigenten, weilte. Zu­die Frage, ob er eine Stonzessionsfabrik gehabt habe, sagt Kirsch, daß nächst befreundete er, der als reicher Möbelfabrikant auftrat, sich viele Konzessionssuchende zu ihm gekommen seien. mit dem Vater der Heinrich, dann brachte er es zum Verlöbnis Alle Inspektoren haben in seinent Lokal sehr häufig ver- mit ihr. Als Verlobter" trat er mit ihr in intime Beziehungen fehrt. Es sei richtig, daß er wiederholt Geld angenommen habe. Er hierin wird die Beleidigung gefunden mit Hinze ſetzte er habe zum Zweck der Stonzessionserteilung den Beamten niemals ihr nächtelang durch Verhöre" im verschlossenen Zimmer zu, da Geld gegeben. Zeuge gibt aber zu, an Beamte, u. a. an Staub, er als Verlobter doch volle Aufklärung haben müsse, ob seine Darlehn gegeben zu haben, die später zurückgezahlt wurden. Kirsch Braut etwa gar eine Mörderin sei. Aus Furcht, die gute Partie" räumt dann ein, auf die zuständigen Beamten eingewirkt zu au berlieren, gestand die Heinrich endlich, sie sei zugegen gewesen, haben, Konzessionen zu erteilen. Bei dem Restaurateur Wolff als ihr Geliebter den Tiemann umgebracht habe. Auch vor dem hat er wiederholt mit Votsch und Kautz Wein und auch Sett ge- Amtsgericht, dem gegenüber sich Schwarz, wie schon dem Bürger­trunken, wobei sehr hohe Zechen bis zu 60 M. gemacht wurden. meisteramt und vielen Bürgern gegenüber, auf einen königlichen Der Zeuge ist sich nicht bewußt, die Beamten zu pflichtwidrigen Kriminalbeamten hinausgespielt hatte, wiederholte sie dieses Gea Handlungen durch Geschenke verleitet zu haben. Er wird gefragt, ständnis, wurde nach Berlin   transportiert und erst hier enthaftet. ob diese Zechen eine Entschädigung für die Gefälligkeiten in Kon- Der stellvertretende Bürgermeister hatte dem eine Blechmarke_vor­geffionssachen darstellen sollen. Der Zeuge antwortet darauf weisenden Schwarz Polizeimannschaft zur Verfügung gestellt. Schwarz hatte der Heinrich Schriften beschlagnahmt" und auch ausweichend. Nach einer kurzen Pause wird neben anderen Zeugen der sonst polizeiliche Handlungen vorgenommen. Die Vernehmung des Angeklagten Schwarz ergab, daß er Direktor Nörtlinger von dem großen Etablissement Groß- sechsmal wegen Betrugs und Diebstahls vorbestraft ist. Er ist Köln  " vernommen. Nach längerem Zögern gibt er zu, daß gelernter Tischler, mußte infolge einer Operation den Beruf auf­dreimal 200 M. an die Schuhmannskasse abgeführt wurden. Das Geld erhielt das erstemal der Inspektor Kau h. Durch geben, wurde Angestellter in einem Abzahlungsgeschäft und ließ die Verteidigung wird festgestellt, daß eine Genehmigung des Prä- fich 1911 als Privatdetektiv nieder. Die Befugnis, ein Rechts­fidenten zur Annahme dieser Geschente hätte eingeholt werden bureau zu halten, ist ihm im Jahre 1912 abgesprochen worden. müssen. Der Angeklagte stellt fest, daß in diese Kaffe der Schuß er sei berechtigt, Verhaftungen vorzunehmen und zeigte als Dem Schwager des verstorbenen Tiemann, Wolff, erklärte er. männer häufig allerhand Beträge flösen. Zeuge hat den er sei berechtigt, Verhaftungen vorzunehmen und zeigte als Legitimation eine Blechmarke mit der Nr. 14011 und der Auf­Inspektoren wiederholt Frühstücks- und för be ins Haus geschickt. Auf die Frage, ob die Unterwirt- schrift Paul Schwarz, Privatdetektiv, zugelassen beim Polizei­fchaften seines Etablissements Geschenke gegeben hätten, antwortet präsidium zu Berlin  . Der Tiemannschen Familie hat der An­Dem Dienstmädchen der Zeuge sehr ungenau. Er gibt zu, daß er die Kosten eines geklagte insgesamt 2800 M. abgenommen. er eine goldene Uhr mit Kette, ein Armband und einen großen Festessens im Gürzenich, bei dem die Polizeiinspet- Anhänger im Gesamtwerte von 400 M. Auch ließ er ihr für toren besonders saßen, allein bezahlt habe. 28 M. Zähne einsehen.

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Frucht=

Der Rentier Steinhausen, früher Wirt des großen Etablissements Karl der Große  ", hat vor längerer Zeit an einen Insepttor 3 weimal für ueberwachung 100 M. ge­hidt, die er nie zurückerhielt.

Der Zeuge Schwalbach bekundet, der Stadtverordnete Kommerzienrat Leiendecker hat einmal Beamten 500 m. für leber­wachen der Wohnung während der Zeit der Sommerfrische geschickt. Dieses Geld ist, wie der Zeuge selbst sah, unter höheren Be= amten verteilt worden.

Der Zeuge Häuser fam in das Hotel Klindhammer zu einer 3eit, als er um eine Stonzession nachgesucht hatte; er wußte, daß er dort die Juspektoren Kautz und Votsch treffen würde, setzte sich zu ihnen und bezahlte ihnen ihre 3eche.

Sensationell gestaltet sich die Vernehmung des Zigarren­händlers Mar w id. Der Zeuge ist eng befreundet mit dem In­spektor Botsch und kommt sehr oft mit ihm im Restaurant Fischer zusammen. Viele wenden sich an den Zeugen, damit er ihnen Stonzessionen besorge. In einem Falle hat er 500 m. bekommen, damit er Fürsprache für den Betreffenden einlege; die Konzession sei erteilt worden. Mehrfach find ähnliche Fälle vorgekommen. Der Zeuge hat Geld genommen und sich dann um die Konzessionen be­Unser Bostichedtonio lautet nicht mehr: A. Gerisch. F. Ebert  , D. Braun, müht. Er erklärt, daß er an Votsch niemals bares Geld gegeben habe, wenn er auch manchmal die gemeinsame Zeche bezahlt habe. Die Verhandlung wird dann auf Sonnabend vormittag vertagt.

fondern:

Für den Parteivorstand: Otto Braun  , Lindenstr. 3.

7918 Fr. Bartels, F. Ebert  , O. Braun, Berlin  , Lindenstr. 3, beim Postscheckamt Berlin.

Der Kölner   Polizeiprozeß.

Gerichtszeitung.

Der Totschlag in der Koppenstraße.

In der Freitagssigung wird, nachdem Inspektor Kaub   zum Dienstag vorgeladen wurde, die Beweisaufnahme fortgeseßt, die Nach dreitägiger Verhandlung endete die Verhandlung gegen den wieder tolle Dinge zutage fördert. Polizeipräsident Weegmann Gastwirt Mühlan, der beschuldigt war, in der Nacht zum 23. August betont, er habe deshalb seine Inspektoren mit der Umfrage, ob Geschenke angenommen worden seien, betraut, um den Verdacht vor dem Hause Stoppenstr. 100 den Schlächtermeister Stanislaus der Beeinflussung zu vermeiden. Am Donnerstag sei erst wieder Sledg vorfäglich getötet zu haben. Die Geschworenen verneinten die ein Geschenk von 500 M. vom Rennverein eingelaufen. Schuldfrage wegen vorfählicher Tötung und bejahten nur die Frage -Der Angeklagte stellt ausdrücklich fest, daß auch er immer nur von Geschenken gesprochen habe, und daß in seinem Artikel von nichts anderem die Rede sei. Die Verlesung der Aussagen der Polizeibeamten, die die Verteidigung für höchst ungenau erflärt, nimmt dann längere Zeit in Anspruch.

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der Körperverlessung mit Todeserfolg. Sie billigten dem Angeklagten mildernde Umstände zu. Das Gericht erkannte auf eine Gefängnis­strafe von zwei Jahren Gefängnis unter Anrechnung von drei Mo­naten der erlittenen Untersuchungshaft.

Weshalb der Fiskus verklagt.

Polizeikommissar Antony äußert sich über die Konzessions­sache Rasquin. Er gibt zu, hier von Klüngel gesprochen zu Um ganze 5 Pfennige handelte es sich in einem Strafverfahren, haben. Rasquin bekundet, daß die verheiratete Tochter des Inspektors Kauz jetzt die 100 M. zurückge= welches in zweiter Instanz vor der 5. Straftammer des Land­ gerichts I   zur Verhandlung kam. Wegen Betruges war der Kauf­zahlt habe. Der Zeuge red el 3, Buchhalter bei Bardenhauer, bestätigt, mann Hans Dieckmann angeklagt, der beschuldigt wurde, den daß er die Frau Godel aufgesucht habe, um ihr wegen ihrer Aus- Fiskus um die Summe" von 5 Pfennigen geschädigt zu haben. sage über Bardenhauer Vorhaltungen zu machen. Er will die Der Angeklagte ist in Schöneberg   wohnhaft und fährt jeden Aussage verweigern, ob an die Polizei Geschenke gemacht worden seien, er gibt aber die Möglichkeit zu. Auf die Frage, ob Morgen mit der Ringbahn nach dem Potsdamer Bahnhof. Eines seine Firma Geschenke gemacht habe, verweigert er die Lages wurde D. von einem Kontrolleur mit seinem Abonnement Aussage. Rechtsanwalt eine: Der Zeuge hat dazu kein dritter Klasse in einem Abteil zweiter Klasse entdeckt und heraus­Recht. Der Vorsitzende ist der gleichen Meinung und der Zeuge geholt. Die Folge war eine Anklage wegen Betruges. Das gibt in ausweichender Weise die Möglichkeit solcher Geschenke zu. Schöffengericht verurteilte ihn mit Rücksicht auf seine bisherige Er wird nach Geschenken an Inspektor Stauß gefragt und ver- Unbescholtenheit nur zu 10 M. Geldstrafe. Gegen dieses Urteil weigert aufs neue die Aussage. legte D. unter Beistand des Rechtsanwalts Dr. Davidsohn Be­Zeuge Ettelt verweigert die Aussage auf die Frage, ob er für die Erlangung einer Wirtschaftskonzession oder daß kein Grund dazu vorliege, dem Angeklagten nicht zu glauben, Frage, ob er für die Erlangung einer Wirtschaftskonzession oder rufung ein. Vor der Strafkammer machte der Verteidiger geltend, durch einen Mittelmann Geld gegeben habe. Der Zeuge Pott, der Schwager Ettels, schildert die Versuche, daß er nicht die Absicht gehabt habe, den Eisenbahnfiskus zu auf das von ihm erbaute Haus für seinen Schwager die Konzession schädigen. Der Angeklagte sei an jenem Tage etwas verspätet auf zu bekommen. Ein Mitglied des Stadtausschusses hat ihm gesagt, daß der Ausschuß nicht über die Entscheidung der Polizei hinaus gehe; darauf hat der Zeuge die Frau des Inspektors Votsch gebeten, auf ihren Mann einzureden. Die Frau ist später zu ihm ge­kommen, hat über Geldschwierigkeiten geklagt und um 500 M. als Darlehn gebeten; das Geld ist gegeben worden, die Stonzession war aber noch nicht erteilt; erst nach einem Besuch des Dezernenten im Präsidium hat er sie bekommen. Das Darlehn ist bis heute noch nicht zurückerstattet worden. Auf die Die Entdeckung, ein Eisenbahngast betrüge", wenn er eine Frage, ob Inspektor Votsch zugunsten der Konzessionserteilung tätig gewesen sei, bemerkt Pott, daß dieser wohl ein gutes Wort höhere Klasse, als sein Billett aufweise, benute, hat vor einigen für ihn eingelegt habe. Das Geld ist nicht verschenkt worden. Jahrzehnten das Reichsgericht gemacht. Vergeblich waren die Borsigender: Sie nennen es Darlehn, kann es nicht auch Geschenk Remonstrationen gegen diese Auffassung, insbesondere durch den genannt werden? Zeuge: Vielleicht. Auf die Frage von Rechtsgelehrten Professor Jhering  . Das Reichsgericht blieb bei Merz und Sollmann, ob nicht auch noch ein zweiter ziemlich hoher seinem Irrtum und die Gerichte fügten sich der neuen Rechts­Betrag es handelt sich um 500 M. gegeben worden sei, ant­konstruktion. Aber stets ist auch des Reichsgerichts Ansicht er= wortet Botsch, er könne das nicht mehr bestimmt sagen. Der Zeuge Rofenthal hat Stonzessionssuchenden wiederholt forderlich, daß die Umstände ergeben, der angeblich Betrügende empfohlen, sich an den Gastwirt Kirsch zu wenden. Ginmal feien habe das Bewußtsein und die Absicht gehabt, den Fiskus um den bei Stirsch 1000 oder 1500 M. deponiert worden. Kirsch Fahrpreis zu prellen. Daß der Fiskus wegen vermeintlichen Be­wisse den Weg zu Konzessionen. trugs um 5 Pfennig ein Strafverfahren einleitet, zeigt, wie gering

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dem Bahnsteig angelangt und schnell in das erste beste Abteil hinein­gesprungen, da sich der Zug schon in Bewegung seite. Von einem Vorsak, den Eisenbahnfiskus zu schädigen, tönne keine Rede sein. Die nach seiner Sistierung von ihm verlangten 6 M. Strafe habe der Angeklagte deshalb nicht gezahlt, weil er nicht soviel Geld bei fich hatte. Das Gericht kam zu einer Freisprechung des An­geklagten mit der Begründung, daß eine vorsätzliche Schädigung nicht nachweisbar sei.

Inspektor Votsch versucht sich gegen die Aussagen des Zeugen er von seinen Fahrgästen denkt. Bott zu wehren. Er wisse von dem Darlehn nichts. Pott bes streitet, von dem Inspektor energisch abgeschüttelt worden zu sein. Dieser gibt schließlich zu, daß ihm Pott 300 M. angeboten und seine Frau ihm später erzählt habe, daß Bott ihm nun das Geld habe geben wollen.

Der falsche Kriminalbeamte von Charlottenburg  .

Stolp   i. P., den 9. Januar 1914.

Nach Vernehmung des Angeklagten und Beginn der Beweis­aufnahme mußte die Verhandlung vertagt werden, weil der An­geklagte Schwarz infolge Krankheit nicht mehr verhandlungsfähig

war.

Aus Industrie und Handel.

Breise und Löhuc.

Das fürzlich erschienene Statistische Jahrbuch für das Königreich Sachsen( 1913) bringt einige Uebersichten über die Entwickelung der Preise und Löhne, die interessante Schlüsse auf die Entwickelung des Reallohnes in diesem Lande gestatten. Das Bild leidet freilich an einer gewissen Einseitigkeit, da wir nur die Preise einer Stadt Dresdens   und die Löhne eines Berufes der Bergarbeiter einander gegenüberstellen tönnen. Doch ist wohl der Schluß er­laubt, daß sich die Entwickelung in anderen Städten und bei anderen Arbeiterkategorien in ähnlichem Sinne vollzogen hat. Nachstehend die Ergebnisse für die Jahre 1904 und 1911, für die wir in legter Kolonne die prozentuale Steigerung berechnet haben. Es foftete im Dresdener   Kleinhandel das Kilogramm in Mart  Dresdener   Kleinhandel das Kilogramm in Mart  

Gteigerung 23,0 Proz

1904 1911

1,30

1,60

1,70

2,10

23,5"

1,66

2,15

29,5

1,76

2,07

17,5"

Rochfleisch 1,47

1,75

19,0"

198

1,56

1,86

19,3

Bauch 1,29

.

1,49

15,5

"

1,69

1,98

17,2" P

1,75

2,00

14,3"

0,18

0,26

44,4

"

0,39

0,47

20,5"

0,36

0,39

8,3" P

1,61

2,50

55,3

9

"

0,55

0,59

7,3

Rindfleisch, Brust Steule Kalbfleisch, Keule Hammelfleisch, Keule Schweinefleisch, Neule Sped, geräuchert Schmalz, inl. Sauerkraut Weizenmehl I. Roggenmehl I. Staffee( Campinas  ) Zucker( Würfel). Die Liste ist allerdings ziemlich unvollständig. So fehlen vor allem Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse. Für die wichtigsten Produkte: Fleisch und Mehl, zeigen die Zahlen eine Aufwärtsbere gung, die im Durchschnitte einem Werte von 20-25 Broz. entsprechen Sürfte. Vergleichen wir damit nun die Entwickelung der Löhne. Es erhielten einen Jahreslohn in Mart  

1904

1911

Steigerung in Proz

1189

1424

25,0

546

622

13,9

" 1

381

468

22,8

"

1123

1430

27,3

431

528

22,5

475*)

639

84,5

815

952

16,8

453*)

367

19,0

345

400

15,9

"

"

" P

" 1

im Steintohlenbergbau erwachsene männl. Arbeiter weibl. jugendliche männl. Braunkohlenbergbau erwachsene männl. Arbeiter weibl. jugendliche männl. Erzbergbau erwachsene männl. weibl. jugendliche männl. Aus diefen Ziffern geht hervor, daß die Steigerung der Löhne Schritt gehalten hat, im Braunkohlenbergbau vielleicht etwas stärker mit der der Preise im sächsischen Steinkohlenbergbau etwa gleichen gewesen ist, im Erzbergbau aber weit dahinter zurückgeblieben ist. ist doch der Lohn der erwachsenen weiblichen Arbeiter in diesem Zweige des Bergbaues fogar noch, und zwar erheblich, zurüd­gegangen. Man sollte es faum für möglich halten, daß noch im Jahre 1911 eine erwachsene weibliche Arbeitskraft im Jahre 367 M. erhielt, so daß sie genau nur eine Mark pro Tag zu verzehren und damit womöglich noch ein oder mehrere Kinder zu erhalten hatte. Auf alle Fälle fann feine Rede davon sein, daß sich die Lebens­haltung der Arbeiter, wenn überhaupt, dann irgendwie wesentlich gebeffert hat.

Die Igl. Seehandlung, die preußische Staatsbant, hat im Jahre 1912/13 durch den Rüdgang der Kurse von Staatspapieren 3,7 Millionen Mart   verloren. Die Seehandlung interbeniert an den Börsen, d. h. fauft Staatspapiere auf, um noch größere Kursstürze zu verhindern.

Aus aller Welt. Furchtbare Familienkatastrophe.

Acht Personen tot.

Durch eine entsetzliche Kunde wurden am Freitag vor­mittag die Bewohner des ostpreußischen Städtchens Soldau  in Aufregung verfekt. In der Wohnung des Baumeisters Alfred Bray hatte man in früher Morgenstunde die ge­Vor der hiesigen Straftammer begann heute die Verhandlung famte& amilie, bestehend aus Mann, Frau und Zeuge Parner wurde von Rosenthal   zu Kirsch gewiesen. gegen den Brivatdetektiv Paul Schwarz aus Berlin  , der angeklagt fünf Kindern im Alter von vier bis achtzehn Jahren tot Die fünf Kinder lagen mit durch. Eriterer hat Kirsch gefragt, was denn die Stonzession fofte; er hat ist, betrogen sowie fich unbefugt mit Ausübung eines öffentlichen aufgefunden. bann 1500 M. bei Kirsch deponiert. Ueber die Berivendung hat Amtes befaßt, Amtshandlungen vorgenommen, ferner das frühere Kirsch nichts gesagt. Da die Konzession nicht erteilt wurde, forderte Dienstmädchen Fräulein Heinrich beleidigt und ihrer Freiheit be­

*) 1905.