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EnMch muß auch die Belebung der Arbeiterbewe- g u n g als wichtiger Faktor mit in Rechnung gestellt wenden. Alles in allem ergibt sich aus der Betrachtung der inner- politischen Ereignisse in Rußland  , daß sich gewaltige Kräfte ansammeln, um den Kampf für die Europäisierung und De- mokvatisierung des russischen Staatswesens, den Kampf für Kultur und Freiheit der unterdrückten Völker in größerem Ilmfange als je zuvor fortzusetzen. Die Aeußerungen dieser Kräfte sind zurzeit durch den Krieg stark gehemmt und be- hindert. Es kann aber wenn der Krieg nicht zu einer den Zarismus stärkenden äußeren Kombination führt keinem Zweifel unterliegen, daß die inneren Kräfte sich in einer stür- mischen revolutionären Kampfperiode äußern werden. Dann werden auch die bislang gebundenen Kräfte der unterdrückten Nationen zum Durchbruch gelangen, die die Entwickelung des russischen Einheitsstaates zu einem demokratischen Nationalitäten st aat fördern müssen.
Untergang eines englischen Minenschiffes. London  , 30. Oktober.  (SB. T. B.) Das Reutersche Bureau meldet amtlich: Der Hilfsminensucher ,.H y t h e" ist in der Nacht vom 28. Oktober bei Gallipoli in- folge eines Zusammenstoßes mit einem anderen Kriegsfahr- .seug gesunken. Außer der Besatzung waren 2S0 Mann an Bord, 2 Offiziere und 153 Mann werden vermißt.
Zreiee Schiffahrtsweg auf öer Donau  . Sofia  , 29. Oktober.  (W. T. 33.) Zum ersten Male seit Beginn des Weltkrieges ist heute der ungarische Donau- dampferBerettio" von Orsova   in Vidin   angekommen,
Der französische   Tagesbericht. Paris  , 3t. Oktober.  (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Im A r t o i s machten wir im Laufe der Nacht im BoiS en Hache Fortschritte, wo wir ein feindliches Schützengrabenstück besetzten. Im Südosten von Souchez versuchten die Deutschen   vormittags einen Angriff im Gebiet« der Höhe 140. Sie wurden durch unser Sperrfeuer und Maschinengewehrfeuer zurückgeworfen. In der Champagne dauert der Kampf im Gebiete von La Tourtine mit erhöhter Erbitterung an. Der Feind versuchte viermal, die gestern eroberten Schützengräben   wiederzu- nehmen. Diese vier Gegenangriffe scheiterten vollständig an dem energischen Widerstande unserer Truppen, die überall die erzielten Fortschritte behaupteten. An der übrigen Front keine wichtige Unternehmung. Paris  , 31. Oktober.  (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern abend. Man meldet heftige Kämpfe im Laufe des TageS an mehreren Stellen der ArtoiSfront-Jm BoiS en Hache machten wir weitere Fortschritte im Handgranatenkampfe um jeden Fuß Boden. Nordöstlich van Neuville-St.-Vaast gelang es dem Feinde durch Uebervumpelung einige kürzlich von ihm verlorene Schützengrabenstücke wiederzubesetzen, in denen wir unsere vorderste Linie eingerichtet hatten. Sein Fortschritt wurde durch Feuer aus unseren anliegenden Unterstützungsschützengräben alsbald angehal- ten. Oestlich des Labyrinthes brachten die Deutschen   eine Mine in der Nähe einer unserer Barrikaden zur Explosion. Feindliche Ab- teilungen, welche den Minentrichter zu besetzen versuchten, wurden durch unser Gewehrfeuer in ihre Verschanzungcn zurückgetrieben. In der Champagne richtete der Feind gegen unser« Stellungen am Tahurehügel und im südöstlich davon liegenden Gebiet ein äußerst heftige? Bombardement, das unser« Artillerie durch lagen- weises Feuer gegen die feindlichen Schützengrabenschanzwerke er- widerte. Belgischer Bericht. Ruhe während der Nacht vom LS. zum 80. Oktober. Feindliche Artillerie entwickelt« heute ein« ziem- lich heftig« Tätigkeit. Bombardement unserer Vorposten in RamS- capelle, im Gebiet von Pervyfa, Roodeport, OndeScapelle, Reningte und Noordschoot«.
Rujsische Geneealsiabsmelüung. Petersburg, S1. Oktober.(W. T.».) Amtlicher Bericht vom 30. Oktober ISIS. Auf der ganzen Front von Riga  -Golf bis zum Prhpet hat sich nicht» wesentliches ereignet. Zu erwähnen ist nur die erfolg-
reiche Tätigkeit unserer schweren und leichten Artillerie in der Gegend von Jakobstadt und Tünaburg und gegen daS Dorf Nurwjanzi(8 Kilometer westlich Obol« Lee). Der Versuch der Deutschen  , auf dem linken Ufer der Düna  , nordwestlich Jakobstadt, vorzugehen, wurde leicht vereitelt. Die Deutschen   berauben die Bevölkerung ihrer Kleider, Schuhe und Wäsche und schaffen die Sachen nach Wilna  . In einem Gefecht zwischen einer kleinen russischen Abteilung und einer deutschen   Abteilung bei Ljubtscha am oberen Njemen wurde letztere vernichtet. Wir machten eine kleine Anzahl Gefangener, erbeuteten Pferde und Wagen. Dank glücklicher Ope- rationspläne hatten wir bei diesem Gefecht nur zwei Tote und einen Verwundeten. Bei Gorodischtsche(28 Kilometer südöstlich Baronowitschi) schoß unsere Artillerie ein deutsche? Flugzeug her- unter, es fiel in unsere Stellung. Führer und Beobachter sind gefangen genommen. Der heftige Kampf um da» Torf Rudka auf dem linken Styrufer westlich CzartorySk dauert an; bis jetzt nahmen wir acht Offiziere und mehr als 300 Soldaten der Oester- reicher gefangen.
Meldung der italienischen Heeresleitung. Rum, 31. Oftober.(W. T. B.) Amtlicher Kriegs- b e r i ch t vom Sonnabend. Der feindliche Widerstand auf dem Col di Lana   und im Hochcordevole ist im Begriffe, vor den wiederholten Stößen unserer Offensive nachzugeben. Am 28. Ok- tober morgens griffen unsere Truppen auf dem Gipfel des Salesei- kammeS(2200 Meter) einen bedeutenden Stützpunkt der feindlichen Verteidigung an, bestehend aus einer Redoute und mehreren an- einander stoßenden VerfchanzungSreihen. Nachdem die feindlichen Verteidigungslinien von unserer Artillerie zusammengeschossen worden waren, drangen unsere Infanteristen mit dem Bajonett in diese ein, eroberten sie, machten dabei 277 Kaiserjäger, oarunter 9 Offiziere, zu Gefangenen und erbeuteten S Maschinengewehre und viel Kriegsmaterial. Im Räume des Montenero erneuerte der Feind in der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober feinen An- griff auf unsere Linien auf dem Vodil und vermochte sie nach einem erbitterten Kampfe teilweise zu erobern. Am anderen Morgen jedoch eroberten unsere Alpini durch einen heftigen Gegen- angriff die verlorenen Schützengräben zurück und brachten 57 Ge- fangene ein, darunter einen Offizier. Im Abschnitt von Zagora wurde der Feind, der zurückzukommen versuchte, durch das genau« und rasche Feuer unserer Artillerie niedergemäht. Das mit Schwierigkeiten verbundene Vorrücken unserer Truppen auf den Höhen von Podgora dauert trotz des erbitterten Widerstandes deS Gegners, trotz der starken Konzentration feines Feuers und der ausgiebigen Verwendung von Bomben mit Stickgas an. Auf dem Karst wurde im Raum« deS Monte San Michele ein weiterer Schützengraben erobert und 73 Gefangene eingebracht, darunter 2 Offiziere. Im Zentrum wurden kleine Schützengräben besetzt und die erzielten Erfolge gegen zahlreiche und heftige Gegenan- griffe des Gegners behauptet. Es wurde anhaltender Zugverkehr auf der Linie Trieft Nabresina gemeldet. Cadorna. Die Isonzoschlacht. Wien  , 31. Oftober.(W. T. B.) AuS dem Kriegspresse­quartier wird gemeldet: Wie der heutige amtliche Bericht er- kennen läßt, dauert die I f o n z o f ch l a ch t noch immer fort. Nach der ersten Phase dieses gewaltigen Kampfe? hatte die am Süd- flügel angreifende italienische dritte Armee noch etwa zwei Armee- korps in Reserve. Diese zurückgehaltenen Kräfte werden nun ein- gesetzt. Auch die mit Munition sehr reichlich versehene feindliche Artillerie vermag ihr Feuer noch mit großer Heftigkeit auftechtzu- erhalten. So wurden zum Beispiel gestern am Monte Sabotino allein über 2000 schwere Granaten gezählt. Ueberhaupt richten sich gegen den Brückenkopf von Görz  , wie schon auZ der Schilderung der Porgänge am 28. Oktober zu ersehen ist, die heftigsten Anstren- gungen des Feindes. Der Geist und die Zähigkeit unserer dortigen Truppen kann nicht genug anerkannt werden. Standhaft und ohne Ermatten ertrugen sie das elftägige Artilleriefener; mit Sehnsucht erwarteten sie die Stunde, die sie mit der italienischen Infanterie in Berührung bringen sollte. Insbesondere die braven dalmati- nischen Landwehrinfanterieregimenter Skr. 23 und Nr. 37, dann Teile de? Infanterieregiments Nr. 30 hielten zähe auf den begehr- testen Punkten am Monte Sabotino und der Podgorahöhe aus, bis sie sich mit Hurra auf den andringenden Feind stürzen und ihn zurückwerfen konnten. Hier, wie überall, findet die Infanterie durch die Treffsicherheit der unermüdlichen Kanoniere und das Geschick der in der vordersten Linie mitwirkenden technischen Truppen die denkbar vollkommenste Unterstützung. So wurden gestern mehrere Angriffe gegen den Görzer Brückenkopf schon durch unser Artillerie- feuer vereitelt. Vor dem Abschnitt von Pevma artete dabei das
Etappentiatsih. Ob diese Bezeichnung für die Erscheinung, von der hier die Rede sein soll, verwendbar ist, weiß ich nicht. Die Sprachwisien- schaft hatte wohl noch kein« Gelegenheit, sich mit ihr zu beschäfti- gen, um ein Wort zu prägen, das den Begriff voll umfaßt und ausdrückt. Im Felde aber bietet sich uns wohl Gelegenheit zur Be- orachtung der Erscheinungen, dagegen fehlt uns die Muße zur Schaffimg neuer und treffender Wortbildungen. Begnügen wir uns drum für? erste mit dem obigen Skamen und überlassen wir es den Sprachgelehrten, einen besseren zu finden, falls ihnen das Ob- jekt der Mühe wert erscheinen und unser Wort nicht genügen und gefallen sollte. Unter den Soldaten wird der Etappenklatsch mit einer viel drastischeren und unseres Erachtens mit Unrecht verächtlichen Bezeichnung belegt, deren Wiedergabe die Schrift- spräche jedoch nicht erlaubt. Gemeinhin verstehen wir unter Klatsch eine nichtswürdige und aufbauschende Beschäftigung mit den kleinen und kleinsten Ange. legenheiten des gewöhnlichen TageS. Unser Etappenklatsch da­gegen hat die großen Geschehnisse deS mächtigsten Krieges der Weltgeschichte im Rufe. Er ist auf allen Kriegsschauplätzen Euro- Pas verbreitet, wie aus dem Briefwechsel zwischen Soldaten, die auf verschiedenen Kriegstheatern kämpfen, deutlich hervorgeht. Was ich Etappontlatsch nenne, besteht in dem fortwährenden Auftauchen und Ausbreiten von abenteuerlichen Gerüchten ver- schiedenster Art unter den Soldaten. Sie haben große deutsche Siege oder auch Niederlagen, neue diplomatische Verwickelungen und dergleichen zum Gegenstand. So wuvde schon Mift« August unter in Nordpolen   stehenden Truppen erzählt, Bulgarien   und Ru- mänien hätten Rußland   den Krieg erklärt. An einem anderen Platze der östlichen Front wurde in den ersten Septembertagen be. hauptet, in Frankeich sei eine große, für die Deutschen   siegreiche Schlacht geschlagen worden und nicht weniger wie 35 000 Franzosen seien in Gefangenschaft geraten. Dafür hätten die Russen aber bei der letzten Offensive bei Tarnopol   ein ganze» Armeekorps, ja nach einer anderen Lesart sogar eine ganze k. u. k. Armee gefangen genommen. Dann erschien in der Phantasie der Soldaten im Osten plötzlich ein russischer Diplomat in Berlin  , der, ausgerüstet mit den weitestreichenden Vollmachten, dort über den Frieden verhandeln sollt«. Bald darauf starb der Zar. Und alles das und manches andere erzählte man schon im September. Das Erscheinen und Verbreiten solcher Geruchte gibt den Soldaten jedesmal Anlaß zu den lebhaftesten Unterhaltungen. Mit großem Eiser erörtern sie die politischen oder militärischen Folgen der angeblichen Ereignisse. Die Leute mit dem immer Hoffnung?- frohen Temperament, die aller Sehnsucht, den Frieden, stets in greifbarer Nähe sehen, greifen die für Deutschland   günstigen Er- Zählungen auf, um daran ihre Betrachtungen zu knüpfen. Die Zukunft erscheint ihnen licht und froh. Aber groß ist auch die Zahl
der Schwarzseher. Sie putzen die ungünstigen Meldungen oder Falschmeldungen mit nicht geringerer Zungenkraft zugunsten ihrer Meinun>g auS. Oft zeigen die Erörterungen, die sich an solche verblüffenden, meist wie Bomben unerwartet einschlagenden Gerüchte knüpftn, eine überraschende schlechte politische Schulung der deutschen   Männer im Felde. Besonders erschreckend ist die Unkenntnis der Bedingungen und Zusammenhänge der auswär  - tigen Politik und der Beziehungen zwischen militärischen und po- litischen Vorgängen. Hier liegt ein fruchtbarer Acker brach, dessen Bestellung in friedlicheren Zeiten von allen auf dos ernsthafteste ge- fördert werden muß. denen die Ausbreitung politischer Bildung im Volke am Herzen liegt. Durch mangelndes Vermögen, auf den Grund der Dinge zu schauen, ist auch jener oben gekennzeichnete rabenschwarze Pessimismus zu erklären. Woher die Gerüchte stammen, weiß selten jemand zu sagen. Frgendwo fliegen sie auf und nehmen ihren Weg durch die Linien der Truppen. Sie werden oft erzählt, denn sie gehen von Mund zu Mund. Dabei ändern sie Form und Inhalt öfter als einmal. Es geht ihnen wie einst den alten Volksmärchen, die auch weder geschrieben noch gedruckt, sondern durch den Mund des Erzählers zu dem aufmerksam lauschenden Zuhörer kamen. Und so wie das gleiche Märchen in verschiedenen Landesteilen anders mitgeteilt wird, so lauten auch die Erzeugnisse unseres Etappenklafi'chcS hier anders wie dort, heute anders wie morgen. In der Heimat wird mancher über diese Erscheinung verwun. dert sein. Dort ist kein Boden für das Aufkommen von Gerüchten gegeben. Und wenn auch die Stammtischpolitik und-strategie noch so üppige Giftblüten treiben mag, so liegen dieser Beschäftigung doch stets die neuesten Berichte offizieller oder nichtoffizieller Natur zugrunde. Sie geben dem intelligenteren Stammtischcedner steiS die Möglichkeit, sich und seinen aufhorchenden Opfern ein Bild von der Gesamtheit zu machen. In den Kampflinien und au� den Etappenstraßen sieht eS anders aus. Der Soldat ist nicht m der Lag«, alle zwei bis drei Stunden für 5 Pfennige vom Zeitunasqänsler dee neuesten Nach- richten zu erstehen. Er macht den Krieg zwar mit. weiß aber meist gar nichts vom Kriege. Oft ist er wochenlang ohne jede Zeitungsnachricht, ohne offiziell« Heeresdepesche. Die Zahl der Feldpostabonnements ist relativ außerordentlich gering. Ich habe während nahezu viennonatiger Kriegsdienstzeit in verschiedenen Teilen deS polnischen und russischen Kriegsschauplatzes noch nicht einen einzigen Feldpostabonnenten gesehen. Viele Soldaten be- ziehen zwar Zeitungen durch die Feldpost von den Angehörigen auS der Heimat, aber sie müssen froh sein, wenn sie die Blätter mit zehntägiger Verspätung erhalten. Die Truppen, die sich auf den Etappenstratzen bewegen oder auf der Eisenbahn transportiert werden, gelangen daneben gelegentlich zur Kenntnis des täglichen Berichts der Heeresleitung, der an manchen Feldpost- und Fern- sprechstellen und an den Kommandanturgebäuden angeschlagen wird. Die Soldaten in der Kampffront sind vollends vom Ge-
Zurückgehen des Feindes in wilde Flucht aus. Auf der Podgora- höhe hatten schwächere italienische Abteilungen sich noch in einzelnen Gräben behaupten und Gasbomben werfen können. Sie wurden mit Handgranaten vernichtet. Auch im nördlichen Abschnitt der Hochfläche von Doberdo   zwischen Peteano und dem Monte San Michele kam gestern nachmittag ein Angriff schon durch die kon- zentrische Wirkung unserer Geschütze zum Stehen. Hierauf griff der Gegner hier unter Tage nicht mehr an, schoß aber äußerst lebhaft aus allen Kalibern. In einem Nachtangriff jjelang dem Feinde die Wegnähme eines kleinen Grabenstück». Wie immer, wurde er jedoch sogleich wieder hinausgeworfen. In der Gegend von San Martina waren noch einige Gräben im Besitze der Italiener verblieben. In der vergangenen Nacht gewann ein Gegenangriff deS ungarischen Infanterieregiments Nr. 39 und des Feldjägerbataillons Nr. 24 die ganze Stellung wieder zurück. Auch der anschließende Abschnitt bis zum Monte dei sei Busi war wieder Schauplatz heftiger Kämpfe. Hier brachen sich die Angriffswellen des Gegner? an der unerschütterlichen Mauer der steierischen Land- wehrinfantevieregimenter Nr. 3 und Nr. 26. Italienische Abtei­lungen, die in der Mulde östlich von Vermegliano vorgingen, wur- den durch Feuer zur Flucht gezwungen, ebenso zerstreute unsere Artillerie Ansammlungen des Feindes auf Larocca und in den Mandriasappen. Im Abschnitte von Plava blieb die italienische Infanterie, von einem sogleich vereitelten Uebergangsversuche bei Aiba abgesehen, überall ruhig; auch vor dem Tolmeiner Brückenkopf beschränkte sich der Feind, nachdem er San Maria vergebens an- gegriffen hatte, auf Artilleriefeuer. Im Krngebiet ist bereits starker Schneefall und gleichfalls ziemliche Ruhe eingetreten.
Gegen Vanöervelüe. Bern  , 31. Oktober.  (W. T. B.) Unter der UeberschriftUn­erwünschte Einmischung" greift da»B e r n e r T a g b l a t t" die Meldung welscher Blätter auf, wonach Vandervelde   nach der Schweiz   kommen und in Pruntrut   zugunsten Belgiens   einen Vortrag halten werde. Das Blatt bemerkt:So groß unsere Sympathien mit dem unglücklichen Lande auch sind, so müssen wir doch dagegen protestieren, daß Minister kiegsührender Länder in unserem Lande Vorträge halten und Propaganda treiben. Es schickt sich nicht." Vertagung öer französischen   Kammer. Paris  , 81. Oftober.(W. T. B.) Auf Ersuchen BriandS hat sich die Kammer bis zum 8. November vertagt, um sodann die ministerielle Erklärung entgegenzunehmen und die Interpellation von Emile Constant über die Gefahr der Anwesenheit gewisser Oesterreicher und Deutscher   in Frankreich   zu erörtern. Kontrolle öer Kriegsgefangenenlager in Rußlanö unö Italien  . Genf  , 28. Oktober.  (W. T. B.) Mission des In ter- nationalen Roten Kreuzes in Rußland  . Nach den Besuchen der Gefangenenlager in Frankreich   in den Kolonien, in Deutschland  , Oesterreich-Ungarn   und Italien   entsendet das Komitee des Internationalen Roten Kreuzes eine Abordnung nach Rußland  , die eine gewisse Zahl von Gefangenenlagern besichtigen und sich vielleicht bis nach Sibirien   begeben wird. Diese Abordnung, die am 14. Oktober Genf   verlassen hat und in Berlin   im Heim des Deutschen   Roten Kreuze? vom Kriegs- minister empfangen wurde, ist am 23. Oktober über Steckholm in Petersburg   eingetroffen. Sie setzt sich zusammen aus den Herren F. Thormeier, früherer Erzieher der Kinder der russischen kaiser  - lichen Familie, seit Jahren russischer Mitarbeiter des Internatio­nalen Bulletins des Roten Kreuzes, und Dr. F. Ferriäre, Sohn des Mitgliedes des Jnlernationalen Vorstandes, Leiter der Zivilsektion der Gefangenenagentur in Genf  . Die Zusammensetzung der Abordnung bietet di« beste Gewähr dafür, daß sie mit Unparteilichkeit und Gewissenhaftigkeit die ihr gestellte heikle Aufgabe lösen wird. Die Delegation des Komitees deS Internationalen Roten Kreuzes in den Gefangenenlagern Italiens  . Die Delegation des Komitees des Internationalen Roten KreuzeS, be- stehend aus den Herren Prof. Dr. A. D. Espino, Vizepräsident des Komitees, und seinem Sekretär ad hoc Paul Benrret, ist von ihrer Inspektionsreise durch die österreichischen Gefangenenlager in Italien   zurückgekehrt. Sie besuchte 14 von 23 auf ganz Italien   verteilte Gefangenen- lager bis nach Sizilien, die ungefähr 8000 Gefangene umfassen. Vom Kriegsminister und vom Zentralkomitee des italienischen Roten Kreuzes in Rom   wurde ihr der liebenswürdigst« und zuvor- kommendste Empfang zuteil. Bei der Besichtigung der verschiedenen Lager begleiteten die Delegation der Deputierte E. Mariani, Prä- sident der Gefangenenkommission deS Roten Kreuzes. Leutnant U. Baracchi, Sekretär und Hauptmann Tonnim in Vertretung des Kriegsministers.
triebe der kriegerischen Welt getrennt. Sie kennen und sehen nur daS Schicksal des Kampfabschnittes ihrer kleineren Einheit; der Infanterist blickt oft wochenlang nicht über den Raum der Kam- pagnie hinaus. ES mag sein, daß cm der Westfront die verschiedenenKriegs- zeitnngen" und die besseren und näheren rückwärtigen Verbin- düngen die Verhältnisse etwa» günstiger gestalten, aber einen Etappenklatsch gibt es. wie wir genau wissen, auch dort und waS in diesen Zeilen über die seelische Verfassung vieler unserer Sol» baten gesagt wird, gilt für Ost und West. R. 5.
Äfzts 5aust-Slnfonle. (Aufgeführt im III. DonntagSkonzert de» Verbandes der Freien Volksbühnen.) Zwei Gestalten der Dichtung sind eS, die die Grundfärbung deS bürgerlich-deutschen WesenS und Charakters vornehmlich wäh- rend der ersten Hälfte deS 19. Jahrhunderts beeinflußten: Hamlet  , der tatschwache Träumer, und Faust, der Grübler. Zumal dieser spukte als Problem in ver nachklassischen Literatur herum; und das gleiche Problem begann kurz nach Beethoven  « Hinscheiden auch die Musiker zu beschäftigen. Bei unS waren e» Wagner une Liszt. Wie die beiden im Jahre der Pariser   Julirevolution ernstlich be- absichtigten, eben die politische Gärung jener Tage in ein sin« fonische» Musikstück zu bannen, so kamen sie dann, jeder in seiner Weise, auch zu Faust. Ja, daS Faustproblem zieht sogar nach Frankreich  . Berlioz   schafft FaustS Verdammung, Gounod   ver- arbeitet den Stoff zu einer Oper. Franz Liszt   packt Goethes   Drama ungleich philosophischer zwar, aber musikalisch tiefer. Er stand freilich dem Problem am nächsten; Venn in seinem Wesen vereinigte sich sinnliche Inbrunst mit christkatholischer Gläubigkeit. Seine Faustsinfonie kann man wohl als ein Werk hinnehmen, da» Kraft de» AuSDruckS mit poe­tischer Schönheit vereinigt. Oskar Fried   als Dirigent, daS Philharmonische Or» ch e st c r. mit Rudolf Laubenthal   vom Deutschen   Opernhaus und dem Berliner   Sängerverein(Caecilia Melo- d i a) ließen das Werk in seiner ganzen Innerlichkeit vor dem Hörer erstehen. Beethovens Egmont-Ouvertüre   ging würdig voran. Da wie dort machten sich die Versuche zur Verbesserung der Akustik mittel» eines eigens konstruierten und erstmalig aufge- stellten Schalltrichters angenehm bemerkbar. Weniger vermögen wir unS mit ver gleichfalls zum erstenmal vorgeführten Bühnen- dekoration für die HauSkonzerte deS Verbandes zu befreunden. Uns scheint, als ob da» etwa?mystisch" anmutende Tapetenmuster alS Zlbsckluß unruhig wirkte und demgemäß die Aufmerksamkeit für die Musik beeinträcht ge.«k-