Nr. 302.
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32. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak. Nr. 151 90-151 97.
Montag, den 1. November 1915.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 151 90-151 97.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Grokes Hauptquartier, den 31. Oktober 1915.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplak.
Bayerische Truppen setten sich nordöstlich von Newville in Besitz der französischen Stellung in einer Ausdehnung von 1100 Meter, machten etwa 200 Gefangene und erbeuteten 4 Maschinengewehre, 3 Minenwerfer. Ein feindlicher Gegenangriff wurde abends abgeschlagen.
In der Champagne ist ein weitvorspringendes deutsches Grabenstück nördlich von Le Mesnil in der Nacht bom 29. zum 30. Oktober durch überwältigenden Angriff gegen die dort stehenden Kompagnien an die Franzosen verloren gegangen. Bei Tahure griffen nachmittags unsere Truppen an. Sie stürmten die Butte de Tahure ( Höhe 192 nordwestlich des Ortes). Der Kampf dauerte die Nacht hindurch an. 21 französische Offiziere( darunter 2 Bataillonskommandeure) 1215 Mann wurden gefangen
genommen.
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Deftlicher Kriegsschauplah.
Heeresgruppe des Generalfeldmarichalls v. Hindenburg . Durch unser konzentrisches Feuer wurden die Nuffen gezwungen, den Ort Platanen auf dem Nordufer der Mitse wieder zu räumen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Cinfingen.
Der Angriff westlich von Czartorysk erreichte die Linie Ostrand von Komarow- Höhen östlich Bodgacie. Die erreichten Stellungen wurden gegen wiederholte russische Nachtangriffe in teilweise erbitterten Kämpfen gehalten. Etwa 150 Russen von 11 verschiedenen Regimentern sind gefangen genommen.
Balkankriegsschauplak.
Der öfterreichische Generalftabsbericht. Rußische Gegenwart und Zukunft
Russischer Kriegsschauplatz.
Gegenüber unserer Strypafront legte gestern der Feinb erhöhte Tätigkeit an den Tag. Er bedachte unsere Linie in verschiedenen Räumen mit starkem Artilleriefeuer und versuchte auch an einer Stelle über die Strypa zu kommen, was wir durch unser Feuer vereitelten.
Südöstlich von Luck wurde abermals ein feindlicher Flieger herabgeschoffen.
Unsere Angriffe westlich von Czartoryft gewinnen schritt weise Naum. Starke russische Gegenangriffe wurden abge wiesen.
Sonst im Nordosten nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Auch gestern wiederholten die Italiener ihre Angriffe gegen die meist umstrittenen Punkte der Brüdenköpfe von Tolmein und Görz sowie an mehreren Stellen ber Karst hochfläche von Doberdo . So kam es wieder zu erbitterten Nahkämpfen, die mehrfach auch nachts andauerten und allenthalben damit abschlossen, daß unsere Truppen ihre Stellungen in Besitz behielten.
An der Tiroler Front wurden abermals feindliche Angriffe im Tonalgebiet blutig abgewiesen. Im Vorfeld unserer Befestigungen auf dem Col di Lana trat Ruhe ein. Wie überall, so ist auch hier die Hauptstellung fest in unseren Händen.
Südöstlicher Kriegsschauplas.
Deftlich von Visegrad brangen unsere Abteilungen auf ferbisches Gebiet vor. Die von Valjevo südwärts vorrüdenden Kolonnen des Generals von Koeveß trieben bei Razana feind. liche Reiterei zurüd. Unmittelbar nordöstlich von Grn. Milanovac erstürmten österreichisch- ungarische Truppen mehrere start befeste feindliche Stellungen, wobei vier Geschüße und brei Munitionswagen erbeutet wurden. Das Egerländer Land. Sturmbataillon Nr. 46 hat an diesem Erfolge ruhmreichen Anteil. Gleichzeitig kämpften fich deutsche Streitkräfte von Norden und Nordosten gegen den Grn. Milanovac heran und brangen in diese Stadt ein. Auch der Angriff unserer Truppen im Gelände nordwestlich von Kragujevac gewinnt überall Raum. Die südwestlich von Lapovo aufragende Höhe Strazenica ift in deutschem Besih.
Der zehnte Jahrestag des 30. Oftober 1905, ant dem die Selbstherrschaft vor der Volksbewegung fapitulierte, fällt in eine Beit tiefgehender Wandlungen im Barenreiche. Wiederum steht das Land- wie vor einem Jahrzehnt- vor einem neuen Abschnitt seiner Geschichte. Aber während die Oktobertage des Jahres 1905, nach einem heftigen Zusammenstoß der organisierten Kräfte der Arbeiterschaft und des Bürgertums mit dem Absolutismus, den Beginn einer neuen Periode offener Kämpfe um die politische Macht bedeuteten, die mindestens in der ersten Zeit zu den flihnsten Hoffnungen berechtigten, findet der Oktober 1915 das russische Reich in tiefen Wirrnissen, deren Ausgang noch völlig in Dunkel gehüllt ist. Der normale Wachstumsprozeß der ruffischen Demofratie ist durch den Krieg so sehr gehemmt, und andererseits find so viel neue Momente bei der Gestaltung der inneren Politik Rußlands hinzugekommen, daß eine bestimmte Bro gnose für die Entvidelung Rußlands außerordentlich er schwert ist.
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Und doch ist die Stellung zu diesem Problem zurzeit von ungeheurer Bedeutung. Es ist vor einigen Wochen von dem fonservativen Geschichtsprofessor Dr. Otto Soetsch, unter Zustimmung eines Teils der liberalen Preffe, die Parole ausgegeben worden: Ob in Rußland die Freiheit und die parla mentarische Regierungsweise fiegt oder ob das bisherige System einer monarchisch- konstitutionellen Staatsordnung sich behauptet, fann uns verhältnismäßig gleichgültig sein. Der Kampf gegenden 8arismus ist nicht sinn und Ziel des großen Krieges, in dem die Zentralmächte gegen den russischen Staat stehen." st zavar die Nüchternheit anzuerkennen, mit ber hier das irreführende Schlagwort vom Kampf gegen den Barismus" abgetan wird, fo muß doch auf das Verhängnisvolle einer Anschauung hingewiesen werden, in der eine wohlwollende Duldung des Barismus eng verknüpft ist mit einer Gleichgültig▾ feit oder gar mit einer Feindseligkeit gegenüber der inneren freiheitlichen Entwickelung Rußlands . Wer sich gewöhnt hat, derartige Fragen vom Standpunkt einer kurzfichtigen Augenblidspolitik zu erörtern, wird wie es Prof. Hoebich oder Georg Bernhard getan haben- jeden Hinweis auf„ innerpolitische Gesichtspunkte" unwirsch als unpatriotisch zurückweisen. Wer aber, ohne an die Durchführbarkeit phantafievoller Bänderverteilungspläne zu glauben, über den Tag hinaus denkt, wird es als unabweisbare Bflicht betrachten, besonders jezt diese innerpolitischen Gesichtspunkte" bei der Beurteilung der friegführenden Bänder hervorzuheben. day Gegenüber Rußland ist diese Haltung besonders geboten, weil dieses Land ein Jahrzehnt nach der Erringung einer Verfaffung sich in einer schweren und komplizierten Berfassungs. trife befindet. Noch im August schien es, daß die desorgani fierte, gedemütigte Bureaukratie vor dem Willen des liberalen Bürgertums zurückweichen und mindestens die politische Macht mit ihm teilen würde. Die Augustsession der Duma gestaltete fich zu einer Abrechnung zwischen den Parteien und der Regierung; immer deutlicher trat das Verlangen der bürgerlichen Parteien, mit denen sogar ein Teil der adligen Grundbefizer zusammenging, hervor, die jeßige Regierung zur Abdankung zu zwingen und die ausübende Gewalt in thre Hände zu nehmen. Der Zar kam dieser friedlichen RevoluSaloniki, 31. Oftober.( W. T. B.) Meldung der Agence tion" zuvor, indem er die Duma am 16. August vertagte und über die allgemeine Kriegslage: Der Erkenntnis, daß in der allge- Havas. Auf Befehl aus London sind die englischen dem Ministerkabinett ein schärferes reaktionäres Gepräge vermeinen Kriegslage seit einiger Zeit eine wesentliche Wendung zu- Truppen an die Front in Serbien abgelieb. Vergebens versuchten die bürgerlichen Parteien, die gunsten der Zentralmächte eingetreten ist, kann sich ein nüchterner, gangen und haben sich mit den serbischen Truppen ver
Deutsche Truppen der Armee des Generals von Kveve haben Grn. Milanovac genommen. Nordöstlich davon wurde der Feind an der Straße Eatornja- Kragujevac aus seinen Stellungen südlich der Srebrnica geworfen.
Die Armee des Generals von Gallwiz drängte beiderseits der Morava den Gegner weiter zurüd. 600 Gefangene wurden eingebracht.
Von der Armee des Generals Bojadjieff liegen keine neuen Nachrichten vor.
Oberste Heeresleitung.
Die allgemeine Kriegslage in neutraler
Beleuchtung.
Der militärische Mitarbeiter der Basler Nachrichten" schreibt
ja selbst steptischer Beobachter kaum verschließen. Am augen fälligsten trat diese Verschiebung in die Erscheinung durch die neue Hion Deutschlands und Oesterreichs gegen Serbien , die plan
mäßig vorbereitet wurde zu einer Zeit, da sie an drei Fronten mit
ihren Feinden in hartem Kampfe lagen. Wie weit die Ziele der neuen Unternehmung gesteckt sind, ob sie außerhalb des europäischen Kontinente liegen, an der verwundbarsten Stelle der englischen Weltherrschaft, das tut fürs erste nichts zur Sache. Wesentlich ist, daß den Zentralmächten ein bedeutender Kräfteeinsak für einen neuen bisher wenig erkennbaren Zwed
möglich war.
Die Bulgaren sind in der Verfolgung allerorts gegen Westen vorgedrungen. Bei Slatina westlich von Knjazevac leiftete der Feind vorgestern noch Widerstand. Neuere Nachrichten fehlen. Eine von Pirot entsandte bulgarische Kolonne näherte sich zu dem gleichen Zeitpunkte Vlasotince.
einigt.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Englische Truppen zur Unterstützung
der Serben.
" Belagerung der Gewalt" mit denselben Mitteln wie bisher fortzusetzen. Ihr Wille zur Macht, ihr Gegensatz zur Regierung, ihr Drängen zu einem weiteren Ausbau der staatlichen Einrichtungen in demokratischem Sinne kam auf den Mosfauer Kongreffen der Städte und Landschaften mit aller Deutlichkeit zum Ausdrud. Aber ebenso deutlich zeigte sich thre als bisher zu greifen. Gelähmt durch ihre Furcht vor dem inneren" und dem äußeren" Feind streďten sie kampflos bie Waffen vor einer Regierung, die nach ihrer eigenen Ueberzeugung unfähig ist, die Waffen gegen die feindlichen Heere an den Grenzen zu führen.
Konstantinopel , 31. Oktober. ( W. Z. B.) Bericht des Sauptquartiers von gestern. An der Dar- Unfähigkeit, im Kampf um die Macht zu schärferen Mitteln banellenfront verfentte unsere Artillerie heute das französische Unterfeeboot ourquoise". Wir machten die Besatzung, 2 Offiziere und 24 Mann, zu Gefangenen.
Der Feind begann auf drei Teilen der Front mit zu Der bulgarische Heeresbericht. nehmender Heftigkeit Artilleriefeuer und Bombenwerfen. Wir Sofia , 31. Oktober. ( W. T. B.) Amtlicher Heeres- erwiderten fräftig. Einige feindliche Schiffe nahmen an bericht über die Operationen vom 28. Oktober. Nach der diesem Feuer teil. Bei Anafarta traf unsere Artillerie ein Einnahme von Zajecar, Knjazevac und Inovo feindliches Transportschiff am Vorderteil. Das Schiff entfuhren unsere Truppen fort, den Feind in westlicher Richtung fernte sich in dichten Rauch eingehüllt. Bei Arirwarifa verzu verfolgen. Am Morgen des 28. Oktober ist eine Abteilung, ursachte eine unserer Bomben in den feindlichen Schüßendie in der Nähe von Pirot die Nacht zugebracht hatte, in gräben einen Brand, der zwei Stunden dauerte. Bei Sedd diese Stadt eingedrungen und verfolgt den geschlagenen Feind ul Bahr zerstörte unsere Artillerie zwei feindliche Minenweiter. Die englische und französische Flotte haben die Be- werferstellungen auf dem rechten Flügel und in der Mitte. Schießung der ägäischen Rüste wieder aufgenommen. Sonst nichts Neues.
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Zurzeit hat die Reaktion, abermals unterstützt von den echtrussischen Verbänden, wieder die Oberhand in Rußland gewonnen. Man darf sich aber nicht der Täuschung hingeben, daß damit die inneren Rämpfe in Rußland labmgelegt sind. Viele Anzeichen weisen darauf hin, daß selbst in den besitzenden und privilegierten Schichten die Unzufriedenheit mehr und mehr zunimmt. Die Wahlen für den Reichsrat, die einen starken Stud nach links ergaben, sprechen ebenso deutlich dafür wie die Haltung der liberalen Presse, die die Schivanfungen in den Reihen des Bürgertums deutlich widerspiegelt.