VeiricL verlassen. Die Firma sucht durch das nationale lgelke)Arbeitersekretariat äv Sattler fiir Militärarbeit. Auch in bnrger-lichen Blättern erscheinen Inserate unter Chiffre. Alle Versuche,auf diese Weise Streikbrecher zu werben, schlugen bis jetzt fehl;so wird es hoffentlich bleiben, wenn weiterhin alle noch so verlocken-den Anpreisungen von den Sattlern unbeachtet bleiben.— Die beiHamburger Jnnungsmeistern beschäftigten Sattler haben derInnung Forderungen unterbreitet, zu denen sie sich bisher ab-lehnend verhielt. Zuzug nach Hamburg ist streng zu meiden.Die Berliner Metallarbeiter im Jahre ISIS.Die Verwaltungsstelle Berlin deS Deutschen Metallarbeiter-Verbandes hat kürzlich ihren Jahresbericht für 1913 veröffentlicht.Wir sehen daraus, daß fich die wirtschaftliche Krise auch in derMetallindustrie bemerkbar machte. Am 1. Juli hatte der Verband3706, am 31. Dezember 6554 Arbeitslose. Der Umfang der Arbeits-losigkeit in Verbindung mit der Erhöhung der Unterstützungssätzeliest die für Arbeitslosenunterstützung ausgegebene Summe von661 140 M. im Jahre 1912 auf 1 188 613 M. im Jahre 1913 an-wachsen. Für Krankenunterstützung wurden 613 608 M., für Streik-Unterstützung 402 558 M., für Gemastregcltenunterstützung 89 965 M.,für Reiseunterstiitzung 30 145 M. und für sonstige Unterstützungen66 428 M. ausgegeben. Die Gesamtsumme, die im Berichtsjahr fürUnterstützungszwecke verwandt wurde, beträgt 2 391 340 M.Dast die Verbandstätigkeit eine sehr rege war, zeigt die grosseZahl der abgehaltenen Versamnilungeu. Sie beläuft sich aus 24190.Der grösste Teil davon, nämlich 21364, kommt aus Werkstatt-Versammlungen. Das Bestreben, die Lohn- und Arbeitsverhältnissezu verbessern, ruhte auch in der Krisenzeit nicht. Der Bericht gibtAuskunft über zahlreiche Lohnbewegungen und Tarifabschlüsse, dieden betreffenden Arbeitern mehr oder minder bemerkenswerte Ver«besserungen brachten:Die Mitgliederzahl belief sich Endo 1913 auf 88 729. Vergleichs-zahlen aus der Mitgliederbewegung des vorhergegangenen JahreSgibt der Bericht nicht. Wir sehen aber auS dem Bericht der BerlinerGewerkschaftskommission, dass der Metallarbeiterverband im Jahre1912 in seiner Berliner Verwaltungsstelle 91 784 Mitglieder hatte,während das Jahr 1911 eine Mitgliederzahl von 88 272 aufwies.Im Jahre 1913 ist die Mitgliederzahl also um 3055 zurückgegangen,oder richtiger: Der Abgang überwiegt den Zugang um3055, denn in der Gesamtzahl der Mitglieder sind nach Ausweisdes Berichts 17 418, die im Jahre 1913 aufgenommen wurden. DerRückgang der Gesamtzahl macht ungefähr 3 Prozent aus. Das istim Hinblick auf die schwere Wirtschaftskrise und die fluktuierendeArbeiterschaft vieler Zweige der Metallindustrie durchaus kein be-sonders ungünstiges Resultat. Von der Rührigkeit des Verbandesist zu erwarten, dast er beim Eintritt einer besseren Konjunktur dieMitgliederzahl von 1912 bald wieder erreichen, ja überholen wird.Reben manchen ungünstigen und unerwünschten Folgen hatdie Arbeitslosigkeit auch eine erfreuliche Erscheinung gebracht: DieBibliothek des Verbandes, die 1911 73 009 Bände und 191282 303 Bände ausgeliehen hat, gab im Berichtsjahre 114810 Bände,also 21 Proz. mehr als im Vorjahr, an die Leser aus. Darausergibt sich, dass die Verbandsmitglieder die unfreiwillige Müsse, dieihnen durch völlige Arbeitslosigkeit oder beschränkte Arbeitszeit auf-erlegt worden ist, zur Fortbildung ihres Wissens oder zur Pflegeedler Unterhaltung ausgenutzt haben. Auch ein Beweis für den er-zieherischen Einflutz der Organisation und eine Widerlegung der inarbeiterfeindlichen Kreisen kolportierten Behauptung: Die Arbeitermachen schlechten Gebrauch von ihrer freien Zeit, deshalb dürfe dieArbeitszeit nicht verkürzt werden.Mus öer Partei.Gcmeindewahlerfolge.In Alt-Lässig. Kreis Waldenburg, wurden alle dreiM a n d a t e, die in der 3. Abteilung zu besetzen waren, von unserenGenossen erobert.In M ä r z d o r f bei Ohlau wurde Genosse H a sch k e wieder-gewühlt.In Peisterwitz, Kreis Ohlau, siegten in der 3. Abteilungdie Genossen O b st und Salzborn mit 85 Stimmen, währendes die Gegner auf ganze 9 brachten. Die ganze 3. Abteilung istjetzt in unserem Besitz.Mittel-Gutschdorf, Kreis Striegau, wählte als erstensozialdemokratischen Gemeindevertreter den Genossen Allrich inder 3. Abteilung. In der 2. Abteilung siegte ein bürgerlicher Ar-beitersreund mit unserer Hilfe.Mit grosser Mehrheit wurden in Töppendorf, SrciSStrehlen, in der 3. Abteilung zwei Genossen gewählt.niust der Prinz, uni die erforderliche Reife zu erlangen, noch dieErfahrung machen, dass es auch schöne Frauen ohne Tugend gibt.Ein buckliger Gaukler führt ihm vier Grazien zu, von denen er dieschönste wählt. Dann lange Bootsfahrt auf einer teppichbelegtenBark stromabwärts. Fröhliche Landung. Das Mädchen, in puppen-hafter Anmut und mit glockenhell lachender Stimme von ElseC ck e r s b e r g gespielt, scheint überglücklich, hüpft aber bei der erstenNachricht, dass ein»och reicherer Werber ihrer warte, ebenso vergnügtdavon. Dann kommt die wahre, die Pflaumenblütenliebe und die Offen-barung seines königlichen Blutes. Er wandert in das Reich der Väter,seinen Stiefbruder, den weibischen LüstlingSkönig zu vertreiben. Erklettert über ein Gebirge aus Stühlen, über einen schwindelndenAbgrund, den ein Brett markiert und kämpft mit Schneegestöber,das der Theatermeister aus vollen Schalen auf sein Haupt ergiesst.Doch um so glänzender nach solchen Nöten ist der Triumph. DerBruder unterwirft sich und gleich erscheint auch die Prinzessin, mitdem Sieger zusammen auf den Thron zu steigen.Werner Lötz spielte den Prinzen mit frisch sympathischen!Jugendtemperament, Herr D u m ck e machte aus der parfümiertenStiefbruder-Majestät eine witzige Aesthelenparodie. Von den Damensind insbesondere noch Frau G e rtr u d E y s o l d t, die alsKönigin-Mutter sehr innige Töne des Schmerzes fand, undCamilla E i b e n s ch ii tz' liebenswürdig kindlich-verliebte Prin-zefsin zu nennen. Das Publikum quittierte mit dankbarem Applaus.ät.Notizen.— Theater chronik. In der heutigen Vorstellung vond'AlbertS„Tiefland" im Deutschen Opcrnhause wird dieRolle der Martha zum ersten Mal von Henriette Gottlieb gesungen.— Die Berliner Freie Studentenschaft will im Mai Ludwig T i e ck Ssatirisches Märchen„Der gestiefelte Kater" mit Hilfe vonGertrud Eysoldt, die den Kater spielen wird, aufführen.— Vorträge. Am DonnerSlag, den 9. April, sprichtMaximilian Horden zum Besten des Schutzverbandes deutscherSchriftsteller im grossen Saale der Philharmonie über: BerlinerSittlichkeit.— Der französische Poet Paul Fort wird aufEinladung der Zeitschrift„Der Srurm" am Sonnabend, den 4. April,abends 3 Uhr, im Architektenhause. Wilhelmstr. 92/93, zum erstenmalin Deutschland aus seinen Dichtungen vorlesen.— Der Dresdener Theaterkrach endet nach allemSchieben und Verschieben der leitenden Personen und allem Pro-zessieren damit, dass das Albert-Theater am 1. Mai die Bude zu«macht. Das Theater hatte auch in den Sommermonaten spielenwollen; daraus wird also schon im ersten Spieljahr nichts. Erst imHerbst soll der Vorhang wieder aufgehen, und dann will man diezerbrochene Karre als„Vollslhealer" wieder in Gang bringen.Dass etwas Ernsthaftes entstehen könnte, wird kein Vorsichtigerglauben.— ll»bekannte Napoldon-Karikaturen, die vondem Dichter der Romantik E. Th. A. Hoffmann herrühren,wurden im Stadtgeschichtlichen Museum zu Leipzig entdeckt. Hoff-mann war ein leidenschaftlicher Hasser Napoleons.— Ein römisches Theater in Lyon, nach demJahre lang geforscht worden war, ist freigelegt worden. ES warim alten Lugdunum im zweiten Jahrhundert gebaut worden.Klein-Lcubusch im Wahlkreise Knuten-Oertels behältseine sozialdemokratische Mehrheit, die es schon seitsechs Jahren hat. Dort wurden alle vier Kandidaten der 2. und3. Abteilung wiedergewählt, obwohl durch eine schäbige Denunziation an den Landrat gegen den von den Sozialdemokraten gewählten Gemeindevorsteher Stimmung für eine Aucharbeiter-Kan-didatur gemacht wurde. Der erbärmliche Trick verfehlte aber seineWirkung vollständig.Steine, Wahlkreis Breslau-Land-Neumarkt, schickt denersten Sozialdemokraten, den Genossen Kursawe, in das Gemeindeparlament. Die Bauern und Stellenbesitzer �waren ganzerstaunt, so viel Arbeiterwähler vorzufinden.— In Leiste-Petersdorf im gleichen Wahlkreise wurde unser Kandidat mit19 gegen eine bürgerliche Stimme gewählt.Nach dem Buchstaben des Gesetzes.Bei der Stadtverordnetenwahl in Mainz wurden am 4. De-zember 1913 auch zwei Genossen gewählt. Gegen die Wahl desGenossen Hirschbiegel erhoben die Gegner Einspruch mit der Moti-Vierung, er sei vor der Wahl nicht zwei Jahre im Stadtteil Kastelansässig gewesen. Nun hatte der Genosse zwar sein ganzes Lebenhindurch in Kastel gewohnt, nur mit einer kleinen Unterbrechunginnerhalb der letzten beiden Jahre. Dies genügte dem Kreisaus-schuss, um dem Genossen die Wahlberechtigung abzusprechen. DerBezirksausschuß verwarf jetzt die gegen diese Entscheidung einge-legte Berufung, obgleich von Stadtverordneten, die an der Fest-stellung der Eingemeindungsverträge mitgearbeitet hatten, eidlichbekundet wurde, dass mit der Ansässigkeitsbestimmung nur ver-hindert werden sollte, dass Personen gewählt werden, die die Ver-hältnisse des Stadtteils nicht kennen.Aus Stuttgart.Genosse Lindemann veröffentlicht in der„SchwäbischenTagwacht" folgende Erklärung zu der Resolution, die von einerParteiversammlung gegen ihn angenommen war.(Siehe Nr. 67des„Vorwärts".) Die Erklärung lautet:„1. Die Resolution wurde in der zwei Tage vorher abge-haltenen Versaminlung der Vertrauensmänner angenommen, ohnedass ich zur Sache gehört worden war. Ich hatte mich in dieserSitzung geweigert, unter dem Vorsitz des Genossen Westmcyer anden Verhandlungen teilzunehmen, da er nach meiner Ansicht Parteiin der Sache war, wie ja auch diese ganze Aktion gegen mich vonihm ausgegangen ist. Ein Antrag, der die Abgabe des Vorsitzesfür diesen Punkt der Tagesordnung wünschte, wurde abgelehnt,danach die Debatte geschlossen und die vorbereitete Resolution an-genommen.2. Die Darstellung des Genossen Manz, die er auch schon inder Vertrauensmännerversammlung gegeben hatte, ist in ent-scheidenden Punkten falsch. Ueber den Vorsitz Westmehers habe ichmit Genossen Manz nicht verhandelt; diese Sache war für michüberhaupt nicht diskutabel. Ich brauchte aber auch mit GenossenManz nicht darüber zu diskutieren, da er sofort anerkannte, er ver-stehe es, daß ich bei dem persönlichen Verhältnis, in dem ich zumGenossen Westineycr stände, nicht unter seinem Vorsitz öffentlichsprechen wolle. Diese Aeusserung hat Genosse Manz übrigens auchin der Vertrauensmännerversammlung anerkannt.Die Verhandlung zwischen Genossen Manz und mir drehte sichtatsächlich nur um die Frage, ob ich mein Referat nur unter derBedingung halten wolle, dass ein Mitglied der Rathausfraktion denVorsitz führe. Diese Bedingung hatte ich nicht gestellt. Ich er-klärte, dass es mir fern läge, die Parteileitung brüskieren zu wollen— auch diese Aeusserung ist vom Genossen Manz in der Versamm-lung der Vertrauensmänner anerkannt worden—, daß ich es aberaus sachlichen Gründen für zweckmässiger hielte, wenn ein Mit-glied der Rathausfraktion den Vorsitz führen würde, das denKampf um die Ortsbausatzung mitgemacht habe und die Einfüh-rungs- und Schlussworte nach dem Zweck der Versammlung ab-stimmen könne. Ich hätte meine ganze Rede mit Rücksicht ausdas Ziel, auch die Kreise des Bürgertums mobil zu machen, aus-gearbeitet, und es wäre wünschenswert, wenn auch der Vorsitzendediesen Zweck im Auge behielte. Deshalb sei ein Mitglied der Rat-Hausfraktion vorzuziehen. Ich schlug daher Genosse Manz vor, ermöge selbst den Vorfitz führen. Im Laufe des DonnerStagnach-mittags wurde mir dann mitgeteilt, dass Genosse Oster den Vorsitzführen werde. Ich habe denn auch mit ihm über die Anordnungder Dinkelackcrversammlung gesprochen.Dies ist also der ganze Vorgang, den die Resolution als eine„grobe Brüskierung", als einen„unerhörten Verstoss gegen dieParteidisziplin", als eine„Preisgabe jeder parteigenössischcn Rück-ficht", als eine„parteischädigende Ausschreitung", den der GenosseCrispien als einen Versuch bezeichnet,„aus opportunistischen Grün-den die radikale Partei Mehrheit Stuttgarts auszuschalten".Ich stelle also noch einmal fest: ich habe mich in keiner Weile ge-weigert, unter dem Vorsitze des 2. Vorsitzenden oder irgendeinesanderen Mitgliedes der Parteileitung zu sprechen. Die Weigerungbezog sich nur auf den Genossen Westineyer. Wenn daher die Rc-solution mir eine grobe Brüskierung der Parteileitung, sogar dergesamten Partei Stuttgarts vorwirft, so können ihre Verfasser diesnur tun, wenn für sie die Parteileitung und die gesamte ParteiStuttgarts mit Genossen Westmeher identisch sind.3. Meine Weigerung, unter dem Vorsitz des Genossen West-meher oder mit ihm zusammen zu referieren, ist seit Jahren, auchdem Genossen Westmeyer, bekannt. Ich habe sie bei der Reichs-tagswahl im 10. Wahlkreise und bei der Landtagswahl in Stuttgartwiederholt ausgesprochen und danach gehandelt. Die Gründe fürmein Verhalten sind jedem bekannt, der die Parteigeschichte derletzten Jahre verfolgt hat. Uebrigens bin ich bereit, sie, wenn eSverlangt wird, öffentlich bekannt zu geben. An den Tatsachen aber,die mich zu diesem Handeln bestimmen, vermag keine Resolutionetwas zu ändern.Es wäre übrigens die Pflicht des Genossen Westmeyer ge-wesen, als er mir auftragsgemäh den Beschluß, eine Versammlungin Sachen der Ortsbausatzung zu halten, mitteilte und mich zurUebernahme des Referats aufforderte, mir auch die weitere Mit-teilung zu machen, daß er den Vorsitz in der Versammlung führenwerde. Dann wäre meine Ablehnung sofort erfolgt. So erfuhrich diese Tatsache erst am Tage vor der Versammlung. Auch dieserUmstand konnte mich aber nicht veranlassen, die Haltung, die ich ausGründen der Selbstachtung einnehmen muh, nunmehr aufzugeben."Wir meinen, daß unter allen Umständen persönliche Stim-mungen oder Verstimmungen zu schweigen haben, wenn es sich!un Akttonen handelt, die im Interesse der Partei veranstaltetwerden.Die Abonnentenversicherung der„Münchener Post".Auf dem südbayerischen Gautag, der am Sonnabend inMünchen begann, kam zunächst die Abonnentenversicherung der„Münchener Post" zur Sprache. Sowohl Genosse Timm, der denBorstandsbericht erstattete, wie auch Genosse Nimm er fall mseinem Referat über„Organisation und Agitation" wiesen daraufhin, daß unser Münchener Parteiorgan durch das Verlangen derParteigenossen in Stadt und Land zu der Maßnahme gedrangtworden sei. Genosse Bartels vom Parteivorst an dbe-dauerte lebhaft die Aoonnentenversicherung; der Partcivorstand so-wohl wie der Parteiausschuß m seiner überwiegenden Mehrheithaben dringend von der Einführung abgeraten. Die Stellungnahme der Fraktion gegen die Abonnentenversicherung fei durch dasVorgehen der„Münchener Post" erschwert worden. Wenn die Frageauf dem Parteitag zur Sprache komme, werde der Parteivorstandunzweideutig dagegen Stellung nehmen. � �...In der Diskussion betonten verschiedene Delegierte d«eNotwendigkeit der Versicherung; nur einer sprach dagegen. Inseinem Schlußwort bemerkte Timm, eine Stellungnahme derFraktion könne nicht für immer bindend fem- Der Kolner Partei-tag habe sich auch einsttmmig gegen die Arbeitslosenversicherungausgesprochen, der letzte Parteitag stimmte einstimmig dafür. EShandele sich um keine Prinzipienfrage. Die„Mnnchener Post" habenur dem Drängen der praktischen Agitatoren nachgegeben Mansolle erst einmal den Erfolg abwarten und dann sachlich Stellungnehmen. Niemand werde durch die Versicherung geschädigt.Von der Parteipreffe. Der von der bremischen Regierung aufdem Wege des Disziplinarverfahrens im Januar 1913 gemahregelteVolksschullehrer Genosse Emil Sonnemann, der seit seiner Ent-lassung in der bremischen proletarischen Jugendbewegung tätig war,tritt mit dem 1. April in die Redaktion der„Bremer Bürger-z e it u n g" ein, um deren Unterhaltungsblatt zu redigieren. Weitervermehrt sich der Redaktionsstab dieses Blattes mit dem 1. Maium noch eine weitere Kraft. Genosse Fröhlich, Stadtverordneterin Altona und Berichterstatter des„Hamburger Echos", tritt zudem letztgenannten Datum noch in die Lokalredaktion ein. Vom1. Mai an wird die„Bremer Bürgerzeitung" sieben Redakteurehaben._Parteiliteratur.Die Steuerpolitik der Sozialdemokratie. Unter diesem Tttelhat Eduard Bern st ein die sozialdemokratische Steuerpolitikauf Grund des Programms und der Kongretzbeschlüsse der Parteigemeinverständlich darzulegen versucht, in einer Broschüre, die soebenim Verlag Vorwärts erschienen ist.(Preis 30 Pf.) Auf denknappen Raum von 48 Seiten sind die wichtigsten Gesichtspunktein klarer Weise dargelegt. Die Schrift gliedert sich in folgendeKapitel: Allgemeines über die Steuerftage. Vom Begriff derSteuerarten und den unsichtbaren Steuern. Die Mehrwertlehraals Grundlage für die Steuerbemessung. Steuern auf Genuß-mittel und Steuern auf Nahrungsmittel. Der Grundsatz derWirtschaftlichkeit und seine Anwendungen. Die Frage der Ueber-schußwirtschast. Die Verteilung der Steuern zwischen Reich,Staaten und Gemeinden. Die Fragen der Steuerbewilligung. DerTrugschluß von der sozialen Gleichwertigkeit der Steuern. DieOekonomie der Steuererträge. Schlußfolgerungen.Bernstein stellt sich in allem wesentlichen auf dem Standpunktder Resolution Wurm, die vom letzten Parteitag in Jena ange-nommen wurde. Als eine gemeinverständliche Einführung in dieSteuerprobleme wird die Broschüre gute Dienste leisten.Soziales.Die Heimarbeiterfrage in— England.Professor Dr. Broda schreibt:Durch Gesetz des Jahres 1910 wurde das englische Handels-Ministerium ermächtigt, zunächst für vier Industrien, in denenHeimarbeit vorherrscht, und zwar die Kleidererzeugung, Holz- undZündholzschachtel-, Wäsche- und Kettchenerzeugung, Lohnämtcrzwecks gesetzlicher Festlegung von Minimallöhnen und Beseitigungdes bis dahin auch in England herrschenden Heimarbeiterelendseinzusetzen. Ihre Bestimmungen gelten sowohl für Heimarbeiterals auch für Fabrikarbeiter der betreffenden Gewerbe. Die Kommissionen sind aus Delegierten der Unternehmer und der Arbeitersowie von der Regierung ernannten Mitgliedern zusammengesetzt.Der Präsident wird der Zahl der letzteren entnommen. Die Be»stimmungen der Lohnämter treten sofort in Kraft, sofern keinschriftlicher Bertrag zwischen Arbeitgebern und Arbeitern entgegen-steht. Sechs Monate nachher werden die Bestimmungen ausnahm?-los obligatorisch, sofern das Handelsministerium nicht seine Be-stättgung verweigert. Auch entgegenstehende schriftliche Verträgehemmen dann nicht mehr die zwingende Kraft des Gesetzes, undjeder Unternehmer, der thm entegenhandclt, verfällt in eine Geld-strafe bis zu 400 M. für jede Verfehlung.Das erste Gewerbe, in dem ein Lohnamt in Wirksamkeit trat,war die Kettchenerzeugnng. Nach längeren Verhandlungen wurdeein Minimallohn für weibliche Arbeiter von 20 Pf. pro Stundeund ein Stücklohn in entsprechender Höhe festgelegt, so dass sie beinormaler Geschicklichkeit 20 Pf. pro Stunde verdienen können. Imallgemeinen ist festzustellen, daß die Erhöhung deS Arbeitsverdiensteszwischen 100 und 150 Proz. betrug.Für das Gewerbe der Zündholzschachtelerzeugung wurde am6. April 1011 eine definitive Entscheidung erlassen, welche die Zeit-löhne für weibliche Arbeiter auf 22 Pf. pro Stunde festlegt. Vom1. Februar 1912 an wurde dieser Minimallohn auf 24 Pf. und vom1. Februar 1913 an auf 26 Pf. erhöht. Aehnlich wurde in denanderen Gewerben verfahren.")Und wie sehr die Erfolge den Hoffnungen der Regierung ent»sprachen, wie wenig sich alle Befürchtungen gegenüber der neu-gearteten Gesetzgebung erfüllten, ist daraus zu ersehen, dass die Re-gierung, von ihrer gesetzlichen Befugnis Gebrauch machend, vorkurzem die Wirkungssphäre der Lohnämter auf eine ganze Reiheneuer Gewerbe ausdehnte und dies offiziell mit den günstigen Er-gebmssen der ersten Lohnämter begründete.Wir sehen also, daß sich auch in England mit seinen kompli-zierten industriellen Verhältnissen, die denen Deutschlands durch-aus gleichen, die früher nur in Australien angewandte Methode dergesetzlichen Lohnfestsetzung bewährt. Keinerlei wirklich bedeutsamepraktische Schwierigkeiten haben sich in den zwei ersten Jahren desGesetzesbestandes ergeben, obwohl ja gerade die ersten Anfängenaturgemäß die Hauptschwierigkeiten bieten mutzten. Ja, aus denoffiziellen Berichten geht hervor, daß die neue Gesetzgebung unterden Arbeitern und Heimarbeitern selbst neue Lebensenergien geweckt habe, dass dieselben mit Eiser die zu ihren Gunsten geschaffeneGesetzgebung zu unterstützen deginnen, während sie früher lethar-giich alle und jede Lohn- und Arbeitsbedingungen angenommenhatten. Auch die Fabrikarbeiter der von Heimindustrie durchsetztenGewerbe, die ja von den Bestimmungen des Gesetzes in gleicherWeift betroffen sind, haben sich durch ihre Delegierten mit Eifer ander Schaffung der Zeit- und Stücklöhne beteiligt.Wir ersehen daraus im Licht der englischen Erfahrung, daßdas Heimarbeitsproblem lösbar, leicht lösbar ist, sofern man überVorurteile und schwächliches Zaudern ohne Schwanken hinweg-schreitet. Die Initiative der britischen Staatsmänner wurde vonseltenem Erfolge gekrönt, dass selbst im Oberhause, selbst unter denVertretern der Industrie, sich niemand fand, der die Ausbeutungder Heimarbeiter und die hiermit verknüpften Interessen gewisserIlnternehmergruppen zu vertreten gewagt hätte. Das Gewicht deröffentlichen Meinung war allzu stark.Eänc solche öffentliche Meinung gilt es auch in Deutschland zuschaffen; dann werden alle die zaghafte,, Einwände, alle Stimmenillegitimer Interessen, die sich aber als Schützer der deutschen Volks-Wirtschaft ausgeben, verstummen. Dann werden endlich auch jeneUnglücklichsten unter den Männern und Frauen Deutschlands ihremElend entrissen werden können. Nicht dass sie von Arbeit undLebenskampf befreit werden sollen, aber sie werden wenigsten?jenes Minimum von Lebensnotdurst und Gesundheitsschutz«r»halten, welches den Arbeitern der Fabriken zuteil geworden ist.Oo• ao.*) Nähere Details in der Schrift des Professor Broda:„In-wieweit ist eine gesetzliche Festlegung der Lohn- und ArbeitSbedin-gungen möglich?"(Erfahrungen Englands, Kanadas und Austra-liens, herausgegeben vom Institut für internationalen Austauschfortschrittlicher Erfahrungen, verlegt bei Georg Reimer, Berlin.)