Nr. 111.- 32. Jahrg.
Abonnements- Bedingungen: Mbonnements Preis pränumerands: Bierteljährl. 3,30 M., nionatt. 1,10 wöchentlich 25 Pfg. frei ins Haus, Einzelne Nummer 5 fg. Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags Beilage„ Die Neue Welt" 10 Pia. Bost Dibonnement: 1,10 Mart pro Monat. Eingetragen in die Bost Zeitungs Preisliste. Unter Areuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2.50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mark pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien , Dänemark , Holland , Italien , Luremburg, Portugal , Rumänien , Schweden und die Schweiz
Ericheint täglich.
5 Pfennig
Die Infertions- Gebühr
beträgt für die sechsgespaltene Solonel geile oder deren Raum 60 Big., für politische und gewerfschaftliche Vereins. und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. ,, Kleine Anzeigen", das feitgedruckte Wort 20 Pfg.( zulässig 2 jettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Big. Stellengesuche und Schlafstellenantzeigen das erste Bort 10 Big., jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch staben zählen für zwei Worte. Juseraie für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.
Freitag, den 23. April 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.
Zurüdweisung neuer russischer Borstöße am Uzjoter Baß.
Die Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 22. April 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Südlich des La Bassée - Kanals und nordwestlich Arras nahmen wir erfolgreiche Minensprengungen vor.
In den Argonnen und im Gelände zwischen Maas und Mosel fanden heftige Artilleriekämpfe statt. Nach Feuerüberfall griffen die Franzosen heute Nacht im Westteil des Priesterwaldes an, wurden aber unter schweren Verlusten zurückgeschlagen.
Am Nordhang des Hartmannsweilerkopfes zerstörten wir gestern einen feindlichen Stügpunkt und wiesen am Abend einen feindlichen Angriff ab.
Deftlicher Kriegsschauplatz.
Die Lage im Osten ist unverändert.
bart: 22, April 1915.
Der österreichische Generalstabsbericht. Wien , 22. April. ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut Ju Russisch- Polen und Westgalizien verIn einzelte Geschüßfämpfe. An der Karpathcnfront wurde cin erneuter Ansturm gegen unsere Stellungen an und beiderfeits des Uszoker Paises blutig abgewiesen. Bei den heftigen Angriffen, die teils in wirkungsvollstem Feuer unse
Die englische Kriegführung und
die öffentliche Kritik.
Aus Amsterdam schreibt man uns: Der Londoner Korrespondent des„ Nieuwen Rotterdam Courant" hat seinent Blatte einen am 19. April veröffentlichten Bericht über den Eindruck der Kämpfe bei Nieuw- Kapelle geschrieben. Sein Artikel scheint aus verschiedenen Gründen beachtenswert. Der Berichterstatter erinnert daran, daß er schon vor Wochen darauf. hingewiesen habe, wie die Meldungen über die Verluste den anfänglichen Jubel rasch dämpften und im Publikum die Ueberzeugung wedten, daß eine allgemeine Offensive ungeheuer viel Blut kosten würde. Mehr habe er aus Rücksicht auf den Zensor nicht schreiben wollen. Seither seien allerhand neue traurige Gerüchte aufgetaucht, darunter wohl übertreibende. Aber Frenchs Bericht habe bewiesen, daß an den Geschichten doch etwas Wahres war:... der Oberbefhlshaber hat nichtsdestoweniger über ein verhängnisvolles Säumen eines Teils der Truppen zu flagen, das den Aufmarsch des Ganzen verzögerte und hätte vermieden werden können, wenn Sir Douglas Haigs Befehle besser ausgeführt worden wären." zurück. Unsere Flugzeuge beschossen erstens im Woevre das Und nun, nachdem der" Star" es gestern unverblümt gesagt Hauptquartier des Generals Strank und Transporte, zweitens hat, darf ich wohl wiederholen, daß eine andere Stelle im Beim Großherzogtum Baden in Lörrach das Elektrizitäts- richt der Bestätigung des beunruhigendsten aller erwähnten Gerüchte gleicht, nämlich, daß ein Teil der englischen umschaltewerf. Verluste dem eigenen Geschüßfeuer zuz Paris , 22. April. ( W. T. B.) Amtlicher Nachmittagsbericht: Seit dem Berichte von gestern abend ist nichts Neueschreiben war, das gerade bei dieser Gelegenheit eine so furchtbare Kraft entwickelt hatte. Selbst als unsere vorgemeldet worden. wätts dringenden Truppen," schreibt der Oberbefehlshaber,
Oberste Heeresleitung.
rer Artillerie zuſammenbrachen, teils durch Gegenangriffe der Die Anwendung gaserzeugender Geschosse. hie und da ein Haus besetzten, war) es( injolge der Unter
Infanterie zurückgeschlagen wurde, erlitt der Gegner abermals sehr schwere Verluste. Vor den Stellungen einer vom Feinde wiederholt angegriffenen Kuppe liegen allein über vierhundert russische Leichen.
Das Infanterieregiment Nr. 12, die Braffver und MarosBassarhelyer Honved- Infanterieregimenter Nr. 22 und 24, sowie die gesamte an den Kämpfen beteiligt gewesene Artillerie haben sich besonders ausgezeichnet. Zwölfhundert Russen wurden gefangen. In den sonstigen Abschnitten der Kar pathenfront, dann in Südost galizien und in der Bukowina nur stellenweise Geschütkampf und
Geplänkel.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Westlicher Kriegsschauplah.
Berlin , 22. April. ( W. T. B.) schrieben: 22. April 1915. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns ge
"
-
M
-
-
brechung der telephonischen Verbindungen) nicht möglich, das englische Geschüßfeuer zum Schweigen zu bringen und unsere Infanterie mußte 3urid gerufen werden." Es ist natürlich für das eng In einer Veröffentlichung vom 21. dieses Monats be- lische Publikum sehr erfreulich, von der glänzenden Haltung klagte sich die englische Heeresleitung darüber, daß der Mannschaften und vom unbedingten Lob zu lesen, das deutscherseits entgegen allen Gesetzen zibilisierter Krieg Sir John Sir Douglas Haig erteilen fann, ober es ist nicht führung" bei der Wiedereinnahme der Höhe 60 südöstlich von verwunderlich, daß das Bewußtsein, daß auch ernste Fehler Opern Geschosse, die beim Plaben erstidende Gase entwickeln, begangen worden sind, die Leute noch mehr beschäftigt. Nur verwendet worden seien. Wie aus den deutschen amtlichen ein paar Mittag blätter die, einflußreiche WestBekanntmachungen hervorgeht, gebrauchen unsere Gegner seit minster Gazette" vor allem haben gestern dari ber vielen Monaten dieses Kriegsmittel. Sie sind also augen- öffentlich geschrieben. Aber die Mahnung des scheinlich der Meinung, daß das, was ihnen erlaubt sei, uns Blattes, daß man bei Beförderung und dergleichen auch mit nicht zugestanden werden könne. Eine solche Auffassung, die den Leistungen der Offiziere in einer so wichtigen Aftion in diesem Kriege ja nicht mehr den Reiz der Neuheit hat, be- Rechnung halte, findet unter dem Publikum einen ſtarfer greifen wir, besonders im Hinblick darauf, daß die Entwicke- Widerhall... Es ist schließlich sehr wohl möglich, daß die lung der deutschen Chemiewissenschaft es uns natürlich ge- Vermutungen und die Furcht des Publikums grundlos find. stattet, viel wirksamere Mittel einzusehen als die Feinde, Aber nichts ist so gefährlich, als eine lange Periode des fönnen sie aber nicht teilen. Im übrigen trifft die Berufung Zweifels, die auf einen Augenblick froher Aufregung folgt. Der französische Tagesbericht. auf die Gesetze der Kriegführung nicht zu. Die Sache ist für die moralische Seite der ZensurParis, 22. April. ( W. T. B.) Amtlicher Kriegs- Die deutschen Truppen verfeuern feine Geschosse, deren einrichtung Lehrreich. Bekanntlich hat Sir Stanley bericht von gestern nachmittag. Im Gebiete von einziger 3wed ist, erstickende oder giftige Gase zu verbrei- Bud master gesagt, daß die Zensur einen doppelten Zweck Arras und zwischen Dise und Aisne ziemlich heftiges ten"( Erklärung im Haag vom 29. Juli 1899), und die beim habe: außer dem Anhalten von Berichten, aus denen der Feind Artilleriefeuer. Zwischen Maas und Mosel im Walde Plazen der deutschen Geschosse entwickelten Gase sind, obschon Vorteil ziehen könnte, die Unterdrückung von Meldungen, die Artilleriefeuer. Zwischen Maas und Mosel im Walde sie sehr viel unangenehmer empfunden werden als die Gase das eigene Publikum zu sehr niederdrücken" würden. Mit von Mort- Mare warfen wir gestern um 7 Uhr abends zwei der gewöhnlichen französischen, russischen und englischen Ar- diesem zweiten Programmpunkt hat sich die Presse deutsche Gegenangriffe an der Schüßengrabenreihe, welche wir tilleriegeschosse, doch nicht so gefährlich wie diese. Auch die hier nicht abfinden können. Sie läßt nicht ab, zu versichern, am 20. April während des Tages eingenommen hatten, zurück. im Nahkampf von uns verwendeten Rauchentwideler stehen daß das englische Bo If wohl von so fräftiger one. Belgische Flieger warfen Bomben auf das Arsenal in keiner Weise mit den Gesetzen der Kriegführung" im stitution ist, daß es nicht nötig hat, die Mitteilung von Brune, das Arsenal von Brügge und das Flugfeld von Widerspruch. Sie bringen nichts weiter als die Potenzierung von ungünstigen Neuigkeiten teelöffelweise Lisseveghe. der Wirkung, die man durch ein angezündetes Stroh oder eingegeben zu bekommen. Und man kann wohl mit dem Paris , 22. April. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht dunkler Nacht deutlich wahrnehmbar ist, bleibt es jedem über- keit doch durch die Zensur durchzuschlüpfen weiß und daß die Holzbündel erzielen kann. Da der erzeugte Rauch auch in Fall von Nieuw- Kapelle erhärten, daß die schlechteste Neuig. von gestern abend. Ein in Belgien erfolgter Angriff lassen, sich seiner Einwirkung rechtzeitig zu entziehen. gegen die von den englischen Truppen eroberten Schüßengräben an der Höhe 60 bei Zwartelen wurde zurückgeschlagen. Die Sinnlosigkeit der Fliegerangriffe. Die Verluste des Feindes an dieser Stelle seit dem 17. April betragen 3-4000 Mann. In der Champagne bei Ville richten" besprechen in einem Leitartikel bedauernd die Basel , 22. April. ( W. T. B.) Die Baseler Nach sur Tour versuchten die Deutschen anzugreifen. Unsere Fliegerangriffe: Troz aller Neutralität tun uns Baselern Artillerie verhinderte sie, aus ihren Linien herauszukommen. Die Angriffe auf das Markgrafenland, besonders die NachbarIn den Argonnen bei Bagatelle fand ein rein örtlicher stadt Lörrach , weh. Wir kommen nicht von dem Gedanken aber sehr heftiger Angriff statt, welcher durch unser Feuer sofort los, wie sehr unsere Nachbarn unter dem Druck dieser Erangehalten wurde. Zwischen Maas und Mosel warfen eignisse leiden müssen. Mit doppelter Gewalt drängt sich uns wir verschiedene Angriffe von ungleicher Bedeutung zurück, angesichts der eindrucksvollen Nähe die Frage auf: haben von denen einige nur Erkundungen waren, einen im Ailly solche Bombardements überhaupt einen namhaften militäri wald, fünf im Montmarewald und einen im Priesterwald. Wir schen Zweck oder sind sie nur sinnlose Aeußerungen der Kriegsgriffen nördlich Flirey an und nahmen einen neuen deutschen wut? Bei der gleichen Höhe, auf der die Flugkunst in Schützengraben ein. Wir richteten uns dort ein, indem wir beiden Lagern steht, würde, schließt das Blatt, die Lage ihn mit zuvor eroberten Gräben verbanden. Unser Gewinn nicht einseitig verschlechtert, wenn beide auf das Bombenwerfen aus Flugzeugen verzichteten. Mit Bedauern erinnert der letzten Tage erstreckt sich auf eine ununterbrochene Front man sich der internationalen Abmachung, welche bis 1904 galt, von über 700 Meter. Der Feind ließ über 300 Tote auf die dieses Kriegsmittel verbof. Gibt es feine neutrale dem Gelände zurück. In Lothringen Artilleriekampf. Stelle, welche jetzt, wo eine Erneuerung nur eine große Wohl Im Elsaß warfen wir östlich von Hartmannsweiler tat für die unschuldige Zivilbevölkerung wäre, die Krieg einen durch heftiges Artilleriefeuer vorbereiteten Angriff leicht führenden auf diesen vernünftigen Weg hilft?
Stimmung des Publikums sie in der Form von unbestimmten, alarmierenden Gerüchten viel weniger gut verträgt als in der von offenherzigen, offiziellen daß die Zensur Gründen nicht zugänglich sei, und weist insMitteilungen." Der Berichterstatter meint schließlich, besondere auf die Versuche hin, den Bericht über den in den amerikanischen Blättern im Anzeigenteil veröffentlichten Protest gegen die Waffenausfuhr zu unterdrücken und die Veröffentlichung der niederländischen Protestnote gegen den Mißbrauch der neutralen Flagge zurückzuhalten.
Der Artikel des Rotterdamer Blattes ist nicht nur daruut interessant, weil er den Frenchschen Bericht mit dem Hinweis auf einige darin nur angedeutete Tatsachen kommentiert und die Stimmung in England mit einer Offenbeit schildert, die die Amtsübung der von ihm so scharf fritisierten englischen 3ensur, die seinen Brief doch hat passieren lassen, in den Augen von Beurteilern in manchen anderen Ländern immerbin in milderem Licht könnte erscheinen lassen. Er läßt vor allem die merkwürdige Tatsache hervortreten, daß die ge schichtliche Entwickelung der freien Meinungsäußerung in England der willkürlichen Beherrschung der Aufklärung des Bublifums selbst in Kriegszeiten unübersteigbare Schranken