Einzelbild herunterladen
 
4.S Großstädte und 13 großindustrielle Unternehmen. Mit Verordnung vom 23. Januar 1913 wurden mit Wirk- samkeit voni 1. Februar 1913 für sie alle im Reich vorhandenen Vorräte von Roggen und Weizen als beschlag­nahmt erklärt. Die KriegSgetreidegesellschaft hat manche Fehler begangen. die von den Vertretern der Verbraucher scharf gerügt und auch von der Regierung zugegeben wurden: zu hohe Mehl- preise, schlechte Frachtdispositionen, zu hohe Gehälter der Beamten, mangelnder Ueberblick über Bedarf und Deckung. Doch darf der billig denkende Richter nicht die schwierig. leiten der in kurzer Feit zu bewältigenden Riesenaufgabe der- kennen Schwierigkeiten, die durch den zähen Wiederstand dieser oder jener kurzsichtigen Jnteresscntcngruppe leider noch sehr verschärft worden sind. Zwei Mängel haften der Kriegsgetreidegesellschaft un- leugbar an: eine zu straffe Zentralisation und eine mangelnde Kontrolle ihrer Gcschäftsgcbarung durch das Reich. sie ist mit obrigkeitlichen Rechten ausgestattet, tritt mit deu bundeS- staatlichen Behörden m direkten Verkehr und ist doch in hohem Grade selbständig, obwohl das Reich durch einen Kommissar vertreten ist. Jede Dezentralisation ruft aber schwere Gefahren herauf: daß die Verbraucher ausgeschaltet und auf das angetviesen werden, was ihnen die Erzeuger zuteilen, daß bei dem die Landwirte drückenden Mangel an Futter- Mitteln nicht alles mahlfähige Getreide der Er- nährung der Mcnfcheil zugeführt wird, daß, wie der Deutsche Landwirtschaftsrat in seinem Statutcnentwurf der Reichsverwaltungsstelle an die Budgetkvmmission des Reichstags verlangte, die Festsetzung der Höchst- preise und der für Stadt und Land der- schiedenen Getreidemengen auf den Kopf der Bevölkerung den Erzeugern vorbehalten wird, kurz und gut, daß der sehnliche Wunsch des preußischen Landwirt- s ch a f t b nl i n i st e r s erfüllt werde, es möge eine Organisation der Produzenten ins Leben gerufen und ihr die Versorgung der Be- völkerung mit dem nötigen Brotgetreide übertragen>v erden! Die Dezentralisafton ist notwendig, um die Sicherung der Ernte, das AuSdreschen, die Entnahme und Bezahlung deS Getreides nach Möglichkeit berechtigten Wünschen der Landwirts anzupassen. Doch mutz eine jede Dezentralisatton zur Erzielung der besten Wirkung durch zentrale Instanzen ergänzt iverden, soll nicht die ausschließliche Geltung des dezentralisierenden Prinzips wirtschaftlich und verwaltungstcchnisch von üblen Folgen begleitet sein. Darum ist eine ausreichende und wirksame Kontrolle der Erzeuger durch die Verbraucher von selbstverständlicher Notwendigkeit. Die preußischen Städtevertreter im Herrenhaus versichern, daß eine solche Kontrolle gewährleistet ist, geben aber keine näheren Details und erwecken sogar schwere Bedenken durch den tadelnden?!achsatz, daßauch gewiß in manchen Punkten eine weitergehende Sicherung der Verbraucher hätte erhofft>v erden dürfen". Die Lebensmittelversorgung ist eine Lebensfrage deS deutschen   Volkes, ist cS umsomehr, als die Ernte, wie im vreußischen Abgeordnetenhaus vom Berichterstatter der Budget- kommission, Dr. H o e s ch. offen erklärt ivorden ist,mäßig" ausfallen wird. Die preußischen Städtevertreter im Herren­haus haben ihre Interpellation über diese Lebensfrage mit dem Bemerken zurückgezogen, daß manches Bedenken zerstreut worden ist, daß aber eine weitergehende Sicherung der Ver- braucher hätte erhofft werden können. Das war in jedem Fall zu wenig gesagt._
Gestlicher Kriegsschauplatz. der russische Generalstabsbericht. Petersburg, 23. Juni.  (W. T. B.) Die letzte Mit- ieilung des Großen General st abes besagt: Unsere Kavallerie nahm am 19. Juni in der Gegend von
S z a w l e auf der Straße zwischen den Dörfern T e l t s ch e und Lauknischken hinter der Front des Feindes einen wichtigen feindlichen Transport, der zum Teil Patronen führte, fort, verbrannte ihn und säbelte die starke Bedeckung nieder, vernichtete auch mehrere Jägerobteilungen und Ka- valleriepatrouillen. In dem heftigen Kampfe am Rin- g o w a s l u s s c am 2i. Juni machte unsere Infanterie Fort- schritte. Westlich vom N j e m e n, an der N a r c w f r o n t und links der Weichsel   herrschte Ruhe. Am T a n e w überschritt unsere Jnfanterre in der Nacht zum 2V. Juni plötzlich den Fluß beim Dorfe O s s u k h a und machte ein Bataillon des 82. östcrreichisch-ungarischen Regiments mit dem Bajonett nieder. In der folgenden Nackt warfen wir einen heftigen Angriff des Feindes nördlich der Linie C z c s z a n o w R awa-Ruska zurück, nahmen in diesen Kämpfen 849 Mann mit 23 Offizieren gefangen und er- beuteten drei Maschinengewehre. In der Richtung Lemberg   Gewehrfeuer. Am D n j e st r trugen wir einen beträchtlichen Erfolg aufwärts von Nizniow davon. Die Oesterreicher hatten er- hebliche Streitkräfte den Tnjestr überschreiten laffen, mit welchen unsere Truppen seit dem 13. Juni an der Front Ostra Kvropetz Kosmerzin Suwidow Wosilow Umisch in erbittertem Kampfe standen; bei Anbruch des 21. Juni endigte dieser Kampf mit einem vollen Erfolge für uns. Unsere Infanterie nahm eine Reihe stark verschanzter Guts- Höfe im Sturm und eroberte das Dorf Suwidow, wo der Feind erbitterten Widerstand leistete. Wir machten hier über 3399 Gefangene und erbeuteten viele Maschinengewehre. Ter Feind ging in voller Auflösung über den Tnjestr zurück. Unsere Kosaken hefteten sich an den fliehenden Feind, drangen über vier feindliche Brücken über den Fluß und verfolgen auf dem rechten Ufer weiter. Bei den Dörfern Koropetz und Kosmerzin ist der Feind gleichfalls auf dem Rückzüge. Bei Z o z a w a und der Stadt Z a l e s c z y k i hält sich der Feind in der letzten Verteidigung hinter seinen Drahwer- hauen in der Nähe des Dnjestr  . In der Nacht zum 21. Juni wurden die Dörfer Balamutowka, Rzawenfty und Gromeszty. welche während des heftigen Kampfes mehrfach den Besitzer gewechselt hatten, durch einen neuen Ansturm von uns ge- nommen. Wir machten ungefähr 1999 Gefangene, darunter den Kommandanten der 42. Honvedbrigade, und erbeuteten viele Maschinengewehre. Westlicher Kriegsschauplatz. Der französische   Tagesbericht. Paris  , 23. Juni.  (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Dünkirchcn wurde heute nacht von weittragendem Geschütz beschossen. Vierzehn Granaten fielen auf die Stadt. Einige Personen der Zivilbevölkerung wurden getötet. Belgische Truppen bemächtigten sich süd­westlich von St. Georges eines deutschen   Schützengrabens  , dessen Verteidiger alle getötet oder gefangen wurden. Im Abschnitt von Areas griff der Feind im Laufe der Nacht nach emer Artilleriebeschietzung von großer Heftigkeit an mehreren Stellen an. Er wurde überall völlig zurück- geworfen, außer in» Südost««, wo es ihm gelang, in einem Grabenstücke wieder Fuß-zu fassen. Im Gebiete des Labyrinths erlitt der Feind schwere Verluste. Deutsche  Gegenangriffe, die gestern abend gegen die Stellung unternommen ivurden, die wir östlich von der Ouennevieresfarm erobert hatten, wurden durch Infanterie- und Arftlleriefeuer unter­bunden. Ter Feind wandte erstickende Bomben an. In den A r g o n n e n in der Nähe der Straße Bmarville-vienne-le- chateau ist die Lage unverändert. In Lothringen   ver- breiterten ivir durch einen neuen Angriff unsere Stellungen auf dem Grate östlich von Reillon um 300 Meter. Wir be- setzten die Höhen südlich von Remabois. Gegenangriffe, die
vom norövstlichen kriegssthaupatz. An der Dubiffa. Rosfienie, 20. Juni 1915. Roffienie gehört als einer der wichtigsten Knotenpunkte West- lich der Tubissa zu einem der heiß umstrittenen Plätze vor der vielöesprocheueu Front, an der in den letzten Wochen sehr zahl- reiche, verhältnismäßig zwar kleine, aber ungewöhnlich bluttge Gefechte stattfanden. Soldaten, die vordem aus anderen Kriegs- ichaupläde» gekämpft haben, versichern, daß sie hier an der Dubiffa das fürchterlichste Hinmähen gegnerischer Kräfte, das entsetzlichste Blulvergictzen erleben. Oft liegen die Toten reihenweise auf dem Schlachtfelde, geradeso, als wären sie zu einer Parade dort hin- gelegt worden. Aber es sind die Körper der plötzlich im Feuer der Deutschen   zusammengebrochenen, auf die gegnerischen Stellungen anstürmenden Russen. Und dieses Hinschlachten dauerte nicht einige Tage; seit Wochen kommt es fast täglich zu bluttgen, opfer- reichen Gefechten. Selbstverständlich erheischen sie auch von uns Opfer: auch mancher Deutschen   Blut fließt au der Dubiffa. Aber ungleich größer ist der Einsatz der Russen. Und obwohl die rnsfi- scheu Heerführer längst erkannt haben müßten, daß die deutschen  Hauptstellmigen selbst bei einer vielfachen Ueberlegenheit an Kräften fast uneinnehmbar sind, schicken sie immer wieder Kolonnen in das vernichtende Feuer unserer Artillerie hinein. Mail darf nicht übersehen, daß unsere eigentlichen VerteidigungSstellcn oft ziemlich weit hinter der Kampffront zurückliegen. Die Haupt- befestigungen werden in dem für eine Verteidigung günstigsten Gelände angelegt. Wenn die Kampffront über diese Linie hin- ausgetragen wird, dann nicht zu dem Zwecke eines weiteren Gc- ländegcwinnes, sondern in der Absicht, die gegnerischen Kräfte zu schwächen. Wie erfolgreich mau dabei ist, beweist die schrecklich große Zahl der auf den Schlachtfeldern zurückgelassenen Toten, sowie die langen Züge der abtransportierten Verwundeten und Gefangenen. Ob die Grenze des besetzten Gebietes einige Kilo- mctcr weiter nach dem Osten vorgerückt wird oder nicht, das ist für Deutschland   militärisch und politisch ziemlich gleichgültig: bei allen weiteren Aktionen kommt es, wie bemerkt, nur»och darauf an, den Gegner zu schlagen, ihn dadurch zu zwingen, wichtige Positionen zu räumen. Bei dem Stande der Dinge an der Dubiffa könnten die Russen aller Voraussicht nach die Deutschen   höchstens vorüber- gehend auf ihre meistens nur wenige Kilometer weiter westlich liegende Säuptverteidigungsstellung zurückdrängen; daS aber nur unter schwersten Verlusten für sie selbst und nur an einzelnen Punkten. Ich habe in den letzten Wochen da? Gebiet hinter der Kampslinie wiederholt befahren, beobachtete, wie die Verteidi- gungsstellungen immer stärker ausgebaut wurden, sah. daß die Vernichtungstcchnik im Kriege selbst gewalttgc Fortschritte gemacht
hat, und halte ein Durchbrechen der Russen, ein nochmaliges Fuß- fassen russischer Truppen in Ostpreußen   auch dann für ausge- schloffen, wenn sie eine den Deutschen drei bis vierfach überlegene Macht ansetzen können, und wenn sie über gut ausgebildete Sol- daten verfiigten, wovon aber wenigstens jetzt im allgemeinen keine Rede mehr sein kann. An nachhalttge militärische Erfolge glauben die Russen auch kaum selbst noch; gefangene russische   Offiziere und einfache Soldaten erklären nun gewöhnlich, daß sie von einer gründlichen Niederlage Rußlands   überzeugt seien. Nur selten noch hört man eine gegenteilige Meinung. Wenn trotzdem an der Dubiffa, wie überhaupt an der Ostfront, Stunde um Stunde russische Soldaten vorwärts getrieben werden, wenn sie in schauer- lich großer Zahl zu Tode getroffen oder verwundet niedersinken. dann hat die ruffische Heeresleitung dabei wohl nur noch das Ziel im Auge, das eigene Volk im Glauben an russische Siegesmög- lichkeite» zu erhalten. Nachdem der Vorstoß der Russen aus Kowno über Szaki zu- sammeugcbrochen war, entwickelten sie eine verschärfte Offensive an der Dubiffa. Tie letzten Tage haben besonders blutige Zu- sammenstöße gebrackt. Auf der Fahrt von Visit nach Roffienie begegnen uns auf der großen Etappenstratze über Skaudwile und Kielny lange Züge von Verwundeten und gefangenen Russen. Von deutschen   Verwundeten erfahre ich, daß die letzten Kämpfe unge- wöhnlich viel Opfer gefordert haben:Die Russen fielen wie die Fliegen; aber auch wir mutzten Blut lassen." Die Straße hat sich in den zehn Tagen, seit ich sie zum letzten Male besuhr. sehr zu ihrom Borteil verändert. Damals mutzten die Wagen noch an vielen Stellen im Zickzack fahren, um nicht in gefährliche Löcher hineinzusacken. Nun gleicht die Straße bis Kielny schon annähernd einem guten Landwege in Ostpreußen  . Das will viel heißen. Die russische Ebaussee. das heißt eine durch Strecken grundlosen Sandes unterbrochene Kette aneinandergereihter Löcher, die zu- dem durck Söhen und Schluchten führt, in eine ohne Gefahr zu be- nutzende Straße zu verwandeln, das erfordert Unsummen von Arbeit. Die Straß enverbcsserung erleichtert nicht nur den Ver- kehr der Kolonnen, die Munition. Lebensmittel. Proviant usw. an die Front bringen, sie ist auch eine Wohltat für die Verwundeten, die nun nicht mehr aus entsetzlich bolprigen Wegen durcheinander gerüttelt werden. Selbstverständlich können auch die marschierenden Truppen auf guten Wegen beper vorwärts kommen als auf schlechten. Immer noch wird an der VerkehrSverbesserung ge- arbeitet.'Die Militärverwaltung zieht dazu auch weibliche Arbeits- kräste heran und entlohnt sie mit 1,50 M. für eine Arbeitsschicht. Vor Skaudwile sah ich eine größere Zahl von vorwiegend jüngeren Litauerinnen mit der Schaufel hantieren. iSic lachten uns lustig an, und als sich der KriegSpbotograph mit seinem Apparat auf- Pflanzte, machten sie übertrieben freundliche Gesichter, um scho« auf das Bild zu komme». Auch die Läden in Litauen   haben ein anderes Aussehen bekommen. Von ihrer Ueberemfachheit und Un- sauberkeit büßten sie allerdings nur wenig oder gar nichts ein; aber man ficht jetzt vorwiegend nur noch deutsche Waren, der Nachschub aus Riitzlmch ist naturgemäß ausgeblieben. Leider find
von Leintrey ausgingen, warfen wir leicht zurück, ebenso einen Gegenangriff südöstlich von Parroy. Wir machten dort Gefangene. Nördlich und südlich von M e tz e r a l stießen wir über die Ortschaft hinaus vor, wir gewannen auch jeu- seits des Alilaßwasens ini Gebiet von Sondernach Gelände. Wir machten Gefangene und erbeuteten drei Maschinell- gewehre. Paris  , 23. Juni.  (W. T. 95.) Gestern abend wurde amtlich bekanntgegeben: Im Laufe des Vormittag wurden noch etwa fünfzehn Schuß auf T ü n k i r ch e n abgefeuert; unsore schweren Batterien nahmen das feindliche Geschütz, welches das Bombardement ausführte, unter Feuer. Im Gc- biete nördlich von A r r a s hörten die deutschen   Gegenangriffe gegen Morgen auf; im Laufe des Tages fand nur ein außer- ordentlich lebhafter Geschützkampf zwischen S o u ch e z und E c u r i e statt. In der Champagne brachte der Feind in der Nähe von Perthes einige Minen zum springen, jedoch ohne Ergebnis. Auf den Maashöhen machten die Deutschen   am Graben von Ealonne am Ende der Nacht einen heftigen Angriff, um die von ihnen verlorenen Stellungen wieder zu nehmen; sie konnten aber nur einen Teil ihrer früheren zweiten Schützengrabenlinie wieder besetzen. Durch einen Gegenangriff von unserer Seite kam diese Linie voll neuem fast gänzlich in unsere Hände. Die Gefangenen, welche wir in diesen Gebieten seit dem 20. Juni gemacht haben, zählen 3 Offiziere 220 Mann. Im W o e V r o wurde in der Nähe von Marcheville eine halbe Kompagnie der Deutschen  , welche einen verlassenen Schützengraben zwischen den beiderseittgen Stellungen wieder zu besetzen suchte, durch unser Feuer zerstreut. In Lothringen   wurde ein feind- licher Gegenangriff östlich von Leintrey durch unser Geschütz­feuer zum Stehen gebracht. In den V o g c s e n sind wir zwischen den beiden Armen der Fecht in Richtung Sondernach weiter vorgerückt. Werves Enttäuschungen. Paris  , 23. Juni.  (28. T. B.) Herbe erklärt in derGuerre Sociale", Frankreich   durchlebe augenblicklich schwere Stunden. Der Rückzug der Russen, der MunmonSmangel der Engländer. das Versagen der erhofften großen Frühjahrsoffensive an der französischen   Front, vor allem aber das Mißlingen der Aushungerung Deutschlands   bedeuteten schwere Enttäuschungen für die öffeni- liche Meinung Frankreichs  . Die unerwartet große Widerstandskraft der Zentralmächte mache alle Berechnungen zunichte. Man müsse deshalb alle Mittel anwenden, um das Ende des Krieges zu be­schleunigen. Hierzu sei vor allem notwendig, daß Rußland  weniger starrsinnig wäre und nicht zögerte, die I n t e r- vention Rumäniens   durch Gebiet Sernräumungeii herbeizuführen, denn der Besitz von Konstantinopel   würde für Rußland   eine genügende Entschädigung sein. Ferner müsse man ein Eingreifen Japans   um jeden Preis herbeiführen. ES sei traurig, denken zu müssen, daß England die Bestimmungen des Bündnisses mit Japan   längst zur Wirksamkeit gebracht hätte, wenn der Feind in England stünde und die englische Armee unfähig wäre. den Eindringling ollein zu verjagen. Man scheine sich in deu alliierten   Staaten keine Rechenschaft darüber zu geben, wie sehr Frankreich   wünsche, den deutschen  Militarismus zu brechen, ohne einen neuen Winterfeldzug führen zu müssen. Mißbrauch üeutscher Uniformen. Berlin  , 23. Juni.  >.W. T. B.) Wie durch eidliche Aus- sage von 13 deutschen   Soldaten festgestellt ist, haben die Eng- ländcr am 18. Mai bei La Bassöe an ihrem Schützen- graben eine Fahne mit den deutschen   Farben aufgezogen und in deutschen   Uniformen, be­kleidet mit deutschen   Helmen, Mänteln und Tornistern, du deutschen   Trupp angegriffen.
die aus Deutschland   herangebrachten Waren, wie Schokolade, Zigarren und Zigareten, Zucker, Kaffee, Seife, Bonbons usw. er» heblich teurer als jenseits der Grenze; auch will mir scheinen, all ob man gerade keinen Stolz darin suche, OualilätSware in �datz besetzte Gebiet zu bringen. Sehr erbaut sind die deutschen   So�- daten von dergleichen Wahrnehmungen gerade nicht. In Rossieme ist jetzt ein guter Markt für Lebensmittel. Dieses in der Eni- Wickelung sehr zurückgebliebene Städtchen mit engen, winkligen und schmutzigen Straßen und vorwiegend elenden Holzhütten ver- binden mehrere Wege mit der Front an der Tubissa. Es ist daher der Berührungspunkt zahlreicher Kolonnen und Truppen. Vor dem Kriege zählte R. zirka 8000 Einwohner, vorwiegend Juden. sowie Polen   und Litauer mit einem verhältnismäßig geringen Einschlag an anderen Elementen. Die in einen Talcinschiiitt ein- gebettete Stadt, landschaftlich reizend gelegen, bietet kein fteund- liches Bild. Die Straßen, die Häuser von innen uitd außen, die hölzernen Bürgersteige, die Verkaufsläden, alles macht den Ein- druck des langsamen, aber unaufhaltsamen Verfalls. An ein- zelnen Stellen sind verfaulte Bretter nn Bürgersteig ausgewechselt worden. Das ist bisher fast die einzige sichtbare Wirkung der folgenden am 9. Juni 1915 erlassenen Bekanntmachung: 1. Tie Straßen werden jeden Montag. Mittwoch und Freitag, und zwar nur»ach vorheriger Wasserbesprengung, gefegt. 2. Die Aborte werden für Soldaten und Einwohner getrennt gehalten. Sie sind allwöchentlich zu entleeren, sauber zu halten und innen und außen verschließbar einzurichten. Der Inhalt darf in den Gärten in 1 Meter tiefe Gruben, die jedesmal wieder zuzuwerfen sind, be- settigt werden. 3. Die durch die Stadt ziehenden Wassettäuse werden von den Anliegern gereinigt. Zuleitung von Abortinhalt oder Jauche ist verboten. Das Wasser darf nicht benutzt werden. 4. Das Brunnenwasser ist nur nach Abkochung als Trinkwasser zu benutzen. Ich will hierzu nur bemerken, daß die Anordnung eine vollständige Umwälzung bisberiger Gepflogenheiten bedeutet. Die Gewohnheit ist eine so starke Macht, und die gesamten Zu- stände zwingen deu einzelnen so unweigerlich in das übliche Milieu hinein, daß sich der herrschenden Primitivität und Unsauberkeit selbst bemittelte Leute kaum entziehen können. Ich sah hier Kauf. leute, Händler, Angehörige sogenannter fteier Berufe in Woh- nungen Hausen, in die eine an Sauberkeit und etwas Wohlbehagen gewöhnte deutsche Arbeiterfamilie nicht hineinzubringen wäre und wenn sie ihr geschenkt würde. Alljährlich besuchen jene Leute einen Badeort, sie kennen einige deutsche Städte, wurden mit modernem Komfort vertraut, genießen ihn für einige Wochen und kehren dann in die heimatliche Bescheidenheit und den heimatlichen Schmutz zurück. In hätzliche, zerrissene und schmutzige Kleider ge- hüllte Menschen schlendern umher, hocken auf den Treppenstufen. stehen in den krummen, übel� duftenden Gassen und in den Haus- toren, hinter den Verkaufstischen in den Läden und auf offener Straße. Auf umgestülpten Kisten haben Dutzende von Händlern allerhand Waren ausgebreitet: Honigbrot, sehr viele Zigarren und Zigaretten, Zündhölzer ebenfalls. Ueberall sieht man das Bildnis Hindenburgs als Reklame auf Zigarettenschachtcln. Das Bild ist