Damit war die politische Debatte zu Ende. Man begann noch mit den Ernährungsfragen, deren akademische Erorte rimg heute, Donnerstag, �weitergeht. Die politische Debatte hat aber gezeigt, daß der gouverne� mentale K r i e g s k o n s e r v a t i v i S m u s. der vor jeder noch so notwendigen inneren Erneuerung während des Krieges zurückschreckt, nun sogar schon im preußischen Herren hause auf geteilte Meinungen stößt. Was wird der Reichs l a g heute sagen? Oder besser: was will er tun? Slockaöe und Kriegsende. Im englischen Unterhaufe hat eine Blockadedebatte statt gefunden, in deren Verlauf Lord Cecil. der Blockade minister, darlegte, welche Erfolge das gegen die Neutralen zur Verhinderung von Abfuhren nach Deutschland ein» geschlagene Verfahren gehabt habe. Er nannte die Auf stellung des Grundsatzes und des Systems der Rationierung die bei weitem tvichtigste Maßnahme des Blockadeministers und schilderte deren Anwendung auf Dänemark , Skandinavien und Holland . England fordert als Gegenleistung für seine tlicscrungen, daß der Handel mit Deutschland auf ein ge wisse» Maß beschränkt werde.„Dieser Art sind unsere Handelsabkommen, und diese Art der Verhandlungen scheinen mit das einzige Mittel zu sein, das Problem zu löse n." Lord Cecil ging sodann auf die Anregung des Abgeord iwten B e l l a i r s ein. daß England alle Lebens mittelladungen beschlagnahmen solle, falls nicht alle neutrale Staaten die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte nach Deutschland einstellten und erklärte: Eine solche Matzregel würde sich mit unseren ausgesprochenen Ansichten über die Rechte der lleinen Nationen schwer vertragen. Ueberdies würde die einzige Wirkung sein, dotz die g e- säurte landwirtschaftliche Produktion solcher Länder dann nach Deutschland gehen würde, während unter den jetzigen Bedingungen unser Anteil aus Dänemark langsam steigt und wir. was Holland anbetrifft, beinahe die wieder vor deni Kriege bestehenden Verhältnisie erreicht haben. Der Minister fuhr fort:„Ich habe niemals behauptet, daß ich mit der Blockade Wunder wirke» würde, aber ich würde das Haus und das Land täuschen, wenn ich nicht sagte, daß jetzt als Ergebnis der Blockade in Deutsch » land sehr großer Mangel an Nahrungs- Mitteln und ein sehr erheblicher Mangel an anderen Dingen, wie Wolle. Baumwolle, Schmierölen und anderen Bedarfsartikeln, herrscht. Ob der Krieg durch die Blockade zu Ende gebracht wird, ist eine andere Sache, aber ich kann sagen, daß. wenn wir die Eudschlacht zu kämpfen haben werden, die Wirkung unserer Blockade sehr ins Gewicht fallen wird."__ Der entftheiöenöe Abschnitt des Krieges. Der französische Kriegsminister P a i n l e v 6 hielt bei Beratung der Forderung, die Jahresklasse 1918 alsbald ein» zuberufen, eine Rede, die durch den Hinweis auf die deutschen >lnegsleishiiigen die französische Kriegsbegeisterung anzu» lachen sucht. Er ging auf den Stand des Krieges mit folgen- r>en Worten ein: Wir treten in dem entscheidenden Abschnitt de« riegcs ein, aber entscheidend hviht»icht kurz. Zum ersten Mal l'at die stolze deutsche Armee zugejtehen müssen, daß ihre westliche .rront nicht unerschütterlich ist. aber so glückverheißend die Anfänge des ArüHlingsseldzuges auch feien,— es würde kindisch sein, die Rückwärtsbewegung der Deutschen als einen Verzicht aufzufassen. Diese Bewegung beweist mehr die Stärke der englischen und französischen Heere und die Klugheit in ihrem jusammenwirken, als eine Schwächung der deutschen Heere. Diese 'lückwärtsbewegung beweist, daß das deutsche Heer es nötig hat, sich für die schwere Schlacht zu sammeln. Mit 132 ge�en 39 Stimnien wurde der Forderung des diriegsministers entsprechend beschlossen, zwischen deni 12. und 15. April die Jahresklasse 1918 auszuheben.
das rufftsche Heer und öie Revolution. P e t e r» b« r g, 28. März.(Reutermclduug.) Au§ den Petersburger R.e gimeutern, die bei der Revo- lution eine Rolle gespielt haben, wird eine Armee zusammen- gestellt werden, die dauernd in Petersburg i» Garuisou bleiben wird. Auf dem Marsfelde, i« der Nähe der britischen Bot- schaft, wird ei» Denkmal für die Opfer der Revolution, die au dieser Stelle begraben werden sollen, errichtet werden. Großfürst Nikolai, der sich jetzt im Hauptquartier befindet, wird demnächst nach Livadi» gehen. In der Versammlung der Delegierten der Offiziere und Mannschaften der Garnison Petersburg und der Ostseestotte, die in der Duma abgehalten wurde, wurde eine Entschließung angenommen, in der gefordert wird, daß zwischen den Offizieren und Mannschaften brüderliche Eintracht herrscht. Es wird eine in diesem Sinne gc- haltene Adresse au die verschiedenen Fronten abgesandt werden. Amsterdam , 28, März. Einem hiesigen Blatt zufolge er- iährt die„Times" aus Petersburg , daß General Alexejew an- geordnet hat, daß alle Regimenter oder andere größere Truppenverbände aus Offizieren und Mann- ichaften zusammengesetzte Ausschüsse haben müssen, die bei Uneinigkeiten interner und disziplinarer Natur als Versöhuungsrat auftreten sollen. Diese Ausschüsse werden gewählten Komitees von Osfizieren und Mannschaften untergeordnet sein, die den Stäben in den Hauptquartieren der verschiedenen Fronten zu- geteilt werden sollen. Diese letzteren werden auch als In- sormationsqucllcu für alle die Armee betreffenden Angelegen- heiten dienen..General Alexejew hat ferner eine Kommission ernannt, die die Offiziere für die Propagandatätigkeit vor- bereiten und sie unterweisen werden, wie sie in Fällen aufzu- rreten haben, wo die neuen Maßregeln nicht gut verstanden werden. Alexejew, der alle» tut. um'die neue Regierung zu unterstützen, hofft, daß die AuSschüffe ihm dabei von Nutzen sein werden.. Kopenhagen , 28. März. Nach einer Reutermeldung aus Petersburg wird die vorläufige Ernennung des Gcneralstabs- chefs Alexejew zum Oberbefehlshaber der russischen Armeen nun endgültig bestimmt. General B r u s s i l o w hat
ßas Vorrücken derfngl ander und Franzosen in den von uns geräumten Gebieten zwischen Ar ras und derAisne.
einen Abschied erhalten- Nach einer anderen Reutermeldung wurde Brussilow nach der Eidesleistung der Truppen an der üdwesllichen Front von den Soldaten sehr gefeiert. Reuter verzeichnet dabei natürlich hohe Kriegsbegeisterung, von der er übrigens auch bei Petersburger Truppen Anzeichen mit- teilt. Das Exckutiv-Komitce in Kiew hat dem General Iwanow verboten, seine Zimmer zu Verlaffen und die Regierung uin telegraphische Instruktionen ersucht. Bern , 28. März. Ter Lhoner Röpubliquain* meldet aus Petersburg : Tie gemischten Arbeiter- und Sol- datenkomitees beschlossen einen Sonderausschuß zur engeren Fühlungnahme mit der provisori- chen Regierung zu ernennen. Wann kommt die Konstituante! Nack Kopenhagener Meldungen aus Petersburg soll Mi- nisterpräsident Fürst L w o w zu Journalisten erklärt haben, die Hauptaufgabe der Regierung bilde die Vorbereitung der verfassunggebenden Versammlung, an der Volk und Heer teil- nehmen müssen. Der Volkswillen sei der Regierung heilig. Er werde die Regierungsform bestimmen. Die Vorberei- t u n g der Versammlung werde Z bis bMonate in An- pruchnehmen. Diese lange Hinausziehung würde allerdings nur wenig Respekt vor dem Volkswtllen verraten. Der- Volkssteg und die rustlschen Kriegsgefangenen. Kopenhagen , 28. März. DaS hiesige russische Hilfskomitee für die russischen Kriegsgefangenen in Teutschland und Oesterreich erhielt folgende« Telegramm deS HauptkontorS in Moskau :„Alle Schritte, die von der alten Regierung getan wurden, sind erledigt. Die HilfSarbeit für Kriegsgefangene wird unterstützt werden. Gebt den Kriegsgefangene» die Nachricht, daß Rußland eine neue Regie- rung erhielt, daß jetzt viel mehr für sie geschehen wird, sagt ihnen, daß daS Voll gesiegt hat."__ Turin unter Selagerungszustand. Lugano , 28. März. Infolge audaneruder Unruhen ist in Turin , vie in letzter Zeit eine immer gefahrdrohendere Gestalt annahmen, der BelagernugSzuftaud verhängt worden. Basel , 28. März. Wie der„Basler Anzeiger" meldet. waren gestern in Basel und anderen schweizerischen Städten hartnäckige Gerüchte verbreitet, denen zufolge in Italien die Revolution ausgebrochen sei. Die spanischen Arbeiter in Deweguag. Madrid , 27. März. tWclduug der Aaeuce Havas.s Heute vormittag hat ein Rrbeiterausschaß geheime Beschlüsse gefaßt, welche heute abend einer Generalversammlung von Abordunugeu aller ArbeUerkreise Spaniens mitgeteilt werden solle». Frankfurt a. M., 27. März. Die.Frankfutter Zeitung' meldet ouS Madrid: Di« große Teuerung infolge maßloser Ausfuhr droht schlimme Folgen zu haben. Die hungernden erbitterten Arbeiter mit Einschluß der Eisenbahner kündigrcn den Generalstreik an..Der Zivilgöuvrrneur von Madrid ist zurück- getreten.
Bern , 28. März..TempS" meldet aus Madrid : Die Arbeiter- delegietten erörterten in einer Gebeimsitzung den Generalstreik. Die Madrider Sekrion widersetze sich, ein« Einigung sei bisber nicht erzielt worden, doch hoffe RomanoneS, die Arbeiterklasse werde da- vor zurückschrecken, schwere Störungen im Wirtschaftsleben hervor» zurufen._ Der Krieg auf öen Meeren. Vernichtung englischer Zerstörer. London , 27. März. Die Admiralität gibt bekannt: Ein britischer Torprdobootszerstörer stieß kürzlich im Kanal auf eine Mine und sank. Bier Offiziere und 17 Manu wurden gerettet. Ein anderer Zerstörer streß heute mit einem Dampfer zusammen und sank. Bei dem Zu- sanunenstoß verlor ein Mann sein Leben; sonst keine Berlnste. Die Versenkung des Danton . Basel , 28. März. Die BaSler Blätter melden aus Patts: Die Vcrfnrkurig des Danton hat eine für den Tauchbootktteg besonders wichnge Bedeutung. Wie die französische Presse berichtet, erfolgte die Torpedrcrung am hellichten Tage. Die Danton- Klasse verfügt über das denkbar beste, nach den neuesten Ersahrungen ausgestattete Vetteidigungssystem gegen Tauchboote, eine besonders sinnreiche Panzerung unter der Kiellinie, ein besonderes Schottensystem und eine gewaltige Batterie von 7,5- Zentimeter- Abwchrkanonen. Wie der „Rappel" sagt, sind mit dem AthoS mehr als 109 Millionen, mit dem Danton etwa 60 Millionen Frank versenkt lvordcn. Seesperre und Versenkungen. London , 27. März. Die Admiralität gibt bekannt: DaS britische H o sp ita l sch iss A ftu r ia S, daS«it allen SchiffSlichteru uad mit allen besonderen Abzeichen des Roten Kreuzes, die hell erleuchtet waren, fuhr, ist in der Rächt vom 20. zu« 21. März ohne Warnung torpediert worden. Dabei find folgende Verlust« eingetreten: Bon Militärpersoneu elf tot, drei, darunter eine Stabs- krankrnschwester,»ermißt, siebzehn verwundet; von der Mannschaft S wanzig tot, neun vermißt, darunter eine Stewardeß, zweiundzwanzig nd verwundet. Wie w de« deutschen Funkspruch von gestern de- richtet wir», steht die Torpediernng dieses HospitalschiffeS mit auf der Liste der von den Unterseebooten berichteten Taten. Wolfis Bureau stellt zu dieser Nachricht fest, daß SstuttaS auf Grund der von der deutschen Regieiung am LI. Januar erlasienen Erklärung versenkt wurde. Es gehöre nach der darin aus- gesprochenen Warmuig ein Frevelmut sondergleichen dazu. Ber- wundete. Kranke und Pflegepersonal in dem erklärten Sperrgebiet der Gefahr de» Unterganges auszusetzen. Es wäre übrigens ein merkwürdiger Zufall, wenn die Engländer gerade bei der AsturiaS von ihrer Gepflogenheit, Lazarett'chiffe zum Transport von Truppen und Munition zu benutzen, abgewichen fein follten. Dauernd gingen Beweise ein, daß unsere Gegner nach wie vor ihre Hospitalschiffe zu Kriegszwecken mißbrauchen. » Kristiania , 27. März. iMeldung deS Norwegischen Telegramm- bureouS.) Der Abgeordnete für Finmarken hat im Storthing eine Anfrage eingebracht, welche Maßnahmen die Regierung beab- sichtige, um die Interessen der norwegischen Fischer angesichts der letzten Erklärung Deutschlands über«in Sperrgebiet Ui Fimnarkcu zu schützen.>
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