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Unternehmer- Terrorismus. Jm Steinbruch der Firma Brügge­mann in Nieder- Linda, Kreis Lauban  , hatten die Arbeiter um eine fleine Lohnaufbefferung nachgesucht. Die Firma lehnte die be­scheidenen Forderungen furzerhand ab und entließ sofort einige or­ganisierte Arbeiter. Die anderen stellte sie vor die Wahl, entweder aus dem Steinarbeiterverbande auszutreten oder den Arbeitsplab zu verlassen. Den Austritt aus der Organisation wollte die Firma noch schriftlich bescheinigt wissen! So übt man in Unternehmer­freisen Terrorismus.

Verbandstag der

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Transportarbeiter.

beiter zu sehr hohen Löhnen. Sie zahlt jeht, um die paar Arbeits- 1 der Sonntagsruhe. Dieses Monstrum ist vorläufig verschwunden, nale Schuh- und Reberarbeiter- Union vollzogen und der Beitritt der willigen zu halten, Söhne, die sich die Streifenden niemals gewagt wird aber wiederfommen. Wir haben große Befürchtung, daß der belgischen Organisationen ist für 1914 in Aussicht gestellt. Damit hätten zu fordern. Nehme kein ehrlicher Arbeiter bei der Firma neue Entwurf noch mehr Verböserungen enthält wie der letzte. Die wären die Organisationen der Hauptsächlichsten europäischen Länder W. Ewald Haas in Elebrfeld Arbeit an. Vorlage hat gezeigt, wie wenig die Regierung willens ist, den nach der Union   angeschlossen. Hunderttausenden zählenden Angestellten im Handelsgewerbe Rech- Den mündlichen Geschäftsbericht erstattete der 1. Vors ung zu tragen. Der verabschiedete Entwurf über die Konkurrenz- fißende Simon. Der Redner ging sehr ausführlich auf die Mit­klausel ist lediglich auf die Handlungsgehilfen zugeschnitten. Die gliederbewegung der lezten Jahre ein. Der Verband leide eigentlich berechtigten Wünsche der Techniker und Arbeiter fanden keine Be- chon seit 1908 unter einer wirtschaftlichen Kriſe. Im Jahre 1911 rücksichtigung. Dabei wird die Konkurrenzklausel vielfach auch in sei wohl eine kleine Belebung des Marktes eingetreten, die dann unserm Berufe angewendet. Eine Erweiterung der Rechte der Ar- aber 1913 einer neuerlichen Verschärfung der Verhältnisse wich. Im beiter durch die Regierung ist nicht zu erwarten. Das Bestreben der allgemeinen stehe das Verhältnis der Mitgliederzahl zur Zahl der in Regierung ist, die Unternehmerintereffen in jeder Beziehung zu der Schubbranche Beschäftigten nicht ungünstig. In der Schuh­wahren. Die Arbeiter sollen rechtlos gemacht, gebunden an Händen industrie sind ungefähr 91 000 Personen tätig; davon find etwa und Füßen dem Unternehmertum ausgeliefert werden. Das wird 45 500 männliche und 35 500 weibliche. Der Prozentjaß der weib­Von den 81 000 Arbeitern aufs neue durch die Politischerklärung der Gewerkschaften bewiesen, lichen Arbeitskräfte steigt fortwährend. unter die auch unser Verband fiel. Die Unternehmervereinigungen und Arbeiterinnen gehören 44 000 heute dem Verband an. Zufrieden betätigen sich nicht nur wirtschaftspolitisch, sondern direkt partei- tönne man allerdings nur mit dem Prozentverhältnis der männlichen politisch. Gegen diese wird aber nicht vorgegangen. Das zeigt, daß Mitglieder féin; von den 45 500 Arbeitern find 35 221 organisiert. die Regierung mit zweierlei Maz mißt.( Sehr richtig!) Anders stehen die Dinge bei den Arbeiterinnen; hier sind von Der geringe Der 9. Verbandstag des Deutschen Transportarbeiter- Ver- Der Redner behandelte dann das Gebiet Grenzstreitig 35 500 nur 8615 gleich 24,35 Proz. im Verbande. bandes nahm gestern nachmittag im hiesigen Volkshaus seinen An- feiten. Ursache zu lebhaften Klagen würden neben den Brauerei- Mitgliederverlust habe seine Hauptursache in dem Rüdgang der Zahl fang. Die Tagung ist start beschickt. Es nehmen an ihr 181 Dele- arbeitern die Gemeindearbeiter geben. Diese würden tros flarer der Beschäftigten in der Schuhindustrie. Völlig irrig sei es, der Beitrags­gierte, 13 Vorstandsmitglieder, 20 Gauleiter und Vertreter der Re- Entscheidungen der Vorständekonferenzen das Einbrechen in das erhöhung in Dresden   1912 die Schuld der Mitgliederverluste zuzuschreiben. daktion des Courier", der Reichssektionenn der Eisenbahner und Tätigkeitsgebiet des Verbandes, soweit die Straßenbahner in Frage Diese Anschauung werde am besten dadurch widerlegt, daß nach der der Straßenbahner teil. Die Generalfommission der Gewerkschaften tämen, nicht unterlassen. Es sei sogar vorgekommen, daß die Ge- Beitragserhöhung immer noch eine Mitgliederzunahme zu verzeichnen vertritt Karl Legien  , den Zentralverband der Handdungsgehilfen meindearbeiter Straßenbahner von Pribatbetrieben aufgenommen war und erst 1913 der Rüdgang einfegte. Die Finanztraft habe sich Faßbender( Köln  ). Von ausländischen Bruderorganisationen sind hätten. Mit den Maschinisten und Heizern beständen ebenfalls Dif- wesentlich gehoben. Das Vermögen habe sich während der Berichts­Es müsse das Bes eine Reihe Delegierter erschienen. Die englische Organisation ist ferenzen. Die Anwürfe, die auf dem Verbandstag gegen die Trans- periode( 1912-13) um 309 566 R. vermehrt. durch ihren Präsidenten Harry Gosling und seinen Getretär Robert portarbeiter erhoben worden seien, müsse er auf das entschiedenste streben sein, möglichst bald die erste halbe Million voll zu machen. Williams( London  ) vertreten. Die österreichischen Kollegen ent- zurückweisen. Mit dem Holzarbeiterverband sei ein Kartellvertrag Alle Anträge, die eine höhere Belastung der Verbandskasse nach sich sandten Hofbauer und Maly( Wien  ), der schweizerische Verband abgeschlossen worden. giehen, bitte er im Namen des Gesamtborstandes abzulehnen; oder aber es müßten neue Einnahmequellen gesucht werden. Man dürfe Conzeit und Schneider( Zürich  ), und die holländische Organisation Seytoop. nicht vergessen, daß bei der Organisation der Unternehmer ſeit ge­raumer Zeit ein schärferer Wind wehe und man sich daher auf alles einrichten müsse. Stärtung der Organisation und der Finanzkraft, das müsse die Losung sein.

Köln  , 8. Juni.

In seiner Eröffnungsrede gab Verbandsvorsitzender Schumann ( Berlin  ) ein Bild der Entwicklung des Verbandes und der wirtschaft lichen Verhältnisse in den letzten zwei Jahren. Dann folgten Be­grüßungsansprachen von örtlichen und ausländischen Vertretern. Dann konstituierte sich der Verbandstag. Das Präsidium bilden Schumann und Döring( Berlin  ) und Klöjel( Düsseldorf  ) als Vor­fizende, denen vier Schriftführer zur Seite stehen.

Die eigentlichen Verhandlungen begannen heute. Den Borstandsbericht

Am Schlusse seines zweistündigen Berichts sprach Schumann die Hoffnung aus, daß die Verhandlungen des Verbandstages so aus fallen mögen, daß die Organisationen sich in der Zukunft noch besser entfalten fönne und noch größere Erfolge für die Mitglieder erzielen als in den beiden letzten Jahren.( Lebhafter Beifall.) Den Kaffenbericht erstattete Pfeiffer( Berlin  ), der eine Er­läuterung der einzelnen Posten gab. Die verflossene Geschäfts­periode sei für die Kaffengebarung sehr ungünstig gewesen und habe die Notwendigkeit einer Neugestaltung der Finanzen gezeigt. Lüdede( Magdeburg  ) gab den Ausschußbericht. Er erörterte eingehend die eingelaufenen Beschwerden, die mehr interner Natur find. In der

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Debatte über die Berichte

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Zum Kaffenbericht machte der Verbandstaffierer König lediglidy Mitteilungen interner Natur.

Ueber die Tätigkeit des Verbandsausschusses referierte deffert Vorsitzender Haupt Magdeburg  . Im ganzen famen 28 Beschwerden zur Behandlung. Die meisten Streitfälle ergaben sich aus der Bahlung oder beffer Nichtzahlung das 53. Wochenbeitrages. Da aber über diese Frage 1912 in Dresden   endgültig entschieden wurde, war die Stellung des Ausschusses gegeben und mußte auf Zahlung er fannt werden.

gab Verbandsvorsitzender Schumann. Aus dem schriftlichen Be­richt auf den der Redner verwies, führen wir folgendes an: Es kann mit Genugtuung fonstatiert werden, daß es gelungen ſagte der erste Redner, Bodelmann( Hamburg  ): 3u bedauern Nunmehr wurde die Diskussion über den Geschäftsbericht eröffnet. ist, troh ungünstiger Konjunkturverhältnisse die wirtschaftliche Bo- lei, daß der Vorstand den Wünschen der Hafenarbeiter nicht ent­fition der Mitglieder gegen alle Verschlechterungsversuche der Unter- prochen und keine Konferenz für diese einberufen habe. Bei Tarif- Mit zur Debatte stehen eine große Zahl Anträge, die fich haupts nehmer erfolgreich zu verteidigen, sowie die Organisation nume- abschlüssen müsse man sehr vorsichtig sein, die Verhandlungen mit sächlich mit Verwaltungsfragen und einer Neueinteilung der Kreise den Unternehmern sollten protokollarisch festgelegt werden. In beschäftigen. Ein Antrag Dresden  , zweds Verschmelzung mit dem risch auf der gleichen Höhe zu erhalten wie vor Eintritt der wirt­Hamburg sei es vorgekommen, daß die Unternehmer später die Rich Lederarbeiterverband Rüdirrache zu nehmen, war durch die ab­tigkeit der Vereinbarungen bestritten hätten. Brandes lehnende Haltung des Verbandstags der Lederarbeiter fürzlich in ( Bremerhaven  ) wünscht, daß der Vorstand das Material über die Berlin   gegenstandslos geworden. gegnerischen Organisationen einheitlich zusammenstellt und den Funktionären zugänglich macht. Pflug( Leipzig  ) meinte, die Grenzstreitigkeiten feien eines der traurigsten Kapitel in der Ar­beiterbewegung. Sie würden meist durch die leitenden Personen in die Organisationen hineingetragen. Nagel( Dresden  ): Durch die Politischerklärung will man uns die Jugendlichen nehmen, dagegen müssen wir uns mit allen Mitteln wehren. Genaud( Riefa) Grenzstreitigkeiten mit den Solzarbeitern nicht beseitigt. Böhm meinte, durch den Kartellvertrag mit den Holzarbeitern seien die ( Braunschweig  ) betonte, die Grenzstreitigkeiten könnten durch den Zusammenschluß aller Verbände zu einem allgemeinen Arbeiter berein beseitigt werden.

wirtschaftlichen Depressionen. Ja, es ist uns sogar möglich gewesen, eine Steigerung der Mitgliederzahl herbeizuführen. Am Schluffe der letzten Geschäftsperiode betrug die Mitglieder­zahl 195 249. Das Jahr 1912 brachte einen Zuwachs von 30 739 Mitgliedern, das Krisenjahr 1913 ein Mehr von 3439, so daß die Zahl der Mitglieder in beiden Jahren um 34 178 stieg. Die Ge­schäftsperiode schloß mit einem Mitgliederbestand von 229 427, da­runter 9201 weibliche, ab. Mit diesem Ergebnis kann der Ber­band in einer Zeit wirtschaftlichen Niederganges wohl zu frieden

sein.

Sehr interessant ist eine Statistik über die Dauer der Mit: gliedschaft. Nach dieser gehörten Ende 1913 dem Verbande als Mitglieder an: bis zu einem Jahre 48 496= 21,1 Prog, bon 1 bis au 3 Jahren 75 682= 33 Proz., von 3 bis zu 5 Jahren 39 176 17,1 Proz., von 5 bis zu 7 Jahren 21 320 9,3 Broz., von 7 bis zu 10 Jahren 27 855 12,1 Prozent, über 10 Jahre 16 898 7,4 Proz.

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Ueber die Hälfte aller Mitglieder gehört also der Organisation bis zu drei Jahren an und nur 30 Prozent über fünf Jahre. Diese Bahlen zeigen allein schon, wie ungeheuer die Fluktuation sein muß. Die Werbefähigkeit des Verbandes ist eine große, die Zahl der Neueintritte in jedem Jahre verhältnismäßig hoch; sie betrug 1912 88 691 und 1913 65 390. Also über 150000 Aufnahmen Find in der Geschäftsperiode gemacht worden, aber nur etwas mehr als die Hälfte fonnte von ihnen gehalten werden!

Als erfreuliches Ergebnis der organisatorischen Tätigkeit des Verbandes ist ferner die Tatsache zu registrieren, daß es gelungen ist, für eine erhebliche Zahl der Mitglieder trop der ungünstigen Verhältnisse wesentliche Verbefferungen im Arbeitsverhältnis durchzusetzen.

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Im Jahre 1912 wurden 1046 Lohnbewegungen geführt, die sich auf 229 Orte und 2 Stromgebiete sowie 4994 Betriebe mit 126 101 Beschäftigten erftredten. 1913 war die Zahl der Bewegungen etwas geringer; fie betrug 904. Diese Bewegungen umfaßten 232 Orte nebit 4 Stromgebieten und 6895 Betriebe mit 68 975 Beschäftigten. Mit Erfolg wurden 1912 94 Broz. und 1913 93,9 Proz. aller Be­wegungen durchgeführt. Die für die Mitglieder erzielten

Verbesserungen der Lohn- und Arbeitsbedingungen find 1912 weit höher als 1913, was durch die Krisis erklärlich er­scheint. Im Jahre 1912 fonnte für 34 565 Personen eine Arbeits­zeitverkürzung um durchschnittlich 5,6 Stunden für jede einzelne Berson pro Woche durchgesetzt werden. Lohnerhöhungen sind für 70 144 Beteiligte 180 316 M. pro Woche erreicht worden. Für das Jahr 1913 betrug die Arbeitszeitverkürzung für 13879 Personen durchschnittlich 4 Stunden wöchentlich für jeden Beteiligten. An Lohnerhöhungen sind für 47 295 Personen 92 947 M. pro Woche er­zielt worden. Daneben wurden in beiden Jahren noch eine Reihe anderer Verbesserungen errungen und beabsichtigte Verschlechte rungen abgewehrt.

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Auch weitere Redner besprachen Grengstreitigkeiten. Die De­batte wird morgen fortgefest.

Verbandstag der Schuhmacher.

Hamburg  , 8. Juni 1914.

Der Zentralverband der Schuhmacher eröffnete heute im biesigen Gewerkschaftshause seinen 15. Verbandstag. Erschienen find 71 Delegierte und 10 Gauleiter; der Vorstand ist vertreten durch den Vorsitzenden Simon Nürnberg, die beiden Kassierer Reuß und König und den Sekretär Weiter&. Für die Redaktion ist Bod Gotha und für den Verbandsausschuß Haupt- Magdeburg anwesend. Knoll Berlin   vertritt die Generalfommission. Als Gäste nehmen von ausländischen Bruderorganisationen an den Ver­handlungen teil: Jörgensen Kopenhagen, Johannsen Stodholm, Richards Leicester, Möller- Wien und Fartas Budapest.

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In der Begrüßungsrede gab der Vorsitzende einen ge­schichtlichen Rückblick über das nunmehr

dreißigjährige Bestehen der Organisation.

Gerichtszeitung.

Mädchenhandel.

blide in den Geschäftsbetrieb der in Hamburg  , Altona  , Stiel, Ein Mädchenhandelprozeß, der sehr bemerkenswerte Eine Leipzig  , Köthen  , Braunschweig   und anderen Orten bestehen­den öffentlichen Säufer" gestatten wird, findet dem. nächst vor der 3. Straffammer des Landgerichts I   unter Vor­siz des Landgerichtsdirektors Baumgarten statt. Die auf gewerbsmäßige Ruppelei lautende Anklage richtet sich gegen den Maler Robert Fischer, dessen Ehefrau Anna F die ledige Gertrud Hennig, den Klempner Otto Wotschte und die ledige Helene Bebuke.

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Die Fischerschen Eheleute sind der Polizei seit längerer Zeit als gewerbsmäßige Mädchenhändler bekannt. Ihre Ware" besteht aber nicht aus Seide" oder Halbseide", d. h. unbescholtenen Mädchen bezw. solchen, die noch nicht unter Sittentontrolle gestanden haben, sondern aus Baumwolle", wie in der Verbrechersprache die Kontrolldirnen genannt werden. Wie die Anklage insbesondere der schon fünfmal wegen Ruppelei vorbestraften Frau Fischer zur Last legt, sollen die Angeklagten in der Weise zu Werke gegangen sein, daß sie auf der Straße Mädchen ansprachen und ihnen dann in den schönsten Farben das sorgenfreie Leben" in einem öffentlichen Sause schilderten. Mit den schon unter Sittentontrolle stehender Mädchen trat Fischer dadurch in Verbindung, daß er vor dem Fröbel­Krankenhaus für Geschlechtstrante Sittenmädchen erwartete und die entlassenen Mädchen ansprach. Er ging dabei, wie er einmal äußerte, von der Ansicht aus, daß diese Mädchen für die Broving Er schilderte, welche Hindernisse zu überwinden waren, um aus gut genug seien. Die Mädchen, die ihre Einwilligung gaben, mur­dem ehedem kleinen Häuflein organisierter Schuhmacher den Ver- den dann in der Wohnung der Fischerschen Eheleute frisiert und band zu seiner heutigen Machtstellung zu machen. Wenn ehedem die aufgepust, damit sie auf die extra zu diesem Zwed nach Berlin  Unternehmer die Organisation nicht anerkennen wollten, so wurden kommenden Bordellbesiber einen recht guten Eindruck machten. Diese fie recht bald genötigt, umzulernen, und heute suchen diese Herren Herren betrachteten dann die Ware" und zahlten je nach Ausfall den Verband auf, um zu verhandeln. In Ehren wolle man heute der Prüfung an die Angeklagten Vermittlerprovisionen von 50 bis der Senioren der Organisation gedenken, da ist der altverdiente Rollege 200 Mart. Für junges Gemüse", d. h. Mädchen bis zum Alter von Bod, der eigentliche Begründer der Gewerkschaft, dann Reus, 19 Jahren, wurden bis zu 200 m. gezahlt, ältere Semester, die den der die ganzen 30 Jahre hindurch die Kassengeschäfte gewissenhaft schönen Namen Kommoden" haben, brachten nur 50 M. Haupt­besorgte, und schließlich der alte Siebert, der frühere Borsigende. abnehmerin der Ware" war die Bordellbesizerin Waltmann in Erneuern wir heute den Schwur, in zäher Ausdauer für den Ver- Hamburg, die auch die höchsten Preise zahlt. Zwei Mädchen im band zu wirken, damit es uns gelingt, die Kollegen zur Sonnenhöhe Alter von 19 und 22 Jahren gingen sogar unter Preis", d. h. für der Kultur emporzuführen! je 25 M. an den Bordellwirt Bedenstedt in Göthen ab. Gine gewiffe Aus dem Richter, welche die Angeklagte Behnke besorgt" hatte, erklärte auf dem Anmeldeschein in Altona   wahrheitswidrig, daß sie in Berlin  unter Kontrolle gestanden habe, da sonst Schwierigkeiten mit der dortigen Polizeibehörde entstanden wären. Zu der Verhandlung sind neben 30 Bordellinfafsinnen mehrere Bordellwirte aus Ham­ burg  , Altona  , Leipzig  , Göthen und anderen Orten als Zeugen ge­

Geschäftsbericht

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Die Zahl der Tarifverträge hat sich in der Berichtszeit stark vermehrt. Ende 1911 waren 809 vom Verband abgeschlossene Tarifverträge für 7851 Betriebe mit 76 011 Personen in Kraft. Am Ende der Geschäftsperiode konnte der Verband aber 1178 Ver- für die Jahre 1912-13, welcher der Generalversammlung vorliegt, träge für 7227 Betriebe mit 93 700 Personen zählen. Von diesen ist zu entnehmen, daß der Beschluß des legten Verbandstages, bie 93 700 Personen waren bei Abschluß der Verträge 74 071 Mitglieder Beiträge in allen Klassen um 10 Pf. zu erhöhen, der Organisation der Organisation. Demnach arbeiten 32 Proz. aller Mitglieder zu nur wenig Austritte brachte. Durch die Ungunst der Erwerbsver- Laden. tariflichen Vereinbarungen. Von den 199 vertragsfähigen Genoffen- hältnisse und wegen des schlechten Geschäftsganges in der Schuh­fchaften haben 177 den Tarif anerkannt, 3 haben Sonderberträge industrie mußten viele Mitglieder ihren Beruf wechseln und gingen so der Organisation verloren. Der Mitgliederstand ist aus abgeschlossen und 19 find tarifuntreu! Die vom Verband für Unterstübungen aufgewandten diesen Ursachen denn auch zurückgegangen. Burden zu Beginn 1912 Summen steigern sich stetig. Der für Unterstübungen aller Art ber- 45 792 Mitglieder gezählt, fo waren es Ende 1913 nur noch 44 363; ausgabte Betrag erhöhte sich von 2 111 255,86. im Jahre 1912 mithin ein Berlust von 1429 3,1 Prozent der Mitglieder. Die Finanzen wurden von der fleinen Mitgliederabnahme auf 4-285 180,35 M. im Jahre 1913, also um 2173 924,49 M. gleich 103 Broz. Diese Steigerung überragt sowohl in der Summe, als faft nicht berührt. Was der Verband in den letzten 10 Jahren für auch prozentual alle früheren. Die Arbeitslosenunterstüßung hatte die einzelnen Unterstügungseinrichtungen für enorme Summen ver­die größte Steigerung aufzuweisen, 168 116 M., bon 480 988 M. im ausgabt hat, veranschaulicht am besten folgende Zusammenstellung Jahre 1912 auf 649 104 m. im Jahre 1913. Die Krantenunter- Streitunterstützung 1588 422 M., Reiseunterstützung 202 848 m., tügung stieg von 938 872 M. im Jahre 1912 auf 1 069 681 9. 1913. Arbeitslosenunterstügung 904 570 M., Krantenunterstügung 1533 981 Die Ausgaben für Lohnbewegungen stiegen von rund 535 000 M. Mart, Wöchnerinnenunterstützung 33 957 M., insgesamt 4 263 773 m. im Jahre 1912 auf rund 2 355 000 m. im Jahre 1913, also um Das lezte Jahrfünft brachte dem Verband die relativ und 1820 000 M. oder 339 Proz.! All diese Steigerungen der Ausgaben abfolut stärkste Vermehrung des Verbandsvermögens. Dieses stieg berursachten einen Rüdgang des Barbermögens der Hauptfaffe im in dieser Zeit von 409 666 m. auf 862 309 m. Der Zuwachs ist Jahre 1913 um 780 000 M. Es betrug Ende 1913 1083 861 M. in der Hauptsache auf die Erhöhung der Beiträge zurüdzuführen. Schumann führte zum Geschäftsbericht aus: Wir haben Die Tarifverträge finden auch in der Schuhindustrie alle Ursache, unsere Einrichtungen dahin zu prüfen, ob sie so ge- immer mehr Eingang. Am Ende der Geschäftsperiode bestanden staltet sind, daß fie uns in dem Bestreben, die neuen Mitglieder zu 160 Tarifverträge für 6309 Betriebe mit 15 245 Arbeitern. Bon halten, gut unterstüben. Die Uebertritte von anderen Organi- diesen Verträgen entfallen auf das Schuhmacher handwerk 121 für fationen betragen rund 15 000. Der Hauptteil der llebertritte ent- 6262 Betriebe mit 11 222 Arbeitern, und auf die Schuhfabriken fällt auf die Bauarbeiter. Die geringe Zahl der Hebertritte aus 39 Verträge für 47 Betriebe mit 4028 Arbeitern. der Nahrungs- und Genußmittelindustrie zeigt, daß die, Behaup Die Lohnbewegungen und Streits betrugen in tung, wir würden versuchen, Mitglieder dieser Organisation zu uns herüberzuziehen, unrichtig ist. Mit Genugtuung fann uns erfüllen, daß wir imitande waren, unsre Mitgliederzahl nicht nur zu halten, fondern noch um 34 178 zu erhöhen. Nach Lage der wirtschaftlichen Verhältnisse fonnte kaum mehr erwartet werden.

den beiden letzten Jahren 453, an denen 30 283 Arbeiter beteiligt waren. Den größten Umfang nahmen die Angriffsbewegungen ohne Streit, fie umfaßten 1912 60,3 Proz. und 1913 64,8 Proz. sämtlicher an den Bewegungen Beteiligten. Durch die Bewegungen wurden für die Arbeiter ganz wesentliche Vorteile erzielt. Die Erfolge des Redner ging dann auf die sozialpolitischen Gesezes Jahres 1913 sind noch etwas größer. borlagen im Reichstag, von denen die Transportarbeiter beson- Die internationalen Beziehungen haben erfreulicher bers berührt sind, ein. Der sozialpolitische Kurs ist auf Rüdwärts" weise auch in dieser Berichtsperiode eine Erweiterung erfahren. Die gerichtet. Das beweist im besondern die Borlage auf Neuregelung englische Bruberorganisation hat ihren Anschluß an die Internatio­

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Wenn man die Brille nicht zur Hand hat. Wegen eines sehr dreisten Betruges, der zum Schaden einer alten Dame in Szene gefeßt worden ist, stand gestern der Grabdenkmalfabrikant Jakomin Lovracovic aus Reinickendorf   vor der 6. Straffammer des Landgerichts II  unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Rosenthal, der Witwe Bauline Hofedank in Tegelort beauftragt worden, für Der Angeklagte, ein österreichischer Staatsangehöriger, war von ihren verstorbenen Ehemann und sie selbst einen Grabstein zum Be­trage von 1250 M. zu errichten. Der diesbezügliche Vertrag wurde Anfang Januar 1913 dahin abgeändert, daß für das Grabdenkmal einschließlich verschiedener Nebenarbeiten und zweier Zementein­fassungen der Werflohn auf insgesamt 3000 M. festgesetzt wurde. Am 21. Juli 1913 legte der Angeflagte dem fönigl. Stempelverteiler Römer einen Schuldschein zur Verstempelung vor, nach dessem In­halt die Witwe Pauline Hofedant von dem Angeklagten am 16. Jas nuar 1913 ein Darlehn bon 8000 M. empfangen zu haben sich be­fannte, die Rüdzahlung des Kapitals mit 5 Bros. Zinsen auf den 1. Juli 1920 festgesetzt war und die Fälligkeit beim Ableben der Schuldnerin jofort eintreten sollte. Nun wurde wegen verspäteter Vorlegung dieser Schuldurkunde gegen den Angeklagten und die Witwe Hofedank von der Steuerbehörde ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung eröffnet. Dadurch erst erfuhr die jest 78jährige, in den allerbesten Verhältnissen lebende Frau Hofedank von dem Vorhandensein dieses Schuldscheins. Obgleich dieser zweifellos die eigenhändige Unterschrift der Frau H. trägt, bestritt diese auf das entschiedenste, jemals von dem Angeklagten ein Darlehn empfangen oder einen solchen Schuldschein mit Kenntnis feines Inhalts unter­schrieben zu haben. Nach der Ansicht der Frau Hofedant, die durch die Beweisaufnahme ihre Bestätigung fand, muß der Angeklagte