fir. 197-1917
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Sonnabend, 21. Juli
Die Ernteaussichten in dürren Sommern. ichwemmungen, waren in diesem Jahre über alles Wienichengedenken den vierten Kindern ist die Zahl der Praxis niedriger als die der
Von Dr. Richard Hennig( Friedenau ). Niemals in den letzten 100 Jahren waren Deutschlands Ernährungsmöglichkeiten so abhängig von der Gestaltung der Witterung, wie in diesem Jahre, niemals hat sich neben der ländlichen auch die städtische Bevölkerung in gleich bohem Maße für die Witterungsvorgänge und ihren Einfluß auf die landwirtschaftlichen Erzeugnisse interessiert. Die langanhaltende Dürre im Frühjahr und Frühsommer, die zumal für den trockenen Boden des mittleren Norddeutschlands nichts weniger als günstig war und für den Obst- und Gemüsebau fowie die Heuernte vielfach nachteilige Folgen hatte, war ja an fich für unfer Klima tein gar so beispielloses Ereignis, aber im Zusammenhang mit Striegsnot und Kriegsteuerung wird jede Absonderlichkeit der Witterung leicht zu einem tief ins perfönliche Erleben eingreifenden Geschehnis, das mit Recht unsere volle Aufmerksamkeit herausfordert.
sondern unfreundlich, naß und kühl. Stürme, Regen und leber- was die Tuberkulose anbetrifft, in ungünstiger Lage, und erst bei start und wirkten besonders auch in Teutschland nachteilig auf das Theorie. Auch über die Beziehungen zwischen Geburtsnummer Gedeihen der Cerealien." Die Folge des Mißratens der Ernte war eine und Epilepsie liegen statistische Tabellen vor, und es soll wissen-. Teuerung, die auch 1771 noch nicht besser wurde. Schon damals schaftlich festgestellt sein, daß auffallend viel Epileptiker zu den erſtfab man sich in Württemberg genötigt, Getreide aus Nordamerika geborenen Kindern gehören. Die vorliegende Frage ist ohne einzuführen. Eine besonders merkwürdige Folge war ein sehr starker 3weifel aus sozialen Gründen von großer Bedeutung und UnterRückgang der Geburten in Deutschland und der Schweiz , der bis suchungen der gedachten Art könnten beispielsweise auch in öffent1772 anbielt. Die größte Teuerung und Hungersnot neuerer Zeit lichen Schulen vorgenommen werden, weil sich dann vielleicht festaber knüpfte an das schlechte Wetter der Jabre 1815 und 1816 an. stellen ließe, warum gewisse Kinder auffallend unbegabt oder träge Echon 1815 herrschte, nach einem schönen Frühjahr, ein regenreicher find. In praktischer Hinsicht dürfte allerdings der Wert solcher und sehr falter Sommer; der Juli z. B. war in Berlin so falt, Untersuchungen und Ergebnisse stets nur von sehr bedingtem Nuzen wie er es daselbst in 200 Jahren nie wieder gewesen ist. Nachdem sein, denn schließlich wird nach wie vor jede Familie mit dem ersten schon die beiden vorausgehenden Kriegsjahre eine Fehlernte gebracht Kind anfangen müssen! batten, war der Ernteausfall 1815
-
noch bedeutender. Erst
das Jahr 1916 aber steigerte die Teuerung zur Hungersnot. Es gab bom Mai bis zum August unausgesetzt Regen, Gewitter und leberschwemmungen, während Osteuropa einschließlich Ostdeutschland gleichzeitig unter Dürre litt. Ende Juli wurde in Tanzig und Riga um Regen, gleichzeitig in England und im Rheingebiet um Aufhören des Regens gebetet. In Rußland und in einigen anderen Teilen Europas fiel die Ernte fie gänzlich, und die Not erreichte einen Grad, wie er lange zuvor nicht mehr und in der Folgezeit überhaupt nicht wieder zu verzeichnen war. Der Höhepunkt fiel ins Frühjahr 1817, wo eine unerhörte Teuerung und drückender Hunger in Mittel- und West europa herrichten, wenn auch Zufuhren aus Rußland dem Mangel etwas steuerten. In St. Gallen zahlte man für 3 Pfund Brot 52 Kreuzer, eine auch für unsere Zeit abnorm hohe Summe. Im Jabre 1817 gab es jedoch eine gute Ernte, und es folgten auf fechs nasse Jahre nun sechs trockene, wodurch dem Elend Einhalt getan Diese furzen Darlegungen zeigen jedenfalls so viel, daß dürre Sommer im allgemeinen nicht so sehr zu fürchten sind wie naffe. Von der Heuernte abgesehen, für die die letteren Jahre vorzusieben find, fallen die Zeiten gänglicher Mißernte ungleich häufiger mit den verregneten Sommern als mit den dürren zusammen. So wird auch diesmal die Dürre zwar manchen Schaden anrichten, aber die Gesamternte niemals gefährlich benachteiligen
Residenz- Theater:„ Die Verhüllte".
Schauspiel von Alfred Fekete.
Aus diesem Grunde ist es von erhöhter Wichtigkeit, an Hand alter Quellen den Zusammenhang zwischen Teuerung und Witterung nachzuspüren. Das trockenste Jahr, das jemals Mitteleuropa heimgemein heiß war. Echon Ende Juni gab es reife Weintrauben, im hervorragend gut aus, in West- und Süddeutschland aber migriet bas hemmende Gefühl des Peinlichen dabei zu bannen. So hat gesucht hat, dürfte das Jahr 1473 gewesen sein, das gleichzeitig unOktober blühten die Obstbäume zum zweiten Male, und im Nobember konnte man reife Stirschen pflücken, während Aepfel und Birnen nochmals Nußgröße erreichten. Also ein in jeder Hinsicht ganz absonderliches Jahr, in dem es übrigens von Ende Juni bis Ende September in Deutschland kaum geregnet haben soll. Als Folge wird, wie meist in dürren Sommern, ein großer Mangel an Heu angegeben, und es heißt: Das Vieh litt sehr durch den Mangel an Futter", dann aber wird gemeldet: So dürr und heiß es übrigens auch gewesen, so fehlte es doch nicht an Getreide, und es war noch ein wohlfeiler Jahrgang." Ganz ähnlich verhielt sich der Sommer 1539. Er war äußerst troden". Dennoch wird für das südwestliche Deutschland berichtet: " Der Ertrag der Früchte und des Weins war außerordentlich. Wo im vorigen Jahr ein Apfel gewachsen, gab es in diesem Jahre einen Korb voll, und nachdem im vorigen Jabr ein Fuder Wein 44 Gulden gekostet hatte, so wurde es nun um 4 Gulden verkauft." Derartiges ist ja wohl nur möglich gewesen, wenn von Zeit zu Zeit die Dürre durch ein wohltätiges Gewitter unterbrochen wurde.
-
M
Ueberhaupt ist für jede Art landwirtschaftlichen Betriebes nichts erwünschter als ein heißer und dennoch gewitter- und regenreicher Sommer. Das Hlassiche Beispiel hierfür ist das Jahr 1668, von dem es heißt:" In Teutschland gab es viele Donnerwetter mit Regengüssen, sonst aber war der Sommer sehr durch Trockenheit ausgezeichnet. Es herrschte in Teutschland eine Wohlfeilheit, wie sie in den Getreidepreisen noch nicht wieder vorgekommen ist." Von dem heißen, trockenen und langandauernden Sommer 1760 heißt es: Des trockenen Sommers unerachtet fiel die Erndte sehr gut und der Herbst sehr ergiebig aus, auch war der Ertrag von der besten Qualität. Das Heu ausgenommen, wurde alles so wohlfeil als
1740."
-
Die Beispiele ließen sich mehren, daß trockene" Sommer und Wohlfeilheit des öfteren zusammentrafen. Ob der Sommer im übrigen heiß oder fühl ist, ist von geringerer Bedeutung. Das leßt erwähnte Jahr 1740 z. B., dessen Wohlfeilheit gerühmt wird, zeichnete sich durch einen beispiellos harten, bis in den Mai währenden Winter und einen ungemein fühlen Sommer aus, und doch scheint eine glückliche Verteilung der Niederschläge Anlaß zu einer reichlichen Ernte an Getreide und besonders an Obst gegeben zu haben. Aehnlich faben wir ja noch vor kurzem, im Jahre 1913, eine deutsche Rekordernte auf einen ziemlich fühlen, dabei aber verhältnismäßig regenarmen Sommer folgen. Ausgesprochene Mißernten, die Teuerung und Hungersnot zur Folge hatten, find stets in erster Linie an die feuchten Sommer gebunden gewesen. Die trockenen Sommer, wenn sie nur hier und da ein Gewitter mit sich bringen, können, wie obige Beispiele zeigen, volkswirtschaftlich ganz günstige Ergebnisse haben. Ob ein Sommer warm ist oder fühl, ist für das schließliche Ernteergebnis von noch weniger ausschlaggebender Bedeutung. Anhaltende Feuchtigkeit jedoch, die dann freilich auch meist mit füblem Wetter verbunden sein wird, pflegte die Ursache zu den gefährlichsten Mißernten und zum größten Elend zu geben, von dem die Chroniken zu erzählen wissen. Ohne Beispiele aus älterer Zeit beizubringen, die sich sehr zahlreich finden ließen, feien nur einige charakteristische Fälle aus neuerer Zeit genannt, für die wir bereits genauere meteorologische Beobachtungen befizen.
Sehr lehrreich ist zum Beispiel die Witterung des Sommers 1770 gewesen. Von ihr heißt es:„ Nässe machte die Erndte mißraten... Aeußerst felten waren im Sommer Donnerwetter, und wenn ja Donner gehört wurde, war er ganz schwach. Die Witterung in den sieben ersten Monaten überhaupt war weder falt noch warm,
7]
-
-
wurde.
wird
fönnen.
Das Stück, das einmal bereits vor Jahren in einer geschlossenen Sondervorstellung erichien, wagt sich mit durchaus ernstem Streben an ein Problem, dessen dramatische Ausgestaltung doch nur der stärksten fünstlerischen Kraft gelingen fönnte. Nur eine solche, nur die eindringendste Herausarbeitung seelischer Innerlichkeiten vermag. bien in der Gespenstertragödie der Familie Alwing, wo die Geschlechtskrankheit, die der verstorbene Kammerherr sich holte, geheim und fückisch weiterfressend, den frohen, jugendlich beschwingten Schaffensdrang des Sohnes in grauenvoller geistiger Umnachtung auslöscht, auf diesem Hintergrund ein wunderbar erschütterndes und überquellend reiches Seelengemälde entworfen. Aber der Verfasser der Verhüllten quält uns mit der Berzweiflung eines jungen Menschen, den das Bewußtsein feiner Krankheit schließlich in den Tod jagt. ohne daß in diesem Beinvollen ein Ausblick auf ein allgemeiner Bedeutsames und auf das Walten innerer Notwendigkeiten fich erschließen würde. In der Szenenführung stört allerhand dilettantisch Unglaubwürdiges. Die von dem franken alten Fabrikanteu verführte Gesellschafterin, die in einer von ihr halb erzwungenen Ulmarmung die Seuche auf den Studenten überträgt, bleibt völlig schattenhaft schematisch. Und was in novellistischer Form, die das weitbergweigte Geschlecht allmählicher Empfindungsübergänge leicht nachbilden fann, sich psychologisch überzeugend entwideln ließe, erhält im szenischen Gefüge, das die Kontraste unvermittelt an einander rüdt, etwas Abruptes. Während er erst in richtiger ErAngebliche Minderwertigkeit der Erstgeborenen. Angebliche Minderwertigkeit der Erstgeborenen. fenntnis feiner Pflicht sich von dem Mädchen, das er liebte, trennen will, fieht man ihn plöglich dann im nächsten Afte, als Verschiedene wissenschaftliche Zeitschriften beschäftigten sich in wäre nichts geschehen, um sie freien. Ja, er versucht vor jüngster Zeit mit der interessanten Frage, ob erstgeborene Kinder dem Bruder feiner Braut, der bas Geheimnis fennt, wirklich, wie vielfach behauptet wird, nicht selten durch besondere alles zu leugnen. Herr Szalit, den man als Darsteller Kennzeichen geistiger und förperlicher Minderwertigkeit auffielen. des balbwüchsigen Gymnasiasten in Wildgans" Armut" fennen lernte, In einer holländischen medizinischen Wochenschrift wird dieser bewies hier abermals seine große Kunst: Angst und Martern einer Gegenstand nun gleichfalls behandelt, und wir entnehmen dem Ac- ruhelos hin und hergeworfenen jugendlichen Seele lebendig abzutikel nachstehende Ausführungen: Was früher mit Bezug auf die spiegeln, fand in dem Ausdruck einen Ton der Wahrheit, der das aufgeworfene Frage untersucht worden ist, bezog sich im wesentlichen Gezwungene in den Voraussetzungen des Stücks zum Teil vergessen auf die Feststellung der Anciennität“ einer Anzahl mehr oder machte. Sehr anmutig und lieb war Fräulein Ebinger als minder berühmter Personen. So hat Galton festgestellt, daß in ahnungslose junge Braut, warm und sympathisch Herr Erich England die erstgeborenen Söhne im Beamtentum( vor allem in Kaiser- Ziz in der Gestalt des Bruders. der Richterschaft) nicht halb soviel Karriere gemacht haben wie die spätergeborenen. Bekannt ist, daß viele berühmte Männer die jüngsten Kinder der elterlichen Familie waren: Cooper war das elfte, Holberg das zwölfte, Schubert das dreizehnte, Franklin das Treptow - Sternwarte. Der Möwefilm„ Graf fiebenzehnte Kind; aber wenn wir wissen, daß Linné , Goethe, Dohna und seine Möwe" mit ecläuterndem Vortrag von Björnson und eine Anzahl anderer Berühmtheiten Erstgeborene, Direttor Dr. Archenhold wird in dieſer Woche noch Sonntag um Napoleon das zweite, Balzac das dritte Kind waren, werden wir 3, 5 und 7 Uhr und Montag, Mittwoch und Sonnabend um 5 und zugeben müssen, daß den Ergebnissen dieser offenbar recht oberfläch- 8 Uhr im großen Hörsaal der Treptow - Sternwarte wiederholt. lichen Untersuchungen höchstens ein anekdotischer Wert zugesprochen Dienstag, den 24. Juli, abends 7 Uhr:" Bewohnbarkeit der werden kann. In einem in der Nähe von Kopenhagen gelegenen Welten"( astronomischer Lichtbildervortrag von Dir. Dr. Archengroßen Stift für Geistesschwache ist in den letzten zwanzig Jahren bold). Von nachmittags 2 Uhr ab bis 8 Uhr abends werden mit regelmäßig aufgezeichnet worden, das wievielste Kind in der Fa- dem großen Fernrohr die neuen Sonnenfleckengruppen, die größer milie jeder der Pfleglinge gewesen ist. Aufgenommen worden als 30 Erdkugeln sind, beobachtet, und von abends 8 Uhr ab ist der waren in dem genannten Zeitraum 994 Patienten, die aus ebenso- Mond mit seinen Gebirgen oder der berühmte Ringnebel in dec viel Ghen entsproken waren. Es ergab sich nun, daß von diesen 994 Leier zu sehen. verpflegten Geistes schwachen 234 erstgeborene Kinder waren, wäh-Schwedische Spruch weisheit. Eigendünkel ist die rend es nach den Statistiken nur 167 hätten sein dürfen, wenn an erfte aller Methoden zur Arbeitsersparnis: er läßt den Menschen der Erstgeburt nicht doch so etwas wie ein„ Odium" haftete. Den glauben, daß er bereits das sei, was er sein möchte. beiden folgenden Geburtennummern( also den zweiten und dritten Selbstfucht ist die Kunst, andere glauben zu machen, daß fie Kindern) kam der bei den Erstgeborenen festgestellte Unterschied mit Vergnügen etwas für uns tun, was wir selbst nicht tun nicht zugute, wogegen er bei den vierten und folgenden Kindern zu wollen. ihren Gunsten in Rechnung gestellt werden konnte. Viel umfang- Exklusivität die Zuflucht des Unbeliebten. reicher ist das durch Hansen aufgebrachte wissenschaftliche Material Es gibt nichts Einfacheres, als herauszubekommen, was die über Tuberkulose und Geburtennummer: es umfaßt 3522 Berfonen, befte Handlungsweise ist; ist man im Zweifel über den rechten die an Tuberkulose erkrankt waren. Davon waren 988 erstgeborene Weg, so braucht man nur den unangenehmsten und langweiligsten Kinder, während, wenn die Krankheit gleichmäßig verteilt gewesen zu wählen. wäre, nuc bei 602 Fällen die erste Geburtennummer hätte fest- Nur die wenigsten vermögen es, eine gute Tat zu vollbringen gestellt werden dürfen. Auch die zweiten und dritten Kinder sind, und dann sofort an etwas anderes zu denken.
"
-
Notizen.
dt.
" Ja!"- Der Junge machte sofort vor ihm Front, sah jedoch zur Erde nieder.
"
Was war los mit der Hühnertür?" fragte Per Hiarmsted gleichsam in scherzendem Ton. Sie wollt nicht auf die Angeln rauf."
"
So, so, wollt sie das nicht." Der Ton hatte einen etwas drohenden Beiklang.
-
,, Nein, wenn sie oben draufging, so war sie unten heraus, sie wollte nicht auf beide Angeln zugleich."
,, Sieh, sieh, wollt sie das nicht. wollt sie das nicht. Was hast Du denn damit gemacht?"
viele und große Geschäfte betrieb, führte er doch keine eigentlich große Türchen aufs Steinpflaster nieder, trampelte darauf liche Rechnung und auf Staufkontrakte oder Abtretungs- herum, ergriff es wieder und warf es zu Boden, indem er urkunden und Schuldscheine gab er nicht viel; es hieß, daß gleichzeitig einen Strom wütender Scheltworte ausstieß. er oftmals bloß auf einem Fezen Papier darüber quittierte, Anders!" rief Per Hjarmsted. ..Der alte Satan!" brach es plöglich aus ihm hervor; daß er das Geld für eine Besizung erhalten hatte; damit dann konnte er jedoch auch nichts mehr sagen. Es war war der Handel in Ordnung, sofern ihn der Käufer nicht zu ja unchriftlich, auf die Art den Namen des Teufels zu größerer Umständlichkeit zwang. Wenn er in seiner Kammer nennen, er fühlte sich davon belastet und gehemmt auch drinnen saß und spekulierte, oft stundenlang des Tags, so der Schwester gegenüber; und dann war es ja eine Ueber- konnte er manches Mal sehr praktische Pläne und Maßtreibung. nahmen erwägen, oft waren es auch Träume und Vorahnungen, Auch Kirstine sagte nichts. Sie faß da und sah zum denen er nachging, allermeist aber hielt er Gedächtnisübungen Fenster hinaus, gegen das der November- Regen peitschte. ab; gewissenhaft ging er in der Erinnerung bald diefe, bald jene Anders ging seiner Wege, hier konnte er keine Luft Sache durch, deren Details vielleicht plötzlich praktische Befriegen für das, wovon sein Inneres im Begriff war über- deutung gewonnen hatten, und auf die er nun Stunden verzufochen.- Doch als er im Hühnerhaus angekommen wandte- manchmal ohne jeden Nuken, während er durch da war und dasaß und seine Pflöcke mit dem Taschenmesser zu schriftliche Aufzeichnung beizeiten das gleiche in zwei Minuten ,, Da bin ich wütend geworden," sagte Anders leise und fpigte, da ließ er sein Inneres zum erstenmal frei ge- hätte erledigen können. Wenn er dann so gesessen und aus verlegen. währen im Zorn auf den Vater, in ingrimmigen Gedanken dem Gehirn Erinnerungen herausgequält hatte, die längst im ,, Na, also da bist Du wütend geworden," sagte Per und Phantasien. Für den Augenblick tat das gut, aber Unbewußten begraben gewesen, so sah er oft recht sonderbar Hjarmsted; doch im nächsten Augenblick rief er mit der vollen als eine kleine Weile vergangen war, fühlte er sich ängstlich aus. Das Gesicht war verschwitzt und feuerrot, das Haar Kraft seiner Lungen: Komm her zu mir!" und trat selbst und unglücklich dabei. Das Bild seines Vaters hatte er zum hing in langen Zotteln über die Stirn herab, und die Augen von dem Treppenstein auf seine langen, gewundenen Beine Stürzen gebracht, zerschmettert lag es auf der Erde, so däuchte waren seltsam wirr. Dann trat er häufig auf den Treppenstein nieder. Er nahm das Türchen dem Anders aus der Hand ihn; doch zugleich war es, als fei Gott aus seiner Welt ver- vor der Haupttür hinaus, um sich abzufühlen. Mit bloßem und schlug oder stieß ihn nun mit einer der Ecken an die schwunden. Dieses Stück blauen Himmels hoch oben es Kopf und die Hände in den Taschen stand er da; manchmal Schulter, auf den Rücken, an den Kopf, mit solcher Gewalt, zeigte sich gar nicht, es war gänzlich verschwunden; er fand, kniff er die Augen zusammen, als hätte er sie überanstrengt, daß der Junge ganz betäubt aufs Pflaster umfiel. es sei so, wie wenn er den Gips von einer alten Stibendecke manchmal straffte er die Lippen start über der Zahnreihe,..Ich werd Dich lehren wütend werden!" rief der Alte und habe nehmen wollen, weil er häßlich und schmutzig gewesen, indem er den Mund breit machte; sodann streckte er den stieß und trat mit seinen Stiefeln auf den Jungen, ich werd aber dann waren im selben Augenblick die Decke, das Dach, magern Hals und schob die Augenbrauen empor.- In Dich lehren, wütend werden! Sollst Du so den Teufel das ganze Haus über ihn niedergestürzt. Er hatte gedacht, solchen Augenblicken tat man gut daran, ihm nicht nahe zu über Dich regieren lassen, was, sollst Du, sollst Du so den daß es ihn wieder in gewaltige Empörung versehen würde, kommen. Man vermied es auch am liebsten, ihn anzureden. Teufel Macht über Dich bekommen lassen!" wenn sein Vater endlich nach Hause käme, und er selbst sähe, Er stand da draußen auf dem Treppenstein an einem Anders war eiskalt am ganzen Körper vor Wut und Schmerz. wie er vor der Tür hielt und Kirstine ihn ängstlich und mit Abend im November und drehte und wendete sich. Der Mit abgewandtem Gesicht lag er auf der Erde. Der Vater. fieberhafter Wachsamkeit bediente; doch als der alte Per Wind war regenfühl; große, zerfaserte Wolfen trieben am war wieder auf den Treppenstein hinaufgegangen. Hjarmsted gegen acht Uhr wirklich zum Hoftor einfuhr, da war Himmel hin. Da gewahrte er Anders, der drüben beim... Selber ein Teufel! Selber ein Teufel!" zischte Anders Anders dermaßen mit religiösen Zweifeln und Spekulationen Hühnerhausloch an der Stallwand stand. Anders war jest zwischen den Zähnen hervor. beschäftigt, daß er fast gar nicht darauf achtete. start sechzehn Jahre aber klein und schmächtig von
-
-
-
-
-
-
-
Der Vater konnte die Worte sicherlich nicht hören, aber Per Hiarmsted war sehr reizbar in diesem Herbst. Einige Wuchs. Womit hantierte er doch nur da drüben? Wars er verspürte etwas Troßiges im Klange. von den Hüfnern, denen er Parzellen von dem Gute verkauft das Türchen, das er nicht auf die Angeln bekommen konnte?
-
Steh auf!" befahl er.„ Sieh mich an! Bonach
hatte, das er aufgeteilt," verursachten ihm nicht geringe Er war gehörig in Eifer; seinen Vater sah er gewiß schielst Du?" Schwierigkeiten. Solche Scherereien fonnten natürlich leicht gar nicht. Per Hjarmsted hörte durch den Wind hindurch Anders hatte sich erhoben und stierte dem Vater in die entstehen, aber in diesem Fall war es sehr schwer, sie zu einzelne laut gesprochene, higige Worte: Verfluchte Sauerei!" Augen. ordnen, denn obwohl der Mann auf dem Tanghof wirklich und ähnliches. Plöglich aber schmiß der Junge das ziem
-
( Forts, folgt.)